Hübsch machen

Neulich durfte ich nach der Mittagspause eine Mutter auf dem Parkplatz vor der Praxis beobachten, wie sie ihr Kind „kinderarzttauglich“ machte. Ich komme oft zu Fuß, deshalb habe ich die Parkplätze auf dem Weg im Blickfeld, dann und wann sehe ich bereits, wen ich nachher in der Praxis treffe.

Das Kind wurde gestylt. Die Mutter hatte einen Kleiderroller dabei, hobelte damit die Jacke des Mädchens ab, dann war die Haarbürste dran, Haare nach links, Haare nach rechts, Seitenscheitel ziehen, weiterkämmen. Schließlich wie bei UnserOmma mit etwas Spucke auf dem Finger die Augenbrauen geglättet, die restlichen Fuseln vom Kragen gepickt und den Schokoladenfleck von der Wange gewischt. Blitzeblankepropper.

Ich finde das sehr rührig, und beim Weiterlaufen dachte ich mir, wie andere wohl ihre Kinder vor dem Kinderarztbesuch vorbereiten. UnserOmma hat gesagt, man solle immer eine frische Unterbuxe anhaben, „man kann ja ma´ plötzlich ins Krankenhaus kommen“, keine Ahnung, ob das Gegenteil in dieser Generation usus war, um das so hervorzuheben, oder ob sie uns wirklich ins Gewissen geredet hat.
Frisch gebadet oder geduscht, bevor man zum Arzt geht, das kenne ich so noch selbst, aber ist das auch heute noch so? Wenn ich hier manche Kinder mit, naja, sagen wir mal „heavy used“ Hosen und T-Shirts sehe, mit Bremsspuren an passenden und unpassenden Stellen, Socken mit Löchern und Füßen mit Trauerrand, dann bezweifle ich das mitunter. Und es sind nicht immer „die“ sozialen Schichten, die so auftreten, bei den anderen heißt das es dann nur „kommen grade vom Sandkasten“ oder „der zieht morgens gerne die gleichen Klamotten wie vom Tag vorher an“ oder „na, Bernhard, hast Du Dich wieder alleine angezogen?“, wenn die Unterhose komplett fehlt.
Von verkrümeltem Mund oder klebrigen Fingern möchte ich gar nicht erst anfangen, das gab´s schon mal an anderer Stelle.

Sind doch Kinder…, oder?
Ja sicher.
Als Kinderarzt darf ich mich über diese Dinge nicht aufregen. Kinder sind eben pappig, schnuddelig, haben verfilzte Haare und schwarze Fingernägel, Krümel zwischen den Zähnen und Dreck in den Ohren (gegen letzteres habe ich wirklich nichts, wer die Ohren zu sehr q-tippt, schafft sich nur Cerumenpfröpfe und verdreckt die Ohren noch mehr).
Also gut. Bin ich großzügig. Genauso, wie ich Geschreie und Holzklötzchengewerfe im Wartezimmer tolerieren sollte. Oder, dass Rob-Calvin alle Mundspatel einzeln abschleckt und fein säuberlich (No!) auf dem Boden verteilt. Lässt sich doch alles aufräumen. Und die anderen drumherum tolerieren das zudem, sind auch alles Kinder und ihre Eltern.

Neinnein, ich bin schlicht ein bescheidener Arzt, der sich freut, Körper zu untersuchen, die einem Mindestmaß an Sauberkeit genügen. Dies schließt übrigens vor allem die Abwesenheit von Essensresten (Brezelstücke, Milchreste, rote Farbe von Lollies oder Himbeereis) und zumindest einen neutralen Körpergeruch ein. Womit ich übrigens am wenigsten Probleme habe – JA! Sprechen wir drüber! – … volle Windeln. Das ist das Schicksal des Kinderarztes. Der Kleinsten´ Murphy´s Law impliziert nämlich grundsätzlich lebhafte Darm- und Blasentätigkeiten. Ausnahmen: Volle Windeln mit … entsprechenden Resten, die beweisen, dass der letzte Wechsel ein paar Stunden zurückliegt.

Achja: Neben hübsch gemachten Kindern sind mir außerdem solche am liebsten, die überhaupt wissen, dass sie zum Kinderdok gehen, untersucht werden, vielleicht auch eine Spritze bekommen. *Die* Vorbereitung ist die entscheidende.
Da hält das Vertrauen zwischen Kind, Eltern und Arzt am Ende viel länger, als eine Spuckefaden zieht.

45 Antworten auf „Hübsch machen“

  1. Meine Schwiegermutter hat heute immer noch eine frische Unterhose in der Handtasche wenn sie unterwegs ist, egal ob Auto oder Fahrrad.
    „Es könnte ja unterwegs etwas passieren und sie muss ins Krankenhaus.“

  2. Unsere Kinderärztin wohnt gleich um die Ecke. Ich hab also keine Ausrede dort mit einem verdreckten Kind aufzutauchen. WIr machen das so:
    – Kind wird erklärt, wir gehen jetzt zu Frau Dr. X., die wird das und jenes machen.
    – Kind wird je nach Untersuchung frischgemacht. Letztens ging es nur um Haltungsfragen, da wurde nicht mal die Schuhe ausgezogen, also gab’s nur das sowieso übliche Programm vorm Verlassen der Wohnung, frische Windel, verdreckte Kleidungsstücke ersetzt, Haare gekämmt.
    – Kind wird nochmal erklärt, wo es jetzt hingeht. Snackwünsche werden auf „nach dem Kinderarzt“ vertröstet.
    – Für die demnächst anstehende U7 werde ich das Kind am Abend vorher baden bzw. beim morgendlichen Waschen extra gründlich sein, komplett frische Sachen anziehen und auf gute An- und Auziehbarkeit achten.

    Im Prinzip fast dasselbe, wie überall wo ich und das Kind präsentabel wirken möchten (Omma, Geschäft, Besuch, Kindergartenbesichtigung usw). Unfälle gibt’s natürlich immer (Schlammpfütze auf dem Weg, letztes Paar Socken in der Wäsche) aber bisher hatten wir da Glück.

  3. Ich sollte erwähnen, daß meine beiden sich irgendwie auf Extreme spezialisieren. Die sind nur selten halb sauber oder halb dreckig, entweder sie sind völlig passabel (ein kleiner Joghurtfleck zählt nicht) oder tropfnass und verschlammt. Da ich selbst stinkige Wäsche nicht mag (und Rotztreifen auf Hemdsärmeln unappetitlich finde), sortiere ich nach dem Ausziehen eiskalt alles aus, was müffelt oder fleckig ist. Auch wenn es das Lieblings-T-Shirt ist. Für Wickelkinder habe ich immer eine Notgarnitur dabei, falls der Windel-GAU eintritt. Das ist allerdings wie mit Regenschirmen – hat man etwas dabei, dann passiert meistens nichts. 😉

  4. Wir achten darauf, daß unsere Kinder nicht stinken und nicht total verdreckt sind. Wirre Haare wären mir egal. Klamotten, die z.B. frisch mit Essen vollgekleckert wurden wechsele ich, egal ob wir danach zu Hause herumlümmeln oder zum Kinderarzt gehen. Unterhosen mit Bremsspuren wären bei mir in jedem Fall sofort ausgewechselt worden, egal welches Alter und egal zu welchem Anlaß. Generell behandeln wir alle Situationen gleich – geduscht wird z.B. nicht jeden Tag, sondern wenn es nötig ist (oder gerade Lust zum Baden aufkommt). Unser Sohn hat allerdings eine Atopieneigung und seine Haut fühlt sich besser an, wenn er nicht jeden Tag zwanghaft geduscht/gebaded wird. Beim Kleinen achte ich morgens darauf, ihm etwas praxisfreundliches anzuziehen, also etwas, was sich leicht und schnell ausziehen läßt, und im Wartezimmer kommt immer noch einmal der Windelcheck, ob ein Wechsel ansteht. Das wäre dann aber auch das einzige, was wir extra für die KiA-Praxis machen. Wenn das Kind sauber genug ist für mich, den KiLa, die Großeltern und die Öffentlichkeit, dann ist es auch sauber genug für den Arzt! Vice versa ist es, wenn dreckig, eben auch zu dreckig für alles und wird entsprechend gesäubert. 🙂

  5. wenn ich nach den Kindergarten was vorhabe, was nicht Spielplatz ist, nehme ich immer eine extra Garnitur mit. Ich hasse mit schmuddeligen Kind durch die Gegend zu laufen und man weiss ja nie, wie das Kind nach dem Kiga aussehen wird 😉 Zum Arzt erst recht!

    Ich finde es wirklich widerlich, wie manche Kinder (auch manche im Bekanntenkreis) mit laufende Nase, schmutzigen Mund in Anwesenheit der Eltern rumlaufen. Von Fingernägel ganz zu schweigen…Wir haben auch Freunde (an den Bildungsgrad liegt es nicht…) denen es egal ist, ob die Kleine mit gefleckte Sachen rumläuft (und das nicht im/nach dem Kiga) wenn sie was mit Ihr unternehmen. Ich meine, sie ziehen es „absichtlich“ an bzw. es stört ihnen nicht, dass die Kleidung gefleckt ist. Ich z.B. würde meinen Kind, wenn es „privat“ mit mir unterwegs ist, niemals gefleckte Klamotten anziehen, sondern im Gegenteil, ich nutze die Gelegenheit aus, ihn „meine Lieblingsklamotten“ anzuziehen, die ich ihn nicht unbedingt für den Kiga anziehe. Mein Kind ist 4 und ich habe immer Feuchttücher dabei und oft auch eine 2. Garnitur dabei (zum Beispiel wenn wir zu Freunden gehen, wo ein Garten gibt/Spielplatz in der Nähe und ich weiss, die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind nass/schmutzig wird, groß ist). Ich habe nichts dagegen, dass das Kind schmutzig wird, aber ich bin (in der Regel) vorbereitet. Aber vielleicht ist das auch die Lateinamerikanische Mentalität…

    1. Dann sind meine Frau und ich Lateinamerikaner,mögen unsere Norddeutschen Ahnen uns verzeihen,denn so handhaben wir es auch meistens , unser Zwerg ist übrigens 5 😉

    2. Es gibt ja schon eine Spanne zwischen „mit Rotz im Gesicht rumlaufen lassen“ und „vor dem Betreten der Praxis die Fusselrolle rausholen“. Bei mir gibt es beide Extreme nicht. Ersatzklamotten hab ich auch meistens dabei, aber die zieh ich nur an wenn die Kinder nass werden oder so schmutzig, dass sie nicht mehr ins Haus dürfen. Wenn ich bei jedem Kleckerfleck gleich das T-Shirt wechseln würde müsste ich überall einen Schrankkoffer mitnehmen.

    3. Puh…. ich hab 3 Kinder, das wäre mir zuviel Gepäck 🙂
      Ich fange nach und nach an, di eKinder selber ihre Klamotten raussuchen zu lassen – so von wegen eigener Stil und so. Ich bestimme zwar noch was in den Schrank kommt (=ich kaufe die Klamotten ein), aber sie dürfen sich nach und nach selber ihre Sachen zusammensuchen.
      Wir gehen nachher zur U mit dem Mittleren, er ist 5, die U ist direkt nach dem Kindergarten, bzw ich hab Feierabend, husch rüber, hol die Jungs ab, mehr wie Händewaschen wird zu Hause nicht drinsein. Ich geh allerdings davon aus dass die Klamotten noch einigermaßen vorzeigbar sind. Wenn ein Soßenfleck vom Mittag auf dem Pullover ist und ein Grasfleck auf der Hose dann hab ich damit so gar kein Problem. Das Kind hat gestern abend gebadet und Haare gewaschen und Finger- und Fußnägel geschnitten und gesäubert bekommen, damit ist es per definitionem sauber. Alles andere sind normale Gebrauchsspuren.
      Das Kind soll auch bei der U authentisch sein, es ist kein Theaterstück für unsere Kinderdoc, sondern es soll geschaut werden was kann das Kind, was vllt nicht, wie ist es so drauf.
      Schlimm finde ich „alten“ Dreck. Bin auch „in der Medizin“ und ja, wenn jemand in die Notaufnahme kommt, nachdem er 3 Tage mit akutem Schlaganfall bewegungslos in der Wohnung lag, dann darf der stinken. Kommt jemand aber lange geplant zur Krampfader-OP und hat Füßnägel bis dorthinaus und vermiefte Uraltsocken und vor der Blutentnahme muss man mindestens 3-4 mal ran mit dem Tupfer, bis die Ellenbeuge sauber ist – das ist eklig.

  6. Da unser Zwerg eh schon Etepetete ist was Sauberkeit betrifft haben wir zum Glück keine Probleme damit,er besteht zudem auf sein Bübchen damit er auch gut duftet und so etwas nennt sich Junge………………. 😉

  7. Ich gestehe ich bin so eine Strebermutti, beide Kinder werden vor dem Arztbesuch geduscht und frisch eingekleidet, komplett auch Socken. Nasen werden von Popeln befreit, so weit möglich, Zähne geputzt. Ohrmuscheln zumindest ausgewischt ( keine Q- Tips ) und Nägel geschnitten.
    Den selben Maßstab lege ich aber auch bei mir an, ich finde einfach das gehört sich so.

    Natürlich kann es gerade mit Baby mal zu Unfällen kommen. Aber es macht wie ich finde schon einen Unterschied ob da frisches Bäuerchen in der Halzfalte hängen bleibt oder es schon einen Tag vor sich hinmufft.
    Das gleiche bei der Windel.

  8. Bin ich eigentlich die einzige Mutter, die das Kind NACH dem Kinderarztbesuch badet und komplett neu einkleidet? Mich gruselt es immer, wenn ich mir vorstelle, welche Bakterien und sonstigen Erreger an den Büchern, Spielsachen, Liegen usw. kleben und wer uns da angehustet usw. hat.
    Aber eine Jeans, die beim Kinderarzt war, wird bei uns am nächsten Tag SICHER NICHT mehr angezogen, sondern kommt in die Waschmaschine.

    Zur Sauberkeit VOR dem Kinderarztbesuch kann ich nur sagen, dass ich immer darauf achte, dass mein Kind sauber und ordentlich erscheint, sofern das irgendwie planbar ist. Und auch bei Notfällen befindet sich mein Kind eigentlich immer in einem Zustand, in dem man es anderen Menschen zumuten kann. Das ist mir unabhängig von Arztbesuchen wichtig.

    1. Ähm, ja, also das habe ich noch nie gemacht (Kind sofort nach dem Arztbesuch baden und neu einkleiden). Auf diese Idee wäre ich gar nicht gekommen. Machst du das dann auch bei dir, also sofort duschen und Klamotten wechseln?

      1. *seufz* Ich habe NICHT geschreiben, dass ich das Kind SOFORT nach dem Arztbesuch bade und neu einkleide. Es ist doch immer schön, wenn solche Untertöne mitschwingen, das hält den Austausch so sachlich.
        Um auf deine völlig wertfreie Frage zu antworten:
        Am Abend des Arztbesuchs kommt das Kind immer in die Dusche, ja. Und die Klamotten kommen alle in die Wäsche.
        Abgesehen davon mache ich das beim Kinderarztbesuch, weniger beim Zahnarztbesuch oder beim Orthopäden, sprich da, wo ich keine besondere Ansammlung von Krankheitserregern vermute, lasse ich das natürlich auch.
        Und nur um die Sache rund zu machen: Das Kind hat einen Immundefekt, der heftige Medikamente erfordert, dauernd. Infektionen sollen nach Möglichkeit vermieden werden, durchaus auch mit besonderen Maßnahmen. Und ja, deshalb wechsle ich auch MEINE Klamotten, wenn ich mit dem Kind beim Kinderarzt war oder wenn ich (was so gut wie nie vorkommt) meinen Hausarzt aufsuche.
        Weißt du, nicht alles, was in deinen Augen zwanghaft oder neurotisch wirkt, ist es auch.

        1. Kann ich gut verstehen. Für den einen ist es ein kleiner Schnupfen, nichts weiter. Für den anderen ist es eine Dauer-verstopfte Nase mit heftiger Erkältung, die nachts den Schlaf raubt und tagsüber die Kraft und die Lust nimmt z.B. zum Spielen oder um etwas zu unternehmen. Reden wir dann nicht von 1-2 Wochen, sondern mehreren Monaten ist ein normales Kinderleben zumindest schwierig.

        2. Soll ich das riechen, dass dein Kind einen Immundefekt hat? Solche Informationen gehören natürlich mit in den Beitrag, ansonsten darfst du dich nicht wundern, wenn du neurotisch wirkst.

          Und was versprichst du dir davon, wenn du dein Kind NICHT sofort nach dem Arztbesuch reinigst? Denkst du, die Keime warten bis abends, bevor sie sich auf dein Kind stürzen? Sorry, ich verstehe einfach den Sinn nicht.

          1. Also ich kann mir nicht helfen, irgendwie erscheinst du mir in deinen Reaktionen recht harsch, ich könnte mich nicht entsinnen, dir etwas getan zu haben.
            Dennoch zum Abschluss dieses Themas, mehr sage ich dazu auch nicht mehr:
            Dass (auch ohne Immundefekt) eine gewisse Ansteckungsgefahr mit NEUEN Keimen beim Kinderarzt besteht (eher Wartezimmer samt Spielzeug als Sprechzimmer), dürfte ja wohl allgemein bekannt sein. Ich kenne viele Mütter (mit Kindern ohne Immundefekt), die abwägen, ob eine Ansteckungsgefahr beim Kinderarzt schlimmer einzustufen ist oder der aktuelle Infekt des Kindes. Deshalb habe ich auch VOR der Diagnose die Klamotten des Kindes nach dem Kinderarztbesuch gewechselt. U.a. deshalb habe ich die chronische Krankheit meines Kindes im ersten Beitrag nicht erwähnt.
            Zur Hygiene MIT Immundefekt sag ich nur soviel: Du kannst sicher sein, dass z.B. die Hände usw. nach dem Arztbesuch u.a. mit einem Desinfektionsmittel für Hände gesäubert werden. Man muss immer abwägen, was sofort notwendig ist, was später erfolgen kann und was man ganz lassen sollte, denn ein immunkrankes Kind kann man sehr leicht zum Sauberkeitsneurotiker erziehen, wenn man da nicht mit einer gewissen Vernunft und guten ärztlichen Beratung ran geht. Sonst lässt man das Kind nämlich nirgendwo mehr hin oder überschüttet es permanent mit Desinfektionsmittel. Ganz tolles Leben.
            Ob du es glaubst oder nicht, über Hygiene mit Immundfekt habe ich mir schon den einen oder anderen Gedanken gemacht.

    2. Auf die Idee bin ich auch noch nicht gekommen. Ich gehe mal davon aus, dass auf Behandlungsliege beim Kinderarzt weniger Erreger sind als auf der Bank auf dem Spielplatz oder dem Sitz in der Straßenbahn. Erstere wird wohl regelmäßig abgewischt, und meistens ist da auch so Einmalpapier drauf. Bücher und Spielsachen sollten nicht in den Mund genommen werden, aber die Klamotten wechseln find ich jetzt eher übertrieben. Die wenigsten Krankheitserreger überleben an trockenem Stoff, und die hartnäckigeren hat man bis dahin wahrscheinlich sowieso schon eingeatmet.

      1. Ich oute mich hiermit als klamottennachdemstrassenbahnfahrenwechsler. Komischerweise hat mich das in 12 Jahren wohnen in der Großstadt nie gestört, aber seit dem ich auf dem Land wohne gruselts mich wenn ich mir die Leute vorstelle die da alle auf den Stühlen sitzen. Ich denke da vor allem an den schon weiter oben beschriebenen Herrn an der Supermarktkasse. Und mit den Klamotten beim Kinderarzt halte ich es ähnlich. Nicht wegen der gut gereinigten Liege, sondern wegen den Eltern, die den rotzenden Triefnasen ihrer Kinder im Wartezimmer nicht den Kampf ansagen und lieber gelassen dabei zuschauen wie ihre Sprösslinge die Schmodder auf allem verteilen was man sich nur vorstellen kann und sogar noch darunter.

          1. Den kenne ich zwar nicht, wäre aber mittlerweile eine ganz gute Idee für mich wenn ich noch öfter als 3 mal im Jahr busfahren würde.

            1. Sheldon Cooper ist eine (fiktive) Figur aus der Fernsehserie „The Big Bang Theory“. Eine Figur, die die eine oder andere „Macke“ hat….

    3. Hier auch! Zwar nicht komplett Duschen, aber die Kleidung vom Kindearztbesuch kommt garantiert! in die Wäsche.

  9. Kinder 100%ig „proper“ zu machen, bevor man das Wartezimmer betritt, stelle ich mir als übertriebenen Aufwand vor. Normale Hygiene sollte doch reichen – die ein oder andere Gebrauchsspur an Kleidung oder unter Fingernägeln nach einem ereignisreichen Tag z.B. in Schule oder Kindergarten finde ich absolut verzeihlich.

    Ich könnte kein Arzt sein; ich komme schon schwer mit ungepflegten Mitbürgern und Mitbürgerinnen in der Öffentlichkeit (und insbesondere im ÖPNV) aus. Ich kann mich nur schwer entscheiden, was schlimmer ist: Schweissgeruch oder übertriebene Duftwolke (ok, Schweissgeruch gewinnt, … knapp).

    In einer Lungenambulanz erzählte mir eine Krankenpflegerin (Krankenschwester?) neulich, dass nicht selbstverständlich angenommen werden kann, dass Patienten sich vor dem Arztbesuch waschen – bäh. Unabhängig von Alter sei das (über die soziale Schicht haben wir nicht gesprochen).

    Ich habe jedenfalls meistens mit ausgewachsenen (erwachsenen?) Menschen zu tun. Wenn die es nicht einmal schaffen, auf sich zu selbst zu achten, warum sollten sie das als Eltern können? Also für ihre Kinder mit? Ohne ins andere Extrem zu verfallen und jeden Tag mindestens 2x zu duschen, was ja auch nicht so gut ist?

    Sind eben alles nur Menschen und die Wahrnehmung scheint sehr unterschiedlich zu sein.

    1. Schweißgeruch ist ja nicht mal das schlimmste. Grade eben stand ich im Supermarkt an der Kasse hinter einem (vermutlich) Alkoholiker, der sich wohl wochenlang nicht mehr gewaschen hat und das mit der Kontinenz klappt auch nicht mehr so gut. Da komme ich mit Schweißgeruch am Ende eines heißen Tages noch eher klar.

  10. Bei Vorsorgeuntersuchungen achte ich schon sehr penibel drauf, dass Kleidung und Krümmelchen sauber sind. Da kommt sie auch ums ungeliebte Haarewaschen nicht herum. (Sonst wird das – ich gestehe – schon mal einen Tag mehr gezogen, denn ich befürchte immer noch, dass eines Tages während des Haarewaschens das Jugendamt vor der Tür steht. *grins* So viel dazu.)

    Wenn wir allerdings mit akuter Mittelohrentzündung noch schnell vor Praxisschluss kommen dürfen – ja, es es hat sich wirklich erst jetzt geäußert – dann ist mir das alles „Wurscht“.

  11. Ich kannte den Spruch mit den dreckigen Schlüpfern nicht von meiner Oma… aber aus dem Lied „Angst“ von Gerhard Schöne, von welchem ich als Kind eine Kassette besaß; 3. Strophe:

    Manchmal hab ich Angst davor; dass ich mit dem Auto fahr; und – bumms – erwischt mich eine Straßenbahn; und im Krankenhaus bemerkt der Arzt; ich hab verdreckte Schlüpfer an.
    Darum trag ich nur noch graue; schwarze oder dunkelblaue; Wäsche, wo man keinen Dreck erkennt; Autofahrn macht wieder Freude; mit der dunklen Wäsche heute; hab ich keine Angst vorm bösen End.

    Den ganzen Text findet man hier: http://www.magistrix.de/lyrics/Gerhard%20sch%C3%B6ne/Angst-245956.html (Man, hab ich mir gerade nen Wolf gesucht, bis ich das Lied fand…)

  12. Geplante Arztbesuche => Sauberkeit Pflicht!

    Bei Arztbesuchen direkt nach der Schule wird es schwierig.

    Bei Notfällen ist es mir ehrlich wurscht!!

    Aber den SonntagsAusgehAnzug, den haben wir nicht. Den Spruch mit der Unterhose, ja den hat noch meine Mutter mir gesagt und ehrlicherweise, ich nutze den auch. 😆

  13. Naja, so ne grobe oberflächliche Sauberkeit kriegen wir meist halbwegs hin, aber saubere Fingernägel sind so ne Sache an der wir regelmäßig scheitern. Das ist so ne Mischung aus Nägeln die ich jede Woche schneide (ich schwör!) und die trotzdem immer zu lang sind und dem täglichen Engerlinge etc. im Garten ausbuddeln. Die werden auch nach ner Stunde Badewanne nicht sauber. Ich dachte ja mit dem Schuleintritt würde das einfacher, weil sie ja nicht mehr die Vormittage mit Dreckwühlen beschäftigt sind, aber Pustekuchen…

    Immerhin klappt das mit der Blenderei ganz gut. Letztens beim Arzt: „Isch hab gebadet und saubere Sogge an, weil die Mama sagt das macht man so!“ 🙂

  14. Keine „frische“ Unterhose wurde da geraten, sondern eine „ordentliche“ – so war es jedensfalls bei uns (von „frisch“ wurde wohl automatisch ausgegangen). Deshalb musste die Unterhose zum Unterhemd passen, durfte nicht zu aufreizend sein und wurde, so sie löchrig war, sofort aussortiert. Was hätte sonst der Arzt im Krankenhaus von uns gedacht???

  15. Hahaha, das „du könntest ja einen Unfall haben und ins Krankenhaus kommen“ habe ich noch von meiner Kindheit im Ohr!
    (Ich hab mich damals schon gefragt, ob man dann nicht andere Probleme hat als die Unterhose und als mein Kleiner letztes Jahr mit Armbruch ins Spital kam, habe ich tatsächlich keinen Gedanken an die Klamotten oder Ohrenschmalz verschwendet.) Vor geplanten Arztbesuchen gibt es hier aber auch das Rundum-Wischwasch-Programm. Wat mutt, dat mutt.

    1. Wenn es sich nicht gerade um Notfälle oder Unfälle handelt sollte das normale Waschprogramm oder Umziehen nach der Kita schon sein. Aber ich gebe zu: Wer schon öfter auf der „anderen“ Seite stand und schon viel gesehen hat ist da empfindlicher.

  16. Uiuiui, erwischt. Ahrg.
    OK, mal schauen:
    Öhrchen: Sauber!
    Zähnchen: Sauber!
    Windelbereich: Sauber!
    Windelbereich bei Nicht-Windelkindern: Öh … *Räusper*
    Essensreste irgendwo: Nope!
    Körpergeruch: Hmmmja. Geht so, kommt drauf an. Zur U ein Muss, aber wenn es dem Kind richtig schlecht geht, werd ich den Teufel tun und es vorher waschen, sorry for that.
    Fingernägel: Ich mache die sauber und 3 Sekunden später sind die wieder dreckig, ich schwör!
    Hosen: „Heavy used“ ist ja ein toller Euphemismus, 😀 Je nach Kindestemperament kann ich gar nicht so oft flicken/Flicken aufbügeln/neu kaufen, wie die kaputt gehen. Und würde ich bei jedem Loch gleich eine neue Hose kaufen, ich wäre bald arm wie eine Kirchenmaus!

    Ach so, nochmal ad Öhrchen) Innen drin isr mir das wurscht, aber wenn es außen ist, also außerhalb des Gehörganges … widerlich. Ebenso wie es erstaunlich viele Leute nicht für nötig zu halten scheinen, den Kindern die Nase zu putzen oder abzuwischen. Ergebnis ist eine fiese grün-gelb getrocknete Schnodderschicht-über-Schicht unter der Nase oder das Selne an den Ärmeln. Ekelig.

    1. Das mit dem Naseputzen war vor Kind 2 auch meine Position. Aber seit ich ein Kleinkind habe, das ich schon zu jedem Wickeln und Zähneputzen unter Gebrüll festhalten muss, überlege ich mir dreimal, ob ich wirklich jedes Rotzfähnchen sofort wegwische.
      Ich muss gestehen, dass ich die Debatte hier ein wenig befremdlich finde. Ich habe mir über die Hygiene anderer Kinder noch nie annähernd so viele Gedanken gemacht wie das Lesen der Kommentare hier es erforderte. Klar laufen meine Kinder nicht mit dreckigen Unterhosen oder vollen Windeln herum. Aber in den entspannten Momenten, die ich mit ihnen habe, lese ich lieber ein bis drei Bücher vor als unter heftiger Gegenwehr Ohrmuscheln zu reinigen. Zur Praxis fehren wir meist mit dem Rad; klar sind dann die Haare strubbelig und das Kind hat unter dem Helm etwas geschwitzt. Bewegung und umweltfreundliche Mobilität sind mir halt einfach wichtiger als adrettes Aussehen. Ich wundere mich eher manchmal über das Umgekehrte, über hübsch hergerichtete Kinder mit schöner Kleidung, Zöpfchen und Haarspängchen, die lethargisch in ihren Markenbuggys sitzen und vor sich hin stieren, während die Eltern gefühlte Ewigkeiten in ihr Smartphone tippen (was natürlich auch nicht verallgemeinerbar ist).

      1. Na schau, liebe cara: Ab einer gewissen Nasenrotzmenge (oder Farbe) wird es halt einfach ekelig. Und ist ja nicht so, als ob die Kleinen das dann nicht auch irgendwo dranschmieren würden. Oder ablecken, *schauder*
        Klar verstehe ich, dass Du keine Lust auf noch mehr Drama hast, *mitfühlendseufz*
        Aber da müssen wir alle mal durch, leider. Sonst könnten meine Kinder schon lange nicht mehr durch die Nase atmen und hätten Haare wie Schmieröl, das sind unsere Kreisch- und Ausrastreinigungen. Bei denen ich mich manchmal echt frage, ob die Nachbarn denken, wir würden unsere Kinder massakrieren, 😀

        „Ich habe mir über die Hygiene anderer Kinder noch nie annähernd so viele Gedanken gemacht wie das Lesen der Kommentare hier es erforderte.“
        -> Du, das liegt schlicht und ergreifend daran, dass das Thema des Beitrages ist! Ich glaube, Kinderdok könnte auch über strahlenden Sonnenschein schreiben und wir würden eifrig drüber diskutieren! 😉

  17. Ich gestehe, ich ziehe meine Kinder nicht frisch an bevor wir zum Kinderarzt gehen. Was sie morgens angezogen haben ist gut genug, und wenn da inzwischen ein Fleck drauf ist, sei’s drum. Okay, wenn sie durch den Schlamm gerollt sind… Aber die Geburtstagsgarnitur gibt es nicht, ich bin froh, wenn meine Kinder den Besuch bei der Kinderärztin als etwas normales ansehen, dann können sie auch in „Wohlfühlklamotten“ hingehen.
    Die Ausrede „vom Vortag“ zieht ja wohl nicht. Warum wird das nicht schon abends aussortiert wenns schmutzig ist?

    1. Weil es mal wieder nicht geklappt hat, dass Sohnemann es selbst macht. Und die am morgen alleine wieder anzieht (was ich wichtig finde!). Ich weise wohl darauf hin, aber wenn er entscheidet, das dann noch anzulassen und sich ggf. von seinen Mitschülern dafür hänseln zu lassen, bitteschön. – Da er Unterwäsche und Socken zuverlässig wechselt – so what? Da bin ich dann halt die sloppy mummy 😉

      1. Genauso fängt es an, dass Kinder dann entscheiden, ob eine Impfung nötig ist oder ob sie Hausaufgaben machen wollen. Aus meiner Sicht der falsche Weg.Die Quittung gibts erst viel später.

  18. Ohhhh, *örks*, ich kann nicht glauben, dass es _nicht_ normal ist, sich vor einem Arztbesuch zumindest die zu untersuchenden Körperpartien zu reinigen.
    Hätte ich bloß nicht zu Ende gelesen…

    1. Das erinnert mich an die Geschichte im Nachbarblog, wo der Patient nur das eine Bein gewaschen hatte, weil er dachte, das reicht zum Vermessen der Kompressionsstrümpfe aus…

  19. Der Text mäandert, für mich unerkennbar, offensichtlich zwischen ernst gemeint, Sarkasmus, Zynismus und Ironie.

    Jetzt weiß ich noch weniger als am Anfang 🙁

  20. Wir waren mit unser 3 mon. Tochter bisher 2x beim Kinderarzt. 2x hat sie dort bei der Untersuchung großzügig die Liege vollge…
    Beide male hatte ich zuhause eine frische Windel angezogen, eine frische mitgebracht und auch die Liege sauber gemacht.

    Wir werden auch später auf Sauberkeit und Hygiene achten. Das gehört sich so und das mache ich bei mir selbst ja auch so. Ich möchte nicht wissen, was einige Zahnärzte so zu sehen bekommen…

    Und ich glaube, das Spielzeug bringe ich lieber selber mit.

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