Schnell, hoch, weit – vor allem dabei

Soll ich auch mal was zu den Bundesjugendspielen sagen, ja? Nein? Na gut. Dann eben doch:

Für mich gibts da klar zwei Ansichten: Die des Arztes und die des Vaters. Der erste wird in jedem Fall alle Initiativen begrüßen, die die Bewegung von Kindern fördert, ob das der stinknormale Schulsport ist, der Schwimmunterricht oder der Anreiz über die Bundesjugendspiele. Dazu haben wir leider – ein alter Hut – zuviele dicke Kinder und bekommen immer mehr. Geht mal über einen normalen Schulhof…
Leider ist es aber immer der Sport in der Schule, der leiden muß. Schlecht ausgebildete Lehrer allerorten, der Sportunterricht muß am häufigsten dran glauben, wenn Stunden ausfallen, der Sport- oder Schwimmunterricht wird am häufigsten zum Anlass genommen, zu schwänzen oder zu entschuldigen wegen „Fuß verknickt“, „ihm ist nicht so wohl“, „er ist gestern von einer Biene gestochen worden“ etc.
Das ist einfach nicht gut. Zuviele Kinder meiden die Sportvereine oder werden von ihren Eltern nicht zum Verein motiviert. Viele Kinder haben nicht einmal ein funktionsfähiges Fahrrad. Wenn nun die Schule das Bewegen im Sport weiter aushöhlt, wird´s nicht besser mit unseren Dicken.

Dann der Blick des Vaters. Zugegebenermaßen mit zwei Kiddies, die im Sportunterricht keine echten Probleme hatten. Sie waren nicht mopsig, sind sportlich, teamfähig, freundlich und engagiert. Überraschend übrigens bei diesem Vater (der auch seine Bundesjugendspiele hatte).
Wir haben die Bundesjugendspiele in der hiesigen Grundschule als sehr angenehm erfahren. Das ganze nannte sich von Anfang an „Sport- und Bewegungsfest“ (weil auch der zugehörige Kindergarten mitturnen durfte), darin integriert waren die klassischen Wettbewerbe des BJS. Vorab wurde schön geübt dafür und der eigentliche Tag war ein echter Gemeinschaftsevent. Es gab Futter, Trinken, Sport, Spiel, kleine Fußballturniere, die Lehrer solidarisierten sich mit den Eltern und gaben den Schiedsrichter. Naturgemäß hat meine Frau häufiger daran teilgenommen als ich, aber bei beiden Kindern stand ich dereinst auch an der Sprintstrecke und habe den Klatscher mit dem Holzscharnierbrett (Fachbegriff?) gegeben.

Ich habe nie erlebt, das nicht auch der Schwächste angefeuert würde. Alle waren auf alle stolz, überhaupt teilzunehmen, die Klasse stand bereit und skandierte jeden einzelnen Namen und beglückwünschte jeden, der ins Ziel kam, egal, ob dick oder dünn, ungelenk oder sonstwie anders begabt. Im Sport hat die Inklusion bereits in früheren Jahren gut funktioniert, sogar eine Rollstuhlfahrerin ließen wir die Sprintstrecke abrollen und den Schlagball werfen – ihr eigener Wunsch. Ganz zu schweigen von Patrick mit dem Down-Syndrom.
Am Ende gab´s Urkunden, klar, mit Siegerehrung, logisch, mit Applaus für jeden einzelnen. Und die Ehrenurkunden und Schulbesten durften sich endlich mal feiern lassen, auch wenn sie sonst vielleicht in Mathematik oder im Diktat unter dem Pult versanken vor Scham.

Meine eigene BJS-Karriere war nicht der Brüller. Nie über die Siegerurkunde hinaus, immer im letzten Drittel der Klasse (und beim sonstigen Schulsport auch als letzter gewählt). Aber ich hatte damals(tm) das Glück, genauso integere Sportlehrer zu haben, die jeden einzelnen motivieren konnten. Und bei meinen eigenen Kindern haben ich genau das Gleiche erlebt: Das Gemeinschaftsgefühl im Sport, die Kraft der Integrität. Das braucht Arbeit und Vorbereitung, das braucht ein gutes Lehrerkollektiv, eine gute Rektorin, die das alles zusammenhält. Klar, auch die Eltern, die ihre Kinder begleiten und auffangen durch die Erfahrung des Erfolges und des Scheiterns. Unsere ureigenste Aufgabe.

Bestimmt dünkte ich anders, wenn meine Kinder nach jedem Bundesjugendspiel heulend nach Hause gekommen wären – so wie sie das manchmal nach dem „blöden“ Mathe-Unterricht tun oder wenn „die Sophie wieder so bescheuert war heute“ oder „Frau Roderich sooo viel aufgibt, obwohl heute so tolles Wetter ist“. Ich habe auch geheult, wenn Schwimmen in der Schule war, weil ich nicht gut schwimmen konnte. That´s life.

Demütigung bei den Bundesjugendspielen oder grundsätzlich beim Schulsport entsteht nicht durch den Event an sich, sondern ist immer beziehungs- also menschgesteuert: Der blöde Sportlehrer mit der Trillerpfeife, die dummen Mitschüler, die hänseln, die dämlichen Eltern, die von ihren Kindern immer nur Erfolge fordern, nur die Schwächen sehen und nie ihre Stärken fördern. Da sollten wir ansetzen. In jeder einzelnen Schule, im Elternbeirat, beim nächsten Sportfest. Oder Musikfest. Oder Mathecamp. Oder Kunst-in-der-Schule-Tag.

Die sehr geschätzte Christine Finke alias „mama arbeitet“ gegen die Bundesjugendspiele
Achim Achilles im SPON zum Thema – keine Satire, denke ich mal, wie manche vermuteten
ZEIT-Erinnerungen der Bundesjugendspiele

124 Antworten auf „Schnell, hoch, weit – vor allem dabei“

  1. Noch ein Nachtrag: Schulbester in etlichen Disziplinen ist in der Schule meiner Kinder ein Klassenkamerad eines der meinigen geworden. Eines von den Kindern, die mit hängendem Kopf und hochgezogenen Schultern zur Schule gehen, die nie gute Noten haben, immer Ärger, von denen die Lehrer hinter ihren Rücken „Na, wissen Sie, das Milieu… da kann man gar nichts machen, aus solchen wird ja sowieso nichts“ sagen. Ein Kind, das als faul und leistungsunwillig gilt, schlechte Zähne und Löcher im T-Shirt hat. Das den ganzen Nachmittag auf den Bolzplätzen im Kiez herumtingelt und kickt, kickt, kickt. Heute bin ich ihm vor der Schule begegnet und habe ihm gesagt, dass ich gesehen habe, wie toll er bei den BJS abgeschnitten hat. Er strahlte übers ganze Gesicht, zählte mir alle Zeiten und Weiten auf, fragte mich dies und jenes und trabte dann fröhlich Richtung Klasse.
    Da können meine Kinder ruhig mal heulen, zetern und sich für Nieten halten – wenn so etwas dabei rauskommt, finde ich die Bilanz gut.

  2. Kinderdok, deine Meinung zu den BJS sei dir unbenommen.

    Aber „Helikopter“ werden bei uns diese paranoiden Eltern genannt, die ihren Kindern mehr schaden und die generell als mehr oder weniger gestört betrachtet werden.
    Wer also BJS abschaffen will, ist einem gestörten Menschen mit Überwachungsdrang gleichzusetzen?

    Wie „viele“ außerdem ihr Kindheits“trauma“ dabei „verarbeiten“ – wow. Wie hübsch da die Irrationalität der Gegner impliziert wurde.
    Wie wäre es mit: sie haben eine ablehnende Meinung und können diese mit ihren Erfahrungen begründen?

    Den Aufruf zum Selbstgestalten finde ich ja gut – so, und nun mach mal schön. Wie, Du hast keine Zeit, von morgens 9 bis mittags 3 auf dem Sportplatz zu sein, weil Du arbeiten musst? Willkommen in der Realität…

    Wie wäre es denn statt dessen, wenn wir die (übrigens auch teuren) BJS freiwillig von den Eltern ausrichten lassen, die einmal pro Jahr Sportfest wirklich wichtig finden?

  3. Der Hammer, wie dieses Thema polarisiert. Vermutlich, weil viele ihr eigenes Kindheitstrauma verarbeiten. As I said, bei mir waren die BJS in der Schule nicht besser, als von vielen angeprangert. Dennoch habe ich bei meinen Kindern anderes erlebt. Für mich bleibt die These, dass es nicht das Event ist, sondern die Lehrer und die Dumpfbackenmitschüler, die den meisten die BJS vergällen. (Ich wollte noch was zu dem Totschlagargument der Nazi-Genese der Spiele sagen, aber lasst uns nicht auf der Ebene weitermachen)

    Eltern: Tretet ein an Eurer Schule und gestaltet das Sportfest selber mit, findet ein Gemeinsam statt ein Gegeneinander, und zieht doch selbst parallel eine Denkolympiade auf – zwei, drei Lehrer werdet Ihr schon finden, die mitmachen.

    Abschaffen ist mir zuviel Helikopter.

  4. Mich stört am meisten, dass die Bundesjugendspiele für alle verpflichtend sind und vor versammelter Mannschaft stattfinden, während Veranstaltungen, bei denen andere Fähigkeiten und Begabungen zählen (Mathe-/Chemieolympiade, Jugend forscht, Jugend musiziert, …), quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgehalten werden und zudem freiwillig sind.
    Wann gibt es endlich eine verpflichtende Teilnahme aller Schüler an entsprechenden Wissenschafts- oder Sprachwettbewerben?
    Das sind schließlich die Qualifikationen, die später im Leben zählen. Oder ist schon mal jemand irgendwo eingestellt worden, weil er eine Ehrenurkunde der Bundesjugendspiele vorweisen konnte?
    Aber nein, wir jammern lieber weiterhin über miserable PISA-Ergebnisse, bejubeln Dumpfbacken, die zufällig schnell laufen können und ziehen über die doofen Streber her, die zwar immer Klassenbester sind, aber keine 2m weit springen können. Ist schon klar.

    1. Stimmt schon, wieso muss der Bundespräsident eigentlich allen Leichtathleten Urkunden ausstellen, anstatt z.B. allen, die in Mathe eine 1 auf dem Zeugnis haben (immerhin eine Leistung, die über ein ganzes (Halb-) Jahr hinweg erbracht wurde, eine Einmalleistung an einem einzigen Tag spiegelt nicht das Können – auch gute Leichtathleten können mal patzen oder sich am Tag vorher den Knöchel verstauchen.

      Und wenn BJS so anspornend für den Sport sind, bräuchten wir doch erst recht die BRS (Bundesrechenspiele), BDO (Bundesdeutscholympiade) oder das BPF (Bundesphysikfest). Denn nach der Logik müssten dann ja alle Schüler, die nicht gut in diesen Fächern stehen, sich ungemein verbessern, um bei diesen Einmalveranstaltungen gut abzuschließen (anstatt ihren Mangel an Talent genauso hinzunehmen wie in den normalen Stunden auch).

      Mein Fazit: wer meint, dass die Jugend zu wenig Sport treibt, muss das Erlebnis als solches besser machen, und nicht mehr unangenehme Erlebnisse erzeugen.

  5. Ein schönes „Sportfest“ (auch bei uns hießen die BJS so) wie Kinderdok es beschreibt kannte ich nie, dafür zur Genüge Ausgelacht-Werden und In-der-heißen-Sonne herumstehen. Warum muss es Leichtathletik sein, das mM nach definitiv an Begabung und Körpertyp hängt? Ich war Klassen 5-11 in Sport grottig, immer eine Gnaden-4. Ein Sportlehrer zu meiner Mutter, als sie sich über seine ruppigen Sprüche beschwerte: „Ich kann ja rückwärts schneller laufen als die vorwärts.“
    12./13 Klasse plötzlich 2er. Warum? Kurssystem, konnte mir Sportarten aussuchen die mir lagen (Schwimmen, Gymnastik, Volleyball). Warum nicht gleich so?
    Natürlich ist Demütigung auch in anderen Schulfächern an der Tagesordnung, aber die Sport-Demütigung hat einen anderen Charakter als die Mathe-Vorrechnen-Sache. Ähnlich übrigens die Vorsingen-Demütigung. Benotung im Sportunterricht ist genauso bescheuert und geeignet, den Spaß an der Bewegung zu nehmen – also gerade kontraproduktiv für die Gesundheitsförderung – wie Noten für musikalische und künstlerische Performance. Noten in Sport, Musik und Kunst sollte es nur für Theorie geben (Regelkunde, Musik-/Kunstgeschichte).
    Ich habe jedenfalls unterschrieben und finde es gut, dass die Diskussion so entbrannt ist! Und Eindruck auf die Lehrer macht, auf dass es mehr Sportfeste wie das in Kinderdoks Schule geben soll!

  6. 1. „Wenn man in Sport schlecht ist, muss man halt üben“
    „Muss“ man? Wieso eigentlich? Ich verstehe, dass wir einen gewissen Level bei Mathe, Deutsch, Englisch etc. brauchen. Aber wieso soll es beim Sport (und Kunst) nicht ausreichen, Spaß an der Bewegung zu haben?
    Bitte um Erklärung, warum JEDES Fach bewertet werden muss und es nicht eines ohne Wertung geben darf

    2. „Versteh die Aufregung nicht, bei uns hat keiner gemobbt“
    Toll für dich.
    Hunger auf der Welt gibt es auch nicht mehr, sobald Du satt bist, wie?

    3. „Die Kinder werden schon zu sehr verweichlicht“
    Genau, gemobbt werden ist doch so gut für den Charakter.
    Dutzende Selbstmorde auf Grund von Mobbing müssen einfach hingenommen werden, ein bisserl Schwund is immer.
    Und Emap..Empapa…Emmmpaathii…ach, quatsch mich nicht mit Fremdwörtern voll!

    4. „Man muss verlieren lernen“ (prinzipiell sogar ein guter Gedanke)
    …und dabei helfen Demütigungen natürlich ungemein.
    Und wer nicht verlieren kann, lernt es garantiert dauerhaft bei einer Veranstaltung, die einmal jährlich statt findet (anstatt es, sagen wir mal, von den Eltern vorgelebt zu bekommen…)

    5. „Oh Gott, keine Schulsportnoten mehr?“
    Weil ein Wegfall der Bundesjugendspiele natürlich sofort zum Wegfall der Sportnoten führen würde (mal ehrlich, wer das Argument benutzt, sollte eine 6 wegen mangelnden Leseverständnisses kriegen. Man soll ja die Eltern nicht verweichlichen…)

    6. Disclaimer
    Mochte Schulsport nicht, schwimme aber gern und hab meinen Marathon in der Tasche.

  7. Mal eine kleine Beobachtung zur Diskussion hier:
    Offenbar ist es ein Thema, das bei vielen Emotionen hervor ruft und die Diskussion zeigt, dass das theoretische Ziel der BJS offenkundig meist verfehlt wird (neben „Leistung erfahren und reflektieren“ wird heute da etwas von „Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten bekommen“ erzählt). Kritisiert werden die BJS im übrigen auch in der Sportdidaktik.
    Allgemein gibt es leider nach wie vor — auch das zeigen die Kommentare — eine Mobbingproblematik, die sich oft besonders im Sportunterricht manifestiert.

    Einige Argumentationslinien, die von Befürwortern genannt werden, sind durchaus aufschlussreich:
    – Sport kann man lernen: Sicher etwas, das zu selten kommuniziert wird. Auch Lehrkräfte sehen Sport zu oft als Schicksal. Allerdings würde ein „kann man lernen“ auch eine entsprechende Didaktik erfordern — die meisten meiner Sportlehrer waren in dieser Hinsicht echte Nieten.

    – in anderen Fächern gibt es auch bei Bedarf Nachhilfe: Ja, falls die Eltern genug Geld haben. Grundsätzlich liegt der Bildungsauftrag aber bei den Schulen und nicht bei den Eltern. Das gilt für alle Fächer, nicht nur für Sport.

    – in anderen Fächern werden Schüler auch vorgeführt: Ist DAS wirklich ein Argument?! Abgesehen davon, dass das glücklicherweise bei uns die Ausnahme war — können wir uns vielleicht darauf einigen, das Beschämungspädagogik nie hilfreich ist? Was soll ein Kind lernen, dass öffentlich vorgeführt wird? Kann und sollte es das Ziel des Schulsystems sein, einen Bodensatz an überzeugten Versagern zu produzieren oder sollte nicht vielmehr versucht werden, allen Kindern so viel wie möglich beizubringen und sie davon zu überzeugen, dass sich Anstrengung lohnt, Lernen möglich ist und Ziele erreicht werden können? Und nein, das heißt NICHT, ihnen alle Schwierigkeiten abzunehmen oder keine Leistungsziele zu haben.

    Und was den Sportunterricht insgesamt angeht: Nein Sport ist eben kein normales Schulfach. Erstens braucht man Sport genau wie Kunst und Musik später beruflich nur, wenn man sich in diesem Bereich spezialisiert (oder LehrerIn dafür wird). Das kann und soll gefördert und honoriert werden.
    Gleichzeitig können und sollen diese Fächer aber noch mehr/ etwas anderes:
    Bewegungsfreude und Kreativität fördern, weil das die körperliche und psychosoziale Gesundheit unterstützt.
    Mit einer zunehmenden Zahl übergewichtiger Kinder, eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum, finanziellen Barrieren durch hohe Schwimmbadpreise u.ä. (in Berlin zahlen Kinder 3,50 Eintritt…), den Versuchungen durch Fernsehen und Computerspiele,… gibt es sicher genug zu tun. Klar, dass Schulen nicht alles retten können, was Stadtplaner, Armut und desinteressierte Eltern verursachen. Aber sie können zumindest dazu beitragen, ebenso wie die Vereine die sich mal wieder an ihren Basisauftrag — Breitensport fördern — erinnern sollten.

    1. Toller Kommentar, science rocks, danke dafür (auch ein sehr schöner Nick!).

      Ich finde insbesondere den Mangel ein Empathie bei einigen, die keine Mobbingprobleme hatten, erschreckend.

  8. Mich würde mal interessieren, wie die Diskussion ablaufen würde, wenn es nicht um Sport, sondern um Deutsch, Mathe oder Englisch gehen würde.

    Es gibt genügend Kinder, die in diesen Fächern schlecht sind und für die das Ausfragen vor der Klasse oder der Aufruf, an der Tafel etwas zu lösen, enorm peinlich ist. Trotzdem würde keiner auf die Idee kommen, die Benotung für diese Fächer aufzuheben.

    Ist das Kind in den Fächern schlecht, ist es halt faul und muss lernen, gegebenenfalls wird Nachhilfe gebucht und versucht, die Noten zu verbessern.

    Vielleicht hat das Kind auch genügend Selbstbewusstsein, um über diese Demütigung hinwegzusehen oder auch noch Witze über die eigene „Unfähigkeit“ zu reißen.

    Ist man beim Sport jetzt aber schlecht, ist das Fach oder der Lehrer schuld. Man macht zwar nie etwas, will aber keinesfalls eine schlechte Note haben oder ohne Urkunde dastehen, ist ja demütigend. Und nie wird genau der Sport gemacht, den man mag (nur ist das halt oft so, bei Mathe frägt mich auch keiner, was ich am liebsten mag, sondern da wird der Lehrplan abgearbeitet).

    Dass für die sportlichen Kinder, die in den klassischen Fächern vielleicht Probleme haben, das aber das Highlight des Jahres ist, weil sie endlich auch mal etwas können, ist ja egal. Das eigene Kind leidet und damit darf keiner mehr vom Schulsport oder den BJS profitieren.

    Wenn hingenommen wird, dass das Kind nunmal nicht sportlich ist und man es ja zu nix zwingen darf, dann soll auch akzeptiert werden, dass andere Kinder einfach doof sind – bloß nix ändern, ist ja aufwändig…

    Warum ist nur das introvertierte Kunstgenie nicht so beliebt wie der extrovertierte Sportler? Weil man mit introvertierten Menschen nunmal schwer „warm“ wird und viele Kinder halt den einfachen Weg nehmen und zu dem Menschen gehen, der eh zu jedem Kontakt sucht.

    Selbstbewusste und extrovertierte Menschen haben es sicher leichter, Freunde zu finden und beliebt zu sein – das hat aber nur bedingt was mit der Sportlichkeit des Einzelnen zu tun, sondern eher damit, dass dieser Typ Mensch dazu neigt, was mit anderen zu machen und das ist häufig der Sportverein.

    1. Dass es nicht um die Abschaffung der Noten im Sportunterricht geht, ist aber soweit klar? Und auch nicht um die Abschaffung des Schulsports. Da es in Sport nichts schriftliches gibt, werden auch heute noch die Noten dort verlesen. Das heißt, jeder weiß genau, wer hier top oder flop ist. Genau wie in den anderen Fächern. Die Unsportlichen holen sich hier genauso ihre Demütigung und Nasenstüber ab wie der Englischmuffel beim Vokabeltest.
      Es geht um den Zwang, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Es wird auch keiner gezwungen, sich mit Blockflöte oder Triangle durch Jugend musiziert zu quälen.

      1. Und wenn man es als verbindliches Sportfest mit anschließender Notenvergabe anhand der erbrachten Leistung ansieht, macht es die BJS dann besser oder schlechter? In der Schule ist nunmal nicht alles freiwillig, ich muss auch den Mathetest schreiben, auch wenn ich nicht will und Noten sind im Endeffekt auch ein Wettbewerb.

        Und wir mussten im Musikunterricht durchaus ein Instrument vorspielen oder etwas vorsingen – kein Spaß, hat aber niemanden umgebracht.

        1. Ihr musstet also vor der gesamten Schule einen öffentlichen Mathetest schreiben?
          Und vor der gesamten Schule ein Instrument vorspielen oder etwas vorsingen?
          Während die, die besser rechnen oder musizieren konnten, euch auslachten, wenn ihr schlecht wart?
          Während eure Lehrer augenrollend daneben standen und auch noch in die gleiche Kerbe gehauen haben?

          Hui, bin ich froh, dass ich solch demütigende Erlebnisse „nur“ bei den Bundesjugendspielen hatte und meine Schule nicht so komisch war wie deine.
          Es wäre ein Alptraum gewesen, wenn man noch in anderen Fächern öffentliche Zwangswettbewerbe veranstaltet hätte…

          1. Auch bei den BJS stand nie die gesamte Schule um die Sprunggrube oder die Tartan-Bahn, da alle Disziplinen parallel zueinander stattfanden. Ich glaube auch nicht, das an anderen Schulen wirklich die gesamte Schule jeden einzelnen Teilnehmer verfolgen konnte, denn sonst wäre das ja ein Event, was mehrere Tage andauert, damit man auch wirklich jeden einzelnen schön demütigen oder bejubeln kann.

            Die Ergebnisse eines einzelnen wurden auch nicht vorgelesen, bei der Urkundenvergabe wurden dann nur die Namen und Punkte verlesen (und ich hab meistens nicht mal eine Siegerurkunde bekommen, Teilnehmerurkunde gab es „damals“ nicht).

            Auslachen gab es durchaus in sämtlichen Fächern, wenn jemand z. B. beim Abfragen komplett dämliche Antworten gegeben hat – und auch Lehrer, die den einen oder anderen bissigen Kommentar bzgl. der Leistung abgelassen haben (seltsamerweise waren das aber die beliebtesten Lehrer und haben es tatsächlich geschafft, bei manchen den Ehrgeiz zu wecken).

            Ich frage mich eher, was ihr

            a) für Mitschüler hattet, denn auch wenn ich nur sehr wenige Freunde an der Schule hatte und sicher nicht besonders beliebt war oder einem Standard entsprochen habe, gab es keine großen Hetztiraden

            b) für ein schwaches Selbstbewusstsein und Wesen habt, wenn euch ein einmal im Jahr stattfindender „Wettbewerb“, der im Gegensatz zu allen anderen Fächern und deren Noten keinerlei Einfluss auf die Schullaufbahn hat, dermaßen aus der Bahn wirft.

            Hätte es die BJS nicht gegeben, dann hätten die Schüler, die andere fertig machen möchten, einen anderen Aufhänger gefunden. Und die gehänselten Schüler ein anderes „Trauma“.

            1. Schau mal nach meinem Kommentar vom 30.06, 11:33 Uhr. Bei meinen Kindern standen ca. 522 Schüler auf dem Sportplatz rum.
              Klar lachen Kinder auch, wenn man in einem anderen Fach eine dämliche Antwort gibt. Ist mir auch passiert. Aber nichts hing mir so lange nach wie die rhythmische Sportgymnastik, bei der ich mir die Keule auf die Nase donnerte und mich in diesen dämlichen Gymnastikbändern verhedderte … 😉

            2. Offenbar hatten einige von uns die Mitschüler und die Lehrer des Grauens…

              Ich fand es übrigens schon schlimm genug, wenn man „Schonraum“ der eigenen Klasse ausgelacht wurde.
              Da brauchte ich nicht noch ein jährliches Großereignis, bei dem sich zusätzlich der Rest der Schule über mich beömmeln konnte…

              Zum Thema Mathenerds gegen Sportskanonen:
              In Mathe war ich übrigens auch schlecht. Und dankbar, dass es da nicht auch noch einen öffentlichen Wettbewerb gab.

              Schwaches Selbstbewusstsein: Ja, es soll Leute geben, die ein solches ihr eigen nennen. Da hilft es nicht, wenn man immer noch zusätzlich auf ihnen herumtrampelt.
              So, wie es an vielen Schulen abläuft/ablief, ist der normale Alltag schon oft der reinste Hürdenlauf.
              Wenn man zusätzlich noch gezwungenermaßen an Ereignissen teilnehmen muss, für die man sich niemals freiwillig gemeldet hätte und zum „Dank“ für die erfolgte Teilnahme einen Kübel Häme und Spott erntet… Ja, es gibt Menschen, die davon tatsächlich aus der Bahn geworfen werden.

            3. Also ich gebe dir recht. Ja es gibt Fächer wo jeder schlecht ist, nur ist es in keinem anderen Fach so wie im Sport wo die guten bejubelt wer werden und die schlechten ausgelacht werden. Wenn man in Mathe, Deutsch oder einem der anderen Lehrfächer gut war wurde man als Streber, Bücherwurm oder was weiß ich noch beschimpft, im Sport wurden die guten bejubelt. Da passt doch was nicht zusammen.
              Der Alltag ist für die „Streber“ schon nicht immer einfach, warum dann nochmal eine extra Portion Demütigung vor der ganzen Schule?
              Ja Sport kann man üben, nur wenn man dann sieht das es nichts bringt und man trotzdem nur mit ach und krach jedes Jahr die vier schafft und sich dann noch von Klassenkameraden den Spott anhören darf ist das Ziel des Sportunterrichtes verfehlt.
              Im Verein ist es häufig ja auch nicht anders. Allerdings gibt es da auch Ausnahmen. Bei mir im Karateverein hat der Sensei 2 Trainingseinheiten angeboten einmal für Anfänger und Leute die keine Wettbewerbe wollten und dann noch eine zweite für die die mehr Machen und zu Wettkämpfen wollten. Allerdings scheint das die Ausnahme zu sein, wenn man sich hier einige Kommentare durchliest.

            4. „Auslachen gab es durchaus in sämtlichen Fächern“ -> macht es das besser wenn es das gibt? Und trotzdem auch meine andere LehrerInnen überwiegend nicht die Bezeichnung „PädagogInnen“ verdienen, war das immerhin weitestgehend ein no go (blöde Kommentare von Lehrer_innen gab es ab und an und ich habe da durchaus meinen Status als gute Schülerin genutzt und meinen Mund aufgemacht, um andere in Schutz zu nehmen, Auslachen von MitschülerInnen gab es kaum, weil die typischen Mobber selber nicht gut in der Schule waren), ebenso wie Vorführen an der Tafel — das war freiwillig. Und wer aufgerufen wurde ohne sich gemeldet zu haben konnte klar und deutlich verweigern — gab ne schlechte mündliche Bewertung und oft ein Seufzen durch den, die LehrerIn, aber niemand wurde minutenlang gequält.

              „a) für Mitschüler hattet“: Tja, ab der siebten so einige die großen Spaß am Mobbing hatten. Hinzu kamen unangenehme Kommentare bis hin zu massiven (sexuellen) Beleidigungen auf dem Schulhof — gefühltes Spießrutenlaufen und der Versuch, den eigenen Körper soweit wie irgendmöglich zu verstecken (nicht so hilfreich für gute Sportnoten — und in anderen Fächern gibt es nichts vergleichbares, weil dort der Körper weniger relevant ist). Und leider gab es nur einzelne LehrerInnen, die das überhaupt als Problem gesehen haben und die haben dennoch nicht eingegriffen (aber zumindest mal zugehört). Leider hat 20 Jahre später meine älteste Nichte genau das Gleiche erleben müssen.

              „b) für ein schwaches Selbstbewusstsein und Wesen habt“: Ach, wer gemobbt wird ist wohl selber schuld und wer dran kaputt geht nicht stark genug? Schon mal mit Mobbing — Ursachen, Dynamiken und Folgen befasst? Ja, niedriges Selbstbewusstsein ist ein hoher Risikofaktor für Mobbing hat aber selbst oft eine Ursache. Andere Faktoren wie Ungeschicklichkeit oder Armut liegen erst recht nicht in der Verantwortung des gemobbten Kindes. Und auch ein anfänglich starkes Selbstbewusstsein ist kein sicherer Schutz vor Mobbing und eine Schwächung des Selbstbewusstseins eine nahezu sichere Folge.

              Ich würde mal sagen: Insgesamt hat es bei mir 5-10 Jahre gedauert, um sowohl ein einigermaßen gutes Körpergefühl zu bekommen als auch das grundlegende Misstrauen gegen meine Mitmenschen abzulegen. Ein stabiles Selbstbewusstsein hat noch länger gebraucht.

              Und wer aufmerksam liest: Die BJS waren oft einfach die Spitze des Eisbergs aus unangenehmen Erfahrungen. Und sie sind damit auch ganz klar nicht der Kern des Problems, aber ein Punkt an dem es sich bei vielen noch einmal steigerte, ebenso wie der Sportunterricht einfach ein Ort für straffreies Mobbing war, an dem sich der Sportlehrer munter beteiligte.

              Insofern würde eine Abschaffung der BJS natürlich nicht das grundlegende Problem lösen und wenn sie so gestaltet werden, wie der Kinderdoc es beschreibt — und parallel endlich mal Mobbing und Beschämung als Problem gesehen werden — ist nicht allzuviel dagegen einzuwenden.

        2. Cool, ein Sportfest mit Notenvergabe. Beim Sommmerfest oder der Weihnachtsfeier werden dann die Leistungen in Gesang, Schauspiel und Tanz benotet. Damit bin ich einverstanden.

  9. Ich glaube, langsam verstehe ich den Vergleich der BJS mit den sogenannten akademischen Fächern. Zwar sind die Sportcracks auch wöchentlich im Sportunterricht gut, werden gelobt und erhalten regelmäßig positive Rückmeldung. Aber bis zum Zeugnis „haben sie nichts in der Hand“, womit sie das belegen können. Während andere die Klassenarbeiten zum anfassen und den Eltern zeigen haben, müssen die ausschließlich in Sport guten Schüler bis zum Zeugnis warten – und da geht vielleicht die Eins im Sport im Meer der Vieren und Fünfen unter.
    Sollte man vielleicht darüber nachdenken, auch im Sportunterricht irgendwas Schriftliches auszuhändigen, was man zuhause stolz vorzeigen kann bzw. anhand dessen die Eltern von Bewegungsmuffeln und -legasthenikern Defizite und die Notwendigkeit von Freizeitsport feststellen können?
    Dann ist die Bestätigung anhand von Ehren- oder Siegerurkunden vielleicht nicht mehr so immens wichtig und die BJS können auf freiwilliger Basis wie Jugend forscht, Jugend musiziert etc. stattfinden.

  10. Ich versteh dasTheater um die BJS nicht. Zu meiner Zeit gab es noch keine Teilnahmeurkunden und ich habe in 13 Schuljahren 1 Sieger- und 1 Ehrenuhrkunde bekommen. Und das auch nur weil ab der Altersstufe auch Hoch- statt Weitsprung erlaubt war und ich da offensichtlich talentiert war. Hätte es an meiner Schule BJS im Geräteturnen gegeben, wäre ich sicher besser gewesen. Aber ganz ehrlich, mir hat es nicht geschadet, auch wenn ich nie werfen und weitspringen könnte- dann gab es halt keine Urkunde. Da hat bei uns auch keiner was gesagt von den Mitschülern. Und Wettbewerb gehört wie verlieren halt zum Leben dazu.

    1. „Da hat bei uns auch keiner was gesagt von den Mitschülern“ -> Vielleicht ist das genau der Schlüssel? Wenn du die Kommentare hier mal liest, könntest du sehen, dass für nicht wenige die BJS nichts als eine öffentlich inszenierte Demütigung waren und nicht alle davon waren per se unsportlich.
      Immerhin gibt es unzählige Sportarten, von denen aber nur einige wenige Leichtathletikdisziplinen bei den BJS vorkommen — das wäre so, als gebe es einen angeblich allgemeinen Schulwettbewerb, aber die einzige Disziplin die real vorkommt ist Mathe. Wer gut in Englisch, Geschichte oder Bio ist, sich aber mit Mathe schwer tut hat ebenso verloren wie die Judokas, Tänzer, Schwimmer oder Mannschaftssportler bei den BJS (wobei die dafür nötige Konditition vielleicht zumindest mittelmäßige Leistungen in der Langstrecke bringt, war bei mir so). Wäre das sinnvoll, dann den allgemein Schulbesten zu küren? Oder sollte das nicht fairerweise Matheolympiade heißen?

      Und stellen wir uns doch mal vor, es gäbe eine jährliche Matheolympiade:
      Die gesamte Schule muss teilnehmen und alle müssen öffentlich vorrechnen. Von hinten kommen Kommentare der Mathe-Asse („wie kann man nur so blöd sein!“ „die fette Kuh kann ja nicht mal 1+1 rechnen“ „halt nix in der Birne“), der Mathelehrer packt noch einen oben drauf („tja L, dumm geboren und nix dazugelernt“).

      Got the picture?

      Und das ist eben nicht das ganze Bild, denn den eigenen Körper öffentlich zur Schau stellen, ist in der Pubertät für die meisten Mädchen aber auch viele Jungen schambesetzt und unangenehm. Da reicht schon das Gefühl, beobachtet zu werden. Zwang hilft da nicht weiter — Sport abschaffen natürlich auch nicht (das Sport sinnvoll und wichtig ist ist ja keine Frage). Aber ein etwas sensiblerer Umgang würde vielleicht einiges besser machen, sofern es nicht doch das heimliche Ziel ist, möglichst vielen Menschen den Spaß am Sport langfristig auszutreiben.

      Vielleicht muss man die BJS nicht abschaffen, aber vielleicht lassen sie sich vielfältiger und integrierender gestalten. Oder man trennt in einen Wettbewerbsteil für die Sportfans (denen ich die Erfolgserlebnisse durchaus gönne) und einen allgemeinen Teil wo es um Spaß an der Bewegung geht und vielleicht ein bisschen mehr vorkommt als nur Leichtathletik.

  11. Ich war immer so mittlemäßig sportlich, zu einer Siegerurkunde hats immer gereicht, trotzdem hab ich die Bundesjugendspiele später öfter mal geschwänzt. Ich fand das rumhängen auf dem Sportplatz eher öde, da konnte man besseres mit dem Tag anfangen.
    Von daher hätte ich kein Problem damit, das abzuschaffen, nur die Begründung gefällt mir nicht. Ja, es gibt unsportliche Kinder. Es gibt aber auch Kinder die in Mathe, Musik oder Englisch schlecht sind. Oft sind das sogar die, die ihre einzigen guten Noten wenigstens in Sport nach Hause bringen. Muss man denen das jetzt wegnehmen, nur weil ein paar Kinder davon traumatisiert werden, nicht überall ne eins zu haben? „Was mein Kind nicht kann, muss aus dem Lehrplan raus“, das ist so eine Masche mancher Mütter, bei der ich ganz starkes Jucken kriege.

    Wenn jemand nicht gut ist in Lernfächern, dann wird gepaukt, Nachhilfe gebucht, etcpp. Aber Sport, da werden nur die Arme in die Luft geworfen und lamentiert, dass Unsportlichkeit gottgegeben ist. Ja, ist sie. Wie allgemeine Doofheit. Trotzdem kann man auch da was tun, um wenigstens 1-2 Noten besser zu werden.
    Einen Ball zu werfen ist kein Hexenwerk. Da muss man sich auch nicht auf private Sportgelände schleichen, da reicht ne grüne Wiese. Einfach mal im Sommer jeden Abend mit Papi zum Bällewerfen in den Hof oder in den nächsten Park, schon hat man bei den nächsten BJS ein paar mehr Punkte zusammen. Rennen und springen tun Kinder meist auch von ganz alleine, wenn man sie Mittags mal vor die Tür lässt. Und ein Sportverein hilft auch den ganz Ungelenkigen, irgendwann mal ne anständige Rolle vorwärts hinzukriegen. Vom Rumsitzen ist noch keiner gelenkiger geworden.

    Mein Großer ist auch unsportlich, und gerade deswegen haben wir ihn immer in irgendeinen Sport gesteckt. Anfangs hat er Judo gemacht, das hat er 1,5 Jahre durchgehalten, dann kam er nicht mehr mit den anderen mit und hatte keinen richtigen Spaß mehr daran. Jetzt ist er in einer Turngruppe, ohne irgendwelche Wetkämpfe, einfach ein bisschen rennen, springen, mal Sitzfußball, mal Klettern, und es macht ihm Spaß. Es geht nicht um Wettkämpfe, sondern einfach um Bewegung, Arme und Beine richtig sortieren, ein bisschen Muskeln einsetzen. Er will jetzt auch in einen Schwimmkurs gehen, also kann er ausprobieren, ob ihm das liegt.
    Dank positiver Erfahrungen im Freizeitsport hat er auch keine Angst vor dem Schulsport und zu den BJS ist er auch gern gegangen, auch wenn er nie vorne mit dabei ist. Der Sportunterricht an der Schule ist z.T. altersgemischt, d.h. als Zweitklässler ist klar, dass er nicht mit den Großen mithalten kann (das können die anderen ins einem Alter auch nicht), aber irgendwann wird er zumindest besser als die ganz Kleinen sein, von daher gibt es da wenig Leistungsdruck (Noten gibts auch noch keine). In der Freizeit fährt er gerne Rad und wandert mit uns, andere Jungssportarten wie kicken interessieren ihn nicht. Muss ja auch nicht. Aber es ist eben durchaus möglich, auch unsportlichen Kindern die Lust am Sport nicht zu vermiesen, wenn der Umgang damit stimmt, und auch die Ungelenkigen, Unsportlichen ein bisschen zu fördern, anstatt einfach zu sagen „das kann mein Kind nicht, ihr dürft es nicht zwingen, sonst wird es traumatisiert“.

    1. Es sollen weder Sportunterricht noch die Noten dafür abgeschafft werden. Das heißt, die sportlichen Kinder können weiterhin ihre Erfolgserlebnisse im Sportunterricht haben. Was überdacht werden soll, ist der Zwang, an einem Wettkampf teilnehmen zu müssen, ob man will oder nicht. Wer schlecht in Mathe ist, muss nicht zur Matheolympiade. Wer unmusikalisch ist, muss nicht zu Jugend musiziert.
      Und wenn der Zwang weiterhin bestehen bleiben soll, dann sollten vielleicht die Disziplinen geändert oder erweitert werden und sich nicht auf diese willkürlich festgelegten Sportarten beschränken.

      1. Ich habe die BJS nie als Wettkampf empfunden. Es gab kein Siegertreppchen, und was die anderen für Urkunden bekamen war mir wurscht. Es ist eben eine Leichthletikveranstaltung, genauso kannst du eine Mathearbeit auch als „Mathewettkampf“ interpretieren oder das Vorsingen im Musikunterricht als „Gesangswettkampf“. Das kann für unmusikalische Kinder genauso peinlich sein. Ich seh jetzt nicht wirklich einen Unterschied darin, ob der Sportlehrer Noten macht fürs Barrenturnen oder Kastenspringen oder für drei Disziplinen die Punkte zusammezählt, wenn man ausnahmsweise zum Sport mal auf den Platz geht. Wie sehr das Ergebnis dann gehyped wird hängt am Ende doch von der Schule und den Lehrern ab, nicht von der Existenz der BJS per se, genauso wie der Umgang mit schlechteren Schülern von der allgemeinen Solidarität der Schüler untereinander abhängt. Gemobbt wird in der Schule nicht weniger als auf dem Sportplatz, daran sind aber nicht die BJS schuld.

        1. Was in Mathe die Mathearbeit ist, ist in Sport die Benotung der Bodenkür – die dazu noch vorgeführt werden muss, während die Klassenkameraden zusehen.

          In Englisch an der Tafel abgefragt werden ist m. M. n. nicht peinlicher als in Sport vor der ganzen Klasse am Reck zu hängen und den Aufschwung nicht zu schaffen.

          Es gab oder gibt keine bundesweite Verpflichtung, in Anwesenheit anderer Klassen in der Aula zu singen und sich anhand jahrgangsorientierter Tabellen die Zahl der richtig getroffenen Töne attestieren zu lassen und dafür Urkunden entgegenzunehmen. Warum für Sport?

          Zu meiner Schulzeit gab es übrigens Vorsingen nach Ende der Grundschulzeit nicht mehr, u. a. aus Rücksicht auf die Stimmbrüchigen, meine Kinder mussten das bis heute nicht ein einziges Mal machen.

          1. In Mathe bekommst du aber jede Arbeit mit nach Hause zum Vorzeigen. In Englisch wirst du nach jedem Test gefragt, wie es gelaufen wird. Wurdest du auch nur einmal danach gefragt, wie die Benotung im Bodenturnen gelaufen ist? Im Sport kriegst du einmal im Jahr eine Urkunde, die du daheim mehr oder weniger stolz vorzeigen kannst.
            Abgefragt zu werden ist auch nicht weniger peinlich. Im Sport hängen vor und nach dir noch andere wie ein Sack am Reck. In English bist du womöglich der einzige, der an dem Tag dran ist. Und in Englisch kriegst du gnadenlos ne sechs, wenn du nichts kannst. Ich hab nicht einmal erlebt, dass jemand in Sport was schlechteres gekriegt hat als ne vier.
            Bei uns gabs auch noch vorsingen. Und Musikarbeiten mit Noten. Unsere Kunstwerke wurden öffentlich ausgestellt, auch wenn man sie schlecht fand, die ganze Schule konnte das Zeug mitunter den Rest des Schuljahres lang angucken. Das kann peinlicher sein als ein Moment am Reck, der am nächsten Tag vergessen ist.

            Ich finde, man sollte Schüler nicht unnötig vorführen, wie z.B. Noten öffentlich verlesen, aber dass jeder Stärken und Schwächen hat, damit muss man umgehen lernen. Ich kenne auch gute Sportlehrer, die eben nicht einzeln vorturnen lassen und danach öffentlich die Noten verlesen, sondern beim Üben zugucken und sich Notizen machen, wenns mal gut geklappt hat. Küren in Gruppen vorturnen lassen. Die Ehrernurkunden genauso wie Einserarbeiten mit Trara austeilen und den Rest eben stillschweigend. Wer einen gute Leistung erbringt, wird vor der Klasse gelobt, wer nicht, wird nicht bloßgestellt. Das funktioniert im Sport genauso gut oder schlecht wie in anderen Fächern. Das hängt aber vom Lehrer und dem Klassenklima ab, und nicht vom Rahmen, in dem die Leistungen erbracht werden.

            1. Das mit der Urkunde und den Klassenarbeiten hatte ich weiter unten schon mal erwähnt und überlegt, ob man für Sport auch etwas in die Hand bekommen sollte, das man zuhause vorzeigen kann.

            2. Zu früh abgesendet…
              Es gibt auch Mathelehrer, die fragen, ob man an der Tafel vorrechnen möchte und niemanden zwingen, Englisch-Lehrer, die die im Lehrplan vorgesehene Präsentation als Gruppenaufgabe verteilen.
              Die Ausstellung von Kunstprojekten – wird anscheinend von Schule zu Schule unterschiedlich gehandelt. Bei mir waren es die, die in den Augen der Lehrer die Besten waren, in der Grundschule meiner Kinder wurden diese gefragt, ob die Bilder aufgehängt oder ausgestellt werden sollen. Jetzt im Gymnasium darf aus Brandschutzgründen nichts an die Wand gehängt oder Schaukästen aufgestellt werden.
              In keinem anderen Fach werden hier die Noten vor den Klassenkameraden verkündet – die mündliche Note wird zu den Ergebnissen der Klassenarbeiten geschrieben bzw. im Differenzierungsraum im Vieraugengespräch genannt. Klassenarbeiten dürfen kranken Mitschülern nicht nach Hause gebracht werden.
              Wir sind uns völlig einig, dass Bloßstellung und Demütigung in keinem Fach angebracht ist.
              Aber bei keinem anderen Fach ist das Ergebnis so abhängig von Faktoren, auf die Kinder und Jugendliche keinen Einfluß haben (Körpergröße, Schlaksigkeit und Koordinationsschwächen wegen Wachstumsschübe) wie bei Sport und den BSJ.

  12. Ich hatte ab Klasse 3 eine Teiösportbefreiung wegen Rückenproblemen, betraf Langstreckenläufe und Sprünge. Doch meine Sportlehrer haben daraufhin (betraf mehrere Schüler) Waldläufe mit uns gemacht. Die Sportfesttage fand ich toll, schulfrei draußen, Zeit zum Quatschen… Werfen habe ich mit Tennisbällen auf Wiesen geübt, irgendwo müssten meine Sportnoten ja her kommen (ich war schlecht in Werfen, gut im Laufen, doch das durfte ich ja nicht…). Ansonsten gabs dann auf dem Gymnasium extra Schwimmsportfeste womit ich meine Noten aufbesserte und im Winter sogar Langlauf als Angebot. In der Halle wechselten vierteljährlich die Sportarten von Basketball über Tischtennis bis hin zu Jazzdance (ganz schlimm für mich) so war für jeden etwas dabei…

  13. Wenn die Kommentare hier repräsentativ sein sollten, dann zeigt sich doch, dass im Schulsport (und anscheinend teilweise auch im Vereinssport) doch so einiges im Argen liegt, die BJS sind da vielleicht nur der Gipfel.

    Meine Erfahrungen reihen sich hier ein — Schulsport war viele Jahre der Horror schlechthin und die BJS die Hölle. Ich bin seit Kindheit hochgradig kurzsichtig und blendempfindlich, lerne langsam neue Bewegungen und bekam als Linkshänderin grundsätzlich nichts erklärt, sondern musste mir alles abgucken (was mir allzuoft misslang).

    Mobbing durch Mitschüler_innen und tw. gezielte Demütigungen durch unfähige Sportlehrer waren Alltag. In der Pubertät kamen neben einer zeitweisen Pummeligkeit dann noch die sexistischen Sprüche (auch vom Sportlehrer!) und sexuelle Belästigungen auf dem Schulhof („guck dir mal die F*tze mit den fetten T***en an, quer über den Schulhof gebrüllt war normal und wurde von den Lehrern als „die meinen es doch nicht so“ abgetan) und in Folge ein extremes Unwohlsein mit dem eigenen Körper hinzu. Wen wundert’s, dass ich den Schulsport gehasst habe?
    Die Grundschulzeit war echt ok, danach hatte ich genau ein Jahr einen Sportlehrer, der sich wirklich bemüht hat, allen etwas beizubringen. Erst in der Oberstufe wurde es dank Wahlkursen besser.

    Insofern ist es eher erstaunlich, dass ich mich immer gerne bewegt habe — wir haben draussen gespielt, sind gerannt, balanciert, auf Bäume geklettert und Fahrrad gefahren. Vom Kleinkindturnen an war ich immer im Sportverein, habe dort verschiedene Sportarten ausprobiert und wieder aufgegeben (immer ging es nach kurzer Zeit nur noch um Wettkampf, ging für mich gar nicht), war einige Jahre bei der DLRG und habe einige Zeit Jujutsu betrieben. Als Jugendliche bin ich mit Freunden auf eine mehrwöchige Fahrradtour gefahren, mit durchschnittlichen Tagesetappen von 100 km (danach hatte sich die Pummeligkeit gegeben).
    Heute kann mich wohl als durchaus sportlich aktiven Menschen bezeichnen (Fahrradfahren, Wandern, Klettern, Schwimmen, Kampfkunst). All das TROTZ und nicht wegen des Schulsports.

    Passieren kann und müsste im Schulsport einiges — auch und gerade weil Sport auch wegen der positiven gesundheitlichen Auswirkungen ein anderes Fach sein kann und muss als Mathe oder Deutsch. Es spricht natürlich nichts dagegen, sportlich begabte SchülerInnen zu fördern und es spricht auch nichts gegen ein Sportfest, wenn es denn für alle ein Fest ist und nicht der blanke Horror.
    Dafür braucht es allerdings auch Sportlehrer, die keine verkappten Leistungssportler sind, sondern die ihre Aufgabe darin sehen, die Bewegungsfähigkeit aller SchülerInnen zu fördern. Teamteaching oder Klassen teilen wäre sicher oft angebracht, damit wirklich alle etwas lernen. In der Pubertät kann vielleicht auch zeitweise mal der Sportunterricht geschlechtergetrennt statt finden (nicht zwingend und nicht dauerhaft, aber um einfach etwas den Druck aus diesem doch bei vielen vorhandenen Unbehagen mit dem eingen Körper heraus zu nehmen).
    Naja, die Konzepte dafür gibt es längst aber bis das in den Schulen ankommt werden wohl noch einige SchülerInnen einen lebenslangen Hass auf Sport entwickeln…

  14. ich hab auch für Sport geübt, hat aber alles nicht genützt war im Sport insbesondere Grundschule und Mittelstufe grottenschlecht. Trotz das ich auf dem Sportplatz gelaufen bin und mit Oma und Opa weit Wurf und kugelstoßen geübt habe.
    Ausdauer hatte ich zwar aber nie Geschwindigkeit, aber da hatten die anderen ja eigentlich einen Vorteil gehabt, ich muss für die selbe strecke doppelt so viele schritte laufen wie andere. bin stark gehänselt worden und auch bei den Sportfesten der Verlierer schlechthin. habe allerdings nie geschwänzt dafür aber auch viel geheult.
    In der Berufsschule wurde es dann besser, wenn man sich mühe und alles gegeben hat bekam man lob und Anerkennung. Hänseleien von Idiotien wurde unterbunden. Da gab es sogar dinge die mir spaß gemacht haben, Basketball und Hockey.
    In der Fachoberschule blieb der spaß erhalten. von Leistungskursen abgesehen konnten wir die Sachen machen die uns spaß machen und ab und an neues ausprobieren.

    von egal was man macht man bekommt seine 3 konnte nie egal welche schule die rede sein. sonst hätte ich da keine 4 trotz großer Anstrengungen drauf gehabt.
    Die bewertung ist auch ziemlich unfair, wenn man klein ist, dann hängt die latte zum beispiel bei Hochsprung schon für eine 3 höher als man selbst ist. dagegen ist das springen wo vorher an der wand angezeichnet ist wie groß man ist und wie hoch man es schaffte zu springen etwas gerechter.
    ohne notendruck jeder macht was er kann fände ich schulsport viel besser. am besten wäre es aber wenn die Lehrer mal ordendlich geschult würden um mobbing vorzubeugen und spaß an der bewegung zu motivieren.

  15. Ich bin auch eher unsportlich. Geräteturnen mochte ich eigentlich, aber wir übten nur jedes Jahr 6 Wochen. Jedes Jahr konnte ich es weniger gut. Später durften wir Volleyball, Fussball und Hockey spielen, was ich (ausser Fussball) ganz ok fand.

    Statt BJS gab es den Sporttag mit den bereits genannten Sportarten, wobei sich meine Karriere da ähnlich entwickelte wie die an den Geräten. Kurz: von mir aus gerne Bewegung an den Schulen, aber mit Abwechslung. Breakdance oder Ballett, Schwimmen und Reiten werden nicht schlechter sein als Fussball, Dauerlauf und Hochsprung.

  16. Für mich war der Schulsport und vor allem die Bundesjugendspiele immer die Hölle. Ich bin leider auch schon immer stark übergewichtig gewesen und habe das auch von außen immer zu spüren bekommen. Sport macht mir grade deswegen wohl auch heute noch keinen Spaß und ist mehr Qual, als denn Freizeitbeschäftigung, da hilft auch das Wissen darum, dass es gesund ist und dass ich wirklich Sport machen muss, meiner Gesundheit wegen, nicht weiter. Ein wenig besser ist es geworden, als Sport dann in den drei Jahren Gymnasium nicht mehr nur aus Fußball, Leichtathletik und Volleyball bestand. (mein schönstes Erlebnis immer noch der Lehrer, nach dem halben Jahr Stabhockey „Psychotantchen, so gut bist du ja nun nicht, würden dir 10 Punkte als Note reichen? – die beste Note, die ich je hatte im Sport! Und wie mir das gereicht hat!)
    Ich bin schwer dafür, dass man Kinder und Erwachsene zu mehr Sport motiviert und auch denen, die wirklich schlecht sind, immer wieder zu verstehen gibt, dass es kein Beinbruch ist, wenn man die 100 Meter nicht in einer Minute läuft.. leider habe ich selbst das auch anders erfahren. Aber man soll ja nie aufgeben.
    Trotzdem irgendwie doof, dass mir die 4 in Sport immer den Zeugnisschnitt vermiest hat…

  17. Wie mir geht es – leider – vielen Müttern von eher unsportlichen Kindern. Wir würden alle gerne unsere Kinder in einen Verein geben, wenn dort nicht gleich ausgesiebt wird und NICHT der Spaß an der Bewegung im Vordergrund steht, sondern der Wettbewerb. Ich habe sämtliche Vereine mit sämtlichen Gruppen in meiner Umgebung abgeklappert (Jiujutsu, Fußball, Leichtathletik, Handball, Turnen, Schwimmen, Judo, Tennis, hab ich was vergessen? weiß nicht mehr….) und EIN Trainer hat gesagt, er würde meinen Sohn gerne nehmen. Der Rest würde ihn nehmen, aber „das bringt ja dann irgendwann nichts“ – sprich, wenn er beim Spiel nicht aufgestellt wird, etc.
    Bevor also alle mit dem Finger auf die dicken Kinder zeigen, und ich kenne viele, die würden wirklich gerne was machen, zeigt mal lieber auf den Leistungsdruck und diesen permanenten Wettbewerbsgedanken im Sportverein. Für die Alten Herren – da gibts dann so Freizeitsportgruppen – war er leider noch zu jung.

    1. Oh man, das ist krass — mir hat die Konzentration auf Wettkampf oft den Spaß verdorben, aber es wurde wenigstens nicht schon vorher ausgesiebt. Es gab nur anscheinend die Vorstellung, dass Wettkämpfe die wichtigste Motivation zum dabei bleiben sind (gilt sicher auch für einige, bei mir war es anders, auch in Sportarten, in denen ich recht gut war).

      Wenn deine Kids gerne schwimmen: Ich war einige Jahre gerne bei der DLRG, da gab es — zumindest bei uns — keinen Wettbewerb, es wurde auch viel auf Teamwork geschaut.
      Und was Kampfsport angeht (weil du Jujutsu und Judo erwähnt hast)t: evtl. mal schauen, ob irgendwo in der Gegend traditionelle Kampfkünste (traditionelles Jiujitsu, Kenjutsu o.ä.) unterrichtet werden. Die sind wettkampffrei, wobei auch da natürlich nicht alle Lust auf „unbegabte“ (eigentlich nur: langsam lernende) Schüler haben. Aikido und Wing Tsun sind auch ohne Wettkampf und Kung Fu meist auch.
      Klettern würde mir noch einfallen (da ist Wettkampf zwar möglich, aber normalerweise nicht im Vordergrund), ist aber für ein übergewichtiges Kind ne ordentliche Herausforderung. Ansonsten bleibt nur, dass Kind zu viel Bewegung in der freien Natur zu animieren und auf bessere Zeiten zu hoffen…
      Immerhin mache ich heute trotz gruseliger Schulsporterfahren als stark kurzsichtiges, eher unbegabtes Kind und zeitweise recht pummelige Jugendliche heute gerne und viel Sport (und immer noch einen großen Bogen um den Wettkampf).

    2. Oh ja, die Erfahrung habe ich auch gemacht. Ich habe nichts gegen Bundesjugendspiele (ich fand es als Schülerin immer gerecht, dass es auch für mich Gelegenheiten gab, zu merken, wie es anderen in Latein und Mathe geht); aber die Anbindung fehlt. Kind Nr 2, extrem unkoordiniert, aber bewegungsfreudig, hat bis dato im Sportunterricht nur positive Rückmeldungen erhalten. Vor einigen Monaten erklärte es, es wolle gern in einen Fußballverein, weil die anderen Kinder es nie mitspielen lassen, weil es zu schlecht ist. Die Sportlehrerin guckte reichlich entsetzt, als ich ihr das erzählte („Natürlich lobe ich ihn immer, er gibt sich ja auch wirklich Mühe, aber tun Sie ihm das doch nicht an! Die machen ihn doch völlig fertig!“). Nun kamen seine ersten Bundesjugenspiele – und natürlich der totale Absturz. Aus „Juhu, wieder Sport!“ wurde nach ein paar sehr tränenreichen Tagen ein resigniertes: „Na ja, in Sport bin ich halt eine Niete. Dafür bin ich gut in Mathe.“ Rumfragen bei Sportvereinen ergab, ich solle doch mal in einer Behindertensportgruppe gucken oder ihm Ergotherapie verschreiben lassen. Im Kleinkindbereich gibt es Spiel-und-Spaß-Gruppen aber Vereine mit 9jährigen möchten gute Sportler trainieren und nicht den Versagern zu etwas Bewegung verhelfen.
      Für zu Hause haben wir jetzt die Vereinbarung, regelmäßig Bälle werfen zu üben und ein wenig Ausdauer zu trainieren, sofern nach dem Schultag noch ein wenig Kraft übrig ist.
      Die 1000 Meter sind sie übrigens auch bei den BJS selbst zum ersten Mal gelaufen…

    3. Irgendwie habe ich im Kopf, dass Sportvereine vor allem deshalb gemeinnützig sind, weil sie den Breitensport fördern… vielleicht muss man sie da mal wieder dran erinnern?
      Ansonsten — Pfadfinder oder ähnliche Jugendgruppen? Sind keine Sportvereine, aber viel mit den Kids an der frischen Luft mit Spielen, Wandern, Fahrradfahren. Ordentlich Bewegung bekommen sie da also und wenn es gut gemacht wird geht es um Kameradschaft und nicht um Konkurrenz. Verbessert nicht die Sportnote aber vielleicht das Selbstbewusstsein, Kondition und Koordination und zeigt dass Bewegung Spass machen kann.

    4. Wow, Miri, Hochachtung für die viele Mühe. In solche Vereine hätte ich mein Kind auch nicht gegeben.

      Da Du ja Gleichgesinnte /-geplagte kennst, könntet ihr nicht selbst etwas aufziehen? Gemeinsam laufen, schwimmen gehen, bolzen im Park etc? Dann könnt ihr direkt darauf achten, dass es um den Spaß geht.

  18. Bei uns hieß das immer Sportfest (Grundschule und Gesamtschule auf dem selben Gelände, allerdings waren Grund- und Gesamtschule getrennt… von der Organisation der Schulen an sich sowie dem Sportfest…) – und ich war immer erbärmlich schlecht!
    Kugelstoßen? Konnte ich nie und werde ich nie können. Keine Kraft in den Armen. Mein Rekord lag bei 4m und ein paar zerquetschte – war aber damals mit einer 6 versehen. Immerhin hatte ich eine gute Lehrerin, die als Trost zumindest ein Lob gab – immerhin hatte ich mich ja auf das Vorjahr verbessert. \-.-/
    Weitsprung? Blieb ich konstant bei 2,9 Meter. Mehr schaffte ich nur, wenn ich dann rückwärts umfiel – und leider gilt ja die Spur des hintersten Abdrucks – also der Kopf… half mir also nix.
    Aber laufen? Laufen konnte ich. Zumindest besser als der Rest. Irgendetwas musste es ja haben, wenn man dauernd von seinen Schikaniern weglaufen musste. Den 1.000m-Lau schaffte ich bei den Mädchen immer als Erste, mit den Jungs hat man nie verglichen und die Zeiten waren mir egal. Ich haute immer ab, bevor es Urkunden gab, weil ich im ersten Jahr während der Vergabe durch meine Lieblingsmobber fertig gemacht wurde. Da passten die Lehrer nämlich nicht mehr so gut auf.

    Hatte ich Spaß daran? Jain – ich fühlte mich immer gedemütigt und vorgeführt. Ich wusste nie wohin mit mir und dachte alle würden mich ständig beobachten und auslachen (blöde Soziophobie und Paranoia). Aber wenigstens war es kein Schulunterricht, den fand ich immer blöd (wer nicht?) und insgesamt hatte ich mehr Ruhe als im regulären Unterricht in den Pausen. Außerdem durften alle früher nach Hause, wenn man nicht Hortpflicht hatte (der bestand für die Meisten bis zur vierten Klasse).

    Bin ich dafür, dass BJS abgesetzt wird? Nein. Mit Ausnahme des 1.000m-Laufes haben es alle Schüler geliebt… manche halt nur mehr und andere weniger. Aber es war eine willkommene Abwechslung im Schulalltag. Es hat auch selten jemand geschwänzt. Lediglich die eben erwähnte, verhasste Disziplin wurde mit höheren Alter von immer mehr Schülern boykottiert – und von der 10. Klasse durchaus mal missbraucht, um die Lehrer (auf nette Art und Weise) zu ärgern.

    Aber wir hatten auch eine Schule, wo Sport (, Kunst und Musik) eben nicht als Erstes ausfielen, wenn mal Lehrer ausfielen. Neben den Bewertungsdingen galten die nämlich als Auffrischer für die Schule. Nicht immer nur stupide das Selbe… und wenn es mal nicht anders ging, weil eben die Sportlehrer (oder Kunst- oder Musik ;)) fehlten, dann bemühten sich die Vertreter immerhin. Fehlte Sport, wurde in Deutsch-Vertretung eben im nahen Schloßpark spaziert (vom Schulausgang bis Parkeingang einmal über die Straße). Fehlte Kunst sollte eben am aktuellen Projekt weiter gearbeitet werden. War das gerade abgeschlossen, freies rumkünstlern. Und Musik? Gab es Vertretungsunterricht mit musikalischer Untermalung. Am liebsten mit eine der beiden Vertrauenslehrern. Beides Deutschlehrer und beide „unterrichteten“ dann Literatur: sie lasen vor und wir durften zuhören… und einschlafen, wenn gewünscht. Und ehrlich: es schliefen immer alle Schüler.
    Benommen hat sich da auch jeder. Die Strafe war nämlich drakonisch: beim nächsten Mal wurde tatsächlich Unterricht gemacht statt ausgespannt.

    Wenn die sportlichen Events nun gestrichen werden, fehlte doch den Schülern noch ein Mittel mehr um aus den immergleichen Alltag rauszukommen. Und das haben sie im Berufsleben dann schon lang genug.

  19. BSJ… Schulsport… etwas Schlimmeres habe ich mir nie vorstellen können. Die reinste Qual und Tortur. Ich war nicht dick als Kind. Es war auch nicht so, dass ich nicht Spaß an Bewegung gehabt hätte – Klettern, Rad fahren, Schwimmen und die beiden letzteren auch jetzt gerne noch. Aber als stark kurzsichtiges Wesen, war Schulsport – der bei uns hauptsächlich aus Völkerball, Hallenhockey und Bodenturnen bestand einfach nur ätzend. Da hat auch die Sportbrille nicht geholfen, wenn Du mal aus versehen den Ball ins Gesicht bekommen hast und ohne Brille sieht man dann halt: nichts.
    Sprinten, Rennen, Springen – das ist alles nichts für mich. Keine Ausdauer und ständig aus der Puste. Großes Lob im nachhinein für die Sportlehrerin in der Realschule, die mit uns ins örtliche Fitnessstudio gegangen ist, um uns dort mal alles zu zeigen, aber Steppaerobic war und ist nichts für mich. Grobmotorikerin vor dem Herrn, bin ich einfach nicht dazu Lage, Arme, Beine, Hände und Füße gleichzeitig in sinnvoller Weise zu koordinieren (und ich laufe heute noch gegen alle möglichen Sachen die im Weg stehen…). Wenn man Dich dann grundsätzlich immer als letzte ins Team wählt, weil einfach niemand anderes mehr da ist, nagt das grade in der Pubertät auch an einem.
    Schulsport und BJS waren für mich immer nur Druck… ich habe ja sogar die Wandertage gehasst. Gerade an den Tagen hätte ich mich sogar freiwillig und freudig lieber mit Mathe beschäftigt (und auch dieses Fach war nie eine meiner Stärken, aber immerhin besser, als sich zwei Schulstunden lang abzuzappeln, nur um danach total verschwitzt und fertig zu sein). Das ging bei mir so weit, dass ich irgendwann schon am Vorabend zum Sportunterricht mit Magenschmerzen und Übelkeit zu kämpfen hatte. Habe mich lange damit herum gequält, bis ich mich getraut habe, mit dem Hausarzt meiner Familie zu sprechen – der mir dann eine Befreiung für den Sportunterricht ausgestellt hat. Danach war Schule wieder schön. Ich hatte und habe meine Stärken einfach in anderen Bereichen…
    Heute freue mich daran, dass meine Kinder gerne zum Kinderturnen gehen. Hoffe für die Große, dass sie sich die Freude daran erhalten kann, wo doch jetzt der Wechsel in die Schule ansteht. Einfach weil ich noch immer mit einem Magengrummeln daran zurück denke.

    1. Oh ja, stark kurzsichtig bin ich auch und dadurch auch stark blendempfindlich — Bälle von oben in der Halle gegen die Lampen sind für mich kaum zu sehen. Schwimmbrille mit Sehstärken gab es nicht, mit Sportbrille schwimmen wurde mir nicht erlaubt, also blind durchs Schwimmbad gestolpert… und in vielen Schuljahren gerade mal ein Jahr einen Sportlehrer der wirklich versucht hat, mir was beizubringen.

  20. Ich habe dieses Zwangsgehampel vom ersten Schuljahr an gehasst,als Kind vom Platten Land welches jeden Tag an der frischen Luft war habe ich keinen Sinn darin gesehen mich mit solchem Blödsinn zu plagen .Ich hatte entweder kein Sportzeug dabei,habe also nur auf der Bank gesessen oder ich war nicht da,auch die BJS habe ich mir nicht angetan.In sommerlicher Hitze wie ein Besessener meine Platzrunden drehen,weitspringen etc.pp fand ich überflüssig.Privat bin ich immer viel mit dem Rad unterwegs gewesen,am Wochenende z.B. Radtouren ins Umland,faul in dem Sinne war/bin ich also nicht.Man sollte Sport zu einem Wahlpfichtfach machen,entweder Sport oder z.B. Werken oder Kunst,dann könnten die Sportbegeisterten unter sich bleiben und die anderen widmen sich dem geistigen Sport.Unser Zwerg ist ein sehr Bewegungsfreudiger Mensch,wenn ihm also Sport Freude bringen sollte wenn er ab nächstes Jahr zur Schule geht werde ich den Teufel tun und ihm das madig machen,das wird dann schon irgend ein Sportlehrer schaffen befürchte ich .

  21. Ich teile Kinderdocs Sicht, dass Demütigung nicht durch das Event an sich geschieht, sondern beziehungs- bwz. menschgesteuert ist. Diese Erkenntnis ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Erinnerung mir noch mehr als 30 Jahre nach den letzten Bundesjugendspielen, bei denen ich dabei war, die Tränen in die Augen treibt. Standardverhalten war ein Lächerlichmachen jener, die mit den „Top-Sportlern“ nicht mithalten konnten. Sportlehrer und sportaffine Schüler demütigten die „Versager“ gemeinsam. Wenn es einen Preis für unmenschliches Verhalten gegenüber Kindern geben würde, er wäre dort am richtigen Platz.

    Sport und Bewegung für Kinder – ja, unbedingt! Aber nicht um den Preis von so viel Leid, wie es eben immer wieder auch erlebt wird.

  22. Bundesjugendspiele betreffen mich ja nicht mehr – für mich sind sie rum und Nachkommen die sich damit rumquälen müssen hab ich nicht, daher habe ich mir bisher wenig Gedanken um ihre Sinnhaftigkeit gemacht. Wir hatten dabei immer Spaß. Und einenTag keine Unterricht 😎
    Aber was ich bei dieser Diskussion immer wieder merkwürdig finde ist das rumgereite auf dem „bloßgestelltwerden vor der ganzen Schule“. Bei solchen Sportfesten steht weder die ganze Schule an der Bahn und guckt, wie die dicke Judi wieder letzte im Sprint wird, noch gibt es bei der Siegerehrung am Ende die Kategorie :“und wiedereinmal am schlechtesten abgeschnitten hat:“.
    Nein. Man bewegt sich in Jahrgangsklassen von Aufgabe zu Aufgabe. Also mit den Kids, die einen sowieso jeden Tag sehen und für die es keine Überraschung darstellt, dass man für die 100 m mehr als 10 Sekunden braucht.
    Meine Französischlehrerin gab die Klassenarbeiten immer nach Noten geordnet zurück, die schlechteste als erste, die beste zum Schluss. Mehr bloßgestellt wird man bei Bundesjugendspielen auch nicht – die Klassenkameraden kriegen die Leistung mit, sonst niemand. Und ich habe tatsächlich sowohl den letzten Platz im Sprint als auch die als erste zurückbekommene Französischarbeit ohne bleibende Schäden überstanden 😎

    1. „Meine“ BJS wurden auf dem Sportplatz vor der Hauptschule unseres Schulzentrums durchgeführt und wurden von dort von den Fenstern oder dem Pausenhof aus kommentiert. Bei 6 Klassen zu 29 Schülern, 6 Laufbahnen, einem Bereich, wo man einzeln zum Wurf antrat, und einer Weitsprungkiste war immer nur ein Teil am Start, während die anderen rumstanden, auf ihren Einsatz warteten und die anderen beobachteten.
      Bei den BJS meiner Kinder sind an einem Tag 3 Jahrgänge mit je 6 Klassen zu 30 Schülern am Start. Und obwohl oder weil jeder Jahrgang mit halbstündiger Verzögerung eintrifft, stehen immer „klassenfremde“ an den Stationen rum.

  23. Wenn die Bundesjungendspiele ein Sportfest sind, das Spass macht und die Kinder zum ueben animiert, dann sind sie eine tolle Sache. Wenn es aber so ist, wie ich es aus meiner Kindheit und leider auch von unendlich vielen Erzaehlungen aus der heutigen Zeit kenne, dass sie nur und ausschiesslich dazu dienen, die unsportlichen Kinder zu demuetigen, dann sehe ich den Sinn darin nicht wirklich. Steht dahinter nicht vielleicht noch immer ein bisschen der Gedanke, dass ein deutsches Kind hart wie Kruppstahl sein soll?

    Sollten heutzutage nicht gerade die unsportlichen Kinder aus gesundheitlichen Gruenden dazu ermutigt werden, sich viel zu bewegen? Glaubt irgendjemand der hier schreit: „Dann sollen sie halt mal heulen die verweichlichten Memmen. Das Leben ist kein Ponyhof!“, wirklich, dass Demuetigung eine gute Methode ist, um Kindern den Sport nahezubringen?

    Ich war so ein Kind. Sehr bewegungsfreudig, aber leider gnadenlos unsportlich. Was habe ich geuebt! Rennen, Springen, Werfen etc. Aber, wie mir verschiedene Sportlehrer mit haemischem Grinsen im Gesicht versichert haben „Ein bisschen weniger schlecht ist leider immer noch schlecht“. In der Mittelstufe habe ich dann aufgegeben und mich verweigert. Ziel erreicht. Aus dem unsportlichen aber bewegungsfreudigen Kind war endlich eines geworden, das das Cliche vom Streber und Buecherwurm so richtig erfuellte.

    Ich habe nach dem Ende meiner Schullaufbahn Jahre gebraucht, um mich davon zu erholen. Zu meiner Bewegungsfreude konnte ich schliesslich zum Glueck ueber ungewoehnliche Sportarten, die ich nicht mit der Schule in Verbindung brachte (Kajak, Klettern, Rennrad etc.) doch noch zurueckfinden.

  24. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, habe ich in grauer Vorzeit immer irgendeine Art von Urkunde nach Hause gebracht (Teilnehmerurkunden gab’s noch nicht). Lästig fand ich diese willkürlich festgelegten Disziplinen und Leichtathletik im allgemeinen trotzdem, ich hätte lieber Geräteturnen oder Schwimmen gemacht. Aber Leichtathletik ist halt leichter durchführbar, weil da auch der dicke Deutschlehrer mit dem Maßband an die Weitsprungkiste gestellt werden und man ohne großen Sicherungsaufwand eine ganze Klasse Schlagbälle durch die Gegend schleudern lassen kann – im Gegensatz zu Stufenbarrenübungen o. ä.

    Schwimmen fand in meinen 13 Jahren Schulzeit exakt 1 (in Worten: ein) Mal statt.

    Mit 12 war ich die Längste der Klasse, hatte die längsten Arme und damit einen anderen Abwurfradiuswinkel (oder wie das heißt, Physik kann ich heute noch nicht) und trotz Ahnungslosigkeit gute Wurfergebnisse, während meine Freundin 20 cm kleiner war, durch’s Tennis gut trainierte Muskeln hatte, aber aufgrund ihrer Statur einfach kürzere Weiten und damit weniger Punkte erzielte. Denn die Punkte werden nach Jahrgang festgelegt, nicht nach körperlicher Statur oder wie sehr sich ein Schüler verbessert hat. Schaue ich mir die Klassen meiner Kinder an, ist das heute nicht anders.

    Was mich damals schon gestört hat:
    Diejenigen, die das ganze Jahr in Sport gut waren, hatten ein extra Urkundenfest, bei dem die ganze Schule teilnehmen musste. Für z. B. Musikbegeisterte gab es maximal eine Freitstellung für Jugend musiziert: keine Vorbereitung im Unterricht, kein ganztägiger Unterrichtsentfall und den versäumten Stoff musste man nachholen. keine Zwangsteilnahme. Urkunden wurden auch nicht vor der Klasse verliehen, meist wurde das noch nicht mal erwähnt. Dabei haben Singen und Musizieren auch sehr positive Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche.

    Was heute auch nicht anders ist als damals: Im wöchentlichen Sportunterricht werden die gleichen bejubelt, die auch bei den BJS gut bis sehr gut abschneiden. Jemand mit einer Eins im Vokabeltest wird selten mit einer La-Ola-Welle geehrt. Die regelmäßige Topnote in Mathe, Physik – da hält sich der Schüler doch lieber vorsichtig bedeckt. Eine 5 in einem der Fächer – Trost, Schulterklopfen, Mathe ist doof und schwer, da kann man ja gar nicht gut sein, es sei denn man betrügt oder ist ein oller Streber.

    Während der Grundschulzeit waren bei meinen Kindern die BJS auch eher ein Sportfest und ein Gemeinschaftserlebnis. Jetzt, auf der weiterführenden Schule und in der Pubertät, wo Äußerlichkeiten leider extrem wichtig sind, hat sich das geändert. Es sind immer drei Jahrgänge (= 18 Klassen) auf dem Sportplatz. Dass da eine andere Klasse im Zieleinlauf steht und Bemerkungen zu Ergebnissen und Körperlichkeiten macht, insbesondere zur mehr oder weniger wogenden Oberweite der weiblichen Teilnehmerinnen, bleibt nicht aus. Da wird man nicht im relativen Schutz des eigenen Klassenverbandes Letzter.
    Ein einmal jährlich stattfindender Zwangswettbewerb wird m. E. an Bewegungsunlust und potentieller Fettleibigkeit nichts ändern – außer dass diejenigen, die es nötig hätten, den Hintern hoch zu kriegen, Sport mit Mißerfolg verbinden und erst recht nicht durch den Park joggen.

    Und bevor jetzt jemand unterstellt, ich wäre gegen die BJS um meine Kinder (13 und 10) zu schonen: Die fahren täglich mit dem Rad zur Schule (8 km einfach), haben vor der Einschulung schwimmen gelernt und mittlerweile beide das Jugendschwimmabzeichen in Gold und bis vor kurzem im Verein Kampfsport gemacht. Und obwohl keinerlei Vorbereitung für die BJS stattfand, weil es kein während der Unterrichtszeit erreichbares Leichtathletikgelände gibt, gab es bisher nur einmal eine Teilnehmerurkunde – mit 0 Punkten wegen Krankheit.

  25. Die BJS habe ich gehasst. Egal, ob im Sommer im Freien oder im Winter an den Geräten. Zu meiner Zeit war nix mit anfeuern. Der Sportlehrer war mit Trillerpfeife unterwegs und wenn ein Schüler nicht aufgepasst hat, flog schonmal die Adilette durch die Turnhalle.

  26. Ich sag das mal ganz provokativ: Wir müssen dafür sorgen, dass es nicht als etwas besonderes gilt ein guter Sportler zu sein. Seit jeher ist es doch so, dass die beliebtesten Kinder in der Schule immer die sportlichen sind. Wer hoch auf Bäume klettert, schnell rennen und gut werfen oder schiessen kann, der gehört zu den coolen Kids.
    Der schlacksige Junge der tolle Papierflieger baut, mit 12 anfängt zu programmieren und super in Mathe ist, der ist eher der Aussenseiter. Gleiches gilt für den introvertierten Künstler der tolle Bilder malt. Warum müssen wir dieses Ungleichgewicht weiter dadurch fördern, dass sportliche Kinder ihr Talent auch noch mit Ehrenurkunden, vom Bundespräsidenten unterschrieben belohnt bekommen? Für meine guten Leistungen auf anderen Gebieten habe ich sowas auch nie bekommen.

    1. Auf was für einer Schule warst du denn dass die sportlichsten Kinder die beliebtesten waren? Bei uns waren die charismatischsten Kinder die beliebtesten…

      1. Bei uns waren alle beliebten Schüler zumindest nicht unsportlich. Wer sich für geistige Themen interessierte war schnell der Streber und Nerd. Das kommt daher, das es in unserer Gesellschaft immer noch anerkannt ist, wenn man in Mathe versagt hat in der Schulzeit.

  27. wie oft sind diese bundesjugendspiele? also…. ich war in den dafuer relevanten sportarten auch nicht ueberragend, habe nur dank eines messfehlers (danke, andrea r.) beim weitsprung eine urkunde bekommen. sportlich war und bin ich schon, aber eben nicht gerade ueberragend in den sportarten, um die es da geht. aber so what. man lungerte rum, lief ein wenig, warf ein wenig, sprang ein wenig, bekam dann so ne urkunde, oder auch nicht. ich finde es schon erstaunlich, fuer was manche menschen zeit und energie haben…. meiner ansicht nach muss man auch als kind durch manche sachen einfach „durch“. wenn ich allen bloedsinn, der meiner ansicht nach in der schule so praktiziert wird „petitionieren“ wuerde, ich haette ja fast nen fulltime job. da sollte man schon wichtig von unwichtig unterscheiden, wenn man sich engagiert. und fuer mich sind die bundesjugendspiele ob ihrer relevanz deutlich im kaesten: so what….

  28. Ich finde die ganze BJS-Abschaffungdebatte total spannend, weil sie mich zum Nachdenken gebracht hat. Als ich das erste Mal davon hörte, habe ich begeistert JA gerufen. Üble Erinnerungen an die BJS, bei uns Sportfest. Mieseste Ergebnisse, alle starren dich bei deinen Misserfolgen an, öffentliche Ehrungen der anderen usw. Uah! Und Sportunterricht genauso grauenvoll. Ich hatte nur fürchterbare Lehrer und war, obwohl nicht übergewichtig, einfach unsportlich. Schlechte Koordination und in diesem Punkt desinteressierte, ebenfalls unsportliche Eltern.

    ABER: Zumindest bei den Sportfesten / BJS meiner Kinder ist das heute nicht mehr so. Da werden zwar auch Werte genommen, aber es ist auch eine Spiel- und Spaßveranstaltung. Und das finde ich okay. Und ich gönne auch den guten Sportlern ihr Erfolgserlebnis. Auch der Sportunterricht – viel toller! Richtig gute Spiele, und dann bauen sie manchmal so einen Kletterparcours in der Halle auf – da kann man Spaß an Bewegung haben! Nicht zu vergessen: Eine gute Sportlehrerin, denn daran hängt, wie im Beitrag steht, so ziemlich alles.

    Fazit: Nein, wegen mir müssen sie nicht abgeschafft, nur richtig gestaltet werden.

  29. Generell bin ich für Schulsport und BJS, gern auch mehr als 2 Wochenstunden bzw. mehr als einmal im Jahr, ABER mit mehr Abwechslung und nicht nur den Standardsportarten (Geräteturnen, Ausdauerlauf usw.).
    Wir haben nun mal einen BEWEGUNGSapparat und keinen Sitz- und Liegeapparat.
    Schulsport ist ein Fach wie Deutsch, Mathe oder eine Fremdsprache. D.h. für mich, bin ich nicht gut darin, dann übe ich dafür.
    Beispiel: Differenzialrechnung lag mir und hat Spaß gemacht, Stochastik habe ich nicht begriffen und gehasst. Aber ich habe mich hingesetzt und für dieses verhasste Teilgebiet der Mathematik gelernt, einfach weil ich mir meine gute Note nicht versauen wollte.
    Und das Gleiche gilt für mich für den Sportunterricht.
    Man kann die Ausdauer trainieren, die Kraft, die Balance…

    Übrigens war ich als Kind ein Moppel und bin auch heute kein gertenschlanker Mensch, aber ich treibe regelmäßig Sport – für meine Gesundheit und weil es mir Spaß macht.

    Ich denke, es ist auch ein bisschen die Aufgabe der Eltern, Kindern ein positives Bild vom Sport zu vermitteln.
    Ich habe es meinem Vater zu verdanken, dass ich im Schulsport nicht als völlige Niete hervorgegangen bin, sondern mich auf viele Sportarten gefreut habe, weil er mit mir geübt und trainiert hat, damit ich nicht mit einer drei oder sogar vier auf dem Zeugnis nach Hause komme.
    Vokabeln übt/lernt man auch, warum nicht auch für das Schulfach Sport etwas tun?

  30. Eigentlich bin ich eine stille Leserin, aber hier mache ich nun mal eine Ausnahme. In dieser BJS-Debatte beschweren sich so viele darüber, dass es ja schlimm für die ganzen unsportlichen und ungelenken Kinder ist bloßgestellt zu werden. Und wie schlimm es doch ist in Sport eine schlechte Note zu bekommen. Aus meiner Schulzeit – die noch nicht sehr lange her ist – habe ich aber etwas ganz anderes in Erinnerung: und zwar 1. es hat sich nie wer bloßgestellt gefühlt, weil es genug andere gab, denen es ähnlich ging. Und 2. dass in Sport so gute Noten für so wenig Leistung wie in keinem anderen Fach vergeben werden. Ich will damit nicht sagen, dass das grundsätzlich schlecht ist, ich finde es sogar richtig, dass auch Fortschritte und Anstrengung, sowie Motivation in die Bewertung mit einfließen und nicht nur das Endergebnis zählt (Was bei allen Sportlehrern, guten und schlechten, die ich in meiner gesamten Schullaufbahn gehabt habe, so gemacht wurde). Aber was ich doch etwas unangebracht finde, Ist die Tatsache, dass sich vor allem Eltern, über eine 3 im Zeugnis aufregen, auch wenn das Kind außerhalb des Sportunterrichts keinen Finger für das Fach gekrümmt hat. Zugegeben,, ich selbst war immer sehr gut im Sport, aber ich habe im Gegensatz zu 90% der anderen auch etwas dafür gemacht, wenn es nötig war. Genauso wie ich für Mathe etwas gemacht habe. Mit dem Unterschied, dass bei mir in Mathe die schlechte Note stand und sich kein Mensch dafür interessiert hat ob ich mich angestrengt habe oder nicht. Falsch gerechnet, schlechte Note, eben auch mal eine 4 oder, wenns ganz blöd lief, eine 5. Meine Klassenkameraden die im Sport geschwänzt haben und nichts, aber auch gar nichts Dafür getan haben, hatten im Zeugnis nachher schlechtenfalls eine 3 stehen. Eigentlich doch nicht ganz fair, wie ich finde. Gehänselt wurde eh niemand und die Bundesjugendspiele wurden – auch von den dickeren, schlechteren, ungelenkeren Schülern – als schulfreier Tag in der Sonne mit Freunden angesehen. Von der 1-13. Klasse. Das 3 mal hüpfen, werfen und 1 mal sprinten würde eher nebenher erledigt. und Werfen kann man außerdem üben. Genauso wie Mathe. Sogar ohne groß zu schwitzen. Man muss Sich nur dazu aufraffen.

      1. Ich glaube, das Problem liegt darin: Welches (Grund-)Schulkind übt freiwillig für ein Fach? Sind die Leistungen in Mathe und Deutsch schlecht, sind die Eltern – hoffentlich – hinterher. Aber in Sport? Wäre ja schön gewesen, wenn meine Eltern einmal gesagt hätten: „Komm, wir fahren zum Sportplatz und üben mal ein bisschen Weitsprung.“ Aber die haben Sport gehasst und das völlig an mich weitergegeben. Da steht man dann doof da.

        Grundsätzlich stimmt’s aber, und es ist mir erst im Zuge dieser Debatte klargeworden: Auch für Sport kann man üben.

        1. “Komm, wir fahren zum Sportplatz und üben mal ein bisschen Weitsprung.”

          Zu welchem Sportplatz? Mal ganz ernst, ja man kann bedingt für Sport üben. Die Lütte macht das aktuell mit Seilspringen, weil sie da nicht so gut ist. Rolle und Kopfstand gehen daheim auch noch oder das Vorbereiten und Üben für ne Bodenkür. Aber alles andere? Stufenbarren – der Horror für mich mit meinen kurzen Armen. Meine Töchter sind nicht besser. Aber ich hab grad keinen daheim zum üben … Das große Kind wird (bisher) nie freiwillig in ein Team gewählt im Sportunterricht. Bei der Bodenkür fällt ihr u.a. mangelndes Rhythmusgefühl auf die Füße. Aber ist auch noch nie schulischerseits gelobt worden, weil sie trotz Asthma super durchhält beim Ausdauerlauf, dass sie beim Spendenlauf 10 Runden gelaufen ist (und noch mehr gekonnt hätte). Da bleibt die Motivation auf der Strecke. Und dass sie im Kletterpark noch höher hinaus könnte als sie aktuell darf, interessiert ja keinen.

          BJS sagt mir persönlich aber gar nichts … weder aus meiner Kindheit noch aus der aktuellen Schulzeit meiner Kinder.

          1. Du schreibst ja, dass dir die BJS nichts sagen: Da geht es in erster Linie um Laufen, Werfen und Springen. Stufenbarren braucht man da nicht. Und die 3 Sachen kann man durchaus üben, doch, das glaube ich. In der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, gab es ein kleines Stadion mit Sprunggrube und Tartan(?)-Bahn, da hätte man hinfahren und üben können. Wenn man da schlecht ist, muss man es nicht bleiben. Aber wer macht das als Kind schon freiwillig?

            (Oh Gott, dass ausgerechnet ich, Sportniete schlechthin (einmal 3m „Weit“-Wurf ;)) und Hasserin der BJS mich hier zur Verteidigung des Sportübens aufschwingen muss *gg*. Aber ist doch wahr!)

            1. Wenn es ein städtisches / öffentliches Gelände ist, könnte man da hin gehen. Bei uns sind die Sportgelände Vereinseigentum also Privatbesitz. Da wird es schwieriger.

            2. Die hiesigen Sportstätten sind aber nur bei offiziellen Anlässen geöffnet. Ansonsten sind sie aus Angst vor Vandalismus komplett versperrt. Und ich denke nicht, dass da unsere Stadt die große Ausnahme ist!

            3. Also Laufen, Werfen, Springen ist was, das unsere eh machen 😉 Im Ernst, die Sachen mit Ball werfen und fangen wird hier daheim auch schon mal geübt. Nicht viel, aber es wird gemacht, wenn der Ehrgeiz groß genug ist. Dabei fällt mir aber ein: von Deutschlehrern und Mathelehrern bekommt man als Elternteil ja schon mal Feedback, den Hinweis Malfolgen zu üben und so. Ich kann mich nicht daran erinnern, sowas je von einem Sportlehrer gehört zu haben. In den Grundschule gibts zwar schon mal den Hinweis ans Kind Seilspringen zu üben oder so, aber damit ist der noch lang nicht bei uns.

              BJS scheint bei uns in den Schulen kein Thema zu sein. Dafür haben die Kinder aber Sportfest einmal im Jahr, das geht in eine ähnliche Richtung. Hat aber auch lustige Attraktionen dabei. Und die Grundschule macht noch einen Aktionstag mit „Waldlauf“ rund um den kleinen See. Das ist sehr beliebt bei den Kindern.

        2. Naja, ich stelle mir gerade mal das Geschrei vor, wenn der Sportlehrer beim Elternsprechtag (geht da jemals einer zum Sportlehrer?) analog sagt: Besorgen Sie Ihrem Kind einen Nachhilfelehrer…es sollte jeden Tag eine halbe Stunde Sport üben.
          Ich muss da gerade an die amerikanische Sendung “Made“ denken ^^ wo Schüler innerhalb von einer bestimmten Zeit mit Hilfe eines Coaches ihre Noten verbesserten, trainierten um in ein Sportteam zu kommenoder was auch immer…

          Da fangen bestimmt wieder welche an “Diskriminierung!“ zu schreien…
          Zudem wird der Sportunterricht doch eh nicht ernst genommen…Jedenfalls war das zu meiner Schulzeit so. Die Sportnote interessierte die meisten so viel wie die “Schrift“-Note…

          1. Coole Idee „holen Sie einen Nachhilfelehrer und üben dreimal in der Woche Sport“. He, Kinderdoc, das müssen Sie sich mal merken, da gibt es bestimmt Kandidaten, denen das nicht nur bei den Sportnoten helfen würde 😉

      2. Seit wann wir Sport als Schicksal hingenommen? GERADE im Sport kann man sich doch durch Training schnell verbessern – besser noch, als in den Denkfächern!

        1. tja, es gibt aber die Menschen, die weder an Geräten noch im Hochsprung eine „gute Figur“ machen oder die Koordination dafür besitzen!

          Dafür gut schwimmen und ausdauernd Fahrradfahren.

          DA fragt aber im Schulsport niemand nach und bei den BJS schon mal 3mal nicht!

            1. Hahaha.
              Ich war seit Kleinkinderzeit im Turnverein und trotzdem beim Schulsport immer die schlechteste. Existiere ich jetzt nicht, weil ich nicht in Dein Vorurteil passe?

          1. Der Sport der Schule ist eine Frage der Übung, wie jede Koordinationssache.

            Bekomme ich heute noch einen Aufschwung oder gar einen Umschwung am Reck hin? Neee. Hab ich damals auch nicht gleich hinbekommen. Jetzt aber der Clou: wenn ich das zehnmal am Klettergerüst auf dem Sandspielplatz versuche, dann merke ich tatsächlich, wie ich langsam wieder den Punkt herausfinde, an dem genau ich verschieben und an der Stange bleiben muss.

            Wir reden hier vom Grundschritt beim Walzer, nicht von freien Figuren nach fünf Jahren Training. Den Grundschritt kann man nicht beim ersten oder vierten Mal gut (davon kann man sich bei einigen Schnellkurs-muss-ja-sein-Hochzeiten überzeugen), nach der zehnten Stunde aber sieht auch der schon richtig ordentlich aus.

            1. Krischan, wenn wir schon wieder weg von den BJS und beim Schulsport sind – wie hätte mir als Klassenkleinste eigentlich „üben“ beim Basketball helfen sollen? 3 x wöchtenlich Streckbank? 🙂
              Noch dazu zu einer Zeit, als es Basketballkörbe für zuhause ebensowenig gab wie öffentliche Sportplätze damit?

            2. Sorry, aber das kann ich nicht unkommentiert lassen. Ich war die Zweitkleinste in meiner Klasse und weiß noch, dass ich stolz wie Oskar war, als ich beim Korbleger-Üben mit Abstand die Beste von über 30 Schülerinnen war. Nicht Größe sondern Technik macht’s!

            3. Klasse! Gratulation zu deiner tollen Technik! Für alle anderen galt aber weiterhin Körpergröße. Und wo hattest Du die Technik überhaupt her? Zuhause geübt (wo es, wie gesagt, keine Gelegenheiten gab, jedenfalls nicht für uns?)? Oder vielleicht doch einfach ein Naturtalent – was nett ist, aber kaum zu Vergleichen mit Normalbegabten taugt.
              Und unter „Korbleger“ verstehe ich jetzt einfaches auf den Korb zielen. Nun gibt es beim Basketball aber auch diese seltsame Sache, die nennt sich „richtig spielen, so mit Gegnern“. So wie wir das gemacht haben. Und wenn es ums Hochspringen bei der Ballannahme geht, dann machen 10cm Körpergröße durchaus was aus. Ist eigentlich nicht so schwer, sich das vorzustellen, oder?

      3. Für das Trainieren von Ausdauerlauf und / oder Sprint kann bzw. könnte man überall Möglichkeiten finden.

        Aber Schlagball? Weitsprung? Hochsprung? Wo denn? Die Schulen z. B. hier im Umkreis haben keine Leichtathletikgelände (deshalb findet auch keine richtige Vorbereitung für die BJS statt). Einfach so auf das Privatgelände eines Vereins marschieren, insbesondere wenn man kein Mitglied ist, halte ich für schwierig. Die für uns nächstgelegene Weitsprungkiste liegt auf dem Sportgelände der Bundespolizei – die bedanken sich, wenn da Familien antanzen und rauf wollen 😉

        Ich konnte mit meinen Kindern für den bisherigen Schulsport auf dem Gymnasium wenig bis gar nichts üben – Laufen ja, an windstilleren Tagen auch Federball als Vorbereitung für Badminton. Aber ich kann weder Fußball noch Rugby und für einen Basketballkorb haben wir keinen Platz.

        Sie sind fit auf der Slackline, was gut wäre für den Schwebebalken, der kam aber im Schulsport bis dato nicht vor.

        1. Ich bin manchmal wirklich überrascht, wie kompliziert Schulsport sein soll.

          Schlagball? See und Stein. Meinetwegen Fluss und Stein. Oder Fluss und Orange. Mal so aus DDR-Tagen: eine Handgranaten-Attrappe und die Wiese hinter der Turnhalle reichte in der Schule auch. Die wirft man eben nicht ganz so weit.

          Weitsprung? Eigentlich überall. Man läuft an und springt weit. Das mit dem Kies ist optional, wenn man sich hineinfallen lassen will. Siehe auch: Sandkasten am Spielplatz.

          Hochsprung? Wälzer und Flop sind gemein, da wird man dreckig. Muss man halt am Wasser machen. Schere geht aber über jedes Hindernis … und das Tolle ist, dass trotzdem das Sprungbein springt.

          Ich könnte jetzt noch so eine Weile weitermachen. Aber vielleicht einfach mal raus in die Natur schauen. Da gibt es so jede Menge Baumstümpfe, Äste, Spielplätze und andere Orte, an denen mancherlei Sportarten möglich sind.

          Am Ende gibt es dann eine 3 im Zeugnis. Na und?

          1. Tja wie übt man etwas, wenn man gar nicht weiß wies geht — ich hatte als Kind nicht das beste Bewegungsgefühl und brauche bis heute eine Weile, um neue Bewegungen zu lernen. Meine Wurftechnik war z.B. völlig absurd, alle Sportlehrer haben mir das erklärt — was sie mir nicht erklärt haben war, wie ich richtig werfe: Ich bin Linkshänderin und dafür haben sich die Sportlehrer nicht zuständig erklärt („Das kann ich dir nicht erklären, du bist ja Linkshänderin, guck’s dir halt bei den anderen ab).
            Gezeigt hat es mir tatsächlich mit über 20 ein Bekannter (Rechtshänder, kein Lehrer, kein Sportler) in 5 min….
            Und ja, ich weiß wie ich mal richtig intensiv geübt habe — Aufschlag beim Volleyball, bis die Arme weh taten. Den Aufschlag von unten konnte ich fast perfekt, den von oben fast gar nicht. Bewertet wurde dann (ohne vorherige Ansage) nur der von oben. Wieder eine 5 kassiert….

            1. Das kann einem aber auch in jedem anderen Fach passieren. Geschichte ein Thema zur Perfektion gepaukt, abgefragt wird ein anderes – Pech gehabt. Nur beim Sport wird es immer als persönliches Drama herausgestellt, wenn man dort versagt.

              Es gab zu meiner Zeit (Abschluss ist jetzt 13 Jahre her) durchaus noch Lehrer, die die Noten vor der gesamten Klasse vorgelesen haben. Da wusste dann jeder, dass xyz in Mathe ne Niete ist. Deswegen würde aber keiner auf die Idee kommen, die Benotung des Faches abzuschaffen, auch wenn hier auch einiges an Talent „vorgegeben“ ist, wie beim Sport halt auch.

        2. Sorry, aber das kann ich nicht unkommentiert lassen. Ich war die Zweitkleinste in meiner Klasse und weiß noch, dass ich stolz wie Oskar war, als ich beim Korbleger-Üben mit Abstand die Beste von über 30 Schülerinnen war. Nicht Größe sondern Technik macht’s!

      4. Kinderdok, mit Verlaub, es geht um die Abschaffung der BJS, nicht des Sportunterrichts oder seiner Benotung. (Über Sinn und Unsinn von Noten kann man nochmal getrennt diskutieren)

        @Anonym
        So, Du hast also „was für den Sport gemacht“. Wie denn, zuhause am Stufenbarren geübt? Es gibt auch Leute, die im Sportunterricht mitmachen und dennoch auf keinen grünen Zweig kommen, siehe einige Kommentare hier. Und auch für dich: es geht um die BJS, nicht den Sportunterricht als Ganzen.

        1. Ich bin gefragte „Anonym“. Nö, einen stufenbarren im Keller hatte nur eine Freundin von mir; selbstgebastelt…
          Fußball konnte ich so gar nicht. Bin 1/2 Jahr in die Fußball-AG. Ich war das einzige Mädchen. Um mich rum nur 5. klässler. Ich war in der 13. Klasse. Jede Woche hab ich mich zum Affen gemacht. Mich haben die Kleinen auch mal gefoult und ordentlich ausgelacht. War aber kein Mobbing und auch keine Demütigung, zumindest hab ich es nie so empfunden.
          Beim turnen habe ich eine Freundin gefragt, die im Verein geturnt hat, ob ich ein paar mal kommen darf und sie mit mir üben kann. War kein Problem. Gleiches bei mir im eigenen Verein mit anderen Schülern. Und wenn wir einen Lehrer gefragt haben, ob wir in der Mittagspause in die Sporthalle dürfen und diese frei war: kein Problem.
          Und zum Thema die sportlichen sind immer die beliebtesten: ich hab das beste Sportabi meiner Schule geschafft, zu den beliebtesten Schülern habe ich deshalb trotzdem nicht gehört. Und während alle anderen für das beste Abi in ihrem Fach öffentlich und offiziell mit Preisen ausgezeichnet wurden (englisch, Mathe, Deutsch, Religion, Erdkunde, Wirtschaft…), wurde es bei mir nicht mal erwähnt 😉 Wars schlimm? Nö.

          zur Sache, es geht nicht um Schulsport, sonder „nur“ und die BJS: diese sind Bestandteil des Schulsports 😉
          Ich denke man sollte Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen lassen. Echtes Mobbing (nicht nur n doofer Spruch der mal abgelassen wird) entsteht nicht nur an einem Tag und ist kein Problem der Bundesjugendspiele und kann auch mit Anschaffung dieser nicht behoben werden.

          1. Zitat anonym: „Echtes Mobbing (nicht nur n doofer Spruch der mal abgelassen wird) entsteht nicht nur an einem Tag und ist kein Problem der Bundesjugendspiele und kann auch mit Anschaffung dieser nicht behoben werden.“

            es gibt aber kein besseres „Forum“, als die BJS, um das Mobbing aus der Klasse/Kurs/Jahrgang auf die komplette Schule auszudehnen! 💡

            Und es gibt auch kaum eine bessere Möglichkeit, dies noch „unbemerkter“ zu praktizieren.

            Sport / Kunst / Musik sind für mich die Fächer, die fast nur nach Mitarbeit / Mühe geben und kaum nach Können zu beurteilen sind.

            Und freiwillige Wettkämpfe in allen schulischen Disziplinen finden auch ein größeres Echo bei den Klassenkameraden.

            Entsprechende Ehrungen für besondere Leistungen in allen Fächern sind auch gut und sinnvoll.

            Und wenn es was gemeinschaftliches sein soll, dann etwas, wo die gesamte Schule sich in Mit- und Füreinander beweist!

    1. Dem schließe ich mich an. Dann hat man eben Sportarten in denen man gut ist, weil man es paukt oder selbst im Verein ist und Sportarten die man pauken müsste.

      Wobei mir gerade einfällt: Wie will man denn z.B. Bockspringen daheim üben? Oder die Kletterstange?
      Rennen kann man trainieren und es hilft einem in vielen Sportarten. Bälle fangen kann man üben..anderes nicht.
      ———-
      Aber ich kann diese ganze Diskussion nicht verstehen. Das geht wieder in die Richtung: Hauptsache das Kind hat keine Hindernisse im Leben und wird getätschelt.
      Dann ist es eben ein Wettbewerb. Sollen nun auch die Noten abgeschafft werden, nur weil man vielleicht einen dummen Spruch abkriegen könnte(!), weil man eine 5 oder 6 hat, statt einer 1?

      1. Och nö, nicht schon wieder das olle „den Kindern alle Schwierigkeiten abnehmen“-Argument.
        Okay, bring mir jetzt mal einen Beweis dafür. Wer hat hier so etwas geschrieben? Zitate bitte.
        Und falls Du nichts findest, nehmen wir DIR mal die Schwierigkeiten nicht ab, und Du darfst 100 mal „Ich soll anderen keine Worte in den Mund legen und fleißig an meiner Lesekompentenz arbeiten“ schreiben. In Schönschrift.

        Und während Du es suchst, lies vielleicht mal die Beiträge von Leuten die gemobbt wurden. Oder die Beiträge von science rockt.

    2. Dann hattest du Glück. Mich hatte das Mobbing ( nicht nur im Sport, aber da besonders) bis zum Selbstmordversuch getrieben. Bei mir in der Schule gab es kein Gemeinschaftsgefühl, zumindest nicht für den unsportlichen Streber. Selbst im Karateverein gab es das nicht mehr sobald der Sensei nicht mehr dabei war.

  31. … also echt, kann man das nicht einfach so sein lassen wie es ist und nicht ALLES zu TODE DISKUTIEREN?
    Geht doch eh. Verlieren muss man auch lernen. Und zu viel bewegt hat sich die Menschheit noch nie.
    ….die Welt hat zu wenig Kinder. Und die sind viel zu overprotected. Bei meinen Fünfen (alle groß jetzt) hab ich mich weder positiv noch negativ zu sowas geäußert. Wahrscheinlich würden sie mich sonst bis heute nachts aus ihrem Krankhausnachtdienst anrufen und wären lebensuntüchtig. Muss ja nicht jeder Messi-fuß-ball-koordinativ sein oder picasso-auge-hand-fähig.
    Halten wir uns einfach raus da und lassen die Kids ihre Leben bewältigen lernen (ansonsten: vor Elternschulungen lese ich immer diesen Blog, damit ich weiß, was grad en vogue ist und wie man womit aufräumt, wenn kompletter Tobak im Kurs kommt – danke, Kinderdoc!)
    Anna

    1. Anna, dass Du das Recht hattest, Lesen und Schreiben zu lernen, zu wählen, dass deine Kinder sich ihre Berufe aussuchen durften oder Du im Ganzen das freie Leben führen darfst, wie Du es momentan geniesst, liegt genau daran, dass Leute NICHT alles beim Alten belassen sondern Dinge „zu Tode diskutiert“ haben. Und was da wie wichtig war, hat sich oft erst später herausgestellt.
      Wie ausgerechnet meine Mit-Frauen sich gegen das bloße Infragestellen althergebrachter Dinge stellen können, wird mir immer ein Rätsel bleiben…

      Vielleicht liest Du dir ein paar der hier beschriebenen Erlebnisse durch, dann verstehst Du möglicherweise, dass für viele BJS nicht „verlieren lernen“ sondern „gemobbt werden“ bedeuteten. Und zumindest ich hab mich in der Freizeit bewegt, mehr als in der Schule, in einer Sportart, die mir Spaß machte. Wenn überhaupt, sollten wir also darüber nachdenken.

      Was jetzt „zu wenig Kinder“ damit zu tun haben, weiß ich ehrlich nicht. Werden die bei den BJS gemacht, oder was? Inwieweit 8 Milliarden Menschen zu wenig sind, ist mir auch nicht klar.

  32. Die Bundesjugendspiele kenne ich als Schweizerin zwar nicht, aber bei uns gab es mit „Mädchenriegentagen“ etc genügend Demütigungen. Das gilt auch für meinen Mann, der als Kind zusätzlich noch pummelig war.
    Kaum waren wir aus der Schule raus, fanden wir die Lust am Sport wieder. Volleyball, Joggen, Inline Skaten, heute Mukibude, Wandern und Tauchen.
    Bei unseren 3 Erwachsenen Kindern ist es bei den 2 Ältesten genau gleich. Kaum war kein Schulsport mehr da, kam die Lust auf Sport. Beim Jüngsten ist es noch nicht ganz so weit, aber Wandern mag er mittlerweilen und Tauchen sowieso.
    Ob man den Sportunterricht besser machen könnte? Sicher, aber irgendwie liegt es sicher gerade in den letzten Schuljahren an der Pubertät, da findet man eh alles doof und bei Sport kann man besser/ gefahrloser provozieren oder eine ruhige Kugel schieben als bei Mathe, denke ich mal.

  33. Bundesjugendspiele – nirgendwo kann man besser leiden, wenn man unsportlich ist und/oder Wettbewerbe nicht mag. Ich hätte mich am liebsten irgendwo versteckt, um Scham und Blamage zu umgehen. Den vom Kinderdoc beschriebenen Teamgeist habe ich dabei nie erlebt, und fand das Ganze eher abschreckend und demotivierend. Warum gibt es diese Veranstaltung eigentlich? Stellen Sie sich mal vor, es gäbe die Bundesmathematikspiele, und JEDER EINZELNE müsste an einer Tafel vor der versammelten Schule vorrechnen…das wäre doch auch nicht akzeptabel…Das einzig Gute war die Gewissheit, dass mit der Grundschule auch die Bundesjugendspiele vorbei waren. Später interessiert es ja gottseidank niemand mehr, wie man dort abgeschnitten hat.

  34. Die Nummer mit den Bundesjugendspielen fand ich gut. Und das, obwohl ich nach den 800 – 1000 Meterläufen jedes Mal komplett alle war. Ich denke da durchaus angenehm zurück.

    Wo man ansetzen müsste: Sportunterricht bei Jungs kannte ich bis zur Kollegstufe stets so: Ein Mitschüler wird zum Schiedsrichter bestimmt und alle spielen 1 1/2 Stunden Fußball. Der Sportlehrer liest in der Zwischenzeit seine Zeitung. Wenn man – wie ich – Fußball hasst, dann macht der Sportunterricht einfach keinen Spaß. Ich stand als Fußballniete stets im Tor, während die ganzen Jungs, die eh im Fußballverein waren, Fußball gespielt haben.
    Das es neben Fußball auch so tolle Sportarten wie Volleyball, Badminton, Tischtennis oder Basketball gibt, die wirklich tierisch Spaß machen, habe ich erst in der Kollegstufe erfahren. Da sind dann auch die Fußballspieler aus dem Verein auf einmal auf dem gleichen sportlichen Level wie man selbst. Das macht dann einfach mehr Spaß.

    Ich habe erst spät erfahren, dass meine schlechten Leistungen im Fußball bei mir an dieser fehlenden Fuß-Ball-Koordination liegen und nicht, weil ich einfach eine Niete in Sport wäre.

    Den Spaß am Laufen habe ich etwas später durch die Bundeswehr entdeckt. Wenn man drei Mal pro Woche 6 Kilometer AmiLa macht, klappt das nach drei Monaten verdammt gut, auch wenn man im ersten Monat durchaus mit Seitenstichen kämpft.

  35. Beim Lesen des Beitrags von Kinderdoc werden meine Augen schon ein wenig feuchter. – Sowas hätte ich mir auch gewünscht!

    Ich war in der Grundschule grottenschlecht, alleine diese scheußlichen badeanzugartigen Turnanzüge von damals unter denen die Unterwäsche und die Speckrollen sich so grausig abzeichneten und die nie richtig saßen – brrrrrr! Und kein Lehrer weit und breit, der das überwinden hätte helfen wollen und mir doch noch zu Freude am Sport hätte verhelfen können.

    Und dann auf einmal – in der weiterführenden Schule war ich der Sportstar! Geräteturnen, Leichtatletik, Schwimmen – immer supergut. Aber auch wieder Sportlehrer, die sich nur um die guten gekümmert haben und die anderen zurückgelassen mit ihrem Frust.

    Und nun – bei meinen Kindern gibt es KISS (Kinder Sport Schule im Sportverein) – das hätte ich mir mal gewünscht: Sportuntericht, wie man ihn sich wünscht: 15 Kinder, 2 Trainer und keine Noten. Lustige Parcours aus den Geräten gebaut, geklettert, gekrabbelt, unter die dicke Matte 20 Bälle drunter verteilt und dann drüberwobbeln, Spiele, Staffellauf zum Spaß…. Und das mit 3 Jahren beginnend bis 10 Jahren.

    Da kann man Spaß am Sport entwickeln und dann kann einem Schulsport auch nichts mehr anhaben 🙂 Und dann kann man auch mal schlechtes Abschneiden bei den BuJuSpielen verkraften und andere mal besser sein lassen, die sonst in Deutsch nicht so gut abschneiden. Lernen to „be a sport“ eben.

  36. Wenn wenn wenn… Bei uns wars schlimm, jedenfalls für mich, moppelig sowieso und nur Teilnahmeurkunde… Im Endeffekt von Kinderarzt mit 10 zu Ernährungsberatungen geschickt obwohl nicht ‚über’gewichtig, Essstörung entwickelt, mit knapp 30 Adipositas. Daran haben auch regelmäßiger Sportunterricht, BJS und diverse Vereine nix geändert! Aber die Demütigungen und Tränen hätten wirklich nicht sein müssen. Mir tun die dicken Kinder leid. Als gäbe es nichts Schlimmeres!

    1. Erinnert mich an meine „Laufbahn“. Der Hausarzt meiner Mutter verschrieb mir mit 10 (pflanzliche) Entwässerungs-Tabletten und setzte mir so doofe Dauer-Akupunkturnadeln ins Ohr. Wirklich übergewichtig war ich damals auch nicht und ich bin heute sicher, das hätte sich einfach verwachsen.
      Stattdessen wurde ich über die Jahre immer dicker. Gepaart mit Brille und Zahnspange eh schon Ziel von Lästereien, wurde der Sportunterricht zur Qual. Allerdings waren es da „nur“ ein Teil der Mitschüler, die mich auslachten, wenn ich z.B. beim Hochsprung den kompletten Aufbau umriss.
      Bei den BSJ schaute dann quasi die ganze Schule zu, wie ich mich blamieren durfte. Und zu meiner Zeit gab es noch nicht mal die Teilnehmerurkunde.

      Sportliche Wettbewerbe unter Kindern find ich grundsätzlich nicht verkehrt, aber man sollte weg vom Schwerpunkt Leichtathletik.

      Ach, noch was. So ein Sportfest, wie der Kinderdok es beschreibt…ich glaube, das hätte mir echt Spaß gemacht.

  37. Ich war immer gut platziert bei den BJS. Ich fand es trotzdem bescheuert bei hochsommerlichen Temperaturen in der Knallsonne körperliche Höchstleistung bringen zu müssen.

    Was über dicke Kinder geschrieben wurde, das ist die eine Seite. Es gibt aber andererseits Menschen, die nicht zu dick und trotzdem unsportlich bzw. ungelenk sind und es immer bleiben werden, und für sie wird es immer eine Qual und eine Scham bleiben, etwas zeigen zu müssen, das niemals erfolgreich enden kann.
    Wer von den Lesern nimmt schon gerne an etwas teil, bei dem er von Anfang an weiß, dass er immer hinterher rennen wird?
    Vielleicht sollte man die Disziplinen des BJS überdenken und auf jeden Fall Möglichkeiten bieten, dass man noch mehr Disziplinen (auch neue, andere) zur Auswahl hat und davon bestimmte abwählen kann.
    Tausende Kinder wären glücklich, denn Kinder messen sich gerne, aber eben nur da, wo sie eine wirkliche Chance auf gute Leistung haben.

  38. Wird dann auch die Matheolympiade für alle eingeführt? oder ist das gemein, weil dann auch die Kinder, die schlecht in Mathe sind, dran teilnehmen müssen?

    Ähnlich sehe ich es bei den Bundesjugendspielen …

    1. Super! Und Kunstwettbewerbe! Da hätte ich dann bestimmt meine Klassenkameraden auch ausgelacht und gemobbt. Oder eher nicht.

      Und Englischquizze, denn englisch braucht auch jeder.

      1. Das Geschrei möchte ich dann mal hören……….. 😆

        Nur zum Verständnis, gegen ergebnisoffenen Sportunterricht und entsprechende Sportfeste habe ich absolut gar nichts! Aber eine Schule, die nie die Langstrecke mit den Kindern geübt hat (1000m) und die Kinder dann einfach ins kalte Wasser schmeißt………. geht gar nicht. Auch nicht Sportlehrer, die dann so Sprüche ablassen „wenn Du mal abnehmen würdest, dann könntest Du auch schneller laufen“ braucht KEIN MENSCH!!

      2. Ja aber die gibts doch – quasi täglich und die Urkunden halbjährlich!? (Übrigens gibt es auch da Initiativen, die das abschaffen wollen – Montessori läßt grüßen.)

    2. Ja. Haben wir.
      Ist für die Mathe-Schwachen bestimmt auch nicht immer lustig, aber immerhin dürfen die mehr oder weniger unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit rotem Kopf über den Aufgaben schwitzen, während die Sport-Looser vor aller Augen über die Tartanbahn hecheln müssen.

  39. Ich hab da so meine sehr negativen Erfahrungen mit Schulsport. Ich war immer schon, besonders aber in der Kindheit, sehr übergewichtig. Das führte dazu, dass ich in jedem verdammten Zeugnis in Sport meine 3 hatte, obwohl ich in allen Mannschaftsspielen unter den Besten war, aber beim Waldlauf auf Zeit und anderen „Disziplinen“ die eben effektiv benotet wurden eben total verkackt habe. In jedem verdammten Zeugnis war diese 3 der Schandfleck (ok, neben Latein) und bei jedem Zeugnis bei dem ich wusste ich brauch es für später/Bewerbungen habe ich eine komplette Freistellung für Sport erwirkt zu Schuljahresbeginn, weil ich mir schlichtweg nicht meinen Schnitt versauen lassen wollte. Es lag überhaupt nicht daran, dass es mir (vom Waldlauf abgesehen, der hat n Trauma hinterlassen) nicht Spaß gemacht hätte, und noch weniger daran dass ich es nicht nötiger gehabt hätte als alle 1er-Kandidaten (also alle anderen Schulkollegen ohne Ausnahme).

    Wettbewerbe fand ich wiederum gut, wobei es zu meiner Zeit in Österreich nur Ballspiel-Meisterschaften gab jedes Jahr, und bei Volleyball war ich immer unter den ersten 3 Aufstellungen in meiner Klasse.

    Fazit … Jede Form von Schulsport ist klasse, je mehr Abwechslung desto größer die Wahrscheinlichkeit dass jeder mal die Chance hat in irgendwas gut zu sein. Aber sportliche „Leistungen“ schlecht zu benoten finde ich genauso unnötig und fehl am Platz wie in Kunst, wenn jemand nicht malen kann oder Religion, wenn sich jemand traut anderer Meinung zu sein.

    1. >> In jedem verdammten Zeugnis war diese 3 der Schandfleck (ok, neben Latein) und bei jedem Zeugnis bei dem ich wusste ich brauch es für später/Bewerbungen habe ich eine komplette Freistellung für Sport erwirkt zu Schuljahresbeginn, weil ich mir schlichtweg nicht meinen Schnitt versauen lassen wollte. <> dann könnten die Sportbegeisterten unter sich bleiben und die anderen widmen sich dem geistigen Sport. <<

      Der Fairness halber sollte man letzteren dann natürlich auch nicht mehr benoten. Wenn schon, denn schon.

    2. „In jedem verdammten Zeugnis war diese 3 der Schandfleck (ok, neben Latein) und bei jedem Zeugnis bei dem ich wusste ich brauch es für später/Bewerbungen habe ich eine komplette Freistellung für Sport erwirkt zu Schuljahresbeginn, weil ich mir schlichtweg nicht meinen Schnitt versauen lassen wollte.“

      Tja. Nun sind aber gerade erste Arbeitgeber nicht blöd und wissen, dass man sogar Fächer abwählen kann.

      Insofern ist es ein herrlicher Unsinn, an seiner Gesamtnote derart herumzuoptimieren. Wenn man dann vielleicht sogar noch bei einer körperlich anstrengenden Arbeitsstelle beginnt (soll ja als Ingenieur auch Stellen geben, an denen man sehr schweres Gerät unter schwierigen Bedingungen unter Einsatz der eigenen Körperkraft und Geschicklichkeit bewegen muss), wird das Sich-Selbst-Vom-Sport-Freistellen sogar so kontraproduktiv wie das Abwählen von Mathematik vor einem Physikstudium.

      „dann könnten die Sportbegeisterten unter sich bleiben und die anderen widmen sich dem geistigen Sport.“

      Der Fairness halber sollte man letzteren dann natürlich auch nicht mehr benoten. Wenn schon, denn schon. Denn ein Mathematiklehrer kann auch hervorragend demütigen.

      Vielleicht sollte man eher was an den Lehrern drehen?

      1. Ich weiß nicht ob es die *Schuld* der Lehrer ist, oder eine ungemütliche Eigenart des Systems der heutigen Beschulung. Ich mag die Variante „Auszeichnung für herausragende Leistungen“, so wie ich das bei diesen Veranstaltungen verstanden habe eigentlich ganz gern…

        Ob ich Sport abgewählt hätte, wenn ich gewusst hätte ich brauche es für meinen Werdegang? Selbstverständlich nicht. Aber für den Zugang und den mit Auszeichnung erhaltenen Abschluss im Studium einer Geisteswissenschaft ging mein Plan auf. Latein hab ich deswegen nicht abgewählt, und die Schandfleck-Note mit Würde in die Bewerbung getragen. (Oder so ähnlich)

        Worauf ich hinaus will.. ich finde Fächer wie Sport, Kunst, Religion/Ethik, Musik und dergleichen ungemein wichtig im Stundenplan. Ich hab die Erfahrung gemacht dass mans einem mit unpassender Leistungs-Fokussierung vermiesen kann und das ist unglaublich schade und trifft unter Garantie genau die Falschen.. ;-(

    1. Naturgemäß arbeiten Ärzte viel und viele haben Partner, die nicht so viel arbeiten, grade, wenn sie Kinder bekommen. Ich verstehe das Problem nicht? Mal ganz davon abgesehen, dass aus mannigfaltigen Gründen eher die Frau zu Hause bleibt und das doch gar nicht schlimm ist.

        1. Ziemlich viel. Will ich jetzt aber um ehrlich zu sein nicht weiter drauf eingehen, weil das zu weit führen würde und ich dann wieder die böse Sexistin (höhö) bin.

      1. Sexismus beginnt im Alltag. Jeden Tag. Und ganz oft mit der Wortwahl. Wenn Dir das nichts ausmacht, ist es ja ok – aber man kann doch durchaus mal drauf aufmerksam machen, wenn’s schon so eine Kommentarfunktion gibt, oder? Oder passt das nicht zur naturgemäßen Rolle der Frau…?

        Übrigens arbeiten Ärztinnen auch oft ganz viel, haben auch Kinder und sogar auch Männer, die es trotzdem „naturgemäß“ finden, dass ihre Frauen sich um den Schulfest-Elternbeirat-Weihnachtsfeier-AbschiedgeschenkfürLehrerin-Rummel kümmern – schon mal drüber nachgedacht?

        1. Der halbe Sexismus ensteht bei Leuten, die sich aus mangelndem Selbstwertgefühl und Anpassungsdruck ständig grundlos beleidigt fühlen.

          „Naturgemäß“ hat nichts mit der Natur zu tun, mit dem weiblichen Lebewesen als gebährendem Objekt. Es bedeutet „wie es halt so ist“, in diesem Falle: wie es halt so ist, wenn der eine Elternteil in Vollzeit das Geld ranschafft und der andere sich um die Kinder kümmert.

          Letzteres ist im Übrigen auch Vollzeitarbeit – eine Anerkennung, die ausgerechnet von jenen, die Sexismus beklagen, gerne verweigert wird. „Was machst du so beruflich?“ „Ich kümmere mich um meine Kinder.“ „Wie, du hast keine Arbeit? Du Arme. [Tuschelnd zur anderen Seite] Dass Frauen sich heute noch so unterdrücken lassen.“

          1. „Der halbe Sexismus ensteht bei Leuten, die sich aus mangelndem Selbstwertgefühl und Anpassungsdruck ständig grundlos beleidigt fühlen.“

            Öh, was für eine Polemik:
            – mangelndes Selbstwertgefühl
            – Anpassungsdruck
            – ständig
            – grundlos beleidigt fühlen

            …Du schließt ja viel aus meinem Kommentar. Viel mehr als ich, übrigens. Ich wollte lediglich einen kleinen, eher augenzwinkernden Kommentar zu einem wahrscheinlich (hoffentlich) unbedacht geschriebenen Wort abgeben…

            “Naturgemäß” hat nichts mit der Natur zu tun, mit dem weiblichen Lebewesen als gebährendem Objekt.“

            —Objekt? Also, wenn schon, dann doch bitte gebärendes Subjekt… 😉

            „Es bedeutet “wie es halt so ist”…

            I rest my case.

            Vielleicht ist ja kinderdocs Frau sogar berufstätig – dass sie mit 2 oder 3 Kindern genug Arbeit hat, ist mir eh klar – und ich persönlich ziehe meinen ruhigen Schreibtisch sogar dem 100% Mutterdasein vor, da mein Nervenkostüm unter ununterbrochenem „mothering“ stark leidet – toleriere aber jeden anderen Ansatz. Kein Grund also, sich aufzuregen!

    2. Ich hätte in diesen Satz jetzt eher hineininterpretiert, dass Kinderdocs Frau früher sehr aktiv im Verein war oder zeitweise Leistungssport gemacht hat…

  40. Meiner Erfahrung nach sorgt Sportunterricht nur leider nicht dafür, dass sich Kinder mehr bewegen, sonder eher im Gegenteil, weniger. Klar hat man die Dopplestunde Sport in der Woche, die man meistens schwänzt, aber wen motiviert den ständige Demütigung in den immer gleichen Sportarten? Bis zur Oberstufe bestand Sportunterricht im Winter aus Fußball und Volleyball und im Sommer aus Leichtathletik. Es gab die, die immer gut waren, und die, die immer schlecht waren. Besser wurde es dann erst in der Oberstufe, als wir Sportkurse wählen durften.
    Ich bin für mehr Vielfalt im Sportunterricht. Warum nicht mal andere Sportarten? Klar, das kostet Geld, aber was kostet Übergewicht?
    Jetzt, mit 22, stelle ich fest, dass ich gar nicht so schlecht im Sport bin. Nur halt im Gewichtheben, nicht in In den klassischen Schulsportarten. Wie viele andere brauchen noch länger als ich, oder stellen nie fest, dass es doch Sportarten gibt, in denen sie gut sind und die Spaß machen?
    Jedenfalls bin ich dafür an Stelle der Bundesjugendspiele verschiedene Sportarten in verschiedenen Sportfesten oder ähnlichem ins Programm aufgenommen werden.

  41. Wenn die Petition dafür sorgt, dass ein Umdenken stattfindet, dann ist es GUT!

    Denn motivierte Sportlehrer und ein Sportfest wie Du es beschreibst haben absoluten SELTENHEITSWERT!

    Heute gibt es Teilnahmeurkunden, die gab es an meiner Schule damals NICHT!

    Mobbing im Sport-Unterricht habe ich mehrfach so stark erlebt (auch im Verein), dass es SEHR SCHWER ist, die Kinder noch zu motivieren!

    Und ich habe auch erlebt, dass die Kinder nicht trainiert zu den BJS „geschoben“ wurden und das meistens auch noch am „schönsten“ Tag des Schuljahres und mindestens 1 Schüler dann auf dem Platz zusammenklappte.

    Da ist dann für meine Begriffe von VIELEN Seiten aus was MASSIV Schief gelaufen!

    Von Gemeinschaftsgefühl und Füreinander Da Sein habe ich da leider recht wenig erlebt.

  42. Sehr gute Argumentation, lieber Konderdoc. Genau so sehe ich es auch. Und ich war grottenschlecht im Schulsport!
    Jedes Miteinander, jede Rücksichtnahme und jedes Anerkennen von „Anders-Sein“ hilft unseren Kindern auf dem Weg zu sozial kompetenten Menschen.

    1. Dummerweise ist ausgerechnet der Sportunterricht in der Schule jener Unterricht, in dem das schlechtere Drittel der Klasse am deutlichsten von dem besseren (und den Lehrern) niedergemacht wird.

      Sozialkompetenz und Sport schließen sich gegenseitig allem Anschein nach gegenseitig aus.

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