7/7

Wir hatten unser Wohnmobil auf dem großen Rasenparkplatz abgestellt. Heute stand Stonehenge auf dem Programm. Die Große fand die Steinkreise sehr lustig, glaubte noch an Riesen und interessierte sich kein bißchen für die erdgeschichtlichen Zusammenhänge. Der Kleine war nur mit dem Laufenlernen beschäftigt und damit, seine große Schwester zu ärgern. Für uns Eltern war Stonehenge ein MUSS auf dem Weg nach Land´s End.

Keiner der angereisten Touristen interessierte sich am Ende für ein paar überdimensionierte Kieselsteine. Selbst die Japaner standen wie gebannt um die Radios herum, der Besitzer des Souvenirshops hatte von der rustikalen Keltenmusik auf handfeste BBC-Fakten umgestellt. Schleppend erst, dann immer deutlicher und erschreckender sickerten die Nachrichten durch, und für jeden war der Urlaub plötzlich ein anderer.

Cornwall liegt für die Briten ganz weit draußen im Land, es ist eine andere Welt, eine mystische sogar. König Artus soll hier geboren sein, die weltbekannten Gärten an den Küsten entführen jede für sich an einen anderen Weltenhorizont. An diesem Tag aber war London ganz nah. Viel näher noch als 2001 New York oder das Pentagon. Wir fuhren weiter, hin zur rettenden Urlaubsmystik, weg von der Realtität hundert Kilometer hinter uns, am Ende der M3. Niemals dabei sein, immer woanders.

Zehn Jahre danach

4 Antworten auf „7/7“

  1. Hrm… als Überseherin des Links und verzweifelte Googlerin (kein Plan was ich am 07.07. damals gemacht hab… war damals trotz höheren Alters ähnlich wie des Kinderdocs Kinder) finde ich es wesentlich interessanter, dass Braunau Adolf Hitler an jedem Tag die Ehrenbürgerschaft entzogen hat.

    Wohlgemerkt zu einem unglaublich frühen Zeitpunkt: 2011. o.o

    Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/7._Juli

  2. 7/7 ist mir gut in Erinnerung – meine damalige Freundin wollte damals mit Verwandten wieder einmal London besuchen. Nach dem Anschlag strichen sie die Pläne wieder, sie fühlten sich nicht mehr sicher.

    Von meinem London-Besuch zwei Jahre später waren noch die zahlreichen Plakate in Erinnerung: „We are LondONErs“, mit der Aufforderung, verdächtige Gepäckstücke doch zu melden.

    Man ist nirgendwo sicher. Auch zu Hause nicht. Darum ist das Leben lebenswert.

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