Immer schön sauber bleiben

Lieber Mitarbeiter vom Jugendamt,
ich finde es grundsätzlich gut und richtig, dass Sie nach dem Rechten sehen, wenn Kinder in einer Pflegefamilie in Obhut genommen werden, so betreuungs- und pflegetechnisch. Schließlich gibt es schwarze Schafe, und dem Bobele soll es nicht schlechter gehen als in der Ursprungsfamilie. Auch das Tierasyl im Nachbarort war bei uns zuhause, als wir der Katze damals ein neues Zuhause gaben.

Dennoch – manche Kritikpunkte kann ich nicht ganz nachvollziehen. Das mit den impfkritischen Kollegen hatten wir hier bereits besprochen.

Und das heute? Wollen Sie ernsthaft der Pflegemutter einen Strick daraus drehen, weil der Nabel des Säuglings so schmutzig sei? Dass sie die Körperpflege des Kindes mißachte? Lieber Jugendamtsmitarbeiter: Das g´hört so! Nabel sind immer überpigmentiert und in den kleinen Falten finden sich mitunter kleine körnige Reste. Der Nabel ist nämlich mal Schleimhaut (Wharton-Sulze) gewesen und baut sich nach der Abnabelung in normale Haut um – das kann dann seltsam aussehen. Aber Schmutz ist das nicht.

Leider war der Nabel, als ich ihn gesehen habe, inzwischen rot – weil die arme Pflegemutter verzweifelt versucht hatte, mit Wattestäbchen, Öl und Alkohol den Jugendamts“schmutz“ zu entfernen. Doof, oder?
Grüße, kinderdok

26 Antworten auf „Immer schön sauber bleiben“

  1. Für sowas braucht man noch nicht mal das Jugendamt. So ein Erlebnis hatte ich mit dem alten Kinderarzt meiner Tochter. Dieser erzählte uns dass die hormonelle Ablagerung in ihrem Intimbereich Dreck wäre. Daraufhin fingen wir an zu schrubben. Die arme Kleine.

    1. Hormonelle Ablagerung!? Echt jetzt??? Nennst du das bei dir / deinem Mann auch so!? Das ist „Dreck“ und gehört sich vorsichtig (!) entfernt, sonst fängt es doch zu riechen an…

      1. Oh, dann muss sich anscheinend die Klinikkinderärztin und die Hebamme geirrt haben, als sie sagten, dass das normal ist und das man es nicht wegschrubben sondern nur vorsichtig abwaschen soll. Naja, die sehen ja nicht so viele Säuglinge am Tag und sind nicht so gut ausgebildet.
        Aber danke für die Aufklärung über Intimhygiene.

        1. Was hat denn die Bezeichnung dafür damit zu tun *wie* man es wegmacht?! Auch Dreck kann man sanft wegmachen, vor allem an Stellen, die empfindlich sind. Ich würde nie auf die Idee kommen, im Intimbereich/ and Schleimhäuten rumzuschrubben.

        2. Dann sind wir uns ja einig, dass man „es“ vorsichtig entfernen soll. Was anderes habe ich auch nicht geschrieben, oder? Immer schön locker bleiben 😉

  2. Wir waren ja alle nicht dabei bei dem Gespräch zwischen Mitarbeiterin und Pflegemutter – vielleicht war es auch ganz anders, vielleicht auch so:

    Die Jugendamtsmitarbeiterin, hinterher darauf angesprochen, reisst erstaunt die Augen groß auf, weil sie das nicht als Kritik, sondern als Smalltalk empfunden hat, da das ja eh jeder wisse, dass so ein Nabel eigentlich immer voller interessanter Fussel und Krümel ist, und so auch hier und so harmlos auch hier…?

    Und die Pflegemutter war ganz aufgeregt und unsicher und wollte alles richtig machen und hat alles zu ernst genommen und es daraufhin übertrieben…?

  3. Wäre der Nabel entzündet und ungepflegt gewesen, hätte ich einen Einwand ja verstehen können, aber so dafür zu sorgen, daß der Nabel praktisch bis zur Entzündung überpflegt wird, ist bescheuert und traurig. Hoffentlich besteht besagter Jugendamtsmitarbeiter nicht auch darauf, bei männlichen Säuglingen die Vorhaut zu inspizieren und zurückzuschieben (Finger weg!), der Irrglaube, daß das nötig sei, hält sich ja anscheinend auch hartnäckig. 🙁

    1. Manche Dinge muß man einfach in Ruhe lassen! Aber selbstverständlich sind nicht alle JA-Mitarbeiter so. Vielleicht hatte der- oder diejenige wirklich noch keine eigene Erfahrung in dem Bereich und alle Fortbildungen verschlafen… dem Amt sollte man ggf. mal eine Nachricht senden, daß sie dort für Aufklärung sorgen, sonst sehen die benachbarten KiÄ in den nächsten Jahren noch ähnliche Fälle falsch verstandener Nabelpflege.

  4. Es ist sehr beruhigend zu wissen, dass in Kinderdoks Gegend wenig Inobhutnahmen sind, wenig zu betreuuende Herkunftsfamilien und wenig Probleme mit Pflegeeltern. Wie schön, dass sich die Sachbearbeiterin Zeit und Muse nimmt, beim Kinderdok die Sauberkeit der Mündel zu beurteilen (unsere kommt dazu immer nach Hause, dann kann sie das Heim praktischerweise mit beurteilen). Ironie beiseite, es gibt solche und solche Sachbearbeiter, nicht jede(r) ist kompetent und ausgebildet genug, um sich auf kompetente Art und Weise den Pflege- und Herkunftseltern anzunehmen. Als Pflegeeltern hat man es oft schon schwer genug, da braucht man so einen Sachbearbeiter sicher nicht, bekommt ihn aber häufiger als einem lieb ist….

  5. Naja, ein (leidlich guter) Kinderarzt kann schon unterscheiden, wo Dreck „normal“ ist (siehe der Beitrag „Hüsch machen“ und anschließende Diskussion) und wo bedenklich. Und viel wichtiger, welche Verletzungen sturz-und spieltypisch sind (und in welchem Alter ) und welche nicht.
    Eine Jugendamtsmitarbeiterin sollte dazu Fortbildungen haben. Und idealerweise auch die Zeit, solche zu besuchen. Naja. Weites Feld.

  6. Gut, dass vom Jugendamt niemand mein Großkind gesehen hat, als es in den Kiga ging. Schrammen, Kratzer, blaue Flecken, ein blaues Auge und verdreckt von oben bis unten – das Kind sah mitunter echt schlimm aus. Ich wollte dem Kind schon ein Schild mit der Aufschrift „Ich werde nicht geschlagen“ verpassen. Unser Kinderarzt fand die Erzählungen über die Unfälle immer spannend, ich bin da lieber rausgegangen.

  7. Beim Jugendamt kann man Glück haben und kann man Pech haben. Das stelle ich (leider) immer wieder fest. Klar, das sind alles auch nur Menschen usw., aber da ergeben sich teilweise Komplikationen, die sich nicht so ohne Weiteres wieder regeln lassen. Mir fehlt da manchmal eine „neutrale“ Sichtweise, z.B in Form einer Schlichtungsstelle. Da sollte dann auch ein Kinderarzt mit drin sitzen um genau solche Dinge wie die hier beschriebenen ins rechte Licht zu rücken.

  8. Die regen sich wirklich über den Schmutz im Nabel auf? Selbst bei den ganz großen Kindern (aka Ehemännern), die sonst ganz reinlich sind, sammeln sich da mitunter Krümel und Flusen.
    Vielleicht sollte ich ganz froh sein, dass sich das Jugendamt nicht für meine 1,5 Jahre alte Tochter interessiert, die gerade die ganze Welt erklettern will und sich nicht sonderlich geschickt dabei anstellt, denn kaum ist die eine Schürfwunde verheilt, prangt 10 cm weiter die nächste …

  9. traurig…

    aber wenn pflegekinder nach nikotin stinkend, mit völlig verdreckten und zu kleinen anziehsachen zur schule geschickt werden, sagt niemand was. da prüft anscheinend keiner, ob es den kindern gut geht.

    1. Kommt ja auch drauf an ob besagte Pflegekinder von Pädagogen,Erziehern und ähnliche Berufe betreut werden oder von unstudierten Berufen,letztere haben eh keine Ahnung von Kindererziehung,nicht einmal bei 3 oder mehr eigene.
      Erlebte ich leider am eigenem Leibe und wenn man in den Medien die suche nach Pflegeeltern in dieser Gegend liest dann ist dort auch immer von fachlich kompetenten Personen im pädagogischen Bereich die rede.

      1. in erster linie geht es doch darum, den kindern ein liebevolles umfeld zu geben, da diese ja aus „katastrophalen verhältnissen“ kommen (sonst würden sie ja nicht in einer pflegefamilie untergebracht).
        es wäre für mich unvorstellbar, nachts ein babyphon auszuschalten, nur weil mich das geschrei stört, ein fieberndes kind sich selbst zu überlassen, es schlampig zu kleiden, es zu vernachlässigen oder dessen gesundheit aktiv zu gefährden.

        die verantwortung für ein kind zu übernehmen bedeutet für mich, dass ich ihm nicht mit absicht schade. ob es nun das eigene kind oder ein mir anvertrautes ist, das ist in dem fall völlig wurscht. ich habe nicht studiert, und selbst kinderlose pädagogen / erzieher verzweifeln irgendwann in der praxis, wenn sie eigene kinder haben. ein kind richtet sich nicht nach einem lehrbuch und pfeift auf theorie.

        leider kenne ich auch pflegeeltern, die ihre pflegekinder nur aus finaziellen gründen aufgenommen haben. deren umgang mit den kindern tat mir in der seele weh.
        leider klingt dein beitrag, als hättest du als kind ähnliches erlebt? das tut mir sehr leid; aber ich kann dir sagen, dass o.g. pflegeeltern nun keine pflegekinder mehr aufnehmen dürfen und auch aktuell keine mehr betreuen, nachdem das jugendamt informiert wurde.

        1. leider klingt dein beitrag, als hättest du als kind ähnliches erlebt?

          Nein aber wir haben unseren Enkel in Pflege genommen und bei den Anbahnungsseminaren die man mitmachen musste kam diese Meinung das „geschulte“ Personen genehmer sind als „ungeschulte“ von Seiten der Dozenten immer wieder rüber,etliche der „ungeschulten“ Paare die sich für ein Pflegekind entscheiden wollten hatten dann das übliche Einzelgespräch und verschwanden dann nach und nach aus den Seminaren ,man sah sie nie wieder.

    2. k., diese Kinder sind dann aber – so meine Erfahrung – meist in Heimen und Wohngruppen untergebracht. Aktuell habe ich wieder so einen Schüler bei mir sitzen… ach, wenn er seine Klamotten nicht selbst wäscht, muss er eben anziehen was da ist. Er hat ein Kontinenzproblem? – Ach Quatsch, deshalb braucht er doch nicht täglich eine saubere Hose…
      Ich liebe diese alternativen Wohngruppen mit Erziehern, die zwar viele Ideale aber kein Durchsetzungsvermögen haben^^
      (Nebenbei angemerkt: In der Stadt, in der sich meine Schule befindet, haben wir zwei größere Heime mit vielen Häusern/Wohngrupen und vier kleinere Einrichtungen. Dabei sind die beiden großen Einrichtungen und zwei kleinere super! Natürlich hat man mit den Bezugsbetreuern mal mehr und mal weniger Glück, aber die Kinder sind dort insgesamt wirklich gut untergebracht.Der obrige Kommentar ist also keine Generalkritik, aber auch Einzelfälle sind für das betroffene Kind halt Mist!)

      1. elli, die betreffenden kinder sind in familien untergebracht worden. es gibt zwar einrichtungen, aber nicht viele. die sind eher für langzeitunterbringung von älteren kindern und jugendlichen.

        ich hatte beruflich und später auch privat mit pflegefamilien zu tun und es waren nur zwei, die die ihnen anvertrauten kinder wie ihre eigenen behandelt haben.

        wir wurden auch schon mehrmals angesprochen, ob wir uns nicht vorstellen könnten, einen kurzzeitplatz anzubieten. leider ist das für meinen mann keine option, er denkt an unsere kinder, die ja auch einen häufigen wechsel des „geschwisterkindes“ verpacken müssten.

    3. War klar, dass so ein Kommentar kommt. Geht dem Jugendamt was durch die Lappen, ist es ein Skandal. Aber guckt dann einer zu genau hin, wird auch genörgelt.

      Lieber Herr Kinderarzt, seien sie doch froh, dass es in „ihrem“ Jugendamt Zeit und Angestellte gibt, die sich kümmern können, anstatt hier über dasselbige abzulästern und damit die Vorurteile über Jugendämter noch zu befeuern – das ist nämlich das einzig Traurige hier.

    4. War klar, dass so ein Kommentar kommt. Geht dem Jugendamt was durch die Lappen, ist es ein Skandal. Aber guckt dann einer zu genau hin, wird auch genörgelt.

      Lieber Herr Kinderarzt, seien sie doch froh, dass es in “ihrem” Jugendamt Zeit und Angestellte gibt, die sich kümmern können, anstatt hier über dasselbige abzulästern und damit die Vorurteile über Jugendämter noch zu befeuern – das ist nämlich das einzig Traurige hier.

      1. War klar, dass so ein Kommentar kommt.
        Aus Unwissenheit einer Pflegemutter mangelnde Hygiene und damit Fürsorge zu unterstellen zeugt von Inkompetenz. Punkt. Da gehts nicht um zuviel Zeit, sondern um fehlendes Wissen.
        Wenn ich jetzt schrieb, das Jugendamt soll sich doch bitte um Wichtigeres kümmern, dann darfst Du Dich gerne aufregen. Schrieb ich aber nicht.

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