Wer trifft die Entscheidungen?

„Darf Dich die Tante mal messen und wiegen, ja?“
„Kommst Du bitte mit ins Zimmer?“
„Möchtest Du Dich hier oben hinsetzen?“
„Jetzt kommt dann gleich der Doktor, okay?“
„So, schau, da ist er, der macht auch nichts Schlimmes, oder?“
„Machst Du bitte schön den Mund auf?“
„Lässt Du Dich jetzt mal untersuchen?“
„Schau mal, wie der Onkel, möchtest Du auch mal auf einem Bein stehen?“
„Soll die Mama mitmachen?“
„Und die Bilder da, magst Du die mal anschauen?“
„Sollen wir Dich jetzt wieder anziehen?“
„Auch die Hose und die Jacke?“
„Hast Du gehört, den Schnuller lassen wir abends mal weg, ist das okay?“
„Sagst Du dem Mann mal auf Wiedersehen?“
„Bist Du jetzt mal lieb?“

„Herr Doktor, ich weiß auch nicht, aber die Kleine macht im Moment gar nicht, was ich will.“

… ich gebe zu, ein Thema, dass mich seit der Niederlassung (also dem Bemühen um das Untersuchen von Kindern) und seit dem eigenen Vatersein (also der Erziehung der eigenen Kinder) umtreibt: Müssen Eltern ihre Kinder immer um Erlaubnis fragen? Eine Frage öffnet wenigstens zwei Möglichkeiten, und ein Kind nimmt todsicher die nicht gewünschte. Außerdem zeigen wir damit unsere eigene Unsicherheit über den Ablauf des Geschehens: Dem Kind wird die Wahl überlassen, ist aber vielleicht gar nicht in der Lage, eine Wahl zu treffen.

Oben genannten Ablauf habe ich letzte Woche bei einer U7a erlebt – zusammengekürzt auf die Aussagen der Mutter, die durch die Bank aus Fragen bestanden. Kein Wunder, dass die Dreijährige immer genau das Gegenteil von dem tat, was Mama wollte. Die Untersuchung scheiterte am Ende in einem Zornanfall des Kindes.

54 Antworten auf „Wer trifft die Entscheidungen?“

  1. Bei manchen Dingen frag ich auch aber meistens sag ich meinem Sohn klipp und klar so jetzt machst du das mal bitte. Wenn er nach dem 3. Mal immer noch nix macht mach ich das berühmte 1.2.3 spiel wie zb letztens im Kiga. Er schmeisst seine Hausschuhe auf den Boden ich sag ihm 3x er soll sie bitte an deinen Platz bringen. Ohne Reaktion. Dann find ich an: 1…. 2…. 2 1/2.. und da springt er meistens schon. Man man wird man da von anderen Eltern blöde angeschaut weil ich mal streng war und er „gesprungen“ ist…

    1. Kinder sind eben keine kleinen Erwachsenen. Und auch Eltern haben Rechte, Wünsche und Bedürfnisse. Und wenn Mama nicht den Sklaven spielen will und nicht eine Ewigkeit warten will ehe sie nach Hause kommt ist das doch völlig okay. Später gibt es genug andere Personen, die das vom Kind erwarten. Da ist es gut wenn es schon mal trainiert wurde.

  2. MMn brauchen Kinder klare Ansagen. Dies vermittelt Sicherheit und sie wissen was man von ihnen erwartet. Kinder lernen dadurch, dass sie sich das Verhalten nahestehender Angehöriger, besonders der Eltern, „abkucken“.
    Und wenn diese Regeln gebrochen werden, sollte es daraufhin auch eine „Strafe“ geben. Und diese auch durchgezogen werden.

    Bei mir zu Hause gab es sehr wenig Regeln und „Strafen“. Strafen wurden nicht durchgezogen, ich musste also keine Konsequenzen aus meinen Ausrastern
    (und mit ausrasten meine ich sich im Supermarkt auf den Boden zu schmeißen und den ganzen Laden zusammen schreien, weglaufen, Nachts die ganze Familie terrorisieren, manipulieren, Sachen kaputt hauen, mich mit meiner Schwester zu prügeln etc) befürchten.

    Als Kind findet man das natürlich toll.
    Ich habe das Ganze aber immer soweit ausgereizt, bis ich endlich klare Ansagen bekommen habe und „bestraft“ wurde.
    Ich habe meine Eltern also terrorisiert, weil negative Aufmerksamkeit immer noch besser ist, als gar keine. Denn Regeln und Strafen zeigen den Kindern auch, dass ihr Verhalten gesehen wird.
    Bei gutem Verhalten loben, zeigt dies natürlich auch und es ist mind. genauso wichtig.

    Ich habe mittlerweile mit den nicht gerade leichten Konsequenzen dieser sicher nur gut gemeinten Erziehung zu leben. Nur so nebenbei.

    Ein Kind kann viele Dinge noch gar nicht entscheiden, weil es einfach die Tragweite und die Konsequenzen dieser Entscheidungen nicht abschätzen kann.
    Das ist einer der großen Unterschiede zwischen Kindern und Erwachsenen.

    Zur Klarstellung : Mit „Strafen“ meine ich sowas wie Hausarrest, Fernsehverbot etc. Nicht „auf die stille Treppe“, ohne Abendbrot ins Bett. usw.

    Ich habe in meinem Leben dreimal eine Ohrfeige bekommen. Und diese hatte ich mir auch meiner mMn hart verdient^^

  3. Ich wunder mich. Man lernt doch schon in der Schule, dass nicht jeder als Frage formulierte Satz such tatsächlich als Frage gemeint ist. Merkwürdigerweise verstehem auch meine Kinder den Unterschied, ich denke vlt an Hand meines Tonfalls. Und für mich ist die Art Aufforderungen als Frage zu formulieren nicht gleichbedeutend mit den Kindern (oder sonstwem) eine unangebrachte Option zu bieten, sondern für mich entspricht es allgemeinen Regeln der Höflichkeit. Wenn Ihre Mitarbeiterin z.B. die Post reinholen soll (oder was weiss ich), sagen Sie dann auch: „Jaqueline, hol die Post!“ ???? Oder sagen Sie:“ Jaqueline, kannst Du die Post bitte holen?“
    Ich nutze die zweite Formulierung. Und erhlich? Wenn jemand in solchem Kommandostil mit mir sprechen würde, würde ich auf stur schalten und ihm meine Meinung dazu sagen.
    Ich möchte auch, dass meine Kinder diese Höflichkeit an den Tag legen und spreche deswegen auch in gleicher Art und Weise mit ihnen. Aber wie gesagt, sie hören die Aufforderung in der „Frage“ sehr zuverlässig heraus. Sicher gibt es Situationen, wo auch sie nicht wollen, aber das passiert ja auch bei Eltern, die „klare Ansagen“ machen. Ich würde dann nur nicht anfangen mit den Kindern zu diskutieren.
    Ich verstehe nicht, warum man mit Kindern nicht genauso höflich, und damit respektvoll, umgehen sollte, wie mit allen anderen Menschen auch. Und zumindest meine Kinder sind auch nicht zu doof damit umzugehen.

    1. Korrekt: Der Ton macht die Musik. Deshalb kann ich einem Kleinkind eine klare Aufforderung übermitteln, ohne eine Frage zu stellen und trotzdem freundlich zu klingen.

      Aber: Meine fMFA sind keine zwei Jahre alt. Deshalb kann ich da eine höflich formulierte Frage stellen, wenn ich etwas möchte.

      Das Problem ist stets, Kinder wie Erwachsene zu behandeln. Sorry, das funktioniert nicht. Lustigerweise sind es immer die Eltern, die Erlaubnisfragen stellen, die gleichen, die dann fragen: „Sagst Du bitte dem Doktor auf Wiedersehen?“ Aus o.g. Gründen passiert natürlich nichts. Das zum Thema Höflichkeit.
      Aber klar, da folgt dann das Argument, das Kind müsse ja nicht jedem Guten Tag und auf Wiedersehen sagen, wenn es das nicht will.

      1. Richtig, Kinderdok. Und genau das wird nämlich zum Problem, wenn das „Kind“ diese Verhaltensweisen (lustbetontes Handeln, Bedürfnisse nicht aufschieben, Höflichkeit und Pünktlichkeit nur wenn es will) dann auch später beibehält z.B. in der Lehrausbildung. Wenn der Lehrmeister keine Kuschelpädagigik macht und auch keine Geduld hat einfachste Umgangsformen anzutrainieren wundern sich plötzlich alle.

      2. Doch, bei uns funktioniert das mit dem Kindern gegenüber genauso höflich zu sprechen wie gegenüber Erwachsenen. Und mit „uns“ meine ich nicht nur meine Kernfamilie, sondern mein gesamtes Umfeld.
        Das hat auch weiterhin den Vorteil, dass die Kinder diese Umgangsformen von der Pieke
        auf lernen. Sie kämen gar nicht auf die Idee im Kommandoton mit anderen zu reden (wie man es manchmal von Kindern hört à la:“ gib mir die Schaufel!“), sondern sie haben von Anfang an die höfliche Form
        der Aufforderung als Frage formuliert genutzt.
        Meine Kinder haben sehr geschliffene Umgangsformen, das kann ich ohne Übertreibung behaupten. Auch reagieren sie nach einer ihnen in gleicher höflicher
        Form verbalisierten Aufforderung mit dem gewünschten Verhalten. Ich bin daher zu 100% sicher, dass mein Stil funktioniert. Ich finde es sogar etwas vermessen zu behaupten Kinder wären nicht in der Lage entsprechenden Formulierungen korrekt einzuordnen. Sie sind ja nicht blöd sondern sehr sozial kompetente Wesen. Einem Hund muss man vielleicht ein leicht verständliches Kommando erteilen. Meine Kinder haben immer schon auch ganze, höflich formulierte Sätze verstanden und ich denke 99,9% aller anderen Kinder tun das auch.
        Ich kann mir lediglich vorstellen, dass es Eltern gibt, die diese oben beschriebenen Sätze auch tatsächlich als Frage meinen. Und das ist natürlich Blödsinn. Das kriegen die Kinder
        ganz schnell mit und nutzen es aus.
        ich kann mir aber wirklich nicht vorstellen, dass Sie mit Ihren Kindern so reden. Weiter oben hat ein anderer Leser das Beispiel mit der Butter gebracht. Sagen Sie zu Hause am Abendbrot tatsächlich zu ihrem 2-jährigen Kind:“Gib mir die Butter!“
        Eher nicht, oder? In der Regel sagt jeder zivilisierte Mensch auch zu dem Kind:“Würdest Du mir bitte die Butter geben?“ in der Erwartung, dass das Kind das tut. Und was passiert, wenn das Kind „nein“ sagt? Nimmt man die Butter dann selber? Nein, man erklärt seinem Kind, dass man der Bitte nachkommen sollte, weil alles andere unhöflich wäre. Das Kind wird dann verstehen, dass die Frage an sich gar keine echte Frage mit Wahlmöglichkeit war und das nächste Mal die Butter reichen.
        Warum sollte das Prinzip nicht von dem
        Kind auf andere Lebensbereiche übertragen werden können?
        Es kapiert ja auch, dass ea nicht
        nur Tante Elise ordentlich verabschieden soll, sondern auch andere Menschen.

        1. Ich stimme Dir ja zu.
          Aber Fragen eröffnen immer die Möglichkeit des Ausweichens, darum gings doch im obigen Posting. Zur Butter: „Gib mir die bitte die Butter.“ oder „Sag Bitte auf Wiedersehen“ finde ich völlig ok und hat nichts von Kommandoton. Wer aber seine Wünsche in Fragen versäuselt – der Ton machts eben – muß sich nicht wundern, wenn die Kinder „Nö“ schnauzen.

  4. Kenne ich, macht auch überhaupt keinen Sinn und trotzdem passiert es mir manchmal (aber eher nicht in Situationen, in denen es um so wichtig Dinge, wie Gesundheit geht).
    Ich überlege mir einen schönen Plan für den Tag, frage begeistert: Wollen wir in den Tierpark gehen?
    Kind: Nein.

    Ähm… okay. Wir gehen aber doch.

  5. Wie furchtbar!!! Ich denke, manchen Eltern fällt es gar nicht auf, welche Rolle sie da gerade übernehmen bzw. welche eben nicht. Manche Dinge müssen eben sein. PUNKT. Durch das ständige Gefrage suggerieren wir unseren Kindern doch nur, dass es sich um eine „unangenehmere“ Situation handelt und dass wir selbst nicht in der Lage sind, zu entscheiden. Ich frage ja auch nicht „Wollen wir uns jetzt nach dem Keks die Zähne putzen?“ Selbstverständlich hieße es dann „Nein“. Man kann ja auch nett und lieb bestimmen. Es muss ja nicht in einen lauten Unterton ausarten aber wenn wir unseren Kindern nicht klar aufzeigen, dass wir in gewissen Dingen, die nunmal sein müssen, entscheiden, wie sollen sie uns dann überhaupt ernst nehmen?

  6. Das erinnert mich an eine Kindergartenmama, die mich völlig schockiert ansah, als sie mitbekam, dass mein Kind im Schlafi in den Kindergarten gegangen ist, weil es sich morgens nicht anziehen wollte, ich aber Zwangsanziehen durch körperliche Überlegenheit nicht wollte. (War übrigens das einzigste Mal, dass es im Schlafi ging …) Selbe Mama stand aber nachmittags häufig eine Dreiviertelstunde auf dem Kindergartenhof mit „L. können wir jetzt bitte gehen?“ *hüstel*

    Und ja, ich stelle auch Fragen, selbst als Dreifachmama. „Kannst du bitte den Müll rausbringen?“ Und ich kassier dann auch die Konsequenz daraus („keine Lust“), so dass ich beim nächsten Mal den Fehler nicht noch mal mache. Frau ist ja lernfähig. Ich lasse meinen Kindern auch durchaus die Wahl zwischen dem roten Shirt oder einem Kleid – es muss nur halbwegs wetterpassend sein. Manchmal haben die Kinder da eben eigene Vorstellungen. Und sie sollen sie auch haben. Weil sich selbstausgewählte Kleidung auch mit „ich hab das so gewollt“ verteidigen lässt. Besser als weinend in der Ecke hocken, weil einen die anderen auslachen wegen der Hemdchen mit Teddybären, die man noch anziehen muss, weil Mama noch keine „Teenagerhemden“ kauft.

    Übrigens erlebe ich das im Bekanntenkreis gerade: Kind eins hat immer Fragen bekommen, durfte aus drei verschiedenen Nudelsorten wählen, nahm eine vierte und man ging einkaufen, weil die nicht vorrätig war. Heute hat das Kind ein psychisches Problem, weil sie kein Einzelkind mehr ist und Mama daher nicht mehr so flexibel …

      1. Ach, des ist doch nur der schriftliche Aküfi* 😀 Alles halb so wild *ggg*

        *Aküfi – Abkürzungsfimmel, der: oft gebraucht bei Vielschreibern. Gepaart mit Hieros (= Hieroglyphen) tritt er verstärkt im medizinischen Bereich auf.
        Bei Fragen hinsichtlich der Entzifferung wenden Sie sich bitte an Pharmama oder jede andere Apotheke 😀

        (sorry, Doc, aber der musste jetzt sein 🙂 )

  7. Manchmal ertappe ich mich selber dabei, wie ich meinem Kind (gerade 5) Fragen stelle, auf die ich eigentlich nur eine Antwort akzeptieren kann. Daher grenze ich meine Fragen schon ziemlich ein, allerdings ist es manchmal gar nicht so falsch sie trotzdem zu stellen, denke ich.
    Ich erwarte von meiner Tochter, dass sie sich bei der Erzieherin im Kindergarten verabschiedet, wenn ich sie abhole und sie weiß das genau. Manchmal tut sie es aber nicht und dann frage ich: Verabschiedest du dich noch? oder Sagst du noch Tschüss?
    So hat sie immer noch die Chance es „von selbst“ zu tun, ohne dass ich es ihr explizit vorgeschrieben hätte. Darauf reagiert sie im Moment nämlich äußerst allergisch.
    Auch bei meiner pubertierenden Nichte funktioniert das erstaunlich gut: Sie hat so die Möglichkeit so zu tun, als ob sie es sowieso tun wollte, wenn es beispielsweise um das Einräumen der Spülmaschine geht.
    Verstehe aber den Grundsatz der Kritik.

  8. Also eigentlich bin ich ein großer Fan klarer Ansagen. Allerdings rutschen mir diese Frageformen auch manchmal raus, weil ich sie noch als „Höflichkeitsform“ in der Kindheit beigebracht bekommen habe. Mir ist schon klar, dass die Frage „kannst Du mir mal bitte die Butter rüberreichen“ eigentlich inhaltlich Quatsch ist. Ich erwische mich aber auch im Umgang mit meinen Kinder manchmal (eher selten) dabei.

    Wir haben übrigens mit einer großen Entscheidungsfreiheit bei meinem ältesten Sohn eher durchwachsene als gute Erfahrungen gemacht. Bei uns werden viele Dinge schlicht nicht diskutiert. Erklärt ja, aber Anschnallen im Auto, Sonnencreme, warme Winterkleidung, nicht mit Essen spielen, Aufbruch vom Spielplatz am Abend, … geben wir vor. Punkt. Und ein Nein ist ein Nein ist ein Nein. 🙂
    Aber wir dachten, er würde früh selbstständiger, wenn wir ihm Entscheidungen überlassen, wie z.B. Reis oder Nudeln (vor dem Kochen!) oder eben das rote oder blaue T-Shirt. Aber er war mit z.B. 3 Jahren oft überfordert mit selbst so leichten Entscheidungen. Also haben wir das wieder etwas zurück genommen. Ich lege ihm jetzt (mit 5) z.B. Kleidung raus und er äußert sich, wenn er was davon aus irgend einem Grund nicht Anziehen will (die gegebenen Grenzen, z.B. keine Sandalen im Winter sind durch klare Vorgaben schon lange keine Thema mehr).
    Keine Ahnung, ob das typisch für Kinder ist oder ob er da einen Sonderfall darstellt, aber offensichtlich gibt es selbst auch im Kleinen ein Zuviel an Entscheidungsfreiheit!

  9. Ich find’s ja immer herrlich, wenn Kinderärzte Erziehungstipps geben und diese als Non-plus-Ultra hinstellen.
    Dabei sollte Eltern immer klar sein, dass der Doc hier auch nur seine persönliche Meinung als Fakt hinstellt, denn Pädagogik gehört dann leider doch nicht zu seinen Kernkompetenzen. Schuster, bleib bei deinen Leisten und kümmer dich um die Gesundheit der Kinder!

      1. Früher war man als Kind stolz, zeigen zu können was man schon kann. Heute ist Protest auch mit 6 Jahren noch toll.

    1. Das ist so herrlich, wie die Lehrer, die meinen, ihre Kinder besser erziehen zu können, weil sie Pädagogik studiert haben.

      Ich bin kein Pädagoge, ich beobachte nur tagtäglich Interaktionen zwischen Eltern und Kindern (ca. 100x am Tag), besonders spannend bei den 6-8 Vorsorgeuntersuchungen am Tag. Das mache ich jetzt bald 15 Jahre. Doch, da kann ich Schlüsse ziehen, was funktioniert und was nicht.

      Ich bin aber offen für konstruktive Kritik.

      1. Ich bin Erzieherin in einer Kita. Theoretisch weiß über Pädagogik gut bescheid. Auch in der Arbeitspraxis. Da kann ich schon meine Meinung äußern und habe den ein oder anderen möglichen Tipp. Aber so viel ich mich auch fortbilde, in der eigenen Familie stoße ich auch an mein Grenzen. Mache Dinge anders als auf der Arbeit. Mache genauso Fehler in der Erziehung. Denn da bin ich einfach nur Mutter. Das ist eine ganz andere Beziehung und Bindung. Da spricht oft das Herz und nicht immer gleich das pädagogische Fachwissen. Ich versuche mich zu reflektieren. Ich möchte zuhause für meine Familie keine Pädagogin sein, denn das ist für Kinder auch nicht immer so angenehm. Sondern Mutter ☺
        Liebe Grüße, Polly

    2. Na, was heißt hier Erziehungstipp? Ich find`s klasse, ist einfach eine geniale Feststellung (siehe oben verlinkter älterer Beirtag dazu). Genau darunter „leiden“ nämlcih viele Eltern: Die wollen modern sein, tolerant und kinderfreundlich. Ja nicht dieses „beherrschen“ und „befehligen“ der Kinder, wie es die eigenen Eltern noch als Kinder erlebt haben, als man nichts zu sagen hatte, so lange man kein Geld nach Hause brachte etc. Klar war das blöd, aber viele sind irgendwie in der heutigen Zeit ins aboslute Gegenteil abgedriftet. Und wenn dann einer wie der liebe Kinderdok ankommt und mit einem Mal ganz klar sagt, wie es ist und das Kind beim Namen nennt, dann … finde ich das extrem klasse. Weil es zB auch mir und uns als Eltern ein Stück die Augen geöffnet hat. Und weil es auch einfach gut tut, wenn ein Kinderarzt sagt, auch mal Ansagen zu machen ist OK. Wo man doch in der Gesellschaft schon schief angeguckt wird, wenn man dem Kind auch mal was verbietet.

  10. Hallo Herr Kinderdoc, ich glaube das ist das erstemal das ich hier etwas schreibe, obwohl ich ihren Blog schon echt lange lese. Da ich aber erst kürzlich das gleiche Phänomen bei einer befreundeten Mutter beobachtet habe muss ich hier doch mal etwas posten. Die Freundin praktiziert dieses Frageding auch mit ihrem 3jährigen und das klappt natürlich nicht. Das geht beim anziehen los und hört bei der Entscheidung über die gewünschte Löffelfarbe auf. Bei der Frage welchen der 3 Joghurt’s der kleine Herr den gerne hätte bin ich todesmutig eingeschritten, habe einfach einen geschnappt und gesagt: „wer sich nicht entscheiden kann für den wird einfach entschieden!“ Im nachhinein musste ich mir anhören man sollte seinen Kindern so viele Entscheidungen wie möglich selbst überlassen, das fördert die Entwicklung…. hätte sie in einem Ratgeber gelesen! O.o ist das so? Auch auf die Gefahr hin meinem Kind nicht die volle Entfaltungsmöglichkeit angedeihen zu lassen, aber ich werde den Teufel tun und jeden Pupanns dem Knirps entscheiden lassen, da kommt man ja nie zu potte!!!!
    MFG
    Eine gemeine Mama

    1. Den Ratgeber möchte ich kennen.
      Es gibt immer Extreme, und jedes Alter kann bestimmte Entscheidungen selbst fällen. Zwei Devisen: Bei Entscheidungen, die NUR Eltern treffen können (ist die Steckdose gefährlich? Ja! Kann ich über die vierspurige Strasse gehen? Nein!), gibt es keine Fragen zu stellen. Außerdem: Entscheidungen, bei denen man als Eltern von vorneherein möchte, dass es nur in die eine Richtung geht, fällt man selbst und nicht das Kind. Also darf Bobele gerne aussuchen, ob blaues oder gelbes T-Shirt, aber nicht DASS ein Shirt angezogen wird.
      Bei den Joghurts: Naja, das braucht nur Zeit. Wer die hat, kann solche Dinge gerne seinem Kind überlassen.

      1. Toll auch: “ Wollen wir die Impfung heute machen?“- Eigentlich hilft da nur rausgehen und wiederkommen, wenn eine Entscheidung (und entspr. Kooperation) gefällt wurde. Medizinisches ist Arztsache, Erziehung Elternsache.

        1. Ich stelle mir gerade eine Kinderarztpraxis vor. Mit 10 Behandlungszimmern in denen gerade Diskussionen zwischen Eltern und ihren Kindern laufen, während der Arzt hin und her pendelt und hofft, demnächst mal einen seinen Patienten behandeln zu dürfen… . 😉
          Sorry, harte Nacht, leichte Übermüdungserscheinungen…

          1. Wieso behandeln dürfen?- Wenn die Eltern nicht sicher oder mit dem Kind nicht einig sind ist das bestimmt nicht das Problem des Arztes. Und was sollte er deiner Meinung nach tun? Impfen mit Gewalt und gegen den Willen der (unentschlossenen) Eltern ist Körperverletzung. Und: es gibt auch noch andere Arbeit als die am Patienten.

            1. Hallo, es war eine scherzhafte und daher etwas überzeichnete Darstellung dessen, was sie beschrieben haben! Anscheinend hat da noch jemand schlecht geschlafen…

  11. Also ich frage mein Kind auch oft. Aber nur dann, wenn ich auch das Nein oder jede andere Antwort akzeptieren kann.
    Magst du was essen? Möchtest du schlafen? usw. Eigentlich lasse ich meinem Kind sehr oft eine Wahlmöglichkeit, dadurch fühlt es sich Ernst genommen und hat das Gefühl, auch Kontrolle über sich und sein Leben zu haben.

    Bei Dingen, die von vorneherein feststehen gibt es aber keine Frage, sondern eine Aufforderung. Volle Pampers wechseln, Impfen usw. Das wird angekündigt und dann gemacht.

    Für uns passt das gut.

  12. Zornanfälle gibts hier trotz klaren Regeln und Ansagen trotzdem, einmal von der fast sechsjährigen, die nicht einsehen will, dass irgendwas grad nicht geht und zweimal von den zweijährigen Zwillingen, die mitten in der Trotzphase sind und dem Geschwister nicht die Butter aufm Brot gönnen 😜. Aber auch dazu gibt es klare Ansagen und im schlimmsten Fall muss ich halt mal 10 min Gemotze aushalten. Entscheiden dürfen alle drei nur das, wo es egal ist, wie die Entscheidung ausfällt. Wenn Schlafenszeit ist, ist Schlafenszeit, Ende der Diskussion. Mag jetzt total streng klingen, aber anders klappt es als alleinerziehende working mum mit drei Kids nicht 😊

    1. „Entscheiden dürfen alle drei nur das, wo es egal ist, wie die Entscheidung ausfällt.“ – Ich gebe auch gerne mal eine Scheinauswahlmöglichkeit, wenn auf mein „Jetzt Zähneputzen, und dann lese ich Dir etwas vor“ ein extra Kluges „ich WILL gar nichts vorgelesen bekommen!!“ folgt, und erweitere das Angebot auf: „Na gut, wie Du willst, dann lese ich Dir nichts vor, aber Zähne putzen mußt Du jetzt trotzdem“. (Ich lese übrigens immer etwas vor, weil ich Bücher als Genuss beibehalten will und nicht durch Entzug als Strafe missbrauchen möchte, aber bei zeitaufwendigem Rabatz gibt es dann eben nur noch ein kleines Pixiebuch, „weil es jetzt schon so spät ist“.) 😉

  13. Bei mir gibt’s auch immer klare Ansage, außer ich möchte meiner Kleinen (2,5 J.) wirklich die Wahl lassen. Wutanfälle kriegt sie trotzdem – gerne auch beim Kinderarzt 😉 Und ja – sie wird immer vorbereitet, weiss was auf sie zukommt usw. – es kommt trotzdem vor. Abbrechen mussten wir eine Untersuchung aber noch nie. So schnell wie der Zorn kommt, geht er auch wieder. Und dann shakert sie wieder vergnügt mit dem Herrn Doktor. 🙂

  14. Ich habe die Erfahrung auch schon öfter gemacht. Wen wundert es, dass das Kind letztendlich einen Wutanfall bekommt. Es wird nach seiner Meinung gefragt und darf (seiner Ansicht nach) entscheiden, nur damit seine Entscheidung, die in den Augen der Mutter dann die falsche wahr, nicht akzeptiert wird. Auch als Erwachsener würde man sich doch nicht ernst genommen vorkommen.
    Daher halte ich es wie bikibike: Gefragt wird nur, wenn das Kind auch wirklich die Wahl hat.

  15. „Unser“ Kinderarzt sagt, dass die U7 und die U7a in den seltensten Fällen so richtig durchgeführt werden kann, weil die Kinder da so gut wie nie kooperativ sind- und mir waren die Wutausbrüche meiner Kinder bei den Untersuchungen schon echt peinlich.
    (bei uns gibt es vorher Ansage: Heute Arzt, es passiert dieses und jenes, das wird gemacht weil… Ist wichtig, also mach mit! Interessierte meine jeweiligen U7a Kinder nie… die U8 war jedes Mal komplett anders und echt entspannt)
    Aber ja. Klare Ansagen sind gut und wichtig, ich stimme zu 😉

    1. Upps, an dieser Stelle rudere ich zurück, ich habe mich im Alter vertan (dachte bei der U7a wären die Kinder noch jünger)! Bei der U7a haben alle schon wieder halbwegs mitgemacht. Irgendwie hatte ich im Kopf, dass die Kinder da kleiner waren. Kinderarzt sprach vor der U7, und die war ein Desaster, 3x!

  16. Wir sagen unseren angehenden Erzieherinnen immer: Willst du, dass das Kind das tut? Dann frag nicht! – Kannst du mit der Entscheidung zu beiden Möglichkeiten leben? Dann frag!
    Sehr schwierig für sie, sie wollen schließlich immer nett sein und gemocht werden…
    Dabei gibt klare Information den Kindern Sicherheit und Vertrauen in die Erwachsenen.

    1. Es kommt drauf an.
      Erlebtes Beispiel: ich und eine andere Praktikantin (ich also selbst Praktikantin) in einer Grundschule bzw teils bis Klasse 6 (das dann im Internat)

      Sie: streng und unnachgiebig. Zwar auch eine ganz liebe, aber teils „stur“, wenn man das so nennen kann
      Ich hatte (und habe) auch klare Regeln (Ruhe im Klassenzimmer, andere nicht unterbrechen, nicht angeben oder auslachen etc pp, eben die „normalen“ Umgangsformen und Benimmregeln) und die habe ich IMMER durchgesetzt. ABER bei gewissen Dingen habe ich auch mal ein Auge zugedrückt.
      Der Hauptunterschied zwischen uns war wohl auch: ich war zwar auch streng, aber habe zwischendurch mal Spaß gemacht, habe im Rahmen der Möglichkeiten mitbestimmen lassen, aber trotzdem den Weg vorgegeben. Wir haben beide viel geschafft und einiges erreicht, aber mir haben die Kinder schon gesagt, dass sie mich lieber mögen. (Geht natürlich runter wie Öl 😀 )

      Es kommt also auch auf den Umgang an. Strenge und klare Ansagen ja unbedingt, aber nicht nur. Dann klappt auch mit dem Nachbarn…äh Nachwuchs.

  17. Unser Zwerg (5) ist zum Glück ein sehr Selbstbewusster und Intelligenter Knabe der zum grössten Teil bei seinem Doc und auch anderswo keine Probleme macht,es sei den meine Frau ist mit ihm unterwegs dann kann es auch schon mal etwas stressig werden.Bei mir weiss er wie weit er gehen darf,da meine Frau zu 99 Prozent ihm gegenüber einen unterwürfigen Tonfall an den Tag legt als ob sie die Dienerin der Queen wäre nutzt er das natürlich gerne schamlos aus.Da meine Frau in der Richtung Beratungsresistent ist muss sie dann eben weiter leiden und ich habe mit dem Kleinen meinen Spass 🙂

  18. Ich musste gerade darüber lachen.

    Ich bin früher immer sehr angefeindet worden weil ich meinem Kind nie die Wahl lasse bei Dingen von denen ich will das sie es tut.

    Ich stelle selten Fragen sondern gebe klare Regeln vor.
    Viele Eltern empfinden das als Bevormundung des Kindes und vor allem als viel zu Autoritär. Kinder würden da ja nie lernen sich durchzusetzen und ihre Wünsche zu äussern.

    Ich sehe das völlig anders. Bei uns läuft das so gut weil es klare Regeln und Grenzen gibt. Meine Regeln sind an einer Hand abzählbar aber darauf bestehe ich ohne Ausnahme. Ich diskutiere bestimmte Dinge nicht. Wie zum Beispiel Arztbesuche, notwendige Impfungen oder sonst was. Das ist so, das ist vorgegeben, Ende.

    Das hat unser Zusammenleben bis heute sehr leicht gemacht.
    Und darum haben wir so eine Enge Bindung. Auf das was ich sage ist Verlass, das gilt für Versprechen genau so wie für Verbindliche Vereinbarungen.

    Claudia

    1. Wie alt sind die Kinder?

      Meine Erfahrung ist: Kann sein, dass das so geht, muss aber nicht:

      Ich wundere mich, dass das Thema Arztbesuch auf Deiner Regelliste zu stehen scheint. Das ist es bei uns ganz und gar nicht. Das ist so selbstverständlich, dass ich keine Regel dafür habe und die Kinder das noch nie in Frage gestellt haben.

      Aber so einige andere Dinge – z.B. schlag Deinen Bruder nicht, weil Gewalt geht gar nicht – funktionieren trotz Regel leider dennoch nicht.

  19. Geht mir auch auf den Senkel.

    Mein Patenkind wird auch bei allem Möglichen eine Wahl gelassen.

    „Möchtest du jetzt mal Abend essen?“ „NEIN!“
    „Dein Patenonkel ist am Telefon und möchte dir zum Geburtstag gratulieren, willst du mal mit ihm sprechen?“ „NEIN!“

    Und dann wundern sich die Eltern immer, wenn das Kind nicht das macht, was man gerne hätte.

    1. Wobei ich die Beispiele jetzt weniger problematisch sehe. Wenn das Kind grad keinen Hunger hat und nicht mit dir reden will … dann ist das nicht so tragisch.
      Dann sitzt man halt so gemeinsam am Tisch und unterhält sich am Telefon später mal.

  20. Ich denke vielen Eltern ist saß gar nicht bewusst. Sie verwechseln fragen mit angemessenem Tonfall. Natürlich kann ich Kindern Entscheidungen zutrauen. Ihrem Alter und ihrer Entwicklung entsprechend. Aber bei einigen Dingen haben allein die Eltern das sagen. Kinder müssen auch lernen, dass uns manches einfach vorgegeben ist. Sei es aus Sicherheitsgründen, Anstand, oder in Schule und späterem Berufsleben….
    Eltern wollen „gute“ Eltern sein. Und verwechseln oft, dass dazu auch Regeln und Grenzen gehören, genauso wie die Autonomie des Kindes zu wahren und es angemessen zu beteiligen und zu unterstützen. Eltern bleiben Eltern mit all ihrer Verantwortung. Liebe Grüße, Polly ☺

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