Die German Doctors

Sie gehören zu den renommiertesten „Entsendeorganisationen“ für Ärzte weltweit, in Deutschland auf jeden Fall: Die „German Doctors“ (ehemals „Ärzte für die Dritte Welt – German Doctors“). Seit 1983 unterstützt die Gemeinschaft medizinische Projekte in Krisenregionen der Welt, aktuell in Kenia, Sierra Leone, Nicaragua, Philippinen, Bangladesh und Indien, frühere Einsätze führten nach Kolumbien, El Salvador oder Venezuela.

Mit über 350 Einsätzen und 340 beteiligten Ärzten im vergangenen Jahr zeigten die German Doctors Engagement in großem Stil, vielleicht nur übertroffen durch die Médecins sans frontières, die aber bekanntlich international aufgestellt sind. Es gibt verschiedene Philosophien hinter diesen Arzteinsätzen: Während die MSF vor allem langfristige Unterstützung bieten wollen (um den interkulturellen Austausch und weniger Unruhe durch Kontinuität zu fördern), Chirurgen oft sehr kurze individuelle Einsätze „fliegen“ (z.B. über InterPlast), gehen die German Doctors bewußt einen zeitlich anderen Weg: Die beteiligten Ärzte sollen wenigstens sechs Wochen im Einsatzgebiet verbringen, mehr Zeit ist gewünscht, aber nie Voraussetzung. Der Vorteil: In 6 Wochen kann ein Zusammenwachsen der Gastärzte mit den einheimischen Ärzten gelingen, trotzdem finden sich genug KollegInnen, die sechs Wochen während ihrer normalen Tätigkeit in Deutschland für die Krisenregion abknapsen können. „Überlappende“ Einsätze mit Neulingen und alten Hasen fördert wiederum das Fortleben des jeweiligen Projektes.

Ich hatte die Gelegenheit, am vergangenen Wochenende in die baden-württembergische Hauptstadt zu reisen, wo alljährlich das Forum der German Doctors stattfindet. Hier gibt es Austausch unter den Erfahrenen, aber es ist auch ein gute Informationsquelle für Novizen. So konnte ich mich mit Interessierten wie gestandenen German Doctors unterhalten.
In den Vorträgen ging es um Medizinisches (die Ebola-Epidemie in Sierra Leone, die das dortige Projekt beinahe zum Scheitern brachte oder die Ausführungen zur Behandlung von Epilepsie unter einfachen Bedingungen), aber auch um die kritische Auseinandersetzung mit uns Ärzten aus anderen Kulturen (Eurozentrismus und die interkulturelle Sensibilität in der Arbeit von Entsendeorganisationen) oder dem Rassismus in der Spendenwerbung. Es waren über hundert Ärzte und Ärztinnen anwesend, die Kommunikation herzlich und familiär. Viele ältere Kolleginnen und Kollegen sind hier anwesend, aber das tut dem Engagement und der Professionalität keinen Abbruch: Während viele Niedergelassene am Ende ihrer Laufbahn Müdigkeit und Resignation zeigen, scheint hier eine neue Aufgabe gefunden, nach der Arbeit in der eigenen Praxis oder Klinik nun wiederholter Einsatz in Afrika oder Asien.

Bei den German Doctors arbeiten übrigens viele Kinderärzte, das fällt auf, die Podiumsdiskussion durfte gleich zwei pädiatrische Kollegen aus Bonn und Bad Vilbel begrüßen, und auch die Vortragenden waren teils Pädiater. Gut für die Arbeit in den Regionen, denn die Kleinsten sind die Gefährdetsten unter den Armen.

German Doctors – die Homepage mit weiteren Informationen
Projektpate werden – Projekt rauspicken und gezielt spenden
Blog der German Doctors – aktuell aus den Projekten.

 

3 Antworten auf „Die German Doctors“

  1. Mein Schwiegervater kam letztes Wochenende nach 6 Wochen als „German Doctor“ aus Kalkutta zurück. Die Erzählungen und die Bilder, die er machen konnte, sprechen Bände… Was dort in den Slums abgeht, ist wirklich übel – ca. 1,5 Millionen Menschen leben dort unter schlimmsten Bedingungen mit Tuberkulose und anderen Krankheiten, mit Ratten und Müll, mit Kriminialität und Gewalt, und quasi ohne jede ärztliche Versorgung. Die German Doctors behandeln dort täglich kostenlos Hunderte von Menschen und versuchen, irgendwie das Leid zu mindern… ich habe Hochachtung vor allen, die sich so engagieren.

  2. wir haben in unserer Zeit in Westafrika selber so Ärzte erlebt, zwar alles Amerikaner aber auch gut:-) Zum Beispiel: Ein Zahnarzt-Team hat in zwei wenigen Wochen soviel Menschen geholfen, das hat mich schwer beeindruckt. Oder ein Augenarzt der mit einer riesigen Kiste Brillen Menschen wieder ein Stück Lebensqualität gebracht hat. Er hat unseren zwei Mädels, so kurz nebenbei, die Augen gemessen, das hätte mich in der Hauptstadt viele Stunden gekostet. Oder ein Chirurg, auf Besuch bei unseren Nachbarn auf der Durchreise, hat mir im Badezimmer meiner Freundin ein wüstes Furunkel aufgeschnitten, meine Freundin als Krankenschwester hatte zum Glück alles was man so dabei benötigte. Und eigentlich waren wir (ein weisse Schweizerfamilie) ja gar nicht das Zielpublikum – ein Segen waren sie uns dennoch!

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