Gelesen im September

Books HD
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Abknallen von Friedrich Ani
Mit Friedrich Ani habe ich so meine Probleme. Bestimmt der dritte oder vierte Anlauf mit einem seiner Romane, also Krimis, nie bin ich wirklich mit ihm warm geworden. Dieser hier hat mich erstmals wirklich gepackt, auch wenn die verschiedenen Erzählstränge mich eher verwirrten als faszinierten. Eklige Details und für die Ermittler nervige Politik erschwerten die Lektüre. Ich frage mich nur, warum man Dialekt (hier das bayrische) im Text wiedergeben muß – soll das Lokalkolorit schaffen? Überflüssig und ätzend zum Lesen. Das passt vielleicht in eine nette Dialektkolumne der Lokalzeitung, in einem Roman brauche ich das nicht. (3/5)

Altes Land von Dörte Hansen
Der Geheimtipp des Sommers, alle haben es wohl schon gelesen. Der Roman fängt die Athmosphäre des alten Landes bestimmt gut ein, das mag ich nicht beurteilen, ohne mich der Gefahr auszusetzen, zum Provinzfan der Großstädter zu werden, die Frau Hansen so herrlich kritisiert. Die Beobachtungen der Protagonistin in den Spielstuben und Kindergärten Hamburgs fand ich göttlich – da gibts schön entlarvende Umschreibungen. Der Deutsche Buchpreis ist schon sicher entschieden, Frau Hansen steht ja auch gar nicht auf der Short List, trotzdem: toll. (5/5)

Regengötter von J.L. Burke
(Übersetzt von Daniel Müller)
Ein dicker Schmöker um den alten Sheriff Holland, der den Psychopathen Preacher verfolgt. Ein bißchen Jack Reacher, ein wenig „No Country for Old Men“, eine Spur „Mr. Mercedes“ (was den alten Ermittler betrifft) – ein spannendes Buch. Wenn mich etwas störte, dann die Wiederholung der Plotidee „Killer ist immer einen Schritt voraus, kriegt aber selbst eins auf die Mütze“. Der Nachfolgeband steht bereits auf der TopTen der Krimi-Liste der deutschsprachigen Zeitungen, z.B. der ZEIT. (4/5)

Corpus Delicti von Juli Zeh
Eine Gesundheitsdiktatur zwingt Mia Holl in einen Gerichtsprozeß. Diese Idee musste bei all dem Gesundheitswahn der letzten Jahre ja mal von einem Schriftsteller aufgegriffen werden. „Corpus delicti“ ist bereits ein paar Jahre alt – ich habe es mal weggelegt, weil mich die medizinischen Details ein wenig nervten. Jetzt fand ich das Buch ganz lesenswert – und als Mahnung (Zeigefinger!) taugt es allemal. (3/5)

Das NEUE Entspannt erziehen von Gerhard Spitzer
Darüber müsste ich eigentlich eine ausführlichere Rezension schreiben, wurde es mir doch aus diesem Grunde überlassen. Leider bin ich mittendrin hängen geblieben: Das Buch ist eine Neuauflage eines Erziehungsratgebers des Verhaltenspädagogen Spitzer (der nichts mit dem Medienkritiker zu tun hat) und sicher voll sinnvoller Erziehungs- und Beratungsansätze. Jedenfalls soweit ich hineingelesen habe. Trotzdem fand ich die Absatzführung, das Layout, das Wechseln zwischen fett- und dünngedruckt, zwischen eingerückt und kursiv, zwischen Lämpchen hier und grau unterlegt da — NERVIG! So kann ich nicht lesen. Sorry. (2/5)

Im Frühling sterben von Ralf Rothmann
(Hörbuch gelesen von Thomas Sarbacher)
Wow. Der Mann ist nach dem Zweiten Weltkrieg geboren und schreibt so packend über die letzten Wochen vor Kriegsende, das es einen gruselt. Der Melkersgeselle Walter wird zwangsrekrutiert und, wie so viele, als Kanonenfutter gen Osten geschickt. Er kommt heil davon, zumindest was das rein Körperliche betrifft, erleben wird er das komprimierte Grauen der letzten Kriegstage. Ein Buch vor allem der Freundschaft, nicht Kameradschaft. Noch ein Tipp für den Deutschen Buchpreis, auch nicht gelistet.
Die eingelesene Sprache ist wuchtig, nie aufdringlich, poetisch, dennoch nicht beschönigend. Und der Sprecher Thomas Sarbacher – passend und geduldig. Mein Lieblingsbuch in diesem Monat. Unbedingt lesen/hören. (5/5)

True Detective Staffel 1 als DVDs
Da war ich sehr neugierig. Wieder mal wurde eine neue „Beste Serie aller Zeiten“ ausgerufen, eine Serie, die das Krimierzählen neu definiert habe. Die ersten zwei bis drei Folgen zogen sich hin, aber ab der Mitte nahm die Spannung zu, das Ende ist fulminant. Woody Harrelson spielt den Dödel wie immer, aber Matthew McConaughey ist genial, in all seiner Zerrissenheit und Veränderung. Nicht die beste Serie aller Zeiten, aber unter den TopTen. (5/5)

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6 Antworten auf „Gelesen im September“

  1. Wenn du geschriebenen Dialekt nicht gut findest, bleib besser von den originalsprachigen Büchern von Irvine Welsh (zB Trainspotting) fern.

  2. „Altes Land“ steht ebenso wie „Im Frühling sterben“ auf meiner Leseliste.
    True Detective hat mich gefesselt, verstört und hoch beeindruckt!

  3. Danke für den Hinweis bei True Detective, ich hab nur die erste Folge gesehen, jetzt hab ich wieder eine kleine Motivation, doch weiterzuschauen

    1. Nun.
      Ich vermute, der Kinderdok weiss das, und auch sonst jeder der die letzten Jahre nicht unter einem Stein verbracht hat. Das generische „Schriftsteller“ sollte wohl eher darauf hinweisen dass IRGENDEIN Schriftsteller (egal ob männlich oder weiblich) das Thema mal aufgreifen musste, weil es so aktuell ist.

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