80 Antworten auf „Darf man Kinder schlagen?“

  1. Hm, erst dachte ich, vielleicht kommt jetzt als Antwort „Ja man darf – bei einem Spiel.“
    Nein, ernstes Thema.
    Was mich – ernsthaft – interessiert: Was passiert, wenn jemand mitbekommt, dass ein Elternteil dem Kind eine Ohrfeige / einen Klaps auf den Hintern / oder ähnliches verpasst. Hinterlässt keine Wunde (jedenfalls keine körperliche). Passiert auch nur einmalig/selten/gelegentlich.
    Mit den Eltern reden ? Ok vielleicht wirkt es, vielleicht sagen sie auch „ich bin auch geschlagen worden und mir hat es nicht geschadet“.
    Zum Jugendamt gehen ? Dass ein Mitarbeiter mal bei der Familie vorbeischaut und mit den Eltern redet ? Ist dann nicht eher die „Gefahr“ dass sich die Eltern dann aufregen „was, jemand hat uns das Jugendamt auf den Hals gehetzt !?“
    Schwierige Sache, das.
    ***
    Und noch was anderes: Ich hab mal einem Kind, das auf die heiße Herdplatte fassen wollte, die Hand festgehalten, immer näher an die Herdplatte geführt und gefragt „merkst du wie es heißer wird ? wird unangenehm, nicht wahr ? und wenn du auf die Herdplatte faßt, wird es noch viel unangenehmer !“
    Ich denke, das war eindrucksvoller als 1000 Erklärungen…
    War das jetzt Gewalt von mir ?

    1. Zu Annette und der Frage, ob das Gewalt war mit der Kinderhand am Herd: Ich bin nicht sicher; aber ich finde das Vorgehen noch optimierbar.

      Mein Vorschlag: Statt die Kinderhand festzuhalten schnell „Stopp!“ rufen. Und dann ungefähr das Folgende sagen: „Diese Herdplatte ist gerade heiß. Wenn du die Hand darüber hältst, spürst du es schon. Geh ruhig noch ein bisschen näher dran mit der Hand. Ab welcher Höhe wird es unangenehm? Ich finde es ab dieser Höhe unangenehm [eigene Hand danebenhalten]. Siehst du, auf diese Art kannst du von jetzt an immer herausfinden, ob die Herdplatte gerade heiß ist.“

      Genau so habe ich es schon mehrmals mit meinem Kind gemacht, seit es ca. 2 Jahre alt ist. Ganz analog haben wir das auch bei Töpfen und Pfannen gemacht, die direkt vom Herd kamen, bei Kerzenflammen und-und-und.

      Kurz gesagt: Vielleicht gibt es bei der befahrenen Strasse mal keine andere Möglichkeit, als sich das Kind rasch (gegen seinen Willen) unter den Arm zu klemmen. Aber gerade beim Beispiel Herd, der ja hier schon mehrfach aufgefüht wurde, sehe ich durchaus eine komplett gewaltfreie Alternative.

  2. Nein und zu den Ausnahmesituationen kann ich auch nur sagen: Nein.
    Ich kann diesen blog empfehlen: http://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/
    Ich „erziehe“ so ähnlich und bin total beigeistert. schon ehe die Kinder sprechen konnten haben wir gebärdet und uns so „unterhalten“. Meine Kinder wissen, dass die Herdplatte heiss sein kann. ich habs ihnen erklärt bzw. bei nem Spiel (warmes Wasser, kaltes Wasser, fast heisses Wasser) selbst erfahren lassen. Sie haben übrigens ein paar mal danach prüfen wollen (mit der Hand über der Herdplatte spürt man die aufsteigende Hitze) ob die Herdplatte wohl heiss ist und ich hab ihnen vertraut und sie haben nicht draufgefasst, sondern nur die Hitze gespürt. nun ist der Herd Herd und kein Spielzeug mehr.
    Natürlich würde ich zur not meine Kinder „retten“. Trotzdem muss man das nicht als Deckmäntelchen benutzen um doch Gewalt in die Erziehung einfliessen zu lassen.

  3. Ich lese hier nur manchmal. Ich sah die Überschrift und war gespannt auf die Ausführungen und dann steht nur dieses eine Wort da; ich denke: genau! Genau so, nein!
    Und dann sehe ich all die Kommentare. Ich denke, was für ein Thema. Es beschäftigt offensichtlich viele und die Grenzen scheinen oft unklar. Dabei ist die Antwort auf die Frage auch weiterhin mit einem Wort zu beantworten: Nein! Ganz sicher kommen viele, wenn nicht die meisten Eltern im Laufe der Erziehung an ihre Grenzen. Es gibt sie, die Situationen, in denen man vor Wut und Ohnmacht schnaubt. Die Antwort auf die Frage bleibt trotzdem: Nein! Angesprochen werden vor allem Konflikte mit Kleinkindern. Es geht also meist um Kinder bis zum 6. Lebensjahr. Es muss möglich sein, dass erwachsene Menschen, in all der situativ entstehenden Wut und Ohnmacht, erkennen\wissen, dass allein der Kraft- und Größenunterschied zwischen Erwachsenen und Kleinkind, nur die eine Antwort zulässt: nein. Auch wenn ich diese Verunsicherungen tagtäglich, auch beruflich, vor Augen habe und um die Not vieler Eltern weiß, die zunehmend hilflos in den oben angesprochenen Erziehungssituationen erscheinen. Auf die Frage, darf man Kinder schlagen, gibt es als Antwort nur dieses eine Wort und dafür danke! Aus eigener Erfahrung, weiß ich allerdings auch, dass die Kontaktaufnahme eines Kleinkindes zu anderen Kindern durchaus über wegnehmen und hauen erfolgen kann, ohne dass das Kind dies in der Familie selbst erlebt. Trotzdem bleibt es dabei, nein, man darf Kinder nicht schlagen. Man darf sich aber durchaus als Eltern auch mal hilflos, verzweifelt und ratlos fühlen, so geht es sicherlich den meisten Eltern. Man hat auch nicht gleich als Eltern versagt, nur weil der Dreijährige anhaltend den Supermarkt zusammen brüllt, um seinen Willen durchzusetzen und dies womöglich an andere Stelle wiederholt. Ich wünsche uns allen, die wir Eltern sind, dass wir dann trotzdem einigermaßen ruhig weiter atmen können, manchmal vielleicht auch schweißgebadet, denn: nein, man darf keine Kinder schlagen. Und man darf sich auch Hilfe holen, z.B. bei Elternberatungsstellen und bestimmt auch beim kinderdok des Vertrauens.

  4. Kürzlich anderswo gelesen. Vater zur Mutter bei deren Heimkehr „Die Kinder heulen immer so, wenn sie geschlagen werden“.
    Es stellte sich heraus, sie hatten Mensch-ärgere-dich-nicht gespielt 😉

  5. Was ist, wenn das Kind selbst „schlägt, tritt“, z.B. kleinere Geschwister, andere Kinder, mich selbst, Motivation unklar? Was ist als Gegenreaktion denkbar, außerhalb von „Gewalt“?
    Ich gebe zu: Ich stehe in dem Moment emotional so neben mir, dass ich reflexhaft mit dem berühmten „Klaps“ gegensteuere, wohl wissend, dass ich mich damit in eine Spirale begebe.
    Wie kommt man reflexhaft wieder raus?

    1. Ich bin absolut davon überzeugt, dass Kinder kopieren, d.h. nur treten, kneifen oder schlagen, wenn sie es selbst einmal gesehen oder erfahren haben.
      Oder sie probieren das erste Mal aus. Und wenn man es da nicht von Anfang an mit klarer verbaler Ansage unterbindet, arbeitet man viel länger daran.

      1. Also so habe ich das auch immer gesehen! Bis mein Großer anfing um sich zu schlagen! Das hat er definitiv noch nie vorher gesehen oder erlebt! Allerdings ging das ganze ca. 1/2 Jahr, also ab ca. 2 Jahre und ist jetzt wieder weg! Ich hab mir da echt einen Kopf gemacht, und mich auch beraten lassen (meine Schwester hat Erziehungswissenschaften studiert), wir sind zu dem Schluss gekommen, dass er sich einfach ausprobiert! Denn alle in seinem Umfeld wissen, wie besonders ich auf Gewalt reagiere! Ich habe gerade die Großeltern geimpft unbedingt und nur gewaltfrei mit den Kindern umzugehen und dass Erziehungsregeln der 70er Jahre definitiv für meine Kinder nicht in Frage kommen! Ergo; er hat es nirgendwo erfahren oder gesehen!?

    2. Du kommst nur raus, indem Du dem Reflex nicht nachgibst, sondern schneller bist: Arm festhalten, kurzes knackiges „Stop“, ohne Erklärungen, und im Anschluss, wenn sich die Gemüter runtergekocht haben, alles kurz erklären.
      Außerdem: Zum „Opfer“ gehen und entschuldigen. Kinder dürfen die Konsequenzen ihres Handelns lernen.

      1. Isibisi, als Ergänzung zum Kinderdoc: wir hatten das bei der Mittleren, die die Große schlug. Scheinbar ohne Grund. Bis ich dahinterkam, dass sie verbal nicht weiterkam und ihre scheinbar einzige Handlungsmöglichkeit das Zuschlagen war. Heute ist es die Jüngste, die ich vor den inzwischen pubertären Wutausbrüchen der Mittleren schützen muss. Da geh ich – wenn ich kann – dazwischen, wenn der Streit beginnt. Denn es ist absehbar, dass er eskaliert. Letztlich müssen wir einfach schneller sein und eingreifen, bevor es Probleme gibt. Das haben wir damals dann auch so gehandhabt und danach war es lange gut – bis zum Einsetzen der Hormonschübe.

    3. @Isi: Reflexhaft kommst du nicht wieder raus 🙂 Aber mit Ruhe und nachdenken schon. Und mit dem Elternmantra: „EsistnureinePhase esistnureinePhase….“
      Kinder schlagen manchmal. Und ich bin ganz sicher dass sie es tun ohne es vorgelebt zu bekommen. Genau wie beißen. Sie sind frustriert, sie sind angespannt, und Anspannung löst sich durch körperliche Aktivität. Und da ist“zuhauen“ einfach auch logischer als ne Runde um den Block zu joggen – für ein Kind. Wir Erwachsenen könne da bewusster rangehen und unsere Spannung anders abbauen.
      Wenn du zurückhause, oder nen Klaps gibst oder was auch immer – was lernt dein Kind da? Hauen tut weh, ist aber offenbar normal und in Ordnung. Mama/Papa machts ja auch. Und wir Erwachsenen sind die Götter der Kinder. Wenn wir hauen, ist hauen offenbar ein Mittel, Anspannung abzubauen und/oder Konflikte zu lösen. Das wird das Kind nur bestärken weiterzuhauen. Bis es mit 12-18 sich bewusst anders entscheiden kann.
      Mach dir bewusst, dass dein Kind von dir lernt. Dass es dich liebt und vergöttert. Und wenn es dich schlägt, sag dass es dich traurig macht und dir weh tut, dass du das nicht magst, wenn du geschlagen wirst. Wenn dein Kind dich anschreit, dass es dich nicht leiden kann und du ganz doof bist antwortest du ja auch nicht „Selber!“ sondern wirst sicher was in der Art „Schade, ich mag dich nämlich“ sagen….
      Alles wird gut. Ihr schafft das! EsistnureinePhase esistnureinePhase! 😉

  6. Meine Frau und ich müssen Seminare in der Pflegeelternschule besuchen dort gab es auch schon das Thema gewaltfreie Erziehung und das was man uns dort beibrachte ist das man mit dem Kind nur diskutieren soll.Kein festhalten,kein lautes Schimpfen oder anbrüllen,Schlagen so wieso nicht,einfach nur mit dem Kind hinsetzen und diskutieren sonst nichts.Das Alter des Kindes spielt dabei keine Rolle

    1. „diskutieren“ beinhaltet für mich, dass beide Parteien ihre Argumente darlegen. Bei einem Kleinkind halte ich das für unwahrscheinlich. Im Endeffekt läuft es darauf hinaus, dass du ihm einen Vortrag hältst.
      Das ist sicher besser als ihn den Hintern zu versohlen, aber man sollte sich doch bewusst sein, dass man mit Kindern anders umgehen muss als mit Erwachsenen, und das sollte man auch nicht durch falsche Terminologie verklären.

    2. Natürlich sollte man kein Kind schlagen. Aber der Rat „Immer mit dem Kind hinsetzen und diskutieren. Das Alter des Kindes spielt keine Rolle“ ist meiner Ansicht nach auch „etwas“ realitätsfremd.
      Ich setze mich hin und diskutiere mit dem Kleinkind, ob es nun mal besser nicht auf die Straße rennt? Ob es vielleicht doch lieber Gummibärchen haben möchte anstatt eines anderen Mittagessens? Ob es Zähne putzen möchte?
      Abgesehen davon, dass ich wie sakasiru der Ansicht bin, dass für eine DISKUSSION auch Argumente ausgetauscht werden müssen, die über „ich will aber“ hinausgehen, gibt es Situationen, in denen ICH entscheide. PUNKT! Weil ich erwachsen bin und mögliche Folgen abschätzen kann.
      Natürlich erkläre ich, warum man nicht auf die Straße laufen darf, warum man sich im Auto anschnallen muss, Zähne putzen muss usw., aber egal ob die Einsicht des Kindes in dem Momemt kommt oder nicht, bestimme ich, was getan wird. Und das nicht nur im Kleinkindalter, auch ein Schulkind will durchaus auch keine Hausaufgaben machen, mein Kind möchte seine regelmäßigen Infusionen nicht haben, klar, wer will schon zwei Nadeln in den Bauch? Muss aber DOCH sein. Ich erkläre, ich erläutere, aber ich setze dennoch das Notwendige durch, ohne Schläge, aber im Bedarfsfall mit Nachdruck, so musste ich z.B. anfangs die Hand des Kindes festhalten, weil es die Infusionsnadeln wegschlagen wollte.
      So handle ich möglichst selten und nur wenn es wirklich notwendig ist, aber ich tue es. Kompromissfindung und Diskussionskultur ist wichtig und muss gelernt werden, aber nicht in jeder Lebenslage ist diese Lernsituation angebracht.
      Blüte

    3. Genau, ich setze mich mit meinem Kind mitten auf die Ampelkreuzung und diskutiere aus, warum es jetzt nicht weitergehen will.

      1. Aber über die Straße prügeln kann’s ja auch nicht sein. Geschoben, gezogen, im Zweifelsfall auf die andere Seite getragen, da kann man dann den Stuhlkreis beginnen.

        1. Wo genau steht in meinem Kommentar, dass ein Kind über die Straße geprügelt werden soll?
          Ich zitiere mich selbst: „Natürlich sollte man kein Kind schlagen.“ und „Ich erkläre, ich erläutere, aber ich setze dennoch das Notwendige durch, ohne Schläge, aber im Bedarfsfall mit Nachdruck, so musste ich z.B. anfangs die Hand des Kindes festhalten, weil es die Infusionsnadeln wegschlagen wollte.“
          Insofern befremdet mich der Ihr Kommentar „Aber über die Straße prügeln kann’s ja auch nicht sein.“ doch etwas.

          1. Das war der Gegensatz zu „auf der Kreuzung Diskussionsrunden starten“. Wer überspitzt, muss damit leben, dass der nächste auch überspitzt. Nicht gleich schwer angegriffen fühlen. Alles gut 🙂

        2. Aber wo ziehst Du die Grenze? Ich visualisier jetzt einfach mal folgende – nun wirklich nicht abwegige! – Situation: Ich mit Kindern unterwegs, muss über eine viel befahrene Straße. Großes Kind hält sich auf Anweisung hin an meiner Jacke fest, kleinstes Kind habe ich auf dem Arm, mittleres Kind an der Hand. Mittleres Kind versucht plötzlich, sich loszureißen. Ich halte dagegen. Es bockt, stemmt dagegen, will nicht weitergehen. Was mache ich? Ich ziehe es – ja! – mit Gewalt weiter. Und wenn es und wir dann in Sicherheit sind, DANN folgt der verbale Teil: Erklären, schimpfen, was auch immer.
          Ganz ehrlich: Wenn ich ein so total bockendes und wutanfälliges Kind hinter mir herziehe, ist das auch mamnchmal ein Hinterherschleifen. Und ja, das tut dem Kind auch weh. Ich möchte das nicht, möchte meinem Kind nicht weh tun. Aber in dem Moment – es wurde weiter oben schon drüber geschimpft, aber so ist es eben manchmal! – sehe ich keine andere Möglichkeit und nehme das auch in Kauf. Es liegt dabei in der Macht des Kindes, die schmerzhafte Situation sofort (!) zu beenden, indem es mitgeht.
          Nein, sowas macht mir keinen Spaß und ja, sowas tut mir selber weh. Es ist schwierig, eine allgemeingültige Definition zu finden, die jede Situation klar in gut und schlecht unterteilt.
          Für mich persönlich macht es den entscheidenen Untershcied aus, ob ich einem Kind weh tue, weil es aus meiner Sicht grade echt nicht anders geht – siehe Kind vom Herd wegreißen . oder, ob ich aus Wut und Ärger schlage. Der Unterschied ist also für mich auch ganz klar die Motivation: Will ich mich mit einem gewalttätigen Akt dem Kind gegenüber abgreagieren, will ich meinen Ärger und meinen Frust auslassen ODER ist die Gewalt ungewollte (!) Begleiterscheinung einer in dem Moment notwendigen Maßnahme?

          1. Ich denke, es geht darum, das vom allerersten Mal zu üben. Von Anbeginn. Die ersten Schritte, die erste Straße, sofort. Sooo viele Eltern sagen: „Das versteht der/die doch noch gar nicht.“
            Klare Ansagen versteht schon ein zehn Monate alter Säugling.

            1. Liebe Molly, ich halte die Ratschläge hier allgemein, Zwiegespräche sind letztendlich für alle wichtig. Ich spreche Dir doch gar nicht ab, dass Ihr das von Anfang an und intensiv und immer geübt habt, denke nicht, das kinderdoks Familie solche Situationen nicht auch durchlebt hat. Daher war mein Kommentar für alle bestimmt: Es geht nur durch Frühe Erziehung, frühes Üben, Rituale, Regeln, Tabus und Erlaubnisse – alles andere sind realitätsferne Gleichstellung von Eltern und Kind. Für diese Aussage kassiere ich zwar mindestens zehn Daumen runter, aber es ist doch so: Kinder begleiten und leiten geht absolut ohne Schläge, Klapse oder „ich kneif Dich mal, damit Du weisst, wie weh das tut“.
              Dass manche Situationen, wie die Deine geschilderte, nicht anders gehen als mit körperlicher Überlegenheit – geschenkt. Da folge ich der o.g. Aussage, dass bestimmt Notsituationen andere Maßnahmen brauchen.
              Trotzdem gibt es Unterschiede, ob ich einem Kind auf der Kreuzung einen auf den Allerwertesten gebe, dass es heult und es dann schockgefroren über die Strasse zerre, oder es mir unter den Arm klemme.

      2. Mein Kommentar mit auf der Straße hinsetzen und diskutieren war eigentlich eine Antwort auf Opapas Hinweis der Pflegeelternschule „einfach mit dem Kind hinsetzen und diskutieren“. Hat leider hier im Feed nicht hingehauen. Also bei uns wird auch keiner „über die Straße geprügelt“. :o) Aber die Idee mit Kleinkindern alles „auszudiskutieren“ finde ich absurd. Erklären gerne immer, aber nicht diskutieren – nicht bei jeder Gelegenheit. Ich habe auch schon unseren um sich schlagenden Kulleraugenterrorist unter den Arm geklemmt und zum nächsten Fußweg getragen, weil er nicht laufen wollte. Dort durfte er sich dann gerne auf den Boden schmeißen und trotzen.
        Ansonsten darf auch unser Junior sich gerne erklären, das kann der nämlich mit fast 4 richtig gut. Zuhören und ausreden lassen, freundlich bleiben wirken manchmal Wunder.
        @isibisi Das ist schwierig, damit hatten wir auch zu kämpfen. Woher das kommt? Keine Ahnung. Unserer hat mal auf dem Spielplatz ohne Vorwarnung eine Schippe auf den Kopf bekommen. Da war er etwas über 1 Jahr alt. kurz darauf fing es an, dass er andere schlug. Aber ob das der Grund war? Am Anfang haben wir die Hand festgehalten und „nein“ gesagt. Dann erklärt, warum man das nicht macht. Mittlerweile hat er diverse positive wie negative Erfahrungen im Kindergarten gesammelt. Und es wird besser. @kinderdok Genau, Arm festhalten und „Stop“ klappt meistens gut. Aber nur meistens… Schon ewig her: Kind haut, Arm festgehalten, „nein“ gesagt. Kind haut mit Hand Nr. 2, Arm Nr. 2 festgehalten, „nein“ gesagt. Kind stößt mit dem Kopf. Autsch!! DAS hat ihm niemand beigebracht. Also wir jedenfalls nicht. :o\

    4. Opapapa, lernt ihr wirklich, dass ihr diskutieren sollt? Ich hab das bei der Großen so gehandhabt, weil ich niemalsnicht mein Kind schlagen wollte. Das setzte sich fest, dann diskutierte sie bald alles aus. Und sie ist verbal extrem stark. Irgendwann landete ich bei einer Beratungststelle und bekam den Rat: klare Anweisungen wo nötig und nicht immer diskutieren. Ergo diskutieren wir heute bewusst über so Dinge wie „Lateinfahrt“ und geben die Anweisung „bring den Müll raus“ (weil sie die Aufgabe übernommen hat und Erfüllung erwartet werden kann auch wenns ihr grad nicht in den Kram passt …).

  7. Ja man darf Kinder schlagen, schubsen, treten – und zwar dann, wenn man damit unmittelbare Gefahr von ihnen (oder anderen, btw.) abwendet. Wenn meine Tochter ihre Hand in die Nähe einer heissen Herdplatte bewegt, reagiere ich instinktiv und reisse, schlage, trete sie da weg (was gerade möglich ist). In einer Notsituation denkt man nicht vorher nach, was die beste Reaktion ist. Ein Rettungsschwimmer kann und darf ein panisch strampelndes, ertrinkendes Kind bewusstlos schlagen. Wenn ich ein kleines Kind auf eine befahrene Straße rennen sehe, halte ich es gewaltsam auf. Gewalt, bzw. korrekter „unmittelbarer Zwang“ gehören zu den Mitteln der Nothilfe. Es ist niemandem zuzumuten immer das objektiv mildeste Mittel der Nothilfe zu fnden. Eine von der Herdplatte weggeschlagene Hand ist ggf. völlig i.O. – wenn man nicht gerade darauf wartet, endlich zuschlagen zu können.

    Nein, man darf Kinder nicht mit Schlägen bestrafen.

    1. Hm. Dein Kommentar gefällt mir nicht, weil er juristisch apologetisch wirkt. Körperverletzung als Mittel zur Gefahrenabwehr, das ist das, was hier viele gern anführen um letztlich ihre Affekthandlung vor sich zu rechtfertigen.

      IANAL (I am not a lawyer), aber ich kann lesen.

      „Es ist niemandem zuzumuten immer das objektiv mildeste Mittel der Nothilfe zu finden.“

      Das ist mir zumindest schon mal zu schwurbelig, weil alle von mir gefundenen Rechtsauslegungen zumindest vom _relativ_ mildesten Mittel reden. Man muss also durchaus eine Abwägung vornehmen, ansonsten gleitet das in den Notwehrexzess. Auch bei allen Rettungen/Notwehrmassnahmen darf nie die erste Rettungschance (also die potentiell gewaltärmste) vergeben werden.

      Aber ist es denn überhaupt Notwehr/Nothilfe? Das ist nämlich eigentlich gegen Angriff/zur Abwehr eines Angriffs. Gefahr abzuwenden, die von einer Sache für dich oder jemanden (aus deiner Nähe) ausgeht ist IMHO keine Nothilfe/Notwehr (*) sondern eher entschuldigender Notstand $35 StGB: eine rechtswidrige Handlung ist schuldlos bei einer Gefahrenabwehr bei Gefahr durch Sachen.

      Der entschuldigenden Notstand gilt übrigens nicht, wenn man diese Gefahr selbst verursacht hat (das wäre IMHO zB, wenn man das Kind in die Nähe der Straße oder des berühmten heißen Herdes gelassen hat) und er gilt auch nicht, wenn die Gefahr für den Leib gering, die notwendige Handlung aber schwerwiegend ist (also gerade dein Beispiel, ein Kind wegzu_treten_, um es vor einer verbrannten Hand zu bewahren ist das arg grenzwertig, ich denke, du wolltest da auch grenzwertig argumentieren). Da dürfte man dann also auch mit einem Richter drüber diskutieren.

      (Interessanterweise gilt der entschuldigende Notstand vor allem bei Angehörigen/nahestehenden Personen. Es wäre wirklich spannend, wenn man ein Volljurist Richtung Strafrecht etwas zur Körperverletzung an einem Unbekannten bei Rettung vor einer Gefahr erzählt (das fremde Kind, welches auf die Straße läuft)).

      (*) Notwehr: ein Rettungsschwimmer ist potentiell selbst gefährdet und dürfte deshalb einen ihn umklammernden Ertrinkenden notfalls bewusstlos schlagen. Er darf aber nicht einfach mal ohne Einwilligung auf einen Ertrinkenden draufhauen, damit der sich jetzt endlich mal retten lässt.

      1. Du argumentierst hier etwas an meiner Aussage vorbei. Der Punkt ist, dass Schläge nur eine Form von Gewalt sind (wie festhalten, anschnallen oder hochheben). Jede einzelne dieser Gewaltanwendungen muss im Grunde legitimiert werden. Und für jede (noch so extreme) wird man auch eine (noch so unwahrscheinliche) Rechtfertigung finden können: Natürlich trete ich mein Kind nicht von der heißen Herdplatte weg. Aber wenn ich gerade gefesselt bin? Niemand ist perfekt und daher kann man auch Notsituationen nicht immer rechtzeitig vorher „mild“ entschärfen.

        ps: Bei Nothilfe kann IMO auch der Angreifer das Opfer sein.

  8. Ich hab dazu erst gestern in einem Podcast, einen schönen Satz gehört. Es ging darum, dass seit Jahrzehnten in keiner Sitcom oder anderen Fernsehsendung Kinder geschlagen werden. Eben weil jeder weiß, dass man Kinder nicht schlagen soll/darf und weil eben dieses Schlagen keine Strafe ist, die man objektiv nachvollziehen kann, sondern eine die aus der akuten Wut heraus entsteht.

  9. Wie??? Nicht mal so aus Spaß????? O.O

    Nein ernsthaft:
    Mal abgesehen von übersteuerten schlagen: Wieso zum Teufel nicht?
    Ich habe es nie verstanden. Ernsthaft. Nicht das ich mein Kind die Popo grün und blau schlagen würde, aber der „Klaps“ ist unter Säugetieren (zu denen wir bekanntlich zählen) eine durchaus gängige, wirksame und (sofern korrekt angewendet) zugleich harmlose Methode der Kindererziehung.

    Wenn das Kindchen trotz x-facher Ermahnung doch auf die heiße Herdplatte langen will, ein schneller Klaps auf die Finger (wobei Oberarme besser wären, damit die Hand nicht auf den Herd gedrückt wird und man da generell nicht so empfindlich ist wie an den Fingern) – schnell, nicht kraftvoll! – erschreckt das Kind und es ist letztlich sicherer als „doch drauf gefasst“.
    Kindchen verprügelt anderes Kindchen mit einem Stock? Klaps auf die Oberarme, wenn es nicht damit aufhört.
    Oder kurz gesagt: Wenn Ermahnungen nichts bringen ein Klaps innerhalb der Situation, erschafft einen Schreckmoment für das Kind und ist ein absolutes Tabu.
    Das bedeutet aber auch: wenn Kind vor x Tage, Stunden oder auch Minuten eine Dummheit gemacht hat, dann ist der Klaps nicht mehr in Ordnung. Ein Klaps aus Wut heraus bringt zudem das Gegenteil.
    Der Klaps sollte daher immer das letzte Mittel der Wahl sein und so selten wir nur möglich benutzt werden (gar nicht ist am Besten, aber wenn es sein muss, weil es einfach nicht anders geht, dann sollte das auch nicht verwerflich sein)

    Also bitte nicht falsch verstehen:
    ich bin absolut gegen die Erziehung mit Schlägen! Insbesondere wenn es regelmäßig und mit Kraft passiert.
    Der Klaps sollte niemals – NIEMALS – schmerzhaft sein, max. ein wenig zwiebeln und dient mehr dazu dem Kind einen Schrecken einzujagen und nicht zur wirklichen Bestrafung. Wenn man sagen kann „ich habe meinem Kind drei oder vier Kläpse gegeben, bis es genug Verstand hatte, um zu verstehen“ hat definitiv alles richtig gemacht. Bei drei bis vier Kläpse pro Woche ginge dagegen etwas schief. Wobei Verstand hier bedeutet: Kind VERSTEHT, dass und warum es nicht auf die Herdplatte fassen sollte und unterlässt es, um sich nicht zu verbrennen – weil es dies als logische Folge der Handlung erkennt. Nicht im Sinne von „ich schlage das Kind solange, bis es Verstand hat“.

    1. > „Wenn das Kindchen trotz x-facher Ermahnung doch auf die heiße Herdplatte langen will“
      Wie wäre es mit erklären anstatt körperlicher Gewalt? Ich hab bisher noch jedem Kind erklären können dass das weh tut und das ganz ohne „Klaps“. Kinder sind doch nicht dumm. Wie gesagt, anstatt zu ermahnen sollte man erklären, das funktioniert viel besser.

      Und diese Ausrede „weil es nicht anders geht“ ist halt nur ne Ausrede weil es die situation als aussichtslos darstellt, dabei sieht sie nur für den schlagenden so aus weil er mit ihr nicht umgehen kann. Dann aber sollte diese Person sich professionelle Hilfe holen anstatt auf das zurückzufallen was er/sie von ihren eltern gelernt hat.

      1. Hm. Na ja: Erklären setzt aber einen gewissen Reifegrad bzw. ein gewisses Alter vorraus. Klar könnte man bei dem genannten Beispiel auch einfach einen Herdschutz kaufen. Ganz lässt sich die Welt aber nunmal nicht kindersicher machen.
        Und 24/7 beaufsichtigen, jede einzelne Sekunde? Ist das Ziel, klar, schafft aber keiner. Alternative? Hm. Anketten? Bzw. den ganzen Tag im Laufstall „parken“? Oder sich auf den Rücken schnallen?
        Das geht mal für einige Zeit, aber man will sein Kind ja auch nicht einsperren, klar. Es gibt Dinge, die muss ein Kind einfach lernen. Weil es zu jung ist, Erklärungen zu verstehen und weil „Lernen durch Erfahrung“ – siehe heiße Herdplatte – einfach nicht geht, ohne dass das Kind Schaden nimmt.
        Das Thema psychische Gewalt wurde hier ja auch schon angeschnitten. Bei manchen Eltern muss ich leider sagen, dass das, was die unter „Schimpfen“ verstehen – es läuft erschreckend oft auf BE-schimpfen heraus – , schlimmeren Schaden anrichtet, als es ein leichter Klaps täte.

      2. Die Frage ist doch, will man wirklich jede Form der körperlichen Berührung als Gewalt abtun?
        Für mich gibt es in dieser Diskussion zwei Extreme, die ich beide nicht gut heißen kann. Die einen, die nichts falches daran sehen Kinder zu verprügeln und die anderen, die mit ein- oder zwei-Jährigen lieber diskutieren anstatt einzuschreiten.
        Tatsache ist: Hat mein Kind vor auf die Straße zu rennen/ auf die Herdplatte zu fassen/ sich sonstwie körperlich Schaden zuzufügen, halte ich es körperlich davon ab. Alles andere ist zu langsam. Das heißt nicht, dass es eine Ohrfeige kriegt. Das heißt, es wird festgehalten/ auf den Arm genommen/ die Hand von der Herdplatte räumlich getrennt/… All diese Dinge kann man je nach Situation auch als Gewalt auffassen (und ich sehe manchmal beim Einkaufen Eltern, die an den Armen ihrer Kinder herumzerren wie sonstnichts, nur weil sie zu langsam laufen. DAS gehört verboten!). Der berühmte „Klaps“ ist in den Vorstellungen immer etwas anderes. Für mich liegt der Unterschied zwischen Gewalt und Schutz in der Unterscheidung, ob es ein Zuhauen in irgendeiner Form ist oder ein Von-der-Gefahr-abhalten.
        Wenn mein Kind an der roten Ampel an meiner Hand ist und sich losmachen will, halte ich es auch erstmal fest, lange bevor ich erklären kann wieso. Schlicht und ergreifend weil die Alternative ein überfahrenes Kind ist, dem ich dann auch nicht mehr erklären muss, wieso es lieber stehen bleiben sollte (wo wir grade bei „Ich bin der Erwachsene“ sind: für mich als Erwachsener sind Gefahren klar erkennbar, für das Kind nicht unbedingt. Und ich halte es für meine Pflicht als Elternteil, mein Kind vor körperlichem Schaden zu bewahren. Wenn ich es dafür einen Moment festhalten muss bevor ich Erklärungen abgeben kann, ist das so).

        1. Ich hab nirgendwo behauptet dass man das Kind bei Gefahr nicht festhalten kann/darf. Wozu aber der Klaps danach gut sein soll habe ich aus deinem Text immer noch nicht verstanden.

          1. Hrm, ich glaube du verstehst nur nicht, WANN und WIE ich einen „Klaps“ einsetzen würde.

            Beispiel Herd: Kind verbieten, Kind erklären, Kind wegziehen, Kind festhalten, Kind schimpfen und was einem noch so alles einfällt, wurde bereits mehrmals etliche Male durchgeführt. Es versucht es trotzdem wieder und weil es gerade in einer Trotz- und Bockphase ist, vielleicht sogar mit mehr oder weniger Absicht. Dann bringt ein Nein dann irgendwann auch nicht mehr viel. Vielleicht lässt es es bei einem nein auch sein, nur um es fünf Minuten später wieder zu probieren, weil Mama/Papa gerade drei Meter weit weg etwas aus dem Schrank holt. Hilft es dann noch nein zu sagen? Oder ist man dann besser dran, das Kind mit sanfter Körperlichkeit (man könnte auch Gewalt sein, aber das ist in dem Fall falsch-negativ belastet) daran hindert. Ob es nun tatsächlich ein Klaps als solcher oder ein etwas nachdrücklicheres wegschubsen/ziehen sein mag – einerlei. Solange keiner der Beteiligten verletzt wird, dauerhafte Schmerzen (klatscht man sich selbst auf die Hand, tut es kurz weh und verschwindet innerhalb von Sekunden vollständig -> kein dauerhafter Schmerz) hat oder ähnliches, empfinde ich das als vollkommen in Ordnung.

            Und es bleibt weiterhin dabei: Es gilt als das allerletzte Mittel. Nicht für „ich hab grad keine Lust“ oder „ich schlage erst mal, bevor ich erkläre“ oder „den versohle ich jetzt mal ordentlich den Po“. Alles andere, sollte vorher ausprobiert werden – also erklären, außerhalb der Situation diskutieren, nichtkörperliche Sanktionen, etc. pp.
            Und selbst wenn man klapst – man sollte dem Kind erklären wieso. Es muss wissen, WIESO man da mal gerade etwas rabiater wurde. Kind solch ja nicht Angst haben, dass es mal so mitten aus dem Nichts geschlagen wird.
            Und: einen Schlag auf die Finger – der so oft gerne als Klaps bezeichnet wird – oder ein Kind über die Knie legen oder ähnliches – das ist für mein Verständnis KEIN Klaps. Es ist ein Schlag. Denn dann tut man dem Kind weh – und zwar so, dass der Schmerz länger bestehen bleibt als nur ein paar Sekunden und oft noch nicht mal mitten in der Situation passiert und schon gar nicht im direkten Affekt.

            1. Trotz-Phase hin oder her, nicht mal als ich ein paar Monate im Kindergarten gearbeitet habe, wo es viele verschiedene Kinder in verschiedenen Phasen gleichzeitig gab, kamen wir in die Situation dass wir „Klapse“ ausgeben gemusst hätten, geduldige Erklärung und Demonstration haben jedes mal ausgereicht. Oder ist das ein Privileg der Eltern das machen zu dürfen?

        2. Danke, hier stimme ich jedem Wort zu!

          Ein schnelles Hand des Kindes von der Nähe der Herdplatte/Steckdose/Messer etc. wegziehen mit mit einem deutlichen „Nein!“ oder „Stop!“ bringt das Kind auch ohne Schlagen aus der Gefahrensituation. Und ja, vielleicht bekommen sie dabei einen Schreck, aber weniger als bei einem Schlag/“Klaps“ oder einer Verbrennung.

          Kinder können übrigens schon erstaunlich früh Erklärungen verstehen. Viele Eltern erklären aber nicht, sondern diskutieren das mit ihren Kleinkindern aus. Und darin sehe ich den Unterschied. Ich erkläre meinen Kindern, nachdem ich sie aus der Gefahrensituation gebracht habe gerne, dass der Herd heiß ist. Aber die Regel „Hände weg vom Herd, Messer, …“ lege ich fest. Kraft meines Amtes als Erziehungsberechtigte. Und darüber wird auch nicht diskutiert.

          1. Kann ich nur unterstreichen. Wenn ich mich selbst oder andere dabei ertappen, dass sie bei einem Kleinkind in einer Definitionssituation (Nein! Finger weg! Das machst du nicht! Ich will nicht, dass du das machst! Lass das sofort!) mit Sätzen wie „Was soll das?“ oder „Wieso machst du das?“ anfange/anfangen, rollen bei mir schon automatisch die Augen: Chance vertan, klare Regeln aufzustellen, Kind höchstens gut verwirrt.

        3. Ich denke festhalten muss sein!!! Habe so einen auf die Strasse rennen Kandidaten (2,5 Jahre) den halt ich auch gegen seinen Willen fest! Das geht ja wohl auch nicht anders, oder? Mit gut zureden ist da erstmal nichts! Aber hauen würde und werde ich ihn nie! Ganz ganz sicher!!!

    2. Ich bin da mit Jeena einer Meinung: dieses „wenn es nicht anders geht“ ist eine der faulsten Ausreden der Welt. Ja, meine Eltern hatten ihre liebe Mühe, mich vom Herd fernzuhalten (ohne mich deshalb zu schlagen, allerdings […] andere Geschichte). Das ist eben Elternaufwand, den ich persönlich bei meinen Kindern nicht aufbringen musste. Dafür muss ich eben woanders mehr ran.

      Ich kenn durchaus das Gefühl des Frusts, des Aufgebens. Da schlag ich aus Frust schon mal eine Wand.

      Ich kenn auch die Schuld, wenn man als Elterrn versagt hat. Wenn man laut geworden ist (ja, ist grenzwertig im Bereich des von Kinderdok gelisteten, vielleicht ist es sogar jenseitig und ich mach mir da was vor) und das Kind wider Erwarten deshalb gleich sich schuldig fühlend zusammengezuckt ist oder gar geweint hat.

      Wir Eltern sind fehlbare Menschen, daher lasse ich das bei den zwei, drei Eltern, bei denen es passiert ist mit geäußerter Kritik bewenden. Aber können wir mal mit den Ausreden, dass es nicht anders ginge oder Beschönigungen, dass es mit Hand dem Schlagenden weh tun und deshalb besser sei oder ohne Hand dem Geschlagenen die Würde ließe und deshalb besser sei aufhören? WIR sind die Erwachsenen.

  10. Aber eine Frage an die anderen Mit-Kommentatoren hier habe ich (aus aktuellem Anlass) schon. Was macht Ihr, wenn das in einer anderen Familie anders gehandhabt wird? Ich rede nicht von den Nachbar, die Ihre Kinder regelmäßig verdreschen, so dass man Polizei/Jugendamt informiert. Sondern wenn es ab und an mal in der Familie eines engen Freundes/Freundin Eures Kindes vorkommt?
    Bisher habe ich in Unterhaltungen immer klar Position bezogen. Schläge jedweder Art gehen gar nicht. Punkt.
    Diesmal habe ich etwas gezögert so aufzutreten. Die Mutter eines der engsten Freunde meines Sohnes hat erzählt, dass ihrem Mann neulich mal „die Hand ausgerutscht ist“ (wie ich diese Formulierung hasse). Und sie könne das Verstehen, so wie ihr Sohn sich an dem Abend verhalten habe. Sie würde ja nie zuschlagen, außer eben mal einen „Klaps auf die Finger“ (grmpf!). Sie reagiert auf Kritik an ihrem Erziehungsstil aus eigener Unsicherheit heraus immer sehr empfindlich. Bei einer heftigen Ansage meinerseits würde sie sich zurückziehen und den Kontakt zwischen den Jungs abreißen lassen, statt sich einem Konflikt zu stellen. Ich habe zwar recht ablehnend reagiert, aber meinem Bauchgefühl nach vielleicht doch nicht deutlich genug. Aber ob dem Jungen geholfen wäre, wenn er einen seiner engsten Freunde verliert?! Es kommt bei ihnen bestimmt nicht regelmäßig vor, aber ich bin in den Genus einer solchen Erziehung gekommen und stehe auf dem Standpunkt, dass einmal eben nicht immer keinmal ist.

    1. Bei uns war tatsächlich ein „Hand ausrutschen“ Kind war 3-4 Jahre alt, hatte sich (Grund jetzt unbekannt, es war Abend, es wird eine Nichtigkeit bei Müdigkeit gewesen sein) völlig in Rage gebrüllt. Ich hab mich vor ihn hingekniet, ihn ein bissel gehalten (Kategorie beruhigender Körperkontakt), und er hat mir volle Lotte aus Wut mitten ins Gesicht gerotzt. Da hatte er „eine kleben“ bevor wir beide es gemerkt haben…. das war so reflexhaft… Wir waren beide sehr beeindruckt. Es hat ihn auch sofort aus seiner Hysterie rausgeholt. Mit Sicherheit nur, weil es eben eine Ausnahme war und keine Regel.

      Ich weiß nicht, wie ich in deinem Fall mit der Familie umgehen würde. Wahrscheinlich würde ich mein Kind nicht alleine dort lassen 😉 Aber sonst? Hmmm. Ist das Kind denn „in Ordnung“? Wenn das Kind sich woanders auch ohne Brüllen und Schläge gut benehmen kann hätte ich kein Problem die Kindder miteinander spielen zu lassen und/oder das Kind regelmäßig zu Gast zu haben. Die Eltern wirst du nicht erziehen können….

  11. Danke. Mein Mann und ich waren vor ein paar Jahren, vor eigenem Kind, bei meiner Cousine zu Besuch. Wegen nicht-gehorchens gab es plötzlich „Klappse auf den Po“ und Auszeit im Flur. Kind war ca. 3 Jahre. Wir waren schockiert, haben uns aber nichts sagen trauen. Als nicht Eltern wird einem hier jede Kompetenz abgesprochen. Heute würde ich nicht still bleiben (können). Und das ist nur _ein_ Beispiel, aus meinen Erfahrungen. Viele Eltern sind der Meinung, es gehe nicht anders manchmal. Ein bedauerndes „leider“ wird meist hinter her geschoben.

    1. Auszeit im Flur!! Ich liege grad am Boden! Das ist wie stiller Stuhl! Muaaaahaaaaa!! Größte Erfindung von Kindererziehung. Was ein Schwachsinn. Wenn meine sauer sind, dann sind sie sauer. Leider sind sie das als dreijährige recht laut und wenn sie in die Pubertät kommen auch noch mal.

      1. Ich sehe diese Auszeiten für beide sinnvoll! Für Mini und mich! Ich geh lieber vor die Tür eine Rauchen als dass ich meinem Kind Gewalt zufüge! Ist Gott sei Dank auch seid ca. 2000 unter Strafe gestellt! Ich komme oft an meine Grenzen mit meinem 2,5 Jährigen, dennoch ist „der Klapps“ keine Option! Auf dieses Thema reagiere ich gerade deshalb empfindlich, da ich als Kind der 70er eben so erzogen wurde wie es damals oft üblich war! Und hat es mir geschadet? Eindeutig jaaaaaaaa!

          1. Sagen wir so:

            Das Verbot der körperlichen Bestrafung steht in § 1631 Abs. 2 BGB und damti im Zivilrecht, insofern richtig.
            Es steht aber auch im Strafrecht – § 223 StGB, Körperverletzung. Auch hierfür ist allerdings der zivilrechtliche § 1631 Abs. 2 BGB wichtig, denn der lässt die Möglichkeit der Einwilligung/ Rechtfertigung in die Körperverletzung entfallen.

            Insofern ist das Verhauen des Kindes zu Erziehungszwecken sowohl zivilrechtlich untersagt wie auch strafrechtlich sanktioniert.

        1. Ich habe nie gesagt, das man ein Kind schlagen soll. Ist sowieso unsinnig. Ich habe so viele, das ich weiß: Es gibt Dinge, da musses durch. Fertsch. Und wenn es sauer ist, dann ist das so. Ich kann das ausblenden. Die rennen mir dann auch brüllend hinterher, wenn sie klein sind. Erziehung ist wie beim Hund: Trainieren und Belohnung mit Leckerlies. Und bei Hunden dauert das schon lange, aber bei Menschen, die ewig brauchen, bis sie groß sind, da erfordert das richtig Ausdauer. Wie gesagt: Leckerlies.

            1. Genau und wenn man zulange besticht dann wird aus dem Kind später ein Politiker weil man sich an die Belohnungen ja so gewöhnt hat 😉

            2. Ich würde eher sagen, das läuft anders. Situation heute morgen: „D. kannst Du bitte den Hof fegen?“ (Fläche von acht Quadratmetern) „Schon, wenn ich dafür länger wegbleiben kann…“ Also, wer erzieht hier wen?

            3. Klar will ich , das er den Hof fegt. Aber ich kann es doch erstmal höflich probieren. Es könnte ja auch sein, das etwas wichtiges gegen diese Aufgabe spricht.Zum Beispiel eine lebenswichtige Verabredung mit Kiara. (Doch, soll so geschrieben werden.) Dann bleibt mit meiner Frage die Option, die Aufgabe zu einem späteren Zeitpunkt zu erledigen oder ein anderes Angebot zu machen wie z.B. „Kann das nicht A. machen? Der mach NIE was!!“

        2. @nawo2210: So wie du es beschreibst, nimmst DU dir eine Auszeit, wenn dein Kind dich auf die Palme bringt. Und das ist gut und richtig — ich habe schon Menschen erlebt, die sich niemals aus der Ruhe bringen ließen, egal was ihr Kind angestellt hat, aber soviel Gelassenheit hat wohl kaum jemand. Und bevor Menschen ihr Kind anbrüllen, schlagen oder sonst wie ausrasten, ist eine Auszeit doch prima: Raus, tief durchatmen, notfalls mit der Faust gegen die Wand schlagen, rauchen (wer’s nicht lassen kann)….
          Aber da ist klar wo die Verantwortung liegt: Bei der oder dem Erwachsenen, der/die gerade nicht weiß wie am Besten reagieren — sich selbst eingestehen, (kurzzeitig) überfordert zu sein ist im Übrigen eindeutig ein Zeichen von Reife und nicht von Unfähigkeit.

        3. Nawo, ich sehe einen Unterschied zwischen „ich geh raus eine rauchen“ und „ich schick mein Kind vor die Tür“. ICH als Erwachsener habe die Pflicht mich aus einer Situation zu ziehen, bevor sie eskaliert. Also verlasse ICH den Raum.

          Ich weiß, welche Schäden meine Erziehung hinterlassen hat. Ich habe mich damit befasst, habe mich beraten lassen, weil mir Dinge komisch vorkamen, weil es Sachen gab die bei uns anders waren und ich mir keinen Reim darauf machen konnte. Die Erziehung meiner Kinder soll besser laufen als meine. Aber es ist schwer, weil ich mit dem „besser machen“ einen Anspruch habe, den ich erfüllen will ohne Erfahrungen zu haben. Weil ich den Weg dahin finden muss und nicht aus dem Instinkt handeln kann, wenn der „schlag zu“ ruft während der Verstand „nein, es muss eine andere Lösung geben“ flüstert. Ich kämpfe in dem Moment an zwei Fronten – mit dem eigenen inneren Kind, das ich suchen muss, spüren muss und mit dem austickenden, das mir gegenübersteht.

          Ich wünsch mir auch Toleranz, mal Schweigen seitens der Mitmenschen oder ein Lächeln statt eines bissigen Tons. Wenn das Kleinkind brüllend am Boden liegt ist ein aufmunterndes Lächeln an die Eltern hilfreicher als ein „Also bei uns hät das schon längst was gegeben.“

          Und manchmal wünsch ich mir den Mut, den Mund aufzumachen, wenn jemand die Hand gegen sein Kind erhebt.

          1. @Schäfchen: Genau das wollte ich sagen — sich selbst eine Auszeit nehmen ist manchmal gut und richtig, dass das Kind dann auch eine Art Auszeit bekommt ist eine zufällige Nebenwirkung. Das Kind raus schicken ist dagegen meist eine Strafe. Ganz einfach.
            Ausnahmen bestätigen die Regel: Es kann natürlich auch ein auch für das Kind akzeptables Ritual sein, dass es sich an einem definierten Ort begibt, um sich auszutoben oder zu beruhigen — vorrangig bei etwas älteren Kindern, die selber unter ihren Wutausbrüchen leiden, aber sich selbst noch nicht ausreichend im Griff haben — dann ist es aber ein in Ruhe gemeinsam besprochenes Vorgehen, das von den Kindern auch als hilfreich empfunden wird.

  12. Nur wenn die anderen Grundpfeiler der Erziehung – Bestechung, Erpressung, Nötigung – versagen. Und man muss früh genug damit anfangen, damit das Kind das gleich für normal hält und nicht petzen geht. Wichtig – aufhören, bevor das Kind alt genug ist, zurückzuhauen!
    Nein, ernsthaft, fragen Eltern sowas?

    1. Nein, sie fragen das nicht. Aber sie tun es. „Nur ein Klaps“, „Mal auf die Finger“, diese Dinge. Noch mehr sicher auch, aber wer gibt das schon zu?
      Ich hätte auch schreiben können, darf man Kindern Gewalt antun? Das wäre noch umfassender gewesen, Erpressung, Bestechung, seelische Gewalt. Vernachlässigung.

      1. Ich frag mich, was ist Erpressung/Bestechung, und was Erziehung? Ich bin nicht selbst drin im Thema, aber könnte man nicht die meisten Erziehungsstrategien darauf herunterbrechen? „Wenn du jetzt dein Zimmer aufräumst, dann darfst du nachher noch zur Oma“ oder „Entweder du sitzt jetzt still am Tisch, oder du gehst sofort auf dein Zimmer.“ Und wenn das unter Gewaltanwendung fällt: Was wäre denn dann die angebrachte Alternative?

        1. Ein guter Einwand. „Komm, wenn du nicht schreist beim Impfen, gibts ein Gummibärchen“ „Wenn du nicht aufräumst, darfst du nicht fernsehen.“ „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Was sind Konsequenzen, was sind Strafen? Welche Konsequenzen sind eine Strafe ? („Siehst du, ich hab dir gesagt wenn du da raufkletterst fällst du runter. Und jetzt hör auf zu weinen.“)

          Ich denke „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu“ ist eine gnaz gute Maxime.

          Was ich mich schon (verbal) mit der Familie in der Wolle hatte, weil ich nicht dre Meinung war, das ein Kind auf die Finger oder den Po verdient hat, weil es völlig überfordret ist auf ner Familienfeier mit zig unbekannten Leuten…. Die es im übrigen auch nicht für nötig hielten, dem Kind gegenüber so Begriffe wie „Bitte“ und „Danke“ anzuwenden. Arghl. Schlimm.
          Und trotzdem ist auch mir schonmal die Hand ausgerutscht.

  13. Habe überlegt, ob ich jetzt einen lustigen Kommentar dazu schreibe, aber da es immer noch so viele Kinder gibt, die geschlagen werden, ist es wohl nicht angebracht. Meine Mutter war jahrelang Krippenerzieherin und meinte, selbst die Kinder, von denen man wusste, dass das Umfeld zu Hause gewalttätig ist, sind bei Abholung glücklich ihren Eltern um den Hals gefallen & haben sie über alles geliebt. irgendwie traurig…

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Kinderdok.blog

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen