Armes Kind

Die U7 ist nicht immer einfach: Best of Zorn, Reste vom Fremdeln und viiiel Ego, das sich Bahn brechen will. Bedeutet für die fMFA und mich viel Motivation, Intuition und … tiefes Durchatmen. Aber wenn’s mal gut läuft, dann macht die Vorsorge auch unendlich Spaß, weil die Kinder noch unverstellt und sie selbst sind. Immerhin sind alle Impfungen bereits vor einem halben Jahr abgearbeitet.

Ryan-Luc war bereits beim Wiegen und Messen skeptisch, probierte zu toben, fing sich wieder, sprach mit der fMFA, wehrte wieder ab, erwartete mich mit einem Blick aus wissenden Augen. Ich sprach mit den Eltern, ließ ihn gewähren, wir thematisierten das Vorbereiten auf den Arztbesuch, Erfahrungen beim Doktor (das leidige Impfen, das doch alle meist schon wieder vergessen haben).

Die Untersuchung ist ein ständiges Hin und Her zwischen körperlichem Checkup, Zulassen und Abwehren, sinnvollem Hinhören und -sehen und ständigen Spielelementen. Ryan-Luc macht sich super, zeigt am Ende alles, was er kann und schenkt mir sogar ein paar seiner besten Wortsatzbruchstücke. Stimmung: Völlig in Ordnung.
Eine der besseren U7.

Sagt der Vater kurz bevor ich durch die Tür gehe: „Na, siehste, Ryan-Luc, alles ok, und jetzt gibt’s noch ’ne Spritze, ja?“

14 Antworten auf „Armes Kind“

  1. Bei uns hat sehr geholfen die kleinen zuschauen zu lassen wie tapfer Papa die jährliche Grippeimpfung erträgt 😀

    Seitdem ist es unproblematisch

  2. Die Spritze gibs doch vom Papa, nicht vom Kinderdoc. Ein bisschen Belohnung für die gute Mitarbeit muss schon sein! 😀 (Ich rede jetzt mal von Mono- und Disaccharid“spritzen“ in Form von runtergekühlten Milchprodukten, oder auch z.B. karamellisiert in Bröckchenform)

    Im übrigen finde ich den Einwurf von @Nika recht interessant. Hätte (oder vielleicht hat er ja) Kinderdoc in ein Schubfach gegriffen, ne leere Einmalspritze ohne Kanüle rausgeholt, und die Ryan-Luc gegeben mit den Worten „Hier, Deine Spritze! Darfst Du Deinen Papa mit impfen!“ hätte er bestimmt große Augen sowohl beim Kind (überrascht-dankbar) als auch beim Papa (überrasch-irritiert) geerntet.

  3. Ja, Väter sind da öfters mal als Mütter unglaublich unsensibel und verwechseln das Kind mit dem besten Kumpel, bei dem man solche Flachwitze bringen kann. Und wundern sich dann, immer vom Kind entfremdet gewesen zu sein.

  4. Hmm… bei der U7 ist das Kind ja gerade mal 2 Jahre alt geworden oder wird es demnächst erst – zu dem Zeitpunkt hätte keines meiner Kind das Wort „Spritze“ mit „aua, pieken“ verbunden. Vielleicht mit „Arztkoffer, juhu, spielen“. Im Übrigen kenne ich viele Ärzte, die den Kindern zum Abschluss einer Untersuchung eine Spritze (natürlich ohne Nadel!) schenken, damit diese zuhause damit spielen können. Vielleicht war es ja auch eher in dem Sinne gemeint?
    Ansonsten ist es natürlich nicht gerade geschickt seinem Kind das zu sagen – aber das Kind merkt ja, dass Papa sich geirrt hat und der Arztbesuch überhaupt nicht schlimm gewesen ist, sondern im Gegenteil sogar Spaß gemacht hat (spielen, jippie!). Nicht gerade gelungen, aber unter einem „armen Kind“ stelle ich persönlich mir etwas anderes vor, als ein Kind mit einem solchen Vater – sofern es wirklich nur um diesen einen Satz ging.

    1. Naja, alles kann ich hier nicht schreiben. Aber es war in allen nonverbalen Gesten und Gegrinse des Vaters klar, dass er seine Bemerkung uuunglaublich witzig und ironisch fand. Ryan-Luc konnte das gar nicht verstehen und schaute entsprechend verunsichert. Was Kinder nicht verstehen, sind solche blöden Scherze. Das Wort „Spritze“ sehr wohl.

  5. Man knallt einem Kind doch nicht diese Drohung um die Ohren wenn es gerade meint „der Arzt geht dann passiert auch nichts schlimmes mehr“. So etwas vermittelt man dem Kind am besten vorher,zumindest machen wir das so und unser Zwerg(5) hat sich dann nicht renitent verhalten.

    1. Ist „impfen“ eine Drohung? Unser Kind fand und findet Impfen interessant. Lässt sich alles erklären, schaut interessiert zu. Selbst wo es klein war, da es danach immer Gummibärchen gab… Jeder Bienenstich ist schlimmer…

      1. Drohung? Kommt auf die Vorgeschichte an. Manche Kinder haben Angst vor Spritzen. Das muss nur einmal ordentlich wehgetan haben (und ja, das passiert den besten Ärzten gelegentlich), oder es musste Blut abgenommen werden, was eben unangenehmer ist als eine schnelle Spritze in den Oberarm. Wenn dann jemand in die (von mir unterstellte) Erleichterung – Puh, jetzt ist es vorbei und war nicht schlimm! – locker-flockig mit „Und jetzt noch ne Spritze (Du erinnerst Dich, dieses unangenehme, schmerzhafte Ding)“ reingrätscht ist das nicht so toll.

        Damit zerstört der Vater das vorher durch den harmlos verlaufenen Arztbesuch aufgebaute Zutrauen in den Arzt (und in den Vater!) systematisch. Wenn der Junge sich beim nächsten Arztbesuch noch dran erinnert, könnte das schon störende Folgen haben. Sowas kündigt man doch vor dem Arztbesuch an, oder? Dann weiß der Junge, was auf ihn wartet. Nach so einer Aktion hätte ich meine Tochter nicht mehr vom Baum runtergekriegt, auf den sie sich sofort geflüchtet hätte…

        Und der Vergleich mit dem Bienenstich zieht nicht. Erstens haben die wenigsten Zweijährigen sowas schon erlebt und zweitens ist „anderswo ist es noch viel schlimmer“ keine stichhaltige Rechtfertigung für Zumutungen.

    1. „Wo ist das Problem…“ Na prima.

      Ganz abgesehen davon, dass es nicht das Problem ist zu wissen, wann die nächste Impfung ist: Dürfte wohl keine mehr kommen, wenn ich mich verabschiedet habe.

      1. Wenn ich an all die Blogeinträge denke, wo über Eltern geschimpft wird, weil sie
        – dem Kind NICHT sagen, dass eine Impfung vorsteht
        – versuchen, das Kind „unvorbereitet“ zu impfen
        – …,

        dann habe ich das Gefühl, das in diesem Fall ein Problem gemacht wird, wo keines ist. Zumal es durchaus vorkommen kann, dass der Arzt „durch die Tür geh[t]“ und dann kurze Zeit später wieder kommt. Von Verabschiedung stand im Ursprungspost also nichts …

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