Wenn da nicht der Titel wäre

@dasnuf a.k.a. Patricia Cammarata schickte mir ein Rezensionsexemplar ihres Buches „Sehr gerne, Mama, Du Arschbombe“, das mal gleich zum Anfang – ganz in ihrem Sinne, ein solches als solches zu kennzeichnen.

Da ich Doktor bin, habe ich mir zunächst die Geschichte beim Kinderarzt rausgepickt, die mit der U8, viel Fremdschämen für die Kollegin dabei, viel „geht ja gar nicht“. Hoffentlich mache ich das aus der Sicht der Eltern ein wenig feinfühliger. Auch wenn ich Patricia Cammaratas Sarkasmus und dramatische Übertreibung abziehe, bleibt genug übrig, um sich zu schütteln. Respekt für „Kind 3“.

 Dann habe ich von vorne gelesen, wie sich das gehört. Muß man aber bei dem Buch gar nicht, schließlich gibt es keinen Plot, keinen Zusammenhang, die Kapiteleinteilungen dienen nur der groben Orientierung, mehr brauchts nicht, den dies ist das Best-of ihres Blogs „das nuf advanced„. Das spricht die Nicht-so-Blogaffinen an, das macht Sinn, schließlich sollte jederfrau/mann an Frau Cammaratas trockenem Humor, den überraschenden Wendungen und entwaffnenden Einsichten der Geschichten teilhaben. Das Nuf ist ein Urgestein des (weiblichen) Bloggens, Frau Nessy hat das schön dargestellt, hier also das Buch zum Blog, das Blogbuch, das Print zum Screen. Ein wilde Sammlungen an den Alltäglichkeiten, die wir Eltern so kennen, das Anziehen, das Zubettbringen, das Essen, der Kindergarten, die Pekipgruppe, huch, die Erziehung. Lesen kann das jede/r, der/die Kinder großzieht oder sich gerne über Kinder und ihre Eltern echauffiert. Der Wiedererkennungsfaktor ist hoch.

Über Frau Cammaratas Stil schreibe ich nur soviel: Göttlich. Weil lustig. Und pointenreich. Also Blog anlesen, oder via Kindle Leseprobe oder schlicht mir vertrauen und kaufen. Achja: Der Beetlebum hat illustriert, was die Sache noch cooler macht.

Jetzt kommt das mit dem Titel (was da oben im Titel steht). Wenn ich das „das nuf“ nicht via Blog gekannt hätte und nur ein einsamer Familienvater auf der Suche nach etwas Zerstreuung in einem Buchladen wäre – dieses Buch hätte ich mir nicht gekauft. Warum stets Fäkaliensprache? Warum „Arschbombe“, „Kinderkacke„, „Fuck“ oder „Elternschiss„? Wieso meinen Verlage, dass sich Bücher so besser verkaufen? Weil Eltern sich gerne mit Ausscheidungen und Gossensprache beschäftigen, oder Kinder sich gerne wider besseren Wissens in der Wortwahl vergreifen? Oh, wie lustig. Sex and Puke sells. Na, danke auch.

Patricia Cammarata, „Sehr gerne, Mama, Du Arschbombe – Tiefenentspannt durch die Kinderjahre“, Bastei Lübbe, 8,99 €

[Dieser Text enthält so genannte Affiliate Links – siehe Impressum]

9 Antworten auf „Wenn da nicht der Titel wäre“

  1. Ich finde die Kombination mit dem „Sehr gerne“ großartig – so typisch Kind. Insofern spricht mich der Titel tatsächlich an.

      1. Uiuiui. Dafür durfte ich mal ein Kind überhören, das eine Frau (offensichtlich nicht die Mutter) fragte, ob sie auch „Muschibluten“ hätte. Ein schöner Wortschatz zahlt sich tatsächlich aus. Das Gegenteil leider auch.

  2. Irgendwer bei den Verlagen denkt sich, dass sei der aktuelle Trend und modern. Zum Kotzen 😉

    Etwas macht mir aber Angst.
    Nämlich, dass es wirklich so sein könnte und nur einer Minderheit sauer aufstößt. Furchtbare Zeit.

  3. Das mit dem Titel ist ja bei deinem Buch ganz ähnlich… 🙂 Ich kann mich an Leserkommentare erinnern, die dazu etwas vergleichbares sagten. Da war es doch auch die Idee des Verlages, oder?

  4. Ich mag den Titel auch nicht, aber ich habe mich jetzt dran gewöhnt und tatsächlich zu meinem Erstaunen sehr viel positives Feedback dazu bekommen. Vielen Dank für die deine Rezension.

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