Tag des brandverletzten Kindes

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Am heutigen Tag des brandverletzten Kindes finden in vielen Praxen, bei Feuerwehren und auch im Netz Aktionen statt, um auf die Gefahren durch den Umgang mit Feuer und heißen Flüssigkeiten im Kindesalter aufzuklären.

Hauptorganisator ist hierbei „Paulinchen e.V.“, die Initiative für brandverletzte Kinder, die sich seit Jahren bereits um Aufklärung und Informationen bemüht. Leider braucht es das immer noch: Auch in unserer Kinder- und Jugendarztpraxis dürfte kein Monat vergehen, in dem wir kein Kind mit einem Verbrühungs- oder Verbrennungsunfall behandeln müssen. Klassiker sind immer noch die verschüttete Teetasse oder die Hand am heißen Herd. Problematisch stets die fehlende oder gut gemeinte Erste Hilfe.

🚑  Tipps von Paulinchen e.V.: 🚑

➡️ Kühlen Sie die verletzten Stellen 10 – 15 Minuten lang mit Wasser – nicht kälter als 20 ° C wegen Unterkühlungsgefahr!
➡️ Bei Stromverletzungen immer erst den Stromkreis abschalten.
➡️ Löschen sie brennende Kleidung des Verletzten mit Decken, durch Wälzen am Boden oder mit Wasser.
➡️ Bei Verbrühungen nasse Kleidung sofort ausziehen, bei Verbrennungen eingebrannte Kleidung nicht entfernen.
➡️ Geben Sie nie Hausmittelchen wie Mehl, Zahnpasta, Öl auf Brandwunden
➡️ Rufen Sie sofort den Notarzt: 112 oder suchen Sie bei kleineren Verletzungen den Kinderarzt auf.

➡️ Denken Sie daran, dass Ihr Kind unter Schock steht. Lassen Sie es nicht alleine, bis der Notarzt eintrifft.

➡️ Wann sollte ein Kind in eine Spezialklinik?
– wenn mehr als 10% der Körperoberfläche betroffen sind (das ist bereits der halbe Oberkörper oder ein Arm!)
– wenn Gesicht, Hände, Füße oder Genitalien verbrannt sind
– bei einer Stromverletzung oder Verätzung
– wenn eine Brandverletzung mit einem Inhalationstrauma vorliegt

➡️ Wichtig:
Kinder mit Verbrennungen und Verbrühungen sollten schmerzfrei behandelt werden!

—-

Wer gute oder schlechte Erfahrungen mit Verbrühungen und deren Behandlung beim Arzt oder in der Klinik gemacht hat, kann dies gerne unten posten.

Paulinchen e.V.
Tag des brandverletzten Kindes
Achtung in der Weihnachtszeit
Aktion der BAG „Mehr Sicherheit für Kinder e.V.“

24 Antworten auf „Tag des brandverletzten Kindes“

  1. Puh, da hab ich ja Glück gehabt. Erinner ich zwar selbst nicht mehr, aber meine Mutter erzählt die Story gern wenns um Lerneffekte geht. Als kleines Stöpsel hab ich ganz klassisch auch auf die heiße Herdplatte gelangt. Mutti hat noch gewarnt „Nicht anfassen, das ist heiß!“, aber ich hatte wohl keine Vorstellung davon was heiß sein sollte. Ich mich erschrocken und losgeplärrt, Mutti sich wohl noch mehr erschrocken und mich geschnappt und die Hand unter fließend Kaltwasser gehalten. Danach wusste ich was heiß ist und hab noch ne ganze Zeit lang wenn jemand „heiß“ sagte böse geguckt. Narben oder sonst irgendwas hab ich da zum Glück nicht davongetragen.

    Aber dafür dieselbe Nummer 18 Jahre später gebracht: morgens in der Küche mit dem ersten Schluck Kaffee in der Hand auf die Herdplatte gestützt. Da kam ich mir schon so n bisschen doof vor.

  2. Es erwischt auch noch ältere Kinder bzw. Jugendliche:

    Zwei Mädchen aus meinem Gymnasium hatten in ihrem Internatszimmer auf ein Brett Teelichter gestellt. Das Brett kippte und der flüssige, heiße Inhalt der Teelichter ergoss sich über den Arm und Oberkörper einer Freundin.

    Die Assistentin der Heimleitung hat völlig versagt. Sie wollte auch ernsthaft irgendwelche Mittelchen drauf kippen und das ernsthaft nur vor Ort behandeln. Zum Glück erinnerte ich mich an Erzählungen meines Vaters (arbeitete bei der Rettung) und habe die Freundin direkt unter die Dusche gestellt sowie die HL-Assistentin losgeschickt um einen Notruf abzusetzen. So wurde ihr dann doch verhältnismäßig schnell im nächstgelegenen Krankenhaus geholfen.

    Sie hat große Narben zurückbehalten, denn das flüssige Wachs der Teelichter hat leider heftige Auswirkungen gehabt. Deshalb habe ich heute riesigen Respekt vor Kerzen und insbesondere Teelichtern und halte sie – vor allem in der Adventszeit – für ein großes Risiko im Kinderumfeld, dessen sich viele Leute nicht bewusst sind.

  3. Ach ja, übrigens auch eine immer häufigere Quelle für Brandwunden sind Kirschkernkissen, vor allem bei Babies. Ich habe eine Krankenschwester kennengelernt, die erst nach 1,5 Stunden feststellte, dass das Kissen an einer Stelle zu heiß war (trotz vorherigen Schüttelns und Abstastens). Das vier Wochen alte Baby hatte zwar geweint, aber die Eltern haben es auf die Blähungen zurückgeführt und dann ist die Kleine eingeschlafen. Die Vernarbung war so tief, dass die Kleine operiert werden mußte.

  4. Unser Sohn hat sich mit 15 Monaten die klassische Teetasse übergekippt. Für mich der absolute Alptraum! Ich hab gleich die Kleidung ausgezogen, meine Freundin hat ein nasses Handtuch geholt, und ich habe sofort den Rettungsdienst gerufen. Die Leitstelle war toll, hat ruhig nachgefragt und Anweisungen gegeben. Just in dem Moment kam eine Hebamme vorbei. Die hätte ich dann am Liebsten erschlagen. Warum ich denn den Rettungsdienst gerufen hätte, es wäre doch nicht schlimm (die Haut löste sich ab!), ich solle einfach Bepanthen-Wundsalbe draufmachen, die Sanis würden ihn sowieso nicht mitnehmen… und das eine gefühlte Ewigkeit, bis der RTW endlich da war. Die haben nur den Kopf über sie geschüttelt und uns gleich in die Spezialklinik gebracht. Wir hatten ein unheimliches Glück, nur 8% von Arm und Rumpf waren verbrannt und alles verheilte problemlos, nach nur drei Monaten war nichts mehr zu sehen.

  5. Ich kann mich erinnern das ich mal als Jungspund(ca.11 Jahre) dank Elektrizität das Fliegen gelernt hatte.Habe meine Jeans gewaschen und da wir noch eine Waschmaschine ohne abpumpen und Schleudern hatten diese dann in die Schleuder gepackt,Deckel geschlossen,Knopf gedrückt und dann flog ich quer durchs Bad gegen die Badewanne,mir dröhnte es in den Ohren und mein rechter Arm war lahm .Irgend etwas an dem Ding war wohl nicht mehr in Ordnung so das ich einen Stromschlag ab bekam und ich konnte Wochenlang meinen rechten Arm nur unter Schmerzen nutzen.

  6. „Bei Stromverletzungen immer erst den Stromkreis abschalten.“
    Eine Frage mal: Was ist damit konkret gemeint bzw. wie sieht das aus? Kind stochert mit leitendem Gegenstand in die Steckdose, bekommt einen Schlag und … lässt dann doch automatisch los, oder? Und überhaupt: Was sind denn ansonsten so die „klassischen“ Situationen? Dass der Fön in die Badewanne fällt, kommt ja hoffentlich nicht mehr vor.
    Fast einer der ersten Tipps meiner Hebamme – und das hat sie auch noch oft wiederholt! – war: „Wenn es ein Junge wird, nach dem baden IMMER ERST WINDEL AN, bevor Sie ihn trocken föhnen! Es kann sonst sein, dass er in den Fön strieselt!“
    -> Da hätte ich im Leben nicht vorher drüber nachgedacht!
    Ein „Klassiker“, von dem ich sogar einen Betroffenen kenne, ist ja der Drache in der Stromleitung … Wie trennt man denn da das Kind? Sucht man sich einen Ast und stubst damit die Schnur weg oder wie?
    Sorry für die Endlosfrage, aber irgendwie … kommt mir das vor wie etwas, dass in der Theorie gut klingt und wobei ich in der Praxis … keine Ahnung hätte, was eigentlich zu tun ist!?

    1. Liebe Molly,
      bei einem Stromschlag kann es passieren, dass die Muskel krampfen und man so gar nicht in der Lage ist loszulassen.
      Wenn Leute beim Stromschöag nicht loslassen könne und man nicht abschalten kann, sich vorher Isolieren und dann veruchen den Betroffenen zu lösen, z.B.: Ast, wobei der nicht nass sein sollte.

      1. Danke für die Auskunft! Nur: Wo bekomme ich hier in der Wohnung einen Ast her? Vielleicht sollte ich einfach mal an Stelle X etwas parat haben, nur für den Notfall.
        Sich selbst isolieren? *Grübelkratz*, da war mal was mit Gummisohlen, oder?

    2. Hallo,
      natürlich kannst du nicht loslassen. Habe ich schon selber ausprobiert :D, und zwar richtig Ausenleiter nach Neutralleiter, echte 230Veff, kein FI der dir hilft, aber zum Glück nur Zeigefinger (also nur der Rechte). Aber sich Selber isolieren also mit Hifle von Stöcken etc. mit Schwung (sich) befreien. Und dran denken nicht noch durch Unachtsamkeit den Neutralleiter zu berühren. Der Schwung ist eigenltich dafür da, dass falls du auch den Schlag kriegst, durch die Trägheit der Stromkreis geöffnet wird. Bei Mittel und Hochspannungsmasten ASAP zum nächsten Mast, da steht die Bezeichnung der Leitung drauf, Anrufen beim Betreiber (müsste mit draufstehen) bzw. Feuerwehr, (112) hier wird sowieso externe Hilfe gebraucht. Diese sagen auch das weitere Vorgehen.

      Zuhause sollte ein FI vorhanden sein (wenn nicht nachrüsten!! 30mA, größere sind nicht Zweckdienlich), der sollte normalerweise Trennen. Immer gilt Sicherung raus. Damit dem/den Helfern keine offene Spannung entgegen fliegt.

      ich der schon öfters den FI unfreiwillig getestet hat.
      Mit freundlichen Gruß
      Kerler Marian

      1. Einen FI haben wir, logo. Ja, das wäre sicher die richtige Vorgehensweise, danke für die Auskunft. Ich denke, das sollte ich mir nochmal richtig vergegenwärtigen. Vor Allem um eben diesen Reflex zu unterdrücken, einfach so hinzugehen und anzufassen; schlimstenfalls bekommt man dann ja selbst noch einen Schlag ab. Klar, eigentlich sollte/müsste der FI rausfliegen, aber in vernachlässigten Altbauten kann das schonmal noch ein Problem sein … Ahrg, Am besten gar nicht erst so weit kommen lassen, gelle?
        Ich hau den Schalter nur schonmal – typisch Hausfrau – beim kochen / backen / mixen / Mikrowelle / wasserkochern / Kaffee kochen raus; so viel Multitasking verträgt die Leitung nicht! 😉

  7. Auch wenn man es kaum glaubt: Zahnpasta auf Brandwunden gibt es tatsächlich. Weil die Minze darin angeblich so toll kühlt. Macht sie aber nicht. Stattdessen klebt die Zahnpasta auf der Wunde und geht nicht mehr ab. Also Finger weg!!!

  8. Meine Mutter hatte Anno Tobak solch merkwürdige Hausrezepte.Bei einer Daumenverbrennung,keine Ahnung wie mir das passierte ich war gerade mal 6 oder 7 Jahre alt,hat meine Mutter kalten Doppelkorn verwendet.Korn in einen Becher und ich musste den Hautlosen Daumen dann dort reinhalten bis der Korn nicht mehr kühlte dann wurde ausgetauscht.Als ich knapp 10 Jahre alt war zog ich mir eine Verbrennung am Oberschenkel zu, ich hatte etwa eine Handteller grosse Brandblase, die wurde aufgestochen und dann kam dort dick Nivea Creme darauf,Verband drum und fertig.Irgendwann nässte die ganze Wunde,die Haut fiel ab und dann musste ich in kurzer Hose herumlaufen denn da muss Luft ran Junge damit das heilt.Merkwürdigerweise blieb keine Narbe zurück
    Unser Zwerg ist zum Glück ein Vorsichtiger und hat sich noch nie ernsthaft Verletzt aber sollte etwas geschehen werde ich nie und nimmer die Methoden meiner Mutter kopieren

  9. Junior hat sich mit 11 Monaten an einem eher ungewöhnlichen Gegenstand verbrannt. Wir waren damals mit ihm in Holland in einem Ferienpark in Urlaub und waren am Abreisetag gerade dabei alles zusammenzupacken als er durch das Ferienhaus krabbelte und sich an dem brühend heißen Heizkörper hochzog. Uns war damals weder bewusst, dass der Heizkörper so heiß war noch, dass die Dinger überhaupt so heiß werden können. Junior hatte die Handinnenfläche verbrannt und es bildeten sich Blasen. Wir haben in kaltem Wasser gekühlt und er bekam ein Paracetamol-Zäpfchen und dann ging es ab im Schnelltempo 2 Stunden zurück zu unserem Kinderarzt. Der hat dann eine Brandsalbe aufgetragen und die Hand verbunden. Damit Junior beim Krabbeln nicht zu sehr gehandicapped war haben wir ihm die erste Zeit gepolsterte Radfahrhandschuhe für Kinder angezogen. Damit klappte es dann auch ganz gut und alles ist schnell und gut verheilt.

  10. Gute Sache das hier nochmal aufzuführen! Ich denk für viele Eltern die keine medizinische Ausbildung haben, ist aber vielleicht nicht ganz leicht ein Inhalationstrauma zu erkennen, verbrannte Nasenhaare, Brandverletzungen in Mund/Nasenbereich sind da ein guter Hinweis.

  11. Wäre es nicht vielleicht noch sinnvoll, im Artikel zu ergänzen, dass 1% der Körperoberfläche so in etwa der Handfläche inkl. Finger der verbrannten Person entspricht? So lässt sich der Schweregrad der Verbrennung recht gut abschätzen.

  12. Mein Sohn konnte damals gerade laufen und wir konnten gar nicht so raffiniert denken wie er. Er kam auf die wahnsinnige Idee sein Rutsche-Auro als Leiter zu benutzen, die Kaffemaschine anzustellen und auf die heiße Platte zu fassen. Schock! Es gab erst mal Schmerzsaft und dann ab zum Kinderarzt. War nur eine kleine Verbrennung die mit Salbe schnell behoben war, aber er ging seit dem nicht mahr an irgendwelche Maschinen geschweige denn an den Herd. Denn ab da war „heiß“ ein Begriff den er einordnen konnte…
    Es ist GsD glimpflich ausgegangen aber zeigt, dass man als Eltern wirklich mit ALLEM rechnen muss.
    Unser Kinderarzt meinte damals dazu nur „Pfiffiges Kerlchen“ lol

  13. Ich bin mal als Kind gegen unsere Kaffeemaschine gestolpert und die heiße Kanne Kaffee ergoss sich über meinen Arm. Noch heute erinnere ich mich an die Schmerzen, aber vor allem daran, wie entsetzt ich war, das mein Papa mich samt Schlafanzug unter die Dusche stellte 😉 Alles richtig gemacht, lieber Papa. Und dann gings direkt in die Notaufnahme und ab da gefühlt monatelang täglich zum Verbandswechsel. Glücklicherweise habe ich keine Narben zurückbehalten.

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