Die Kleinen werden so schnell groß

Na, das ging ja schnell – der erste Kalauer des neuen Jahres:

Ich: „Na, biste tapfer für die Impfung?“
Neunjähriger: „Klar!“
Mutter: „Klar, ist er, oder? Was? Mario? Tapfer? DubisttapferDubisttapfer!“
Neunjähriger (irritiert…): „Äh, Ja…?“
Ich: „Na denn, rechts oder links?“
Neunjähriger: „Egal, wie Sie wollen.“
Mutter: „Na rechts bist Du doch immer so empfindlich, ist ja auch Deine gute Seite, alo lieber links? Mmmh? Was meinste? Lieber links? Ja?“
Neunjähriger (schulterzuckend…): „Wurscht.“
Ich: „Also links … einszwodrei.“
Mutter (rutscht auf dem Stuhl herum): „Tut auch gar nicht weh Tut auch gar nicht weh Tut auch gar nicht weh.“
Neunjähriger: „Alles klar…“ Krempelt den Ärmel runter.
Ich: „Gut gemacht, super.“
Mutter: „Nicht wahr? Hat er gut gemacht. Gelt, haste gut gemacht, Mario… Ganz tapfer warst Du. Hat auch gar nicht weh getan, oder? Hab ich ja gleich gesagt.“
Neunjähriger: „Mama?“
Mutter: „Ja?“
Neunjähriger: „Das nächste Mal könnte ich auch alleine zum Doktor rein, oder?“

42 Antworten auf „Die Kleinen werden so schnell groß“

  1. Mich wundert bei manchen Müttern gar nichts. Sowas habe ich auch öfters erlebt- auch in anderen Situationen. Manche Menschen scheinen nicht zu verstehen, dass die Kleinen älter werden und später sogar mal erwachsen. Finde ich ganz furchtbar.

  2. Ging mir als kleinem Hausstauballergiegeplagten so ähnlich. „Mama, bleib draußen“ war mir lieber, sie hat nur nicht immer auf mich gehört.

    Ich bin ja nun unter den Typen eher der Wehleidige; bis heute ist für mich eine Männergrippe absolut lebensbedrohlich (wenn auch nicht gleich tödlich, sonst könnte ich ja hier nicht diesen Blödsinn schreiben), aber eine kleine, winzig kleine Spritze in den Oberarm: „o.k., Doc, mach mal!“

    Ja, natürlich, Doc, du hast es gerade bei Impfungen und Hyposensibilisierungen vermutlich oft genug mit besorgten Müttern zu tun, die sagen, omfg, der Oberarm schwillt ein bisschen an, das sind bestimmt diese üblen Impfnebenwirkungen, von denen man so oft hört.

    So, wtf? Mir hat mein Kinderarzt (in Zusammenarbeit mit einer Allergologin und meinem Hausarzt) das Leben gerettet.

    Und das habt ihr nun davon. Ich schreibe hier und stelle mich allen „Spritzengegnern“ entgegen.

  3. Vor ein paar Tagen wegen einer anderen Sache bei unserer Kinderdoctoressa gewesen. „Oh, im Frühling wäre die nächste Impfung dran. Können wir auch jetzt schon machen, dann hast du sie hinter dir.“
    6jähriges Mädchen: „Ok.“
    6jähriges Mädchen bekommt Spritze, 6jähriges Mädchen guckt interessiert, 6jähriges Mädchen findet den Muskelkaterschmerz doof, Ende.
    Bei meiner Kinderärztin-Mutter ist der Impf-Klassiker übrigens:
    „Schantall-Monikke, das ist jetzt eine Spritze. Die piiiiiiekst (bitte hier 2 Oktaven hochgehen) nur ein bißchen. Das ist gar nicht schlimm. Das piiiiiiekst (wieder 2 Oktaven) wirklich nur wenig. Hast du gleich geschafft, das tut nicht weh, das piiiiiekst (na, ihr wisst schon…) nur, die Frau Doktor muss das machen, aber das ist nicht schlimm, das piiiiiiiiekst nur…“ (und zwar so lange, bis das kleine Kind hysterisch brüllt, weil es neben dem quietschenden Piiiiieks nur „schlimm“ und „tut weh“ gehört hat).

  4. Wenn ich mir das so durchlese, dann scheine ich zu den wenigen zu gehören, die mit Spritzen so absolut keine Probleme haben. Als Kind durch ne Wespenstichimmunisierung zu laufen scheint doch einiges gebracht zu haben 😀

    Mein Kind wird auf jeden Fall Anderweitig genervt beim gepiekst werden. (Wobei… ich weiß noch gar nicht, wie der Papi zu Nadeln steht. Sollte ich bei gelegenheit mal in Erfahrung bringen)

  5. Au weia. Als jemand mit Vorgeschichte vermute ich, die Mutter hat selbst Angst vor Spritzen? Zumindest halte ich es für eine alternative Möglichkeit. Ging mir ewig so, aber ich habe es im Rahmen des Stdiums sehr langsam abgelegt. Es graust mich zwar immer noch davor, Impfungen zu bekommen, aber ich kann darüberhinweg bluffen, insbesondere vor den Kindern. (Blutabnehmen ist kein Problem, auch nicht am anderen Ende, subcutane Spritzen sind für mich aber in beiden Richtungen das Grauen! Bei lebenden Menschen. Tiere kann ich problemlos in jeder Form mit Spritzen beehren. Ein ZVK wird an meinem Körper auch nur in Narkose gelegt werden können, sonst grause ich mich zu Tode. Komplett irrational, keine Ahnung, woher es kommt, war schon in der Kindheit so.)

  6. Ohje, bin ich kühl – Das gabs bei uns noch nichtmal mit neun Monaten.

    Warum geht man bei einem Neunjährigen zur Impfung überhaupt noch mit? Ich habe ihn hingeschickt und derweil den Kleinen zum Sport gebracht. Beim Abholen zufallig den Doc auf dem Gang gesehen und kurz gefragt, ob alles klar ist. Antwort: Alles klar. Na dann – tschüß.

    1. Na da will ich dann – in Anbetracht der vielen „Daumen runter“ doch nochwas dazu sagen:

      Das mit dem „kühl“ war ironisch gemeint. Aber ich bin ernsthaft der Meinung, dass ein Neunjähriger druchaus mal die Gelegenheit haben sollte, mit dem Kinderarzt alleine ein paar Minuten zu verbringen ohne Papa oder Mama. Ich denke, es kann auch in diesem Alter schon ein paar Dinge geben, die das Kind vielleicht nicht so gerne in Gegenwart von Papa oder Mama ansprechen möchte. – Ich jedenfalls habe so viel Vertrauen sowohl zu unserem Kinderdoc als auch zu meinem Sohn, dass sie eine solche Gelegenheit, sollte es nötig sein, sinnvoll nutzen. Und dass sie, sollte es nicht nötig sein, so doch merken, dass die Eltern dieses Vertrauen haben und die „Türe“ somit für den Fall des Falls offen steht.

      – Und wenn man so eine gute Ausrede hat, wie „bringe den Zwerg zum Sport“ ergibt sich das doch ganz famos.

      1. Meinem 9jährigen gebe ich diese Möglichkeit auch, wenn wir mal zum Arzt müssen. Schließlich soll ja auch er ein Vertrauensverhältnis zum Doc haben, nicht nur ich. Der 5jährige dürfte, wenn er wollte, auch schon allein rein. Bislang bestand aber der Bedarf noch nicht.

  7. Hehe. Erinnert mich an den reflektorischen Singsang einiger Eltern, wenn sich das Bubilein mal wieder auf die Fresse gepackt hat: „Tutnichtweh, tutnichtweh, gleichwiederaufstehn, tutGARNICHTweh!“

  8. Ich kann den Neunjährigen gut verstehen. Ich glaube so hätte ich auch reagiert, wenn meine Mutter so neben mir gesessen hätte.
    Irgendwie ist das aber häufig so, das eltern nervöser sind, als die Kinder. Wenn ich daran denke, wie nervös meine Mutter bei meiner theoretischen Führerscheinprüfung war…

  9. Aber mal ne Frage: warum ist das Impfen eigentlich so furchtbar angstbesetzt? Wegen der Spritze? Den Schmerzen? Und wer macht da eigentlich erfahrungsgemäß wen verrückt?

    1. Vermutlich als evolutionäres Überbleibsel: Wer nicht penibel Verletzungen vermeidet, hat eine höhere Chance, an einer Infektion abzukratzen. Darum haben wir eine angeborene Angst vor Stichverletzungen, die uns das Leben rettet.

      Darum auch die Angst vor Schlangen oder Spinnen – und die Fähigkeit, einen aggressiven Gesichtsausdruck zu erkennen und jemandem aus dem Wege zu gehen, ist auch angeboren.

      Das faszinierende an der Spritzenangst ist eher die Tatsache, dass es die einzige Phobie ist, die direkt zum Tode führen kann (Blutdruckabfall durch Ausweitung der Blutgefässe).

      1. Eher weil man da Schmerzen erwartet. Auch wenn der Schmerz nur ein kleiner Pieks ist. Verletzungen anderer Art erwartet man eher nicht.

        1. Dann bleibt es allerdings eine offene Frage, warum man denn einen Schmerz erwartet. Man kann Leute zu den besten, empathischsten und vertrauenswürdigsten Ärzten schicken, und sie hätten dann immer noch die Erwartung, der Piekser würde schmerzen…

          1. Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, da waren die Spritzen und Nadeln irgendwie viel größer und dicker und schmerzhafter…bei den letzten Impfungen war ich tatsächlich überrascht „das hat ja gar nicht wehgetan“ .-)

    2. bei mir ist es weniger der Pieks, sondern eher die Angst vor dem Gegenstand im Arm. Könnte sich ja bis zum Knochen durchboren oder abbrechen oder mich komplett aufschlitzen…
      Als ich letztes Jahr zum ersten Mal ein Zugang gelegt bekommen hab, war ich dem Arzt/Pfleger auch unheimlich dankbar, dass er mir extra nochmal gesagt hat, dass das nur ein flexibles Plasteröhrchen in meinem Arm ist, keine Nadel. Ich weiß das, aber es war trotzdem sehr angenehm, dass er meine Angst ernst genommen hat.

      1. Das fand ich in meinem PJ auch augenöffnend – daß viele Leute Angst vor Zugängen haben, weil sie glauben, eine Matallnadel im Arm zu haben. Darauf kommt man nicht undbedingt, wenn man es selbst macht, da man ja weiß, was und was nicht im Arm bleibt. Ich habe es mir dann angewöhnt, den ängstlichen Patienten, insbesondere in der Rettungsstelle, einen Katheter zu zeigen, also einen ausgepackt, Nadel gezogen, Röhrchen gegeben mit Verweis auf die Dicke (öh, „Dünne“)… das schien bei Vielen ein beruhigendes Aha!-Erlebnis gewesen zu sein.

        Mich persönlich schreckt bei Impfungen nicht der Schmerz, der ja nur wie Muskelkater ist, sondern die Tatsache, daß zusätzliche Flüssigkeit in einen Raum gepresst wird, wo sie nichts zu suchen hat. Den Druck finde ich aufgrund der Vorstellung einfach eklig und gruselig. i.v. habe ich keinerlei Probleme, da ist schließlich ein Gefäß für Flüssigkeiten. Das Hirn ist manchmal schon ein dummes Ding.

        1. Die Schwestern haben es übrigens gehasst: „was für eine Verschwendung von Material!!“. Ein wenig Empathie macht aber eben doch einen deutlichen Unterschied beim Patienten, der es ja schließlich alles ertragen muß.

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