Behindern Schnuller den freien Spracherwerb?

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Aus der Praxis haben wir Kinderärzte uns das schon immer gedacht: Schnuller behindern möglicherweise das Sprechenlernen.

Eine Beobachtungsstudie aus Kanada lässt die Wissenschaftler philosophieren: Für den guten Spracherwerb eines Kleinkindes braucht es nicht nur ein gutes Gehör, sondern wohl das freie Spiel der Zunge, um Laute besser differenzieren zu können. In der Studie wurden sechs Monate alten Säuglingen Zahnungshilfen wie Beißringe gegeben und beobachtet, wie die Kinder Laute unterschieden konnten – behinderten diese Zahnungshilfen die Zungenbewegungen, konnten die Laute nicht mehr unterschieden werden.

Dr Alison Bruderer, eine der Studienleitungen, formuliert es vorsichtig, wie sich das für einen Grundlagenforscher gehört: Es bedeute nicht, das Eltern nun ihren Kindern Zahnungshilfen oder Schnuller vorenthalten sollten, aber es werfe doch die Frage auf, wieviel Zeit das freie Zungenspiel bei in der Sprachentwicklung befindlichen Kleinkindern benötige, um eine normale Sprachaufnahme zu ermöglichen, so der Artikel.

In der Praxis des Kinderarztes sehen wir das praktischer: Viele Kinder, die mit zwei Jahren noch wenig aktive Sprache produzieren, „hängen“ noch an Saugern, Flaschen oder Schnullern. Manche brabbeln daran vorbei, bei manchen stöpselt der Schnuller die Sprache regelrecht zu. Die vorliegende Studie könnte eine grundlegende Erklärung dafür bieten.

Wem die Gründe „Offener Biß“, „Kariesrisiko“, „Zunahme von oberen Luftwegsinfekten und Ohrenentzündungen“ nicht ausreicht, denn auch das macht das Schnullern: Für eine gute Sprachentwicklung sollten die Sauger weg.

Empfehlungen aus der Praxis:
– Ein Schnuller im Säuglingsalter ist unproblematisch – Forscher zum Plötzlichen Kindstod empfehlen sogar den Schnuller als Schutzfaktor, wenn das Kind daran gewöhnt ist.
– Ab erstem Geburtstag sollte der Schnuller tagsüber weggepackt werden, jetzt beginnt die wichtigste Zeit des aktiven Spracherwerbs
– Schnullerketten als Unterstützung des Wiederfindens gar nicht erst anfangen
– Bis zum zweiten Geburtstag den Schnuller auch nachts komplett weg lassen

Keine Frage: Es ist schwer, einen Schnuller abzugewöhnen. Aber wie vieles in der Kindererziehung – den Schritt müssen die Eltern tun.

(Danke an @dieterjosef für den Link)

(c) Foto bei Flickr/chris

50 Antworten auf „Behindern Schnuller den freien Spracherwerb?“

  1. >>Keine Frage: Es ist schwer, einen Schnuller abzugewöhnen. Aber wie vieles in der Kindererziehung – den Schritt müssen die Eltern tun.

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    Meine Mutter ist bei beiden Kindern schier verzweifelt. Als sie versuchte mir den Nuckel wegzunehmen, hab ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um mir den Wiederzuhohlen (ich kam mit einen Augenzwinkern den Schrank hoch! *wuha*). Aber Oma hatte damals noch einen Ofen. Also sprach Mama „Pass auf, wenn du den Nucki da reinwirfst, dann gehen wir in den Zoo!“
    Also warf ich den Nucki da rein, denn Zoo fand ich toll. Und hab danach nie wieder nach geschrien oder gesucht. (Die Ersatznuckis hat Mama selbst entsorgt)

    Bei meinen Bruder wollte sie schlau sein und gewöhnte Nucki sehr schnell ab – mein Bruder suchte sich Ersatz in Form des Daumens. Tja – den kann man schlecht ins Feuer werfen. Also alles versucht. Verbunden, ekligschmeckendes Zeug drauf (das hat der Zwerg sich einfach abgewaschen!), immer wieder den Daumen rausziehen, verbieten mit und ohne Belohnung/Bestrafung. Nix. Nada.
    Er hat es sich dann mit 7 selber abgewöhnt, als er in die Schule kam.

    Hat es uns geschadet? Meinem Bruder nach meinen Empfinden nach nicht. Ich selbst hab dezente Sprachstörungen – aber ob die mit den Nucki zusammenhängen? Immerhin tauchen die primär dann auf, wenn auch mein Puls steigt.

    Daran zweifeln will ich aber nicht. Die Zunge ist ein Muskel, der auch trainiert werden will. Und wenn dauernd irgendwas die Zunge blockiert, wird der Muskel eben abgebaut. Ist ja theoretisch nix anderes als der Oberschenkelmuskel unsere Zunge (ja, auch wenn die zweite Fixierung fehlt).

  2. Ich habe zwei Kinder. Beide liebten ihren Schnuller. Die Große hat mit einem Jahr deutliche Sätze gesprochen und die kleine Tochter mit 1.5 Jahren gar nichts. Wobei die kleine den Schnuller nur zum Schlafen hatte und die große hatte ihn andauernd. Meine Kinder passen nicht mit dem Artikel zusammen. Beide haben schöne Zähne und reden mittlerweile wie ein Wasserfall klar und deutlich.

  3. Ach, hätte Kind 2 sich nur für einen Schnuller interessiert… Nein nein, der Daumen musst es sein. Jetzt wird der Kerl 4 und lutscht immer noch zum Einschlafen und wenn er müde ist… Wo ist der ultimative Daumenlutscher-Tipp?

  4. Diese „bei meinem Kind war es aber gaaaaaaanz anders“-Nummer als Gegenargument für jedwede noch so plausibel klingende Studie macht mich wirklich, wirklich griebig. Aus der Gynäkologie kenn ich dieses Verhalten zur Genüge, wenn es z.B. um Rauchen in der Schwangerschaft geht:

    „Mein Jeremy-Marlboro ist mit 5 kg auf die Welt gekommen und hat seinen Schulabschluss mit 12 gemacht und das, obwohl ich drei Päckchen Rothändl pro Tag geraucht und mit drei Gläsern Korn runtergespült habe…“

  5. Also ich möchte mal anmerken, dass ich als Kind insgesamt, ständig und ausnahmslos immer drei (3 !!!) Schnuller mit mir herumgetragen habe. Einen inne Schnüss und jeweils einen in der linken und in der rechten Hand. Ich beherrsche meine Sprache heute Fehlerfrei.
    Ich frage mich was wohl gewesen wäre, wenn ich damals schon die Flasche regelmäßig im Mund gehabt hätte, so wie heute …..

  6. Also ich hätte zur Zeit ja liebend gerne ein Schnullerkind…statt eines Daumennucklers!

    Ich habe beide Kinder gestillt, fand immer, dass es ok ist, wenn meine Brüste Nahrungsquelle sind. Aber Dauer-Nuckel-Stationen – nein, danke. Wunde Brustwarzen sind definitiv nicht lustig!
    Allerdings gab es bei dem Großen den Schnuller von Anfang an nur eingeschränkt. Und sobald er nicht mehr wirklich Baby war, eigentlich nur noch zum Einschlafen. (Beim Schlafen fiel er ihm ohnehin immer raus, das ist aber wohl nicht bei allen Kindern so.) Entsprechend einfach war die endgültige Entwöhnung. Mit Glück und Gefühl für den richtigen Zeitpunkt zwei Abende hintereinander geschafft den Schnuller wegzulassen, damit hatte sich das Thema erledigt.

    Trotzdem fand ich es nett, dass der Kleine von Anfang an keinen Schnuller wollte. Er spuckte ihn sofort aus. Flasche (mit abgepumpter Muttermilch) ging aber auch nicht. Plastik im Munde – nein danke. (Sein Gesichtsausdruck bei seiner ersten und einzigen Begegnung mit „künstlicher“ Milch, die bei seinem Bruder ersatzweise problemlos ging, ist bis heute legendär.) Leider hat er im Gegenzug sehr früh seinen Daumen entdeckt. Ich habe tagelang dagegen gekämpft, immer wieder den Daumen rausgenommen, den Schnuller angeboten, habe aber den Kampf verloren. Jetzt ist er 2,5 Jahre und der Kinderarzt und wir haben noch keinen Weg gefunden, das Thema zu beenden. Mist! Mein Mann und ich weigern uns aus Prinzip irgendwas zu verstehen, solange der Daumen im Mund ist. Immerhin. Und wenn man wichtige Dinge mit beiden Händen zu erledigen hat, klappt das mit dem Daumennuckeln natürlich auch nicht. Aber beim Einschlafen, Kuscheln, Vorlesen, im Musikkurs, bei Langeweile, …
    Seufz!

    1. aber warum sollte sie reden? lisa weiss so oder so alles besser. und mit bart sollte man sich nicht anlegen. marge weiss, was ihre juengste tochter will, ohne dass diese ein wort sagt. und homer, der hat seine eigene agenda 😉

      1. Äh, ein Intelligenztest in einer Folge zeigt, dass Meggy schlauer als Lisa ist. Worauf Lisa ihr falsche „Wort-Bild-Kombinationen“ beizubringen versucht (Kuh – Zebu; glaube ich). Das ganze kommt hoch, als Maggy Lisa auf Fragen mit Buchstabenwürfeln anwortet. Maggy, was willst Du? – [Buchstabebwürfel]ICE – Willst Du auch was anderes zu essen? [Einen Würfel dazugeschoben]RICE – Reis? Wieso keinen Kaviar? [Würfel dazugeschoben] PRICE 😀

        Außerdem Rüpst sie in verschiedenen Folgen – auch eine Form der Sprache. Insbesondere, wenn man weiß, dass manche Kehlkopf-geschädigten Menschen via Rüpseln kommunizieren. https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BClpsen#Ger.C3.BClpstes_Sprechen

        1. ich schrieb, lisa weiss alles besser, was ja nicht unbedingt zeigt, dass lisa immer recht hat 😉 will ja nur sagen, in der familienkonstellation ist vielleicht schweigen eine vernuenftige verhaltensweise 😉

  7. Zumindest was den offenen Biss angeht, ist da wohl viel Veranlagung dabei. Unser Kleiner hat einen, obwohl wir die Schnullernutzung und -Entwöhnung ungefähr so gehandhabt haben wie der kinderdoc es empfiehlt. Zurückgebildet hat er sich bisher allenfalls ganz wenig.
    Davon abgesehen finde ich das sehr spannend, weil es ein weiterer Hinweis darauf ist, dass Spracherwerb nicht in erster Linie ein kognitiv-rezeptiver Prozess ist, sondern dass das Handeln des Kindes das „Denken“ (in dem Fall den Erwerb nicht nur von Lauten, sondern auch von Grammatik etc.) mitbeeinflusst.

  8. Mein Kindelein hat das Schnuller-Problem schon im Säuglingsbett gelöst, in dem es selbigen sofort ausgespuckt hat. Es hat(te) schließlich – in der Grundausstattung inbegriffen – zwei völlig intakte, biodynamisch-ökologische und immer verfügbare… Daumen! 😀 Es schnatterte jedoch schon früh (und im Zweifelsfall immer noch) wie ein Wasserfall. Wohingegen es kaum krabbelte, sondern später dann gleich zu laufen anfing. Ob es da auch einen Zusammenhang gibt?

    Naja, das „Daumen abgewöhnen“ ist allerdings schwer, zu unserem Leidweisen beim jetzigen Schul-Kindelein. Wegnehmen kann man sie eher nicht, bitterer Nagellack hilft nicht, und die Struwwelpeter-Methode halte ich doch für etwas… wenig kindgerecht.

  9. Ich hatte ewiglang einen Schnuller, bis im zweiten Kindergarten (ca. 5 Jahre) sogar noch tagsüber gelegentlich. Da sind wohl alle Versuche von Seiten Mama/Papa gescheitert, ich brauchte den einfach, und so hat man mich gelassen.

    Erst ein Kieferorthopäde hat mich vom Schnuller weggebracht, weil er mir eine Zahnspange angedroht hat, wenn ich nicht mit dem Schnullern aufhöre. Ich hatte echt einen schlimmen offenen Biss. Das hat Wunder gewirkt, zwei Tage später hatte ich keinen Nuggi mehr – und die Zahnstellung ist auch ohne Spange wieder gut geworden, weil ich immer eine Übung mit „trocken Schlucken“ gemacht habe, an die ich mich heute noch erinnere.

    Sprechen konnte ich früh und ohne jegliche Probleme. Hätte ich ohne Schnuller bestimmt nicht besser gekonnt, wobei ein offener Biss natürlich nicht gerade förderlich ist – und ich nicht behaupten will, meine Zahnstellung wäre nicht viel besser (und die Korrektur weniger aufwändig) gewesen, wenn ich nicht permanent was im Mund gehabt hätte.

    Ich würde meinem Kind – so ich eins hätte – sofort einen Schnuller geben, wenn es denn einen möchte. Soll es doch. Es muss ja aber nicht gleich den ganzen Tag lang sein. Zum gemeinsamen Spielen oder Lesen zum Beispiel kommt der Schnuller raus, ebenso natürlich zum Essen und bis zum nächsten Zähneputzen (Schnuller nur in saubere Münder) und ab einem gewissen Alter auch in der Öffentlichkeit.

  10. Der Schnuller ist Brustersatz, dessen sollte man sich bewusst sein. Die Brust ist das Original, der Schnuller die „Fäschung“.
    Anfangs hängen Stillkinder wirklich häufig und viel an der Brust. Stillen ist eben nicht nur essen.
    Je größer die Kinder werden, umso weniger häufig wollen sie an die Brust (klar, die Umwelt ist ja auch spannend) und stillen oft nur noch sehr gezielt, zum Nahrungsaufnahme, zum trost oder zum Einschlafen.

    Wer einen Schnuller einsetzt sollte sich vor dem „Reinstöpseln“ ab dem ersten Lebensjahr einfach mal fragen: Würde ich jetzt auch stillen? Es ist oft (nicht immer, aber oft) eine sehr bequeme Angelegenheit. Kind quengelt? Schnuller rein und Ruhe is.

    Es gibt aber auch noch so viele andere Möglichkeiten, sein Kind zu beruhigen. Sind halt etwas aufwändiger. 😉

  11. Der erste wollte nie Schnuller oder Flasche, nur Brust. Der Zweite kam schon mit einer Schwiele am Daumen zur Welt und war dann ein, zwei Monate hartnäckiger Daumenlutscher. Zum Einschlafen auf dem Rücken half dann manchmal der Schnuller, der beim KiA kostenlos von einer namhaften Firma auslag. Es war ein Versuch, ihn vom Daumen wegzubekommen, weil ich wußte, daß ich den Schnuller wegnehmen kann, den Daumen aber nicht… der Gatte war es, der unbedingt einen Schnuller einführen wollte, weil ich gerade STEX machte und das Baby so ruhiger war, wenn er aufpasste. Fläschchen verweigerte er genauso wie Nr. 1, insbesondere Anrührmilch führte in beiden Fällen zu extrem angewiderten Gesichtern! Ich habe allerdings konsequent darauf geachtet, daß der Schnuller nur in bestimmten Situationen genutzt wurde und nicht Dauereinrichtung war. War er aus dem Mund, wurde er abgewaschen und wanderte ins Regal. Irgendwann um den ersten Geburtstag war der Schnuller bereits nur noch sehr selten im Einsatz. Außerdem war das Ding dann innen marginal siffig (sah einfach nicht mehr tip top aus, ein wenig Restwasser bleibt wohl immer drin, egal wie man drückt und spült, ein Grund mehr gegen die Dinger) und ich habe es kurzerhand weggeworfen, dann kam eben kein Neuer. Daumen gelutscht wurde auch nicht mehr.
    Selbst bin ich mit drei Geschwistern aufgewachsen, und von uns hat niemand am Daumen genuckelt und es hatte auch keiner einen Schnuller. Ohne das Stex und Daumennuckeln hätte ich mich auch bei Nr. 2 geweigert einen Schnuller auch nur ins Haus zu lassen, aber das ist meine persönliche Einstellung. Ich hatte in DK mal einen Schnullerbaum gesehen und sechsjährige, die sich hysterisch an ihren Schnuller klammerten, das wollte ich nicht (und was man nicht anfängt, das muß man auch nicht abgewöhnen, dachte ich mir…) Bei unserem Familienbett wurde nachts immer gestillt und ich bin beim kleinsten Mucks aufgewacht, so daß wir immer gut klargekommen sind.

  12. Danke für den Artikel – schick ich zeitnah an meine Leserinnen weiter.

    Möchte jedoch ergänzen, dass aus Sicht der Stillberatung auch im Säuglingsalter der Schnuller häufig mit Auslöser von Stillproblemen (sowohl wunden Mamillen als auch Milchstau, als auch Milchmangel) sein kann und auch in dieser Lebensphase mit äußerstem Bedacht eingesetzt werden sollte. Leider sind alle 3 Auswirkungen mit großem Stress und teils natürlich mit Schmerzen verbunden und führen häufig zum ungewollten Abstillen.

    Lg
    ~Tabea

  13. Unser Großer war so ein Dauernuckelkind mit Ohrproblemen und verzögerter Sprache (und ich fand es faszinierend, wie Lautverwechslungen, die mit 3 ein Thema und dann überwunden waren, sich in der Schulzeit als Rechtschreibfehler wiederfanden). Wir machten immer mal wieder beherzte Versuche, den Schnuller zu verbannen – was mit Konsequenz auch klappte. Aber: das Kind hatte trotzdem ständig was im Mund. Mit absoluter Vorliebe metallische Gegenstände – Schrauben, Schlüssel, Stecker und am allerliebsten, wenn es sie erwischen konnte, Batterien. Worauf wir dann den Schnuller als das kleinere Übel empfanden, ganz zu schweigen von den Erzieherinnen, denen das Risiko einer Verletzung zu hoch war. Es würde mich aber schon interessieren, ob es eine andere Möglichkeit gegeben hätte.

  14. Keine Ahnung. Meine beiden Jungs hatten tagsüber keinen Schnuller.
    Kind 1: Late talker, Kind 2: Frühsprecher
    Aber irgendwie erscheint es doch so logisch: Man würde ja auch nicht erwarten, dass ein Kind, das ständig Fäustlinge trägt, eine nennenswerte Feinmotorik ausbildet …

  15. Meine Große war ein Dauernuckelkind und bei ihr hat der Schnuller die Sprachentwicklung wohl eher unterstützt. Wir haben es manchmal versucht, sie dazu zu überreden den Schnuller rauszunehmen, mit dem Argument, wir würden sie sonst nicht verstehen, doch es hat sich sehr falsch angefühlt, denn ihre Aussprache war mit 2 Jahren auch mit Schnuller im Mund nahezu perfekt.

    Es gibt doch bei der Logopädie solche Übungen, wo man mit Korken im Mund sprechen soll, sie hat diese Übung wohl mit Schnuller statt Korken perfektioniert. Nachdem wir dann irgendwann den Schnuller einfach ganz weggenommen haben, weil keine Besserung des Dauernuckelns in Sicht war, hat sie es auch sehr schnell verlernt mit Schnuller im Mund so ordentlich zu sprechen.

    1. Nun, Schnuller helfen Kindern sich zu entspannen. Und damit auch sich zu beruhigen und einzuschlafen. Das schadet nicht, sondern ist meiner Erfahrung nach je nach Kind manchmal auch wichtig, um dann später auch selbst zum Schlaf zu finden. Daher habe ich es auch angefangen.

      Aber es ist wie so häufig im Leben: Man kann alles übertreiben. Bei uns gabs Schnuller zum Beruhigen und Einschlafen. Beim wachen / aufwachenden Kind habe ich den Schnuller sofort rausgezogen. Das war von Anfang an so und daher auch kaum ein Thema. Von daher irritieren mich Kinder im Bus, die wach sind, auch schon laufen können und mit Schnuller im Buggy sitzen. Bei uns wäre er gleich rausgezogen worden.

  16. Schnuller können auch zu einer Saugverwirrung führen, deswegen sollte man sie besonders im ersten Lebensjahr am besten ganz weglassen.

    Auf mich wirkt es heute etwas befremdlich, wenn ein Kind einen Schnuller im Mund hat. Ich find das irgendwie voll schrecklich. „Zugestöpselt“ ist ein passender Begriff, „geknebelt“ wäre mMn auch ein passender.
    Meine Tochter (jetzt 2 Jahre und gut einen Monat) hat nie einen Schnuller bekommen. Wir hatten einen als Werbegeschenk von der Kinderärztin bekommen, der flog aber dann direkt weg.

    1. Ja, vielleicht versuchen gar nicht erst anzufangen, auch wenn es in den ersten Monaten sicher einige Situationen gibt, in denen so ein Ruhigstellungsgerät verlockend sein kann. Aber es hat nach einem halben Jahr mangels Gewöhnung dann auch gar nicht mehr funktioniert.

      1. Bei uns war die Brust der Mutter das „Ruhigstellungsgerät“. Meine Frau saß die ersten Monate meistens mit unserer Kleinen auf dem Sofa, hat die Kleine gestillt und mit ihr gekuschelt, dabei aufm Tablet rumgedaddelt und ich habe mich um den Rest gekümmert. War anstrengend aber hat sich gelohnt.

        1. Dazu kann ich nur gratulieren. Allerdings ist es nicht ganz so einfach, monatelang auf dem Sofa zu sitzen und dem Kind als „Dauernuckel“ zur Verfügung zu stehen, wenn man 3 Kinder und einen auswärts berufstätigen Ehemann hat. Ergo bekamen alle meine 3 Kinder (auch der Älteste, obwohl ich da noch am meisten Zeit hatte) vom ersten Lebenstag häufiger mal einen Schnuller und waren trotzdem nie saugverwirrt (ich habe 3x reichlich zehn Monate vollgestillt).
          Spracherwerb – tja, das Kind mit der kürzesten Schnullerzeit (8 Monate) hat erst mit knapp 2 Jahren gesprochen, die beiden anderen deutlich früher, alle jedoch sehr klar und „sauber“. Der sehr offene Biss von Kind 2 (den Schnuller hat sie erst mit 3,5 nach sanftem, aber nachhaltigen Druck abgeliefert hat) hat sie nie beim Quasseln gestört und sich vollkommen von allein „verwachsen“ – sie ist jetzt 12 und wird nie eine Spange tragen müssen. Sagt zumindest der Zahnarzt.
          Von daher – ein Plädoyer für mehr Gelassenheit. Leben und leben lassen.

    2. Saugverwirrung!!! Was ein Quatsch… gibt es nicht ist eine urbane (hebammenerfundene) Legende.
      Jedes Kind kann zwischen dem Geruch der Mutter, Körperwärme, Geschmack und einem Plastikschnuller sehr wohl unterscheiden.

      Im letzten Sozialpädiatrie-Kurs wurde eine skandinavische Studie vorgestellt, die deutlich zeigte, dass Kinder mit Schnuller eine höhere Sozialkompetenz aufweisen, als ohne. Erklärung sei (laut den Autoren), dass die Schnullerkinder sich schneller beruhigen können und sich nicht erst so richtig reinsteigern.

      Erfahrung aus meiner Praxis: Kinder ohne Schnuller leider häufiger an Regulationsstörungen als Kinder mit Schnuller. Ich empfehle im ersten Lebensjahr den Schnuller.

      @ all: eine Studie ist noch keine Behandlungsleitlinie

      1. Den letzten Absatz unterschreib ich sofort. Nuckelfreier Zwerg hatte von Anfang an Probleme, „runterzufahren“ und jetzt in der total beliebten Trotzphase steigert sie sich total rein und kommt nur schwer wieder raus. Mittlerweile hab ich Tricks auf Lager, um damit umzugehen, aber leicht war es mit ihr nie in dieser Hinsicht. Ihr Bruder brauchte seinen Schnuller, wenn er nuckelte und mit seiner Plüschkatze kuschelte, war für ihn die Welt in Ordnung und er hat sich damit sehr sehr schnell beruhigt.

  17. Viel schlimmer als den Schnuller abzugewöhnen ist das Daumenlutschen zu stoppen! Meine anfängliche Freude, dass Kind zwei nicht, wie das erste, schnullert, kehrte sich ins Gegenteil. Bis heute nimmt er seinen Daumen bei Müdigkeit oder zum „Abschalten“ und er ist ja immer verfügbar. Alles schon probiert! Dann lieber einen Schnuller, den man für einen guten Zweck oder ein kleines Geschenk abgeben kann!

  18. Ähem…. Nö, dem kann ich nicht folgen…
    Großes Kind (jetzt 6) hatte ihren Schnuller bis 3, Flasche bis über 2,5. Gesprochen hat sie halbwegs verständlich mit ca 13 Monaten. Ihre Geschwister (Zwillinge, grad 2,5) brauchen auch noch Flasche, Zwilling 1 hatte seinen nuckel 6 Monate, Zwilling 2 wollte nie einen, außer den vom Bruder des stänkerns wegen. Zwilling 2 hat das verständliche sprechen mit ca 22 Monaten angefangen, Zwilling 1 (Jungs halt) mit ca 25 Monaten. Zwilling 2 kann sich mittlerweile sehr gut für ihr Alter ausdrücken, numero 1 holt auf.
    Ich denke, dass es eher am Kind (und den Eltern dazu) liegt und nicht unbedingt am Schnuller oder der nuckelflasche…😉

  19. Meine Große (2 1/4) musste ich auch lange an den Schnuller gewöhnen, da sie ohne permanent -und ich meine wirklich permanent- an der Brust gehangen hat; ich konnte irgendwann nicht mehr.
    Heute gibt sie ihn nicht mehr her und ist regelrecht Abhängig… Nichtmal tagsüber reduzieren klappt. 😕
    Das ist wohl die „Strafe“ für mich… 😬

    Quatschen kann sie allerdings wie eine Große ☺

  20. Ich nehme mal an das es nicht nur am Schnuller liegt wenn das Kind mit dem Sprechen Probleme hat,wenn die Eltern ihre Zähne kaum auseinander bekommen weil der Bildschirm spannender ist als das eigene Kind dann nützt es nichts wenn das Kind ohne aufwächst.Die Schwester unseres Kleinen konnte mit 2 Jahren kaum sprechen,nahm jedes Spielzeug als Mobiltelefonersatz ans Ohr und zeigte schon morgens um sieben auf den Fernseher.Der Kleine war als Säugling durch einen Herzfehler immer schnell erschöpft,für seine Flasche brauchte er meistens eine Stunde so das wir besonders Nachts mit ihm auf dem Sofa sassen und um nicht Einzuschlafen viel mit ihm geredet oder ihm etwas vorgesungen haben.Seine Schwester war Schnullerfrei,er nicht,in der zwischen Zeit sabbelt sie mit ihren sieben Jahren auch gerne und viel aber der Kleine hat einem von Anfang an das Ohr abgequatscht,allerdings hat er meistens den Stöpsel aus dem Mund genommen wen er einem etwas mitteilen wollte.

  21. Meine wollten den Schnuller nie. Haben ihn immer wieder ausgespuckt, also haben wir es gelassen. Später hab ich dann gelernt, dass man Kinder oft erst an den Schnuller gewöhnen muss … Da frag ich mich, wozu?

    1. Das Gegenteil ist der Fall: ein Schnuller provoziert einen offenen Biss, es wird mehr durch den Mund geatmet, das wiederum ist unphysiologisch, es kommt zu vermehrten Infektionen im Nasen-Rachen-Raum, und über die Eustachische Röhre zur Infektion im Mittelohr.

      1. Dieser Zusammenhang, also vermehrtes durch den Mund atmen und schnullern, war mir bislang unbekannt. Hätte ich Schnullerkinder, ich würde mich diesem Argument sofort beugen. Bin nämlich mit einer Allergikernase wie aus dem Lehrbuch gestraft und atme daher fast nur durch den Mund. Das Ergebnis sieht so aus, dass ich locker 10 mal häufiger im Jahr krank bin, als andere Menschen. Allein schon, dass kalte Luft so nicht von den Nasenhäärchen erwärmt und generell gefiltert wird, sorgt für Dauerinfektionen der oberen Atemwege.

  22. Ich schließe mich an. Doppelt.

    Zwei Kinder ohne Zahnprobleme und reden, wie ein Wasserfall. Klar, deutlich, artikuliert, verständlich, grammatikalisch oft überraschend korrekt und komplex.

    Beide haben mit etwa 6Mon/1Jahr den Schnuller für sich entdeckt (als Baby mochten sie das Ding nicht) und bis ca 3 1/2 mehr oder weniger dauergelutscht.

    Man kann wunderbar um so einen Nucki drumherum reden!

    Entwöhnt haben beide sich (die Große später und erschwerter, die Kleine einfach so, ohne weitere Ansage), als die mit dauernuckeln verbundenen Hautreizungen und Entzündungen rund um den Mund deutlich und häufig wurden.

    Wir (Eltern) haben es ihnen erklärt, warum es da weh tut, sie haben es verstanden und korrekt reagiert.

    Liebe Grüße
    neko

    1. Ist schon o. k.: Jetzt melden sich die, wo alles gut lief. Das ist ja auch in Ordnung.
      Trotzdem ist es so: wer genetisch veranlagt eine Sprachentwicklungsstörung hat, womöglich dazu noch Eltern, die wenig fördern, bei dem ist der Schnuller ein Hemmschuh für die Sprache.

    2. wie alt ist helmut schmidt geworden trotz kettenrauchens? wuerde aber jemand heir ernsthaft bezweifeln, dass es gesuender und lebensverlaengernd ist, garnicht erst zu rauchen?

    3. 100% der heutigen Rentner haben als Kind auch Autofahren ohne Kindersitz/Gurt überlebt, und als Säugling Federbetten und Bauchlage.

      1. 100%? Sicher nicht. Das würde bedeuten, kein Mensch sei je gestorben, weil er nicht angeschnallt war und kein Säugling am Plötzlichen Kindstod. Risiko minimieren nennt sich das wohl?

        1. Wenn wir von „100% der heutigen Rentner“ reden, sind natürlich die gemeint, die heute noch leben.
          Das ist aber genau das Problem bei dieser Argumentation, die sogenannte „Survivor’s Fallacy“: Die, die es damals nicht überlebt haben, erzählen heute keine Geschichten über ihre Kindheit mehr, und ihre Eltern, die sich daran erinnern, sind auch schon lange tot. Also hört man ihre Geschichten nicht mehr. Ähnlich wie die Aussage: „Alle unsere Großeltern haben die Masern überlebt“. Klar, denn die Nicht-Überlebenden sind niemals Großeltern geworden…

        2. Das war genau der Sinn meiner Aussage. Die die gestorben sind, sind heute nicht mehr da um zu sagen: „Wir haben x gemacht und es ist nichts passiert.“

  23. Ich habe hier dann wohl ein Kind vom Typ „Ausnahmen bestätigen die Regel“ ;). Extremschnullern bis drei und trotzdem sehr früh viel und gut gesprochen.
    Trotzdem klingt das für mich sehr plausibel und bei Kind 2 will ich das mit dem Schnuller auch keinesfalls wieder so einreissen lassen…

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