Verhungern – nostalgisches Update

Der Vorteil des längerjährigen Bloggens ist, dass es einen Fundus an Texten gibt, die irgendwo im WordPress-Speicher ihr vergangenes Dasein fristen. Das tut mir leid. Deshalb habe ich hier einen Text von vor fünf Jahren gezogen, ein bisschen aufgehübscht und neu präsentiert. Viel Spaß:

 

Pretzel

In der Praxis ein beliebtes Thema: Essen im Behandlungszimmer. Nicht, dass ich mich jedesmal darüber auslasse – aber bei dieser Mutter musste ich das loswerden.
Ich: “Und warum essen die zwei jetzt Reiskekse?”
Mutter: “Wollten sie halt.” Klassische Antwort.
Ich: “Finde ich in der Arztpraxis wirklich unhygienisch.”
Mutter: “Achja? Naja.”
Ich: “Ja. Nein, aber ernsthaft: Warum müssen sie jetzt in diesen fünf Minuten essen, während sie hier im Zimmer warten?”
Mutter: “Dann sind sie wenigstens ruhig und toben nicht rum.”
Ich: “Ist das nicht eine etwas problematische Taktik? Hier gibts doch genug Spielzeug.”
Mutter: “Außerdem hatten sie Hunger.”
Ich (sarkastisch, ich konnts mir nicht verkneifen): “Denken Sie wirklich, die wären jetzt verhungert?”
Mutter: “Nicht wirklich.”
Ich: “Sind Sie denn schon länger unterwegs?”
Mutter: “Nein, wir kommen direkt von zu hause.”
Ich: “Und dann haben Sie noch was vor?”
Mutter: “Nö. Die Kinder sind ja krank. Wir fahren dann wieder heim.”
Sie hat inzwischen die Reiskekse wieder eingesammelt – bis auf die zahllosen Klebekrümel auf dem Wickeltisch und dem Boden – und packt sie in die bereitstehende Vespertasche. Ich kann nicht anders und schaue rein: die Rolle Reiskekse, dazu eine Tupper mit Apfelschnitzen, zwei Sic-Flaschen mit Captain Sharkey und Lillifee, in der Tiefe blinzelt noch eine Banane und eine undefinierbare rote tüte Mini-Salz-Brezeln. Und die unvermeidliche angebissene Laugenbrezel. Standard.

Lustigerweise bietet unser Berufsverband bereits seit längerem Plakate für Praxisregeln an, sind gerade frisch aktualisiert worden und von Janosch neu illustriert. Ich finde sie sehr gelungen – take a look:
Praxisregeln 1 – alt
Praxisregeln 2 – alt
Praxisregeln neu – fürs Wartezimmer
Praxisregeln neu – fürs Sprechzimmer
Aber klar gibt es Eltern, die der Meinung sind „das ist doch schließlich ein Kinderspielplatz eine Kinderarztpraxis, also sollen die sich mal nicht so anstellen.“

(c) Bild bei Flickr/p…

57 Antworten auf „Verhungern – nostalgisches Update“

  1. Ich finde die von Janosch illustrierten Plakate super und jede Regel selbsterklärend und eigentlich auch vom gesunde Menschenverstand her von vornherein lebbar.
    Bei unserem Kinderarzt haben wir leider auch elend lange Wartezeiten, aber ich würde meinem Kind dort nie etwas zu essen geben. Keimbehafteter ist wirklich keine Umgebung für Kinder und nachdem wir uns zwei Mal einen üblem Magen-Darm-Virus aus der Arztpraxis mitgebracht haben, verbiete ich den Kindern auch das Bällebecken (*würg* Da wurde jeder Ball von jedem Keimträger schon mehrfach liebevoll abgelutscht.) und versuche zu vermeiden, dass sie mit dem Spielzeug spielen. Deshalb gilt: Vorlesen, vorlesen, vorlesen. Malen. Und Siggflasche Wasser für die Not ist ok. Tatsächlich trinken Kinder nicht „auf Vorrat“ und gerade Fieberkinder können schlimmen Durst haben.

  2. Sitze grad beim Kinderarzt im Wartezimmer, gucke den ca. Fünfjährigen Zwillingen zu, wie sie jeder mit ein so ’nem Gebäckstäbchen-Nutella-Ding herumwuseln und denke an Kinderdok …

  3. Im Behandlungszimmer käm ich sicher nicht auf die Idee den Kindern was zu essen zu geben. Im Wartezimmer je nach Uhrzeit und Wartezeit schon. Aber im Sitzen und vorher und naher Hände sauber machen.
    Trinken dürfen meine immer.
    Zum Thema Picknickverhalten. Wenn ich von halb drei bis ca sechs Uhr abend mit meinen auf dem Spielplatz oder draußen unterwegs bin, dann gibt’s mal nen Apfel oder eine Breze oder ähnliches. Aber eben auch noch so nebenher, sondern in Ruhe hinsetzt und was essen. Verhungern würden sie sicher nicht, aber lauter die Empfehlung nicht drei Hauptmahlzeiten und zwei Zwischenmahlzeiten?

    1. Tja, meine aßen als sie klein waren so langsam, dass wir gar nicht so viel Zeit hatten, da noch kleine Zwischenmahlzeiten zwischen die Hautmahlzeiten zu schieben 😉 Inzwischen schaufeln sie wie die Scheunedrescher, aber mehr als drei Mahlzeiten sind es nie geworden. Es geht z.B. nur Frühstück oder Schulbrot, eins von beidem bleibt grundsätzlich liegen. Mittags geht dann wieder was, aber wenn ich Nachmittags noch Brezeln o.ä. kaufe, essen sie beim Abendessen wieder nix.

  4. ich hätte dich gefragt was es dich angeht was ich meinen kindern zu essen gebe. und wenn du weiter nervst gibt es kasalla….. fotze

  5. Ich bin eine von denen, die bei Kinderarztterminen auch schon mal die Vesperbox dabei hat. In der Regel ist das der Fall, wenn wir akut zum Doc müssen. Da wir gut 30 min Anfahrtsweg mit dem Auto haben, wenns gut und staufrei läuft, rufen wir immer vorher an. Oftmals kommt dann ein „kommen Sie mal gleich“, dann werf ich die vorbereitete Box und die Wasserflasche in den Rucksack, nehme das frisch aufgestandene Kind ohne Frühstück und fahre los.

    Gegessen wird in 99 % der Fälle dann auf dem Rückweg. Weil das Kind auf dem Hinweg arg krank und noch müde ist und nicht essen mag. Ohne Vespertasche wäre der Heimweg dann aber eine nervenaufreibende Geschichten, denn Arztbesuche bei der Kinderärztin ziehen entweder eine gravierende Besserung des Allgemeinzustandes oder manchmal sogar eine Spontanheilung nach sich. Zumindest soweit, dass es für eine Wahrnehmung von Hunger reicht.

    Aber: bei uns gabs auch schon im Behandlungszimmer Gummibärchen. In Absprache mit der Ärztin, denn wir haben sie als Bestechung genutzt 😉 Manchmal heiligt der Zweck die Mittel und in dem Fall war es nötig.

    Picknick im Wartezimmer liegt mir persönlich fern. Trinken dürfen meine Kinder aber schon immer – auf dem Stuhl sitzend oder still vor mir stehend.

  6. Ich bin echt entsetzt wenn ich lese, wie lange einige bei ihren Kinderärzten im Wartezimmer sitzen. Bei unserem geht es recht zügig, auch bei Akut-Terminen. Bei letzterem habe ich dann auch mal die angesprochene Freßtasche dabei, wenn ich die alleine mit den Kids wahrnehme. Weil ich nämlich der U-Bahn-Fahrer in der Familie bin, und Akut-Termine in der Regel gegen Mittag sind. Da werden die Kinder auf dem Heimweg vollgestopft, und daheim geht’s gleich zum Mittagsschlaf.

  7. Ich verstehe ja generell dieses Picknickverhalten nicht. Überall haben die gefühlt ne ganze Freßtasche dabei, auf die Idee bin ich noch gar nie gekommen. Ich hab ein- zwei Fruchtriegel dabei und was zu Trinken, und das war’s. Das hat dazu geführt, dass der Junior zwar gut ißt – aber eben zu den Mahlzeiten, und nicht so den ganzen Tag vor sich hin. Und schon gleich gar nicht aus Langeweile oder zum Ruhigstellen (welcome Adipositas).
    Klar, wenn ich über die Mittagessenszeit nen Termin mit langer Wartezeit habe, dann gibt’s im Wartezimmer mal ne Kleinigkeit, aber auch da hat er bisher meist brav ausgehalten, bis er danach ne versprochene Breze etc bekommen hat. Im Behandlungszimmer essen geht aber gar nicht.
    Allerdings – dieser Quatsch, die Patienten nochmal 30 Minuten im Behandlungsraum warten zu lassen, der wird echt immer schlimmer.
    Woher kommt das eigentlich?

    1. Das kommt evtl. von den größer werdenden Praxen: Je mehr Behandlungszimmer, desto höher die Frequenz vom Wechsel vom Wartezimmer. Hat ein Arzt nur zwei Behandlungszimmer, kann die fMFA auch nur eines besetzen, während im anderen der Arzt sitzt.
      Und Psychologie: im Wartezimmer kommen mehr Leute an und gehen, das Gefühl des Wartens ist ein anderes als im leeren Behandlungszimmer

    2. Zuzüglich zu Kinderdocs Antwort:
      Wenn es dann beim kurzen Termin dann doch mal länger dauert und vielleicht sogar noch ungeplant geschallt werden muss, werden aus geplanten 10 Minuten schnell mal 30 Minuten. Das können aber weder MFAs noch Ärzte vorher riechen und daher wird das Behandlungszimmer eben besetzt. Und zumindest in der Allgemeinarztpraxis passiert genau das öfter als man denkt.

      Ein weiterer Grund kann auch sein, dass Arzt sich verquatscht. Wenn man ein gutes Thema hat, fällts nicht mal auf, wie lange man schon im Behandlungszimmer verweilt. Oder man hat einen dieser Leute, die den Arzt nicht gehen lassen, weil ihnen ständig NOCH ETWAS einfällt.

      Unser Rekord liegt nebenbei bei 1,5h wo jemand im Sprechzimmer warten musste. ABER: der kam VIEL zu früh und wir haben ihn schon reingesetzt um das Wartezimmer aufzuräumen (er sollte sich aber eine Zeitung mit reinnehmen – nochmal gehen wollte er jedoch nicht). Er kam 35 Minuten zu früh und Arzt war bei einem Beratungsgespräch, für das wir eh schon 45 Minuten Zeit eingeplant hatten – leider hatte der Patient kurz vorher entschlossen, aus seiner vier-Länderreise doch ne halbe Weltreise zu machen und dann ist sämtliche Vorbereitung durch uns eh im Ar… (wir als MFAs fragen bei Terminvereinbarung wo es hin geht und was er vorhat – Am Pool sitzen ist ja was anderes als Trackingtour – und rechnen etwa 10-20 Minuten pro Land, bereiten dann schon mal das Impfschema mit entsprechender Software vor und legen es dem Arzt hin, damit er sich vorher schlau machen kann, was da für das und dem Land denn so besonders ist – von den zusätzlichen Ländern haben wir erst erfahren, als der Patient schon im Zimmer war – und da der nachfolgende Patient DA schon auf dem Weg war, fruchtete unsere versuchte Kontaktaufnahme via Telefon auch nicht, sonst hätten wir ihn gebeten noch eine halbe Stunde später als geplant zu kommen).

  8. Das Unmögliche und rücksichtslose daran ist, daß es erstens die Praxis einsaut, zweitens tatsächlich unhygienisch ist und schlimmstenfalls noch andere Kinder neidisch macht, die keinen Snack bekommen. Wir haben immer Wasserflaschen dabei, schon alleine für den Fall, daß man auf dem Weg mal etwas von der Hand abspülen muß, aber ansonsten gibt es snacks, wenn überhaupt, auf dem Rückweg oder zu Hause. Wobei ich merke, daß Snacks die Eßmoral nicht gerade heben.

    1. Auf dem Rückweg – heißt, wenn der Weg zurück zum Einkaufen genutzt wirs und es sich ergibt (Brotstäbchen frosch gekauft wollen sie natürlich immer „probieren“, könnten ja anders sein als die tausendmal davor…. Wir haben bei Arztbesuchen und auf dem Spielplatz keine Snacks dabei – Arzt4Empfaenger

        1. *herzlich lacht*

          Oder das Brötchen/Wurststückchen vom Bäcker/Fleischer, dass ja viele kleine Kinder gerne mal so bekommen, fällt da ja auch durch aus unter „unvorhersehbares (mehr oder weniger) essen zwischendurch“ – und wenn man etwas früher in der Stadt ist für den Routine-Kinderarzt-Termin, geht man eben schnell die Einkäufe erledigt und huch! Da ist das Picknick auf einmal doch da. ;D

          Aber mit dem Unterschied, dass die Kinder (außer vielleicht das Mitbringsel für das süße Dingens) das dann im Warte/BEhandlungszimmer nicht ins sich hinein stopfen – oder gestopft bekommen. 😀

  9. Ich sehe da ja auch noch einen großen Unterschied zwischen dem Essen im Wartezimmer bei 2 Stunden Wartezeit und dem Essen im BEHANDLUNGSzimmer, in dem man selten mehr als 15 Minuten warten muss, weil das Kind im Nebenzimmer vielleicht nicht so mitspielt.
    Essen beim Arzt ist generell schwierig, der Hygiene wegen, aber auch ich hatte oft eine Kleinigkeit dabei. Besonders dann, wenn das Kind z.B. Bauchweh hatte, deshalb nichts frühstücken wollte und dann, ca. 2 Stunden später (davon gute 90 Minuten Wartezeit) doch etwas zu sich nehmen wollte. Ich war dann sogar froh, hatte dafür dann Salzstangen oder Brezeln dabei (lieber letztere, die sind schneller im Mund verschwunden). Trinken, also eine Flasche Wasser, war auch immer da und ein kleines eigenen Spielzeug, denn das Verhältnis von Spielzeug zu Kindern ist bei unserer Kinderarztpraxis sehr schlecht.
    Im Behandlungszimmer gab es genau 1 Mal was zu essen, einer meiner Söhne war noch ganz klein, es war schon im Wartezimmer Fläschchenzeit und er war nicht fertig, als dann plötzlich aufgerufen wurde. Da hat aber auch keiner was gesagt, zumal wir fertig waren, bevor der Doc rüber kam.

  10. Ich mag unseren Kinderarzt sehr. Er ist empathisch, lustig, fachlich einfach toll und vorallem mischt er sich nicht in meine Angelegenheiten ein.
    Wenn die Kinder bei Ihrer Knusperei Dein Behandlungszimmer vollkrümmeln, kannst und darfst Du das mokieren, kein Thema. Würde ich so auch nicht zulassen, wenn es meine Kinder wären.
    Ansonsten würde ich weder in meine Vespertasche schauen lassen, noch mich auf ein solches Interview einlassen. Sorry, aber das ist nun wirklich meine Sache. Über Risiken und Nebenwirkungen der ständigen Knaberei bin ich auch hinreichend informiert.

    1. Eine verklebte Praxis mit Essensresten überall ist aber schon meine Angelegenheit, über die ich reden darf, oder?

      Und genau diese Mutter aus dem Posting fragt mich dann zwei Monate später, warum ihr Schatzi sooo wenig ist oder sooo mäkelig ist oder immer nur zwischenrein was essen will und gar nicht am Tisch und überhaupt macht er sowieso alles, wie er will, Herr Doktor, da komme ich nicht weiter, und jetzt?

      1. Ich hatte doch geschrieben, dass Du natürlich nicht dulden kannst/sollst dass deine Praxis verklebt, verschmutzt oder was auch immer wird.
        Definitiv würde ICH aber so nicht mit mir sprechen lassen. Ich würde allerdings auch nicht kommen, weil meine Kinder mäkelig oder was auch immer sind.
        Es geht mir um Respekt und Augenhöhe. Und die erwarte ich als Mutter ebenso, wie Du als Arzt.
        Deine Praxis zu verschmutzen ist respektlos. Das mitgebrachte Essen zu bewerten und ein Interview von oben herab zu führen ist gleichfalls respektlos.
        Darum geht und ging es mir.

        1. Ich kann nicht das eine vom anderen trennen. Die Mutter tut das aber. Und Du auch. Wer in der Praxis ist, versaut dieselbe.
          „Von oben herab“ ist ein bisschen hart, aber ich stehe in dem Fall dazu – es ist meine Praxis. Manchen Argumenten kann ich eben nur so entgegnen.

    2. Viele Eltern sind nunmal nicht hinreichend über die Nebenwirkungen dieses Essverhaltens informiert. Und das ist es imho durchaus der Job eines Kinderarztes darauf hinzuweisen.
      Außerdem ist beim Thema Sauberkeit bei jedem die Schmerzgrenze woanders. Im Behandlungszimmer sollte allerdings strikt die Grenze des Arztes gelten.

      Und jetzt mal ganz ehrlich: wozu genau ist es gut, Kinder im Behandlungszimmer (!) essen zu lassen?! Der Kinderdoc hat ja nicht den Inhalt der geschlossenen Tasche abgefragt. Sondern ist auf die vorhandene Situation eingegangen!

  11. Ich finde, es hängt auch vom Alter des Kindes ab. Mein Kleiner ist jetzt 12 Monate alt und er isst eben, wenn er Hunger hat. Ich kann ihm nicht sagen: „Du, wir gehen jetzt zum Arzt, iss schon mal ein Brot vor.“ Ebensowenig hilft es, wenn er bei einer Hungerphase auf später vertröstet wird. Wenn ich also weiß, dass er demnächst Hunger bekommen wird, stecke ich ne Scheibe trockenes Brot ein. Meistens brauchen wir es aber nicht.

  12. Bei unserer Kinderarztpraxis kommt man mit Termin nicht unter einer Stunde Warzezeit raus, selbst fürs Impfen und Baby-Us. Mit akut-Termin (Kind hat heftige Ohrenschmerzen, übergibt sich etc) ruft man morgens an, bekommt einen Termin für 17:30 und wartet dann nochmal ein bis zwei Stunden. Gern davon auch 30, 40 Minuten im Behandlungszimmer voller spannender Schubladen und Geräte.
    Meine Tochter war mal soweit, dass sie bei akuter Mittelohrentzündung nach 90 Minuten warten am Abend behauptet hat, sie habe keine Schmerzen mehr, nur um da raus (zur für danach versprochenen Brezel und ins Bett) zu kommen.
    Für diese Fälle und elf Uhr Termine, wo klar ist, dass es nicht vor halb eins was wird, habe ich inzwischen Essen in Kleinstmenhen dabei. Ja, die Kinder wissen das und fragen es ab, lässt sich in diesem Fall aber nicht vermeiden. Eltern, die ihre Kinder im Wartezimmer picknicken lassen, gern auch klebriges wie Donuts oder Schokolade, finde ich aber auch gruselig.

  13. Noch schlimmer finde ich, wenn Erwachsene mit frisch vom Bäcker geholten Backwaren rein kommen, genüsslich reinbeißen und dann sagen „Hlo! H’n Trmn!“, dann das angesabberte, meist krümelnde Backwarenzeug auf den Tresen legen und ihre Versicherungskarte raussuchen.

    Und nur nebenbei:
    Getränke kann ich verstehen. Jeder Zeit. Das Kind aber bitte nicht mit der Flasche rumlaufen lassen auf das es den Inhalt schön überall verteilt. Es soll schön zu Mami/Papi/älterem Geschwister gehen, wenn es dürstet.
    Bei den einen oder anderen Demenzkranken auch essen (wir hatten da mal eine furchtbar liebe Omi, die zur Furie wurde, wenn sie nix zu beißen hatte und vergaß, dass sie am betreffenden Tag bereits essen konnte – die begleitende Tochter hat deswegen immer kernlose Weintrauben dabei gehabt – sind meiner Meinung nach eh die besten Essensteile für zwischendurch, weil mit einen Haps weg und nix was klebt, schleimt oder anderweitig ekelt – stelle ich mir mittlerweile immer hin, wenn ich weiß, dass ich demnächst aus „Langeweile“ (Fernsehen. spannendes Buch, etc) anfange Zeug in mich reinzustopfen – Weintrauben sind ein Tuken besser als Süßkram oder Chips).

    Und nur für die Vollständigkeit: Säugen sollte immer drin sein innerhalb der Praxis. Sofern man die Möglichkeit hat, kann man den Müttern ja auch einen „Saugraum“ anbieten – und wenn das nur ein gerade nicht benötigtes Behandlungszimmer ist – in dem sie sich zurück ziehen kann um Ruhe zu haben. Je nach Klientel ist das für die eine oder andere Frau eh angenehmer (pubertierende Jungens oder ältere Herrschaften in jeder anderen Praxisart, wenn Mama die Patientin ist und Baby nicht zu Hause lassen kann).

    1. Grundsätzlich d’accord, nur das mit der Nahrungsaufnahme der Kleinen solltest Du noch üben. Beim Menschen spicht man doch üblicherweise von Stillen (ist zwar auch nichts anderes, klingt aber freundlicher).
      Oder spichst Du auch von „Werfen“ beim Eintritt ins Leben? 😉

      1. Wenn ich mit meiner Schwägerin von ihrem ungeborenen Kind rede, nenne ich es Tumörchen. ;D (sie nennt es mittlerweile auch so, aber nur, weil es ein wenig putziger ist als „Klon“, wie es ihr eigener Bruder schimpft)

        Und als ich sie fragte, wie sie denn zu gebären dachte, fragte ich auch: „Wo willst du denn werfen?“ Ich hang auch gleich noch „In einer dafür geeigneten Wurfhöhle hoffe ich!“ an, weil sie manchmal so komische Ideen hat.
        Ist die Frage damit beantwortet? 😉

        PS:
        Säugen, Werfen und natürlich Tumörchen soll natürlich >nicht< böse oder abwertend gemeint sein. Das ist nur so drin und rutscht mir manchmal auch so raus, wenn ich nicht aufpasse. *hust*

        1. Und nur zur Vollständigkeit:
          Trächtig ist sie natürlich auch!

          Und was ich noch vergessen hatte: das mit den säugen ist mir nicht mal aufgefallen. *hust*
          In der Praxis rede ich natürlich von Stillen, Schwangerschaft, Ungeborene, Geburt und Kreissaal.

  14. Also bei unserer Ärztin wartet man in der Akutsprechstundenzeit locker mal 2-3 Stunden. Allerdings kann man da gut beim Einchecken fragen, wie lange es so in etwa dauert, und dann nochmal 1-2 Stunden spazieren gehen – oder beim Bäcker sitzen 😉

    Ich finde es völlig nachvollziehbar, dass essen in der Praxis unhygienisch ist.

    Aber: warum stillen auch?? Gerade bei den ganz kleinen kann man eben nicht mal 15 min „schieben“, ohne ein furchtbares Gebrüll zu fabrizieren (DAS stresst dann alle…). Es krümelt nicht, lag nicht auf dem Boden und ist hübsch sauber verpackt (denn die Mama will ich sehen, die mit ihren Brüsten auf dem Boden rumwischt oder das Spielzeug berührt…). Nun gut. Ich hab das Stillen dann abgebrochen, bin über das Kindergartenkind mit Chipstüte (um 11 Uhr…) gestiegen, welches ungestört weiter essen durfte, und habe mich vor der Praxistür auf den Boden gesetzt und mein Baby gestillt. (Gesundheitszentrum, der Eingang der Praxis ist sichtgeschützter als alle anderen offenen Sitzgelegenheiten dort…).

    Das ist doch absurd, oder?

    Was das Spielzeug angeht… Für mein „alles in den Mund steckendes“ Baby hab ich immer Spielzeug dabei. Wenn ich sehe, wie ziemlich kranke Kinder das ablutschen, muss ich das nicht unbedingt haben…

    Das Handyverbot wird dort nicht durchgesetzt. Vermutlich drehen die chipsessenden Kinder völlig durch, wenn man ihnen das Handy wegnehmen würde 😉

    Martina

      1. Bei uns steht wortwörtlich, dass das Essen und Trinken sowie das Stillen aus hygienischen Gründen verboten ist. (Ich bekam aber ja auch Ärger, weil ich mit 5 Monaten noch voll gestillt habe. Andere Geschichte und der Grund, weshalb ich nun bei der anderen Ärztin (Gemeinschaftspraxis) bin…)

        ICH finde das auch sonnenklar 😉

  15. ganz generell finde ich, trägt dieses ständige picknickdabeihabverhalten sowieso nur dazu bei, dass die kinder mäkelig werden, nur mehr vorgeschnitzte nahrung wollen und keine ahnung mehr haben, was hunger und durst sind. das wiederum führt dazu, dass sie ständiges essen als normal empfinden, ebenso die ständige verfügbarkeit ihnen genehmer nahrungsmittel, und daraus folgt dass ganz viele kinder übergewichtig werden, zu wenig trinken, etc..

    man kann sich ausser mit essen noch mit einer ganzen menge anderer dinge beschäftigen, das gelingt doch den meisten erwachsenen auch? je früher die kinder das lernen, desto leichter tun sie sich im späteren leben, und desto einfacher haben sie es schon im kindergarten und später in der schule.

    essen und trinken sind zwar absolut lebensnotwendig, aber man sollte auch kleinen kindern schon zu vermitteln versuchen dass richtiges essen: incl. besprechung des was, der zubereitung, des schönen herrichtens, des ruhig und mit gewaschenen händen hinsetzens, des genüsslichen essens, des dazu trinkens, etc. durchaus freudvolle situationen im täglichen leben sein können und sollen. so kann man kinder leicht an eine vernünftige ernährung, gute tischsitten und einen respektvollen umgang mit lebensmitteln gewöhnen. auch mir schmeckt ein butterbrot mit schnittlauch besser, wenn es hübsch angerichtet ist und ich mich in ruhe damit hinsetzen kann, als wenn ich es zusammenklappe und im gehen hinunterschlinge.

    nahrungsmittel sind, wie der name schon sagt, zur ernährung gedacht und weder als mittel zur beschäftigung noch zur ruhigstellung. und bevor wer fragt: ja, ich habe ein kind grossgezogen, und es – berufsbedingt – im büro mitgehabt, bei veranstaltungen, in restaurants und clubs. weder kind noch ich können uns daran erinnern, dass ich jemals irgendwelche kekse oder öbster „für zwischendurch“ oder „als beschäftigung“ mitgehabt hätte.

  16. Bei einem früheren Kinderarzt waren locker mal zwei Stunden Wartezeit (trotz Termin) drin. Da haben meine Kids auch etwas zu essen von mir bekommen. Nicht, weil sie verhungern könnten, sondern wegen dem Geschrei, das sie dann veranstaltet hätten.

  17. Also ich habe bei unserem Kinderarzt bisher noch nie länger als 20 Minuten gewartet und da hat sich die fMFA noch entschuldigt! In einem Wartezimmer mit ausreichend Spielzeug für mehrere Kinder, auch bei mehreren Besuchen hintereinander.
    Und trotzdem packen da regelmäßig Mütter die Brotboxen aus. Und ich frage mich jedesmal, was das soll. Erstens wird dann mit den Fett-/Zucker-/Patschehändchen alles Spielzeug angefasst. Kleb! Zweitens würde ich schon alleine wegen der ganzen dort vorhandenen Keime (es ist ein Wartezimmer, genutzt von kranken Kindern) auf eine Nahrungsaufnahme verzichten.
    Ja, bei 3 Stunden Wartezeit in einer Notaufnahme geht es nunmal oft nicht anders. Aber in einer so gut organisierten Praxis verstehe ich es wirklich nicht.

    1. Wenn ich in eine Notaufnahme muss, hab ich vorher aber auch keine Zeit, noch Apfelschnitzchen zu schneiden.
      Ich mein, man hockt doch nicht am Nordpol. Wenns wirklich mal extrem länger dauert, dann ist garantiert auch irgendwo ein Bäcker in der Nähe. Da kann man dann die Kinder vertrösten, dass sie nach dem Arztbesuch gleich eine Brezel kriegen. So lange überleben sie bestimmt.
      Und ansonsten ist es durchaus praktisch, den Kindern anzugewöhnen, dass es nur daheim was gibt, dann ist nämlich auch gar nicht erst das Bedürfnis da, Mamas Gepäck nach Essbarem zu durchsuchen, sobald man sich irgendwo (Wartezimmer, Spielplatzbank) niederlässt. Diese Fresspäckchen sind doch eine selbsterfüllende Prophezeihung. Wobei manche Mütter durchaus mal verzweifelt ein Tupperdöschen nach dem anderen herumwedeln, während as Kind sich noch zwischen dem ganzen unbekannten Spielzeug und Büchern orientiert und definitiv keiner Anzeichen von akutem Hunger zeigt.

      1. Ich hatte bei meinem Kommentar im Kopf, dass ich in der Notaufnahme tatsächlich mal einen fast vollständig auf feste Nahrung umgestellten Racker stillen musste, weil ich wirklich absolut nichts mit hatte. Auch nichts zu trinken! Vor lauter Aufregung. Wenigstens Windeln hatte ich da… .Da können drei Stunden eben mal lang werden und wenn sich dann was zu Essen/Trinken in Wickel- oder Handtasche findet, wird das auch verfüttert. Von 11 bis 14 Uhr ist lang für Kinder, die normalerweise um 12 zu Mittag essen. Nur als Beispiel. Aber prinzipiell finde ich auch, je nach Alter der Kinder, muss es doch auch mal eine zeitlang ohne Nahrungsaufnahme gehen. Und bei Ärzten, wo ich nicht weiß, wie die auf Kinder eingerichtet sind, nehme ich lieber was zur Bespaßung mit, zwei Pixi Hefte und zwei Spielzeug Autos reichen doch meist, um einige Zeit zu überbrücken.
        Und ich frage immer nach, ob es über eine Stunde dauert (also außer eben mit einem Notfall im Krankenhaus), weil ich dann mit den Kindern nochmal raus gehen würde, zur Entspannung aller. Bisher sind mir die fMFA dabei immer entgegen gekommen.
        Ich habe allerdings auch zwei Wenig-Esser hier. Wenn ich denen dauernd zwischendurch was anbieten würde, bekäme ich zu den Mahlzeiten nichts mehr rein. Ausnahme ist der Spielplatz, beim Rumtoben dort bekommen sie fast immer Hunger. Aber auch da gilt: Hinsetzen und Essen, dann weiterspielen.

  18. Du hast Spielzeug im Behandlungszimmer? Sehr schön!
    Unser Kinderarzt hat nur ein einziges Spielzeug pro Raum, das schafft bei 3 Kindern Probleme. Irgendwan ist auch das Mobile nicht mehr spannend und die Wanddeko bei unzähligen „Ich sehe was, was Du nicht siehst!“-Spielen langweilig geworden.
    Vor Allem nervt es mich tierisch, wenn ich – was oft vorkommt! – lange im Behandlungszimmer warten muss. Alles ab 10 Minuten wird einfach nur lästig und führt zu unzähligen Neins und „Lasst die Schubladen zu, da habt Ihr nichts dran zu suchen!“, und „Finger weg von dem Computer“ und und und. Wenn es noch was dauert, soll man die Kinder doch lieber noch im Wartezimmer spielen lassen, ahrg!
    In der Regel bekommen meine Kinder beim Kinderarzt auch nichts zu essen. Aber wenn es sehr sehr voll ist und einfach mal ätzend lange dauert … ja, dann bekommen sie schon mal was. Ist aber absolutes Notallprogramm, meist ein kleines, hervorgekramtes Notfallpäkchen Weingummizeugs oder so.

    1. Notfallmäßig was zum Beschäftigen hab ich immer dabei, allerdings weniger Süßigkeiten, sondern alte Überraschungseier, Sammelbildchen von Rewe etc, damit kriegt man schonmal ne Viertelstunde rum.

      Hier ging es aber auch nicht um mal nen Weingummi, sondern um diese Unsitte, überallhin ein ganzes Picknick mitzuschleppen und den Kindern beim kleinsten Mucks was zu Essen in den Mund zu schieben. Hallo, gestörtes Essverhalten!

      Und ich hasse diese Reiskekse. Die stinken! Merkt denn niemand, dass die bestialisch stinken? ich riech das quer durch die Straßenbahn …

        1. Yep, tun sie, obwohl ich da offenbar empfindlicher bin als die meisten Mitmenschen. Wenn die das riechen könnten, würden sie sich das Zeug sicher nicht in den Mund stecken …

    2. Das Warten im Behandlungszimmer nervt mich nicht nur beim Kinderarzt (da ist es bei uns zum Glück nicht sooo extrem – dafür sind die Wartezeiten im Wartezimmer aber trotz Termin schier endlos). Beim Hausarzt verbringe ich teilweise eine halbe Stunde im Behandlungszimmer, bevor der Arzt kommt und das nervt mich tierisch. Im Wartezimmer kann man sich wenigstens die zahlreichen bunten Zeitschriften ansehen, im Behandlungszimmer ist es einfach stinklangweilig. (Und dann frage ich mich regelmäßig, warum diese Unsitte in den letzten Jahren so um sich greift.)

    1. Nunja…. Wenn ich mit Termin immer noch 2 Stunden Wartezeit habe, weil es eben Urlaubszeit ist/ andere Ärzte zu haben etc.pp. dann kriegen meine drei im Wartezimmer durchaus auch was zu essen. Wenn die Hunger haben, sind sie sonst nicht zu ertragen und von Mitarbeit beim doc sind wir dann Lichtjahre entfernt.
      Also wähle zwischen Pest und Cholera…

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