Gelesen im Februar

Books HD
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Eisiger Dienstag von Nicci French (Übersetzt von Birgit Moosmüller)
Ich hatte vor zwei Jahren den ersten Krimi rund um Frieda Klein, der Psychotherapeuten aus London, gelesen, und er hatte mich absolut geflasht. Trotzdem hat es bis zum 2.Versuch gedauert. Diesmal kam ich etwas schwerer rein, aber wieder, nach der ersten Hälfte, war ich drin: Wieder ein vielschichtiger Fall, wieder hübsche Nebencharaktere und eine starke Hauptfigur. Etwas anstrengend: Das Aufarbeiten des ersten Buches, dessen Clou noch nicht gelöst war, und die Position der Laien-Polizistin Frieda im Apparat von Scotland Yard. Das genau das aber ein Grundkonflikt der Bücher ist, dürfte jedem Leser klar sein – umso mehr wünschte ich mir eine klare Lösung. Trotzdem: Spannend, lesenswert, mit viel London-Flair. Den nächsten lese ich nicht erst in zwei Jahren. (3/5)

Ungläubiges Staunen: Über das Christentum von Navid Kermani
Inspiriert von Denis Schecks Empfehlung in „Druckfrisch“ habe ich spontan beim letzten Buchhandlungsbesuch nach diesem Buch gegriffen, ohne genau zu wissen, was mich erwartet: Ein hochgebildeter Muslim (Friedenspreisträger 2015) vermittelt seine Liebe zum Christentum anhand klassischer Kunstdarstellung: Caravaggio, Botticelli, Leonardo da Vinci und viele mehr, Bilder, Skulpturen, ein Kreuz, eine Kirche, ein Video — was sagen sie aus über unser Christentum und die Facetten von Liebe, Schönheit, Tod, Licht und Lust? Nebenbei vermitteln die 40 Bildbeschreibungen einen Abriß der christlichen Geschichte, Jesu` Leben und berühmter Heiliger. Durchdrungen ist das Buch von der Verständigung zwischen Christen und Muslime, wie der Heilige Franz von Assisi eine Freundschaft mit dem Sultan al-Malik al-Kamil teilte (ihr ist eine der längsten Passagen gewidmet).
Dass ein Muslim mir einmal das Christentum so nahe bringt, wie vielleicht zuletzt zu meiner Konfirmationszeit, das hat mich an diesem Buch fasziniert. Sehr empfehlenswert. (5/5)

Die Engel von Sidi Moumen von Mahi Binebine (Übersetzt von Regula Renschler)
Ein kurzer Roman über eine Gruppe Jugendlicher im Armenviertel Casablancas, die quasi „über Nacht“ zu Selbstmordattentäter werden. Hitzig geschrieben, in kleinen Episoden aus deren Alltag, Anekdoten, die wie selbstverständlich das Leben im Slum schildern, Fussball, Mädchen, Freundschaft. Ohne böses Ahnen oder manifestem religiösen Hintergrund werden sie dem Extremismus einverleibt, ohne je extremistisch zu sein. Das Bereuen und die Trauer kommt erst nach dem Tod, wenn der Engel seine Lebensgeschichte erzählt. Ganz erklären kann das Buch nicht, vielleicht ist das aber auch die Botschaft: Ganz erklären lässt sich Extremismus nie. Schon gar nicht verstehen. (5/5)

The Stand – Das letzte Gefecht von Stephen King (Übersetzt von Harro Christensen, Joachim Körber und Wolfgang Neuhaus, Hörbuch gelesen von David Nathan)
Schon lange höre ich an diesem Buch, wen wunderts, geht es doch vierundfünfzig Stunden, das sind für mich ca. hundert Fahrten zur Praxis und zurück. „Das letzte Gefecht“ habe ich mit sechzehn das erste Mal verschlungen, seither mein Lieblingsbuch von Stephen King, zehn Jahre später, im Studentenalter, noch einmal. Nun als Hörbuch, wie immer unvergleichlich gelesen von David Nathan, diesmal in der ungekürzten Fassung, genoß ich es, als habe ich es noch nie gelesen. Fantastisch. Wer einen langen Atem hat und Stephen King als Literat kennenlernen will, dem sei dieses Buch empfohlen. Die stark überzeichneten christlichen Motive sind Teil des Ganzen, für ein Seminar der Darstellung und Entwicklung von Romanfiguren ist „The Stand“ ein Lehrbuch. (5/5)

Wo sind die großen Tage geblieben? von Jim und Alex Tefengki
Eine graphic novel über drei Freunde, deren bester Freund Selbstmord begangen hat. Jeder bekommt ein Geschenk, das deren Leben verändern wird. Wunderschön coloriert, eine spannende, nachdenkliche Geschichte aus Paris. Keine Offenbarung, aber für zwischenrein gut lesbar. (4/5)

Ein Sommer am See von Mariko und Jilian Tamaki
DER gehypte Comic des letzten Jahres über zwei Freundinnen in ihrem Sommerurlaub. Eine Variante des Thema des Growing Up, Coming-of-Age, des Erwachsenenwerdens, wie man es auch nennen mag. Subtil gezeichnet, mit einem tollen Gefühl für Geschwindigkeit und Pausen. Ich vermute, dass ich nicht ganz der Zielgruppe entspreche, ich habe es mal auf den Buchstapel meiner Tochter gelegt. (4/5)

Das Gedächtnis des Meeres von Mathieu Reynès und Valérie Vernay (Übersetzt von Eckart Schott)
Und noch ein Comic. Noch ein Mädchen, noch ein „Großwerden“. Diesmal als Hintergrund die französische Atlantikküste, rauh, gefährlich, das Meer als Ungeheuer. Mir haben die Zeichnungen nicht so zugesagt, die Story war nett, die Auflösung sehr wort-, weil erklärungsreich, das kommt bei einer graphic novel eher unglücklich. (2/5)

Gesehen:
Stephen King’s The Stand – Das letzte Gefecht [2 DVDs] von Mick Garris
Dass von „The Stand“ eine Verfilmung existierte, wußte ich. Nachdem ich das Hörbuch zuende gelesen hatte, war ich neugierig, wie man knapp 1200 Seiten in eine „Miniserie“ von 4 x 90 Minuten quetscht. Ja. Ok. Das kann man so machen. Die Serie versprüht einen lustigen 90er Charme, im Fernsehformat gedreht, mit bekannten amerikanischen Schauspielern (Gary Sinise oder Molly Ringwald), der eigentliche Plot ist faszinierend schlüssig umgesetzt (von King persönlich), die Zwischentöne, der Spannungsaufbau und manch schöner Charakter wurden geopfert. Der Film taugt wohl eher als cineastisches Filmdokument, denn als Blockbuster. Gibt es, außer Kubricks „Shining“ überhaupt eine gute Stephen-King-Verfilmung? Edit: Beste King-Verfilmung ist sicher Kubricks „Shining“, „Misery“ und „Green Mile“ gleich dahinter. Aber die Adaptation für den TV-Markt konnten kaum überzeugen. (3/5)


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8 Antworten auf „Gelesen im Februar“

  1. Vielen Dank für die Nicci French Empfehlung. Habe die ersten drei Bände seither geradezu verschlungen und letzte Nacht mit Thursday’s Child angefangen. Bin begeistert!

  2. Ich habe the Stand gelesen, als SARS umging, was soweit ich mich erinnere, die erste globale Erkrankung dieser Art war. Das war dann doch etwas gruselig….aber das Buch habe ich auch verschlungen

  3. Ich finde das eigentlich nachvollziehbar 🙂 Wenn ich an Stephen King Verfilmungen denke, fallen mir meistens auch zuerst die wirklich doofen ein, und davon gibt es ja leider auch reichlich.
    Da könnte man einen Filmabend des Grauens daraus machen, mit Schätzchen wie Rhea M, Running Man, Langoliers, Brennen muss Salem, Der Feuerteufel, Der Werwolf von Tarker Mills, Der Rasenmähermann… Schüttel!!
    Das ist natürlich alles Geschmackssache, aber die Perlen sind schon in der Minderzahl…

  4. Gute Stephen King Verfilmung: Die Verurteilten
    Immer noch Platz 1 auf der IMDB Bestenliste glaube ich.

    Needful Things ist auch ganz gut verfilmt finde ich.

    1. Du hast Recht. Natürlich. Völlig überzogenes statement meinerseits: Die Verurteilten, Green Mile, natürlich Misery! – auch Dolores ist gut.
      Grottenschlecht: Langoliers.

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