Ei

Mutter: „Ich möchte keine Flouretten geben, die Hebamme hat gesagt, die Nachbarin warnt im Internet steht, das sei schädlich.“
Ich: „Warum?“
Mutter: „Schließlich ist Fluor ein Nervengift.“
Ich: „Ja, das mag sein, aber Sie geben doch gar kein Fluor.“
Mutter: „… genau, weil die Hebamme …“
Ich: „Sie geben Fluorid.“
Mutter: „Ist das ein Unterschied?“
Ich: „Ja, ungefähr so wie zwischen Schwimmbad und Frühstücksei.“
Mutter: „?“
Ich: „Im Schwimmbad wird das Wasser gechlort, das Gas kann in hohen Mengen schon gefährlich sein. Auf das Frühstücksei machen Sie Chlorid.“
Mutter: „Ich esse mein Frühstücksei mit Salz.“
Ich: „Richtig. Und Speisesalz ist Natriumchlorid. Das ist ein Salz genauso wie Fluorid.“
Mutter: „Achso. Aber ich nehme immer das Himalaya-Salz. Ohne Jod. Und ohne Fluor.“

Ok, ich habe den Dialog etwas komponiert aus zwei Gesprächen mit verschiedenen Eltern. Meist einigen wir uns in solchen Fällen auf
– Fluor mit Vitamin D als Tabletten ab der zweiten Woche, ab dem ersten Zahn putzen der Zähne mit Wasser, sobald das Kind die Zahnpasta ausspucken kann, darf mit fluoridhaltiger Zahnpasta geputzt werden (kinderärztliche Empfehlung) oder
– Vitamin D als Tabletten für zwei Jahre, Fluor in Zahnpasta ab dem ersten Zahn (zahnärztliche Empfehlung) oder Fluoretten.

Wer allerdings weiß, wie effektiv man Kleinkindern die Zähne putzen kann, dürfte die erste Variante die sicherere Fluoridierung der Zähne bringen. Aber die Mär des Nervengiftes geistert weiter durchs Netz.

(Chemiker dürfen in den Kommentaren gerne die genaueren Zusammenhänge darlegen, wir Mediziner belegen da ja nur einen Grundkurs im Vorstudium.)

Empfehlungen der Deutschen Akademie für Kinder- und Jugendmedizin

58 Antworten auf „Ei“

  1. Nun, was soll man machen – wenn der Lehrplan zwischen der 5. und 10. Klasse in Bayerischen Gymnasien zwar 12 Stunden Religion, aber ich glaube 3 Stunden Chemie vorsieht??? – Das ist doch der deutliche Hinweis darauf, dass man das Gehirn abzugeben und besser nicht selbst denken soll 😉 und schon garnicht an was naturwissenschaftlich angehauchtes.

  2. Fluorid ist doch auch gefährlich. Ich will da ein paar Beispiele nennen:

    – Tetrabutylammoniumfluorid (stark ätzend)
    – Phosphortrifluorid (sehr giftig)
    – Quecksilberfluorid (ebenfalls sehr giftig, Organschädigend)
    – Calciumfluorid (Staub hochtoxisch)
    – Benzotrifluorid (Umweltgift, langfristige Wirkung UND leichtentzündlich)

    Sry, aber die Argumentation: Fluor (Chlor) = gefährlich, Fluorid (Chlorid) = harmlos, finde ich etwas gewagt. Ich halte zwar wirklich gar nichts von der Argumentation, warum Fluor (als Fluorid-Ion) in Zahnpflegeprodukten ein so grosses Problem sein soll. Die Einstufung erfolgt aber doch eher aufgrund der geringen Dosis und nicht auf der grundsätzlichen Unbedenklichkeit der verwendeten „Aminfluoride“.

    1. Ich versuche, das chemisch einfach für den Nicht-Chemiker zu erklären.Sie mischen da nämlich ein paar Dinge durcheinander. Grob vergleichen sie sprichwörtlich Äpfel mit Birnen.

      Wo Sie zunächst Recht haben: Aminfluoride sind in hohen Dosen für den menschlichen Körper giftig. Das gilt aber für nahezu jeden Stoff. Auch mit Leitungswasser kann man sich in hohen Dosierungen töten.

      Aminfluoride haben chemisch, physikalisch, pharmakologisch und toxikologisch mit den von Ihnen genannten Verbindungen wenig bis nichts gemeinsam. Es handelt sich um völlig unterschiedliche Produkte.

      Ein Beispiel: Natriumchlorid ist normales Kochsalz. In normalen Dosen ist es notwendig für den menschlichen Körper. In hohen Dosen ist Kochsalz giftig (tödliche Dosis von Kochsalz ist etwa 1g pro Kilogramm Körpergewicht).
      Es setzt sich zusammen aus einem positiv geladenem Natriumbestandteil und einem negativ geladenen Chlorbestandteil. Das nicht geladene Metall Natrium wäre an Luft hochentzündlich. Mit Wasser verbrennt Natrium in einer Reaktion, die sehr viel Energie freisetzt. Chlor ist ein Gas, welches extrem giftig ist und beispielsweise als Kampfgas in Kriegen eingesetzt wurde.
      Kochsalz (Natriumchlorid) hat von den physikalischen und chemischen Eigenschaften nichts mit beiden genannten Stoffen gemeinsam. Es kann weder als Kampfgas eingesetzt werden noch ist es irgendwie reaktiv bei Kontakt mit Wasser.

      Aber selbst wenn man exakt die gleiche chemische Zusammensetzung hat, kann sich die Eigenschaft eines Stoffes stark voneinander unterscheiden. Beispielsweise besteht handelsübliche Holzkohle aus Kohlenstoff. Ebenso besteht ein Diamant aus Kohlenstoff. Die physikalischen Eigenschaften von Kohle und Diamant unterscheiden sich dennoch drastisch (brauche ich jetzt nicht erläutern, oder?).

      Ebenso haben Aminfluoride beispielsweise nichts Benzotrifluorid gemeinsam. Benzotrifluorid ist exemplarisch z.B. ein Fluorkohlenwasserstoff, Man verwendet es beispielsweise als Lösungsmittel. Früher hat man damit verwandte Substanzen in Kühlschränken als Kühlmittel eingesetzt.

      1. Gut, endlich ein Chemiker. OFFTOPIC: Warum heissen die Stoffe Aminfluoride und nicht Aminhydrofluoride oder Ammoniumfluoride?

        Ansonsten, ja danke, weiss ich alles. Benzotrifluorid würde ich auch nicht so bezeichnen. Mir hat nur die Argumentation mit Frühstücksei (Kochsalz, -chlorid, unbedenklich) und Schwimmbad (Chlor-Gas oder Hypochlorid, Chlor, gefährlich) als Argumentationskette nicht gefallen.

        Die Beispiele oben sind alle für sich genommen absichtlich absurd.

        1. Nur am Rande: Bin kein Chemiker, sondern Pharmazeut/Apotheker.

          Die Argumentation mit dem Frühstücksei und dem Schwimmbad finde ich schon passend, wenn man es als Arzt einem Laien erklären muss. Es simplifiziert vielleicht stark und ist chemisch sicherlich nicht präzise, verdeutlicht aber den Unterschied. Ein Patient hat oft nicht den naturwissenschaftlichen Hintergrund, um das anders zu begreifen.

          Andere Beispiele im pharmazeutischen Bereich, wo man ähnlich vereinfacht kommunizieren muss, sind beispielsweise das Konservierungsmittel Thiomersal (Patient: „Da ist Quecksilber drin“) oder Glukokortikoide (beim bösen Wort „Cortison“ hüpft jede zweite Mama im Dreieck).

          Was Deine Frage zur Nomenklatur angeht: Genau kann ich es Dir nicht sagen. Entweder es hat sich mal so eingebürgert oder die IUPAC hat das mal so festgelegt (die IUPAC ist die zuständige Institution, die die Regeln zur Benennung chemischer Substanzen und Gruppen festlegt).
          Man könnte auch fragen: Warum hieß „Kohlenstoffdioxid“ früher „Kohlendioxid“? Warum werden Substanzen mit einer Thiol-Gruppe (-SH) als Mercapto bezeichnet und nicht als Sulfhydryl? Warum heißt Wasser auch bei Chemikern Wasser und nicht Dihydrogenmonoxid?

  3. Vitamin D Öl gibt es frei verkäuflich von Dr. Jacobs.

    Es entspricht auch meiner Erfahrung, dass die Kinder wesentlich weniger Bauchweh haben, wenn sie statt der Tabletten (ziemlich egal ob mit oder ohne Fluorid) eine ölige Lösung bekommen.

    1. Dieses Öl ist eine freiverkäufliche Alternative zum verschreibungspflichtigen Vigantol-Öl. Hinweisen will ich darauf, dass es kein Arzneimittel ist, sondern ein Nahrungsergänzungsmittel. Der Kinderarzt kann es also nicht auf Kasse verschreiben.
      Wäre es als Arzneimittel zugelassen, wäre es verschreibungspflichtig, da Dosierungen über 1000 I.E. = 2 Tropfen bei Vitamin D verschreibungspflichtig sind.

      Fun Fact am Rande: Ich musste etwas schmunzeln, als ich vor einiger Zeit den Beipackzettel von diesem Vitamin D-Öl gelesen hatte. Rechts oben pappt nämlich fett ein Button mit dem Wort „vegetarisch“ drauf. Direkt darunter steht, dass die Quelle des Vitamins Wollwachs ist.
      Wollwachs wird aus Schafswolle gewonnen. Vegetarische Schafe habe ich noch nicht gesehen. 😉

      1. Vielleicht war ganz platt „vegetarisch=ohne Fleisch“ gemeint, und das trifft ja auf das Wollwachs zu. Sonst wäre es ja vegan…

        1. Stimmt. Habe vegan und vegetarisch verbuchselt. Vegetarier essen ja auch Eier und trinken Milch. In Anbetracht der Sache, dass man Vitamin D auch aus Gallensäuren und Cholesterin der Innereien von Schlachttieren gewinnen kann, ist die Gewinnung aus Wollwachs die „vegetarische“ Variante.

  4. Also bei uns in Österreich gibts und gab es Oleovit Tropfen als VitaminD-Gabe für Säuglinge, Tabletten wurden da nie angeboten (meine Kinder sind 15+17) und ich nehme an, dass ist auch heute noch so üblich da ich die Fläschchen noch häufig in Säuglingshaushalten sehe. Der Preis kann nicht so hoch sein, da ich auch als Erwachsene mit VitminD-Mangel diese Tropfen bekommen habe.
    Zum Fluorid kann ich nur schmunzeln, als ich ein Schulkind war wurde das täglich in Form von Tabletten an uns Kinder verteilt. Bei meinen Kindern vor ca. 15 Jahren war das überhaupt kein Thema, in der Schule nicht, beim Kinderarzt nicht und auch nicht beim Zahnarzt. Jetzt scheint schon bei Säuglingen a vouge zu sein. Ein bisserl wie in der Mode, da kommt auch alles immer wieder als neu daher.

  5. Ich denke die Säuglinge und Kinder bekommen viel zu früh irgend welche Sachen verschrieben. Meine Kinder haben das alles nicht bekommen, auch nicht alle unnützen Impfungen. Habe versucht einigermaßen gute Ernährung, viel Bewegung draußen und viel Spaß miteinander.Sind Erwachsen geworden ohne viele Zipperlein und haben gesunde Zähne.

  6. Oh, welch heikles Thema. Und ich bin eine der bösen bösen Hebammen.
    Meine Meinung: Zahnärzte sind für die Zähne da, Kinderärzte für die Kinder (jahaa, ich waheiß, die haben auch Zähne).
    Die Zahnärzte sagen nun schon länger (und haben dazu auch hübsche Studien), dass Flourid oral eingenommen zu wenig bringt, effektiver ist das Zeug direkt auf dem Zahn (ich hab mir die Zahlen 5% innerlich, 95% äußerlich gemerkt, es war jedenfalls ein beeindruckender Unterschied). Also Flouridierung mit Zahndurchbruch – übrigens auch gern über Flouretten. Es muss nicht die Zahnpasta sein. Und bitte nie beides.
    Ich halte mich an diese Empfehlung, sorry lieber Kinderdoc!!!
    Denn das Problem ist nicht das Bauchweh, wie viele alternativ denkende Menschen behaupten, das Problem, was die Zahnärzte sehen und wovor sie warnen, ist die Überflouridierung. Die macht die Zähne eher kaputt. Und das sogar schon vor dem Durchbruch. Flour(id)gabe nach Zahndurchbruch und auch erst nach genauer Anamnese, so die Empfehlung.
    Und ja, mir ist absolut bewusst, dass die Akademie für Kinder- und Jugendmedizin das (immer noch) anders sieht.
    btw … letztlich ist die Zahnhygiene das Ah und Oh, und eben auch die Gene. Meine Schwester hat Zeit ihres Kinderlebens brav die Flouretten genommen, sie hat grottenschlechte Zähne, wie mein Vater. Meine Kinder hatten nie Flourid bekommen und die erste flouridhaltige Zahncreme gab es deutlich später als heute empfohlen (ja, auch ich lerne noch dazu). Aber es wurde zeitig angefangen mit Zähneputzen, ich bin schon recht bald zu den Zahnarztprophylaxen mit speziell geschultem Personal gegangen, die den Kindern das Zähneputzen immer und immer wieder zeigten, und es wurde von mir so lange nachgeputzt bis der Zahnarzt nach der Prophylaxe sagte, dass das Kind jetzt einwandfrei selber putzt (was lange dauerte). Meine Kinder haben außerdem die Zähne ihres Vaters und selber keine bis wenig Probleme. Am fehlenden Flourid kann es also nicht gelegen haben. 😉

    1. Überflouridierung sehe ich auch öfter. Als kleine Anekdote: In einem ca. 15km entfernten Dorf leben recht viele um die 20jährigen mit diesen weißen Zahnablagerungen, die bei zuviel Fluorid entstehen. In der restlichen Gemeinde ist das nicht so. Grund: Anderes Wassernetzwerk und damit vermehrt Fluorid im Trinkwasser. Hat ziemlich lange gedauert bis ein Zahnarzt da mal drauf kam. Kein Zahnarzt kann alle umliegenden Wasserwerte im Kopf haben, da muss man sich eben selber informieren bzw. sehe ich da auch die Stadt in der Schuld, sowas bekannt zu geben.

  7. Pinocino, ja, das macht der Körper selbst wenn er in Afrika lebt oder geschlossene Gebäude sowie Bekleidung generell meidet und ausreichend Sonne abbekommt 🙂 Bei dem Sonnenstand im Winter in unseren Breiten ist das schon deutlich schwieriger, je nach Pigmentierung der Haut auch unmöglich.
    Wir geben allerdings auch das Öl, denn die Tabletten, als wir sie probiert haben, haben sich über 10 min im Babymund nicht aufgelöst, das war mir zu gefährlich. Ich habe eine probiert und sie war steinhart. Zumal das Babylein noch keine Beisserchen hat. Gibt es Fluorid eigentlich auch in Tropfenform?

  8. War Vitamin D nicht das Zeug, das der Körper selbst herstellt, wenn er Sonnenlicht bekommt? Sorry, aber ich bin dagegen Kindern immer irgendwas geben zu müssen. D.h. nicht, dass es bei uns nur die Flouridfreie Zahnpasta gibt. Aber irgendwo hörts auch auf. Sonne, Luft, Licht, halbwegs gesunde Ernährung, Schlaf und Liebe machen auch starke Knochen! (nun steinig mich dafür)

  9. Wir haben damals ganz unabhängig von unserer Hebamme auch von unserem Arzt das Vigantol Öl empfohlen bekommen. Die Begründung entspricht der von Gedankenknik. Unser Arzt ist selber kurz vor uns Vater geworden und hatte wohl auch das Problem mit starken Bauschmerzen beim Baby wenn er die Tabletten gab. Lies er sie weg waren die Bauchschmerzen verschwunden, es soll an einer der Träger Substanzen die in ihnen verarbeitet werden liegen das manche Babys mit Bauchschmerzen und ordentlich pupsen reagieren. Er ist ein ganz normaler Arzt ohne Kügelchen und co.
    Daher haben wir da nicht rum probiert und Vitamin D über das Öl gegeben und ab dem ersten Zahn die gute alte Elmex genommen.

  10. Und ich habe schon die Mutter hyster-panisch zur Nachbarin rennen sehen:
    „ESSEN SIE KEIN SALZ MEHR, DA IST CHLOR DRINNEN UND MEIN KINDERARZT SAGT, DAS WÄRE SCHÄDLICH!“
    Und in ein paar Jahren hat sich dann ein neues aberglauben, glaubulikonforme Glaubensrichtung entwickelt, in der die Leute Salz als den Teufel ver… äh… teufeln und jedem erzählen, der es hören will – oder auch nicht – dass sie Chlorianer wären. Und alle Welt wäre dann in etwa davon so genervt wie Nicht-Veggis von militanten Vegetariern (und Steigerungen).
    Und wer wäre Schuld?
    Kinderdoc!
    Und das alles nur, weil die Leute immer nur die Hälfte hören (wollen). ¯\_(ツ)_/¯

    Gut, dass das eine Komposition aus verschiedenen Gesprächen war. *lach*

    1. Die Hälfte hören, das ist ja das Eine.
      Was von der Hälfte verstanden wird, ist dann schon Punkt zwei.
      Was davon dann umgesetzt wird, na ja, nicht drüber nachdenken, gibt bloß Falten!

  11. Und ob Fluorid geschickt was bringt! Kann man gut sehen an einer ganzen Generation, die Fluortabletten bekommen hat ( in Verbindung mit einer guten Pflege) , die haben samt und sonders kaum Löcher in den Zähnen. Während meine Generation, die zwar schon recht ordentliche Zahnpflege und Prophylaxe betrieb, den Mund voll von Füllungen hat. Bei mir hat das erst aufgehört, als ich mehr schwarzen Tee trank, so mit fünfzehn. Schwarzer Tee hat viel Fluorid, und das hab ich gemerkt.

  12. Allerdings ist es, unabhängig von (Un-)Schädlichleit, Hebamme, Internet und Nachbarin schon so, dass viele Zahnärzte sagen, Fluorid zu schlucken um den Schmelz zu stärken sei so sinnvoll wie Nackellack zu trinken um die Nägel bunt zu kriegen…
    Vitamin D hingegen ist natürlich superwichtig in unseren Breitengeraden!

  13. Hm. Und wenn die Kleinen nicht ausspucken nach dem Zähne putzen? Ich bin bisher davon ausgegangen daß es nicht so schlimm ist.

    1. Das interessiert mich auch, was das Problem am Runterschlucken der Zahnpasta ist. Das Fluorid an sich kann es ja nicht sein. Die Fluoridmenge? Sonstige Inhaltsstoffe der Zahnpasta? Meine Vierjährige schluckt nämlich auch noch gerne, auch wenn sie spucken kann.
      Am Kampf um das effektive Putzen sollte man sich übrigens auch als Fluorettengeber nicht herummogeln, schließlich geht es vor allem um Plaqueentfernung, nicht um das Verteilen des Fluorids. Sonst könnte man das Putzen ja ganz weglassen. (Der diesbezügliche Satz des Blogbeitrags ist übrigens grammatisch schräg).

      1. Kinderzahnpasta hat extra wenig Fluorid drin, sodass das Runterschlucken zwar nicht so empfohlen, aber auch nicht schädlich ist. Man müsste schon ordentlich viel Zahnpasta essen, um irgendwelche Probleme zu bekommen. Ich hab als Kind auch immer Zahnpasta geschluckt (fand sie auch super lecker) und lebe ganz normal und gesund 😉

        Nicht schlucken sollten Kinder aber Erwachsenenzahnpasta und – ganz besonders – diese speziellen Gelees (El*mex etc.) zur Intensivprophylaxe. Die erst geben, wenn Kind sicher ausspucken kann. Die schmecken aber auch echt grauslig, deswegen werden die lieber gespuckt als geschluckt.

      1. nee, das fluorid gehoert ja auch in den mund des kindes… sorry, der musste raus und was bin ich manchmal froh, dass kind aus dem kleinkindalter raus ist. ok, sie verlieren natuerlich mit den jahren deutlich an niedlichkeit. passt aber schon….

  14. Ich finde es bei dem Thema außerordentlich bemerkenswert, dass es die deutsche Ärzteschaft es nicht schafft, sich auf eine gemeinsame Empfehlung zu einigen. Die Zahnärzte sagen, Fluoridtabletten sind eigentlich sinnlos – die wirken nur am Zahn und das Schlucken bringt rein gar nichts und die Kinderärzte empfehlen das Vitamin-D-Fluoridkombipräparat – und das von Geburt an, obwohl m. W. völlig unstreitig ist, dass es überhaupt nichts bringt, wenn noch nichtmal Zähne da sind. Vitamin D ist jedoch von Geburt an wichtig, weswegen es gleich in Kombination verschrieben wird – offenbar traut man den Eltern einen Präparatwechsel zum Zeitpunkt des Zahndruchbruchs nicht zu und verabreicht deswegen unnötigerweise monatelang das durchaus auch nicht ganz unumstrittene Fluorid mit -id.

    1. a) gab es eine gemeinsame Empfehlung über Jahre hinweg, aus der die Zahnärzte (ohne neue Konsensbildung) ausgeschieden sind.
      b) ist es nicht „unstrittig“, dass auch gelutschtes, geschlucktes Fluor auf die Zahnanlagen wirkt.

      1. Stimmt, es ist vielmehr sehr streitig – siehe Reich: „Einen Beleg für die fehlende Wirkung der präeruptiven systemischen Fluoridzufuhr ergab eine prospektive Studie von an Neugeborenen. Es zeigte sich, dass die Fluoridsupplementierung in Form von Tabletten ab Geburt keinen Vorteil gegenüber der Zufuhr ab dem siebten Lebensmonat, also mit dem Durchbruch der ersten Milchzähne, bringt“.

        Bei den Zahnärzten heißt es: „Dachte man früher, dass hauptsächlich das vor dem Zahndurchbruch eingebaute Fluorid kariesprophylaktisch wirksam wäre, so ist heute wissenschaftlich belegt, dass vornehmlich die nach dem Zahndurchbruch auf die Oberfläche einwirkenden Fluoride für diesen kariesprophylaktischen Effekt verantwortlich sind“.

          1. Ich finde es sehr schade dass genau dieser Streit zwischen Zahn- und Kinderärzten viele Eltern so verunsichert dass Verschwörungstheorien Tür und Tor geöffnet werden. Eine einheitliche Empfehlung seitens der gesamten Ärzteschaft (unabhängig davon wer da jetzt „Recht“ hat) wäre da sicherlich hilfreich und würde vielleicht bei einigen Eltern das „informieren“ bei Seiten wie Zentrum der Gesundheit verhindern.

  15. Lieber Kinderdoc,

    dennoch kann es einen Grund geben, auf flouridhaltige Präparate zu verzichten: Manche Säuglinge bekommen definitiv starke Bauchschmerzen davon.
    Zum Glück ist Karies keine Fluormangel-Erkrankung…

    1. Sicher, dass das das Fluorid ist? Unser Kleiner hat furchtbare Bauchkrämpfe von Vigantoletten bekommen. Hat eine Woche on-off-Tests durch uns zu Hause gekostet, bis Arzt und Apotheker uns das geglaubt haben. MIt Vigantolöl ging alles gut, aber das wird offenbar ungerne verschrieben, weil anscheinend zu viele Eltern zu blöd sind, sich einen einzelnen Tropfen auf den Finger zu geben und ihn abnuckeln zu lassen.

          1. Hm, meine Recherche im Internet hat für Vigantoletten 6 Euro für 50.000 I.E. und für Vigantol Öl 15 Euro für 200.000 I.E. ergeben.

      1. Manche Eltern sind auch zu blöd das Fläschchen ausserhalb der Reichweite des Kindes zu lagern. Unsere Tochter im Krabbelalter hat das Fläschchen gefunden, aufgeschraubt und halb leer getrunken. Mit Tabletten wär das wohl kaum passiert. 😉
        Der Notarzt hat uns telefonisch versichert dass es keine giftige Dosis wäre und irgendwelche Symptome irgeiner Reaktion unserer Tochter auf diese Überdosis konnten wir auch nicht erkennen.

      2. Ja, die Vigantoletten hat unsere Lütte auch nicht vertragen. Das Öl hingegen problemlos. Ich bin da nur nicht weiter drauf eingegangen, dass ich von unserem Kinderarzt nur die Bestätigung erhalten hatte, dass das Flour mal nicht vertragen wird, nicht die Vigantoletten…

        Letztlich ist es ja auch wurscht: Wenn man durch (mehrfaches) ausprobieren und weglassen deutlich sieht, dass D-Tabletten mit oder ohne Flour nicht vertragen werden, dann lässt man sie weg und nimmt das Öl. Karies ist in erster Linie eine Infektionskrankheit. Wenn man vermeidet, den Schnuller abzulecken, etc. hat man mehr für die Zahngesundheit des Kindes getan als mit jeder Tablette. Und was das Vitamin-D angeht: Ja, es ist wichtig und sinnvoll! Aber wer kennt ein Kind mit Rachitis??

      1. Das Bauchweh in den Tabletten ist bestimmt eine Verunreinigung in der Produktionsanlage… Da war der Hersteller wieder nicht GMP-konform! 😉

        Scherz beiseite, die Fluorid-Tabletten haben alle nen Haufen Hilfsmittel drin, und ich könnte mir eine Unverträglichkeit / Allergie vorstellen. Hier mal die Liste für „Zymaflour D 500“: Fluorid-Allergie, Hülsenfrüchte-Allergie; Maisstärke-Allergie; Phenol-Allergie; Rindereiweiß-Allergie; Saccharin-Allergie; Secocalciferol-Allergie (Alfacalcidol-Typ); und noch nen paar Kreuz-Allergien. Alles ziemlich unwahrscheinlich, aber unwahrscheinlich heißt ja nicht ausgeschlossen…

        1. Ich schätze Deine Hinweise immer sehr, Gedankenknick, Das weißt du, aber du musst mir jetzt mal erklären, wie sich ein Neugeborenes gegen diese Dinge sensibilisieren soll? Allergien fallen ja nicht vom Himmel, und sind in seltensten Fällen angeboren.

          1. Hmm… siehe meinen letzten Satz, den habe ich [ausnamsweise 😉 ] bewußt geschrieben.

            Ich persönlich vermute eher, dass die Bauchschmerzen weniger kausal als temporal mit der Tablettengabe zusammenhängen. Allerdings gebe ich offen zu, dass ich nicht genug informiert bin, um dei Situation der Verdauungsenzyme im Zusammenhang mit Dingen wie Maisstärke im Säuglingsalter zu überblicken. Spannend (auch wenn es ein wenig OT ist) finde ich da die „Imfpung“ (äußerliches Abreiben) von Kaiserschnittgeburten in den USA mit Scheidensekret der Mutter, was angeblich zu verbesserter Verdauung und weniger Allergien führen soll.

            Auch in wie weit Antikörper aus der Muttermilch zur Ausprägung des aktiven Immunsystems des Säuglings beitragen (und nicht nur passiv Antigene bekämpfen) muss ich auch passen – Immunreaktionen waren nie mein Steckenpferd, Schande über mich. Allergien werden ja, wenn ich mich recht erinnere, IgE vermittelt, welche sich ja aber genau nicht in der Muttermilch finden. Eine gewisse „Informationsübertragung“ würde ich vom biologischen Standpunkt her aber für sinnvoll halten.

            Woher mein Kindelein seine Neurodermitis schon im Säuglings-zu-Kleinkind-Übergangsalter bekommen hat, hat mir bis heute leider auch niemand wirklich schlüssig erklären können – leider.

      2. Interessanterweise hat der Kinderarzt unserer Kinder bei beiden darauf hingewiesen, dass die Tabletten bei manchen Kindern Bauchweh verursachen, weswegen man sie besser morgens als abends vorm Schlafengehen geben solle. Meine Kinder haben aber beide keine Probleme mit den Tabletten gehabt.

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