Gibt’s da nicht auch was von der Homöopathie? Netzwerk geht online.

Mutter: „Und kann man da auch was Homöopathisches geben?“
Ich: „Ganz ehrlich? Das ist nicht meine Medizin. Ich glaube nicht dran.“
Mutter: „Aha. Und wie wirkt das überhaupt?“
Ich: „Die Homöopathen sagen, wenn etwas krank macht, dann kann es in hoher Verdünnung gesund machen.“
Mutter: „Also mit den Globuli?“
Ich: „Ja, man nimmt einen Ausgangsstoff und verdünnt diesen. Gängig ist zum Beispiel einen Tropfen auf eine Badewanne. Oder auch einen Tropfen pro Nordsee oder gleich das Volumen des Universums. Laut den Homöopathen wird dadurch der Wirkstoff verstärkt.“
Mutter: „Wieso verstärkt?“
Ich: „Weil eine Form von Energie auf die Moleküle der Verdünnung übergehen, ein Gedächtnis bleibe erhalten. Sagen die Homöopathen.“
Mutter: „Und was nimmt man da für Wirkstoffe?“
Ich: „Bestimmte Heilpflanzen…“
Mutter: „…ah, natürlich also…“
Ich: „Aber auch Giftstoffe oder auch Sachen wie… Gebärmutterzellen oder Hundemilch. Steht so im Internet. Das kann man kaufen.“
Mutter: „Aber die werden ja verdünnt.“
Ich: „Bis unter die Nachweisgrenze. Chemikalisch.“
Mutter: „Sind in den Verdünnungsmitteln…“
Ich: „Das sind meist alkoholische Lösungen.“
Mutter: „…ja, sind da nicht auch andere verunreinigende Sachen drin?“
Ich: „Ja, aber die spielen wohl keine Rolle, laut den Homöopathen werden diese Stoffe bei der Verdünnung nicht verstärkt, sondern nur die, die verstärkt werden sollen.“
Mutter: „Aha. Das finde ich etwas unverständlich. Und warum wirken dann bei vielen die Globuli, wenn da eigentlich gar nichts drin ist?“
Ich: „Naja, laut den Homöopathen ist da schon etwas drin. Ich denke, dass da vor allem der Placeboeffekt wirkt.“
Mutter: „Ich bekomme etwas von einem Mediziner und erwarte eine Besserung, weil ich ja ein Medikament nehme.“
Ich: „Ja, abgesehen davon, dass Sie kein Medikament einnehmen, sondern nur Zucker, und der Mediziner in den meisten Fällen ein Heilpraktiker ist.“
Mutter: „Oder ein Apotheker. Oder meine Nachbarin. Die hat mir auch schon Sachen empfohlen.“
Ich: „Und, hat’s gewirkt?“
Mutter: „Beim letzten Sturz habe ich Manuel Arnica gegeben. Aber ob das jetzt gewirkt hat oder das Kühlpäckchen oder das Schokoeis, was ich ihm spendiert habe… keine Ahnung. Nach dem Eis war jedenfalls alles gut. Bei den Globuli alleine hat er noch ganz schön geweint*.“

Zugegeben: Der Dialog setzt sich aus mehreren Gesprächen zusammen, die ich in letzter Zeit mit Eltern (ja, auch Vätern) geführt habe. Homöopathie ausprobieren, das machen sicher viele. Auch wir haben der Ersten Glaubuli zum Zahnen gegeben, weil das alle in der Krabbelgruppe so machten, und man möchte ja nichts unversucht lassen. Aber dennoch hinterfragen immer mehr Leute die Homöopathie sehr kritisch. Und kommen davon wieder ab. Ein Zeitenwandel ist zu spüren.
Vielleicht kapieren es jetzt auch noch die Krankenkassen, dass sie diese Glaubensmedizin nicht weiter finanzieren sollten.

Gestern ist das (Informations-)Netzwerk Homöopathie online gegangen, und das gleich mit zwei Seiten:
Die offizielle Homepage des Netzwerks – mit Vorstellung und FAQ rund um die Verdünnungsmedizin, außerdem Schilderung von Positiv- und Negativbeispielen der Behandlung mit Globuli.
Homöopedia – Ein Lexikon der Homöopathie, sukzessive werden hier Informationsartikel zu Einsatzgebieten der Homöopathie, einzelnen Wirkstoffen, aber auch physikalisches Grundwissen und Studien zur Homöopathie präsentiert.

*Erstverschlimmerung…

28 Antworten auf „Gibt’s da nicht auch was von der Homöopathie? Netzwerk geht online.“

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  2. Schöner Dialog, vor allem der Satz
    „Das finde ich etwas unverständlich.“
    Damit hat sie ja so was von recht ;)!

  3. Der Satz zu den Krankenkassen hat gestern noch zu einer leider kurzen Diskussion und wie erwartet ergebnislosen Diskussion mit „meiner“ Krankenkasse auf Twitter geführt: https://twitter.com/MartinTriker/status/717671528280666112
    (Ja, trotz Lebensmittelpunkt Baden-Württemberg bin ich bei der AOK Sachsen)

    Meinen Kindern puste ich übrigens immer was. Inzwischen krieg ich auch pusten mit Bussi drauf, wenn mir was weh tut.

  4. also wenn’s nicht gerade schwerwiegende Verletzungen oder Krankheiten sind : bei uns hat heile heile Gänschen , Mama pustet und ein Stück Schokolade einfach Wunder bewirkt ….. selbst ich gönn mir ab und zu , wenn ich mich richtig mies fühle, einen gehäuften Esslöffel Nutella (orig.) und alles ist gut ….. 🙂

  5. Reschpekt für die zurückhaltende Argumentation, ich hätte mich da wohl deutlicher ausgedrückt, wahrscheinlich mit weniger Erfolg.

  6. Schön erklärt.
    Meine immer noch liebsten Placebos sind Pflaster. Die Braunen von Hansablast zum zuschneiden. Ich bin nämlich ein Pflastergeruchsjunkie. Wenns über mich kommt, pap ich mir auch Pflästerchen auf ne schmerzende Stelle (weil… öh… hab mich gekratzt, gestoßen, einfach nur so oder Überempfindlichkeit) ohne Hautverletzung und dann schnüffel ich dran. Und dann gehts mir besser. Ich mag Pflastergeruch. Und das wirkt nur, wenn das Pflaster auf der Haut ist! Und nur da, wo ich es auch an die Nase führen kann (kleinster Zeh am linken Fuß also eher nicht). Ich freu mich daher immer, wenn es blutet. Mal nen wirklichen Grund nen Pflaster zu hohlen. (mein Verletzungsrisiko führt sich aber NICHT darauf zurück… ich bin wehleidig und um bluten zu können, muss es weh tun, dass tu ich mir nicht freiwillig an).

    Und ja… das mit der Erstverschlimmerung kenne ich. Ich will doch kein doofes Medi, ich will was Tolles zum Trost verdammt! ’n Eis, ’nen Hund, Regenbogensch… Einhörner oder ne kräftige Umarmung von Mama verdammt! 😉

  7. [i]Vielleicht kapieren es jetzt auch noch die Krankenkassen, dass sie diese Glaubensmedizin nicht weiter finanzieren sollten.[/i]

    Wollen sie nicht kapieren. Werden sie nicht kapieren. Das ist politisch so gewollt… Gesetzliche Krankenkassen sind in Deutschland in der Zwischenzeit kapitalistische Großbetriebe mit Gewinnerzielungsabsicht, die sich in das Deckmäntelchen der „Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Selbstverwaltung“ hüllen, um einerseits Steuern zu sparen und andererseits nicht dem BGB und HGB zu unterliegen, sondern dem SGB und damit der Sozialgerichtsbarkeit, deren Richter der „Spitzenverband der gKV“ selbst (mit)aussuchen darf. Vorstände der Krankenkassen verdienen wie Wirtschaftsbosse – nicht nur vom Gehalt, sondern auch von der Aufsplittung in „Grundverdienst“ und (teilweise nicht öffentlich nachvollziehbare) „Boni“. Somit richtet sich der „Leistungskatalog“ der gKVen nach den „Wünschen der Kunden“ und nicht etwa nach dem Nutzen für den Versicherten (der von selbigen Vorständen und auch von Frau Dr. Pfeiffer mit drei f, der Chefin des Spitzenverbands der gKV, immer so gerne vorn an gestellt wird). Und solange Homöopathie einen Vorteil (im Geschäftsbetrieb) verspricht, wird das auch (anteilig) erstattet werden.

    Andere Beispiele:

    In der Schweiz soll Homöopathie ab 2017 erstattungsfähig und -pflichtig werden: http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/internationales/nachricht-detail-internationales/schweiz-kassen-sollen-fuer-homoeopathie-zahlen/ [Nebenbei, gegen bestimmte Phytotherapien gibt es nichts einzuwenden, die können tatsächlich Sinn machen. (Un)Schön, dass die mit dem anderen Unsinn immer in einen Topf geworfen werden.]

    Die TK zahlt „Dividenden“ an ihre Versicherten aus, stellt aber gleichzeitig dramatische Verluste in den Raum. http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/politik/nachricht-detail-politik/gkv-medienberichte-krankenkassen-schreiben-verluste/

    Die AOK BW hat mal eine Bonuskarte gehabt, mit der man Vergünstigungen auf z.B. Fastfood, Piercings, Solarien, (alkoholhaltige) Cocktails.. bekam: http://www.sueddeutsche.de/panorama/aok-auf-abwegen-das-kassen-piercing-1.657484 Das ganze wurde eingestellt (bzw. zusammengestrichen) nach massiven Protesten durch Leistungserbringer, welche die AOK BW (unter dem Rabattvertragsguru Herrn Dr. Hermann) gerne mal im Regen stehen läßt durch Nullretaxationen

    Als vor einigen Jahren zwei BKKen fusionierten, wurde der gesamte Vorstand der „geschluckten“ BKK als „Ersatzvorstand“ parallel zum „Normalvorstand“ für 5 Jahre bei gleichbleibendem Gehalt „eingestellt“. Ich find den Artikel darüber leider nicht mehr.

    Liste der gKV-Vorstandsgehälter (z.T. ohne Boni) 2013: https://www.krankenkassen.de/ref/vorstandsbezuege-2013/ Für die Jahre 2014 und 2015 wurde m.W.n. (bisher) noch keine solche Liste veröffentlicht. Warum denn nicht, ist doch (angeblich) alles so wahnsinnig transparent…

    Retaxationen von Leistungserbringern wie Ärzten, Apothekern, Sanitätshäusern usw. sind in der Zwischenzeit so „ertragreich“ für die Retaxationsdienstleister (die meiner Vermutung nach via „Erfolgsprämien“ bezahlt werden), dass eben jene Retaxationsdienstleister inzwischen von Großkapitalisten aufgekauft werden. http://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/markt/nachricht-detail-markt/ca-erben-kaufen-retaxfirma-brenninkmeijer-apotheke-retaxation-krankenkasse-gkv/ Hier wird massiv Geld aus dem Gesundheitswesen herausgezogen, welches nicht in selbiges re-investiert wird. Und dies zu Lasten sowohl der Leistungserbringer als auch der Versicherten (denn jeder Leistungserbringer wird sich mit Freuden den nächsten Retax-Fall ins Geschäft holen). Die Politik scheints nicht zu kümmern…

    Das „BaFin“ als Nachfolgeamt für das „Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV)“ fühlt sich zumeinst bei Beschwerden über die gKVen [i]nicht zuständig[/i]. Ein Schelm, wer Arges dabei denkt, denn eine „Körperschaft öffentlichen Rechts“ kann schon per Definition weder Fehler machen noch an irgendetwas (negativen) Schuld sein. Oder?

    Leider (oder zum Glück) verdränge ich immer mehr der Erinnerungen an solche – nein, Skandale sind es ja nicht – allgemeinen Geschäftsvorfälle unserer „Körperschaften des öffentlichen Rechts“… also belasse ich es mal dabei.

      1. Nichts aktuelles. Ich bin es soooo leid, imer das selbe zu schreiben, und verkünden, rumzucassandran ohne Ende, und man wird doch nur als so eine Art seichter Verschwörungstheoretiker belächelt. Ein Grund, warum es bei mir so still geworden ist…

        1. ich glaube, wenn du „<"-Zeichen und sein Gegenstück benutzt, klappt das mit der Formatierung. Ist ja wordpress, da gilt HTML (<) und nicht BBC ([). 🙂

          Und ich finde es schade, dass es bei dir so still ist. Ich hab es schon mal (unter meinen alten Namen) gesagt: du hast einen tolles Schreibstil, du schreibst verdammt informatives Zeug und davon ist nichts Verschwörungstheoretisch. Wer das behauptet, hat sich nicht mit der Materie beschäftigt.

  8. Glaubensmedizin ist eine sehr gute Formulierung. Wobei Homöotology eigentlich nichts mit Medizin zu tun hat.

    Daß die Krankenkassen das Zeugs und die dazugehörigen Quacksalber auch noch mitfinanziert, halte ich für völlig falsch. Das Geld könnte besser für Sinnvolles ausgegeben werden.

    1. Ja, die finanzieren Homöopathie, abee nicht die Basishautpflege für Neurodermitiskinder. Es ist mir unbegreiflich.

  9. Unsere Glaubli waren und sind Pflaster. Eins drauf auf den Schmerz & schon wird’s besser. 😉 Aber am Besten helfen die mit bunten Aufdrucken, meint das Kind. Nur falls sie´s mal ausprobieren wollen.

    1. Nein, Erwachsenenpflaster sind viel besser, weil es die nur bei speziellen Wunden gibt – sie müssen also ganz besonders gut helfen!!

    2. @Suzie: Noch besser hilft es, wenn man bei Schürfwunden zur Desinfektion anstatt Octenisept Povidon-Iod nimmt. Das ist so schön knallrot, dass der kleine Steppke dann auch im Kindergarten mit seiner schwerwiegenden Verletzung etwas angeben kann.

        1. Betaisodona brennt nicht. Kein Stück. Wirklich. *schwör*
          „richtiges“ Jod durfte ich auch schon haben als Kind – beim barfuß laufen mega Holzsplitter in die Ferse gehauen (war wirklich groß, hat geblutet wie Sau), meine Eltern mit mir und meiner Schwester vom Garten heimgerast, Splitter raus und jod drauf. Viel hilft viel! 😛 war von meiner Seite sehr viel Geheul, der Splitter tat weniger weh als die Soße da drauf, aber je nu. Hat mich nicht vom barfuß laufen abgehalten:)

        2. Dein Erfahrungsschatz als Kinderarzt bei der Behandlung von Schürfwunden von Kids ist sicher größer als der meinige, den ich überwiegend mit meinen beiden Jungs gesammelt habe.

          Das Brennen bei PVP-Iod finde ich nicht so wirklich wild – wir reden da jetzt bei weitem wirklich nicht von dieser Grausamkeit namens Isopropanol, mit dem ich in meiner Kindheit malträtiert wurde. Was wirklich etwas brennt ist das vorhergehende Auswaschen der Wunde unter fließendem Wasser, um Sandkörner aus der Wunde zu entfernen.

          Es mag aber sein, dass Mädchen das anders bewerten, zumal die rote Farbe des Povidon-Iods da auch irritierend wirken kann.
          Aus eigener Erfahrung bei mir selbst: PVP-Iod brennt meiner Ansicht nach nicht stärker als Octenidin.

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