Artgerechte Haltung

Eine Buchrezension von Frau kinderdok –
Es ist Zeit für eine jungengerechte Erziehung

Was für ein provozierender Titel und damit Grund genug, das Buch von Birgit Gegier Steiner in die Hand zu nehmen! In kurzen, übersichtlichen Kapiteln wird eindrucksvoll beschrieben, was kleine Jungenseelen brauchen und dass diese doch anders ticken als weibliche. Mit klarer und prägnanter Sprache teilt uns die Autorin mit, wo in unserem Gesellschaftssystem die Fallstricke für Jungs zu finden sind, wie man diese erkennt und umgehen kann.
Ihre authentisch geschilderten Erlebnisse sind von mir nachvollziehbar, so manches davon habe ich auch schon so oder so ähnlich erlebt. Ich fühle mich durch ihr Buch gestärkt, meinen Sohn, Sohn sein zu lassen und ihm die Freiheiten einzuräumen, die er braucht, egal, wie viel Wind mir seitens anderer Mütter oder der Lehrerinnen entgegenschlägt! Mir schenkt es Kraft und Zuversicht.

Ein Buch, welches ohne erhobenen Zeigefinger auskommt. Die Erkenntnis darf in einem selbst heranreifen. Ein wunderbares Werk für alle Mütter, die Söhne haben!

Artgerechte Haltung: Es ist Zeit für eine jungengerechte Erziehung von Birgit Gegier Steiner, 256 Seiten, broschiert, bei Gütersloher Verlagshaus

[Dieser Text enthält so genannte Affiliate Links – siehe Impressum Das Buch wurde uns als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Vielen Dank.]

Aufgerufen seien hiermit alle Leser, die Söhne ihr eigen nennen: Erzählt die netteste, erkenntnisreichste, coolste Anekdoten vom Leben mit einem Sohn – was hat Euch ein Problem bereitet, was fandet Ihr leicht, was war der „Junge-Aha“-Effekt?

56 Antworten auf „Artgerechte Haltung“

  1. Was soll eigentlich die unfaire Hetze gegen das Genderthema sogar außerhalb dieses Blogs, kinderdoc? Jetzt auch bei Nessy in den Kommentaren zum Thema ablästern? Traurig, finde ich. Schade, dass Du das nötig hast.

    1. Danke, dem kann ich beipflichten! Ich bin davon überzeugt, dass die Unterschiede innerhalb der Geschlechter viel größer sind als die Unterschiede zwischen den Geschlechtern – in der Statistikvorlesung hätte das Kinderdoc auch hören können, die Maximal der Glockenkurfen liegen nicht weit auseinander und die Überdeckungen sind sehr groß.

      Und dass die Jungs immer im Unterricht stören uns sozial eher mit schlagen als mit Reden reagieren – darin läßt sich meiner Erfahrung nach auch viel mehr das Elternhaus als das Geschlecht ablesen: Die sozial kompetenten Jungs, die ich kenne, kommen aus sozial kompetenten und in vergleichsweise geschlechter-ausgeglichenen Elternhäusern, die mit den Jungs reden und ihnen auch andere Denk- und Verhaltensweisen (etwa „schwul sein ist völlig unproblematisch“) nahelegen.

      Sich Gedanken darüber machen, was Gender mit mir als Erwachsenen, meinem Verhalten und meinem Elternsein zu tun hat, kann einfach helfen, den Horizont zu erweitern, wie so viele andere Denkweisen auch, die man mal an sich heranläßt. Statt sich Literatur zu suchen, die nur die eigenen Gewissheiten unterstützt, hilft es oft, einfach beide Seiten zu lesen: Daher empfehle ich das besprochene Buch, aber dann auch bitte ein Gender-Buch auch lesen :-), Frau Kindderdoc 🙂

      1. Da fehlt mir der realistische Kausalzusammenhang. Wenn es so wäre, dass die Ursache für „immer im Unterricht Stören und sozial eher mit Schlagen als mit Reden reagieren“ „viel mehr“ im Elternhaus als im Geschlecht zu suchen wäre (wie es im obigen Kommentar steht), dann hieße das, dass Eltern, die Jungs haben, _in der Regel_ kein sozialkompetentes Elternhaus bieten würden. Denn in der Regel zeigen ja Jungs dieses Verhalten (sonst würden auch solche Bücher nicht geschrieben und sonst würden diese Diskussion so nicht stattfinden ;-).
        Das ist natürlich Quatsch. Ein gutes, sozialkompetentes Elternhaus hilft.
        Beiden Geschlechtern.
        Es ist aber kein Geheimrezept dafür, dass sich jeder Junge aus einem solchen Elternhaus sozialerwünscht (konzentriert, freundlich, sozialkompetent, …) verhält.

  2. Mein Wahlspruch: Man kann Kinder nicht erziehen, früher oder später machen sie einem eh alles nach. 🙂

    Wie oft haben Sie Ihren Söhnen beim Thema Paare beiläufig und selbstverständlich gesagt: „Nun, wenn Du Dich später mal in einen Mann verliebst, dann heiratet Ihr vielleicht auch mal wie ich und Mama.“

    Ich glaube, wir sollten offen bleiben und auf die Kinder reagieren, aber auch uns hinterfragen auf unsere Stereotype und sie ab und an mal hinterfragen bzw. was anderes ausprobieren – ist interessant, wie sich das anfühlt wenn man das zum ersten Mal ausspricht. Aber auch, wie selbstverständlich das werden kann, wenn man sowas öfter macht – das regt das Denken über die Welt gut an.

    1. Ich hab das bei meinem Sohn ab und zu gemacht, und der war immer superentrüstet: „Aber MAMA, ich bin doch nicht SCHWUL!!!!!“
      Der Gruppendruck funktioniert ab einem gewissen Alter ziemlich gnadenlos – und in vielen Jungsgruppen ist „schwul“ nach wie vor ein übles Schimpfwort.

      1. Auch da hilft Entspannung: Wenn man darauf nicht wie eine Tarantel reagiert, sondern entspannt nachfragt: „Ehrlich nicht?“ „Warum eigentlich nicht?“ „Eigentlich schade, du der … der ist auch so und wirklich supernett.“ Oder „Weißt Du eigentlich, was das ist?“ – Und dann beiläufig darüber redet, hinterläßt das sicher Spuren! – Natürlich wird auf dem Schulhof erstmal weiter „schwul“ geschimpft, aber vielleicht nicht mehr mit der tiefen Überzeugung und wenn dann später doch mal rauskommt, dass das Kind selbst oder ein Freund des Kindes sich vom gleichen Geschlecht angezogen fühlt, reagiert das Kinde vielleicht etwas anders als der Rest des Freundeskreises – und könnte sogar zu den Eltern zurerst zum Coming-Out kommen? Dann hätte sich das doch gelohnt, finde ich.

  3. Ohne das Buch gelesen zu haben, meinen Senf dazu:
    Jungs und Mädchen, bzw Männer und Frauen sind nicht gleich. Auch wenn es ausgeprägte interindividuelle Unterschiede gibt, gibt es statistisch signifikante Unterschiede zwischen den beiden Gruppen. Die Ursache dafür liegt auf jeden Fall auch in der Biologie. In der Medizin sehen wir ja immer wieder die Problematik, dass Frauen z.T. schlecher behandelt sind als Männer, weil die meisten Medikamentenstudien zumindest in Phase I an Männern durchgeführt werden, aber auch weil Symptome sich anders äußern. Diese unterschiedliche Biologie, die sich auch auf Verhalten auswirken kann, lässt sich nicht wegdiskutieren. Ist aber aus meiner Sicht gar nicht das Problem: wir sollten Männer und Frauen respektive Mädchen und Jungs nicht als gleich ansehen- sondern einfach nur als gleichwertig. Und während Jungs lernen müssen, ihre Aggressionen zu zügeln, müssen Mädchen ihre Schüchternheit und das „klein und niedlich“-Verhalten ablegen lernen, weil beides unserer Gesellschaft nicht gut tut. Von Geschlechterrollen abweichendes Verhalten wiederum, das niemandem schadet (das Kampfsport betreibende Mädchen, der geschminkte Junge) sollte einfach akzeptiert werden.

  4. Ich verstehe nicht, warum zum Teil so massiv abgestritten wird, dass Jungs i. d. Regel und der Gesamtheit „anders“ ticken als Mädchen. Aus meiner 15-jährigen Berufserfahrung als Lehrerin weiß ich sehr wohl, dass 98% unserer offensichtlich „SChwierigen“ Jungs sind; Mädels werden eher selbstdestruktiv und flutschen dann lange unter dem Radar durch. Jungs schlagen eher Radau. Das System Schule – viel Sitzen und viel Labern – ist auch etwas, mit dem Mädchen eher zurecht kommen als Jungs; ich sage nur: Bewegungsdrang, Grobmotorik vs. Feinmotorik…das ist doch nicht alles nur „falsche“ Sozialisation!
    In meiner Wohnanlage leben fast nur Jungs. Die interessieren sich nur dafür, mit dem Rad herumzufahren und „Einsatzfahrzeug“ zu spielen, mit dem Ball herumzuwerfen, mit dem Laserschwert zu fuchteln und sich gegenseitig zu verhaften und ins Müllhäuschen zu sperren. Die Mädchen fahren auch Rad, sitzen aber sonst gerne beisammen und „ratschen“ und betütern irgendwelche Teddybären…alle von repressiven, ultrakonservativen Eltern erzogen? Ich glaube nicht!
    Meine Erfahrung, dass besonders Jungs durch das momentane schulische System benachteiligt werden, lässt mich sehr für eine „artgerechte“ Herangehensweise an Jungs plädieren; dass ich selbst, aufgewachsen in einem Mädchen- und Frauenhaushalt, wenig mit meinem Sohn anzufangen wußte, weil er eben so „anders“ tickte als wir alle, tut mir heute noch leid. Wissen über „artgerechten“ Umgang mit Jungs hätte mich weitergebracht als das damals allgegenwärtige „Gib ihm doch eine Puppe, es gibt keine Geschlechterunterschiede, alles nur anerzogen bla bla bla“. Ich gab ihm die Puppe. Er machte „Brumm brumm“ und behandelte sie wie ein Auto und fuhr damit auf dem Teppich herum. I rest my case.

    1. Aber vielleicht haben in Deiner Wohnanlage alle ihre Jungs angeschnauzt, sobald sie eine Puppe in die Hand genommen haben, oder lieber ein T-Shirt mit Pferd drauf anziehen wollten, sie könnten schließlich schwul werden und „Jungs machen das nicht“.
      Wird ja behauptet, dass das alle Eltern machten.

      1. Man kann ja immer nur aus eigener Erfahrung machen… ich kenne da auch den ein oder anderen Vater, der seinem Sohn die Spieleküche verbietet, weil das „Mädchenkram“ sei und er lieber mit Bagger & Co spielen sollte. Und genauso ernte ich komische oder belustigte Blicke, wenn meine Tochter minutenlang an einer Baustelle halten muss, um zu kommentieren welcher Bagger gerade was tut und da ganz begeistert ist.

        Ich finde es schwierig, genderneutral zu erziehen. Klar, spiele ich mit meiner Tochter auch mal wild, spiele Fußball mit ihr und schau ihr beim Klettern und bolzen zu. Aber genauso oft sitzen wir zusammen, lesen Bücher und machen Puzzles.

        Und der Sohn einer Freundin bevorzugt eben Drachen und Ritterburgen, zieht sich aber auch gerne mal die Kückenschürze um, um einen Kuchen zu backen.

        Mich nervt viel eher, dass alles, was man tut und macht irgendwie hinterfragt werden muss. Kann man nicht einfach aus dem Bauchgefühl heraus entscheiden, was fürs Kind am Besten ist?

      2. Aber irgendwie ist es doch spannend, dass eine „drohende“ Homosexualität immerhin oft noch ein Diskussionsthema ist, oder? Und meist eher bei Eltern von Jungs als von Mädchen.

      3. Also, ich wohne in einem recht bürgerlichen Wohlstandsgebiet und die Leute machen einen recht relaxten Eindruck und keinesfalls den spaßbefreiter Bibel- oder Koranfundamentalisten.Der eine Papa macht irgendwas mit Liverollenspielen mit Schwert, aber das war’s dann auch schon an spezifischer Affinität zu klassischen Männlichkeitsritualen. Zwar herrscht das schichttypische Familienmodell Papa-macht-Vollzeit-Mama-Teilzeit, aber so vom Habitus her wirken die alle relativ offen.
        Was sicherlich gnadenlos gut funktioniert ist der Gruppendruck – kann mir gut vostellen, dass einem Knaben mit Vorliebe für, sagen wir, rosa Kleidchen schon deutlich erzählt werden würde, wie man sich so als Junge zu verhalten hat – aber eben von den anderen Jungs. Keine Ahnung, woher die diese festgefügte Überzeugung beziehen, was typisch für Jungs und Mädchen ist – Medien?

        1. Na ja, das mit der Kleidung ergibt sich irgendwie automatisch, da man ja entweder nur rosa Rüschenkleidchen oder dunkelblaue/khakifarbene Pullis mit Baggern drauf kaufen kann. Es wäre schön, wenn Spielsachen, Kleidung, etc. nicht mehr so dermaßen „farbcodiert“ wären.
          Ich (Jg. 74) kann mich dran erinnern, in meiner Kindheit alle möglichen Farben getragen zu haben, nur definitiv kein rosa. (Gab es wohl auch einfach gar nicht.) Ich habe es aber auch nicht vermisst, denn mit dunkelblauen Jeans kann man viel besser durch den Matsch robben, ohne dass Mutti schimpft. Außerdem kommt man im Tutu auch ganz schlecht auf Bäume.
          Umgekehrt verleiten Klamotten mit aufgedruckten Skateboards, Flugzeugen und Begriffen wie „Power“ und „Action“ dann auch zu entsprechenden Tätigkeiten…

          1. Ja, das ist natürlich schlau von der Industrie, die kann auf die Art und Weise fast den doppelten Umsatz machen – ich bin inden 70ern groß geworden und das Gewand war weitgehend geschlechtsneutral und konnte wunderbar von mehreren Kindern, ob Söhne oder Töchter, genutzt werden.
            Andererseits muss ich sagen, nach der ersten Runde schlammgrau-schlammbraun-schlammblau-schlammgrün bei meinem Sohn war ich mehr als erfreut über die schönen zarten Rosatöne, in die ich meine Babytochter stecken kann….:-)

  5. Ganz tief in der Trickschublade von Erziehern liegt ein Zettel, auf dem steht „Mädchen sind anders, Jungs auch!“. Das heißt: Ja, es gibt Genderzentrierte und Genderorientierte Erziehungsstile und geschlechtergerechte Erziehung. Und die Umsetzungen unterscheiden sich individuell von Erzieher zu Erzieher und von Kind zu Kind und so weiter.
    Es fängt sogar noch früher an: Beide Eltern anwesend? Alleinerziehend, wenn dann wer? Und dann, welche Prägung gibts zu Hause in der Primärgruppe Familie? Kinder sind nicht die Wunscherfüller ihrer Eltern – Der Junge will mit Puppen in die Spielküche? Klar warum nicht? Ein Mädchen repariert Dreiräder auf der Werkbank? Klar. Wichtig ist doch nicht zuletzt: Das Kind (genderneutral) will spielend lernen und sich erfahren und dazu gehört auch, dass es lernt wie sich die Erwachsenen verhalten wenn es tut was es tut. Basis dafür ist die gute Bindung zu den Eltern und allen anderen direkten Bezugspersonen – das Thema wurde hier auch schon mal behandelt: Was tun wir unseren Kindern an – https://kinderdoc.wordpress.com/2014/01/29/was-tun-wir-unseren-kindern-an/
    Und jetzt ein ganz tiefer Griff in eine Klischeekiste (und ich bin mir bewusst, dass dies ein Klischee ist): Ein Alleinerziehnder Vater hat seinen Sohn, seit er die Sorge übernommen hat, zu einem hohen Grad an Reinlichkeit hin geführt. Es gibt Spielhosen für drinnen und draußen, Jhände waschen, Zähne putzen usw. sind keine Themen – sie weden einfach erfüllt. Der Junge (4J.;3M.) zieht sich selbständig an/aus und beherrscht die Vewendung einer Waschmaschine. Er spielt – grobmotorisch sicher – gut Fussball mit den anderen Jungs und ist treusorgender Puppenvater und somit auch gern gesehener Spielpartner der Mädchen seiner Gruppe. Also Entwicklung ist Topp und darum gehts.
    Aber schon allein, dass es bei Amazon eine eigene Rubrik „Jungenratgeber“ gibt, zeigt dass geschlechtergerechte Erziehung ein Thema ist – und im fachlichen Arbeiten ist es ein extrem Wichtiges.

  6. Unsere 2 Jungs sind dann wohl Klischeejungs. Spielen am liebsten mit Bällen und Fahrzeugen aller Art. Raufen lieben sie außerdem. Da haben wohl alle Puppen und Kinderküchen im Spielangebot wenig geholfen. Ich persönlich finde aus beruflicher Perspektive immer wieder fragwürdig, warum Raufen (= Jungs=Klischeeschublade) verboten wird, aber Zickerei (=Mädchen=Klischee) toleriert wird. Im Rahmen von Zickerein fallen oft wirklich verletzende Worte. Jungs werden oft eher körperlich bei Differenzen. Wie wäre es, beiden Geschlechtern die Kompetenzen zu vermitteln Differenzen ohne bleibende seelische oder körperliche „Schäden“ zu lösen?
    Und nun dürft ihr wegen all der Klischees schimpfen…

  7. Ich habe 2 Jungs (24 und 17) und eine Tochter (10) und das sind 3 verschiedene Persönlichkeiten. Der Große bis drei ein Mamakind und pflegeleicht in der Schule nicht der beste aber ein zielstrebiger Mensch: qualifizierenden Hauptschulabschluss, Realschulabschluss, Bäckerlehre beendet, 2. Lehre bei McD und jetzt Schichtführer.
    Der Mittlere als Kleinkind sehr eigensinnig, introvertiert und intelligent (ABC vom großen Bruder gelernt und allein mit 5 lesen gelernt ohne Hilfe), hatte jetzt ganz schlimm Pubertät und ist etwas lernfaul und unentschlossen. Beide Jungs verstehen sich bestens, Raufen und Kämpfen kam bei uns nicht vor, der Große hat von 6 bis16 Schach gespielt und Fußball, der Mittlere etwas Fußball von 7 bis 9, nur dem Papa zuliebe, Pokémon und Minecraft ist seine Welt, früher auch Bücherlesen.
    Und unsere Kleine neugierig, bewegungsfreudig, handwerklich geschickt, Leseratte, Lego und Fillys, Barbie und Fussball.
    Ich sehe bei mir 3 verschiedene Persönlichkeiten und keine Jungs/Mädchen-Unterschiede nur bei den Klamotten gibt es welche. Übrigens mein Mann kocht gern und shoppt gerne und ich muss ihm Computer ,Handy und Receiver einstellen.

  8. Ich habe auch einen solchen Jungen, von dem hier so viele Mitforisten berichten. Ruhig. Konzentriert. Interessiert sich schon früh für klassische Musik.
    Und trotzdem: er ist völlig anders als alle Mädchen in der Umgebung und ebenso anders als ich, seine Mutter, als Kind war.
    Mein Interesse für das Buch ist jedenfalls geweckt. Auch weil ich mich mit dem Thema „Schulsystem in Deutschland“ gerade auseinander setze. Und wenn nicht alles in dem Buch zu 100% auf meinen Sohn zutreffen wird, kann das trotzdem ein gut geschriebenes Buch mit wichtigen Anregungen sein!
    Daher: vielen Dank für die Empfehlung!

  9. Mal was ganz anderes dazu, was ich einen lustigen Zufall finde: ich habe vor wenigen Tagen durch eine Buchvorstellung ein anderes Buch entdeckt, das (auch) „artgerecht“ heißt und wo auch über den „provokanten“ Titel gesprochen wurde. Das lese ich jetzt erstmal und dann schau ich mir das andere artgerechte Buch an. In dem Buch von Nicola Schmidt, das ich gerade lese, geht es darum, wie man Babies „artgerecht“ behandeln kann. Also nicht verwechseln, wenn einer das eine oder andere Buch in die Finger kriegt oder davon redet!

  10. Auweia, der Kinderdoc hat im Internet behauptet, zwischen Jungen und Mädchen bestehe per Biologie ein UNTERSCHIED! Sowas Konservatives! 😉 Und das in Zeiten, wo sich gefühlt alle Twitterer und Blogger sofort Schnappatmung bekommen, wenn ein Produkt nicht absolut genderneutral deklariert wurde…

  11. Ehrlich gesagt verstehe ich die Aufregung mancher nicht ganz. Okay, ich habe noch keine eigenen Kinder. Trotzdem hab ich in Form von Kitas, Skischulen, Kinderkrankenhäusern in meinem bisherigen Leben viel mit Kindern zu tun gehabt und mit ihnen gearbeitet. Und überall habe ich bisher Unterschiede zwischen Jungs und Mädels festgestellt. Logischerweise. Der Umgang in Konfliktsituationen ist zum Beispiel meistens ein anderer. Auch Siege und Niederlagen werden unterschiedlich verarbeitet. Herangehensweisen sind andere und so weiter und so fort. Und meiner Meinung nach macht es doch gute Eltern aus, wenn sie darauf eingehen und solche Unterschiede auch in ihrer Erziehung beachten. Das hat doch nichts damit zu tun ob ein Kind mit Puppen spielt oder mit Autos oder ob ein Kind Klavier spielt. Mein Cousin hat lange Ballett getanzt, spielt Geige und ist ein sehr konzentriertes Kind. Trotzdem gibt es deutliche Unterschiede zu seinen Schwestern. Und die kommen auch einfach daher, dass er ein Junge ist. Ich selbst hab dagegen nie mit Puppen gespielt – fand ich doof – dafür mit Autos. Außerdem bin ich auf Bäume geklettert und mein Papa hat mit mir Ball gespielt. Wir wurden sicher nicht mädchenhaft erzogen, meine Schwester und ich, und Trotzdem sind wir voll die Mädchen. Klar gibt es immer Ausnahmen und da gilt es auch drauf einzugehen, aber grundsätzlich ist doch nicht falsch daran Jungs Jungs sein zu lassen (genau das gleiche gilt für Mädchen) Und um was anderes geht’s hier doch gar nicht.

    1. Da haben Sie jetzt aber ausgerechnet eine notorische Propaganda-Seite der sogenannten „Männerrechtsbewegung“ erwischt, lieber Kinderdoc.

      Klar, das sind teils interessante Studien, aber die Auswahl ist etwas, nunja, einseitig.

  12. Schade finde ich hier v.a. Kinderdocs Art, gegenteilige Meinungen ins Lächerliche zu ziehen. Ist natürlich einfacher, als über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und sich zu fragen, warum Geschlechterklischees immer wieder neu reproduziert und vergesellschaftet werden. An den biologischen Gegebenheiten liegt es jedenfalls nicht.

    1. Schade, dass das so rüberkommt, wenn ja, tut es mir leid. Man muß das ja nur nicht immer mit absolutem Bierernst angehen – das Buch ist da übrigens auch sehr entspannt und locker (der Titel darf ruhig lustig empfunden werden).
      Am besten gefällt mir die Sichtweise, dass unsere Gesellschaft grundsätzlich Probleme hat mit „wilden Kindern“, egal, ob Junge oder Mädchen. Es wäre aber ein hoher Tellerrand zu glauben, wilde Mädchen seien so häufig wie wilde Jungs.
      Da ist es egal, ob biologisch oder soziologisch argumentiert wird.
      Aber Danke, dass ich auch meine Meinung haben darf, die jede hier gerne ins Lächerliche ziehen darf. 😄

  13. Erziehung wird bei Geschlechtsunterschieden definitiv überbewertet. Wir wollten genderneutral erziehen. Ehrlich und bemüht. Herausgekommen ist: Sohn 1 hat im Alter von 2 oder 3 monatelang Baustellentourismus betrieben. Ich kannte irgendwann jede Baggerart …
    Sohn 2: 1. gesprochendes Wort: Auto. Interessant war nur, was Räder hatte. Alles andere: Keine Chance.
    Mit 3 Jahren kam mir Sohn 1 mit einer Banane in der Hand entgegen, die er als Pistole benutzte – in Ermangelung „echter“ Spielzeugpistolen, weil wir so etwas ablehnen. Woher er Pistolen kannte? Keine Ahnung …
    Wir waren und sind chancenlos.

  14. Bei uns – älterer Sohn und jüngere Tochter, wir haben nie bewusst Unterschiede gemacht, haben ihnen anfangs das selbe Spielzeug gegeben, beide sind sehr bewegungsfreudig, sie haben den gleichen Sport getrieben, die gleichen Instrumente gelernt und waren trotzdem von Anfang an unterschiedlich.
    z.B. hatten beide das gleiche Lego-Flugzeug, der Sohn ließ es durch die Luft sausen, während die Tochter ihrem ein bequemes Bettchen machte 🙂

  15. hier : 1 Sohn, 2 Töchter, gleichaltrig.
    von der ersten Minute an quasi alle 3 die gleichen Erfahrungen.
    trotzdem : Sohn : Bagger, Stöcke, Steine, Autos, Baustellen bewundern..etc…meine Töchter langweilten sich bei jedem Laster zu Tode….mussten sie aber durch, dafür konnte er prima Gänseblümchenketten knüpfen…( sie wissen was ich meine)
    😉

  16. Sicher ist es so, dass in der heutigen Zeit Jungs eher das Nachsehen haben. Stillsitzen in der Schule, schön Schreiben, bunte Bilder malen bereits im Kindergarten, das sind die Herausforderungen, die unser Junge meistern muss(te). Dass er statt der vielen bunten Bilder wunderschöne, detail- und umfangreiche Legobauwerke geschaffen hat, kam in der Entwicklungsbewertung leider nicht vor.
    Andererseits sind unsere beiden Kinder (Junge und Mädchen) völlig verschieden in ihrer Herangehensweise. Der Junge schaut sich immer alles erst genau an, versucht die Situation zu erfassen und probiert dann erst die Schaukel oder den Roller aus. Dabei ist er generell sehr weinerlich, jammert sofort, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt oder er nur den allerkleinsten Kratzer abbekommen hat. Das Mädchen dagegen stürzt sich sofort auf neue Dinge, steigt ohne Vorbehalte auf die Wippe oder das Laufrad und wenn sie hinfällt und sich die Knie aufschrammt, dann schaut sie kurz verwundert und macht dann sofort weiter. Da wir versuchen, nicht „typisch Junge“ oder „typisch Mädchen“ zu erziehen, würde ich unsere Erziehung als Ursache eher ausschließen 🙂

    1. Habe ja keine Ahnung wie alt dein Sohn ist, aber hier ist es ähnlich.
      In der Trotzphase wurde hier nicht wütend gebrüllt und sich auf den Boden geworfen, wenn etwas nicht funktioniert hat, es wurde geheult. Und mit fünfeinhalb ist es noch immer so, dass er eher jammert und heult als wütend zu reagieren … das fand auch seine Erzieherin interessant, abgesehen davon hat sie mit den Jungs gerauft (mit klaren Regeln) und hat Legobauwerke und Fahrzeuge genauso in die Entwicklungsabschätzungen einfließen lassen wie schön gemalte Bilder/Gebasteltes … ich finde Erzieher, die es nicht hinbekommen, sowas differenziert zu betrachten, sollten sich mal eine Nachschulung zu Gemüte führen … allerdings sind in unserer Kita auch einige männliche Erzieher unterwegs und auch Frauen die eher burschikos sind, neben den klassischen Erzieherinnen.

      Persönlich fände ich es schöner es was mit „Artgerechte Haltung für Wildkinder/Rabauken“ oder sowas in der Richtung zu nennen, eben um diese Jungsklischees nicht so zu bedienen … wir haben auch ein „Jungserziehungsbuch“ zur Geburt meines Sohns bekommen, ich habe es mir aus Neugierde vor zwei Jahren mal durchgelesen und bis auf die Anregungen auf die wir mit etwas Nachdenken selbst gekommen sind und die meiner Meinung nach für die meisten Kinder gültig sind, haben die Ratschläge für meinen Sohn nicht gepasst, aber vielleicht für meine ein paar Monate alte Tochter?

      Was genau Jungs-Aha-Momente sein sollen, kann ich nun nicht so sagen, ausser vielleicht das „Ich möchte nicht, dass du am Esstisch mit deinem Penis spielst.“ … aber wer weiß was da noch kommt XD

  17. Spätestens in der Pubertät gilt:
    Gib ihnen bei Stress(/Konflikten/Differenzen/Unwohlsein/schlechten Noten/bitte vervollständigen nach Wahl/) einen Ball und schick sie auf die Wiese. Nach 30 min sind sie umgänglich und normal und meist auch für 3 h beschäftigt.
    Schau das Mädchen nur schief an und sie textet dich 30 min nieder und spricht dann 3 Tage kein Wort mehr mit dir.
    4 Jungs, 2 Mädchen.
    Keine Frage, was besser lief 🙂
    Anna

  18. So aus dem blauen geschrieben, weil ich nur die Rezension gelesen habe, aber nicht das Buch.
    Aus der Erfahrung heraus sehe ich es schon so, dass man Jungs anders anpacken muss, als Mädels. Jungs raufen nunmal mehr, toben mehr, genießen das Kräftemessen, während Mädels schon eher die feineren sind, die nicht so körperlich spielen. Es gibt immer Ausnahmen, die sollte man dann bitte auch so sein lassen, wie sie sind, und auch Mädels bevorzugen mal ein wildes, körperliches Spiel – gerade mit Erwachsenen. Aber im Durchschnitt spiegelt das Buch vermutlich meine Erfahrungen als Übungsleiterin wieder. Reine Mädelsstunden laufen definitiv anders und mit einem anderen aus der Gruppe kommenden Interesse ab, als reine Jungsstunden. Beide sind zu handeln, meistens müssen die Jungs aber klarere Grenzen haben, die testen diese nämlich mehr.

    1. Sehe ich leider ein wenig anders. Schon früh wird ja den Mädchen erzählt (Oma, Erzieher, mediale Umwelt, Spieleindustrie = Gesellschaft), dass sie doch die braven zu sein haben. „Peter zieht mich an den Haaren!“ „Ach lass doch, so sind Jungs eben!“ Ihnen werden im Kindergarten Bastelsachen hingelegt, wären die Jungs ruhig mit dem Ball durch die Gegend rennen dürfen. In diese Erwartungshaltung gedrängt, läuft natürlich das Mädchenspiel auch anders ab. Mädchen werden beim lauten Spielen schneller zurück gepfiffen – bei Jungs drückt man eher mal ein Auge zu. Sind ja Jungs. Und die Irritation, wenn ein Mädchen mit blauen „Jungsschuhen“ in die Kita kommt, war bei uns nicht anders, als wäre ein Junge im Rock gekommen. „Aber das sind doch Jungensschuhe. Gab es die nicht in rosa?“

      1. Also ich erzähle schon beiden, dass sie sich zu benehmen haben. Grenzen werden beiden deutlich gesetzt. Ich habe oft eher das Gefühl, dass es bei Mädchen dann auch schnell mal als total „niedlich“ durchgeht, wenn sie frech werden.
        Also als Übungsleiterin hab ich die ersten 5 Minuten, bis alle endlich mal da waren, die Kids meist machen lassen, was sie wollen. Da waren genug Mädels, die Ball spielen wollten, oder Jungs, die sich beim Seilspringen beteiligten.
        Auch in der Stunde war mir das „Rollencliché“ egal. In meiner Tanzstunde waren auch Jungs, die kamen genauso gut klar, wie die Mädels, aber wenn einer irgendwem an den Haaren zog war es mit egal ob Mädel oder Junge, die Konsequenz waren 5 Minuten Spiel, oder Trainingsauschluss (oha, die Stille Bank :D). So oder so… Die Mädels waren aber im Durchschnitt die, die ruhiger waren (Durchschnitt… Nicht individuell… Da gab’s bei beiden Geschlechtern in jede Richtung Ausnahmen).

  19. Wie wäre es, wenn wir BEIDEN GEschlechtern, Mädchen wie Jungs, etwas mehr „Wildwuchs“, Ungestümheit und analytisches Auseinandernehmen von Dingen (das sind doch die typischen Jungsklischees, oder?) zugestehen würden, wenn sie sich denn abzeichnen?

  20. Aus dem Hilfeplan des Jugendamtes unseres Sohnes,ca 22 Jahre her,geschrieben von einer Frau:
    N. mag gerne kochen und backen,diese eigentlich Frauen typischen Verhaltensweisen bekam er wohl von seinem Vater der Hausmann ist übermittelt…..

    Da wundert es mich dann auch nicht mehr das unser Sohn meuterte weil wir unserem Enkel und Pflegekind erlauben mit Puppen zu spielen.
    Sein Kommentar: Ich will doch nur nicht das er Schwul wird…..
    Ich:
    Puppen haben damit doch nun wahrlich nichts zu tun,wenn er Schwul werden sollte ist es auch nicht schlimm
    Er:
    Doch,Schwule sind doch alles Kinderfxxxxx !!
    Ich:
    Wer hat dir denn diesen Müll erzählt?? Das hat doch nichts damit zu tun das Mann auf Kerle und Frau auf Frauen steht………
    Er:
    Ich will aber nicht das er mit Puppen spielt damit er nicht doch noch schwul wird….

    Ich:
    Hast du aber auch

    Er:
    ………….

    Kopfschüttel………………

    Fazit:
    Wer seine Kinder „Artgerecht“ aufwachsen lassen möchte sollte sie den Einflüssen der Mitmenschen entziehen,sonst kommt so etwas dabei heraus……

  21. @Julia, vielen Dank, perfekt geschrieben!
    Die Rezension an sich und auch das Buch sehe ich durchaus kritisch, selbsterfüllende Prophezeiungen und so.

    1. Mmmh. Seltsame Aufregung. In Anbetracht dessen, dass in unserer Geesellschaft Jungs oft „schwieriger“ sind als Mädchen und ihnen oft ADS unterstellt wird, obwohl sie einfach Jungs sind – darf ruhig ein solches Buch geschrieben werden.

      So liberal wir alle sind, schön, toll, ja, Jungs dürfen auch mit Puppen spielen, kochen und sticken, gibt es trotzdem Grundverhaltensmuster, die die meisten, jaja, nicht alle, Jungs an den Tag legen.
      Schaut mal in die Fussballvereine. Schaut mal, wie ein Jungsspiel abläuft und ein Mädchenspiel.

      Es gibt immer „meiner war ganz anders“ und Genderism ist Schrott, ganz klar, aber genauso, wie man extrem genderfrei erziehen möchte, weil das gerade so hip ist, ticken viele Jungs, jaja, nicht alle, anders als Mädchen.
      So, wie Männer und Frauen.

      1. Genauso sieht es aus und ich verstehe gerade die Aufregung nicht. Jungs spielen anders als Mädchen (AUSRUFEZEICHEN) !!! Ich höre es so oft von anderen Eltern und sehe es immer wieder selbst. Selbst die Erzieherin meines Sohnes sagte man darf eigentlich nicht in Schubladen denken, aber in seiner Gruppe verhalten sich die Mädchen wie „typische Mädchen“ und die Jungs eben wie „typische Jungs“. Mein Sohn wurde einmal als einziger Junge zwischen 5 Mädchen auf einen Geburtstag eingeladen und er stach mit seinem Verhalten ziemlich hervor. Weil er einfach wilder gespielt hat. Das heißt nicht dass es nicht auch anders geht. Es gibt auch total ruhige und vorsichtige Jungs oder eben wilde Mädchen. Aber alleine durch die körperlichen Kräfte haben Jungs oft andere Bedürfnisse. Dafür puzzelt meiner sehr gerne und sehr gut und macht gerne Figuren mit Bügelperlen, soll wohl eher untypisch für Jungs sein. Es gibt kein festes Bild von jungen und Mädchen, aber doch Tendenzen und ich als Frau bin da wirklich sehr offen für so ein Buch. Was man davon anwendet oder doch blöd findet, entscheidet jeder ja dann selbst.

      2. Ich habe zwei, bald drei, Jungs und ein Mädchen und ja, alles drei sind unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Trotzdem empfinde ich die beiden Jungs zusammen oft sehr anstrengend, fordernd und ungestüm in ihrer Art an das Leben, Konflikte u. ä. heranzugehen. Und als Lehrerin sehe ich es auch: Jungsgruppen benehmen sich in der Regel anders als Mädchengruppen. Natürlich gibt es sanfte Jungs und wilde Mädchen. Aber wilde Jungs sind im Vergleich zu wilden Mädchen einfach noch einmal ein bisschen …. wilder ;-). Und deshalb sage ich es immer wieder gerne: Jeder Lehrerin und jeder Erzieherin tut es gut, einen Sohn zu haben. Man versteht vieles so sehr viel besser, was sonst als störendes, unangepasstes, bockiges und unerwünschtes Verhalten abgeurteilt wird. Deshalb sind solche Bücher wichtig. Der Genderzuckerguss hilft nämlich in keine Richtung, auch den Mädchen nicht, die durch bestimmte Eigenschaften andere „Baustellen“ haben. Auf jeden Fall sollte man immer zuerst das Individuum sehen. Aber darüber den Hintergrund nicht vergessen.

  22. Jetzt bin ich gespannt: kommt das Jammern, dass es zu viele Erzieherinnen und Lehrerinnen gibt & die armen Jungen keine Vorbilder mehr haben? Und nicht mehr laut sein dürfen? Und stänkern? Und ärgern? Keine Sorge – wird später im Berufsleben besser, da werden die „bevorzugten“ Mädchen wieder schlechter bezahlt & bei gleicher Eignung die Männer bevorzugt. – Tut mir leid, ein bisschen provokant, aber….

    1. Unser Sohn (gerade noch 4) hat neuerdings den Plan, Kita-Erzieher werden zu wollen. Seine Begründung: Er findet es blöd, dass es in seiner Kita nur Erzieherinnen gibt, denn Männer „können einfach besser spielen“. Und nein, da reicht es ihm auch nicht, dass ja zumindest der Kita-Leiter ein Mann ist.

  23. Ich habe eine Tochter und einen Sohn. Mein Sohn ist gerade eins, keine Ahnung, ob der „Junge-Aha-Effekt“ noch auf mich wartet. Aber was ich weiß: Meine Tochter (4) ist „anstrengend, energiegeladen und bewegungsfreudig“ – laut Buchbeschreibung bei Amazon also ein Junge? Sie testet ihre Grenzen aus und spielt leidenschaftlich Fußball. Mein Mann kann mit Fußball nichts anfangen, war als Kind eine Sportniete, ruhig und pflegeleicht. Kein Junge? Mein Sohn ist auch energiegeladen und bewegungsfreudig und liebt Bälle aller Art. Aber mir stellen sich die Haare auf, wenn ich mir vorstelle, dass irgendjemand ihm sein Jungs-Sein absprechen könnte, wenn er später lieber Klavier als Fußball spielt, sich als Sensibelchen präsentiert oder irgendwie anders aus dem Jungen-Klischee fällt. Genauso wie sich mir die Haare aufstellen, wenn jemand meine Tochter auf Mädchen-Klischees festlegen will. Aber ich habe das Gefühl, hier haben Mädchen tatsächlich einen Vorteil, wenn während ein „jungenhaftes Mädchen“ gesellschaftlich akzeptiert und eher positiv besetzt ist, wird ein „mädchenhafter Junge“ immer noch negativ betrachtet und nicht als „richtiger Junge“ akzeptiert. Lasst uns doch bitte Kinder einfach als Individuen betrachten, die individuell behandelt und erzogen werden wollen. Nicht als Träger einer Geschlechterrolle, die sie auf „passende“ Verhaltensweisen festlegt. Das wäre wirklich artgerecht.

    1. Sowas in der Art wollte ich auch schreiben, aber du hast das schon perfekt ausgedrückt.

      Ich habe noch nie erlebt, dass ein Mädchen z. B. kein Auto bekommt, während es Eltern gibt, die ihrem Sohn z. B. ne Puppe verweigern.
      Finde ich schlimm sowas.

    2. Trotzdem gibt es solche und solche Tendenzen, ob das jetzt tradiert ist oder nicht. Das Buch spricht doch keinem Jungen ab, Klavier zu spielen, oder Mädchen Fußball. Das ist doch gar nicht das Thema.
      Uns hat das Buch geholfen: Nach einem Erstlingsmädchen haben wir einen Jungen, die geübten Erziehungsschritte bei No 1 funktionieren bei No 2 eben nicht mehr. Und viel ließ sich auf das Geschlecht übertragen. Jeder macht da seine Erfahrung. Du mit Ein- und Vierjährigen eben (noch) andere.

      1. Das mit den geübten Erziehungsschritten geht mir auch so. Ich habe zwei Jungs, die grundverschieden sind in ihrer Art, Dinge anzunehmen und auszudrücken.

        Ich glaube, man darf schon über Jungs und ihre Rolle sprechen, man darf nur nicht biologisch, sondern muss soziologisch oder zumindest sehr differenziert argumentieren. Das Buch würde ich mir gern einfach mal ausleihen, um zu sehen, ob es diesem Anspruch gerecht wird.

      2. Dazu kann ich nur sagen: Ich kenne eine Mutter von 10 (!) leiblichen Kindern, gemischt Mädchen wie Jungs, auch Zwillinge dabei, die mir beim zehnten Kind klagte, dieses Mädel wäre anders als all die vorigen und ihre bisherigen Methoden würden irgendwie nicht helfen…

      3. Sicher gibt es Tendenzen, wenn man die Geschlechter in der Gesamtheit betrachtet. Aber wenn man ein einzelnes Kind betrachtet, können diese zutreffen, müssen aber nicht. Also wird man dem Kind in seiner Individualität nicht gerecht, wenn man die Erziehung an Geschlechtertendenzen ausrichtet.
        Ich bezweifele auch gar nicht, dass unter den Kindern, die mit den Anforderungen in unserer Gesellschaft und unserem Bildungssystem Schwierigkeiten haben, mehr Jungs als Mädchen sind. Und dass das daran liegt, dass bestimmte Wesenszüge bei Jungs häufiger vorkommen als bei Mädchen (ob nun rein biologisch vorgegeben oder auch gesellschaftlich geprägt, sei dahingestellt). Aber brauchen wir deshalb eine „jungengerechte“ Erziehung, oder nicht eher eine „wilde-Kinder-gerechte“? Damit wäre dann auch den „wilden“ Mädchen geholfen, gleichzeitig müsste sich kein männlicher Nerd zum Wildsein gezwungen fühlen ;-). Und Söhnen Freiheiten zu lassen, nur weil sie Söhne und keine Töchter sind – das werfen wir anderen Kulturkreisen gerne als rückständig vor….

    3. Dem ist nichts hinzuzufügen. Danke! <3

      (hab ein großes Mädchen und ein Zwillingspärchen. Und das kleine Mädchen ist der größte Rabauke von den dreien. Der kleine Bruder ist auch eher der ruhige Typ, mit Bewegung und Sport hat er's a nicht so 😉)

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