Tolle Twin-Tests zur Sprachentwicklung

scream and shout Eines der spannendsten, weil umstrittensten, weil variabelsten Themen in der Entwicklung von Kindern ist die der Sprache. Viele Berufene erteilen den Eltern Ratschläge, wann welche Sprache noch ok ist, wie sich Sprache entwickelt und wann man doch bitte „sofort zum Logopäden“ gehen sollte, damit dieser schaut, „ob auch alles noch gut ist“.

Ich möchte zwei einfache Fragebögen vorstellen, die im Internet zu finden sind, wissenschaftlich fundiert, und eine sehr gute Orientierung bieten, um die Sprachentwicklung des Zwei- oder Dreijährigen normal verläuft. Denn um diese Altersgruppe geht es: Ab Zwei werden die ersten Wörter deutlich und sinnbezogen gesprochen, die ersten Wörter zu Sätzen kombiniert, die aktive sprachliche Kommunikation des Kleinkindes tritt in ihre entscheidende Phase.

Ein halbjähriges Kind brabbelt, lautiert, blubbert, „erzählt“, ein Einjähriger verdoppelt die Silben zu Mama, Papa, Dada, Dudu und NeinNein. Das sind die ersten Grenzsteine der Sprachentwicklung. Sie sind extrem variabel, hängen von der Sprachkompetenz der Eltern ab (wird überhaupt gesprochen?), von Geschwistern, von Großeltern. Keinen Einfluß hat logischerweise Zweisprachigkeit: Das Kind wird sich meist die Sprache rauspicken, die es am meisten hört, die „Muttersprache“. Ist diese durchsetzt mit Akzent oder eine Sprachmischung, wird auch das das Kind kopieren. Also: Jedes Eltern spricht die Sprache, die er/sie am besten kann.

Bei Zweijährigen kreist alles um den Wortschatz. Eine ominöse Zahl wird immer genannt: 50 Wörter. Aber was bedeutet das? Es bedeutet, das Kind spricht aktiv 50 Wörter in seiner Sprache, in seiner Aussprache, in seinem Sinnzusammenhang, d.h. das „Wort“ Dudu für Auto, wenn es immer so für Autos benutzt wird, zählt als gesprochenes Wort.

Die Arbeitsgruppe um Suchodoletz und Sachse hat zur Orientierung den SBE-2-KT entwickelt, ein Fragebogen, den wir allen Eltern bei der U7 vorlegen. Er fragt vor allem den Wortschatz ab, denn darauf kommt es mit 2 Jahren an. Die Aussprache ist egal, die Grammatik spielt noch eine untergeordnete Rolle. Hier findet man ihn in deutscher Sprache und vielen anderen Sprachen, nebst Anleitung und Auswertung. Ich finde, eine gute Möglichkeit, um Spätsprachentwickler (so genannte Late Talker) zu fischen. Sie brauchen für die Zukunft ein größeres Augenmerk, manche holen auf, manche zeigen bereits jetzt, dass sie später Probleme haben werden. Kinder, die beim SBE-2-KT den Cut nicht schaffen, bestellen wir nach einem halben Jahr wieder ein, irgendwann während dieser Zeit erfolgt eine pädaudiologische Untersuchung. Ergibt sich keine Dynamik in der Sprachentwicklung – ab zum Logopäden.

Einen erweiterten Test zur Sprachentwicklung, den SBE-3-KT entwickelte die Arbeitsgruppe auch, er hat sich m.W. noch nicht ganz so durchgesetzt als Screeninginstrument, meist ist mit drei Jahren bereits eine Therapie eingeleitet oder zumindest ein Bewußtsein über die verzögerte Sprachentwicklung entstanden. Der SBE-3-KT beschäftigt sich nun auch mit Grammatik, Fragewörtern und Satzverknüpfungen. Wir setzen ihn vor allem dann in der Praxis ein, wenn kein Gespräch mit dem dreijährigen Kind möglich ist. Der Goldstandard ist natürlich immer die direkte Kommunikation zwischen Doc und Kind – das funktioniert bei der U7a mit drei Jahren oft erstaunlich gut.

Weder SBE-2-KT noch SBE-3-KT können in 100% die Sprachentwicklung vorhersehen. Manche zeigen in beiden Tests grottenschlechte Ergebnisse und knabbern dem Arzt mit 4 Jahren trotzdem das Ohr ab – in sauberer Grammatik und mit Riesenwortschatz. Aber: Fallen beide Tests sehr gut aus, bedeutet das für die Eltern und Erzieherinnen einen guten Anhaltspunkt für eine normale Sprachentwicklung. Weiteres bringen U8 und U9 in den Vorsorgeuntersuchungen und die Schuleingangsuntersuchung. Durch die Lappen sollte dabei kein Kind mehr gehen.

(c) Foto bei Flickr/Mindaugas Danys

 

38 Antworten auf „Tolle Twin-Tests zur Sprachentwicklung“

  1. Die frühkindliche Sprachentwicklung scheint so intensiv erforscht zu werden und doch auf ewig ein Rätsel zu bleiben 😀 Als Grundschullehrerin für das Fach Deutsch musste ich mich während des Studiums mit unterschiedlichsten Werken diesbezüglich rumschlagen und habe so viele, teil unterschiedliche Vermutungen und Behauptungen dazu gelesen. Letztlich entscheidet häufig wohl auch das Bauchgefühl der Eltern, ob da „etwas nicht stimmt“. Nervösen Eltern kann man noch so oft sagen „Das ist alles gut so“, wenn sie sich sorgen, dann sollten sie sich einen Rat einholen 🙂 Ich finde, die Sprachentwicklung der Kleinen äußerst interessant und könnte mir stundenlang Erfahrungsberichte und persönliche Wörterlisten durchlesen 😀

    Viele Grüße

    Lina

  2. Später Erbsenzählerei: “ Ist diese durchsetzt mit Akzent oder eine Sprachmischung, wird auch das das Kind kopieren“ – nein, so funktioniert kindlicher Spracherwerb nicht ganz. Kinder systematisieren beim Sprechenlernen und können tatsächlich „gebrochene“ Sprachen reparieren – bzw. sogar aus zwei brüchigen Sprachen eine richtige machen. So entstanden einst Pidginsprachen. Dass es natürlich am sinnvollsten ist, mit einem Kind die Sprache zu sprechen, die man am fließendsten kann, bleibt unbenommen ein guter Rat 🙂

  3. Spannend. Ich war selber betroffen, als beide Kinder sich mit der Sprache schwer taten. Beim ersten Kind habe ich den Kinderarzt bekniet zur Logopädin zu dürfen. Unter 3 Jahren gab es scheinbar kein Rezept. Das war schlimm. Habe mir ein Buch gekauft ( Würzburger Modell oderso) und das Kind immer zum Reden animiert. Ging so. Dann gabs endlich Logo. Bei Kind zwei gings schneller mit dem Rezept und war so effektiv in kürzester Zeit. Kind 3 ist ein Mädchen und scheint es nicht geerbt zu haben. Daher wünsche ich jedem Kind einen aufmerksamen Arzt.

    1. Heidelberger Elterntraining? Das Trainermanual habe ich auch zu hause. Konnte man auch ohne den Kurs besucht zu haben sich einiges rausziehen.

  4. Hallo,
    ich bin anscheinend so ein Late Taker (quasi nicht gesprochen bis 4, danach nur mit „eigenem Wortschatz“ und eigener Grammatik bis in die 4. Klasse trotz Sprachheilkindergarten. Was ich bis heute gerne habe sind Fachbegriffe 1 Wort ganz viel Inhalt. Der Normale Aufsatz waren 2 Satz Aufsätze (in 2,5 Zeilen, alles war drin und „plötzlich“ gehört echt nicht in eine Geschichte die in der Vergangenheit liegt, ich weiß ja alles bereits und wenn ich diese Information dann ohne Zusammenhang bringe habe ich die Struktur falsch aufgebaut um die Information zu übertragen).
    Dann in der 5. Klasse ab in die Ergo. Meines Erachtens hat alles wenig gebracht, außer ein Spaß am Ausprobieren vom Körper und Physik. Pfeifen und Fahrradfahren musste ich mir erst „erklären“ wie warum das physikalisch geht.
    Jetzt mit 25 (und Dipl.) würde ich sagen mit 23 Jahren ist ein „Knoten“ geplatzt, jetzt kann ich deutlich besser Sprechen und schreiben und mich bewegen.
    Sprachgefühl fehlt mir aber bis heute.
    Was ich mich bisher auch geweigert habe ist Auswendig lernen und etwas ungefragt zu übernehmen.
    Mit freundlichen Gruß
    ich

      1. Nein, nie getestet, glaube da ist der Leidensdruck meinerseits nicht hochgenug. Hab jetzt meine Niesche gefunden, die macht mir Spaß und will nichts dran ändern.
        Mit freundlichen Gruß
        ich

  5. Uebrigens stimmt es nicht ganz, dass Zweisprachigkeit keinen Einfluss auf die Sprachentwicklung hat. Es gibt inzwischen deutliche Hinweise, dass die Gehirnentwicklung bei zweisprachigen Kinder anfangs verzoegert ist:
    http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0095447011000660

    Das ist natuerlich kein Argument gegen Zweisprachigkeit, nur ein Hinweis, dass es kein Ammenmaerchen ist, dass zweisprachige Kinder oft anfangs laenger brauchen, bis die Sprache in Gang kommt.

  6. Ich frage mich nur, wie man das betrachten muss, wenn mein Kind „andere“ Wörter spricht.
    Viele der Wörter, die auf den Listen draufstehen, interessieren unser Kind nicht wirklich … dafür aber Mähdrescher, Maishäcksler, Dampfschneeschleuder, Solaranlage, Frontlader, Radlader, verschiedene Treckerfabrikate und anderes.

    Das gibt immer auffällige Sprachtests, weil wir bei den Wörtern aus den Fragebögen nicht mithalten können …

    1. Angeblich (ich habe gesurft…) sind sie wohl so konstruiert, dass sie bei möglichst allen Kindern einen entsprechenden Wortschatzausschnitt erfassen, also quasi als repräsentative Auswahl. Es ist wohl nicht immer so, dass genau diese 50 Wörter gezählt werden, die da stehen, sondern dass die angekreuzte Zahl quasi „hochgerechnet“ wird. Man berichtige mich, wenn ich Unsinn schreibe.
      Aber ich habe genau aus dem Grund über kinderdocs Post hinaus gegoogelt, weil ich auch so ein Kind wie du habe. Da kam „Kran“ auch lange vor „Mama“. Nur kamen dann die Listenwörter auch noch rechtzeitig.

    2. Zumindest bei unserer KiÄ kann man den Bogen noch frei ergänzen. Das war bei der Älteren unter Gekicher auch notwendig, die hatte zwei, drei einprägliche alberne Wörter im Wortschatz.

    3. Zusätzlich zum Fragebogen zählt ja auch die Untersuchung und das, was Mama und Papa sagen, wenn das Kind arg schüchtern ist. Wenn der Frage bogen kaum ein Wort angekreuzt hat, das Kind im Wartezimmer den anderen Patienten, dem Arzt im Untersuchungszimmer oder den MFAs am Empfang die Ohren mit seinen Sprachschatz absabbelt, wird es trotzdem nicht als „bedenklich“ eingestuft. Spricht ja, hat nur seine Prioritäten anders gesetzt.

      Und selbst wenn der Fragebogen „schlecht“ ausschaut und Kind sich vehement weigert vor den doofen Leuten da zu quatschen, bedeutet das ja nicht direkt, dass das Kind hoffnungslos verloren ist, sondern das der Arzt da nochmal etwas genauer drauf achtet, im Zweifelsfall weiterführende Diagnostiken anstrebt (wie eben der Hörtest) und notfalls auch die Therapeuten mitarbeiten lässt. Sollte sich dabei oder danach herausstellen, dass Kindle zwar konnte aber einfach nicht wollte, ist das auch gut und schadet dem Kind auch nicht.
      Schlimmer wäre es dagegen, wenn Kinder mit echten Defiziten nicht oder zu spät erkannt werden. Und auf irgendwas muss man ja die Fragebögen ausarbeiten. Da bieten sich Standardwörter wie Mama eher an als Exoten wie Dampfschneeschleuder. 😉

  7. Therapeuten findest du auch schlecht und unnötig, oder?
    Kommt auf jeden Fall so rüber. In einen Topf mit den Hebammen.
    Nur du selbst übst wohl unfehlbar?!

    Ehrlich, noch nur was positives hier über im Gesundheitsbereich gelesen.

    Was macht deine Frau eigentlich beruflich? Nur “ blöde“ Hausfrau?

    Schade!

    1. Wie kommst du jetzt darauf, wenn ich fragen darf? Ich lese da ein deutliches „ab zum Logopäden“, wenn ein Kind wirklich auffällig ist. Dass ein Kinderarzt nicht alle besorgten Eltern sofort überall hin überweist, wohin sie vielleicht gern gehen würden, weil die Nachbarin das empfohlen hat – das ist sein Job. Und ein guter Kinderarzt nimmt diese Herausforderung ernst und bildet sich fort, um allen Kindern gerecht zu werden.

      Denn es ist ja nicht so, dass Therapien nur immer gut sind. Erstens kosten sie Geld und vor allem Zeit – das ist ein Zusatztermin pro Woche, der in manchen Familien die organisatorische Balance völlig durcheinanderwirft.
      Zweitens integrieren Kinder und Eltern das ja in ihr Selbstbild bzw. Bild des Kindes: Es entwickelt sich nicht von alleine gut, es braucht Unterstützung, und die Freunde oder der Bruder brauchen das nicht. Die meisten Kinder werden da kein Problem haben, manche schon, und so einen Kandidaten habe ich zu Hause.
      Und drittens gibt es Therapien, die erwiesenermaßen nicht helfen, ich habe davon mal gelesen, was die Wirksamkeit von Ergo bei auditiven Wahrnehmungsstörungen anging.

      Deswegen, klar, ab zum Therapeuten, wenn es angebracht ist und er helfen kann. Ich habe im Freundeskreis gerade bei der Logopädie diesen Nutzen mittlerweile oft erlebt.
      Aber aus einer ärztlichen Abwägung des Nutzens ein Problem mit Therapeuten herauslesen – das halte ich für völlig fehlinterpretiert.

  8. Sprache ist ein wichtiger Teil der Kommunikation. Wenn keine Erkrankungen vorliegen, erlernen die Kinder die Sprache am besten in wirklichen Gesprächen zuhause und nicht nur in Kurzbefehlssätzen, mit Menschen, weniger durch Fernsehen, und im gemeinsamen Anschauen von Büchern, erzählen, singen. Ansonsten prägt auch der Kindscharakter, wieviel erzählt wird.

  9. Danke auch von mir, den U7a-Test habe ich gleich wiedererkannt (kürzlich ausgefüllt). Meine eigenen Kinder sprechen so gut, dass das Ausfüllen eher Fleißarbeit war, aber ich habe auch schon Fälle mitbekommen, in denen der Verzicht darauf blöde Konsequenzen hatte. Und klar, da werden auch Kinder als auffällig erkannt, die nachher normal sprechen lernen. Aber es geschieht ja nicht mehr, als dass man genauer hinsieht – und wenn sie dann aufholen, ist alles gut.

    Wenn man hier Zusatzpostwünsche äußern darf, dann wünsche ich mir eine Ergänzung zur phonetischen Dimension des Sprechens.

  10. supi, danke für die links!
    Was mich auch interessieren würde: ist eine diagnostiziert gestörte Sprachentwicklung auch ein mögliches item neben anderen zur Benachrichtigung des Jugendamtes wg Verdacht auf Vernachlässigung? Wird das dort akzeptiert?
    Dazu als Wunsch von mir (wenn ich schon dabei bin) für einen post vom kinderdoc: Wie läuft das mit der Zusammenarbeit Kinderarzt Jugendamt bei Verdachtsmomenten? Was muss alles vorliegen, dass die ärztliche Schweigepflicht einer Anzeige weicht? Wie redet man mit Eltern bei Verdachtsmomenten? Gibt es da auch eigene Erfahrungen in sensiblem Umgang damit?

    1. Bin nicht der Kinderdoc kann aber aus eigener Erfahrung berichten das der Verdachtsmoment schon dadurch erreicht sein kann das ein Arzt nicht genau zuhört , die Behandlung im Akkord hinter sich bringt (vom betreten des Behandlungsraumes,fragen um was es geht, bis zur Unterweisung der Assistentin und verlassen des Behandlungsraumes 3 Minuten) und bei einer fernmündlichen Nachfrage im Kindergarten eine Verletzung des Kindes dort verneint wird,dann klingelt schon 2 Stunden später jemand um das Kind zu retten.

  11. Wir hatten zur u6 und zur u7a jeweils auch diese Fragebögen. Nach der u6 war ein bisschen Sorge da, da er dort nicht so gut abgeschnitten hat.Der Besuch beim hno hat dann zu Tage gefördert, dass sein Dauerschnupfen mit ständig Wasser im Ohr daherging. Kurz danach ist sein Wortschatz dann auch explodiert. Bei der U7a hat sich unser kia den Fragebogen dann gar nicht mehr angeguckt nachdem ihm mein Sohn beim gemeinsamen Betrachten eines Bilderbuchs die ein Ohr abgekaut hat 🙂

  12. Ich bin das dritte von drei Kindern (je 5 Jahre Abstand). Angeblich habe ich kein „richtiges“ Wort gesprochen bis ich 3 Jahre alt war und da sagte ich dann: „Kann ich bitte mal die Butter haben?“ 🙂 Ab dann habe ich wohl normal gesprochen, aber auch gestottert, allerdings nur zu Hause. In der Schule habe ich nie gestottert, bis sich meine Eltern getrennt haben. Da habe ich auch in der Schule das Stottern angefangen. Irgendwann ab zur Logopädin: Nach ein paar Sitzungen sagte ich meiner Mutter, da gehe ich nicht mehr hin, das bringt nichts. War nie wieder da.
    Heute (ich gehe auf die 50 zu) stottere ich noch ab und zu, kann aber auch vor knapp 200 Leuten eine Rede halten, manchmal mit Stottern, manchmal ohne.
    Allgemein bin ich bekannt dafür, dass meine Redefluss manchmal gebremst werden muss 🙂 .

    1. Schade, bin mir sicher die Logopädin hätte dir helfen können.

      Im Erwachsenenalter ist ein Sprachfehler schlimm, finde ich.

      1. das stottern hat sich ja erst nach der Scheidung verstärkt. Was soll da ne Logopädin richten? Das ist ja eine Sache aufgrund der Trennung gewesen. Ne Logopädin ist ja keine Kinderpsychologin. Wenn das Kind wg. seelischer Verletzungen stottert, hilft es m.M. nach wenig.

      2. Mag sein, mag auch nicht sein 😉 .
        Die Menschen, die ich in den letzten ca. 20 Jahren kennengelernt habe, waren immer ganz erstaunt, wenn ich irgendwann erzählte, daß ich stottere 🙂 . Und eine Freundin, die ich in der Endphase ihrer Ausbildung zur Logopädin (!) kennenlernte, war sehr interessiert an den Mechanismen, die ich mir selber beigebracht hatte, um das Stottern zu verhindern bzw. zu minimieren 🙂 .
        Nu bin ich Ende 40 und stottere immer noch ab und zu. Würde mich selber allerdings auch als leichten Fall einstufen 😉 .

  13. Wir hatten alle 4 als Latetalker. Kind 1 schlüpfte gerade noch, bei Kind 2 waren wir länger im Ausland und bei den Zwillingen einen grosszügigen Arzt. Er meinte nur lakonisch, dass er sie in 6 Monaten nochmals sehen will und die Entwicklung engmaschiger verfolgen will. Knapp vor 3 haben sie den Knopf aufgemacht und geredet ohne Punkt und Komme, grammatikalisch völlig korrekt. Beide natürlich immer gleichzeitig – schliesslich hat Mama ja zwei Ohren…

    1. Das würden wir in der Linguistik eher als late bloomer bezeichnen – late talker zeigen in der Regel Defizite in Lexik und Syntax. Daher umso wichtiger schon so früh wie möglich mit der Diagnostik anzufangen. Unbedingt Gehör abchecken, wenn das Kind mit zwei auffällig erscheint. Sehr oft ist das der Grund, kann meist gut behoben werden und wir liegen dann vor der kritischen 4 Jahresgrenze. Es ist erfreulich, dass hier so dezidiert auf die Früherkennung und Therapiemöglickeiten eingegangen wird. Leider noch immer nicht der Standard bei den kinderärztlichen Us.

      1. diese Differenzierung kenne ich nicht, danke! Ein Zwilling brauchte tatsächlich Paukenröhrchen, doch dies kam erst später. Wichtig ist, dass man das ganze beobachtet und für mich beruhigend, dass der Arzt nicht gleich hyperventilierte nur weil sie nicht Lehrbuchmässig sich entwickelten.

  14. Mein Großer sprach kurz nach seinem 2. Geburtstag sein erstes (!) Wort überhaupt. Wir sind verrückt geworden vor Sorge. Heute hat er mit 7 Jahren einen derart breiten, differenzierten Wortschatz und eine so saubere Grammatik (inkl. Konjunktiv I bei indirekter Rede), dass seine Klassenlehrerin völlig fasziniert ist.

    Mein Kleiner sagte mit 9 Monaten „Mama“ und „Papa“, dafür hat er jetzt, mit 6 Jahren, Logopädie, weil er die Zischlaute (s, ch, sch, z) alle gleich ausspricht und m und n nicht auseinanderhalten kann (aufgrund von Hörproblemen wegen beidseitiger Paukenergüsse).

  15. Wer eine Sabbeltasche grossziehen möchte muss es nur so wie wir machen,bei den nächtlichen Fütterungen viel erzählen und singen das prägt ungemein.Lt.Kinderärztin war er sprachlich immer sehr weit entwickelt,wir fanden es einfach nur schön das er kaum Probleme hatte seine Wünsche zu äußern.
    Zudem hatte er auch seinen eigenen Kopf wenn ihm ein Wort unlogisch erschien,erst der Kindergarten hat es geschafft das er zum Beispiel Taschentuch und Flugzeug sagt,vorher bestand er auf Nasentuch und Fliegzeug.irgendwie ja auch logisch das Tuch wird ja für die Nase genutzt und das Ding am Himmel fliegt nun einmal und flugt nicht.Aber das er mit seinen jetzt sechs Jahren noch immer ohne Pause sabbelt wie einst Gisela Schlüter kann auch sehr,sehr anstrengend sein.

    1. Wir haben nachts nicht mehr als das nötigste gesprochen, da das Schlafenszeit ist. Dafür tagsüber viel miteinander gesprochen, erklärt, gesungen, vorgelesen… Tja, das erste Kind hat sehr früh sehr gut und viel gesprochen, ist auch so eine Sabbeltasche.
      Mit dem zweiten Kind haben wir es nicht anders gemacht und die ist nun so ein „Late Talker“. Kinderärztin hat uns erstmal zu HNO-Arzt zwecks Hörtest geschickt, ich werde da am Montag einen Termin vereinbaren. Allerdings haben wir das Gefühl, dass sie alles hört, was andere auch hören, aber vielleicht kann man sich da als Eltern ja auch täuschen. Wenn der Hörtest unauffällg ist, meinte die Kinderärztin könne man ansonsten wohl auch schon an „Frühförderung“ denken, also wohl auch „ab zum Logopäden“.

      Wenn man ein Kind hat, das sich in einem Bereich besonders gut entwickelt, bildet man sich als Eltern immer gerne ein, es läge an einem selbst. Ging mir mit meiner Großen nicht anders. Das kann aber durchaus auch einfach Glück bzw Veranlagung des Kindes sein, die sich mit anderer Behandlung durch die Eltern genauso gut ausgeprägt hätte.

      1. Wir haben nachts beim Flasche geben immer leise gesungen und geredet weil er bis zu 2 Stunden brauchte um wenigstes etwas zu sich zu nehmen,da droht man dann schon einzuschlafen und vom Sofa zu rutschen.Später kam dann heraus das er einen Herzfehler hatte und daher immer schnell erschöpft war und das halt auch bei der Nahrungsaufnahme.

    2. Solche Kommentare hoert man als Mutter eines Late-Talkers besonders gerne. Du musst nur genug mit ihm sprechen, singen und vorlesen, dann klappt das schon mit der Sprachentwicklung. Ist klar, wenn er also mit 2 Jahren noch nicht spricht, dann heisst das im Umkehrschluss, dass wir Eltern uns nicht genug Muehe gegeben haben?
      Wenn das so einfach waere, gaebe es deutlich weniger Kinder mit Sprachverzoegerung, denn viele Eltern wuerden lieber den ganzen Tag singen und vorlesen, statt sich mit Diagnostik und/oder Therapie herumzuschlagen…

      1. Hach ja, das kenn ich auch. Mach dir nichts draus, meine beiden waren auch Late-Talker und der Kleine hat jetzt bei der Schulanmeldung einen gigantischen Wortschatz bescheinigt gekriegt. Einfach weitermachen und die Lust an der Sprache, am Vorlesen und Singen nicht verlieren, indem es zur Pflichtübung verkommt.

        1. Ja, meiner ist jetzt 4.5 und hat ab seinem 3. Geburtstag auch aufgeholt. Heute spricht er ganz normal, war also eher ein Late Bloomer. Aber als er mit 2 noch gar nicht sprach, bzw. mit 2.5 nur in seiner eigenen Sprache, da wussten wir ja noch nicht, dass er ein halbes Jahr spaeter von allein loslegen wuerde.

          Damals hat es echt weh getan, wenn Muetter von Gleichaltrigen, die redeten wie kleine Wasserfaelle, immer mal wieder anmerken mussten, dass SIE ja auch gaaaanz viel mit ihren Kindern gesungen und gesprochen und vorgelesen haben…

  16. Wow, Sie verwenden echt Fragebögen in den Us? Find‘ ich super – bei uns gab es (bei zwei unterschiedlichen Kinderärzten) nur die Frage, ob + oder – 40 Wörter. Wie überaus entscheidend das ist, stellte sich später raus, als die Kinder als Autisten diagnostiziert wurden: Kind 1 (42 Wörter bei der U7) gilt als Asperger, Kind 2 (38 Wörter bei der U7) als frühkindlicher Autist. Einziges Entscheidungskriterium: die Sprachentwicklungsverzögerung (nach meiner Erinnerung, denn in den U-Heften ist durchgängig alles als ok angekreuzt). In der Folge läuft für den einen die Förderung übers Jugendamt, beim anderen übers Sozialamt.

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