Klare Ansage

Ich treffe die Mutter beim Edeka oder Tengelmann oder Rewe-woauchimmer. Normalerweise habe ich immer Probleme, die Gesichter auch den Namen zuzuordnen, aber da die Familie kurz vor Ostern zur U6 (mit einem Jahr) da war…

Ich: „Hallo, Frau Greipel, na, alles klar bei Ihnen?“
Mutter: „Jaja, alles ok. Gut, dass ich Sie treffe.“
Ich: „Ja?“
Mutter: „Ja. Ich wollte nicht so sang- und klanglos verschwinden. Also, die Sache ist die: Wir haben den Arzt gewechselt.“
Ich: „Oh, das tut mir aber leid. Was war denn nicht ok? Gibt´s einen Grund? Vielleicht…“
Mutter: „Ach, alles nicht so schlimm. Ich wäre ja auch nicht gewechselt.“
Ich: „Aha. Standen nicht auch noch ein paar Impfungen an?“
Mutter: „Ja, die hat der neue Kollege gemacht. Also der Grund für den Wechsel ist, naja, die Maja-Luise, die hat gesagt, sie möchte nicht mehr zu Ihnen kommen… Ich habe dann gefragt, ob wir zu einem anderen Onkel Doktor gehen sollen. Da hat sie ja gesagt.“

Na denn.
Achso… Lasst mal kurz rechnen, ja, Maja-Luise ist sechzehn Monate alt.

47 Antworten auf „Klare Ansage“

  1. Es gibt durchaus noch mehr und immer öfter Eltern, die Ihre Kinder in dem Alter alles entscheiden lassen, auch ob sie vom Arzt verordnete Therapien wollen oder nicht. Wenn nicht, dann wird das auch so akzeptiert und unterstützt. Bin auch oft sprachlos. Und wünsche für die kommenden jahre viel Spass oder sehr starke Nerven.

    1. Das ergibt dann Leute, die alles aus dem spontanen Gefühl heraus entscheiden, weil Fakten ja eh überbewertet werden. Müsste man ja nachdenken und sich informieren …
      Das erklärt gerade so vieles, was derzeit schiefläuft.

      1. Woher wisst ihr eigentlich alle, dass die Mutter nicht nachgedacht und abgewogen hat?

        Wenn es keine guten Grund für die Mutter gab, beim Kinderdoc zu bleiben, kann sie auch schauen ob Ihr Kind mit einem anderen Arzt besser zurecht kommt.
        Völlig normal und legitim.

  2. Ich hatte so ein Gespräch auch schon mal mit unserer Kinderärztin:

    KÄ: Hallo Herr Müller, Sie waren mit Horst-Joshua aber auch schon lange nicht mehr in der Praxis:
    Ich: Ja, wir gehen auch nicht mehr zu Ihnen
    KÄ: Oh, was ist vorgefallen?
    Ich: Ich finde Ihr Zeitmanagement miserabel. Trotz Termin hab ich noch nie unter 45 Minuten gewartet. Und bei anderen KÄ kommen Säuglinge/Neugeborene sofort dran.
    KÄ: Das kann man manchmal nicht verhindern, Notfälle etc….
    Ich: Bisher 6 Termine, immer so gewesen
    KÄ: Kann ich mir gar nicht vorstellen….
    Ich: Tja, ein weiteres Zeichen dafür, dass unsere Entscheidung nicht falsch war. Wir sind jetzt bei Dr. Trautmannskötterein aus dem Nachbarort. Für uns zwar ein wenig weiter, aber wir haben das Gefühl, dass seine Terminvergabe besser läuft. In 4 Terminen habe wir noch nie länger als 15 Minuten gewartet.
    KÄ: Das tut mir leid bla bla bla.
    Ich: Macht ja nix, bis bald…

    1. – 45 Minuten sind doch ganz ok (bei uns geht’s schneller).
      – Säuglinge und Neugeborene haben meist mehr Sitzfleisch als Zweijährige.
      – Verspätungen in Arztpraxen haben zwei Gründe: Den Arzt und die Patienten. Die Patienten, die „ich hab da noch eine Frage“, obwohl es nur um Ohrenweh geht, und der Arzt, der das nicht „abbiegt“.

      1. 45 Minuten findest du ok? Ich find das zum Kotzen und es zeugt meines Erachtens von miserabler Zeitplanung. Bei meinem Hausarzt warte ich keine fünf Minuten. Da planen die MFAs aber auch nicht stumpf alle 10 Minuten einen Patienten und wundern sich dann, dass es staut.

        1. Einen Kinderarzt mit einem Hausarzt zu vergleichen ist aber vielleicht auch etwas ungerecht. Kinder werden häufiger krank als Erwachsene und so gibt es in einer Kinderarztpraxis sicher mehr Patienten die noch dazwischen geschoben werden müssen. Zumindest wäre das meine Vermutung.

    2. 45 Minuten finde ich schon krass aber da ich eigentlich nie auf die Uhr schaue,Kind ist mit Buch anschauen oder spielen beschäftigt,ich habe mit Glück eine Zeitschrift erwischt die noch nicht 15 Jahre alt ist,merke ich nicht unbedingt wie lange wir warten müssen.Mir ist auch wichtiger das sich Kind und Kinderärztin verstehen und das die Behandlung nicht im Akkord abgearbeitet wird als die Zeit die ich warten muss bis wir wieder auf dem Heimweg sind.

  3. Es gibt Sachen, die Kinder entscheiden dürfen. Welches T-Shirt morgens angezogen wird, z.B.

    Und es gibt Sachen, die Kinder nicht entscheiden dürfen. Zähne putzen.

    Natürlich gibt es auch Sachen, die Kinder nicht wissen können. Das es andere Kinderärzte gibt.

  4. Wie auch immer – höchst bezeichnend ist es allemal, dass der „Doc“ jedes mal derart pikiert reagiert, wird seine Integrität, seine Genialität, kurz – seine Position als DER Arzt, dem es gilt blind zu folgen – angegriffen; und sei es auch nur von 16monatigen Kindern…

  5. Bin ich froh, dass mein Kater seinen Tierarzt mag. Na ja, er würde ihn nicht zu seinem Geburtstag einladen, höchstens wegen der Geschenke, aber seit wir nicht mehr alle zehn Tage hinmüssen, kommt er mit seinem Tierarzt gut aus. Wenn der allerdings dieses Jahr wieder keine Weihnachtskarte schickt, sehe ich für die weitere Beziehung sehr schwarz… (Ironie off)

    1. Und da stehts auch nochmal drin: das Kind ist nichtninnder Lage die Folgen seiner Entscheidung einzuschätzen in dem Alter. Und das Kind war sogar noch etwas älter als das hier genannte.

  6. Auch ein 16jähriges Kind kriegt mit, ob man es andatscht, grob behandelt, unfreundlich zu ihm ist, whatever.
    Es ist vermessen und dreist, gerade von einem Kinderarzt, diesem jungen Menschen sein Urteilsvermögen absprechen zu wollen, nur weil Herr Doktor sich in seiner Ehre gekränkt fühlt.

    1. Wir reden von 16 Monaten…. 😊
      Da weiß das Kind noch nicht, dass auch andere Ärzte manchmal unangenehme Dinge tun müssen. Und was ist, wenn der Knirps Arzt 2 auch doof findet?

    2. @Christina diese Urteilsfähigkeit spreche ich dem Kind ja gar nicht ab, oder wo liest Du das raus? Trotzdem Danke für die Vermutung, ich habe das Kind mißhandelt.
      Ich denke, in diesem Alter sind meist alle Doktores irgendwie doof (Fremdelzeit, Impfzeit usw.) – entsprechend „geschicktes“ geschlossenes Nachfragen würde bei vielen Kindern zu o.g. Ergebnis führen.
      Aber man kann seinem Kind schon die Entscheidung überlassen, klar. Die Konsequenzen (dass man nämlich trotzdem weiterhin zu einem Arzt gehen muß, der dann genauso doof ist) versteht das Kind jedoch nicht.

  7. Mir erschließt sich das Problem nicht.
    Auch ein 16-monate altes Kind kann doch Menschen unsympathisch finden. Ist ja auch nur ein Mensch, so ein Kind. Wenn es der Mutter jetzt gleich ist zu welchem Kinderarzt sie gehen (ich gehe mal davon aus, dass sie den neuen Kinderarzt nicht schlecht findet…)-
    warum sollte sie sich dem nun verweigern? Um Macht zu demonstrieren? Um zu zeigen, wer der Chef ist? Um dem Kind beizubringen, dass sie auf deren Empfindungen keinen Wert legt?

    Ganz ehrlich:
    ich kann diesem „zeige dem Kind ohne Ausnahme wer hier das Sagen hat“ überhaupt nichts abgewinnen. Überhaupt gar nichts.

      1. Das würde für meinen Kleinen stimmen und für den Großen definitiv nicht. Der hatte mit 16 Monaten stabile Sympathien und Antipathien, die er deutlich artikulieren konnte (wenn auch eher nicht verbal).
        Eine andere Frage ist, ob man wegen so etwas mal spontan einen guten Kinderarzt wechselt. Ich hätte das nicht gemacht, sondern abgewartet und versucht, das Verhältnis zu verbessern. Insofern halte ich dieses Argument der Mutter für nicht unbedingt unwahr, aber vorgeschoben.

        1. Und das Kind versteht, wenn es sich für einen anderen Arzt entscheidet die Konsequenz, dass es auch weiterhin zum Arzt muss? Und dass es dort auch nicht wirklich anders ablaufen wird? Ich glaube nicht.

          1. Ich glaube, du hast mich falsch verstanden. Ich meinte, dass ein Kind in diesem Alter eine Person unsympathisch finden kann. Mit deren Funktion als Arzt hat das nicht notwendigerweise zu tun, zumal der kinderdoc vermutlich keinen Kittel trägt und sich das aus einer U ergab, die für die Kinder ja eher Spiel- als Arzttermin ist.
            Dem Kind wäre in diesem Fall mit einem Arztwechsel vermutlich schon geholfen (auch wenn ich als Mutter, wie geschrieben, erstmal warten würde).

            Sollte es anders sein und sollte sich seine Abneigung auf die Funktion und nicht auf die Person beziehen, dann hilft ein Wechsel natürlich nicht, da hast du schon recht.

            1. „Dem Kind wäre in diesem Fall mit einem Arztwechsel vermutlich schon geholfen“

              Vermutlich ist aber kein allzu gutes Argument, wenn es eigentlich um Arzt-Eltern-Kind-Kommunikation und Kompetenz geht.

              Jeder von uns fand sicher mal einige seiner Ärzte, Dozenten und Lehrer unsymphatisch und ist dennoch bei ihnen geblieben, hat eine Arbeit bei ihnen geschrieben, weil die professionelle Beziehung nur zu einem Teil aus der persönlichen Sympathie besteht. Mit 16 Monaten? Ehrlich? Dafür einen komplett neuen Arzt heraussuchen?

            2. Wobei man Lehrer und Dozenten nicht unbedingt wechseln kann, Ärzte (in Deutschland, in einigermaßen dicht besiedelten Gebieten) schon.
              Aber ok, auf ein 16 Monate altes Kind würde ich denn auch erstmal „einwirken“. Bei einem Schulkind würde ich seine Meinung respektieren.

            3. Sicher finden Kinder in dem Alter andere Personen unsympathisch. Oftmals alle außer der Mama. Die Frage ist doch ob ein Kleinkind in der Lage ist eine Entscheidung über die Arztwahl zu fällen. Und das möchte ich bezweifeln. Bei größeren Kindern ist das anders, aber bei einem nicht mal anderthalb jährigen?

            4. Etwas anderes habe ich doch gar nicht gesagt.
              Du schriebst: „Kinder in dem Alter treffen keine zielgerichtete Entscheidung in dem Bereich.“ Ich bezog das auf stabile Sympathien. Und ich habe mich eindeutig genau dazu geäußert sowie dabei deutlich gemacht, dass ich die Sympathie eines Kindes in diesem Fall NICHT zu meiner Entscheidung machen würde.

              Vielleicht hast du es anders gemeint und schon von Anfang an sagen wollen: „Kinder in dem Alter können noch nicht entscheiden, was ein guter und was ein schlechter Arzt ist.“ Dann war das hier einfach ein Missverständnis. Denn in dem Punkt gebe ich dir recht. Das hätte aber spätestens nach meinem zweiten Beitrag klar sein müssen.

              Und jetzt weiß ich wirklich nicht mehr, wie ich mich NOCH klarer ausdrücken soll.

    1. Es geht doch garnicht darum, einem Kind ohne wenn und aber zu zeigen wer das sagen hat. Aber es geht doch darum, einem Kind nur Entscheidungen zu überlassen, die seinem Alter entsprechen.
      Ein 16 Monate altes Kind kann sich für ein Spielzeug oder ein Stück Obst zum Essen entscheiden, aber bestimmt nicht für einen Arzt. Es ist doch völlig klar, dass die Konsequenzen der Entscheidung einem so jungem Kind nicht klar sind.
      Bei einem Arzt sind mit Kompetenz und Fachwissen übrigens noch wesentlich wichtiger als Sympathie. Daher haben wir auch nicht gleich den Arzt gewechselt als unsere Kindeärztin mal einen schlechten Tag hatte und nicht so arg freundlich war.
      Wenn man anfängt Kleinkinder entscheiden zu lassen zu welchem Arzt man geht, kann man doch die Entscheidung über den Arztbesuch an sich dem Kind überlassen. Die Zahl der Arztbesuche wird sich massiv reduzieren.

  8. Das find ich jetzt sehr Schade! Also, das die den Doc wechseln.
    Denn das hätte viele potentielle Blogbeiträge gegeben. Die wir jetzt leider nie lesen werden.

      1. Genau, Indigokind, ich habe auch nicht reagiert auf Disziplinierungsversuche und mir unverständlich oder sinnlos erscheinende Handlungen verweigert
        Mache ich heute noch
        Jetzt fällt es mir wie Schuppen aus den Haaren

  9. Diese Mutter sucht dann später auch sicher Bücher für eine „intelligente Dreijährige“. Vermutlich wurde einfach die Intelligenz des Kindes vom Kinderdok einfach nicht gut genug geschätzt/erkannt.

  10. Ich neige zwanghaft zum humorlosen, staatstragenden Denken, und deswegen fiel mir ein Artikel ein, den ich gerade gelesen habe: „Es sind die Bremsen!“ (http://mspr0.de/?p=4641). Wenn es Erwachsenen schon schwer fällt, sich gegen ihre ganz kleinen Kinder zu behaupten und aus einer vollkommen berechtigten Position zu erklären, wo es lang geht und wer die Regeln macht, der wird dies auch in anderen Zusammenhängen kaum schaffen. Oder dann in einen weinerlichen Tonfall verfallen und vollkommen unangemessene Handlungen fordern.

    Ich könnte mir vorstellen, dass diese Mutter sich mit zunehmendem Alter von ihrem Kind sehr gestresst fühlen wird.

        1. Ne, da noch nicht. Aber dann mit 14 oder so. Wenn die Mutter jetzt schon genau weiß was „das Kind will“, dann weiß sie womöglich auch wenn es 14 ist, was es gefälligst zu wollen hat, ohne es wirklich danach zu fragen oder drüber nachzudenken. Pubertierende lieben sowas…

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