10 Fakten zu… Scharlach

1) Eine Halsentzündung ist kein Scharlach.
80% der Halsentzündungen sind viral bedingt.

2) Eine Entzündung der Gaumenmandeln mit Streptokokken ist eine Streptokokken-Tonsillopharyngitis (früher -angina).
Kein Scharlach.

3) Der Nachweis von Streptokokken im Rachen ist eine Streptokokken-Besiedelung.
Dies ist keine Krankheit und kommt mitunter bei 25% der Bevölkerung vor.

4) Eine Streptokokken-Angina mit Hautausschlag in typischem Muster nennt man Scharlach.

5) Streptokokkeninfektionen werden mit einem einfachen Penicillin behandelt.
Es gibt keine Resistenzen.

6) Eine behandelte Streptokokken-Infektion ist noch ca. 24-48 Stunden infektiös.
Eine unbehandelte bis zu 2 Wochen.

7) Kriterien für eine Diagnosefindung und Behandlung finden sich bei McIsaac.
Gab´s hier schon einmal.

8) Streptokokken bieten keinen dauerhaften Immunschutz, man kann sich häufiger infizieren.

9) Streptokokken sind leider nicht impfpräventabel.
Das wäre mal was.

10) Die meisten „Wir haben Scharlach“-Fälle im Kindergarten sind vermutlich keine.
Siehe 1)-4)

Wer mehr wissen will.

16 Antworten auf „10 Fakten zu… Scharlach“

  1. Moin lieber Kinderdoc! ich folge gern und bin meist sehr einig – aber was soll die abfälkige Bemerkung, „Wir haben Scharlach“ in der Kita ist meist keiner? Möglich durchaus, aber es ist davon auszugehen, dass nicht die Kita die Diagnose stellt, sondern der behandelnde Kinderarzt. Sollte dies der Fall sein, informiert eine Kita darüber. Heisst Punkt 10 also, die Kollegen irren sich? Bitte kein Kita-Bashing, es ist schwierig genug, Eltern zu überzeugen, dass das Kind mit Fieber (wegen welchem Infekt auch immer) zu Hause bleibt u nicht in die Kita gehört! Eine Zusammenarbeit wäre schön.
    irritierend!
    Schönen Abend und gute Nacht, lieber Gruß,
    Martje

    1. Wegen eines Satzes von „Kita-Bashing“ zu sprechen halte ich für sehr übertrieben. Weder steckt in Kinderdocs‘ Satz eine Schuldzuweisung noch ist deswegen die Zusammenarbeit gefährdet.
      Ich finde das auch Irritierend!
      Gruß

    2. Ich erwarte nicht, dass im Kindergarten Scharlach diagnostiziert wird. Der Rückschluss ergibt sich aus dem Post: Die Definition ist eindeutig und wird aber falsch kommuniziert, von Kollegen, von Eltern, die das so hören (von „der Erreger, der auch Scharlach macht“ bleibt nur „Scharlach“ übrig). Davor sind auch Erzieherinnen nicht gefeit.
      Aus einem Dialog mit einer Kindergartenleitung: „Wir haben hier zig Fälle von Scharlach. Und manche haben Streptokokken.“ – „Sehen Sie das an den vielen Ausschlägen?“ – „Nee, haben die alle nicht, aber eitrige Mandeln.“
      Danke für das Gespräch.

      1. Mit den besten Wünschen zum Weihnachtsfest überreich ich Dir hiermit die goldene tragbare Tischkante zum reinbeißen! (Oder KiGa-Leitung damit sanft am Hinterkopf tätscheln…)
        Liebe Grüße, erholsame Feiertage und ein friedliches 2017 wünscht die stuttgarterapothekerin

  2. Oh, ich dachte immer, Scharlach würde sich dadurch auszeichnen., dass die Streps ihrerseits mit Bakteriophagen infiziert sind, die für die SPE-Toxinproduktion sorgen.

  3. An wen richtet sich der Beitrag? Bestimmt auch an KollegInnen. Denn wie oft kommen Eltern von Kollegen zurück, das Kind habe Scharlach und es gab nie einen Ausschlag, nie eine Himbeerzunge, aber den positiven Scharlachtest aus dem Rachen…. ob die das auch alle dann ans GA melden? Und dann am besten noch dick Cefpodoxim drauf, oder wenigstens Cefuroxim.

      1. In Hessen ist Scharlach für Kindereinrichtungen meldepflichtig. Und ich verlasse mich drauf, was Eltern sagen, die beim Arzt waren – sagen die „Scharlach“, dann hänge ich „Scharlach“ an die Tür.

  4. Mich würde interessieren, was es mit so unschönen wiederkehrenden Streptokokkeninfektionen auf sich hat. Ich erinnere mich mit Schrecken an ein Frühjahr, an dem wir drei solcher Runden mitnehmen durften… In Summe sechs Wochen krank, und zwar alle. Trotz Penicillin. (Aber wenigstens hat das Kind nur bei Virusinfektionen gekrampft, das blieb uns da also erspart… )

  5. Mal aus der Elternperspektive: Eine Angina ist schmerzhaft und das Kind leidet mitunter tagelang wie ein Hund. In einem solchen Fall ist der schnelle und unkomplizierte Test ein Segen. Die 20% können dann immerhin sofort und wirksam behandelt werden.

    Das war es bei uns zwar nicht, aber wir sind trotzdem ohne schlechtes Gewissen am Sonntag in die Notaufnahme (weil uns erst da klar wurde, das B-Hörnchen eine Angine haben musste) um wenigstens die kleine Chance mitzunehmen. Ok, zur „Belohnung“ gab es dann die Fehldiagnose „Hand-Fuß-Mund“, aber ich gehe mal davon aus, dass die diensthabende Ärztin eher selten solche Fälle wirklich sieht, von daher kein Vorwurf.

    Was ich damit sagen will: Ich wünschte mir mehr solcher Schnelltests, um Kindern sowohl unnötige Antibiotikagabe als auch Schmerzen zu ersparen (z.B. bakterielle Sekundärinfektionen beim einfachen Schnupfen, die dann ewig nicht weggehen wollen).

    1. Klar.
      Aber: Wer viel misst, misst viel Mist. Der Schnelltest kann immer nur eine Ergänzung der klinischen Diagnose sein. Dank des Tests können wir besser eine Strep-Angina erkennen, aber viele Kinder werden nur aufgrund des Trägerstatus (zuviel) behandelt.

  6. „uns ist ein fall von streptokokken bekannt.“

    wenn dieser zettel an der kitatür hängt, möchte ich jedes mal den kuli zücken…

  7. Dazu hätte ich zwei Fragen:
    Ist eine Besiedlung mit Streptokokken ohne Erkrankung dann auch nicht ansteckend?

    Sollte eine Halsentzündung mit positivem Streptokokkentest immer mit Antibiotika behandelt werden?

    Ich bin bei dem Thema etwas sensibilisiert, weil meine Tochter vor einem Jahr eine wahrscheinlich durch Streptokokken ausgelöste Hirnhautentzündung bekam. Ich vermute, weil vorher eine Halsentzündung nicht mit Antibiotika behandelt wurde. Der Vertretungskinderarzt führte damals keinen Streptokokkentest durch.

    1. Da bei einer alleinigen Besiedelung mit Streptokokken die typischen Symptome fehlen (Halsweh, auch mal Husten), ist die Infektiösität deutlich geringer. Streptokokkenträger dürfen überall hin.

      Aus meiner Sicht sollte eine Halsentzündung mit pos Strep-Abstrich immer behandelt werden. Bei bekanntem Trägerstatus verlässt man sich auf andere Anzeichen für eine typische Strep-Infektion (anders: Eine Virus-Angina sieht anders aus als eine Strep-Angina).

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