Chantalismus

Teil der Vorurteile: Seltsame Vornamen sind den sozialen Notschichten zueigen. Die Kevins, Justins und Marvins, die Chantals, Bonnys und Tschakkelines dieser Gesellschaft werden es später schwer haben, der Name sei Programm. So geht die Meinung. Bei den Promis sieht es da bekanntermaßen anders aus – da werden nicht Neoanglismen bemüht oder die Vokale mit „y“ vertauscht, hier findet sich die Nomifizierung von Substantiven, Blumen oder ganzen Ländern.

Warum allerdings die zukünftigen Starköche den Namen ihrer Restaurants bereits bei Geburt mitbekommen haben, ist mir schleierhaft:

jamie

… eigentlich bin ich Jamie-Fan.

29 Antworten auf „Chantalismus“

  1. Ich kenne in meinem Lehreralltag so einige Kevins, Marvins und Jaquelines, die dem gängigen Klischee überhaupt nicht entsprechen: Gut erzogene, hoch intelligente und sozial eingestellte junge Menschen, die ihren Weg sicherlich auch mit ihrem Namen machen werden.

  2. Unser Sohn heißt Kevin, weil wir den Namen damals schön fanden. Von Kevinismus und Chantalismus hatten wir bis dahin noch nie gehört. Mittlerweile ist er 13 und hat kein Problem mit seinem Namen – warum auch? Wenn es der Vorname nicht ist, dann werden die Kinder halt wegen anderer Dinge gehänselt.

  3. In einem Interview hat er gesagt, die Namen seiner Kinder sind alleine Sache seiner Frau, er hält sich da raus..

    Und: finde die, gemessen an dem was Prominente sonst ihren Kindern so zumuten, nicht mal so furchtbar.

    Rocket ist immerhin die englische Bezeichnung für Rucola, Mohn und Gänseblümchen und Blütenblätter kann man auch essen. Bären.. Naja. Gummibären. 😉 Konsequent kulinarisch.

  4. Bis auf das Baby machen alle Grimassen, wohl denken sie sie lächeln so, aber da würden sie ernst drein blickend oder einfach natürlich lachend besser aussehen. So ein Bild gab und gibt es bei uns nie. Wer nicht lächeln will, lächelte halt nicht, BASTA.

    1. „Die Eltern hätten für ihre Tochter Jacqueline […]“ sorry, aber so heißt sie nun einmal nicht. Warum glaubt der Zeitungschreiber, er hätte irgendein Recht, ihren Namen zu ändern, wie er es richtig findet?

      Viele „normale“ heutige Namen sind aus anderen Sprachen eingedeutscht. Warum ist das auf einmal so schlimm? Manchmal habe ich den Eindruck, manche Möchtegern-Bildungsbürger geilen sich regelrecht dran auf, sich über andere Leute zu stellen und ihnen vorschreiben zu wollen, wie man sein Kind „richtig“ nennt. Kriegt selber welche und nennt sie wie ihr wollt. So einfach ist das.

    2. Das Phänomen gab es schon mal, auf adeliger Ebene wurden vor ein paar Jahrhunderten Söhne auch mal „Schack“ genannt, z. B. bei den holsteinischen Rantzaus im 18. Jahrhundert.

  5. So grausam viele Kindernamen bei uns mittlerweile auch werden (ernsthaft, man muss nicht krampfhaft ein „y“ in einem Namen unterbringen…), zumindest haben die Standesämter bei uns immer noch den Finger drauf um ganz furchtbare Konstrukte zu untersagen.

    Wer mal wirklich üble Namen lesen möchte, STFU Parents sammelt diverse Facebook-Screenshots und da kommen dann echt glorreiche Konstrukte wie „Abcd“ (gesprochen Ab-cee-dee) oder Espn (gesprochen Aspen) raus:

    http://www.mommyish.com/2016/09/16/stfu-parents-kids-names-elicit-back-school-sympathy-teachers/

    http://www.mommyish.com/2016/06/29/stfu-parents-yoonique-baby-names-confirm-societal-demise/

    http://www.mommyish.com/2016/11/14/stfu-parents-yoonique-baby-names-confirm-societal-demise-part-ii/

  6. Autsch.
    Na gut, meine Schwester heißt auch Chantal. Noch. Bald ist ihre Namensänderung amtlich. Meinen Eltern tut das heute leid. Damals wussten sie es nicht besser.

    (Aber bei solchen Namen kann man ja schon fast Vorsatz unterstellen…)

  7. Wenn ich an die Wunschnamen unserer beiden Fastschwiegertöchter denke und bei dem was man so im Kiga und beim Einkauf mitbekommt ,dann stimmt das mit dem „einfach gestrickt,merkwürdige Namen für den Nachwuchs“ zu Einhundert Prozent .Traurig finde ich das diese Eltern trotz der in allen Medien verbreiteten Vorurteile eisern bei ihrer Namenswahl bleiben und sich nicht im „Heiligen“ Internet nach etwas weniger auffälligen Namen umsehen.

    1. Ich brech gern eine Lanze für merkwürdige Namen, da bin ich selbst einfachst gestrickt: am Ende ist es ein Name. Mit 12 ist jeder Name veralberbar und als dritte Christian, der fünfte Stefan, die zweite Claudia und elfte Thomas in einer Klasse ist seinen Eltern auch mitunter nur wenig dankbar für den Sammelbegriff (*). Mit 22 ist der Name dann schon ziemlich egal: man sagt dem Gegenüber ‚Hallo, ich bin Ulf.‘ und der sagt ‚Hallo Ulf.‘ und die Sache ist erledigt.

      (*) Merke: Zweitnamen sind mindestens bis Schulanfang sinnvoll. Im Kindergarten bekommen die Kinder noch nicht so gut mit, welche Petra jetzt gemeint ist, Petra-Schakkeline versus Petra-Elsa helfen.

  8. Noch vergessen: ein Kind in der ehemaligen Krippe meiner Kleinen heißt Sigourney Ripley. Face Hugger hat eventuell das Standesamt nicht erlaubt.

    1. Was allerdings ein normaler Name ist. Kann sein, dass das Alien-Franchise nochmal zwanzig Jahre mitmacht, aber es wird vermutlich nicht der kulturelle Mainstream der Mitschüler sein.

      Immer dran denken: Etzel/Attila, Adolf, Kevin und viele anderen Namen waren auch irgendwann normal und werden es irgendwann auch wieder sein.

    2. Das finde ich als Namen super ; )
      Ich hätte meinen Sohn gerne John Constantine genannt; die wenigen Menschen, die die popkulturelle Vorlage kennen kann man in Deutschland wahrscheinlich an einer Hand abzählen …
      In der KiTa gibt’s jedenfalls einige Lukes & Leias; vielleicht kommt ja bald ’ne Ray dazu 😀

  9. Dabei sind die Namen von Familie Oliver noch eher harmlos, siehe u.a. Moon Unit und Diva Thin Muffin Zappa, Sage Moonblood Stallone, Pilot Inspektor Lee, Moxie Crimefighter Jillette, Audio Science Sossamon…

    In einem von Hartz IV gerprägten Viertel dieses Städtchens im Speckgürtel einer norddeutschen Großstadt gibt’s sowohl einen Keanu Schmidt als auch einen Keanu Müller.

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