Lesepotpourri Februar/März

Highlights der zwei Monate: Belletristisch sicher das sehr verstörende Die Vegetarierin von Han Kang (übersetzt von Dr. Ki-Hiang Lee), ich bin mir nicht sicher, ob ich hier eine Parabel lese oder schlicht die Studie einer psychisch kranken Frau. Das Nachdenken über das Buch hat mich noch einige Tage beschäftigt.

Noch mehr beeindruckt hat mich aber das Buch, das Essay, der Aufruf, die Schrift Gegen den Hass von Carolin Emcke, der Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2016. Anhand der Übergriffe auf Flüchtlingsheime, der Polizeiwillkür gegen Schwarze in den USA und generell der Antipathie gegen das „Andere“ entwirft sie eine „Theorie des Hasses“, der entsteht aus der sinnlosen Suche nach dem „Reinen“ und dem ein jeder entgegenstehen sollte durch alltägliches Erkennen und Widersprechen. Sehr differenziert und nachvollziehbar propagiert Frau Emcke den Charme der Vielfalt, welche erst das demokratische Zusammenleben ermöglicht. Ausgrenzung sei zutiefst undemokratisch und menschenverachtend. Schon lange konnte ich nicht mehr über ein Buch sagen: Das hat mich verändert.

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6 Antworten auf „Lesepotpourri Februar/März“

    1. Ich hatte Nutshell im Original gelesen und bin hängen geblieben, obwohl ich schon einiges von McEwan auf Englisch kannte. Das Vorlesen hat geholfen (jetzt auf deutsch) – ein hübsches Gedankenspiel im Roman, allerdings fasziniert die Perspektive des Kindes, der Plot ist schwach. Ich hatte mir mehr „Twist“ erhofft, wie in anderen Büchern des Autors. Da ich aber Fan bin, ist auch „Nussschale“ für mich ein Muss gewesen.

      1. erstmal hochachtung fürs original lesen. ich mach das gerne bei mehr oder weniger englischen „trash“ krimis, dann fühlt es sich noch irgendwie gut an und so les ich auch diesen eigentlich schon grenzwertigen musso dann eben auf französisch und siehe da, ich hab kein schlechtes gewissen, trivialliteratur gelesen zu haben. sie haben mich ja durchaus zum mcewan fan gemacht, aber ich denke nutshell muss dann nicht unbedingt sein. habe noch mehr als die hälfte des grafen von montechristo (im original!!!!! megastolzaufmichbinundmiraufdenrückenklopfe)vor mir, nach einem besuch in marseille war das nötig und es ist wirklich ein toller roman…. ach ja, der gatte schwärmt von krimis von dennis lehane, sind bei mir dran, wenn der graf seine rache vollständig vollzogen hat….

  1. Kannst du konkreter ausführen warum Vielfalt, gemeint ist vermute ich mal Multikulti, Demokratie erst ermöglicht? Die Isländer scheinen mir als Beispiel ein ziemlich homogenes Volk zu sein, und trotzdem funktioniert die Demokratie da relativ gut soweit ich weiß.

    1. Frau Emcke postuliert, dass eine Gesellschaft, die Vielfalt zulässt, das Gefühl vermittelt, dass jeder einzelne selbst vielfältig sein darf – d.h. in einer Gesellschaft, die Homosexuelle, Geflüchtete, Andere Religionen und Andresdenkende toleriert, braucht man keine Angst vor Verfolgung haben. Despotische Regime, die ausgrenzen, grenzen Bevölkerungsgruppen aus und damit auch den einzelnen.
      Ich denke, auch die isländische Gesellschaft ist zwar homogen, aufgrund der geographischen Lage, aber recht tolerant gegenüber „Andere“.

      Lies halt selbst… 😉

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