Deine Mutter als Hebamme


Neulich bei der U2.

Ich: „haben Sie denn eine Hebamme für die Nachsorge?“
Vater: „Nöö, brauchen wir nicht. Meine Mutter ist im Haus.“
Ich: „Und die ist Hebamme?“
Vater: „Nein, aber die hatte auch drei Kinder.“
Ich: „Ok. Ich bin auch schon zehn Autos gefahren und würde trotzdem keines reparieren.“
Vater: „Ja, aber eins fahren.“
Mist, er hat die Lücken in meinem Vergleich durchschaut.
Ich: „Ich würde es Ihnen trotzdem raten, ist immerhin das erste Kind bei Ihnen.“
Mutter: „Siehst Du Schatz, habe ich doch gleich gesagt. Hebamme ist besser.“
Ich: „Das zahlt auch die Krankenkasse.“
Vater: „Wirklich? Na dann auf jeden Fall. Wenn’s nichts kostet.“
Mutter: „Und nach einem Monat dürfen wir dann mal spazieren gehen, oder?“
Ich: „Ach was. Gleich vom ersten Tag an. Immer raus an die frische Luft mit den Kleinen.“
Mutter: „Seine Mutter sagt, die ersten vierzig Tage nicht.“
Ich lächele mein bestes „Siehste“-Lächeln zum Vater und träume einen kurzen Tagtraum meines ersten Autos.

Nur nochmal zur Info: Jede Familie hat das Recht auf Nachsorge durch eine Hebamme nach der Entbindung. Kostenlos. Auch wenn es momentan überall schwieriger wird, diese Hebammen zu bekommen, leider gibt es nun einmal eine echte Hebammenknappheit, bringt das nur Vorteile: Beruhigung in den ersten Tagen, Beobachtung des Säuglings, Hilfe beim Stillen oder Füttern, der Pflege und während der Hormonkrisen. Und die Hebammen beraten zu allen wichtigen Fragen, seien sie auch sonst so klein und vermeintlich unwichtig. Frischluft zum Beispiel.

(c) Bild bei Flickr / Amarpreet Kaur (Lizenz BY NC ND 2.0)

36 Antworten auf „Deine Mutter als Hebamme“

  1. Als ich meine erste Hebamme kennenlernte, erfolgte das auf Rat der Frauenärztin – die der Hebamme ihre Praxis an den freien Nachmittag überließ. Erste Amtshandlung der Hebamme: mir verbal den Kopf waschen, weil ich mir mit zu frühen Wehen (21 SSW) von meiner Chefin Druck und ein schlechtes Gewissen machen ließ. Ich hatte drei Tage daran zu knabbern. Und dann hatte es die Frau in meinen Verstand und mein Herz geschafft. Nach der Geburt rettete sie mir die Nerven, versorgte mich mit Stoffwindeln, trocknete Tränen und hatte immer ein offenes Ohr für alles. Beim zweiten Kind war sie auch da. Auch, als ich mit dem 11-Monatskind von zwei Stillzeiten auf Vollstillen ging. Und das, obwohl sie parallel zu unserem ersten Aufenthalt auf der Intensiv ein eigenes Kind zur Welt brachte. Sie war da, sie versorgte mich mit Vitaminpräparaten (deren Bezahlung sie mir nicht zugestand), damit ich körperlich durchhalten konnte zwischen Klinikessen und 12 Stillzeiten auf 24 Stunden. Das dritte Kind betreute sie aus entfernungstechnischen Gründen nicht mehr. Dafür aber zwischendurch den Patensohn 🙂

    Ich mochte die neue Hebamme beim dreitten Kind auch gern, wurde aber nie so warm mit ihr wie mit der ersten. Andererseits war ich beim dritten erfahren, hatte kaum Probleme und Sorgen mit einem pflegeleichten Kind. Ich war trotzdem froh, dass ich sie hatte.

  2. Ich habe drei Kinder bei denen ich von drei verschiedenen Nachsorgehebammen betreut wurde. Nr. 1 war nett, sympatisch aber nie zu erreichen und hatte vermutlich einen miesen Handyvertrag weil zurückrufen war auch nicht. Beim ersten Kind ist sowas nicht lustig (vorzeitiger Blasensprung). Nr. 2 war eine vom alten Schlag, etwas ruppig, hat bei jedem Besuch den Nabel bis zum Bluten gesäubert. Und Nr. 3 war dann die, die ich jedem wünsche. Ruhig, nett, erreichbar, ein Nabel der schön heilt braucht nicht extra gesäubert werden, auch mal ein paar Pröbchen oder Windeltäschchen für die beiden großen Mädels dabei gehabt. Gelernt hab ich von jeder etwas – besonders hinsichtlich stillen. Da bin ich sicher – ohne Nachsorgehebammen würden viel weniger Babys gestillt. Impfberatung hat keine gemacht, weder pro noch contra.

  3. Meine Hebamme war super. Ich hatte einen Teil der Vorsorge schon bei ihr gemacht (diese „Eigenmächtigkeit“ hat mich dann die Frauenärztin gekostet, die mich nicht weiter betreuen wollte) und auch nach der Geburt war sie topp. Bei uns lief alles glatt, aber es war einfach nur beruhigend das da regelmäßig jemand vorbeikam und mir versichert hat, dass ich das Kind nicht kaputt mache.

  4. Um ehrlich zu sein, meine Nachsorgehebamme war ein Totalausfall, obwohl ich beim Vorgespräch einen guten Eindruck hatte. Aber dann: So gut wie nie zu erreichen und dass die Geburt in die Pfingstferien fiel, war auch mein Problem. Als dann noch ein massiver Milchstau und eine Wochenbettdepression dazu kamen, wäre echt aufgeschmissen gewesen, wenn es nicht die Hebammen Sprechstunde einer Apotheke hier am Ort und die „Frühen Hilfen“ des Landratsamts gegeben hätte. Fazit: Hebamme ja, aber ich würde mich nie mehr auf eine Person als Hilfe bei drängen den Fragen nach der Geburt verlassen.

  5. Mutter als Hebamme
    Kommt bei uns hin.
    Vor und nach der Geburt wurde meine Mutter aufgesucht bzw.angerufen,eine Frau die 11 Kinder zur Welt brachte,die meisten alleine denn die Hebamme war mit dem Rad nicht so fix,wird wohl genug Erfahrungen gesammelt haben um Ratschläge geben zu können,daher hat meine Frau keinen Kontakt zu einer Hebamme gesucht.Zudem wurde man auch kaum (1987 und 89) über die Möglichkeiten eine Hebamme zu „nutzen“ informiert.

  6. Die Hebammen aus dem Geburtshaus hatten mich regelrecht abgeschrieben als es doch von Zuhause aus direkt mit starker Blutung ins Krankenhaus ging und ein Notkaiserschnitt nötig wurde. Keiner, der sich nach mir erkundigte. Ich musste denen sogar hinterhertelefonieren, um einen Teil des Geldes wieder zu bekommen und um wenigstens für die Zeit zuhause auf eine Hebamme zu bestehen (bekam dann – ganz schlau – die einzige Hebamme, die ich nicht im Vorfeld kennengelernt hatte). Stillen und überhaupt den Umgang mit dem Kind habe ich im Krankenhaus auch ohne Hilfe hinbekommen. Ganz zu schweigen von der Bewältigung des Traumas. Die Hebamme war später komplett überfordert damit, dass ich mich nicht richtig freuen konnte und dann auch noch in ihrem Beisein in Tränen ausbrach. Das hat meine Auffassung zu Hebammen und ob man sie tatsächlich braucht, sehr geprägt. Ich bin innerlich richtig sauer geworden, als wir in der Innenstadt mit Neugeborenem unterwegs waren und von einer Hebamme angesprochen wurden, dass wir uns doch sicherlich mit für Hebammen stark machen wollen (sie hatten dort einen Stand aufgebaut). Als ob! Ich lese natürlich auch die ganzen positiven Erfahrungen mit super Tipps samt Seelestreicheln etc. Dennoch bin ich der Überzeugung, dass man Hebammen nicht zwingend braucht und in manchen Fällen sogar überhaupt nicht. Habe übrigens noch 2 weitere Kinder bekommen. Mein Fazit: Bei der Anzahl an schwarzen Schafen schafft sich der Beruf selbst ab.

    1. Sehr schade,dass du solche Erfahrungen machen musstest. Ich durfte das Glück genieße eine Hebamme zu haben,die sehr wohl wusste,dass ich nach Notkaiserschnitt und Intensivstation besondere Selenbetreuung brauchte. Sie ist so lange gekommen,bis ich über die verpasste Geburt und die schlimmen Ereignisse weinen konnte. Das war im Nachhinein für meine Genesung elementar. Ich wünsche allen solch tolle Hebammen. Schade,wenn dies anders läuft

  7. Ich bin so froh das wir damals eine Hebamme hatten. Schon alleine die kleinen Sachen wie Fingernägel oder wenn die Nase mal verstopft ist was man da macht waren absolut Gold wert. Ich habe den größten Respekt vor dieser Berufsgruppe.

  8. Ein Hoch auf die Hebammen! Beim ersten Kind war Sie für mich die , die mich in meiner depressiven Phase aufgebaut hat und mir immer zu verstehen gegeben hat das so wie ich es mache richtig ist. Auch wichtige Tips beim Stillen und ständige Erreichbarkeit waren für mich beim zweiten Kind wichtig.Für mich die Zeit des Wochenbetts ohne Rat und Unterstützung einer Hebamme unvorstellbar!

  9. Ich mag mir gar nicht vorstellen,wie das Versorgen eines Säuglings und der Mama/Eltern in unserer Gesellschaft ohne Hebammen funktionieren soll. Damit meine ich „gesund“ funktionieren soll. Wissen verändert sich. Nicht alles,was zu meinem Geburtszeitpunkt als richtig galt ist es heute noch. Das ist jefich das Wissen der Rltern….Kommen dann noch Besonderheiten hinzu ist professionelle Wochenbettbetreuung unverzichtbar. 3 ganz persönliche Beispiele:
    Erste Geburt: Hellp mit Notkaiserschnitt. Gerade noch gut gegangen,Zustand von mir als Mama nach Geburt aber ziemlich schlecht,da Niere und Leber ordentlich einen mitbekommen haben
    Zweite Geburt: Spontan,jedoch ziemlich lädiertes Schambein. Aua.
    Vor kurzem im Familienkreis: Stille Geburt. Am Stichtag.

    In allen drei Fällen war die Hebamme ein absoluter Rettungsanker. Danke für die tolle Arbeit dir ihr da draußen macht. Ich hätte ohne euch heute kein zweites Kind. Nur durch die gute Aufklärung und Begleitung durch eine von euch habe ich mich mit meinem Mann getraut. Und wir sind heute so glücklich darüber. Die schlimmen Erfahrungen der ersten Geburt sind durch die zweite deutlich verblichen. Gut für die Seele. Macht weiter so. Von uns alle Unterstützung die wir geben können.

  10. Vielen Dank für diese Worte!
    Es wäre wirklich toll, wenn sich die Beziehung zwischen Kinderärzten und Hebammen überall so gestalten würde, dass man sich gegenseitig wert schätzt!
    Zwei Unterschiedliche Berufe mit dem gleichen Ziel: Gesunderhaltung, Prophylaxe, Stärkung des Kindes ( und der Eltern).
    Dennoch grundverschieden. Und deshalb beide unverzichtbar!

    Liebe Grüße, Antonia (Hebamme)

    P.S. Wir machen (häusliche) Wochenbettbetreuung, keine Nachsorge 😉 Auch wenn das vielerorts so genannt wird.
    Es wäre schön, wenn das im Text geändert werden könnte!

  11. Ähhh, lese ich gerade richtig?
    Du hast noch niemals ! irgendwas positives an Hebammen, Heilpraktikern, Erzieherinnen oder Therapeuten gelassen! Wow, ich bin gerade geflasht…..

  12. Als Hebamme sag ich: vielen Dank für die wahren Worte, kinderdoc! Kleine Korrekturen: es heißt Wochenbettbetreuung – Nachsorge ist ärztliche Aufgabe nach Operationen zum Beispiel. Rausgehen ist super, aber Einkaufsbummel im Frühwochenbett klappt uns Hebammen die Zehennägel hoch. Und beim Thema Impfen sagt unser Berufsverband ganz klar: raushalten! Wir impfen nicht, also beraten wir auch nicht, sondern weisen darauf hin, dass es einen Impfplan gibt und man das mit dem Kinderarzt besprechen möge. Zum Schluss der „Predigt“: Wenn nicht ein Aufschrei durchs Land geht und von ganz oben auf den Tisch gehauen wird, wird die Berufsflucht der Hebammen nicht aufhören und Frauen und Babys müssen allein klarkommen. Gruselig. Wer sich informieren möchte, schaue z.B. hier: http://www.hebammen-nrw.de

    1. Ich war auch ganz dankbar, dass meine Hebamme damals meinte, in den ersten Tagen müsse man nicht „draußen rumrennen“. Die Kinder bekamen die frische Luft auf dem Balkon, und ich konnte die Beine hochlegen bis sich der Körper genügend von der Geburt erholt hatte.
      Kann es sein, dass es zu dem Thema „Spazierengehen“ unterschiedliche Meinungen von Frauenärzten und Hebammen einerseits und von den Kinderärzten andererseits gibt?

  13. Und auch als Frühchenmama mit Baby in der Klinik kann man die Hebamme in Anspruch nehmen. Ich habe sie mehrfach kontaktiert, als ich Probleme beim Pumpen hatte. Und die Nachsorge hat sie nach der Klinikentlassung auch übernommen.

  14. Als ich bei der Nachsorge sagte „gleich gehen wir spazieren“, hat mich die Hebamme ganz schön rund gemacht.
    Ist natürlich nur ein Einzelfall, aber wir haben tatsächlich irgendwann lieber andere als die Hebamme um Rat gefragt

    1. Die Chemie muss schon stimmen. Und eine Hebamme die das seit 50 Jahren macht und keine Weiterbildungen besucht ist sicher etwas anders eingestellt als eine junge, frisch gelernte Hebamme…

    1. Wenn du klare Ansage machst, dass dich das nicht interessiert, dann halten sie sich dran, war jedenfalls bei meinen beiden so. Da beschränkt man sich aufs Wesentliche. Leider erwarten viele Mütter, dass man sich auch mit Globuli et al. „auskennt“.

      1. Ja, unsere hat sich dann auch zurückgehalten. Am Ende hat sie sogar gesagt, sie sei erfreulich überrascht, dass so emotionsarme Leute doch so eine innige Beziehung zum Kind aufbauen konnten. Na vielen Dank.

        1. Ernsthaft jetzt? Da weiß man jetzt nicht, ob man das als Kompliment werten soll oder als das krasse GEgenteil davon…

  15. Ich kann das auch nur bestätigen!
    Schnelle, wirksame Hilfe bei Milchstau, und immer der beruhigende Gedanke im Hintergrund, dass sie auch am Wochenende und abends erreichbar ist. Haben wir dann doch nicht gebraucht, die normalen Termine haben ausgereicht, aber trotzdem.
    Und der kleine Anschubser an Tag 2 nach der Geburt, doch jetzt mal bitte einen Spaziergang zur Eisdiele zu machen.

  16. Das kann ich als Mutter nur absoluter bestätigen! Hilfe beim Wickeln ist nicht alles, was man (von der Schwiegermutter) benötigt und auch nicht alles, was eine Hebamme bietet 😉 ohne meine Nachsorgehebamme wäre ich beim Stillen, mit den Geburtsverletzungen und meinen plötzlich ganz dringenden Fragen total aufgeschmissen gewesen! Dieser Beruf ist so verkannt…

    1. Stimmt. Weil sie ihre Grenzen nicht kennen. Wenn jeder in seinem Fachgebiet bleiben würde wäre alles in Ordnung.

    2. Hebammen dürfen gar keine Impfberatung durchführen. Wer seine Hebamme extra dazu befragt, fragt in aller Regel nur, um sein Gewissen zu beruhigen und sich das nicht-Impfen bestätigen zu lassen.
      Lg Antonia (Hebamme)

    3. Zustimmung. Ob eine einzelne Hebamme das nicht gemacht hat oder ob Hebammen das nicht dürfen, ist völlig irrelevant. Wir mussten uns damals auch für das kleinste Übel aus Kinesiotaping, Homöopathie und wasweißichnoch entscheiden und sind nie ganz warm geworden. Es hat schon sei e Gründe, warum die Versicherungsbeiträge durch die Decke gehen. Die Situation mit Spinnern unter den Hebammen ist sehr ernst und bei den Apotheken sieht es nicht viel besser aus.

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