Stellen Sie immer offene Fragen, dann bekommen Sie mehr Auskünfte.

Question mark in Esbjerg

„Guten Morgen, na, was hat denn Ihr Bobele?“
„Das wollen wir von Ihnen wissen…“ — ja, Danke. Kenne ich schon.
„Und was führt Sie zu mir in die Praxis?“
„Der spuckt die ganze Zeit.“ — Im Moment nicht.
„Wie oft denn bisher?“
„Öfters schon.“ — So genau wollte ich es gar nicht wissen, doch, doch, eigentlich schon.
„Ja, ok, einmal seit heute morgen oder mehrmals?“
„Ziemlich oft.“ — Aha.
„Also häufiger als dreimal oder eher zehnmal?“
„Immer, wenn er was gegessen hat.“ — Jetzt kommen wir der Sache näher.
„Und wieviel hat er heute gegessen?“
„Der isst ja gar nichts mehr.“ — Falsche Fährte.
„Also hat er dann gar nicht gespuckt, wenn er gar nichts mehr isst und immer nur beim Essen spuckt?“
„Nenene, der hat schon ganz schön oft gespuckt.“ — Return to Zeile 4.
„Ok. Wann hat er denn zuletzt gespuckt?“ (Neuer Versuch, andere Fährte).
„Gestern abend.“ — Na dann.
„Und seitdem nicht mehr?“
„Nein. Aber essen tut er auch nicht.“

Und.so.weiter. Je.Des.Mal.
Hinweg mit allen Theorien zu offenen und geschlossenen Fragen. Manchmal wundere ich mich nicht, dass manche Kollegen gar nicht mehr mit den Eltern sprechen, sondern das Kind nur noch untersuchen und durchwinken oder einweisen.

(c) Bild bei Flickr/Alexander Henning Drachmann (unter CC.Lizenz)

8 Antworten auf „Stellen Sie immer offene Fragen, dann bekommen Sie mehr Auskünfte.“

  1. Ich weiß noch, wie ich in einem Anästhesieaufklärungsgespräch zusammen mit einer Studentin im ersten Semester Medizin bei selbiger immer größere Augen produzierte, als meine Fragen sich von offen nach immer geschlossener und schließlich direktiv veränderten. Aber auf „welche Medikamente nehmen Sie denn?“ (wenn man schon auf die Frage nach Vorerkrankungen nur „keine“ als Antwort bekommt) zu hören, dass der Hund ja bei der Nachbarin ist und immer bellt, das ist eben sehr schwer auszuhalten, wenn draußen 25 Leute warten und man eigentlich 15 Minuten pro Gespräch hat und der Patient augenscheinlich ein recht hohes Narkoserisiko hat… Die Studentin war entsetzt 🙂 keine Ahnung, ob sie noch studiert.

  2. Offene Fragen sind genau dann gut, wenn man möglichst viele Informationen zu einem bestimmten Thema haben will und noch nicht konkret weißt, welche man davon genau braucht.
    Wenn man konkrete Informationen über etwas bestimmtes braucht, kommt man mit geschlossenen Fragen besser voran.

    (aus der Fortbildung zum Thema „Führen von Elterngesprächen“, die ich einst gab)

  3. Und dann gibts ja noch die, denen das Kranksein gar nicht in dem Kram passt (okay passt es nie, aber ich meine Anlässe) und der Doc soll es bitte schön wegmachen.
    Ich wundere mich nicht mehr wenn Ärzte geschlossene Fragen stellen und dann als brummelig gelten. Entschuldigung- aber manches gelaber von Eltern/Patienten braucht kein Mensch und auch Witze sind irgendwann nicht mehr lustig.

  4. Offen zu Fragen sollte man meinen ist eigentlich eine tolle Doctorkompetenz :O . Warum funtioniert es bloss nicht .. was tut man da bluuß. Schwedengrüße an alle und Geduld mit uns Eltern 😀

    Ich weiß nicht ob ich nicht manchmal vor Aufregung auch nicht alles sage, vor Aufregeung weil ich alles mitteilen und nichts vergessen möchte und bissl Sorge, weil mein Kind halt auch richtig krank ist, wenn wir zum Kinderdoc müssen.

    Also ein Schwedenlicht euch Allen! Lovisa & Waldräuberfamilie

  5. Zuhören und kohärent antworten wird kollosal überschätzt….ironieoff
    Lieber Kinderdoc, „schön“ zu lesen dass es den Ärzten nicht anders geht als den Apothekern…#seufz#
    Ein Pfund Nervenstärkung rüberschieb!

    1. Kommt drauf. (Den kanntest Du auch schon, oder?)

      Im vorliegenden Fall war es fehlende Empathie. Den Eltern war es imgrunde egal. Irrationale Vorstellungen, dass das Kind nicht esse nach dem Erbrechen (was bereits sistierte). Gegessen hatte es natürlich trotzdem.

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