Die Rettung allen Lebens

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Schon mal von dem Phänomen des „Großen Blutbildes“ gehört? Ärzte lieben es und treffen es tagtäglich in der Praxis an.

Wann immer ein Kind zweimal in vierzehn Tagen krank war, wann immer es ein wenig blässlich um die Nase wirkt, wann immer es zu dick, zu dünn, zu aufgedreht, zu ruhig ist, kommt die Frage nach einer Blutabnahme, nach dem erkenntnis- und heilbringenden Stich. „Ich glaube, sie hat was an der Schildrüse“, „vielleicht ist er ja allergisch“ und „Diabetes gibt es in der Familie“. Die Krönung des ganzen ist dann „Machen Sie doch mal ´Ein großes Blutbild`, wir haben noch nie Blut abgenommen, das kann es doch nicht sein!“

Doch, kann es. Ich hatte einen Oberarzt in der Facharztausbildung der die prägende Regel aufstellte „Untersuche nur das, was nötig ist und kreuze nur an, was Du später erklären kannst“. Anders gesagt: Blut abgenommen wird nur, wenn sich daraus ein Erkenntnisgewinn ergibt. Bin ich im Unklaren, ob es sich um eine virale oder bakterielle Infektion handelt? Habe ich Sorge, dass eine leukämische Reaktion der Grund für die tatsächlich offensichtliche Blässe des Kindes ist? Liegt vielleicht eine Thalassämie vor oder eine andere Anämie? Dann weist mich die klinische Untersuchung des Kindes in die entsprechende Richtung. Denn das kann „Das Große Blutbild“: Das Ergebnis der blutbildenden Organe aufzeigen – rote und weiße Blutkörperchen, deren Größe und Verteilung, die Blutplättchen. Keine Aussage zu anderen Organen, weder Leber, noch Niere, noch Schilddrüse.

Aber woher kommt die Vorstellung, dass das „Große Blutbild“ die Rettung allen Lebens sei? Ich kann mich erinnern, dass bereits meine Mutter vom Arzt kam mit den Worten „der hat ein großes Blutbild gemacht, alles ist gut“. In einigen Ländern ist eine regelmäßige Blutabnahme scheinbar tradiert, in Russland, in Polen wohl auch, keine Ahnung, ob das wirklich so ist, Familien von dort fordern das überdurchschnittlich häufig. Die Italiener suchen gerne nach Anämien, in arabischen Staaten sucht man nach Vitaminmängeln (die man nicht im „Großen Blutbild“ findet“).  (Kennt Ihr übrigens die Brüder im Geiste des „Großen Blutbildes“? – das sind „Die Blutsenkung“ und „Die Blutgruppe“.)

Vielleicht ist es in vielen Praxen wie mit den Rosa Rezepten – wer damit aus der Tür geht, wurde gut behandelt, wer nur ein paar warme Worte bekam und den Hinweis auf frische Luft und Hustentee, kann nicht gesund werden. Um Diskussionen zu verkürzen, macht der friedensliebende Doc eben „g´schwind ´n klaans Blutbuid“. Wenn der Kinderdok hingegen beim Kinde noch nie Blut abgenommen hat, scheint er wohl seine Arbeit nicht ernst zu nehmen.

Blutabnehmen kann traumatisierend für Kinder sein. Impfungen sind es schon genug. Warum soll ich also kleine Löcher in kleine Kinder bohren, womöglich unter Hilfe einer Arzthelferin, nur damit die Eltern zufrieden sind? Nichts anderes ist manchmal eine Blutabnahme: Schmerzen für das Kind, Beruhigung der Eltern. Ein kurativer Aderlaß. Aber ein unnötiger, wenn so inflationär durchgeführt, wie von Eltern gefordert. Bitte überlasst es uns, wann es nötig ist, „Das Große Blutbild“.

(c) Bild bei Flickr/PAHO (unter CC-Lizenz)

49 Antworten auf „Die Rettung allen Lebens“

  1. Da ich auf den Kommentar nicht direkt antworten kann:
    Es ist doch immer schön, wenn auf Kritik so souverän und sachlich reagiert wird. Ich freue mich, dass du dir die oben angeführten Konsequenzen aufgrund meines Beitrags, auf den du so differenziert eingegangen bist, nun so gründlich überlegt hast.
    Ein Hinweis noch: Auch im Altersheim sollte man kommunizieren, dann wohl doch besser die Pathologie.

  2. Das ist der Idealfall. So kann ein gutes Zusammenspiel von Eltern und Arzt auch gelingen. Leider gibt es in den letzten Jahren/Jahrzehnten eine Entwicklung weg von diesem Bild hin zu fordernden, frechen, mißtrauischen und wirklich nervenden Eltern. Und diese werden immer mehr. Von daher verstehe ich kinderdoc.

  3. echt jetzt ?! – Patienten nutzen Fachbegriffe nicht ganz korrekt und umfassende?!
    Unglaublich!!
    Da können sie als Arzt auch wirklich gar nichts mit anfangen, was der Patient denn eigentlich meinen könnte, das verstehe ich völlig.

    Sie nutzen beim Steuerberater, Automechaniker oder sonstigen anderen Fachkräften natürlich immer die völlig korrekte Fachsprache.
    /wer Ironie findet, darf sie behalten.

    Die Intention mal zu erklären, was ein großes Blutbild eigentlich ist, was man daraus ablesen kann und was man sonst so zusätzlich an Laborwerten noch nehmen kann, finde ich gut. Dabei auch den einen oder anderen Seitenhieb auf die wiederkehrende Fragen nach dem Lebensrettenden großen Blutbild, ja auch gerne.
    Aber das ist leider überhaupt nicht gelungen.
    Der Beitrag liest sich für mein Empfinden arrogant und damit auch respektlos gegenüber Eltern.
    Was mir insgesamt in den Beiträgen über die Jahre aufgefallen ist – das Augenzwinkernde aber immernoch respektierende Beschreiben der Aussetzer von Eltern ist weg. Eltern kommen immer mehr als die Idioten des Tages vor.
    Das finde ich sehr schade.

    1. Das ist zunehmend der Alltag von Ärzten. Ich verstehe das gut. Man muss sich einmal vorstellen, dass die hier geschilderten Fälle nicht einmal alle paar Wochen sondern zig mal am Tag vorkommen, also jeder witzig gemeinte Kommentar, jede langatmige Erklärung (die zur Behandlung nicht nötig wäre) jedes Bestehen auf oder Ablehnung einer Behandlung, jedes Ausschütten von Halbwissen- das alles nicht nur einmal sondern vielleicht zwanzigmal täglich. Da möchte ich den Menschen sehen den das nicht mitnimmt.

      1. Auch wenn wir thematisch ein wenig abschweifen…. gehört das nicht zu jedem Beruf dazu? Muss man das nicht mit professioneller Distanz ertragen? Nicht, dass manches nicht nerven würde, aber so ist es nun mal.
        Wenn ich keine kleinen Kinder ertragen kann, weil sie mich nerven, ist das absolut legitim, aber ich sollte besser nicht in einem Kindergarten arbeiten. Und auch dann nicht, wenn ich mich nicht wichtigen und unwichtigen Fragen von besorgten Eltern auseinandersetzen will, die sich um die Eingewöhnung des Kindes in den Kindergarten sorgen, den Übertritt in die Schule, den Schnuller, die Windel usw.
        Mag ich nicht ständig von Pubertierenden umgeben sein und mich mit ihnen auseinandersetzen, sollte ich besser kein Lehrer in der Sekundarstufe 1 werden.
        Das ist beliebig fortzusetzen.
        Und wenn mich medizinisch halbkompetente bis inkompetente Nachfragen von Eltern nerven, sollte ich vielleicht nicht unbedingt Kinderarzt werden, dann bietet sich als Fachgebiet vielleicht die Geriatrie an. Da gibt es weniger Eltern, die in Sorge sind, dafür dann aber vielleicht erwachsene Kinder…
        Denn dass Eltern von kranken Kindern in der Regel medizinische Laien sind, sich aber große Sorgen um das Kind machen, selbst wenn diese nicht unbedingt medizinisch begründet sind, ist doch irgendwie klar. Und jede Familie durchläuft, zumindest mit dem ersten Kind, jede kleinste Sorge neu und erstmalig, erlebt sie als verunsichernd und will das Beste für das Kind. Also kann man davon ausgehen, dass sich viele, viele Fragen immer und immer wiederholen. Oder nicht?

        1. Danke. Du hast absolut Recht. Wie kann ich mir nur anmaßen einen Blog zu betreiben. Und auch noch Kinderarzt zu werden.
          Danke. Du hast mir die Augen geöffnet.
          Das Blog wird hiermit beendet. Ich habe mich gestern im hiesigen Altersheim beworben. Da muß ich nicht soviel kommunizieren.

  4. Ich bin ein bißchen verdattert. Wenn ich zum Arzt gehe, egal ob zu meinem oder zu dem meiner Kinder. Ich schilder dem meine Symptome, was mir sonst so aufgefallen ist. Manchmal garniert mit „Ich brauch halt den gelben Zettel, tschuldigung“. Und dann überlass ich es ihm was er untersucht. Der wird das doch wohl wissen.

    Und bin bisher ganz gut damit gefahren. Naja, gut, früher bei anderen Ärzten mal nicht so. Zwischen 20 und Mitte 30 wird man bei manchen Ärzten halt nicht ernsthaft krank. Aber aus dem Alter bin ich ja raus 🙂

    Ich lass mir doch auch nicht von Laien meinen Job erklären.

  5. Bei uns war es andersrum. Wir wollten nach einem Fieberkrampf zur Sicherheit eine Nacht im Kinderkrankenhaus bleiben. Die Vorstellung, einen zweiten Krampfanfall alleine zu Hause managen zu müssen, behagte vor allem meinem Mann gar nicht.
    Die aufnehmende Kinderärztin sagte dazu, dass wir das sehr gerne machen dürften, dann müsste sie aber ein Blutbild machen. Ich glaube, sie hat das drei oder viermal gesagt. Als sie dann Blut abgenommen hat, hat sie unserem 2,5 Jahre alten Töchterlein gesagt, dass wir als Eltern uns ja jetzt dafür entschieden hätten. Sie hätte ja eigentlich gar keine Lust, Blut abzunehmen. Sie hat das ein bisschen eleganter formuliert, aber darauf lief es heraus. Töchterlein war nicht wirklich amused über die Blutabnahme, aber im anderen Fall hätten die uns ja quasi hinausgeworfen. So kam es wenigstens bei uns Eltern an.
    Als wir am nächsten Tag entlassen wurden, konnte uns keiner die Ergebnisse der Blutuntersuchung mitteilen. Unsere Hauskinderarzt hat keinen Arztbrief bekommen. Das einzige, was diese Blutabnahme bewirkt hat, war ein ziemliches Geschrei beim nächsten KInderarztbesuch.

    1. Stationär wird dann schon davon ausgegangen, dass Eltern mit Untersuchungen/Überwachung einverstanden sind und und nicht jede Kleinigkeit muss unterschrieben werden. Ohne Grund wart ihr ja nicht dort. Einen Arztbrief muss es geben, einfach dort im Sekretariat nachforschen.
      Man muss auch selber was tun: nachfragen,kritisch sein, auf einen Brief bestehen. Hinterher nur schimpfen kann jeder, das ist nur dumm.

      1. Ich habe einen Kurzbrief bekommen. Da gab es keine Ergebnisse der Blutuntersuchung. Wir sind danach zwecks Besprechung des weiteren Vorgehens und einer Krankschreibung mit einem fieberfreien und fitten Kleinkind zum Vertreungskinderarzt. Der meinte, er braucht kein Blutbild, alles gut. Die kleine Maus ist fit und kann wieder in die Kita.
        Wir hätten das nie hinterfragt, wenn die Kinderärztin in der Ambulanz uns nicht gesagt hätte, dass wir entweder mit Notfallmedikament sofort und stressfrei heim gehen können oder den Stress mit der Blutabnahme haben. Unterschrieben habe ich noch nie bei einer Blutabnahme.

        1. Das hat schätzungsweise viel mit Standartprozeduren im Krankenhaus und einer Kinderärztin mit wenig Zeit zu tun, die an diesem Tag hörbar kränkelte. Ich glaube an einem guten Tag hätte sie uns beruhigen können und nach Hause entlassen.

  6. Ich muss gestehen, ich habe noch nie den Begriff „großes Blutbild“ gegoogelt – bis grade eben. Ich kannte den Begriff bis her nur von Ärzten (sowohl für Menschen als auch für Tiere).
    Und in den letzten 20 Jahren enthielt das, was der Doc ein „großes Blutbild“ nannte i.d.R. Leukozyten, Erythrozyten, Hämoglobin, Hämatokrit, MCV, RDW, MCHC, Thrombozyten, Kreatinin, GFR, Gamma-GT, GOT und GPT.
    War lt. Wikipedia und Kinderdoc ja offenbar falsch benannt, macht aber nix, die gewünschten Werte (vom Arzt gewünscht, nicht von mir verlangt) kamen ja trotzdem gg

  7. Bei uns macht das der ratlose Kinderarzt 1-2mal im Jahr, mehr der Vollständigkeit halber um nichts übersehen zu haben beim dauererschöpften mittlerweile Teenie. Meistens ab der 2. Woche Krankschreibung am Stück. War nie ein Drama (ich hab’s den Kindern immer sachlich erklärt und Interesse an Kanülenformen und Schläuchen geweckt), hat aber auch noch nie etwas genützt. Irgendwelche Werte sind immer leicht über oder unter Norm, aber aussagekräftig ist nichts. Wenn ich Untersuchungen ins Spiel bringe, die er für unnötig hält, sagt er das aber klar und ich wäre auch entsetzt, wenn er, nur um mich vom Hals zu haben, etwas tun würde, was er sinnlos finden würde. Man ist allerdings schon ratlos, wenn man ein Kind hat, das kräftemäßig einen normalen Schultag nicht durchsteht, ich kan auch absolut nachvollziehen, wenn Eltern da alles durchgetestet haben wollen, was ihr Bekanntenkreis an Ideen suggeriert.

  8. Letztlich bleibt auch etwas diffus was die Leute erwarten. Eine Garantie für Gesundheit? Laborkosmetik? Ist so ähnlich wie Stuhlabstrich bei schon wieder genesenem Kind. Ist dieser positiv auf z.B. Viren darf es die Kita nicht besuchen bis nichts mehr nachweisbar ist. Und bei akuten und schlimmen Krankheiten ist die Klinik die richtige Anlaufstelle, da nützt doch ein Blutbild beim niedergelassenen Arzt nichts, weil das Ergebnis ankommt wenn er abends oder am Wochenende geschlossen hat. Wir behandeln Menschen und nicht Werte.

  9. Der Terminus „großes Blutbild“ für alle Laboruntersuchungen, bei denen Blut verwendet wird ist halt genauso falsch wie die dämliche Bezeichnung „Blutverdünnung“ für die medikamentöse Antikoagulation/ Blutgerinnungshemmung. In die Reihe gehört auch “ künstliches Koma“ für analgosedierte Patienten auf der Intensivstation… und noch vieles mehr. Und auch wenn ich mich insgeheim auch drüber aufrege, verwende ich die Bezeichnungen im Patientenkontakt gerne mal, weil ich so an die notwendigen Informationen komme. (womit wir beim vorigen Beitrag wären: wie ziehe ich die nötigen Informationen aus den zuständigen Nasen)
    Geht dann so:
    T: Was nehmen sie für Medikamente?
    P: ähm, ja , sowas fürs Herz, so kleine, weisse, runde….
    T: wissen sie den irgendeinen Namen?
    P: Ja, der Name war irgendwas mit Hexal…
    T: …..? ( überlegend, wie man noch an Informationen kommen könnte)
    T: nehmen sie Blutverdünner?
    P: (freudig strahlend, weil er eine Antwort weiss) Jaaaaa!
    T: und wie heissen die?
    P: ……. ähm……..

    1. Also ist „Blutverdünner“ sowas wie „Schraubenzieher“ oder „Zollstock“? Sprache ist schon komisch, manchmal bürgern sich eigentlich absurde Begriffe ein…

  10. Ich glaube, zumindest bei mir ist es so, dass ich diese „Ein Blutbild sagt, ob du gesund bist“-Masche beim Kinderarzt gelernt habe 😉 Ich war eigentlich ein sehr gesundes Kind. Trotzdem erinnere ich mich mit Horror an die ständigen Blutentnahmen beim Kinderarzt.
    Jedenfalls glaube ich, dass durch diese Blutabnehmerei irgendwie das Gefühl entstanden ist: „Wenn mir Blut abgenommen wird, werde ich untersucht, ansonsten ist das alles nur Gefasel.“ Heute versuche ich, das rationaler zu sehen, aber das Gefühl, dass man nur im Blut alles mögliche erkennen kann, das sitzt sehr tief 😉 Vielleicht geht das anderen Erwachsenen ja auch so…

  11. Ich finde diese Einstellung super! Der Kinderarzt sollte immer im Sinne des Kindes denken und ihm überflüssige Untersuchungen ersparen und nicht der Wunscherfüller der Eltern sein. Diese „Pro Kind“ Einstellung erwarte ich eigentlich von jedem Kinderarzt!

    Leider drängt sich in meinem Umfeld der Eindruck auf, dass immer weniger Kinderärzte so denken und unnötige Untersuchungen durchführen. Als ginge es eben doch oft darum, zusätzliche Untersuchungen mit der Krankenkasse abzurechnen. Quasi als win – win Situation, die Eltern sind wieder beruhigt und das Wirtschaftsunternehmen Kinderarztpraxis hat auch partizipiert.
    Leider auf Kosten der Kinder, die sich nicht dagegen wehren können.

    1. Leider kostet Überzeugungsarbeit oft mehr Zeit und Nerven (und die sind begrenzt!) als die Erfüllung des Elternwunsches. Dass der Doc erbrachte Leistungen auch abrechnet -so what- das macht jede andere Berufsgruppe auch. Ich bezweifle aber sehr, dass Labor NUR aus Abrechnungsgründen gemacht wird, weil der Aufwand für den Doc- ein schreiendes, abwehrendes Kind festzuhalten und trotzdem noch ein ordentliches Ergebnis zu erzielen- ungleich höher ist als die Ziffer wiedergibt. Das macht man nicht zum Spass.

  12. Naja, dann muss man sich aber bei den Kollegen beschweren, die als „großes Blutbild“ nicht nur die Zusammensetzung des Blutes, sondern auch die Laborwerte für die üblichsten „Verdächtigen“, also Schilddrüse, Eisen, diverse Vitamine, Cholesterin usw. bezeichnen. Und es gibt sehr wohl Ärzte, die das als Vorsorgeuntersuchung einmal im Jahr machen. Da können die Patienten dann echt nichts dafür, wenn das bei Ihnen etwas anderes bedeutet.
    Ob es bei Kindern sinnvoll ist, vor allem wenn eine Blutabnahme mit starkem Stress für das Kind verbunden ist, ist ja nochmal eine ganz andere Sache.

    1. DAS war mir bisher nicht klar.
      Bisher dachte ich: Blutabnahme macht man, um ein Blutbild zu bestimmen.
      Woher soll man das auch wissen, dazu ist ja der Arzt da.

      Dass Kinderärzte sich (und dem Kind) freiwillig ohne Grund die Tortur antun, glaube ich nicht.

    2. Bei meinem Arzt heißt das auch „Blutbild“, und er bietet das „zur Vorsorge“ einmal jährlich an. Er hat mir auch offen gesagt, dass das „die Kasse“ einmal im Jahr bezahlt. Nur weiß ich nicht, warum ich mich „zur Vorsorge“ einmal im Jahr anzapfen lassen sollte, wenn ich mich nicht krank fühle, und schon gar nicht, was ein Blutbild mit einer Rippenprellung zu tun hat.

      Was ein Röntgenbild bei einer Rippenprellung bewirken soll, weiß ich übrigens auch nicht. „Zum Ausschluss einer Fraktur“, ach nee, bitte. Ich würd’s schon spüren wenn’s eine wäre. Die Überweisung an die Radiologie habe ich dankend abgelehnt. Schließlich war ich ja nur wegen eines Pächchens rezeptpflichtigen Schmerzmittels da.

      Okay, Erwachsenen unnötige Diagnostik anzubieten, das geht vielleicht gerade noch. Möglicherweise steht da auch der Gedanke im Vordergrund, „die meisten wollen das, und der Patient erwartet das Angebot“. Aber unnötige Diagnostik bei Kindern, das geht gar nicht. Auch nicht wenn die Eltern das erwarten.

  13. Sehr schöner Beitrag! In der chirurgischen Notaufnahme heißt der Lebensretter „Röntgen“. Egal weshalb die Leute kommen (und egal, was man zur Sinnhaftigkeit der gewünschten Untersuchung sagt) auf ein Röntgenbild wird bestanden…

  14. Jahaaa, das große Blutbild. Mein Schwiegervater zum Beispiel ist seeehr gesund. Das weiß er, weil der Arzt jedes Jahr ein großes Blutbild macht, und das ist immer bestens. 👆🏻

    Ich nicke dann immer und tue wahrscheinlich gut daran, ihm nichts erklären zu wollen. Das ging damals nämlich schon bei meiner Tante schief, die ihrer in der Anaesthesie arbeitenden Nichte die Vorzüge der extrakorporalen Sauerstoffanreicherung beim gepriesenen Heilpraktiker ihres Vertrauens nahebringen wollte.

  15. Mein (behinderter) 4-jähriger kriegt zwangsweise leider oft Blut abgenommen. Und das mit dem Trauma kann ich leider inzwischen bestätigen. Trotz aller Vorbereitungen und bereits früher reichlich Spritzen hat er – seitdem er mehrfach relativ kurz hintereinander Blut lassen musste – Panik vor Arztbesuchen. Auch die wo ich ihm glaubhaft versichern kann dass nix passiert sind jetzt ein Gräuel.

  16. Blutabnahme beim Kleinkindern ist echt furchtbar. Wir hatten das mal, ich kann mich grob erinnern, dass unklar war, was mein Kind hatte. Schlussendlich war es Rota.

    Beim Erwachsenen hat das Blutorakel (ohne konkreten Verdacht) zu Hashimoto geführt. Was für ein Glück!

  17. Ich stelle es mir ziemlich schrecklich vor, wenn gefühlt drei Leute mein Kind fixieren müssen während etwas mit ihm gemacht wird, das es nicht versteht… Das sollte doch möglichst umgangen werden…

  18. Das große Blutbild ist lebensnotwendig? Dann sollte ich wohl bald einen Besuch beim Bestatter planen… mit meinen mittlerweile 30 Jährchen wurde mir nach meiner Entlassung im Krankenhaus nach meiner Geburt noch nie Blut abgenommen… (Damals dachte man, ich wäre ein sehr krankes Babys, mochte aber nur den Flascheninhalt nicht.) Danach kam nur etwas zwecks Impfung in meine Adern rein, aber ein Blutorakel hat bei mir noch niemand gemacht….
    Probleme hatte ich dadurch nur im Biounterricht der Oberstufe, weil beim besten Willen niemand meine Blutgruppe kannte, ich die aber als Hausaufgabe herausfinden sollte…

  19. Hmm…Ich lese ihre Beiträge sehr gern, aber heute bin ich ein wenig verwirrt (Vielleicht liegt es an der fortgeschrittenen Uhrzeit?). Ich habe eine Schilddrüsenunterfunktion und mir wird schon regelmäßig Blut abgenommen, um zu schauen, ob meine Tablettendosierung noch hinhaut. Ich bezweifle, dass immer ein grosses Blutbild gemacht wird, aber es wird doch mein Blut untersucht, um die Funktion meiner Schilddrüse zu überprüfen…Naja, und ich muss tatsächlich gestehen, dass ich bei meinem ersten Sohn meinen Kinderarzt auch gefragt habe, ob man nicht ein Blutbild machen könne, da mein Sohn quasi von Oktober bis April dauerkrank war. Hat er natürlich nicht gemacht, aber als (Erstlings-)Mama ist man manchmal so verzweifelt und kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass ein Kind so verdammt oft krank ist. Beim zweiten Kind bin ich nun wesentlich entspannter, weil ich einfach weiß, dass auch wieder bessere Zeiten kommen. Insofern verdient mein Kinderarzt auch ein dickes Lob, dass er mir so oft versichert hat, dass mein Kind nicht schwerkrank und dem Tode nahe ist, sondern „nur“ ein grippaler Infekt schuld ist.

    1. Hallo. Ich bin Arzthelferin in einer Allgemeinmedizinpraxis. Bei dir wird wohl der TSH-Spiegel im Blutserum gemessen, vielleicht auch noch andere Parameter wie T3 und T4 (andere Schilddrüsenwerte). Frag doch mal deinen Arzt, der sollte schon wissen, was er abnimmt 🙂
      Ein Blutbild schlüsselt nur die Zusammensetzung der roten und weißen Blutkörperchen und der Blutplättchen auf (so grob gesehen). Es werden dabei keine Vitamine, Antikörper oder andere spezielle Entzündungsparameter gemessen (außer die weißen Blutkörperchen, die aber seeeeehr unspezifisch sind).
      Viele verwechseln das große Blutbild mit einem “Rundumcheck“ sämtlicher Organe etc.

      Lieber Gruß von einer (jetzt auch endlich) Zweifachmama 🙂

    2. Ich glaube, viele sind von den Begriffen verwirrt. „Großes Blutbild“ und „Kleines Blutbild“ sind Begriffe, die eine bestimmte Kombination von Werten bezeichnen, die auf einmal bestimmt werden.
      Aber natürlich gibt es auch weitere Blut-Untersuchungen und manche werden das wohl auch als „Blutbild“ bezeichnen.
      Aber wenn weitere Werte bestimmt werden, dann sind es eben zusätzliche Untersuchungen. Bei mir müssen z. B. Schilddrüsen- und Leberwerte regelmäßig überprüft werden, und das macht mein Hausarzt immer in Kombination mit einem „kleinen Blutbild“. Aber trotzdem gehören die Schilddrüsen- und Leberwerte formal nicht zum kleinen Blutbild, sondern werden extra angefordert (auf dem Bogen für das Labor).

  20. Dann war es eben nicht nur ein „großes Blutbild“, sondern auch ein Vitaminstatus plus Schilddrüse. Ein großes Blutbild ist eben ein laborchemischer Begriff. Aber wenn man schon begründet eine Nadel in einen Arm jagt, dann nimmt man oft nicht nur ein großes Blutbild ab, sondern alles, was man sonst noch so braucht. Sind dann mehr Röhrchen. Das rote (bzw. in Schweden das lila) ist meistens das Blutbild.

  21. Bringt denn eine Blutabmahme dem Doc mehr Geld als ein paar Fragen an Kind und Eltern und ich nenne es mal „die körperliche Untersuchung“ (Abhorchen und Co) ? Wir haben wohl dann einen Kinderarzt, der gut haushaltet diesbezüglich. Kind groß 7 Jahre noch keine einzige Blutabnahme. Kind klein 4 Jahre einmal bei unklarer Anamnese, weshalb so schlapp. Dabei wurden gezielt Werte veranlasst, die dann auch eine wirkungsvolle Behandlung ermöglichten. In unserem Fall Infusion, da Blutgaswerte verschoben. Grund: Fieses Darmbakterium

    Der Beitrag zeigt wieder einmal, dass immer weniger die Beobachtung des eigenen Körpers zählt. Sicherlich sind Blutabnahmen oft hilfreich, doch sollte man aufpassen das Gespür für sich und seinen Körper über diese scheinbar verlässlichen und alles sagenden Untersuchung nicht zu verlieren. Meist führt erst beides zum Ziel. Mein großes Blutbild war immer o.k. Gesund fühlte ich mich selten. Erst ein differenzierter Blick erbrachte eine Fährte. Dem ging ein ausgührliches Gespräch mit dem Arzt voraus.

  22. Meine Werte bzgl. Vit B, D ect. wurden beim letzten großen Blutbild auch bestimmt. Auch Schilddrüsenwerte kontrolliert. Ich glaub nicht, dass wir in Ö einen großen Unterschied zu Deutschland haben, käme mir jetzt zumindest spanisch vor, wenn hier solche Werte bestimmt werden können, während Sie sagen, das geht nicht…Mh?
    (Das eine Blutbild war übrigens wg. Verdacht auf Schilddrüsenfehlfunktion und das andere pre-OP, also beide begründet und nicht „wünsch ich mir“ 😉
    Stimme prinzipiell völlig überein, dass das nur gemacht werden sollte, wenn nötig!)

  23. Ich habe gerade fast meinen Tee wieder ausgehustet vor Lachen. So wahr!! Hatte in den letzten Monaten mehrere Diskussionen mit Deutschen, die in Schweden Urlaub machen oder hier irgendwann hinziehen wollen, die wissen wollten, wie man hier an EIN GROSSES BLUTBILD kommt (bzw, wie das auf schwedisch heißt) 😀 😀 😀 Auf meine Frage, was sie denn da wissen wollten, kam „Leberfunktion“, „Schilddrüse“, „Die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens“ (naja, nicht ganz, aber fast). Ich erklärte, dass man all das mit der Aufschlüsselung der Erythrozytengröße oder der Verteilung der Leukozyten nicht sagen könne, sondern dass man dazu eben die entsprechenden Werte messen müsse, und dann fragte ich noch, ob man denn eine solche Diagnostik nicht vielleicht auch NACH dem Urlaub ZUHAUSE machen könne, was es denn für eine therapeutische Relevanz hätte. Zu viele zu schwere Fragen. An ihr Blutbild (blodstatus) werden sie wahrscheinlich dennoch nicht kommen-die Schweden sind relativ rigoros mit dem Bestimmen von Laborwerten.
    Meine griechische Kollegin hat jedoch auch schon ihren durchsetzungsfähigen Mann zur Kinderambulanz geschickt, er solle auf ein CRP bei der hustenden zweijährigen Tochter BESTEHEN! Ich sagte, eine bakterielle Infektion könne man damit wahrscheinlich auch weder beweisen noch ausschließen, ob sie denn Zeichen einer bakteriellen Infektion hätte. Die Mutter, Hämatologin, war sehr verdutzt. Ihr CRP hat sie bekommen (2), ihre gewünschten Antibiotika nicht. Da ist Västerbotten sehr strikt 🙂 Und nach zwei Wochen hatte das Mädel kein Fieber und keinen husten mehr. Überraschung.

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