Wenn Kinder Bauchweh haben, wird alles wichtig

Chronische Bauchschmerzen: Wichtige Beobachtungen für die Sprechstunde notieren

Chronische Bauchschmerzen haben meistens eine nicht-organische Ursache, doch ist es wichtig, dass der Kinder- und Jugendarzt die Beschwerden abklärt. Von chronischen Bauchschmerzen sprechen Experten, wenn diese seit mehr als zwei Monaten bestehen und die Bauchschmerzen mindestens viermal pro Monat auftreten.

Bei der Diagnose der Bauchschmerzen sind Beobachtungen der Eltern und die Auskunft der Kinder hilfreich. Kann Ihr Kind den Ort des Schmerzes nennen bzw. strahlt dieser aus? In welchen Zeiträumen treten die Beschwerden auf, und häufen sie sich zu bestimmten Tageszeiten oder nach dem Essen? Leidet das Kind unter Erbrechen? Wie ist der Stuhlgang – leidet Ihr Kind unter Durchfall, Verstopfung, ist Schleim oder Blut beigemengt? Wichtig sind auch die Ernährungsgewohnheiten: Trinkt Ihr Kind viel Milch oder Fruchtsäfte, isst es viel Früchte oder konsumiert es evtl. viel Süßstoff – z.B. über Getränke? Hat Ihr Kind Schluckbeschwerden? Oder quälen Ihr Kind irgendwelche Probleme? „Um dem Kinder- und Jugendarzt bei der Suche zu helfen, können sich Eltern zu diesen Punkten vor der Sprechstunde Notizen machen bzw. ein Protokoll führen. Darüber hinaus ist ein Protokoll der Ernährungsgewohnheiten sinnvoll, wenn eine Nahrungsmittelallergie vermutet wird“, empfiehlt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Ohne eine medizinische Bestätigung sollten Eltern auf keinen Fall ihrem Kind eine Diät auferlegen. Denn dadurch können Mangelerscheinungen begünstigt werden.

Sind in der Familie chronische Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie bekannt, muss der Kinder- und Jugendarzt ebenso davon wissen. „Sind körperliche Ursachen unwahrscheinlich bzw. ausgeschlossen, handelt es sich bei den chronischen Bauchschmerzen um sogenannte funktionelle Bauchschmerzen. Ursache sind Stress (z.B. Ängste unterschiedlicher Art, Schlaflosigkeit, zu viel Bildschirmkonsum, familiäre Spannungen etc.). Dann ist es wichtig, die Ursachen aufzuarbeiten, damit das Kind lernt, damit umzugehen bzw. andere Auslöser zu vermeiden“, beschreibt Dr. Fegeler das Vorgehen.

Funktionelle Bauchschmerzen nehmen mit zunehmendem Alter ab. Ist bei den 3- bis 6-Jährigen noch fast jedes vierte Kind davon betroffen, leidet weniger als jeder fünfte Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren darunter.

Quelle: MMW Fortschritte der Medizin

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Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V.

12 Antworten auf „Wenn Kinder Bauchweh haben, wird alles wichtig“

  1. Ja so ist das oft ganz einfach, manchmal schwieriger. Heutzutage wo jedem „Pups“ vom Nachwuchs- ob nun negativ oder positiv- besondere Beachtung geschenkt wird ist es doch kein Wunder dass Fähigkeiten wie Selbstregulation und Durchhalten nicht mehr eingeübt werden. Und plötzlich müssen alle wegen Schnupfen oder Muskelkater zu Hause bleiben. Und ja schlimme Krankheiten kommen vor aber zum Glück selten und sind meist noch durch andere Beschwerden gekennzeichnet.

    1. Nochmal: es geht in diesem Artikel um Kinder mit chronischen Schmerzen. Ohne weitere Beschwerden. Einfach so. Was es keinesfalls weniger schmerzhaft macht.
      Das ist eben keine Erkältung. Die geht nämlich nach ein paar Tagen vorbei. Jeden Tag oder mehrfach die Woche Schmerzen zu haben, ist kein Vergnügen. Ja, man kann das Durchhaltevermögen dabei üben. Vielleicht, mit viel Glück, sind die Schmerzen ja in 10 Jahren vorbei… .

        1. Sicher. Aber nur ein GERINGER Prozentsatz der Bauschmerzkinder hat etwas ernstes und sollte so lange im Alltag keine Ruhe einkehrt in Kinderklinik, Kinderpsychosomatik usw. abgeklärt werden. So wie wahrscheinlich ihr Kind. Aber der VIEL größere Anteil Kinder zählt gar nicht dazu. Das heißt nicht, dass man jeder Kleinigkeit riesen Beachtung schenken muss. Auf einen Pups der quer sitzt oder eine Verstopfung darf man ruhig entsprechend gelassen und konsequent reagieren. Das klärt sich dann schon und hat was mit Vorbereitung aufs Erwachsensein zu tun.

  2. Immer, wenn ich als Kind Bauchschmerzen hatte, meinte meine Mutter ich soll mal aufs Klo gehen ….
    Inzwischen bin ich jenseits der 30, aber das Phänomen hat sich gehalten.
    Und anscheinend vererbt, bei meinem Sohn funktioniert das auch.

    1. Hahaha. Sie sind bestimmt der Allererste, der darüber einen Witz macht!

      Ja, natürlich gibt es Kinder, die irgendwelche körperlichen Symptome mal als Ausrede benutzen. Aber wie in dem Text beschrieben, geht es hier um Kinder mit echten Schmerzen. Und das ist doch irgendwie nicht witzig, oder?

  3. Interessante Aussage zu funktionellen Bauchschmerzen bzw. deren Ursache. Das deckt sich nicht mit der Meinung unseres Kinder-Gastro-Enterologen, bei dem wir letztendlich gelandet sind.
    Der sieht die Ursache von funktionellen Bauchschmerzen in einer Fehlfunktion der Reizweiterleitung im Nervensystem des Magen-Darm-Traktes und der nicht Ausreichenden Hemmung dieses Reizes im ZNS, so dass die normalen Darmbewegungen als Schmerzreiz empfunden werden. Wichtig ist dabei, dass das betroffene Kind tatsächlich Schmerzen empfindet, denn das ist das, was sein Nervensystem nunmal meldet.

      1. Zur Studienlage kann ich nichts sagen. Falls Interesse besteht, kann ich gerne per Mail den Link des Arztes schicken, auf seiner Internetseite hat er ein wenig zu funktionellen Bauchschmerzen und Reizweiterleitung geschrieben. Aber dort sind keine Studien, Quellen etc. genannt.

        Ich kann nur als Beobachtung (Achtung, betrifft nur ein Kind!) hinzufügen, dass es tatsächlich unter Stress bei unserem Kind nicht noch schlimmer wurde. Aber eben ohne Stress (soweit möglich) auch nicht verschwand.

        Tja, und das mit der Hilfe für die Betroffenen war dann der eher unangenehme Part. (Als wären die x Arzttermine und Untersuchungen vorher angenehm für das Kind gewesen…) Man könne Yoga oder Muskelentspannung nach Jacobsen versuchen. Außerdem Bewegung. Ablenkung. Aber er klang nicht so richtig überzeugt, dass das wirklich helfe. Aber wenn die Kinder älter würden, verschwänden die Symptome oft. Letzteres tröstet einen Sechsjährigen mit täglichen zum Teil heftigen Bauchschmerzen übrigens überhaupt nicht. Nur falls das jemand denken sollte.

        Die meisten Gespräche zu dem Thema mit Ärzten laufen ohnehin folgendermaßen:

        Arzt: Ihr Kind hat nichts.
        Eltern: Doch Schmerzen!
        Arzt: Aber er hat NICHTS!
        Eltern: Doch SCHMERZEN. Täglich. Heftig. Als kleines Kind!
        t.b.c.

        Ich kenne mich durch Zufall selbst ein wenig mit den Mechanismen von „Schmerzgedächtnis“ und dem für und wider einer Schmerzmittelgabe bei wiederkehrenden Schmerzen aus und bin in der Situation alles andere als glücklich.

  4. Alles WICHTIGE wird wichtig und alles unwichtige ist nicht von Relevanz. Merke: seltenes ist zum Glück selten und häufiges ist häufig.

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