Tolle Spritze

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Mutter, Kinderdok, Bobele (knapp sechs Jahre alt) – Letzterer strahlt mich an, als er durch die Türe kommt.

Bobele: „Oh, das ist aber alles schön bunt hier.“
Ich: „Äh … ja, danke!“
Mutter: „Ja, er ist grad auf dem Loben-Trip. Alles ist toll und schön.“
Bobele: „Wow, das ist aber eine tolle Liege.“
Mutter: „Sehen sie?“
Ich: „Spitze. Mensch, Bobele, du bist aber nett zu den Leuten.“
Bobele grinst sich eins.
Ich: „Ok. Trotzdem gibts heute eine Impfung. Weißt du ja.“
Bobele: „Klar. Kein Problem.“
Ich: „Ok, also, Achtung. Eins – zwei – drei. … fertig.“
Bobele verklemmt sich eine Träne: „Aua. Das hat aber jetzt … “
Kurzes Schlucken.
Bobele: „Das hat gar nicht weh getan.“
Ich: „Siehste. Du warst richtig tapfer.“
Bobele: „Mmh. Ja. Das war eine gaaanz tolle Spritze.“

Schon recht, Bobele, jedes Loben darf mal ein Ende haben.

(c) Bild bei Flickr/Anthony Kelly (CC Lizenz)

15 Antworten auf „Tolle Spritze“

  1. Tolle Geschichte! Der „Loben-Trip“… könnten den nicht mal ein paar mehr Leute haben? Und ein bisschen öfter? Aber das ist echt ein cooles Bobele, grins

  2. Naja. Über Maurice-Jesse abzulästern und die Meute an überengagierten Helikoptermüttern zur Aufwertung eingebildeten Status (tägliches Untersuchen triefender Kindernasen) miteinstimmen zu lassen,ist auch nicht das, weswegen Ärzte in lustigem Weltbild aus dem 19 Jhdt. glauben angehimmelt werden zu müssen.
    Statussymbol Rechtschreibung .Die Ritalingeneration lässt grüßen

  3. Wieso dürfen Kinder keine Angst vor Krankheiten haben?
    Wenn beispielsweise die Oma an Krebs stirbt, ist es sehr berechtigt, sich Gedanken dazu zu machen, ob die Eltern auch daran sterben könnten.

    Und nebenbei: geimpft haben diese Krankheiten ihren Schrecken verloren.

    Und zum „altklug“ reden: fand ich als ich Kind war (jetzt auch noch), einen furchtbaren Vorwurf. Mir war nie klar, was um alles in der Welt ich falsch gemacht hatte.
    So reden zu dürfen („wie die Erwachsenen“) gehört auch zum Kindsein dazu.

    1. Weil manche Dinge aus dem Mund eines Kindes einfach nicht gut klingen, wenn es auch dasselbe sagt wie die Eltern. In mancher Erwachsenengesprächsrunde passt das dann einfach nicht, das kann man als Eltern schon dezent dem Kind klar machen. Und zur Angst: ja die dürfen sie haben aber auch hier ist es an den Eltern das eigene Verhalten/Umgang mit Angst mal zu überdenken und entsprechend auf das Kind einzuwirken: eigene Sorgen nicht übertragen, trösten. In dem Fall oben frage ich mich schon, warum der Junge auf einmal alles loben muss.

      1. Herrje. Einfach weil er‘s lustig findet?
        Das ist nun nicht so furchtbar, sich deswegen fragen zu müssen…

        Und „Altkluge“ Kindersprüche: Oft genug für ein Lachen gut, manchmal ein entlarvender Spiegel der Erwachsenen. So what?

        1. Ja klar. Und irgendwann wird er merken, dass das nicht alle lustig finden und sich wundern warum er als Clown keinen Beifall mehr bekommt.

        2. Ich war als Kind auch furchtbar altklug, ganz ohne irgendeinen Input von außen.
          Hat mir viel Spaß gemacht…wenn mir jemand den Mund verboten hat, hat mich das sehr verletzt und traurig gemacht.
          Altkluges reden gehört wie Bäume klettern zum Kind sein…allgemein aber finde ich, das viele sehr unterschiedliche Vorstellungen von „einfach Kind sein“ hat.

  4. Kinder sollen vor allem noch Kinder sein dürfen- still halten und kurz gehorchen ja- aber altklug reden, Angst vor Krankheiten haben- eindeutig nein. Eltern nehmt endlich eure Erziehungsverantwortung ernst.

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