Warum ich blogge.

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Das ist alles erstunken und erlogen, die Sache mit dem Tagebuch, dem Loslassen vom Alltag, dem Ventilieren von Patienten in den Blogposts oder dem alleinigen Informieren von interessierten Patienten oder Eltern auf anderen Ebenen als in einem Gespräch oder einem großspurigen Ratgeberbuch. Ich will auch nicht unterhalten oder den Leser zum Schmunzeln, Lachen, Fremdschämen oder Ärgern anregen. Geld verdienen liegt nicht in meinem Interesse, nicht das Ablenken von den Prokastinationen des Alltags oder dem räudigen Haushalt. All das liegt mir fern. All das erzähle ich nur in Interviews, wenn die Frage kommt, “Warum bloggst Du?”
Ich blogge, um zu kommunizieren.

Bloggen ist all das wie oben geschreiben und alles das nicht.
Letztendlich geht es um ein Mitteilungsbedürfnis. Das setzt zwei Personen voraus, den Blogger und den Leser. Das Bedürfnis zur Mitteilung hat der Blogger, der Leser die Neugier, was der Schreiber auszuplaudern hat. Gibt es Geheimnisse oder Leaks in der Medizin, in der Juristerei, im Taxigewerbe oder im Familienleben? Dann her damit, schreibt davon, Ihr Blogger, und lest darin, Ihr Leser.

Begonnen hat alles ganz klein mit wenigen Sätzen, mit grossen Pausen, mit unspektakulären, gelangweilten Posts, die lediglich den empty space füllen sollten. Du schreibst am Anfang ins Leere hinein, ins Blaue, ins Nirwana, in die graue Materie des Internets. Du kannst nicht erwarten, dass Dein Blog jemand liest, also können Deine Motive nicht die obigen sein. Denn Ziele sind, jedenfalls die hoch- und weitgesteckten, nicht erreichbar. Also vergiss es einfach.
Und an diesem Punkt enden dann die meisten Blogger. Vielleicht hätte ich auch irgendwann aufgegeben, wenn nicht tatsächlich nach ein paar Wochen (na, es waren eher Monate) eine erster einzelner Leser geantwortet hätte. Denn nichts anderes ist der Kommentar, eine Antwort auf die Frage des Blogposts “Liest das hier jemand”?

Bloggen ist Kommunikation
Nur das, und all das. Sonst könnten wir alle in unser analoges oder digitales Tagebuch schreiben, ins Moleskine, in irgendeine Evernote- oder OneDay-App. Bloggen kann nicht nur bloße Information sein, dann wäre ein Buch das Richtige oder eine Ratgeber-Homepage, wer ohne Kommentarfunktion bloggt, der bloggt nicht, der passiviert. Und all die zahlreichen “Blogs”, die als Ableger von Verkaufsseiten installiert werden, weil man das eben heute so macht, sind nur Werbemanöver ohne Kommunikation.

So ehrlich musst Du als Blogger sein: Du lässt Dich gerne lesen. Du freust Dich über ein freundliches Wort in der Kommentarfunktion, über ein wenig Senf, über Schärfe, über Kritik, denn Polarisieren heißt, besprochen zu werden, antworten zu können (wenn es die Zeit zulässt). Der Leser darf passiver agieren, er muss nicht kommentieren. Aber gerne machen es manche schon, denn auch sie möchten gerne quatschen, um dem Gegenüber näher zu sein, näher, als man sonst einer Familienmutter, einem Taxifahrer oder Rettungssanitäter kommen kann. Trolle gibt es auch, ja, aber die werden wir alle ignorieren.

Also denn, Ihr Blogbeginner:
– Schreibt, was Ihr schreiben möchtet, erzählt von Eurem Leben, Eurem Beruf, Eurer Leidenschaft.
– Habt einen langen Atem, wenn Ihr gelesen werden wollt. Der Eisberg beginnt am Boden, die Wasseroberfläche erreicht man erst langsam.
– Erwartet zunächst keine Kommentare, aber begrüßt sie mit offenen Armen.
– Seid selber Blogleser und -kommentatoren, das ist die beste Werbung für die eigene Arbeit. Besser als der versteckte Link zum eigenen Schaffen.
– Schreibt stetig und regelmäßig, das erhält die Freundschaft.
– Vergesst SEO, Tipps zur perfekten Überschrift oder die beste Hookline – Ihr seid das Blog, nicht die Klickzahlen.
– Verbiegt Euch nicht. Alle sprechen über Authentizität, also bleibt wahrhaftig. Falsche Versprechungen oder versteckte Werbung sind bäh. Und sucht nicht nach Eurer Zielgruppe, und was sie lesen mag: Sie findet Euch.

Und Ihr Leser:
– Seid freundlich und interessiert.
– Auch wenn ein Blog ein öffentliches Medium ist, seid Ihr im Blog Gast, also seid entsprechend.
– Erwartet keine (schnellen) Reaktionen, Blogger sind selten hauptberuflich Blogger. Da gibt es noch ein Leben daneben. Es gibt immer viele Leser im Blog, aber nur einen Blogger. Die Perspektive ist eine andere.
– Wenn Euch ein Blog nicht gefällt, sucht weiter, es gibt genug davon. Trolle werden ignoriert.

Aber vor allem: Habt alle Spaß.
Stay tuned, Euer kinderdok.

19 Antworten auf „Warum ich blogge.“

  1. Super Text, bloge selbst seit längerem, bin aber oft zu faul anderes zu lesen oder zu kommentieren. Jedoch merke ich seit ein paar Tagen, dass es sich doch lohnt… wie du schon sagtest Bloggen ist Kommunizieren.

  2. Deine Gedanken, die du in diesem Blog niedergeschrieben hast, inspieren mich grade sehr dazu einfach weiter an meinem Blog zu arbeiten und auch weiterhin zu schreiben. Du zeigst nochmal, was die Grundidee des Bloggens ist. Auch wenn das deine Meinung ist und andere da andere Vorstellung haben, kann ich mich damit gut identifizieren und wünsche mir, dass ander Leute, das auch so sehen.

  3. Ach wie schön, verehrter Kinderdok, danke mal wieder. Ich bin auch so eine, die liest und sich freut und oft nix sagt. Schade eigentlich. Denn @ Christian – ich finde, das ist Kontaktaufnahme und nicht Narzissmus.
    So, das war jetzt der gute französische Maille Senf. ;o)

  4. Hat dies auf ganznormalerwahnsinn rebloggt und kommentierte:

    Just an diesem Wochenende habe ich mich gefragt: Warum blogge ich? Warum schreibe ich meinen Senf in die Weiten des Internets? Und tatda: heute dann dieser wunderbare Eintrag vom kinderdoc. Ich kann mich dem nur anschließen, darin wieder finden: Ich möchte kommunizieren und vor allem meine Erfahrung weiter geben. Vielleicht wird irgendwann jemand in meiner Sotuatioin sein und braucht einfach eine Meinung. Zustimmen oder widersprechen ist dann ja situationsabhängig. Aber mir helfen oft einfach ein paar Erfahrungsberichte, egal welcher Art. Und mit dem Haufen verschiedener Meinungen bilde ich mir dann meine eigene. Oder hilft mir, eine eigene zu bilden. Und darum teile ich meine Erfahrung. Und auch, um mich etwas auszukotzen 😉

  5. Schöner Artikel. Noch ein Klacks Senf dazu: Schaut nicht zu sehr auf die Statistiken. Die Seitenaufrufe gehen rauf und runter, man weiß oft nicht wieso. Ein klickwütiger Leser kann bei einem kleinen Blog die Zugriffe merklich steigern, und wenn der wegbleibt sacken die Zahlen plötzlich ab. Oder jemand verlinkt einen und ein paar Tage lang machen die Zugriffszahlen einen Höhenflug, aber es kommt kein einziger Kommentar, kein „gefällt mir“ und es scheint auch niemand hängenzubleiben.

    Das sollte man alles nicht zu ernst nehmen. Wenn das Schreiben Spaß mahct, ist das die halbe Miete. Und wenn man dann noch ein paar Follower hat oder regelmäßige Kommentierer (sofern die nicht konsistent dummes Zeug kommentieren) ist man ganz gut dran, finde ich.

  6. Ich lese sehr gerne hier, habe schon einiges gelernt, mich oft amüsiert und mag auch (meistens) die Stimmung in den Kommentaren. Also, vielen Dank für diesen Ort!

  7. Und jetzt muss ich auch noch meine Geschichte loswerden, bei der ich an dich denken musste. Ich zahle in der Apo Rezepte u.a. Für Impfungen fürs Baby. Ich komme mit der Apothekerin (keine PTA oder so) ins Gespräch. Sie fiel mir bereits letztes Mal auf als sie eine andere Kundin zwecks Kügelchen beriet. Das machte sie mit solcher Inbrunst dass ich mich schon wunderte.
    Im Laufe des Gesprächs erzählt sie ,dass sie ihre Kinder nicht impfen ließ und sagt dann auch noch, dass ihr (ex) Mann Kinderarzt gewesen wäre und der das auch nicht wollte. Wieso? Alles schädlich, die böse Pharmaindustrie usw
    Da bin ich echt vom Glauben abgefallen

  8. Hi, ich lese hier sehr gerne! Man kann immer was lernen und deine Art zu erzählen gefällt mir. Schreib ruhig öfter mal was über deinen Alltag.
    Kleine Anmerkung: Eisberge schwimmen und beginnen nicht am Boden
    Sorry für klugsch…

  9. Ich gebe gerne wieder mal meinen Senf dazu. Blogs wie diese sind eine Bereicherung, Hilfestellung, Unterstützung und vieles mehr.

    Ein herzliches Danke für die Geduld, die unermüdliche Aufklärung, die Aufrufe zum lebenswichtigen Impfen und was hier sonst noch an Positiven passiert. 🙂 Auf dass es immer so weitergehen möge.

    Liebe Grüße von Bettina

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