Verflixt verstopft

„Verstopfung bzw. Obstipation ist weltweit eines der häufigsten Probleme bei Kindern. Von Verstopfung spricht man, wenn u.a. weniger als 1-2 Stühle pro Woche entleert werden, die Stühle selber hart und fest sind oder die Stuhlentleerung schmerzhaft ist und gelegentlich ein Kotschmieren in der Unterhose beobachtet wird.

Bei Kleinkindern bis zum Alter von 4 Jahren muss diese Störung wenigstens einen Monat angehalten haben, bei älteren Kindern wenigstens 2 Monate, um von einer chronischen Obstipation zu reden. „In der Regel ist die zugrunde liegende Störung einer Verstopfung funktionell, d.h., es liegt keine organische Ursache im Sinne einer Fehlanlage oder Fehlfunktion des Darmes vor. Obstipation ist in der Regel eine Folge von u.a. falscher Ernährung und von zu wenig Bewegung“, erklärt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). „Nur bei Säuglingen bis zu einem Alter von 6 Monaten ist besondere Aufmerksamkeit notwendig, da hier organische Störungen häufig sind.“  Fegeler empfiehlt, dass Kinder mit Verstopfung früh genug dem Kinder- und Jugendarzt vorgestellt werden, damit dieser über die Erfragung der Ernährungsgewohnheiten, der Anzahl der Stuhlentleerungen und der Stuhlkonsistenz Rückschlüsse auf die Ursache ziehen und eine Chronifizierung der Verstopfung verhindern kann. Sehr häufig liegen Ernährungsfehler vor, wobei meist eine zu schlackenarme Ernährung angeboten wird. „Reichlich Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte in der Ernährung sorgen für genügend Ballaststoffzufuhr und können einer Verstopfung vorbeugen. Auch ausreichend Flüssigkeit ist wichtig, um eine Darmentleerung zu fördern. Darüber hinaus ist Pflaumen-, Birnen-, Ananas- und Apfelsaft, die alle einen hohen Sorbitgehalt haben, empfehlenswert“, rät der Kinder- und Jugendarzt.

Doch liegt bereits eine Verstopfung vor, muss zunächst der in den untersten Darmanteilen verfestigte Stuhl entleert werden. Hierzu bieten sich Medikamente an, die im Darm verbleiben und nicht resorbiert werden. Sie binden Wasser und weichen dadurch den Stuhl auf. Hierzu zählen Polyethylenglykol (Macrogol) und Sorbit. Bei gleichzeitiger Ernährungsumstellung auf ballastreiche Ernährung sollte es zu einer guten und schmerzfreien Stuhlentleerung kommen. „Allein nur Ballaststoffe bei einer bereits vorliegenden Verstopfung zu geben, ohne diese zunächst zu entfernen, ist nicht empfehlenswert“, erläutert Fegeler. „Ein solches Vorgehen verursacht eher starke Blähungen.“

Mit etwa 1 Jahr, wenn feste Nahrung eingeführt wird, während des Toilettentrainings und bei Kindern im schulpflichtigen Alter, die während des Unterrichts auf den Toilettengang verzichten, sind „typische“ Phasen für die Entwicklung einer Verstopfung. Bauchschmerzen, Krämpfe oder Übelkeit, Kotspuren in der Unterwäsche, schlechter Appetit können Anzeichen dafür sein. Neben einer Ernährungsumstellung und mehr Bewegung können regelmäßige Toilettengänge zu einem bestimmten Zeitpunkt den Stuhlgang wieder normalisieren. „Bei Anzeichen einer Verstopfung sollten Eltern immer den Kinder- und Jugendarzt zurate ziehen. Liegt keine andere Krankheit vor, muss ein Teufelskreis verhindert werden. Denn je länger der Stuhl im unteren Darmtrakt bleibt, desto größer, fester und trockener wird er. Dann wird die Entleerung immer schwieriger und schmerzhafter. Das Kind hält den Stuhl aus Angst vor Schmerzen immer mehr zurück“, warnt Dr. Fegeler.

Mit zunehmendem Alter nimmt die „normale“ Stuhlhäufigkeit ab. Säuglinge machen beispielsweise bis zu fünf Mal am Tag die Windel voll, Erstklässler gehen durchschnittlich ein- bis zweimal am Tag auf die Toilette. “

Quelle: AAP, Healio – Infectious Diseases in Children, Paediatr Paedolog
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Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V.

22 Antworten auf „Verflixt verstopft“

    1. Du meinst, ich schade dem Kind, wenn ich versuche, es davon zu überzeugen, tagsüber zu trinken? Stell‘ Dir vor, ich schicke es abends auch ins Bett und veranlasse es, im Winter eine Jacke anzuziehen. Ich überlasse nicht mal Themen wie Impfen seiner Entscheidung, gucke aber, wenn es nicht einsieht, warum das sein soll, nach altersgerechter Information. Gern als Video. Wenn ich nichts finde, frage ich rum. Auch im Internet. Ist natürlich alles unverantwortlich und verhindert die natürliche Auslese… (kopfschüttelnder Abgang)

  1. Wenn das dein Weg ist, mach es. Beim Teenager ist es generell eher sinnvoll sich langsam mal abzunabeln und ihm langsam aber sicher mehr zuzutrauen und zu vertrauen.

    1. Klar. Ich lass‘ den 14jährigen auch einfach seine selbstgewählte Pommes-Pizza-Haribo-Diät machen, damit er sich abnabelt… sorry, aber ich finde durchaus, dass ich da eine Verantwortung habe. Unser Kinderarzt übrigens auch. Wenn mein Mann meinen würde, er käme ohne Flüssigkeit über den Tag, dabei aber ständig krank wäre, würde ich dem eine medizinische Studie zum Thema raussuchen, sowas liest der Sohn aber nicht – deshalb meine Frage. Statt zu sagen „guck mal, da weiß ich was“ oder „nee, weiß ich nichts“ oder einfach nichts zu sagen, wirfst Du mit Belehrungen um DIch. Kann man natürlich tun, aber wem soll das nützen?

      1. Einfach mal bissl gelassener sein. Ob ein Kind nun mit 11 oder 18 Monaten laufen konnte, ob der Teenager nun mal phasenweise ungesund ist- meine Güte- wen interessiert das mit 18 schon noch. Groß werden sie alle. Immer wieder gesunde Kost anbieten, nicht aufdrängen, sich selbst mal nicht so wichtig nehmen, dann wird das schon.

  2. Kann ich verstehen. Leider bewirkt „nichts unversucht lassen“ oft das Gegenteil- menschlich, finanziell und medizinisch.

      1. Und was an der Idee, einen Teenager dazu zu bewegen, zwischen 7 und 17 Uhr mehr als ein halbes Glas Wasser zu trinken, so katastrophal sein soll, verstehe ich auch nicht wirklich…

  3. @ne mama. Sei unbesorgt. Ein GESUNDES Kind verdurstet nicht. Der Körper sagt schon ganz deutlich was er braucht, in vielen Nahrungsmitteln ist Flüssigkeit, in Obst und Gemüse. Zum Überleben muss man sicher nicht den ganzen Tag riesige Trinkflaschen mit sich rumschleppen.

    1. @zweifachmama Das Kind ist leider seit den Sommerferien schon wieder bei mehr als 20 Fehltagen. Restfamilie hat einen leichten Schnupfen, Kind liegt eine Woche im Bett und hat dann noch drei Wochen mit Schule-Bett-Schule-Wechsel. Im zweiten Schulhalbjahr ist es normalerweise doppelt so viel krank wie im ersten. Da sucht man nach jedem Schräubchen an dem man drehen kann…

  4. Zum Thema Flüssigkeit: kennt hier irgendwer ein youtube-Video, mit dem man einem Teenager nahebringen kann, dass eine tägliche Trinkmenge von 500-700 ml eventuell mit Dauerschlappheit, nicht endenden Erkältungen und morgendlichem Schwindel zusammenhängen könnte? (Nach einem harmlosen Mittagessensgespräch zum Thema Schultoiletten kam ich auf die Idee, mal zu messen, was „ich trinke schon ziemlich viel“ bei dem Ganztagsschulkind, das erklärt, nicht mal zu wissen, wo im Schulgebäude die Toiletten sind, denn in ml bedeutet. Das Ergebnis hat mich schon etwas sprachlos gemacht, das Kind jedoch ist schwer zu überzeugen, etwas zu ändern…)

  5. Unser Sohn(27) hat durch einen Verkehrsunfall den er als Grundschulkind hatte,der Anhänger eines PKW rollte über Hüfte und Bauchbereich,regelmäßig Verstopfung.Als es damit Anfing waren wir erst etwas Ratlos sind dann aber bei gegangen ihm wenn diese Phase wieder eintrat drei mal täglich ein Schnapsglas Olivenöl zu verabreichen dann „flutschte“ es wieder.
    Unser Zwerg(7) hat diese Probleme nur wenn er mal wieder zu viel Banane oder Schokolade futtert(letzteres kommt zum Glück selten vor),er weiß sich Dank uns schon selbst zu helfen,er trinkt dann einfach mehr damit es wieder ohne Probleme klappt.

  6. Hauptsache die Eltern und Verwandten behandeln nicht als selbsternannte Therapeuten dran rum. Das gut gemeinte: ich will mein Kind nicht mit Medikamenten vollstopfen geht dann in die falsche Richtung, mit Angst vor allem ist keinem geholfen

  7. Ein Hocker vor der Toilette wirkt zusätzlich. Die Beine in Anhockstellung zu haben erleichtert das Erleichtern. Nicht nur bei Erwachsenen, auch bei Kindern. Dann geht es schneller und es ist nicht mehr so ‚lästig‘, dass man dafür sein Spiel nicht unterbrechen will.

  8. Verursacht viel Obst eigentlich Obstipation?

    /me ist verwirrt darüber, dass wir es Obstipation nennen, die Amis aber constipation

  9. „wobei meist eine zu schlackenarme Ernährung angeboten wird“ Aber Schlacken sind doch böse!!! Deswegen wird doch auch andauernd ent-schlackt.

    😉

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