Lesepotpourri Oktober – Dezember (2017)

Books HD

Der Report der Magd von Margaret Atwood (Übersetzt von Helga Pfetsch)
Muss man über diesen Roman noch irgendetwas schreiben? Er ist das „1984“ der heutigen Zeit, wegweisend in der politischen Gesellschaft, nicht nur im Trumpschen Amerika. Entstanden aus der Feminismus-Bewegung, heute aktuell dank der Hyperreligiösität mancher Gesellschaften. Die Wiederentdeckung in den USA und Kanada, dank der Wahl Trumps zum Präsidenten. Absolute Leseempfehlung. (5/5)

Underground Railroad von Colson Whitehead (Übersetzt von Nikoaus Stingl)
Wohl die Entdeckung aller Feuilletons dieser Saison, hochgepriesen, Pulitzerpreis usw. usf., und mit was? Mit Recht. Ein Roman, als habe es Gabriel Marquez in die Südstaaten verschlagen, Magical Realism nennt man das wohl, sprachgewaltig, teils heftig, weil ausgesprochene Gewalt gegen Schwarze im letzten Jahrhundert. Spiegelt bestimmt vieles des noch bestehenden Rassismus in den heutigen USA wieder, deshalb auch so erfolgreich. Aber wer wollte das von jenseits des Atlantik beurteilen? Sehr guter Roman, Lesen! (5/5)

Cox: oder Der Lauf der Zeit von Christoph Ransmayr
Ich habe mich vor Jahren mal durch einen Roman von Ransmayr gequält, ich habe grosse Probleme mit moderner deutschsprachiger Literatur, die auf Teufel komm raus versucht, die deutsche Sprache neu zu erfinden, neue Wortschöpfungen im Dutzendfache im Text zu verstreuen, oder auch die Interpunktion neu zu erfinden. „Cox“ ist ähnlich, aber süffiger geschrieben, mit einem tollen Plot voller Metaphern und grossem Wissen um die chinesische Kultur der Altdynastien. Wunderschöne Stadt- und Landschaftsbeschreibungen wechseln sich mit traumhaftem inneren Monolog der Protagonisten ab. Am Ende bleibt ein wenig ein „Ja, ok, und jetzt?“ übrig, aber immerhin verbrachte der Leser zwei oder drei Tag im Traum im Buch. Manchmal braucht es ja nicht mehr. Wenn nur! diese seltsamen! Ausrufezeichen im Text nicht wären! (4/5)

Saga Volume 1+2 von Brian K Vaughan und Fiona Staples
Ich war auf der Suche nach einem Comiczyklus, der mich über längere Zeit binden könnte, ähnlich einer Netflix-Serie oder der Harry-Potter-Saga und bin über „Saga“ gestolpert – der Name ist schon Programm. Eine fantastische Romeo-und-Julia-Story mit klassischen Zeichnungen, nicht überkandidelt verkünstelt, nicht mangamäßig vereinfacht, ganz im Stil von „Walking Dead“ oder „Y The Last Man“. Zwei tolle Hauptrollen, vielen interessanten Nebencharakteren, einem hübschen Erzähltempo und vielen vielen Cliffhangern. Ganz klassische Graphic Novel Saga. Und hurra, es gibt noch viele Bände. (5/5)

Steve Jobs von Jessie Hartland (Übersetzt von Ulrike Schimming)
Steve Jobs fasziniert mich als Apple-User, wie könnte es anders sein. *Die* Biographie von Jacobson habe ich schon verschlungen, auch den Film mit Michael Fassbender, da bin ich in der Bibliothek über dieses Comic über Jobs´Leben gestolpert. Cool, lustig, ruppig, skizziert, wie hingeschlonzt und trotzdem liebevoll ausgeschmückt. Ein Buch für den Fan, ein Buch zum Verschenken für den Apple-User, der schon alles hat. (4/5)

Bleierne Hitze von Baru, nach einer Story von Jean Vautrin (Übersetzt und Herausgegeben von Uwe Garske und Uwe Löhmann)
Habe ich angefangen zu lesen und dachte zwischenrein, die Geschichte kenne ich. Tatsächlich, der Klappentext verrät es: Es ist die Comic-Nacherzählung eines Hard-boiled-Thrillers mit Lee Marvin irgendwann aus den Achtzigern, ein französischer Film, als Co-Star David Bennent. Einen Räuber und Killer verschlägt es in die französische Provinz, wo er sich auf einem Bauernhof vor den Polizisten verstecken will. Aber die Rechnung geht erst auf, wenn die Unbekannten auftreten – die verrückte seltsame unentspannte Bevölkerung des Dorfes und des Hofes. So hat sich der knallharte Junge das nicht vorgestellt. (PS Den Film gibts in voller Länge auf YouTube). (4/5)

Hart auf hart von TC Boyle, Hörbuch gelesen von August Diehl (Übersetzt von Dirk van Gunsteren)
Viele von Boyles Romanen ähneln sich: Die Umwelt spielt eine Rolle, das Hippie-Sein, das Anders-Sein, Vaterrollen, starke Frauen. Auch in „Hart auf Hart“ ist das nicht anders, und doch: Immerhin müssen wir uns mit den Innenansichten eines Marines und einer Nationalistin auseinandersetzen und begegnen einem jungen Mann, dessen Borderline-Persönlichkeit den Leser/Hörer pendeln lässt zwischen Abscheu, Mitleid und Bewunderung. Ein ungewöhnlich trauriges Buch für TC Boyle, unaufgeregt gelesen von August Diehl. (4/5)

Asterix 37: Asterix in Italien
Bekennender Asterix-Fan bin ich, also war auch der neue Band ein Muß, und ihm gebührt die Ehre, hier gelistet zu werden. Immer geht es bei den Asterix-Bände darum, ob sie so gut sind wie noch zu Uderzo/Goscinny-Zeiten. „Asterix in Italien“ ist es, also genug der Diskussion. Erinnert an „Goten“ oder „Briten“, liebevoll wird die jeweilige Nation aufs Korn genommen, dazu eine Story wie „Tour de France“, ein Wagenrennen. Ich fands Klasse und habe es gleich zweimal hintereinander gelesen. Geht ja schnell. (5/5)

Guter Hoffnung – Hebammenwissen für Mama und Baby: Naturheilkunde und ganzheitliche Begleitung von Kareen Dannhauer
Habe ich gelesen, aus Interesse. Ich fands daneben. Man kann sich ja auf Naturheilkunde und Ganzheitlichkeit in der Hebammenbetreuung einlassen, und das Buch schafft es auch, zu vielem vor und nach der Geburt zu informieren. Mir ist es in seiner Alternativmedizinischen Art aber zu einseitig. Homöopathie, Aromatherapie, Tralala, Prenzlauer Berg, Danke. Warum können Hebammen nicht mehr ganz normal sein, sondern müssen immer Mystik verbreiten? (2/5)

[Der Text enthält so genannte Affiliate Links zu Amazon]

11 Antworten auf „Lesepotpourri Oktober – Dezember (2017)“

  1. Hebammen sind in erster Linie für die Geburt da, vielleicht noch für Wochenbett und Stillen. Und das sollen sie auch gut und richtig machen. Warum sie neuerdings die Schwangerenbetreuung und die Behandlung des Säuglings über nehmen hab ich noch nie verstanden. Schuster, bleib bei deinen Leisten, dann wird das schon. Denn Medizin ist mehr als „Gefühl“ und Hörensagen.

  2. Ja, interessanterweise gibt es Hebammen nur in einer Geschmacksrichtung. Und dennoch wissen sie auf ihrem Gebiet mehr als alle anderen. Gute Hebammen haben mich immer wieder beeindruckt – mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und auch ihrem, ja, „Gefühl“ für Babys.
    Die Heilkunderei kann man ja gespannt ignorieren – man hat ja auch noch einen Frauenarzt und einen Kinderarzt zur Hand.

  3. ja ,durch Umleitung von psychatrietogo hier gelandet ,weil ich wissen wollte welcher Kinderdok auch Leky empfiehlt, die habe ich gestern Abend angefangen zu lesen und konnte nicht aufhören……..dann entdeckt, das Underground Railroad auch empfohlen wird !!! Steht auch auf meiner Hitliste 2017……….und jetzt lese ich mich hier durch die Buchempfehlungen und habe einen lesenden Kinderlos entdeckt! Ich liebe Bloggersdorf und erweitere meine Leseliste! Ein tolles , gesundes Jahr 2018 für den lesenden Kinderdok !!!! Gruss Bettina

  4. Ja, Saga ist einfach großartig! Ich bringe regelmäßig meinen Comichändler des Vertrauens zum Verzweifeln, weil ich etwas „ähnlich wie Saga“ möchte 🙂

  5. „Warum können Hebammen nicht mehr ganz normal sein, sondern müssen immer Mystik verbreiten“.. Weil ihre Kundinnen zu einem großen Teil ebendies erwarten. Natürlichkeit ist wichtig und alles was nicht wissenschaftlich/schulmedizinisch ist, das ist natürlich. Es darf kein Gift ins unschluldige, reine Kind und die Pharmaindustrie verbreitet Gift, um den eigenen Profit zu steigern. Warum diese Einstellung mit der Geburt eines Kindes so extremen Raum einnimmt, das frage ich mich. Es ist schwer, als rationaler Mensch eine Hebamme zu finden, die sich auf dem selben Level bewegt und einfach nur informiert und hilft, ohne Mystik zu verbreiten.

    1. Vielleicht sind Schwangerschaft und Wochenbett heutzutage auch Zustände wo den Frauen das Rationale abhanden kommt. Ich kann es mir nicht anders erklären, dass kluge studierte Frauen plötzlich mit einem kleinen Bündel beim Kinderarzt auftauchen und so unsicher sind. Ihre ganze Lebenserfahrung ist plötzlich nichts mehr wert. Einfach nur schade.

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