@BVKJ: Info und Schulung der Betreuer von Kindern mit Krampfanfällen wichtig

„Leidet ein Kind unter Epilepsie, sollte das Personal des Kindergartens und später Lehrer über Notfallmaßnahmen informiert sein.

„Die wenigsten wissen, dass sie bei einem Anfall dem Kind nichts Hartes in den Mund stecken oder es fixieren dürfen. Idealerweise erhält das betreuende Personal eine Schulung, wie es sich im Notfall verhalten sollte. Dazu gehört, dass sie bei einem länger als fünf Minuten dauernden Anfall z.B. Benzodiazepin verabreichen sollten, um einen lebensgefährlichen Status epilepticus zu verhindern. Dies muss aber mit den Eltern bei Aufnahme eines Kindes mit der Diagnose Epilepsie abgesprochen und schriftlich festgelegt werden“, rät Prof. Dr. Hans-Jürgen Nentwich, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des wissenschaftlichen Beirats beim Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) mit jahrelanger Klinikerfahrung.

Dass ein Kind unter Epilepsie leidet, ist auch eine wichtige Information, um Unfälle zu vermeiden. So haben Betroffene ein wesentlich höheres Risiko, beim Schwimmen zu ertrinken und sollten deshalb in Bezug auf Badeausflüge besonders vorsichtig sein. „Kinder mit Epilepsie können evtl. in Absprache mit dem Facharzt sogar ins Schwimmbad gehen, wenn sie medikamentös gut eingestellt sind und etwa ein Jahr keinen Anfall hatten, doch sollte immer eine lückenlose Einzelaufsicht gewährleistet sein, um im Notfall helfen zu können“, so Prof. Nentwich.

Quelle: Acta Paediatrica, Archives of Disease in Childhood“
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Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V.

Das ist eine schöne Forderung, die unser Berufsverband da ausspricht, die PM sorgt vielleicht dafür, dass dieses Thema auch in den Focus von Kinderkrippen und Schulen gerät. Regelmäßig gibt es Kinder, die an Epilepsie leiden, mit Medikamenten eingestellt sind und bei denen es eventuell zu Notfällen kommen kann. Meine Erfahrung ist: Sind die Betreuer gut (durch uns Kinder- und Jugendärzte) informiert und geschult, fällt die Angst vor einer Notfallsituation in sich zusammen. Außerdem sind die Tageseinrichtungen vorbereitet für das nächste Kind.

Dabei hat Epilepsie hat nichts mit Fieberkrämpfen zu tun, die Betreuung ist eine andere, die Notfälle sind andere.

Schwierig ist es nur, wenn noch nie ein Kind mit Epilepsie betreut wurde oder das Personal durchwechselte, ohne je die Erfahrung gemacht zu haben. Habt Ihr Erfahrungen mit Kindern mit Epilepsie? Wie reagieren die ErzieherInnen und LehrerInnen bei Euch? Wie geht Ihr als Betreuer damit um?

 

 

31 Antworten auf „@BVKJ: Info und Schulung der Betreuer von Kindern mit Krampfanfällen wichtig“

  1. Neues Schuljahr, neue Schüler.
    Gut: Kind hat einen Schulbegleiter. Kind ist aktuell anfallsfrei.
    Schlecht: Im Falle eines Anfalls muss das Kind auf den Boden. Kind sitzt im Rollstuhl, das müssen 2 Erwachsene machen. Ein Dritter ruft sofort den Notarzt. Das Medikament muss rektal verabreicht werden. Ich mag mir das nicht ausmalen, auf einem Schulhof mit 400 10-18jährugen. Wie muss das nur für das Kind sein. Wie funktioniert das rektal eigentlich, wenn der Patient keine Darmkontrolle hat, wird da trotzdem genug dein behalten und aufgenommen? Gibt es dazu wirklich keine Alternative?

  2. Wir haben ein Kind, daß mit 2,5 Jahren grand mal Anfälle bekommen hat. Wir sind sehr schnell an einen kompetenten Oberarzt gekommen und die Medikation war sehr schnell eingestellt. Seit 4 Jahren ist das Kind anfallfrei und mittlerweile auch ohne Medikamente unterwegs.

    Wir sind bei KiGa, Schule und Hort gut mit einem Notfallplan gefahren. Es gibt ein ganz tolles Kinderbuch zu dem Thema Epilepsie (CARLA – eine Geschichte über Epilepsie). Das ist auch für Betreuer, Geschwister, Großeltern, Eltern und die betroffenen Kinder toll.

  3. Wir haben leider sehr, sehr viele Anfälle bei unserer Tochter erlebt … und auch das Unwissen, selbst bei Menschen, die häufig mit Menschen mit Epilepsie zu tun haben. Meine Tochter brauchte sehr selten Notfallmedikamente (weil die Anfälle von selbst endeten), aber für den Fall der Fälle muss immer ein von uns Eltern und dem behandelnden Arzt unterschriebenes Dokument vorliegen, damit das Notfallmedikament auch verabreicht werden darf. Da die Anfälle sich permament veränderten – mal „klassische“ tonisch-klonische Anfälle, (sehr selten) mal Absencen, mal nur tonisch, mal myoklonisch … ist es gar nicht so einfach, ein Dokument auszufüllen, in dem von vornherein festgelegt ist, wann genau das Medikament zu geben ist. Aktuell steht glaube ich drauf: „Wenn ein einzelner Anfall länger als 5 Minuten dauert oder wenn innnerhalb einer halben Stunde mindestens 5 kleinere Anfälle auftreten.“

    Zum Glück ist meine Tochter nach 6,5 Jahren mit massenhaft täglichen Anfällen inzwischen seit 5 Jahren anfallsfrei. Das Notfallmedikament fährt aber trotzdem jeden Tag bei ihr in der Schultasche mit. Ob es allerdings heute noch helfen würde, weiß keiner – wir haben es ja glücklicherweise ewig nicht probieren müssen. (Und ja, wir haben Diazepam-Rektiolen, denn zumindest vor ein paar Jahren halfen ihr nur die. Die Verabreichung würde inzwischen allerdings kompliziert, das sehe ich auch so.)

    Erschreckend finde ich in dem Zusammenhang, dass der Busfahrer, mit dem sie jeden Tag morgens und nachmittags jeweils mindestens eine halbe Stunde unterwegs ist, das Medikament auf keinen Fall verabreichen dürfte – auch nicht mit unserer Einwilligung. In dem Fall gilt, er müsste anhalten und den Notarzt rufen. Macht sich sicher gut auf der Autobahn.

  4. Rechtliche Lücken bestehen auch bei Notfallmedikamenten, die lebensnotwendig sind (Adrenalinpen bei allergischem Schock) – in manchen Bundesländern gelten sie als Teil der ersten Hilfe und das päd. Personal ist damit abgesichert, in anderen ist es offen. Sehr unbefriedigend für alle Beteiligten!

  5. Schulungen für Erzieher anbieten ist gut und schön. Aber solange die Berufshaftpflicht im Schadensfall nicht greift (Medikamentengabe gehört eben nicht zu den üblichen Aufgaben eines Erziehers!) kann jeder einzelne Erzieher jederzeit die Gabe von Medikamenten verweigern.
    Irgendwelche unterschriebenen Zettel der Erziehungsberechtigten beweisen nur, dass der Erzieher auf Anweisung der Eltern gehandelt hat, kann also nicht für die Medikamentengabe als solche angezeigt werden. Denn verboten ist die Gabe von Gesetzeswegen nicht, evt. aber durch durch Träger oder Kitaleitung.

    1. Schulungen würden ja zu mehr führen, als zu reiner Medikamentengabe. Sicherheit im Umgang damit, Handlungskompetenz, und auch Aufklärung, was zu tun ist. Medikamentengabe ist nicht immer gegeben, bei mir z.b. gab es kein Notfallmedikament. Und wenn man nun weiß, dass Kind X anfallsgefährdet ist, kann man sich immer noch im Vorfeld mit den Eltern beratschlagen, was zu tun ist.

  6. Ich habe nur Erfahrung mit Erwachsenen Menschen mit Epilepsie. Gibt’s bei Kindern andere Maßnahmen bei Anfällen?
    Im FSJ hatte ein anderes Mitglied Epilepsie, und meine beste Freundin hat auch Epilepsie (beide absencen). Und mehrere meiner ehemaligen Klienten, wie auch meine jetzige haben Epilepsie

    Der größte Schock war ein ehemaliger Kollege von mir, von dem nur unsere Chefin wusste, dass er Anfälle bekommt. Eigentlich war er seit Jahren gut eingestellt, aber irgendwann bekam er dann doch mehrere, verschiedene Anfälle hintereinander. Er ist leider beim ersten (alleine im Bad) so doof gefallen, das er sich an einer Heizung halbwegs skalpiert hat.
    Zum Glück geht’s ihm jetzt wieder gut. Das hat uns allen, wie auch ihm aber zu denken geben. Nun Wissen alle bescheid.(und er hat aus Sorge, sollte es beim nächsten Mal schlimmer ausgehen, seine langjährige Freundin geheiratet, da mit sie wenigstens abgesichert ist.)

  7. Bin selbst ein Fall von Watanabe, leider nicht wie im Lehrbuch, sondern Remission erst zwischen 3 und 4 Jahren (geschätzt). Keine vernünftige Familienanamnese, da alle mit entsprechendem Hintergrundwissen (Oma, meine betroffene Mutter) bereits verstorben sind. K1 hat es auch, nach erstem Anfall beim Kinderarzt (Glück gehabt) mit 4 Monaten und Horror während der stationären Aufnahme auf Carbamazepin eingestellt. Dosis stabil bis zum 4. Geburtstag. Zwei Absetzversuche mit 2 und 3 endeten in Anfällen. Seit dem 4.Geburtstag kommen wir nach dem dritten Ausschleichen endlich ohne Medikamente klar. Seit anderthalb Jahren nichts. Das Thema ist glücklicherweise durch. Da kein betroffenes Familienmitglieder (mich eingeschlossen) offiziell als Epileptiker geführt wird, wird’s das gewesen sein, Reicht für meinen Geschmack. Auch dass die KiTa regelmäßig Anfälle herbeifabuliert hat, wenn K1 mal gestolpert ist, grrr

  8. Ich hab viele verschiedene epileptische Anfälle mitbekommen. Von hoch dramatisch (kein Luftholen oder übergeben mit Aspirieren) bis Abscencen. Anfangs (als Jugendliche) hat es mich unglaublich gestresst. Aber je öfter man es erlebt um so ruhiger bleibt man. Notfallmedikamente musste ich rektal nie geben, als Nasenspray mal (aber nach telefonischer Absprache mit der Mutter). Werden überhaupt noch Diazepamrekiolen verschrieben? Dachte, mittlerweile gibt’s es eher als Tropfen oder Schmelztabletten, die in die Backentasche gegeben werden, weils über die Schleimhaut schneller aufgenommen wird, einem krampfenden die Hose auszuziehen (noch dazu als Lehrer/in der Öffentlichkeit!) ist nicht gerade leicht… bei uns an der Schule gibt es meines Wissens nach aktuell 3 Jugendliche mit Epilepsie. Der eine mit Abscencen – ohne Medis, da die Eltern meinen, es ist ne religiöse Sache („Allah nimmt Kontakt auf, weil das der menschliche Veratand nicht erfassen kann, reagiert er so“). Bei dem anderen Mädchen gab es einen Aushang mit Info, sofort den RTW zu rufen und die Eltern zu informieren. Nummer 3 hat einen Hirntumor und soll bei Anfällen in ein bestimmtes KH gebracht werden (und zwar NUR in dieses). Ich persönlich würde das Risiko in Kauf nehmen, Medikamente zu verabreichen. Ja, ein Bein im Gefägnis und so, aber ich käme nicht damit klar. Mit Notfallmedikament in der Hand daneben zu stehen und nichts zu tun. Was mich wirklich nervt, ist, dass man einfach mal keine verbindliche gesetzliche Grundlage hat. Das ist für Lehrer doof, das ist für Wltern doof. Selbst offizielle Stellen sagen immer was anderes. DAS nervt!

  9. Ich denke, das grösste Problem ist, dass die Mehrheit der Menschen einfach überhaupt nichts über Epilepsie weiß obwohl es ja nun wirklich keine seltene Erkrankung ist. Das ging mir übrigens genauso bis unser Kind an einer Absencen Epilepsie erkrankte. Auch eine Form über die der Laie so gar nichts weiß, weil es ja ganz unspektakuläre Aussetzer sind, die oft als Träumen fehlinterpretiert werden. Gsd erfolgte die medikamentöse Einstellung noch zu Kindergarten-Zeiten. Die Erzieher waren da doch viel kooperativer und viel mehr auf das wohl der Kinder eingerichtet als die Schule. Im Kindergarten erhielten wir viel Unterstüzung, die es später von Seiten der Schule nicht gab. Gsd war bei uns die Behandlung erfolgreich und wir konnten die Medikamente sogar ausschleichen und mein Kind ist jetzt seit Jahren ohne Anfälle. Medikamente hätten die Grundschullehrer niemals verabreicht und auch die jetztigen Lehrer an der weiterführenden Schule nicht… Generell wissen die Lehrer viel zu wenig über chronische Krankheiten. Das kommt vermutlich in der Ausbildung gar nicht vor. Ich hab mich oft alleingelassen gefühlt als Elternteil und musste viel Aufklärung leisten. Vor allem, weil niemand jemals wusste, was Absencen sind.
    Ich würde mir wünschen, dass die Öffentlichkeit generell besser informiert wird. Es gibt soviele Vorurteile über diese Krankheit. Mein Kind wurde von Lehrern immer unterschätzt und als blöd abgestempelt, weil sich das Bild in den Köpfen hielt, dass Epilepsie mti geistiger Beeinträchtigung einhergeht. Das ist aber oftmals nicht der Fall. Mein Kind wurde (nach vielen Kämpfen mit den Fachärzten – unser Kinderarzt dagegen war immer ein grosser Rückhalt wenn wir wieder in der Fachklinik an seltsame Assistenzärte gerieten, die nicht wussten, was sie taten) gut behandelt und medikamentös eingestellt und lebt jetzt gsd ein ganz normales Leben, besucht ein Gymnasium und ist in keiner Hinsicht eingeschränkt. Ich würde mir einfach eine Informationskampagne wünschen, die über die Vielfältigkeit des Krankheitsbildes aufklärt und die aufzeigt, wie man auch als Ersthelfer zum Beispiel angemessen reagieren kann…

    1. ach, das kommt mir bekannt vor. Das Absence-Epilepsie Kind, das ich sehr gut kenne, bekam nach der Grundschule die Empfehlung auf die (Damals noch existierende) Hauptschule zu gehen, war ja immer so „abwesend“…. Mittlerweile ist das „Kind“ seit vielen, vielen Jahren anfallsfrei (ohne Medikamente) und hat gerade sein Medizinstudium mit grossem Erfolg beendet….

  10. Ich habe Epilepsie und betreue Menschen mit Epilepsie. Ich bekam meinen ersten Anfall mit 11, in der Schule, wie auch viele weitere. Ich wurde von 6 Personen festgehalten und es war immer hochdramatisch. Heute wäre das vielleicht anders, aber es kam damals nur ein Lehrer auf die Idee, sich einmal zu informieren, was in dem Fall zu tun ist. Ich bin wirklich vielen Menschen begegnet, die keine Ahnung davon hatten. Das ist nicht schlimm, wenn eben nicht auch soviel falsches Wissen darüber im Umlauf wäre. Am schärfsten war der Anleiter des Erste-Hilfe-Kurses vor 10 Jahren. Er hat nicht verstanden, dass ich ihm nicht erklären kann, wie sich ein Anfall anfühlt, da ich da offensichtlich nicht bei Bewusstsein bin. Davor und danach, ja, aber mittendrin nicht. „Aber währenddessen, wie ist es denn währenddessen?“ Das war echt eine Katastrophe! Epilepsie ist nun nicht selten und es wäre schon schön, sich nicht immer erst eine halbe Stunde erklären zu müssen. Aber auch das trägt zur Aufklärung bei. Und wenn man bei einem akuten Anfall überhaupt keine Ahnung hat: Notarzt rufen und sonst nichts tun. Das wäre schon super!

  11. Ich arbeite als Erzieherin mit Integrationskindern. Obwohl Mutter eines schwerbehinderten chronisch kranken Kindes, konnte ich mir bis vor kurzem nicht vorstellen, ein Kind mit Anfällen zu betreuen. Zu groß war die Angst vor dem Unbekannten.
    Seit Herbst hat meine Tochter selbst eine therapieschwere, nicht anfallsfreie Epilepsie. Seitdem ich selber erlebt habe wie ein Anfall tatsächlich ist, was wann wie zu tun ist, ist diese Angst genommen!
    Leider ist es rechtlich oft kompliziert. So werden hier bei uns z. B. Kinder mit Epilepsie mit einem Fahrdienst mit Begleitperson zur Schule gebracht, im Falle des (An-)Falles dürfen sie jedoch kein Notfallmedikament verabreichen sondern müssen den Notarzt rufen…

    1. Das mit den rechtlichen Folgen und dem Medikamente verabreichen ist so eine Sache. Unsere Tochter hatte „nur“ einen Fieberkrampf. Das hat in der Krippe eine mittelschwere Krise ausgelöst, weil im Notfall ja angeblich keiner Medikamente geben dürfte. Ich habe andersrum argumentiert. Wenn die Erzieherinnen wider besseres Wissen meinem Kind nicht helfen mit dem Argument, sie dürften nicht, dann verklage ich sie wegen unterlassener Hilfeleistung.
      In dem Kindergarten, wo meine Tochter demnächst anfängt haben sie übrigens nach Medikamenten gefragt, die sie regelmäßig einnimmt. Dort dürfen sie das mit klaren Anweisungen und Unterschriften von Arzt und Eltern komischerweise. Die kannten übrigens auch die Diazepamrektiolen und wussten, was ein Fieberkrampf ist. Selbe Stadt, anderer Träger.

      1. Ähm, niemand muss anderen Medikamente geben. Das ist auch keine unterlassene Hilfeleistung. Notarzt rufen (oder anderweitig Hilfe) reicht.

      2. Viel Spass beim Verklagen wegen unterlassener Hilfeleistung, wenn „nur“ kein Medikament gegeben wird.
        Hilfeleistung kann eine Menge sein – da reicht es übrigens, wenn man Basis-ErsteHilfe macht und ansonsten den Rettungsdienst ruft. Zur Gabe von Medikamenten mag vielleicht im Falle eines Notfalls ein Arzt verpflichtet sein – aber sicherlich kein Erzieher im KiGa oder Lehrer in der Schule.

        1. Hm. Ich möchte nur mal folgendes Szenario darlegen:
          Kind bekommt einen großen Anfall. Durchgehend. Herzfrequenz jenseits der 160, Sättigung jenseits der 90% (oder worst case: Unter 70,60,…). Betreuungsperson (Fahrdienstbegleiter, Erzieher,…) bekommt es in Minute 1 mit. In Minute 2 wird der Monitor angeschlossen, das Kind gelagert, das Telefon gegriffen und der Notruf gewählt. In Minute 3 macht sich der Rettungsdienst und der Notarzt auf den Weg (das wäre übrigend der Augenblick bei meinem Kind, in dem spätestens Buccolam gegeben werden müsste). Sie fahren mit Sondersignal durch die Stadt im Berufsverkehr. Müssen die Adresse finden. Kommen an, verschaffen sich einen Überblick, lesen und prüfen evtl erst mal die Notfallanweisungen, packen das Notfallmedi aus und geben es. Zeit und Kostenpunkt möge sich jeder selbst zusammenrechnen.
          Ich frage mich, ob der Betreuer diesen Weg gut finden würde wenn es das eigene Kind wäre…
          An unserer Schule (Förderschule) sind die Lehrer nach ärztlicher Anweisung befugt und geschult, bei einem Anfall entsprechend zu handeln um o.g. Szenario zu ersparen.

          1. Es hängt von handelnen Personen ab, wenn es um die Umsetzung eines Notfallplans geht. Je wahrscheinlicher der Anfall ist, desto mehr Anleitungen und Übungen müssen stattfinden. Aber selbst als Elternteil hat man das Kind nicht jede Sekunde im Blick und kann nicht sofort reagieren. Wenn ich als Elternteil das Risiko nicht tragen kann, dann muss ich ständig neben meinem Kind bleiben. Alternativ darauf vertrauen das sich alles fügt und bereit sein die Konsequenzen zu tragen.

      3. Es dürfen auch nur wenige Berufsgruppen Medikamente verabreichen. Ärzte, alle und immer, Rettungssanitäter und Hebammen einige wenige Medikamente unter bestimmten Umständen, Krankenpfleger nur wenn sie angeordnet sind. Der rechtsicherste Weg für einen Erzieher in einem Notfall ist also den Rettungswagen anzurufen und dem Kind Platz frei zu räumen.
        Und der Grund ist halt, das man in den sozialen Berufen Dank klagewilliger Klienten immer mit einem Bein im Knast steht, und nicht machen oft weniger juristische Folgen hat als etwas aus gutem Willen falsch zu machen.

        1. Mich würde interessieren, wie häufig beide Beine tatsächlich im Knast waren. Ist das nicht so ein Hülsenargument?
          Wie oft gibt es denn Klagen von Eltern gg Erzieherinnen? Gibts da Zahlen?

        2. Irgendwie kann ich nicht direkt antworten.
          Ich habe noch nie von einer Klage gehört. Fakt ist aber, das sich jemand der ein Medikament unerlaubterweise verabreicht erstmal zivilrechtlich und strafrechtlich strafbar macht. Egal ob es in bester Absicht passiert, oder ob es zu einer Anzeige kommt. Das ist kein schönes Gefühl.

  12. Ja, ich hatte eine Epileptikerin in der Klasse und wir Lehrer wurden geschult. Ich weiß gar nicht mehr, ob von den Eltern oder ob Fachpersonal dabei war. Offensichtlich war das Kind gut eingestellt, denn es kam nie zu einem Anfall. Ich hatte damals noch keine Kinder und das Notfallmedikament hätte rektal verabreicht werden müssen. Davor hatte ich die größten Bedenken, denn das möchte man selbst als Lehrkraft nicht, als Kind nicht, man müsste die anderen Kinder schnell rausschicken… Als Mutter würde ich das evtl. gelassener angehen, da man doch schonmal ein Zäpfchen gegeben hat.
    Gerade haben wir einen Schüler mit Rolando-Epilepsie, der aber wohl nur nachts Anfälle hat, wir Lehrer sollen da gar nichts beachten.
    Ein Kind mit Hämophilie haben wir auch, aber da hatte ich auch festgestellt, dass mein medizinisches Wissen wohl noch aus meiner Schulzeit stammt, das ist jedenfalls ein riesiger Chaot mit Verletzungen regelmäßig ohne große Probleme.

  13. Schulung ist wirklich wichtig, aber Rechtssicherheit wäre es auch. In Niedersachsen dürfen Lehrer keine Medikamente mehr verabreichen, auch wenn die Eltern es schriftlich bestätigen, ohne mit rechtlichen Konsequenzen rechnen zu müssen. Deshalb waren bei unserer letzten Schülerin mit dem Problem die besten Freundinnen gut geschult (ab 9. Klasse). Die waren im Unterricht auch immer mit ihr zusammen, die Kollegen wechselten. In der Zeit, in der sie ein bis zwei Anfälle die Woche hatte, wusste die Klasse gleich was zu tun ist: Tische und Stühle zur Seite, Mädchen auf den Boden legen und krampfen lassen. Die beste Freundin gab das Medikament aus der Notfalltasche. Bevor die Lage so gut trainiert war, riefen die Lehrer in der Regel den Krankenwagen. Mit der Zeit waren alle soweit darauf eingestellt, dass einfach die Eltern angerufen wurden. Das Problem als Lehrer/Erzieher/Betreuer ist einfach immer, dass man so schnell damit rechnen muss, verklagt zu werden… Unser Personalrat rät streng genommen schon davon ab, Pflaster zu kleben, weil das Kind ja auf die Dinger reagieren könnte… Tun wir aber trotzdem und nach und nach traut man sich auch anderes wieder, sollte es aber nie nie laut sagen, damit man nicht nachher doch dran ist. Deshalb ist bei Kindern mit chronischen Erkrankungen auch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Eltern wichtig, so dass man nicht immer Angst haben muss, dass man sich echt nach Kräften bemüht, aber am Ende doch ein Messer in den Rücken bekommt.

    1. Wow, da haben Klasse und Lehrkörper wirklich einen tollen Weg gefunden, damit umzugehen! Gute Idee, die Freundinnen einzuspannen.Schön, dass das auch von Mitschülern so angenommen wurde! Auf die Art wären mir meine Anfälle in der Schule lange nicht so unangenehm gewesen.

  14. Mangelnde Erfahrungen von Betreuern/Lehrern mit Epilepsie kenne ich nur aus einem anderen Blickwinkel. Ich hatte einige Jahre einen Mitschüler mit Epilepsie. In der Schule war es bekannt, wurde aber scheinbar immer gedanklich beiseite geschoben – bis er im Französischunterricht einen epileptischen Anfall bekam.

    Tatsächlich wusste unsere Lehrerin im ersten Moment nicht genau wie sie reagieren musste und ich (durch lange aktive DLRG Mitgliedschaft in Notfallmaßnahmen geschult) und eine Mitschülerin (seine beste Freundin, wusste wo die Notfallmedikamente sind) mussten erstmal alles in die Hand nehmen. Hätte auch schlimmer ausgehen können. Trotzdem war es erschreckend, als ich damals festgestellt habe, dass so etwas auch in einem „geschützten Bereich“ passieren kann und niemand weiß, was zu tun ist.

  15. Ich würde als Jugendbetreuer jederzeit auch epilepsiekranke Kinder, wenn sie gut eingestellt sind, mit auf Freizeit/ in die Betreuung nehmen. Ich habe aber auch reichliche Erfahrung mit Epilepsie, kenne epileptische Anfälle zur Genüge und weiß, wie ich zu reagieren habe … darüber hinaus habe ich schon ausreichend bei anderen Medikamente gegeben/ gespritzt.

  16. Mein Sohn (knapp 9 Monate) sollte diesen Sommer in der Krippe starten. Wir haben den Start auf eigenen Wunsch verschoben. Die KiTa Leitung hat zum Glück etwas Ahnung und spricht sehr offen mit uns. Wir könnten jederzeit starten. Ich möchte dann selbst eine kleine Schulung der Erzieher machen um ihnen Ängste zu nehmen und mir sicher sein zu können, dass sie wissen was im Notfall zu tun ist. Momentan kann ich mir allerdings noch nicht vorstellen diese Verantwortung abzugeben. (Er ist seit Ende Oktober anfallsfreu)

  17. Argh..
    Ich erinnere mich mit Grausen an die Kinderfreizeit, wo ich mal ausgeholfen habe für einige Tage.
    Ich habe das Mädchen mit Epilepsie (und anderen Einschränkungen) aufs Auge gedrückt bekommen und die Mutter hat mir dann auch ohne weitere Erklärungen die Medikamententasche (mit dem abgelaufenen Asthmaspray und dem Epilepsie Medikament) in die Hand gedrückt.

    Schwimmbad … joar .. schwimmen konnte das Mädel nicht, aber sie ist halt gerne tauchen gegangen.
    Wenn ich mir das da so durchlese … boah hilfe.

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