HPV-Impfung auch für die Jungs

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Na endlich, denken sich alle, die Impfungen befürworten und sich schon länger fragten, warum die HPV-Impfung nur etwas für die Mädchen sei. Nun ist es aber (vor-)amtlich: Die STIKO wird in ihrem nächsten Epidemiologischen Bulletin die Impfung auch für die Jungs empfehlen. Die wissenschaftliche Begründung ist immer etwas ausführlicher, gerade für die impfkritischen Zeitgenossen, daher wird diese erst im übernächsten Journal nachgeschoben.

Verhütung ist schließlich auch nicht nur Mädchen/Frauen-Sache, banale Feststellung, also warum sollte der Gesundheitsschutz nur den Frauen aufgebürdet werden? Ok, diese bekommen nachher den Gebärmutterhalskrebs (der als Spätfolge einer HPV-Infektion im Genitalbereich gilt), aber die Überträger sind nun einmal die Männer beim Geschlechtsverkehr.

Dann gibt es auch noch diese unschönen Genitalwarzen, die eigentliche offensichtliche Infektion mit dem Humanen-Papilloma-Virus (Papilloma = Warze). Und die können die Jungs selbstverständlich auch bekommen. Ganz abgesehen von der Ästhetik der Warzen im Genitalbereich – wer will die schon? – , haben diese bei Jungs ähnlichen Prädilektionsstatus für z.B. Penistumore wie beim Gebärmutterhalskrebs. Tumore im Rachen- und Mundbereich (bei Infektion im Oralverkehr) haben auch ihre Ursache in den HPV-Viren.

Nun also die Umsetzung.
Auf die Empfehlung der STIKO folgt in aller Regel irgendwann – wenn es die Gremien zulassen – die Bestätigung der Impfempfehlung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss G-BA aus Krankenkassen und Ärzten, welcher über die Kostenübernahme entscheiden muss.
Wie war das bei der Einführung der HPV-Impfung für Mädchen?
– Die STIKO empfiehlt – jetzt also mit dem neuen Bulletin zum August 2018.
– Die Eltern müssen die Impfung zunächst privat tragen (immerhin damals 3 x 150 € pro Impfzyklus und Arztkosten)
– Dann kommt die Kostenübernahme einzelner Kassen durch die so genannte Kostenerstattung
– Schließlich die offizielle Übernahme und damit Abrechung „auf Karte“ – vermutlich erst zum Jahreswechsel 2018/2019.

Vielleicht geht es diesmal schneller, immerhin haben wir das schon einmal durchexerziert. Was auf jeden Fall gilt: Die Impfung wird empfohlen zwischen dem 9.-14. Lebensjahr. Das entspricht der Empfehlung bei den Mädchen. Die zweite Impfung sollte 4-6 Monate nach der ersten Gabe wiederholt werden, spätestens bis zum 17.Lebensjahr.

Der Sohn hier im Haus „freut“ sich schon.

(c) Bild bei Pixabay/derneuemann (CC0 Lizenz)

18 Antworten auf „HPV-Impfung auch für die Jungs“

  1. Guten Morgen, endlich aufgewacht. Sinn und Zweck der Impfung für Mädels und Jungs und auch die Empfehlung für beiderlei Geschlecht sind schon lange klar (Sachsen). Merke: man kann gegen etwas sein, aber dann bitte nicht mit den falschen Argumenten.

  2. Mal wieder ein paar Zahlen für die Impfgegner gefällig:
    http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/who-masernfaelle-in-europa-steigen-um-prozent-1.3874062

    „In der WHO-Region Europa erkrankten 2017 mehr als 21 000 Menschen, 35 starben.“

    Vergleicht man das z.B. mit München:
    Geburten im Jahr 2017: 18.000, 2016 und 2015 jeweils etwas weniger. Nehmen wir mal an, zusammen wären diese drei Geburtsjahrgänge 50.000 Kinder. Wenn von diesen drei Geburtsjahrgängen auch nur 50% geimpft sind, dann sind das noch mehr als die 21.000 o.g. Erkrankten.

    Wenn beim Impfen so viele Schäden auftreten, dass Impfen nicht gerechtfertigt wäre, dann müssten von den drei Geburtsjahrgängen in München also mehr als 35 Kinder an Impfschäden GESTORBEN sein.

    Also, liebe Impfgegner: Wo sind die ganzen an Impffolgen gestorbenen Impflinge in München? Oder wollt Ihr nicht vielleicht doch lieber impfen, um Euren angesteckten Kindern nicht dem Todesfallrisiko von 35/21.000 = 0,17% auszusetzen?

  3. Find ich super! Nur wissen leider viele Eltern gar nicht, dass man auch die Jungs auch dagegen impfen kann. Die Kinderärztin meines Sohnes war völlig verblüfft und positiv überrascht, als ich ihr sagte dass wir diese Impfung auch für ihn wollen. Sie ist übrigens auch begeisterte Leserin dieses Blogs.
    Lieber Kinderdoc, ich freue mich schon auf die Erzählungen zu den Elternreaktionen! 😄

      1. Den Jungs-Eltern ist das nicht so klar. Das ist zumindest meine Erfahrung. Wäre schön, wenn sich das nun ändert.

  4. Ein wichtiger Schritt!
    Meine Nichte wurde leider nicht geimpft, weil die Eltern sich nicht einigen konnten und so letzendlich einer 12 jährigen die Entscheidung überlassen haben.
    Jetz 10 Jahre später hatte sie und ihr Partner schon mehrer OPs wegen der Genitalwarzen und die Angst vor Krebs. Natürlich macht sie den Eltern Vorwürfe…

  5. Nun denn, hoffen wir die Zusage der Kostenübernahme ist zügig. Der Freund des Kindes würde dann nämlich geimpft werden. Jetzt ist das eine Kostenfrage, bitter aber ist einfach so. 🙁 Kind selbst wird sich wohl impfen lassen, Stand jetzt. KiÄ sagt, Krebskind mit Krebszellen impfen ist ok. Mein Bauch wackelt noch. Ohne Übernahme durch die Kasse könnten wir das aber auch nicht impfen. Und dann schauen wir mal, ob der Körper die Impfung annimmt (da haben wir ja bei dem Kind so unsere Probleme mit …) – Titertest ist also vorprogrammiert.

    1. Zur eventuellen Beruhigung: Das Kind wird garantiert nicht „mit Krebszellen“ geimpft. Bei keiner Impfung. Wer auch immer das so beschreibt, erzählt Unsinn.

      1. @paranoid android: Ich hab das so beschrieben, weil der Bauch das so fühlt. Auch wenn der Verstand es besser weiß. Ich glaube, das kann man nur nachvollziehen, wenn man ein Kind mit Krebs im Kindesalter hatte.

        1. Normalerweise stille Mitleserin, jetzt kommentiere ich doch mal: Als ehemaliges Krebskind (mittlerweile Mitte 20 und pumperlgesund) mit Titerproblemen habe ich die HPV-Impfung im Jahr ihrer Einführung gekriegt, super vertragen und hatte auch einen normalen Titerspiegel. Letztlich auch nur anekdotische Evidenz, aber vielleicht beruhigt das das Bauchgefühl ja doch- ich weiß wie einsam das sein kann mit diesen Unicornproblemen, die (scheinbar) sonst keiner hat… Viele Grüße!

  6. Ich find’s gut.
    Ich kenne ein Extremfrühchen, das ohne ein Vorstadium von Gebärmutterhalskrebs bei der Mutter wohl erst viel später geboren wäre… Wenn man so etwas vermeiden kann, will ich dazu beitragen; von Krebs mal ganz abgesehen. Mein Sohn wird auf jeden Fall geimpft.

    1. Die Impfung sollte vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgen. Daher wird bei Erwachsenen nicht mehr geimpft. Meines Wissen gibt es die Impfung auch noch ab 15 Jahre, dann wird aber wohl 3x statt 2x geimpft.

    2. Die Krankenkassen werden nur bis 15. Lebensjahr bezahlen (wie bei den Mädchen). Auch danach kann die Impfung Sinn machen, allerdings muß man sie dann selbst bezahlen. Die Übertragung erfolgt natürlich beim Geschlechts- oder Oralverkehr, zusätzlich Schutz bieten – natürlich – Kondome, wie gegen andere Geschlechtskrankheiten, deshalb gehört das immer zur Aufklärung dazu.

  7. Sehr gut! Ich ärgere mich sehr, dass ich damals bereits zu alt für die Impfung war… Krebs, ein Schreckensgespenst. Wie toll, dass nun umfassender davor geschützt werden kann! Die Preise für Jungs waren ja doch recht happig.

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