Spahn bewegt sich in einem Paralleluniversum


800px-2018-02-14_cdu_thc3bcringen_politischer_aschermittwoch-5371

„Kinder- und Jugendärzte kritisieren Spahn-Pläne

BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach: „Spahn-Vorschlag ist unausgegoren, schadet unseren Patienten und wird Ärztemangel verschärfen!“

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte lehnt den Vorschlag von Gesundheitsminister Jens Spahn ab, Kinder- und Jugenärzte zu längeren offenen Praxisöffnungszeiten zu verpflichten.

BVKJ-Präsident Dr. Thomas Fischbach: „Die Idee, Kinder- und Jugendärzten verpflichtende offene Sprechstunden vorzuschreiben, zeugt von kaum noch zu überbietender Ahnungslosigkeit. Wir Kinder- und Jugendärzte arbeiten heute schon an der Grenze unserer Leistungsfähigkeit. Dank des Babybooms in Deutschland versorgen wir Hunderttausend Kinder mehr als noch vor acht Jahren und viel mehr als die veraltete Bedarfsplanung berechnet hat. Und wir versorgen sie gut!!! Eltern mit akut kranken Kindern bekommen in den allermeisten Fällen einen Termin am selben Tag, wenn sie vorher anrufen und kurz ihren Vorstellungsgrund beschreiben. Der Anruf erlaubt es uns, die Patienten so einzubestellen, dass lange Wartezeiten vermieden werden, dass Kinder mit ansteckenden Krankheiten gleich in einen Raum geleitet werden, wo sie andere Kinder nicht anstecken. Die Spahn-Idee bedeutet Chaos pur: Eltern kommen in die Praxen und müssen lange warten, der Kinder- und Jugendarzt oder die -ärztin steht einem Kind gegenüber, von dem er oder sie nicht weiß, warum es in die Praxis gekommen ist, ob es andere Kinder ansteckt etc.
Wir haben Schwierigkeiten, junge Mediziner für die Niederlassung zu gewinnen. Die Spahn-Idee wird auch noch die letzten Ärzte davon abhalten, eine Praxis zu übernehmen. Wir haben Minister Spahn mehrmals Gespräche angeboten, um ihm die Situation in den Kinder- und Jugendarztpraxen zu erklären. Der Minister hat uns bis heute nicht angehört, wir haben ein Papier zur Bedarfsplanung entwickelt, aus dem Ministerium hat niemand darauf reagiert. Wir sind entsetzt, dass wir einen Bundesgesundheitsminister haben, der mit derart unausgegorenen Ideen an die Öffentlichkeit geht. Wir kündigen hiermit Widerstand gegen die Spahn-Pläne an.“
_________________
Dies ist eine Pressemeldung des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte e.V.

Noch ein paar erweiternde Fakten aus meiner Praxis (es wird vielen Kollegen so gehen):

– Letzte Woche ca. vierzig echte Sprechstunden-Stunden, das ist der Sommer. Im Winter klettern wir gerne auf 60-70 Wochenstunden hoch. Ausgenommen davon sind Arbeitszeiten für administrative Arbeiten, please add 1-2 Stunden am Abend. (Achja, und Notdienst am Wochenende gibts auch ab und zu)
– Wir haben eine große „Versorgerpraxis“ mit ungefähr 150% über dem Fallgruppendurchschnitt, d.h. ein Kinderarzt versorgt ca. 1000 Patienten pro Quartal, wir liegen ca. bei 1400-1500 Patienten pro Zulassung.
– Eltern, die bei uns anrufen, erhalten bei einer Akuterkrankung in jedem Fall am gleichen Tag einen Termin. Die fMFA sind geschult und entscheiden, ob evtl. ein Termin in einem oder zwei Tagen ebenfalls ausreicht.
– Wartezeiten bei uns für Vorsorgetermine: ca. 2 Monate, für Impfungen ein Monat. Oft impfen wir aber auch spontan, wenn eine aktuelle Impfung ansteht.

– Eine offene Sprechstunde würde das System konterkarieren:
a) De facto gibt es in Hausarztpraxen bereits offene Sprechstunden: Es kommen bereits jetzt 4-5 Patienten ohne Termin, diese würden sich auch nicht an eine „geplante“ offene Sprechstunde halten.
b) Eine offene Sprechstunde füllt sich schnell, wir sehen das im Notdienst – niemand kann die anlaufenden Patienten just in time abarbeiten, bedeutet, dass Patienten, die dann zur Bestellsprechstunde eintreffen, Wartezeiten haben.
c) Offene Sprechstunde bedeutet automatisch Wartezeit für die Kinder, das macht mit kranken Kindern keinen Spass. In unserer Bestellsprechstunde haben wir Wartezeiten in der Praxis von maximal 20 Minuten.
d) Offene Sprechstunde bedeutet Risiko für Infektionen. Eine gute fMFA kann bereits am Telefon die ansteckenden von den gesunden Kindern trennen und diese entsprechend einplanen.

Außerdem
– Ein Geldanreiz für eine offene Sprechstunde wird keinen Arzt locken. Warum auch? Wir können nur einen Porsche fahren (Wo läge der Anreiz? Statt 35 Euro Flatratemedizin pro Patient und Quartal dann 36,49 Euro?)
– Es gibt doch gar keine Nachwuchsärzte, die ein Mehr an ambulanten Sprechstunden abdecken könnten. Politische Verordnungen wie oben schrecken junge Ärzte noch mehr ab, hausärztlich tätig zu werden.
– Unser Gesundheitssystem ist ein „Mitnahme“-System: Viele Patienten verstopfen die haus- und fachärztlichen Termine mit unnötigen Vorstellungen oder Zweit- oder Drittvorstellungen.
– Es fehlt an medizinischer Bildung: Vielleicht setzt sich Herr Spahn mal mit Frau Kollegin von der Bildung zusammen und plant eine Task Force, wie man bereits Kindern und Jugendlichen in der Schule medizinisches Grundwissen und Fakten- statt Meinungscheck vermittelt.
– Medizinische Beratung (!) darf niederschwelliger werden: Warum nicht wieder Kindergarten- oder Schulkrankenschwestern einstellen, die Schulungen, aber auch kleine medizinische Versorgungen durchführen können?

Wir freuen uns bereits auf die offene Sprechstunde im Gesundheitsministerium – ab sofort von 9 bis 10 Uhr, tagtäglich, mit Pflichtanwesenheit des Herrn Minister.

(c) Bild bei Olaf Kosinsky (kosinsky.eu) Licence: CC BY-SA 3.0
via Wikimedia Commons

 

Addendum:

Herr Spahn hat auf einen Tweet von mir geantwortet… und zeigt, dass er weiter der Illusion verhaftet ist, Ärzte brauchen nur Geldanreize, dann machen sie alles mit. Nene, Herr Minister, mit uns nicht:

 

31 Antworten auf „Spahn bewegt sich in einem Paralleluniversum“

  1. Bei uns gibt es die offen Sprechstunde schon seit knapp 2 Jahren, nachdem es mit der Terminvergabe immer wieder nicht befriedigend geklappt hat. Telefonisch war und ist die Praxis schwer zu erreichen, es ist einfach unglaublich viel los. Nun heißt es so früh wie möglich mit dem kranken Kind da zu sein, um möglichst schnell dran zu sein. Wobei natürlich schwer kranke Kinder und Notfälle zuerst behandelt werden. Doof ist die Aussage: wir haben aktuell 2-3 Stunden Wartezeit, sie können in der Zwischenzeit wieder nach Hause/auf den Spielplatz… fahren. Lieber wäre ich erst dann, zum Termin, hingefahren, aber das ist nun nicht mehr möglich. Allerdings haben wir früher auch oft mit Termin gewartet.

  2. Also ich biete Herrn Spahn gerne an, dass er beim nächsten heftigen Magen-Darm-Infekt meines Kleinkindes mit selbigem in die offene Sprechstunde darf. Einen ganzen Vormittag lang. Laaaaaaaaaang. Inklusive x Durchfall-Windeln-Wechseln und den Boden putzen, denn das möchte ich den Angestellten meines Kinderarztes dann doch nicht zumuten. Viel Spaß dabei. (Und ja, ich weiß, dass nicht jeder Magen-Darm-Infekt zum Kinderarzt muss, aber wir hatten schon das „Vergnügen“ mit regelmäßigen Kontrollen, weil der Zwerg tagelang mit einem Bein im Krankenhaus war).
    Was soll denn das bringen? Bei meinem Arzt gibt es einen Termin, 20 Minuten später bin ich schon wieder aus der Praxis raus. In der offenen Sprechstunde kann der Arzt doch trotzdem nicht mehr Patienten pro Stunde/Vormittag behandeln??!! Man sitzt nur länger mit einem kranken Kind im Wartezimmer. Das eigentlich sowie unter eine Kuscheldecke ins Bett oder auf den Lieblingssessel gehört.

  3. Volle Zustimmung (hier hätte sonst mein „Gefällt mir“ gestanden), das ist eine klassische Verschlimmbesserung, was Herr Spahn da vorschlägt. Warum müssen diese Leute immer irgendwelchen Mist aus der Hüfte schießen, statt sich einzuarbeiten und einigermaßen informierte Vorschläge zu machen?

  4. Das ist doch genau das selbe, wie konsequent die öffentlichen Apotheken auszubluten und immer wieder gezielt zu diskreditieren. Auch hier hat jeder Mensch einen anonymen, schnellen und kostenlosen Zugang zu qualifizierter Beratung – Wartezeiten gibt es quasi nicht. Aber anstatt unsere Fähigkeiten zum Wohl der Gemeinschaft zu nutzen und auszubauen, setzt man alles dran das Apothekennetz noch weiter auszudünnen. Dabei haben wir jetzt schon weniger Apotheken pro Einwohner, als im Durchschnitt in der EU!

    1. Äh, hmm? Das kapiere ich jetzt nicht. Wo genau ist da jetzt der Zusammenhang zwischen „Zwangsweise mehr Sprechstunden für Ärzte“, Dr Oder „Schulkrankenschwester“ und „Apotheken ausbluten“?

      1. Unterschied nur davon zu hören und zu lesen oder die Arbeit am Patienten tagtäglich zu machen- mit hohem Einsatz und Anspruch, auch wenn sicher nicht alle wünsche erfüllt werden können.

    1. Ich halte Schulkrankenschwestern für eine sehr gute Idee. Es wäre vielleicht ein guter Job für Krankenschwestern, die nach 30 Jahren Schichtdienst und Stress im Krankenhaus das nicht mehr wollen und können, aber gern mit Kindern umgehen. Schulkrankenschwestern könnten kleine Blessuren verarzten und bei Kindern, die sich plötzlich nicht wohl fühlen, Fieber messen etc. und entscheiden, ob sie einfach nur ein, zwei Tage ins Bett gehören, oder tatsächlich zum Arzt müssen (z.B. per Zettel an die Eltern). Sie könnten aber auch ein Auge haben auf Kinder, die stark unter- oder übergewichtig sind oder oft blaue Flecken haben. Es gibt nämlich auch Eltern, die nie mit ihren Kindern zum Arzt gehen, weil dann Misshandlung und Vernachlässigung offenkundig würden. Sie könnten in den Schulen Gesundheits- und Ernährungsberatungen durchführen und bei Kindern mit gesundheitlichen Auffälligkeiten an Elterngesprächen teilnehmen. Das könnte ganz bestimmt viele unnötige Arztbesuche vermeiden.

  5. Ich verstehe das durchaus. Auf der anderen Seite sind aber die Öffnungszeiten teilweise auch nicht wirklich familienfreundlich (für die Patienten).
    Die einzige Kinderärztin im Ort war monatelang krank, dann wieder da – jetzt mit neuen Öffnungszeiten: 3x pro Woche 3 Stunden vormittags, einmal pro Woche 3 Stunden nachmittags. Tja. Schwierig, wenn man (halbwegs) regelmäßig Rezepte, Blutentnahmen und Überweisungen braucht – ich kann doch dafür nicht jedes Mal Urlaub nehmen.

    Ich weiß, dass Sprechzeit nicht gleich Arbeitszeit ist, und gönne der Ärztin auch die Sprechzeitenfreie Zeit, aber dann bräuchten wir eben eine weitere Kinderarztstelle. Laut Kassenärztlicher Vereinigung ist der Ort (mit knapp 20.000 Einwohnern) aber überversorgt, Tja.

    1. Das Problem haben doch aber viele Eltern. Blutentnahme erfolgen wegen Labor meist ohnehin vormittags. Da könnte man in Absprache danach noch auf Arbeit erscheinen. Vater oder Oma können das Kind auch mal begleiten. In der Zeit wo Kinder klein sind muss man so oder so etwas zurückstecken. Da geht nicht alles gleich gut, 100% Mutter sein und 100% Arbeit. Das ist doch ganz normal. Und mal ehrlich, hier gibt es auch länger geöffnete Praxen, aber wer möchte ernsthaft mit kranke kindergartenkind oder zur u um 17 oder 18uhr erscheinen? Das ist doch auch fürs Kind eine Zumutung.

      1. Vertrau mir: Der Vater erledigt eine Menge Termine mit dem und für das Kind. Und ja, Blutentnahmen finden morgens statt und wir gehen anschließend zur Arbeit bzw. zur Schule. (In dem Fall muss das Kind allerdings zur Schule gebracht werden, weil der Schulbus weg ist – mein Arbeitsweg verlängert sich damit von ca. 60 auf ca. 90 Minuten.) Es gibt trotzdem eine Menge andere Termine, die man auf den Nachmittag legen könnte, wenn denn geöffnet wäre. Und nein, mir geht es nicht um akute Krankheiten (was machen die Kinder, die an den Tagen krank werden, an denen die Praxis erst nachmittags oder gar nicht geöffnet hat?). Es gibt aber eben auch Kinder mit chronischen Krankheiten und Behinderungen und da sind solche Öffnungszeiten eben suboptimal – um es mal nett zu formulieren. Wenn man in der Kieinstadt wohnt, aber alle in der benachbarten Großstadt arbeiten bzw. zur Schule gehen, ist es auch nichts mit „mal eben inzwischendurch“ hin. Wir haben alle zwischen 45 und 60 Minuten (einfachen) Schul- bzw. Arbeitsweg. Mein Kind ist knapp 13 – sie wird aber auch in den nächsten Jahren noch Begleitung brauchen und nicht allein zum Arzt gehen können. Ich stecke seit knapp 13 Jahren zurück – ich tue es gern, aber ich bin nicht bereit, wegen blöder Öffnungszeiten meinen Job aufzugeben.

        1. Arztpraxis ist eben kein Discounter oder tankstelle. Also blöde Öffnungszeiten die muss man wohl zum Teil auch hinnehmen wenn man etwas mehr will als nur ein Stück Butter oder Benzin kaufen.

        1. Klar verstehe ich. Aber da kann die Arztpraxis auch nix für. Kinder erst recht kranke bedeuten Einschnitte. Umzug, teilzeitarbeit, finanzielle Einbußen. Ich finde das nicht gut. Ärzte allerdings können am allerwenigsten dafür.

        2. Aber Du findest es völlig in Ordnung, dass wie im Fall oben nur ein Kinderarzt die Zulassung bekommt für eine riesige Gemeinde, seine Praxis dann aber nur 20 Stunden aufmacht ?

        3. Klar, die Stellschraube könnte auch sein, dass man einfach mehr Ärzte pro Einwohnerzahl “erlaubt“, anstatt die Ärzte aufzufordern, eine Mindeststundenzahl zu arbeiten. Käme dann vielleicht auch den jungen Ärzten und Ärztinnen entgegen, die nur in Teilzeit arbeiten wollen, weil sie noch Zeit für die eigenen Kinder brauchen .

          Fakt ist (aus Patientenelternsicht), die Versorgung mit Kinderärzten ist gerade auf dem Land grottenschlecht. Hat man einen, muß man bei ihm bleiben, die anderen sind weit weg und oder nehmen sowieso bestenfalls Neugeborene auf.

          Wenn man dann das Pech hat und später merkt, dass der Arzt aus irgendeinem Grund nicht passt, hat man …. Pech.

        4. Die Idee mit mehr Ärzten ist super!
          Problem 1) Es gibt Stand heute nicht genügend Fachärzte, die die jetzt schon bestehenden Lücken aüffüllen können. Die bürokratischen Hürden und die potentielle Gefahr der Regresse schrecken die wenigen noch niederlassungswilligen Kolleginnen und Kollegen ab. Spahn und sein Schwachsinn mit realitätsfernen Pamphleten tun sein übriges.

          Problem 2) Tolle Idee, mehr Medizinstudienplätze zu schaffen. Aber 6 Jahre Mindeststudiendauer und 5 Jahre Mindestfacharztausbildung löst das Problem frühestens in 11 Jahren. Bis die neuen Studienplätze geschaffen werden vergehen noch ca 2 Jahre, nach der Facharztausbildungszeit dauert es manchmal 6 bis 9 Monate bis man einen Facharztprüfungstermin bei der Ärztekammer bekommt. Bis zum vorliegen der Urkunde kann man sich aber bei der kassenärztlichen Vereinigung gar nicht in das Arztregister aufnehmen lassen. Macht zusammengefasst allerfrühestens ca 14 jahre bis die neuen Studenten die Lücke füllen können (falls diese Studenten alles in der Mindestzeit schaffen, was eher unwahrscheinlich ist).
          DAS PROBLEM BESTEHT ABER JETZT!!!

  6. Eine Schande, die Pläne des Gesundheitsministers. Als ob Geld alles aufwiegen würde, die Mehrarbeit, den Stress … Populist durch und durch. „Steckt den Ärzten mehr Geld in den Rachen, dann läuft das schon!“ Oder was? Aber er hat ja auch schon durchblicken lassen, dass er glaubt, wenn die Praxis 25 h die Woche Sprechstunde hat, dass der Arzt eine 25 h Woche hat … wäre er Bildungsminister, dann wären es die faulen Lehrer, die ab 13 uhr Feierabend und 12 Wochen Urlaub im Jahr haben …

    1. Das denken nicht nur Politiker,das Lehrer faul sind. Gibt bestimmt auch Kollegen,die das so handhaben. Meine Arbeitszeit in den Sommerferien beläuft sich sicher auf 30 bis 40 Stunden. Ohne die Präsenzeiten am Ende der Ferien. Nachbereitung des letzten Schuljahres. Vorbereitung kommendes Schuljahr. Auch in diesem Bereich wird immer mehr in Lehrpläne geschrieben,Präsenszeiten festgelegt usw. Mit selben Erfolg wie bei den Kinderärzten: der Nachwuchs im Beruf bleibt aus. Laut BGH darf ich leider nicht wirklich gegen diese Umstände tätig werden. Liebe Eltern: protestiert für gute Kinderärzte,Hebammen,Bildung. Es geht um die Zukunft eurer Kinder! Die meisten Kinderärzte Hebammen und Lehrer lieben ihren Job,die Umstände treiben uns jedoch in die Flucht. Redet mit uns und lasst es uns versuchen gemeinsam zu ändern.

  7. Im Ärzteblatt steht “Mit dieser Regelung gehe es nicht darum, die Ärzte zu bestrafen, die schon heute mehr als 20 Sprechstunden pro Woche anbieten, hieß es aus dem BMG. Im Gegenteil: Diese Ärzte erhielten durch die geplante Neuregelung eine zusätzliche Vergütung. Sie müssten vor den Ärzten geschützt werden, die einen vollen Versorgungsauftrag haben, diesen aber nicht erfüllen.“

    Geht es dabei nicht darum, dass es pro Einwohner nur x Ärzte geben darf, aber auch ein Arzt mit 15 Stunden Praxiszeit einen kompletten “Versorgungsauftrag “ besetzt?

    Klingt für mich nicht so, als müssten die Ärzte, die bereits 40-60 h im Dienst sind, jetzt noch mehr leisten.

    Und das mit der offenen Sprechstunde ist doch ein Angebot, hier etwas mehr Geld zu bekommen, keine “Pflicht“, oder?
    Macht ggf bei Hautärzten Sinn, wo jeder monatelang auf einen Termin warten muss, so eine offene Sprechstunde aber dafür sorgen könnte, dass ernste Sachen früher erkannt werden.

    Auf der anderen Seite… wenn der Kinderarzt den Montag morgen von 8-10 Uhr zur “offenen Sprechstunde“ erklärt, macht er vermutlich nicht viel falsch, denn hier kommen bestimmt auch so genug Eltern ohne Termin vorbei, oder?

    -Bitte nicht als Kritik auffassen, ist nur Interesse, da ich es aus dem Artikel anders herauslese-

  8. Zwei Punkte sprichst du an, die meiner Meinung nach einen sehr großen Unterschied machen werden:
    1) Bildung!! Es ist armselig, wenn Teenies keine Ahnung über Krankheit und ihren Körper haben.
    2) Schulschwestern: können soviel auffangen, was nicht zum Arzt müsste, aber worauf trotzdem jemand schauen sollte, dir sich auskennt.
    Mit diesen beiden Ansätzen könnte man immens viel bewirken!

  9. Bei uns gibt es schon gar keinen kinderärztlichen Notdienst mehr. Von hier aus müssen alle fahren. Begründung war unter anderem auch, daß der Notdienst unnötig genutzt wurde. Wartezeiten beim Kinderarzt trotz Termin:ein Vormittag oder ein Nachmittag, je nachdem wann ursprünglich der Termin war. Wartezeiten für den TüV? 3 Monate bis ein halbes Jahr.
    Auch hier im Landkreis hat eine Kinderarzt-Praxis geschlossen, es gab keinen Nachfolger und die übrigen Kinderärzte nehmen keine Patienten mehr an. Natürlich bin ich in der Lage eine Erkältung mit Fieber zunächst selbst zu versorgen. Es wäre auch furchtbar, wenn ich das nicht könnte. Und natürlich kann ich bei meiner Kinderzahl auch sehr genau bestimmen, wann ein Arztbesuch zwingend notwendig ist und wann nicht, aaaaaber…ein fieberndes Kind kann nicht in den Kindergarten. Manche Eltern sollen das dank fiebersenkender Mittel ja tun, ich nicht. Und so brauche ich eine Bescheinigung für den Arbeitgeber und die Krankenkasse. Das macht dann der normale Hausarzt. Klar schreibt der auch Hustensaft und sowas auf. Aber sowas hat man ja eh zuhause, denn, wenn was passiert, dann ist das eh am Wochenende und an Feiertagen.
    Und dennoch gibt es eben einfach Dinge, da muß der Fachmann ran und die offene Sprechstunde ist für jemanden wie mich überhaupt keine Option. Ein krankes Kind muß Platz haben zu jammern, zu jaulen, zu quengeln und zu schlafen. Dafür ist ein Wartezimmer nicht gemacht, vor allem dann nicht, wenn man dem Kind löffelweise Wasser reicht, weil es grad nicht will. Und Wadenwickel lassen sich auch schlecht im Wartezimmer umsetzen. Da ruft man vorher an und fertig. Und am Tresen wird man noch einmal begutachtet und wenn es ganz schlimm ist, geht es ganz schnell. Sonst wartet man halt noch einen Moment. Also laßt dann mal mit dieser freien Sprechstunde. Sowas geht bei einer Versicherung oder dem Mieterverein, aber nicht bei kranken Kindern.

  10. Wartezeit für eine Vorsorge 2 Monate? Ein Traum…. Hier im Februar angerufen und mit letzter Mühe und Not eine allerletzte Möglichkeit im Juli gefunden (Kind hat im Juni Geburtstag). Seither rufe ich direkt Anfang des Jahres an, um einen Termin für Juni zu vereinbaren. Ich weiß gar nicht, was die mit den Eltern machen, die sich zu spät melden.

    1. Dasselbe wollte ich auch gerade schreiben. 2 Monate Wartezeit für eine U-Untersuchung ist echt moderat. Bei uns im ländlichen Raum ein Dreivierteljahr (ausgenommen natürlich die Vorsorgen im ersten Lebensjahr).

      Schön das die Politik mal wieder vollkommen realitätsferne Entscheidungen trifft.

    2. Ja was machen die Wohl? Die haben dann halt Pech gehabt und warten 1 Jahr. Bei der geplanten U 1x im Jahr (außerhalb Säuglingszeit) kann man schon erwarten, dass man ausreichend zeitig anruft, man weiß ja wann das Kind Geburtstag hat. Bei anderen Terminen (Privat, Urlaub) gelingt das ja auch. Wir müssen weg von dem Gedanken, dass für Eltern/Patienten immer alles bequem gemacht wird. Jeder sollte sich selbst kümmern und wenn etwas unklar ist selbst nachfragen/anrufen. Nicht umgekehrt.

      1. Das ist schon klar, dass Eltern sich selbst rechtzeitig um Termine kümmern müssen und das das nicht Aufgabe der Praxen sein kann. Der Post ging auch nicht gegen die Ärzte, sondern die Politik! In dem Punkt das sich zu wenige niedergelassene Kinderaerzte um zu viele Patienten kümmern müssen, darin besteht ja wohl Einigkeit? Und das von der Politik im Gesundheitswesen viele Dinge entschieden werden die die Gesamtsituation eher „verschlimmbessern“ als das wirklich etwas zugunsten aller Beteiligten Ärzte und Patienten entschieden wird. Ach ja stimmt das würde ja wieder Geld kosten 🤦🏼‍♀️

      2. Naaajaaa, Selbstverständlich müssen sich Eltern rechtzeitig um einen Termin kümmern. (Und pünktlich sein, die erforderlichen Unterlagen dabei haben etc… Nicht immer selbstverständlich). Aber mit einer Wartezeit von fast einem Jahr für einen Termin, damit muss man als Eltern vielleicht nicht zwingend rechnen. Zumindest nicht, wenn man es nicht bei den Baby-Vorsorgen rechtzeitig und deutlich mitgeteilt bekommt.

        Bei unserem Kinderarzt sind circa 3 Monate Wartezeit üblich und ich rufe da immer rechtzeitig für an (schon weil ich dann eventuell noch etwas Auswahl habe und nicht den Termin am 90. Geburtstag der Oma nehmen muss), aber von einem ganzen Jahr Wartezeit bin ich noch nie irgendwo ausgegangen. das muss man schon gesagt bekommen.

  11. Der Typ ist eine absolute Lachnummer… selten so viel Blödsinn gelesen wie in diesem TSVG. Und so jemand will Kanzler werden, armes Deutschland!

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Kinderdok.blog

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen