Lasst uns Schwimmen gehen!

 

Wir sind gerade am Meer, und auch hier komme ich an Themen fürs Bloggen. Schwimmen mit Kindern zum Beispiel. Oder besser: Haben Eltern kein Gefühl mehr für die Gefahren der Natur? Also Wasser. Und Meer.

Hier ist samstags Bettenwechsel. Die Ferienhäuser werden verlassen bzw. neu bezogen, man regt sich auf, wie klamm, feucht und muffig, fuselig und staubig die Häuser hinterlassen werden und freut sich trotzdem über die feudalen vier Wände für eine Woche. Alle packen schnell aus und dann, zum Meer! Düne hoch, staunender Blick, das Meer ist stets ein neuer Anblick, aber dann … zieht es hinunter, halb stolpernd, halb rennend, sie reissen sich die Kleider vom Leib und stürzen sich in die Fluten (Ok, am gestrigen Samstag war es etwas frisch, das Hineinstürzen hatte etwas Gebremstes).

Dann ist da diese Familie, Mutter zurückhaltend, hält den Fleece vor der Brust fest verschlossen, es geht eben doch eine steife Brise, der Vater kommt gar nicht hinterher, weil er die Strandmuschelnverpackungen tragen muss. Aber die Omma scheint noch sehr rüstig, mit dem grossen Enkel sprintet sie voraus. Der kleine Enkel wird von der Mutter in Ermangelung einer Badehose – die liegt sicher noch im Koffer im Ferienhaus – , nackt ausgezogen, er rennt der Oma hinterher. „Halt! Warte! Will auch mit!“ Natürlich Deutsche*.

Das Meer. Die Wellen. Ich schätze sie meiner bescheidenen Warte aus auf sicher zwei bis zwoeinhalb Meter, das dürfte es schon sein. Die eigenen Kids können sich gerade so auf den Beinen halten in der Brandung, aber Familie Nackedei mit Oma kennt keine Hemmungen: Der kleine Enkel von vielleicht acht Jahren wird von der Oma über die Dünung ins Tiefe gezogen.

Da rollen die Brecher heran. Erst reisst es der Oma den Enkel aus der Hand, die Rip- und Unterströmungen holen ihn schließlich selbst von den Beinen. Nackedei kommt kurz nach oben, steht auch wieder, denn tief ist es hier nicht, um sofort wieder umgerissen zu werden. Beim nächsten Mal kommt er schon mit eher verstörtem Blick nach oben, Seitströmungen haben ihn jetzt bereits drei, vier Meter von der Oma weggezogen. Jetzt ist das Hochkommen nur noch kurz.

Der Vater hat seine Standmuscheln liegen und geht gelassen auf das Meer zu, um zu sehen, was sein Jüngster da so treibt. Es ist keine Bewegung in ihm, es ist wie Fernsehen. Mal sehen, was passiert. Ich stehe dreissig Meter weiter links, meine Kinder sind aus der Dünung raus, ich laufe los. Aber wer die Situation am schnellsten erfasst, ist  der große Junge. Der rennt nun wirklich, zwanzig oder dreissig Meter durch die Wellen, erreicht den kleinen Bruder vor der nächsten – richtig, aber hallo großen! – Welle und zieht ihn am Arm hoch, hält ihn fest, bevor es sie beide umreisst. Der Große umschließt sein Nackidei-Brüderchen und stapft aus der Dünung heraus, sobald er wieder stehen kann. Sie schaffen es heraus. Auch auf die weite Entfernung ist die Körperhaltung des Kleinen und seiner Eltern voller Angst, als das warme Badetuch ihn umfängt. Jetzt. In Sicherheit.

Eine Dreijährige ist vor zwei Tagen bei München im See ertrunken, nur kurz unbeobachtet. Kinder ertrinken nicht „wie im Film“ mit wasserschlagenden Händen und seewasserspuckendem Schreien, sie gehen einfach unter. Das Nackedei von oben war geschockt von der Macht des Meeres, sein Blick hat nach Hilfe gesucht, gerufen hat er gar nichts. Kurze Momente später, und sein Bruder hätte ihn nicht erreicht. Der Blick muss immer auf die Kinder gerichtet sein, es darf kein „unbeobachtet“ geben. Auch wenn der Sommerkrimi noch so spannend ist, oder die Whats-App-Nachricht gerade geschrieben sein will.

Ob der Kleine schwimmen konnte, blieb wenigstens zu hoffen, auch wenn dies das Meer hier nicht interessierte. Dabei beklagen viele Sportlehrer, dass die Kinder nicht mehr schwimmen können. Deutschland wird zum Nichtschwimmerland. Es gab dann keine Gelegenheit, es zu lernen, viele Schwimmbäder werden geschlossen, Schwimmkurse sind überfüllt, oder zu teuer, oder werden gar nicht angeboten, die Kinder kommen aus Länder, wo sie das Schwimmen nie gelernt haben. In den Schulen fällt der Schwimmunterricht zu oft aus. Vielleicht wäre das mal wieder eine gesellschaftliche Aufgabe, wie vieles in der Gesundheitsprävention: Dass bereits Vorschulkinder einen Schwimmkurs besuchen müssen. Oder zumindest alle Erstklässler.

Am Ende sind jedoch wir Eltern verantwortlich: Aufsehen. Bewußt sein.


*Ist ja gar nicht so schlimm, mit uns Deutschen überall, wir reisen nun mal gerne, nur im Urlaub wollen wir unsereins nicht sehen und bringen uns doch selber mit.

(c) Bild bei kinderdok

28 Antworten auf „Lasst uns Schwimmen gehen!“

  1. Ich werde immer belächelt oder sogar „gebremst“, wenn ich „zu sehr aufpasse“ und die Kinder im Wasser keinen Moment aus den Augen lasse. Dabei können alle 3 schwimmen, aber das nutzt ja manchmal auch nichts. Bis die Kleinste schwimmen konnte bin ich auch nicht alleine mit allen 3 ins Wasser, im Notfall hätte ich ein bis zwei Kindern dann nicht helfen können, bzw. sie im Auge behalten können. Ich weiß nicht, wie da manche Menschen so locker mit umgehen können.

  2. Ich habe schon direkt vor der Bademeisterin, die am Rand stand, mein Kind, damals 5 Jahre alt, aus zu tiefem Wasser gezogen, in das es versehentlich geraten war. Es wäre ohne mich sang- und klanglos ertrunken. Inzwischen kann er schwimmen, aber ich bin nicht sicher, wie er in Panik reagieren würde.
    Meine Kinder baden übrigens im Rhein. Man muss eben IMMER hinschauen und nah dran sein und den Kindern die Wirkung des Sogs, den Schiffe erzeugen, zeigen und sie nich tiefer als kniehoch ins Wasser lassen. Auch aus dem Rhein habe ich schon ein Kleinkind gezogen, weil es nach dem Sog eines Schiffes von der Welle umgerissen wurde und abgetrieben wäre. Die Eltern waren nur einen falschen Augenblick lang unaufmerksam.

  3. Wer im Wasser wirklich größere Probleme bekommt – egal ob Kind oder Erwachsener – der hat auch nicht wirklich eine Chance, um Hilfe zu schreien. Wenn man nämlich erst mal untergetaucht ist, hat beim Auftauchen das Atmen klare Priorität, das schreibt der Überlebensinstinkt so vor. Wenn man soweit ist, das man rufen könnte, wird man von der nächsten Welle wieder eingetaucht.
    Gleichzeitig rufen und Atmen geht nun mal nicht.

    Ich werde manche Eltern auch nie verstehen. Egal wo ich mit meinem Kind bin, und wie viele Leute dabei Drumherum sind, mein Kind obliegt mal meiner Verantwortung. Wenns noch eine Badeaufsicht etc gib, dann ist das ein schönes Sicherheitsnetz.

  4. Hallo, ich bin bei der DLRG seit Jahren in der Ausbildung von Kindern tätig.
    Weder wir noch die Schulen sind in der Lage den Kindern sicheres Schwimmen alleine beizubringen. Wir unterstützen gerne, aber ich denke, wer sich für Kinder entscheidet, sollte zumindest so viel Zeit haben mit denen im entsprechenden Alter (ab 4 bis 5) mindestens einmal in ein Schwimmbad zu gehen,bis sie schwimmen können. Meiner Meinung nach sollte ein Kind zur Einschulung schwimmen können.schlimm sind Eltern, die sich beschweren, dass ihre Kinder nach dem Schwimmkurs noch nicht schwimmen können. Meist sind das die Kinder, die zu Hause vor dem TV ruhiggrstellt werden und im allgemeinen Bewegubgslegastheniker sind. In meinem Kurs (Jugend Schwimmabzeichen Silber) kommt oft die Frage, warum es so lange dauere bis das Abzeichen geschafft ist. Ich erkläre dann immer, dass wir bei der DLRG Wert darauf legen, dass die Disziplinen sicher beherrscht werden und nicht nur einmal geschafft sein müssen. Meine Prämisse ist, dass ein Kind, das in meinem Kurs das silberne Abzeichen bekommt, so gut schwimmen kann, dass es am Baggersee auch mal unbeaufsichtigt ins Wasser darf. Einige Eltern gehen ins nächste Freibad um Bademeister, der ihnen die Prüfung am einem Nachmittag abnimmt und zur Not ein oder womöglich zwei Augen zudrückt. Und dann wird auch noch mit den Abzeichen auf der Hose geprahlt.Ich war mit meiner damals neunjährigen Tochter an der französisch Atlantikküste. Die Wellen dort waren sehr hoch, ich hatte Mühe über die Brandung hinweg und wieder zurückzuschwimmen. Die meisten Leute standen am Strand und hatten Spaß dabei sich von den Wellen bespritzen zu lassen.Meine Tochter war sehr wagemutig. Sie ging immer näher ans Wasser, ich blieb bei ihr. Als sie von den Beinen gerissen und zweimal ordentlich durchgewirbelt wurde, schnappte ich sie und zog sie heraus. Das war für sie eine Lehre fürs Leben. Respekt auch vor dem Rettungsschwimmer hinter mir auf dem Hochstuhl, der trotz des Getümmels direkt nach meiner Aktion schon hinter mir stand. Seht zu, dass eure Kinder schwimmen lernen und überlasst diese Lektion nicht nur anderen.

  5. Was für eine gruselige Geschichte. Ich habe echt mitgelitten beim Lesen… man kann doch die Kinder nicht alleine zum Wasser lassen?! Ich denke nicht, dass der 3-jährige schon schwimmen kann. Meine Kinder sind 5 und fast 4 und können es noch nicht. Bei der Großen wollen wir jetzt – sie ist gerade ins Vorschuljahr gekommen – nach einem Schwimmkurs schauen, aber so leicht ist es tatsächlich nicht.

    Die Kurszeiten müssen zu meinen Arbeitszeiten passen und die Schwimmhalle sollte nicht zu weit weg sein, denn wir haben kein Auto. Ich habe ihr schon selbst versucht, schwimmen beizubringen, aber der Selbstversuch ist leider gescheitert.

  6. Wenn man in München 3 Jahre in der Warteliste eines Schwimmvereins sein muss, um ein Platz zu bekommen, wundert mich nichts mehr. Und dann kriegt man ein Trainingsplatz fürs Kind angeboten um Uhrzeiten, wo das Kind sich normalerweise Bettfertig macht. Auf Nachfrage: das ist eben die Uhrzeit, die wir von Schwimmbad angeboten bekommen. Super!

    1. Die blöden Uhrzeiten kennen wir von hier auch. Das nervt verständlicher Weise!
      Vielleicht hilft es, sich zu sagen: schwimmen können kann Leben retten. Das eigene und andere…
      Mir hat der Perspektivwechsel es leichter gemacht, die unpassende Uhrzeit anzunehmen.

  7. Leider wissen einige nicht wie ertrinken aussieht und wen es treffen kann. Ich war schon sehr früh eine sehr gute, sichere Schwimmerin (gelernt im Kindergartenalter, ab Grundschule dann DLRG). Mit 10 Jahren war ich mit meiner Tante und meinen Cousinen im Spaßbad, wir waren zu dritt im Wellenbecken – einen Moment nicht aufgepasst, ich bin nicht mehr hoch gekommen. Meine Cousinen haben es gar nicht bemerkt, meine Tante erst sehr spät, sie kam erst als der Bademeister mich gerade noch hatte aus dem Becken ziehen können.

    Meine Mutter arbeitet übrigens seit langem als Badeaufsicht. Wirklich erschreckend, wie viele Eltern der Meinung sind dass es der Job der Badeaufsicht wäre auch bei Hochbetrieb die Aufsichtspflicht bei jedem Kind zu übernehmen und wie viele zB das dreijährige (nicht schwimmende) Kind unter der Aufsicht des siebenjährigen (sich gerade so über Wasser halten könnenden) großen Bruders alleine lassen… Wenn ich mir da Erzählungen anhöre, grenzt es fast an ein Wunder dass nicht viel mehr Kinder ertrinken.

  8. Dazu fallen mir zwei Dinge ein:
    Jeder(!) sollte wissen, wie Ertrinken aussieht – denn es sieht nie aus wie im Film. In den meisten Fällen ertrinkt ein Mensch in unmittelbarer Nähe anderer Personen, weil es einfach so aussieht, als hätte jemand im Wasser Spaß. Dazu dieser Link: https://www.nordsee24.de/nordsee-urlaub/familienurlaub/ratgeber/anzeichen-des-ertrinkens

    Wer es auspobieren mag: dieser Youtubekanal lässt dem Zuschauer ein paar Sekunden Zeit, um zu raten, wo der Ertrinkende ist (ich habe sehr lange sehr schlecht geraten): https://www.youtube.com/user/LifeguardRescue11/videos

    Und zu guter Letzt: als Ostseeküstenkind kann ich nur sagen – unterschätzt nie, niemals das Meer. Geht NIE alleine ins Wasser, geht NIE ins Wasser, wenn Badeverbote herrscht. Das machen Touristen jedes Jahr auf’s Neue und ertrinken dabei. Gerade die Ostsee hat Strömungen unter der Wasseroberfläche, die man nicht sieht. Das Meer sieht verhältnismäßig ruhig aus, aber man wird nach draußen gezogen. Merke: wenn der Einheimische nicht badet, dann solltet ihr das auch nicht. Wir kennen das Meer!

    1. Ich bin auch ein Kind des Meeres und kann mich nur anschließen.
      Ergänzung dazu:
      Baggersee und Fluss ist nicht weniger gefährlich. Baggersee oft plötzlich tief und kalt!
      Im Fluss verursachen Schiffe ganz schnell Strömungen,die man unterschätzt. Gerade erlebt im Urlaub. Zum Glück gab es Äste eines Baumes zum Festhalten für die unbeobachteten Kinder. Die Eltern sahen das ganze als Spaß….. . Hmmm,Hm.

      Ich möchte mich nicht mit dem Gedanken auseinandersetzen müssen: hätte ich mal besser aufgepasst. Da gelte ich dann beim Baden lieber aus Sicht anderer als Helicopter Mama.
      Hier bei uns in der Nähe schon mehrere Ertrinkungstote diesen Sommer.
      Also passt alle auf,damit Badespaß nicht zum Badehorror wird .
      Wir haben auf andere Weise, keiner konnte etwas dafür, ein Kind in der Familie beerdigt. Fühlt sich schlimm an, auch nach knapp 2 Jahren.
      Wie schrecklich muss es erst sein,wenn man nicht aufgepasst hat?

  9. Das Meer ist noch ein Sonderfall. Die Wellen können einen wegreissen, das ist vielen nicht klar. Gut dass der grosse Bruder (ich wette, dem ging es auch mal so wie dem kleinen) so gut reagiert hat !

    Schwimmunterricht früher war auch mal so, mal so, je nach Schule bzw Lehrer. Wir waren zwei Nichtschwimmer, wir sollten mit die Zeit stoppen. Das wars.

    Und ja, kleine Kinder können im knietiefen Wasser ertrinken. Habe ich mal fast so erlebt, d.h. das eineinhalbjährige Kind hatte einen Schutzengel. Ist hin gefallen und konnte immer nur den Kopf kurz heben zum Luft holen. Nix mit schreien. Ist gottseidank gut ausgegangen !

  10. Klar ist schwimmen können wichtig, aber Deutschland mutiert keineswegs zum Nichtschwimmerland!
    Für diese Statistik hat das namhafte Kosmetikinstitut nämlich nur Kinder mit einberechnet die das goldene Schwimmabzeichen haben.
    Eine Unverschämtheit , da eine gefälschte Statistik!
    Die Kinder hier in meiner Umgebung können ( fast) alle schwimmen. Leider wird aber nur das Seepferdchen als Abzeichen angeboten. Ansonsten viele Kurse, aber eben ohne Abzeichen.
    All düse Kinder werden nun als Nichtschwimmer gewertet!
    Ich finds frech und sehe nur finanzielle Grübde. Klar!
    Es bewahrheitet sich mal wieder: Trau nie einer Statistik die du nicht selber gefälscht hast.
    Mich ärgert so etwas maßlos.

    1. Gebe dir Recht.
      Schwimmen ist wichtig, aber die Studie war wohl tatsächlich in soweit gefälscht dass wirklich nur Daten von Kindern mit dem goldenen Schwimmabzeichen gewertet wurden.
      Meine Kids sind gute Schwimmer mit einigen Schwimmkursen hinter sich, aber ohne das goldene Schwimmabzeichen. Weil es hier bei uns auch nicht angeboten wird (BW).
      Von daher fallen sie auch unter Nichtschwimmer. Hahaha…
      Hat do ein klein bisschen einen Beigeschmack 😀🤔

    2. Darf ich nachfragen, woher Deine/Ihre Information dazu stammt? Ich habe in dem verlinkten Artikel als Kriterium „Freischwimmer“ 200m in 15 min gelesen. Das wäre etwa das Brozene Abzeichen. Die Definition erschien mir als Laie eigentlich sinnvoll. Vorher würde ich auch nicht von einem „Schwimmer“ sprechen.

    3. Ich traue den Grundschullehrerinnen in meiner Bekanntschaft, die einheitlich (und über mehrere Städthe/Bundesländer verteilt) sagen, dass 30 – 50 % ihrer Erstklässler nicht schwimmen können.

    4. Die Prüfung für das „Seepferdchen“ beinhaltet: Sprung vom Beckenrand, 25m Brustschwimmen (beliebige Zeit, nur irgendwie halbwegs geradeaus den Kopf über Wasser halten) und einen Gegenstand aus schultertiefem Wasser holen („tauchen“). Ohne weitere regelmäßige Übung ist das Kind damit weiterhin als Nichtschwimmer zu bezeichnen. Lediglich die Angst vor dem tiefen Wasser gilt als überwunden. Das Seepferdchen ist als Grundlage einer Statistik zum Schwimmvermögen somit ungeeignet. Das Goldene Abzeichen ist da schon sehr viel aussagekräftiger, aber leider – auch „dank“ vieler Eltern mit gesunkenen Ansprüchen an das Schwimmvermögen ihrer Kinder – nicht mehr flächendeckend angeboten.

    5. Ist das nicht eine falsche Wahrnehmung aus der eigenen Filterblase („hier in meiner Umgebung“)?
      Der link bezieht sich auf eine Umfrage von FORSA, das ist mitnichten ein Kosmetikinstitut. (Oder sollte das Sarkasmus sein?)
      Zudem geht es nicht um Kinder / Jugendliche, die das Schwimmabzeichen HABEN, sondern die (ZItat) „Als sicherer Schwimmer kann nur gelten, wer die Disziplinen des Jugendschwimmabzeichens in Bronze sicher BEHERRSCHT.“ – egal, ob er / sie das Abzeichen tatsächlich HAT oder nicht. An den diesen Anforderungen orientiert sich nicht nur der DLRG (der das Abzeichen tatsächlich vergibt), sondern auch der Schwimmunterricht an Schulen, so er denn stattfindet. Hier werden die Schwimmleistungen gecheckt, aber meist kein Abzeichen vergeben.
      Ich kann den Ergebnissen der Recherchen des Kultusministeriums, das die Rückmeldungen aus der ganzen Breite der Kinder, alle sozialen Schichten, auch Migrantenkinder unterschiedlichster Kulturen etc. mitbekommt, so zustimmen (bin Lehrerin).

  11. Ich bin aktiver Nichtschwimmer,man hat es bei mir mit fünf Jahren bei einem Baggersee mit einfach rein schmeißen versucht,man musste mich raus fischen da ich einfach abtauchte,später sagte man mir das sei in den 1970ern auf dem Platten Land so üblich gewesen auch meine älteren Geschwister hätten so das schwimmen gelernt.Der Schwimmunterricht später in der Schule war ein Fiasko da der Bademeister mit seinem Gebrülle und in die Pfeife pusten eher zum Drill-Sergeant taugte aber nicht dazu mir das Schwimmen beizubringen.Unser kleiner (8) brauchte da es ihm etwas an Kondition mangelt drei Anläufe um sein Seepferdchen zu schaffen,aber nun ist er so begeistert das wir regelmäßig mit ihm ins Schwimmbad müssen weil er schnell seinen Bronzestatus erreichen möchte.Beim letzten Seepferdchen Kurs gab es eine Mutter die ihre kleine Tochter von ca.3 Jahren auch alleine ließ um die Raucherecke des Freibades aufzusuchen,das Kind plantschte dann alleine im Babybecken oder lief so durch die Gegend.Aber das Smartphone Tablet und Co einen Teil der Eltern wichtiger zu sein scheint als der Nachwuchs ist mir auch schon aufgefallen,stirbt man wenn man einmal den halben Tag keinen Blick auf diese Geräte wirft??? Wir,also meine Frau und ich, lassen unseren Jungen auf jeden Fall nicht aus den Augen wenn wir im Schwimmbad mal eine Pause brauchen und nicht mit ihm im Wasser sind.

  12. Ich wohne an Rhein und denke mir da jedesmal im Sommer: Wie kann man seine Kinder da reinlassen!
    Ich halte mich für einen guten Schwimmer (jahrelang Vereinssport mit Wettkämpfen) komme aber – da keine Übung mehr – da nach ein paar Zügen nicht gegen die Strömung an.

    Ich denke, die Macht des „freien“ Wassers wird einfach unterschätzt. Die Oberfläche des Flusses sieht ja von außen aus, als würde der ganz gemächlich vorbeifließen. Es gibt nicht einmal Wellen, außer die eine oder andere Miniwelle, die von einem der Schiffe gemacht wird. Die Macht der Strömung – weder des Flusses selbst noch die der Schiffe – sieht man nicht.

    Am Meer genau so. Da denken sich vermutlich die Leute, sie werden in der Brandung wie von einer Welle hochgetragen oder bekommen einfach nur eine Dusche von oben. Dass da die Strömungskräfte einem die Beine unter dem Körper wegreißen, kleine Leute herumgewirbelt werden und die Orientierung verlieren können, oder gerade in Buchten ganz heimtückische Strömungsverhältnisse herrschen, besonders da, wo keine Brandung zu sehen ist, das wissen die Leute einfach nicht.

    Es sollte nicht nur mehr und früher Schwimmunterricht angeboten werden, sondern von dem sollten auch ein paar Stunden außerhalb des Schwimmbeckens stattfinden in den Gewässern, in denen ganz andere Verhältnisse herrschen als im Schwimmbad mit stehendem Wasser.

    1. In Köln/Bonn stehen überall Warnschilder am Rhein, denn da ist er wirklich lebensgefährlich. Leider ertrinken trotzdem jedes Jahr Menschen dort, teilweise weil sie wirklich drin baden wollen und die Gefahr nicht ernst nehmen. Nur wenn ein Strudel jemanden nach unten reißt, dann bekommt man keine Luft mehr – egal, wie gut man Schwimmen kann.

  13. Mein damals etwa Dreijähriger ging mit mir vom Badetag heim, am tiefen Schwimmbecken vorbei. Ich bekam noch Lust auf eine Abkühlung ließ die Tasche stehen und ordnete dem Kind an, hier zu warten. Ich stieg ins Becken. Der Kleine hüpfte nach (ohne Schwimmhilfe) und paddelte wie ein Hund. Er schwamm einfach, war etwas durcheinander, “ jetzt Mutti“ war sein Kommentar!

    1. Schön, dass alles gut gegangen ist. Aber wenn ich das richtig verstanden habe, ist genau so ein Verhalten der Erwachsenen fragwürdig… Und oft sind Schwimmhilfen eben keine Rettungsgeräte.

  14. Toller Artikel, Danke.

    Unterstreichen möchte ich noch, dass man sich NICHT darauf verlassen kann, dass ja “genug andere Leute“ im Becken sind.

    In der Nachbarschaft passiert: 2-jähriger haut ab – Schwimmflügel schon ausgezogen, es sollte nach Hause gehen.

    Rennt zum tiefen Becken, klettert rein, säuft ab, ohne einen Mucks.

    Drum herum jede Menge Badegäste, hat keiner bemerkt, da eben lautlos.

    Mutter, im 9. Monat schwanger, schaut noch kurz, ob keiner reagiert, rennt los, springt rein, rettet ihren Sohn.

    Unsere Kinder sind im Schwimmverein, wurden mit den Gefahren an See und Meer vertraut gemacht. Trotzdem werden sie im offenen Gewässer nicht aus den Augen gelassen.

  15. Mein Mann ist Bademeister. Es ist tatsächlich so, dass viele seiner Badegäste glauben, er sei für die Sicherheit ihrer Kinder zuständig. Eine Mutter eines 2-jährigen schrie ihn sogar mal an, als er triefnass mit ihrem heulenden Sohn vor ihr stand. Sie hatte vor lauter Quatschen nicht bemerkt, dass sich ihr Kleiner ins Becken davon gemacht hatte…. 🙄 Und solche Stories gibt es mehrere… 🙁

  16. Der Tod des kleinen Mädchens in München hat auch mich schockiert. Auch bei überfüllten Kursen können doch notfalls die Eltern Schwimmen beibringen – oder haben sie Angst, dass sie mit einer falschen Methode die mögliche spätere Goldmedaille in 100 Meter Freistil versauen?
    (Kürzlich fragte ich meinen Vater, ob meine Erinnerung überhaupt stimme, dass er mir schon als Dreijähriger Schwimmen beigebracht hatte. „Musste ich doch!“ rief er, „du bist ja überall einfach reingesprungen!“)

  17. Interessant, irgendwie, dass diese Generation einerseits als Helikoptereltern verschrien wird, andererseits aber im Urlaub ihre Kleinen so unbedarft ins Wasser lässt. Sei es im Freibad (wo das Badpersonal „doch wohl aufpassen wird“) oder in der Natur.

    Ich selbst saß, als ich gerade so lala schwimmen konnte, mal auf Menorca in einem übergroßen Gummibadetier und ließ die Beine in die freundliche Brandung baumeln, als mich eine kleine Welle seitlich erwischte und samt Gummitier umwarf.
    Höchstens zwei Sekunden dümpelte ich kopfüber, bevor mein Vater mich an den Beinen hochzog. Er war direkt nebendran und machte an diesem Tag den perfekten Papa-Job.
    Vergessen habe ich diesen Augenblick bis heute nicht.

    Das Meer macht Spaß, weil es wild ist, groß und manchmal laut.
    Kein guter Ort, Kinder auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Hätte mein Vater das damals nicht beherzigt – ich weiß nicht, was passiert wäre.

  18. Ich habe mal in einem Wellenspassbad, mit Blick auf meine 3 Kinder welche mit dem Papa vor mir standen, plötzlich unter Wasser einen etwa 5 jährigen völlig orientierungslos unter Wasser treiben sehen und ihn raus und hochgehoben. Mein Mann war ganz verwundert, als er mich mit dem fremden Kind im Arm aus dem Wasser gehen sah, aber das war einfach ein glücklicher Zufall, dass ich da war und das gesehen hatte, bevor etwas schlimmes passierte. Die Mutter des Jungen, war nicht im Wasser ;-(

    1. Was bewegt Leser hier zu einer Negativ-Wertung??? Verstehe ich nicht. Danke für die Geistesgegenwart, anneinsideoffice!

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