Susannchen – jawoll, Werbung!

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Dass ich Glaubuli und andere homöopathische Behandlung in der Praxis aktiv ablehne, dürfte sich mittlerweise rumgesprochen haben. Vermutlich verliere ich heuer auch wieder ein paar Leser, wenn das Thema erneut auf die Agenda kommt („Immer das Gleiche, ich will mal was anderes lesen, was? Homöopathie finde ich toll, etc.“).

Dabei habe ich bisher versäumt, auf Susannchen explizit einzugehen, auch wenn sie hie und da schon in den Artikeln auftauchte. Susannchen ist die „Familienseite des Informationsnetzwerkes Homöopathie“, welches sich zur Aufgabe gestellt hat, sachlich und zunächst wertfrei über Homöopathie aufzuklären. Wer die Erläuterungen objektiv liest und an sich heranlässt, dem öffnen die Beiträge genug die Augen. Fakten werden illustriert, nicht Meinungen breitgetreten.

flyer-titelSusannchen nun wird aktiver: Für uns Kinderärzte gibt es den Spitzenflyer, mit dem jede/r aktiv in der eigenen Praxis aufklären kann. Wir sollten nicht einfach danebenstehen, die Schultern zucken und die Eltern und Apotheker machen lassen (ganz zu schweigen von den Heilpraktikanten). Aktiv Postion beziehen, denn wir Kinder- und Jugendärzte sind die Experten für die Behandlung der Kids. Wünsche ich mir mehr öffentliche Position seitens unseres Berufsverbandes? Ja.

Den Schwung Flyer, den ich mir bestellt hatte, ist jedenfalls weggegangen wie geschnitten Brot. Hat mich sicher auch ein paar Familien gekostet, aber was soll´s: Bei Jameda ist man dann eben der Kinderarzt der Umgebung mit einer „4“ in „Alternative Heilverfahren“, auch wenn ich mich explizit nur gegen Glaubuli ausspreche. Phyto-, Ordnungs- und Klimatherapie und dergleichen mehr vermittelt der verantwortungsvolle Arzt automatisch ohne grosses Esoterikstudium.
Leider musste Susannchen den restlichen Shop aufgeben, in dem auch Poster, „Visitenkärtchen“ und Aufkleber zu bekommen waren, der DSVGO sei dank. Downloads incl. Memes gibt es aber weiter.

Dann gibt es Artikel zu lesen:
Impfungen
Pseudomedizin
Tiere und Homöopathie
… und natürlich ausreichendes zur Homöopathie allgemein.

Jetzt schnell nochmals eine Runde Flyer bestellen, am Montag beginnt nach dem Urlaub wieder die Arbeit, und es sind noch soviele über Glaubuli aufzuklären.

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17 Antworten auf „Susannchen – jawoll, Werbung!“

  1. Ach – das es sowas gibt! Wir müssen immer und überall bei den (Kinder)Ärzten rechtfertigen, warum wir keine homöopathischen Medikamente haben wollen… Naturheilmittel der herkömmlichen Art sind hier willkommen, aber das hat eine Grenze da, wo es esoterisch wird. Freue mich über den Beitrag.

  2. Auch heute in der Zeitung: Auf der Website der Berliner Charité (Kinderonkologie) wurde jahrelang und noch bis vor kurzem Werbung für Homöopathie gemacht. Jetzt will niemand die Verantwortung dafür übernehmen.

  3. Heute in der Zeitung:
    In Weilheim hat eine Apotheke sämtliche homöopathischen Mittel aus ihrem Sortiment genommen – musste beim Lesen gleich an diesen Blogbeitrag denken.

  4. Ich arbeite seit viele Jahren als Kita-Leiterin und aus meiner Sicht gibt es nicht einen einzigen Grund dafür, in einer Kita Globulis durch die ErzieherInnen zu verabreichen, sondern eher viele dagegen. Die meisten sind durch den Kinderdok schon ausführlich benannt worden und auf der Susannchen-Seite steht dazu auch jede Menge. Deswegen an dieser Stelle keine weiteren Argumente gegen Homöopathie.

    Eine Perspektive fehlt mir bei der ganzen Diskussion allerdings: meiner Meinung nach wird mit den Globulis auch die Botschaft verabreicht, dass man bei jeder Beule oder Schramme oder auch einer emotional herausfordernden Situation, ein „Mittel“ nehmen kann/muss.
    Wie oft habe ich gehört: „Du hast dich gestoßen? / Du bist traurig? Hier nimm ein Kügelchen/eine kleine Tablette. Dann geht es dir gleich besser.“

    Warum die Beule nicht von alleine weggehen lassen? Irgendwann wird sie verschwunden sein, ob nun nach 3 oder 5 Tagen. Warum nicht mal traurig sein? Trösten, zuhören, da sein – für mich das beste Mittel in so einem Fall. Und bei größeren Verletzungen oder Kummer, der lange anhält, geht es sowieso zum Arzt – ohne vorher viel rumzuprobieren mit Zuckerkügelchen.

    Aus meiner Sicht ist die Homöopathie also nicht nur überflüssig, sondern könnte sich langfristig sogar negativ auf das eigene Körperbild oder die Resilienzfähigkeit auswirken, wenn Kinder lernen, schon bei einem Nieser eine „Medizin“ zu nehmen.

    Ich denke, wenn Kinder von empathischen und aufmerksamen Erwachsenen umgeben sind, die wissen, dass das Leben auch mal Schrammen und Beulen bereithält, die aufmerksam und gelassen die kleinen Wehwehchen begleiten (und einfach mal ein Kühlpad drauflegen und dann wieder zum Spielen schicken), kann dem Selbstvertrauen und den Selbstheilungskräften der Kinder nichts besseres passieren.

    1. Danke!
      Ich kann nur zustimmen. Gilt für Grundschule ebenso.
      Ich erinnere mich privat an folgende Situation:
      Musikkurs mit Sohnemann im Haus der Familie. Sohnemann stößt sich beim Getummel mit den anderen Jungs. Pusten, umarmen,trösten war meine Reaktion. Kein Grund für mehr nach kurzer Inspektion des Kindes . Keine Wunde, maximal kleiner blauer Fleck.
      Mein Kind ging fröhlich weiter spielen…
      Ich durfte die restliche Kurszeit eine pädagogische Diskussion über mein unpädagogisches Verhalten aus Sicht der Kursleiterin führen. Kühlen und Arnika wären mindestens nötig, damit sich mein Sohn ausreichend von mir versorgt fühlen würde.
      Bis heute gibt es bei uns: Ruhe Umarmung,tief durchatmen das Kind begucken. Beruhigt sich Kind: manchmal Pflaster,auch mal Kühlen. Hilft das nicht, ist in der Regel der Arzt dran. Verschätzt haben wir uns damit seltenst. Können aber immer erstmal ohne Kühlschrank oder anderem helfen. Und unsere Jungs machen es bei Freunden genauso….und erfahren so, dass sie auch ohne alles helfen können.

      1. Ich hab‘ ja nu‘ selbst keine Kinder, aber ich war mal eins.
        Und ich kenne es bei Schrammen, Schürf- und Schnittwunden sowie Beulen nicht anders, als dass ein Pflaster drauf kam, wenn es blutete.
        Ansonsten wurde gepustet und heftig getröstet.
        Ich habe mich äußerst gut umsorgt gefühlt und hatte nicht den Eindruck, dass meine Mutter mir noch irgendwelche Globuli oder gar echte Medikamente hätte verabreichen sollen.

  5. Mutig, wer solche Flyer in seiner Praxis hat und das dann auch durchzieht!
    Gerade bei den Kinderärzten, die Ihre Patienten noch unter dem Einfluss der Hebammen das erste mal sehen und die Anfangszeit sicher noch stark geprägt ist durch das erworbene Wissen der Mütter um die viel bessere Alternativmedizin.

    So wundert es mich nicht, wenn ich bei einem Kinderarzt, der sich mir gegenüber deutlich gegen “Schwurbelei“ insbesondere Homöopathie ausspricht (was ihn mit sehr sympatisch macht), dann doch ein Fläschchen “Thuja“-Kügelchen im Impfbereich finde.

    Auf der einen Seite volles Verständnis, dass er hier den “Placebo-by-proxy“-Effekt für sich bzw die kleinen Patienten ausnutzt – solange er es nicht pro-aktiv sondern nur auf ausdrücklichen Wunsch herausrückt.

    Auf der anderen Seite bin ich sehr für eine klare Linie, da gehören dann Globuli genausowenig in den Behandlungsraum wie homöopathische Nasensprays, wenn das NaCl nicht “hilft“ 😉

  6. Ich bin zufällig über deinen Beitrag gestolpert. Meinst du mit Glauboli Globoli? Ist das eine Wortspielerei oder Dialekt? Danke für den Link zu Susannchen. Ich bin keine Ärztin, aber trotzdem lernt man ja nicht aus. (Globoli sind mir erst in den Schwangerschaften begegnet; meine Hebamme fand sie toll).

  7. Also, ich schätze diesen Blog sehr und ob jemand auf Glaubuli steht oder nicht ist mir vollkommen egal.
    Aufklärung ist immer zu begrüßen, wenn es Menschen erlaubt, sich zu einem Gebiet eine Meinung zu bilden.
    Aber was zum Teufel hat die DSGVO damit schon wieder zu tun ? Ist das jetzt die Generalentschuldigung dafür, dass ein Webshop schon in der Vergangenheit seine Hausaufgaben nicht gemacht hat ???

    1. Wieso? Weil es keine Werbung für eine Pro-Homöpathieseite ist? Der Kinderdok verweist doch auch auf andere Blogs, die Seite des Berufsverbandes etc etc. Ist alles Werbung und bisher kam nie eine Beschwerde…

    2. Ich sehe das nicht einmal direkt als Werbung, sondern als „Aufmerksam machen“ für die entsprechende Website. Wer sich im Bereich Homöopathekritik bewegt, der kennt Susannchen natürlich, aber für viele andere Medizininteressierte vielleicht eine gute Anlaufstelle. Und die „Werbung“ für den Flyer finde ich jetzt auch nicht unangebracht

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