Jogginghosen und Koksen

Unsere Schule will jetzt den Schülern verbieten, Jogginghosen zu tragen. Das sei nicht repräsentativ, heißt es, würde ein schlechtes Bild auf die Schüler und damit die Schule werfen, sagen sie, und außerdem sehe es nicht gut aus.

Streiten wir also über Hotpants, Kopftücher, Goldkettchen, Piercings, Ohne-BH oder Baggy Pants mit Blick auf die Unterhose. Und damals stritt man sich über Blue Jeans, Muscle-Shirts, Base-Caps, Ohrringe, Kaugummikauen und Birkenstocks mit Latzhose. Jeder Zeit ihre Kostüme, Uniformen, Trends und Moden. Aber geht es da überhaupt um die Jogginghose? Bei Kleidung, die die Phantasien von LehrerInnen anregen, oder am deutschen Leitbild kratzen, mag ja noch ein Grund konstruierbar sein, erst recht beim Rauchen oder Alkohol auf dem Schulgelände. Da geht´s ja sogar um die Gesundheit.

Aber Jogginghosen? Die sind wenigstens bequem und lassen viel Luft im Schritt. Wirklich gesundheitsschädlich sind sie nicht, abgesehen vielleicht vom ständigen Kopfschütteln rückständiger Lehrkräfte, die die Hosen immer noch im Sport verorten und nicht im Alltagsoutfit der heutigen Jugend.

Achja, die Gangster-Rapper tragen auch gerne Baggy-Trousers, Jack & Jones und Champions, ganz im neuen Athleisure-Style, gerne kombiniert mit Windjacken oder Hoodies. Das fordert die peer group wie anno damals die Popper-, Mods oder der Punk. Also rücken wir die Jugendlichen lieber näher an die Kriminellen-Szene, damit rechtfertigen wir die Ablehnung der aktuellen Moden und verharren selbst im Neunziger Timberland- und Fjäll-Räven-Outdoor-Völlig-Out-Trend.

In der Mittelstufe „unseres“ Gymnasiums gab es just einen Fall von Alkoholexzess während der Unterrichtszeiten. Der Junge – völlig im Klischee mit alleinerziehendem Vater und einmal sitzengeblieben – musste gar mit dem RTW ins Regionalkrankenhaus. Da erinnere ich stets Schwester Elisabeth (oder Ingrid oder Melanie), die den Armen im Tiefstsuff nur das Krankenhausleibchen mit Einmalslip anzogen, immer im Clinch mit dem Assistenzarzt, wieviel Zuckerinfusion man dem Delinquenten nun zugesteht, damit es zu keiner Entgleisung komme, aber doch ein ausreichend dicker Hangover übrig bliebe.

In der Schule waren alle in heller Aufregung, wieviel nun mit den Schülern und den Eltern besprochen werden müsse, ob der Sozialpädagoge ausreiche oder ob man nicht lieber doch die Drogenberatung aus der Großstadt hinzuziehen solle. Die Schule macht eben lieber Elternabende zu Risiken der Handy-Nutzung und der „drohenden“ Digitalisierung, zur Sexualaufklärung (aber nur nach Einverständnis *aller* Eltern). Es gibt keine Routine, dass alle Mittelstufen etwas über Nikotin, Alkohol oder Koks hören. Oder schon gar nicht jetzt, da wirklich etwas passiert ist. Beschäftigen wir uns lieber mit Jogginghosen.

„Man hatte Sorge, dass das die Kinder erst recht für Drogen interessiert“, OT Fachbereichsleiter Gesellschaftskunde.

(c) Bild bei Wikimedia/ Elvir Omerbegovic (unter CC-BY 2.0 Lizenz)

34 Antworten auf „Jogginghosen und Koksen“

  1. Ich arbeite als Schulassistenz und in meinem ersten Einsatzort, einer Grundschule in einem sozial schwachen Stadtteil, sind Kinder angemeckert worden, die mit Jogginghose zur Schule kamen. Das sei einfach schlechter Stil, sagte beispielsweise „meine“ Klassenlehrerin, eine sechzigjährige Dame. Ich persönlich finde ja, dass es Schlimmeres gibt, und gerade an der Schule hatte man echt heftigere Probleme…

  2. Wenn die schulische Beschäftigung mit Drogen wirklich die Gefahr birgt, „dass sich die Kinder erst richtig für Drogen interessieren“, sollten wir dringend einen Projekttag „Gefahren der direkten Demokratie“, verbunden mit „Warum Demos blöd sind (wenn sie nicht zur Meinung derjenigen passen, die behaupten, wichtig zu sein)“ einrichten. Nach dieser Logik sollte das doch perfekt sein, um die Gegenreaktion auszulösen…
    Spass beiseite. Ich bin heilfroh, daß die Youngster wieder genug Impuls finden, um für ihre eigenen Anliegen auf die Strasse zu gehen, ihre gewohnten Kommunikationskanäle zu nutzen (ja, auch auf WhatsApp und sogar – igitt – Youtube kann man Meinungen haben) und generell ihre Wut und Aktionsbereitschaft nach außen zeigen. Und ob die Brut jetzt in Jogginghose oder mit Dreadlocks oder Irokesenschnitt unangepasst, laut und unbequem ist, sollte uns doch egal sein. Mein eigener Nachwuchs braucht noch so ca. 10-12 Jahre, bis das aktuell werden kann, aber ich werde aktiv drauf hinarbeiten.

    1. na ja, unangepasst scheint mir die Jogginghosenmode nicht zu sein: Sie sehen alle mehr oder weniger gleich aus, inklusive Haarschnitt und Sneakers. Unangepasst sein hat für mich auch etwas mit eben nicht mit dem Strom schwimmen zu tun. Und diese Jugendlichen schwimmen zwar nicht mit unserem Strom sondern mit ihrem und sie an diesen extrem angepasst.

  3. „Man hatte Sorge, dass das die Kinder erst recht für Drogen interessiert“, OT Fachbereichsleiter Gesellschaftskunde.

    Deswegen sollte man meiner Meinung nach im Geschichtsunterricht keine Kriege mehr behandeln, man hat Sorge, dass sich die Kinder dann erst recht für Waffen und Gewalt interessieren.

    Deswegen sollte man in Biologie keine Themen der Fortpflanzug anschneiden, es besteht die Sorge, dass sich die Kinder dann erst recht für ihre eigene Sexualität interessieren.

    Deswegen sollte man im Sportunterricht keine Übungen durchführen, die die Arm- und Beinkraft fördern, es besteht die Sorge, dass Kinder dann Bewegungen, die sie aus Kampf(sport)spielen wie „Steetfighter 2“ oder „Mortal Combat“ kennen, imitieren, und dabei andere Kinder verletzen oder gar töten.

    Deswegen sollte man im Chemieunterricht Elemente wie Wassertstoff, Chlor, Brom und Phosphor ausklammern, es besteht die Sorge, dass die Kinder sich sonst erst recht für die Knallgasreaktion, chemische Kampfstoffe oder Brandbeschleunigung interessieren könnten.

    Deswegen sollte man im Physikunterricht den elektrischen Strom tunlichst vermeiden, es besteht die Sorge, dass die Kinder sich sonst erst recht für die Anwendung bei einen so genannten „elektrischen Stuhl“ als Hinrichtungswerkzeug interessieren könnten.

    Die Liste läßt sich beliebig fortsehen. Bin ich der einzige, der jetzt eine rote Stirn und eine gebrochene Nase vom ständigen reflexartigen face-palm-en hat?

    1. Nein bist Du nicht…..

      Meine Meinung zu Drogen dazu:
      https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Brauchen-wir-ein-Alkoholverbot/Schoenes-Beispiel/posting-30008393/show/

      Btw. der /jugend-und-sucht.de/drogen.html Link funzt leider nicht mehr…..aber hier
      https://clients.revorm.com/ritterslagman/uke/ findet sich eine Kopie des Teils mit folgenden Bildern:
      https://clients.revorm.com/ritterslagman/uke/UKE_1.jpg
      https://clients.revorm.com/ritterslagman/uke/UKE_2.jpg
      https://clients.revorm.com/ritterslagman/uke/UKE_3.jpg
      https://clients.revorm.com/ritterslagman/uke/UKE_4.jpg

      Nenne ich kontraproduktive „Aufklärung“…..

      bombjack

  4. Hachja.
    Stigmatisieren wir das, was wir nicht wollen und schweigen Probleme tot – das hat schon immer dazu geführt, dass die Jugend dann macht, was wir wollen. Halt. Moment.

    Man sollte über Drogen reden. Aufklären was das für Folgen hat, von mir aus auch Ekelbilder (ich find die ja eher spannend), vielleicht mal als Projekttag irgendwo hin, wo man auch mal in echt sehen kann, was Drogen mit einem machen können (sofern eine Einrichtung so etwas zulässt). Kinder von Bahnhofzoo lesen lassen – fand ich als junge Frau sehr eindrücklich.
    Das hilft nicht bei jedem (hach wäre das schön) aber besser als totzuschweigen allemal. Denn Schweigen hilft keinem – außer vielleicht den Dealern.

    Und was die Jogginghosen angeht:
    Ich find ja Hosen, die man in den Knien trägt, viel schlimmer. Versucht damit mal zu rennen.
    Aber Jogginghosen sind doch perfekt. Wenn die beim Toben schmutzig werden, kann man sie super waschen, sie sind bequem und die „guten Sachen“ werden geschont.
    Und ja, je anch Alter des Kindes ist toben nicht so cooooool. Aber Fußballspielen war bei uns aufn Pausenhof auch noch in der letzten Klasse drin – bei jedem Wetter (die Leute mit Kniehosen mussten immer zusehen oder im Tor stehen). Und wir wollen doch, dass die Kids sich mehr bewegen, mehr Sport treiben, weil das gesund ist und den Körper besser auslastet als immer nur Gehirnjogging, oder?
    Und lernen tut es sich in gemütlichen Klamotten in der Regel auch besser, weil man sich wohler fühlt.

    Aber Jogginghosen sehen ja nicht toll aus. Verbannen wir sie. Damit die Jugendlichen dann ihre Energie darauf verschwenden können dagegen zu protestieren.

    Aluhut aufsetz und Ironieschild vor den nächsten Absatz stell
    Oh! Wenn sie dagegen schimpfen, dann gehen sie vielleicht nicht mehr auf so viele Demos, weil sie schon zu viel protestiert haben und keinen Bock mehr haben! O_o

  5. Mein Großer, 16 Jahre, trägt mittlerweile auch die Jogginghose in der Schule. Erst habe ich mich damit schwer getan, ich selber würde in Jogginghose nicht vor die Tür gehen. Mittlerweile habe ich mich damit jedoch arrangiert. Meine Mutter hat damals schon zu mir gesagt, ich könne in der Freizeit tragen was ich wolle, solange die Kleidung sauber sei und die wichtigsten Körperstellen angemessen bedeckt sind. Zu bestimmten Anlässen jedoch wurde auf „normale“ Kleidung bestanden. So halte ich es daher (fast) auch. Besuchen wir Uropa, geht es zum Arzt oder ins Restaurant, bestehe ich auf Jeans oder andere Hosen. In der Schule oder wenn er sich mit Freunden trifft, darf es die Jogginghose sein.
    An der Schule meines Sohnes (Gymnasium, mittelgroße Stadt) haben auch nicht die Jungs mit den Jogginghosen ein Alkohol- oder Drogenproblem. Das sind eher die wohlstandsverwahrlosten Jugendlichen. Die Eltern haben Geld, die Jungs haben Geld und keiner kümmert sich darum, was die Jungs mit dem Geld anstellen. Da bin ich froh, dass wir zu Hause nur über Jogginghosen diskutieren.
    Von einer Kollegin habe ich gehört, dass am Gymnasium der Tochter auf dem Schulhof sogar offen gekifft wird und die Lehrer und Schulleitung nicht wirklich was dagegen unternehmen. Das finde ich richtig schlimm. Zumal dort Alkohol- und Drogenprävention ab der 7.Klasse stattfindet.

  6. In vielen Schulen hat Schule kaum noch etwas mit Bildung im klassischen Sinne zu tun. Vielmehr wird dort die Erziehung und Orientierung nachgeholt, die zu Hause leider ausbleibt. Dabei versuchen wir wirklich, unsere Kids auf alle Lebenslagen vorzubereiten. Insgesamt setzen wir im Unterricht auf viel Lebenspraxis. Meine Siebtklässler lernen gerade, wie man ordentliche Briefe oder z.B. Entschuldigungsschreiben schreibt. Das Ausfüllen der Bildung- und Teilhabeformulare machen wir schon mit unseren Sechsern zusammen. In Hauswirtschaft lernen die Zehner gerade, was man für die erste eigene Wohnung wissen muss (Wohnungsanzeigen, Mietverträge, Kosten für sinnvolle Einrichtung…). Wir vermitteln viele Werte und fördern das Sozialverhalten. Fremde sind bei uns in der Schule immer erstaunt, dass unsere Kids höflich Guten Tag sagen, Gästen die Tür aufhalten und ihnen gern den Weg zeigen – auch wenn sie sich zwei Minuten vorher noch „zum Spaß“ geschubst oder angemacht haben. In etlichen Präventionsmaßnahmen lernen sie vieles über Mobbing, Sexualität, eigene Rechte und Alkohol. Konflikte lösen und friedliche Lösungen finden, schaffen wir ab Klasse 9 ganz gut. Wir machen die Kids fit für den Straßenverkehr und lernen öffentliche Verkehrsmittel mit ihnen kennen. Wir üben Alltagsfähigkeiten wie telefonieren und lernen die eigene Adresse auswendig. In Projekten übernehmen sie z.B. auch das Catering für Schulveranstaltungen oder bauen Möbel für die Pause, ein Gewächshaus für den Schulgarten usw.
    All das passiert neben dem normalen Alltag an einer staatlichen Regelschule, die in der Stadt als absolute Problemschule verschrien ist.
    Unsere Kids haben in der Regel durchaus liebende Eltern, die das beste für ihr Kind wollen. Sie wissen nur vieles einfach selbst nicht und können es ihren Kindern nicht vermitteln. Oft sehen wir, dass ältere Geschwister, die vorher unsere Schüler waren, elementare Elternaufgaben für die jüngeren Geschwister übernehmen. Das ist sicher alles nicht optimal, aber so ist nun einmal die Lebenswirklichkeit an vielen Schulen.
    Dazwischen ist uns ab dem 2. Hj. Klasse 7, die ganze Klasse 8 und 9 die Berufsorientierung wichtig. Unsere Schüler sind zwar oft nicht die größten Leuchten in Mathe oder Deutsch, aber sie haben nach einigen Jahren bei uns meist gelernt, sich anständig zu benehmen und Aufgaben zu erfüllen. Dadurch sind sie bei den Firmen in der Umgebung beliebte Azubis. Gerne lassen Chefs Nachhilfe springen, wenn sie sehen, dass ihr Azubi sich bemüht. Doch neben dem Zeugnis müssen die Jugendliche auch die Hürde der ersten Begegnung im Betrieb nehmen. Dazu gehört nicht nur Höflichkeit und überhaupt die Bereitschaft mit Fremden zu sprechen, sondern auch ein angemessenes Auftreten. Ganz ehrlich: Selbst die wohlwollenden Chefs halten eine Jogginghose noch immer für ein Zeichen für Faulheit. Deshalb arbeiten wir mit den Schülern auch frühzeitig daran, dass sie mit ihrem Outfit auch immer einer Botschaft nach außen senden, die unterschiedlich vom Betrachter interpretiert werden kann. Wenn die Schüler sich dennoch bewusst für die Jogginghose entscheiden, ist das ihre Sache. Doch sollten ihnen bewusst sein, wie das auf viele andere wirkt. Das wissen sie nur, wenn man es ihnen auch verdeutlicht. Genauso sprechen wir aber auch über kurze Röcke, Call-Of-Duty-Pullis, tiefe Ausschnitte, mit Edding beschmierte Hosen usw. Genauso wie wir die Schüler für die anderen Lebenslagen versuchen fit zu machen, gehört auch das Nachdenken über das Outfit dazu. An einem Gymnasium mit gutbürgerlichen Schülern auf dem Dorf mag das anders sein, weil hier die Familien diese Aufgaben übernehmen. Aber unsere Kids erlernen das zu Hause nicht. Wenn wir vor der Abschlussfeier nicht frühzeitig über das Outfit zur Zeugnisübergabe und zum Ball sprechen, wüssten unsere Jugendliche gar nicht, dass für den Großteil der Gesellschaft hier Hemd/Bluse oder Kleid/Anzug angesagt sind. Es ist in Ordnung, wenn sich jemand anders kleiden möchte. Doch erinnere ich mich sehr gut daran, wie peinlich es einer Schülerin war, die leider nur unregelmäßig zur Schule kommen konnte und die Gespräche verpasste, in zerissener Jeans und kurzem Shirt zwischen all den besonders gekleideten Menschen zu sitzen. Sie wusste es schlicht nicht besser…
    Soll ich also unsere Schüler am ersten Praktikumstag den Sprüchen ihrer Kollegen aussetzen, weil sie schlicht nicht wissen, dass eine Jogginghose jetzt nicht das richtige Outfit in Berufen mit Kundenkontakt ist? Oder soll ich besser rechtzeitig klarmachen, dass das einfach nicht das Passende ist?

    1. Ich finde das sehr wertvoll, was ihr macht und gerade auch die Bedeutung von Außenwirkung ist wichtig.

      Aber ein Verbot der Jogginghose bringt doch außer Protest gar nichts.

      Ich finde, Verbote sollte es allgemein immer nur im äußersten Notfall und mit guter Begründung geben.

      Madame X

        1. @anonymous

          Es ist keiner gezwungen, raufzuklicken und ich habe nicht dazu aufgefordert. Ich habe mich auch normal an der Diskussion beteiligt und kein Linkfarming betrieben. An einer Art Signatur, wo quasi mein digitales Zuhause benannt wird, sehe ich ehrlich gesagt nichts verwerfliches.

          Mehr werde ich dazu hier auch nicht sagen, da das Thema hier eigentlich um Jogginghosen und Verbote geht.

          Freundliche Grüße

          Madame X

      1. Ich bin verblüfft über die Idee mit dem Verbot. In den letzten Jahren trug die in Deutschland Niemand. Waren dann aber zB in Tschechien bei Jugendlichen Standard. Jetzt kommt die alte Mode in Deutschland wieder hoch, und man will das verbieten? Albern und überflüssig.

    2. Liebe Rosalie,

      danke, dass du dir die Zeit genommen hast, so einen ausführlichen Kommentar zu schreiben. Inhaltlich hätte er genau so von mir sein können – unsere Schulen scheinen sich zu ähneln. Und ich handhabe es genau wie du auch: ich rede mit meinen Schülern, erkläre, spreche auch gezielt einzelne auf ihre Außenwirkung an, weil sie es nicht besser wissen können (schmutzige Kleidung, schmutzige Fingernägel, zu selten gewaschen oder auch zu viel/zu grelles Make-Up … ).

      Ich denke aber, wir wissen beide, dass ein einfaches Verbot in der Schulordnung gerade an unseren Schulen nichts bringt. Meine Kinder zumindest würden konsequent sowieso kommen, wie sie wollen – es sei denn, ich erkläre das. Respektvoll und auf Augenhöhe. Und genau wie bei dir auch: wer trotzdem Jogginghose mag, kann so kommen; ich würde es nie verbieten.

      Ich wünsche dir viel Kraft für deinen Job, dass du von deinen Erfolgen zehren kannst und die Kinder, die du nicht erreichen konntest, in der Unterzahl bleiben werden. Du hörst dich nach einer tollen Lehrerin an.

      Liebe Grüße,
      Mae

    3. @Rosalie:
      Besser als Sie es taten, kann man nicht schildern, wie Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden ist. Danke für Ihre Mühe, dieses ausführlich zu beschreiben. Ihre Arbeit zeugt von Verständnis, Engagement und Empathie für die Ihnen Anvertrauten und deren Lebenssituationen. Ich bin überzeugt, dass sich etliche Ihrer Schüler in späteren Jahren mit Dankbarkeit an Sie erinnern. Sie haben erkannt, worum es geht, an welchem Platz Sie sich befinden, welche Möglichkeiten Sie haben und Sie “ver“urteilen nicht. Bildung ist wichtig, Lebenshilfe nicht weniger!
      Ich danke Ihnen. Die Gesellschaft braucht Sie

      @Mae: dito

  7. die Mittelstufenschüler sind in der Regel zum Thema Drogen hervorragend informiert, würden sie die Suchfunktionen ihrer Handys genauso intensiv für alle anderen Schulthemen nutzen…… Aber nur weil sie informiert sind, heisst es noch lange nicht, dass sie eben nicht doch ausprobieren….

  8. Ich finde die klassische Jogginghose in „Nicht-Sport-Situationen“ zwar absolut furchtbar und unangemessen, das heißt aber nicht, dass ich jemandem verbieten würde, die in der Schule zu tragen (es gibt Orte, wo man als Arbeitnehmer keine tragen darf oder sollte, Schule ist aber ungleich Arbeitsplatz, auch wenn viele – meist Erwachsene – das gerne behaupten).

    Diskussionen um die Kleidung von SchülerInnen gab es vor 10 Jahren, vor 20, vor 30, vor 40 und vermutlich sogar schon vor 100 Jahren. Und sie waren immer gleich lächerlich.

    Erst neulich musste ich lesen, dass es manche Schwimmbäder gibt, in denen man als junger Mann immer noch keine Shorts tragen darf. Ich bin mittlerweile fast 30. Alle Männer in meinem Umfeld – ohne Ausnahme – tragen beim Schwimmen Shorts. Holt man die dann auch aus dem Becken raus und verweist auf die unschönen „Eierkneifer“-Badehosen? Ich wette das nicht – und daher beschleicht mich bei solchen Diskussionen ganz häufig das Gefühl, dass es darum geht, die Jugend einzuschränken, nicht um echte Probleme.

    1. Es geht dabei in der Regel nicht um die „Normal“ sitzenden Shorts sondern um diese XXXL Modelle die gerne von den Jungspunden getragen werden.Diese sollen beim verlassen des Schwimmbeckens bis zu 2 Liter Wasser aufgesaugt haben und wenn man dann so eine Horde von 10 Jungmänner nimmt kommt da schon eine Menge Wasserverlust zusammen……….. 😉

      1. Na, die Short, die zwei Liter Wasser aufsaugt möchte ich mal sehen. Wenn es nach so einem Argument geht, müsste man auch wieder Badekappen einführen – was so manche Frisur an Wasser aufzusaugen ist…. und bitte vor dem betreten des Bades rasieren, den Wasserfiltern zuliebe, nicht, dass die wegen den ganzen herausgefallenen Haaren noch verstopfen… 😉
        Wenn in so nem geschlossenen Wasserkreislauf wie nem Hallenbad so viel Wasser verloren geht, nur weil jemand aus dem Becken steigt, sollte vielleicht lieber mal der Wasserkreislauf überdacht werden. Oder Abstreifer an den Treppen bereit gelegt werden, damit man seine Haut wie ein Fenster trocken abstreifen kann.

        Das sind doch echt Scheinargumente.

      2. Diese XXXL-Shorts tragen die Herren in meiner Umgebung eben auch.
        Die sind vor über 20 Jahren in Mode gekommen, da heute noch drüber zu diskutieren, ist einfach albern. Es musste noch kein Schwimmbad wegen vollgesogener Badehosen schließen. Das ist einfach ein Nicht-Argument.

        Ich verweise dabei auch gerne auf folgenden Text, da er aktuell ist: https://www.aachener-zeitung.de/lokales/geilenkirchen/schueler-wollen-eine-aenderung-der-badeordnung_aid-36691547
        Hier ist das Argument eben auch nicht, dass es zu Wasserverlust kommen könnte, sondern das man Unterhosen darunter trägt – und auch das ist eine, in meinen Augen, reichlich absurde Vorstellung. Wie oft passiert denn das wirklich?

        Außerdem ändert es auch nichts an meinen eigentlichen Punkt: Würde man, trüge nicht der 17-Jährige, sondern der 30-Jährige, seriös aussehende Mann, diese Art von Hose, auch einschreiten? Und da bin ich mir ziemlich sicher, dass das nicht passiert.
        Machen wir uns da nichts vor: die heute 30-Jährigen, die werden kaum zurückkehren zu Kastenbadehosen und diesen ganz engen Dingern, schlicht, weil sie Shorts schon ihr komplettes erwachsenes Leben lang tragen.

        1. Ich hatte am Sonnabend die Möglichkeit den 17 jährigen Spross einer Bekannten zu fragen warum die Jungs ihre Unterhosen unter der Badeshort anbehalten .
          Der Netzeinsatz ,dieses Plastikding fühlt sich am Besten Stück fies Ekelhaft an,darum.
          Aha,wie Tot muss ich als Jungspund unterhalb des Bauchnabels schon gewesen sein das mich das nie gestört hat………….

        2. […]Der Netzeinsatz ,dieses Plastikding fühlt sich am Besten Stück fies Ekelhaft an,darum.
          […]

          Als jemand der beschnitten ist……bei längerem und vor allem häufigerem tragen, bekam ich an der Eichel wunde Stellen, durch den Netzeinsatz. War schmerzhaft und gar nicht lustig….bei einer Short habe ich darauf hin den Einsatz entfernt….was auch gewisse Nachteile (u.U. Sichtbarkeit) hat.

          bombjack

  9. Ach, die Jogginghose… Problem bei den Jogginghosen ist ja insbesondere der „Graubereich“ – wo genau fängt „Jogginghose“ an? Es gibt ja auch viele „normale“ Hosen im Jogging-Style. Ganz problematisch wird es natürlich, wenn einem Schüler eine Hose verboten wird und sich die anderen Lehrkräfte später daran erinnern, dass die Kollegin dieselbe Hose hat und kürzlich auch trug… hüstel

    Und: In einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme, in der ich arbeite, hing kürzlich folgendes Schild aus:
    „KLEIDERORDNUNG: Sauberes Hemd und Hose (KEINE JOGGINGHOSE), ordentliche Schuhe (zumindest sollten sie nicht kaputt sein)“
    … der Satz in Klammern bezüglich der Schuhe ließ mich ja schon schmunzeln… 🙂

  10. Als Lehrerin an einer Problemschule muss ich über sowas immer grinsen … wenn die Kollegen weiter keine Probleme haben, geht’s ihnen doch ganz gut 😉

    1. Arbeite auch an einer Hauptschule in einem sozialen Brennpunkt und staune natürlich auch in was für Klamotten die Schüler*innen so zur Schule kommen, ca 90% wirklich in Jogging Anzügen, einmal sogar einer in einem Jogging Anzug (knalleng) von Luis Vuitton, geschmackvollst kombiniert mit einer „echt“ goldenen Kette und der obligatorischen Base Ball Kappe (natürlich von Supreme) , da konnte ich mir dann doch eine spitze bemerkung nicht verkneifen aber letztendlich ist es doch wirklich so: Was andere so an Klamotten tragen geht mich nix an.

  11. Bei uns waren damals schon Jogginghosen in, natürlich nur die schwarzen mit den Streifen, wahlweise vom Polenmarkt 😀 Sogar bauchfreie Tops und andere Nettigkeiten gingen. Waren wir der Zeit jetzt voraus oder zurück? Hat es geschadet? Die einzigen Diskussionen im Sinne von Verboten beschäftigten sich mit rechten Erkennungsmerkmalen. Gehen wir wieder ein Schritt zurück ins Spießbürgertum? Kopfschüttel

    Madame X (https://abenteuerypsilon.blogspot.com)

    1. Recht hatte der Lagerfeld,ich besaß nie eine und ich werde auch nie eine besitzen bzw.anziehen und unser Zwerg mit seinen 9 Jahren trägt seine nur zum Sport

    2. Lagerfeld ist tot und umschreibt damit ziemlich gut, welcher Generation so eine pauschale Aussage angehört.
      Meine Güte, als wenn´s keine wichtigeren Dinge gibt. Soll er halt an seiner Schule ne schicke Schuluniform einführen, mal schauen, wie erfolgreich das dann tatsächlich ist.

  12. Jede Generation hat das Recht auf ihre ganz eigene Geschmacksverirrung – bei uns in den 90ern waren’s die zentimeterdicken Absätze der Stiefel, getragen unter Schlag-Latzhosen. Oder geknöpften Sporthosen, die man mit einem gezielten Ruck problemlos in zwei Teile trennen konnte, weshalb die Tragenden stets Boxershorts drunter hatten – man(n) will sich ja nicht den Allerwertesten verkühlen (lassen).

    Kleidungstechnisch finde ich eigentlich ausschließlich Gesichtsschleier inakzeptabel – wegen der religiös forcierten „Gesichtslosigkeit“ und nicht zuletzt, weil der Lehrer nicht sicher sein kann, ob wirklich die Sibil die Klausur schreibt oder vielleicht doch ihre Kusine Aische.
    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. 🙂

  13. „Es gibt keine Routine, dass alle Mittelstufen etwas über Nikotin, Alkohol oder Koks hören. “ – Bei uns schon: 7. Klasse, einen Tag Drogenprävention, nach Geschlechtern getrennt. Incl. Anabolika. (Und 6. Klasse mfm – my fertility matters, einen Tag Geschlechtergetrennt).

    1. Ich erinnere an die coolen Poster in den Achtzigern „Wer küsst schon gerne Nikotin…“
      Gabs doch damals schon. Den Marlboro Man und Camel Boots fanden wir trotzdem cool. Und ja alkoholtechnisch abgestürzt sind wir seinerzeit auch.
      Hört sich zynisch an, sind aber meiner Meinung Erfahrungen, die auch dazugehören. Wichtig an der Stelle ist das richtige Umfeld.
      Freunde, die zur Not die Eltern anrufen statt gleich de RTW. Eltern, die gut reagieren –> ein gesundes Mittelmaß zwischen Tadel und Spott.
      Und tja, Jogginghosen in der Schule…. Wenn das unser größtes Problem ist, ist doch alles OK.

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