Für alle, die das Hirte-Impfbuch so toll finden

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Es ist immer einfach, einen Blogbeitrag zu schreiben, der auf einen anderen (externen) Blogbeitrag hinweist. Keine Sorge um den Inhalt, keine Sorge um Interpretationen, einfach nur: Lest dort.

In diesem Fall bleibt das besondere Anliegen.

Dr. med. Jan Oude-Aost, Kinder- und Jugendpsychiater, durfte ich unlängst auf der Skepkon kennenlernen, auf der er sehr differenziert das Buch für impfkritische Eltern zerpflückte: „Impfen Pro & Contra“ von Martin Hirte (Bitte folgen Sie nicht diesem Link). Bei Amazon ganz oben, bei allen „Empfehlungen“ der Impfgegner ganz oben, möchte das Buch einen differenzierten Blick auf die Impfempfehlungen werfen und ist letztendlich gegen Impfungen.

Oude-Aost nimmt sich ein Argument nach dem anderen vor, prüft die zugrundeliegenden Quellen, entlarvt sie als redundant, gefälscht, falsch zitiert, falsch interpretiert. Sehr detailliert, sehr verdient. Vielen Dank dafür.

Herr Hirte führt in München eine Privatpraxis für Kinderheilkunde, Fragen zu Impfungen stehen bei ihm hoch im Kurs, er ist weit über den Großraum Münchens bekannt, gilt als Papst der Impfkritik. Sicherlich verdient er mit dieser Koketterie auch sehr gut. Beratungen zu Impfungen werden ihm gut honoriert:

Wer nur berät und nicht impft, verdient richtig Geld

Wer gesetzlich versichert ist, bekommt die Impfberatung gratis zur Impfleistung dazu, ich habe das woanders schon einmal ausgeführt, in der Gesetzlichen Krankenversicherung erhält der Arzt zwischen 7,18€ und 21,53€ (regional unterschiedlich, dies z.B. sind die Gebühren der KV Hessen) und beinhaltet sämtliche Leistungen rund um die Impfungen. Berät ein Arzt nur über Impfungen bei offenem Entscheidungsausgang der Eltern, erhält er kein Honorar über die Gesetzliche Krankenversicherung.

Anders in der GOÄ, der Gebührenordnung zur Abrechnung von privaten Leistungen. Hier kann der Arzt nach Ziffer 3 abrechnen („Ausführliche Beratung“, Einfachsatz = 8,74€, Regelfaktor 2,3x = 20,10€), evtl. auch nach Ziffer 4 („Fremdanamnese, Unterweisung und Führung von Bezugspersonen“, Einfachsatz = 12,82€, Regelfaktor 2,3x = 29,48€), der Kreativität ist hier keine Grenze gesetzt. Bis zum Steigerungssatz 2,3x ist keine Sondervereinbarung notwendig, erklären sich Eltern vorher per Unterschrift einverstanden, kann sogar weiter gesteigert werden. Die einfache Impfziffer 375 (4,66€) beinhaltet keine Beratung, sondern ist die reine technische Impfleistung.

Dies kann Herr Hirte bei seinen „Privateltern“ abrechnen. Wohlgemerkt: Egal, wie die Impfentscheidung der Eltern nachher ausfällt. Impft er nachher doch, sind Impfleistung, Untersuchung und nochmalige Aufklärung wieder gesondert gerechtfertigt.

Zur Wiederholung: Ein impfbefürwortender Arzt erhält für eine Impfberatung bei gesetzlich versicherten Kindern kein Honorar. Ein impfkritischer Arzt, der nur Privatpatienten behandelt, macht richtig Kohle, er profitiert von der Beratung, nicht von der Impfung. Perfiderweise wird genau dies Argument von Impfkritikern herangezogen und ins Gegenteil verkehrt: Der Kassenarzt verdient nur an der Impfung, nicht an der Beratung. Deshalb werde er immer nicht beraten, sondern nur impfen.

Diese Überlegungen sollen aber nicht die Ausführungen von Dr. Jan Oude-Aost schmälern. Also noch einmal: Lest dort. Es lohnt sich.

(c) Bild bei Deutsche Fotothek (unter CC Lizenz BY-SA 3.0)

16 Antworten auf „Für alle, die das Hirte-Impfbuch so toll finden“

  1. Ich bin dem Link gefolgt. Einerseits finde ich es toll, dass die Quellen so angesehen und erläutert werden.
    Andererseits hat es mich erschreckt, dass es dieses Buch in dieser Form gibt.
    Alle Eltern wollen das Beste für ihr Kind und wenn vermeintlich sachlich dargestellt wird wie böse Inhaltsstoffe/Pharmahersteller/die Stiko/ …. sind, dann würde ich mir das mit dem Impfen eventuell auch überlegen, wenn dieses Buch die einzige Informationsquelle ist, die ich habe.
    Mich hat es beim Lesen gegruselt.

    Noch als genereller Punkt zum Thema Impfen:
    Wenn in den Geburtsvorbereitungskursen von den Hebammen gesagt wird: Überlegt euch, was ihr impfen wollt denn sonst sind eure Kinder schneller geimpft als euch lieb ist. Dann wundert es mich nicht, wenn die Impfbereitschaft der Eltern sinkt.

      1. Ich wusste nicht, dass man das tun kann. Da fehlt mir tatsächlich der rechtliche Hintergrund. Der erste Vorbereitungskurs ist auch schon ein Stück her und ich bin mir vom ersten Kurs her nicht mehr sicher, wie die genaue Formulierung war. Beim zweiten Kurs ist o.g. Aussage gefallen.

  2. Schreib doch mal darüber, dass die Einführung der Rota-Impfung in Australien und den USA mit einem Rückgang (!) von Diabetes Typ I korrespondiert.

    Wie Herr Hirte das wohl in seine Argumentation integrieren kann…?

    1. Mich wundert es schon lange, dass keiner den Zusammenhang sieht… vor 30, 40, 50 Jahren gab es lange nicht so viele chronisch kranke Kinder, Autisten und Allergiker. Damals hat auch kaum eine Mutter gestillt. Jede Frau war stolz auf die Möglichkeit der Fläschchennahrung.

      Heute ist die Stillquote bald höher als die Impfquote.

      Die Korrelation zwischen vermehrtem Stillen und Erhöhung der Fallzahlen kranker Kinder ist doch absolut evident!
      Jede Studie würde das untermauern, Herr Hirte, das wär doch was für Sie?!?

      Anti-Stillberatung … auf Privatrezept?

      ironieoff

  3. Hallo, da es gerade ums Impfen geht werde ich mal eine Frage los: Warum gibt es zusätzlich zur Stiko in Sachsen noch die Siko (sächsische Impfkommission), die eigene Impfempfehlungen erteilt? Ich wohne nämlich ich Sachsen, komme aber aus Thüringen und bin daher im Gespräch mit meinen Freundinnen regelmäßig verwirrt. Z. B. wird hier die 2. MMS plus Varizellen Impfung erst im Vorschulalter empfohlen, was bei uns dazu geführt hat, dass mein Sohn mit 4 Windpocken hatte, trotz erster Impfung. Daher habe ich meine Tochter an dieser Stelle nach dem Stiko- Schema impfen lassen.

    1. Das hat sich nach der Wiedervereinigung so ergeben. Sachsen ist tatsächlich das einzige Bundesland mit eigener Kommission. Die siko Empfehlungen sind meist ihrer Zeit voraus, und die stiko zieht nach einiger Zeit nach z.b. Bei Influenza oder rotaviren. Man ist aber mit beiden Empfehlungen grundsätzlich gut geschützt.

  4. Du hast bei Kindern unter 4 Jahren noch den Zuschlag zur Untersuchung mit knapp 7€ vergessen, zumindest wird der bei „meinem“ Kinderarzt fällig (Impfung, Beratung, Untersuchung, Zuschlag sind dann knapp 50€). Die Impfaufklärung bei „meinem“ Kinderarzt war „Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, was sie impfen wollen? “ „Alles, was geht.“ Wurde dann aber nicht als erweitertes Beratungsgespräch abgerechnet, mehr Zeit hat er da aufgebracht, meinen Impfstatus zu erheben, was dann aber nicht gesondert abgerechnet wurde (außer bei der eigentlichen Impfung).
    Was ich ein bisschen schade fand war, dass nicht aktiv die über die Stiko empfohlenen Impfungen hinaus beraten wurde, das musste schon selbst angesprochen werden.

  5. Finde es gut, dass es Ärzte gibt, welche richtig aufklären. Und dazu gehört der Herr Dr. Hirte. Das er für die Aufklärung Geld bekommt, ist ja selbstverständlich. Bei der Impfaufklärung wo ich war, saßen wir 50 Min. beim Arzt, weil so viele Fragen beantwortet wurde und man sich danach wirklich beraten fühlt. Der kinderarzt wo ich vorher war, ging die Impfberatung 5 min. (Impfungen sind alle notwendig und sicher, kaum Nebenwirkungen usw. bla bla bla)
    Meine Kinder sind nur gegen Tetanus/Diphterie geimpft und strotzen vor Gesundheit 👍🏻

    1. Dr. Hirte klärt ausdauernd auf, ja. Aber, wenn er wie in seinem Buch aufklärt, klärt er nicht richtig auf, sondern bedient fake facts. Auch wenn er das eine Stunde macht, bleiben es falsche Angaben. Und wie ich schrieb, dass er dafür Geld bekommt, ist selbstverständlich. In der Gesetzlichen Versicherung ist es eben nicht selbstverständlich, sondern ausgeschlossen.
      Achso: Meine Kinder sind komplett geimpft und strotzen vor Gesundheit. Wenn Du drei Kinder hast, gewinnst Du. Ansonsten ist das kein Argument, denn meine werden nicht an einer Pneumokokkenmeningitis sterben oder wegen Mumps impotent werden.

      1. Alle Tetanus-Diphtherie-Impfstoffe sind erst ab 5 Jahren zugelassen, so dringend kann es dir mit dem Schutz deiner Kinder ja nicht gewesen sein. Aber sehr schön, die einzigen Krankheiten zu nehmen, bei denen du dich nicht auf dem Herdenschutz ausruhen kannst. Gerade das ist übrigens wieder kein Argument für Hirte, sondern direkt gegen ihn.

    2. Gegenfrage: Könntest du es dir verzeihen wenn eins deiner Kinder eine Schwangere mit Röteln ansteckt oder ein Neugeborenes mit Keuchhusten? Also ich mir selbst nicht.

  6. Anstatt zu sagen, dass die Ärzte zu wenig bezahlt werden für ihre Leistungen… Ich halte mich weitgehend fern von allen Homöopathiejüngern und Esoterikgläubigen, das entstresst mein Leben sehr.

  7. Ich habe es gelesen und fand es gut da es meine Meinung pro impfen bestätigt: es wird gezeigt dass bestimmte Erkrankungen mit sozialstatus und Hygiene zusammen hängen ( deshalb wird nicht mehr bcg geimpft, da tbc vorerst hier kein Thema ist) und er vertritt die These der natürlichen Auslese d. H. Dass ein gesundes kräftiges Kind auch ohne Impfungen mit der Krankheit fertig wird, ja dadurch trainiert wird. Danke für das Argument, ich möchte für meine Kinder keine natürliche Auslese ich möchte alle behalten, auch die schwachen und kranken. Gelegenheit zum Training des immunsystems haben Sie durch die üblichen Infekte. Danke Herr Hirte, würde in meiner Meinung bestätigt.

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