Evolution des Kinderarztes

Wie der Kinderarzt auf weinende Kinder in der Praxis reagiert

  • Kurz nach Niederlassung: Überrascht über soviel Skepsis
  • Nach einer Woche: Gefrustet über soviel Skepsis
  • Nach einem Monat: Die Gewöhnungsphase tritt ein, die Skills verbessern sich, die Taktiken, die Vorbereitung, die Nachbereitung, die nonverbalen Signale, die Schulung der Eltern.
  • Zwei Jahre später: „Der weint nur bei Ihnen so, Sie impfen ja auch immer.“ Erste Phase der Selbstverunsicherung.
  • Fünf Jahre später: Neue Skills, mehr Tricks, die Hoch-Zeit der Souveränität, Selbstvertrauen
  • Nach halbem Jahr: Zurück in der Realität, alle Kinder schreien. Zweite Phase der Selbstverunsicherung.
  • Die Jahre 6 bis 15 nach der Niederlassung: Zuversichtlicher Blick auf den Fakt, dass manche Kinder nicht gerne zum Arzt gehen. Endlich nichts mehr persönlich nehmen.
  • Jahre >15 nach Niederlassung: Ohne Erwartung das Zimmer betreten, Spaß haben mit den Kindern. Sie trösten, wenn sie weinen, die Eltern beruhigen und damit sich selbst. Die Freude überwiegt.
  • Hoffentlich nie: Resignation oder den Spaß am besten Beruf der Welt verlieren.

(c) Bild bei Flickr/Olga (unter Lizenz CC-BY ND 2.0)

14 Antworten auf „Evolution des Kinderarztes“

  1. Oh verdammt, ich dachte die Phasen der Selbstverunsicherung hätte man nur am Anfang.

    Schön, dass Sie sich in Ihrem Beruf so wohlfühlen. Alles richtig gemacht! 🙂

      1. Solange es nur ein wenig Selbstverunsicherung ist, bestimmt. Ungünstig ist, wenn man wenig Selbstsicherheit hat , mit der Folge, dass man nur deutliche Verunsicherung kennt und auch schneller zu verunsichern ist, als ein selbstsicherer Mensch.

  2. Schönster Beruf der Welt das hängt auch viel von der Praxis oder Klinik, vom Team und den Patienten ab. Wenn in einfachsten Situationen grundlos geweint wird, Vorschulkinder nicht mitmachen oder die Sprechstunde mehr Lebens und Familienberatung ist als Behandlung echter Krankheiten, dann ist das nicht immer leicht. Nebenbei ihr lieben Eltern, Ärzte sind auch nur Menschen, mit einer tagesform, mit eigener Familie und deren Sorgen oder auch mit eigenen Erkrankungen oder Schwangerschaft. Vielleicht auch das bedenken damit eine gute Zusammenarbeit möglich wird.

  3. Mein erstes Kind hat den Kinderarzt nach dem ersten Besuch dort auch immer angeschrien. Dann fiel mir auf, dass es Zimmer lag, das das Kind mit etwas unangenehmen verband. So habe ich unsere Besuche dort aufgeteilt. Stand nur eine Untersuchung an, habe ich das schreifreie Zimmer genommen. Außerhalb der Untersuchungszimmer hat Kind mit dem Arzt kein Problem gehabt und nach der impfintensiven Zeit hörte das Schreien ganz auf.
    Demnächst geht mein Kind wieder hin, denn bei der Wahl des Kinderarztes für das eigene Kind kam nur einer in Frage.

  4. Wenn Sie doch noch mal an sich selbst zweifeln sollten, lesen Sie, was ich jetzt schreibe:

    Meine Kinder hatten im Kleinkindalter bevorzugt am Wochenende oder im Urlaub Erkrankungen, die einen Arztbesuch notwendig machten – das ist hier dann gewöhnlich die Notaufnahme eines Krankenhauses mit Kinderabteilung. Daher haben wir schöne, ausführliche, schriftliche Schilderungen dieser Ereignisse.

    Bei meinem Sohn stand selbst, als wir nachts um drei mit diesem einjährigen Kind nach einem Fieberkrampf und 40,6°C beim zweiten Arzt saßen: „freundliches und aufgewecktes Kind“.

    Meine Tochter hingegen ist in dem Alter, als nur eine Schwester das Behandlungszimmer betrat, nackt von meinem Schoß gesprungen und panisch weinend aus dem Zimmer gelaufen.

    Das ist angeboren.

    (Jetzt, wo sie älter ist, ist es auch tagesformabhängig und sie ist durchaus bestechlich geworden, während bei ihrem Bruder immer noch alles ohne Bestechung wie am Schnürchen läuft.)

    1. Der beste Beruf der Welt ist stets immer der, den man am liebsten macht. Softwareentwickler klingt auch toll. Sind das nicht die, die im Homeoffice von 11 bis 15 Uhr arbeiten, sich zwischenrein zwei Bierchen gönnen und eine Mittagspause?

      1. Das klingt plausibel, danke. Mit den Arbeitszeiten passt das so ungefähr; ich fange morgens um halb sechs an, gehe Mittags eine halbe Stunde mit der Hündin raus und dann abends so gegen 18/19 Uhr heim zu Frau und Kindern. Stimmt also mit Deiner Wahrnehmung grob überein.

      2. 😂 ich habe einen Softwareentwickler daheim. Aber ich sollte die Klappe halten, ich arbeite in der Uni, da arbeitet eh keiner außer der Verwaltungsangestellten ernsthaft, aber dafür gefühlt immer. Aber ich sehe Parallelen in den evolutionären Phase. Herzliche Grüße

      3. Nicht nur Softwareentwickler machen Home Office 🙂
        jeder, der im Büro „nur am rechner sitzt“ kann HO machen.
        Ich habe das Gefühl, dass viele, die so einen Job haben, dieses Privileg gar nicht genug schätzen.
        Wenn ich an ihnglauben würde, würde ich Gott jeden Tag danken, dass ich einen Job habe, in dem ich mehr oder weniger jederzeit die Möglichkeit habe: im Internet zu surfen, Kaffe zu trinken, die Füße hochzulegen, eine Runde ins Scxhwimmbad zu gehen und die Arbeit spärter zu erledigen. Und on top noch ziemlich gut verdiene.
        Danke lieber Kindedoc, liebe Putzfrau, lieber Fließbandarbeiter, liebe Krankenschwesetr, lieber Müllmann usw. usf., dass ihr eure Arbeit auch ohne diese Vorzüge geflissentlich tut.
        Und das meine ich ehrlich, ohne Sarkasmus.

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