STIKO reduziert die Impfempfehlungen

STIKO Bulletin

Huch, das wird für die Impfkritiker und -gegner aber eine traurige Nachricht sein: Die Ständige Impfkommission hat ihre Impfempfehlungen an die aktuellsten wissenschaftlichen Erkenntnisse angepasst und die Impfungen für Säuglinge in ihrer Häufigkeit reduziert.

Konkret geht es um die schon immer empfohlene Sechsfach-Impfung gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Hämophilus influenzae, Hepatitis B und Kinderlähmung. Das bisherige Impfschema in Deutschland sah eine so genannte 3+1-Impfstrategie vor, d.h. die Sechsfach-Impfung wurde im ersten Halbjahr dreimal geimpft und einmal im zweiten Lebensjahr. Oder: Mit 2, 3 und 4 Monaten und ab dem 12. Lebensmonat. Dies ändert sich nun:

2+1 statt 3+1

  • 6x fach Impfung im Alter von 2 und 4 Monaten, sowie mit 11 Monaten („2+1“)
  • 3. Impfung frühestens sechs Monate nach der 2.Impfung, aber möglichst vor Ende des 1. Lebensjahres
  • Frühgeborene (d.h. unter 37.SSW) werden weiter nach 3+1-Schema geimpft
  • Kinder, die aktuell schon zwei Impfungen mit 2. und 3. Monat erhalten haben, werden nach dem alten Schema weitergeimpft

Begründung der neuen Empfehlung:

  • Reduzierung von Impfterminen beim Arzt (… naja… wir geben ja noch die Schluckimpfung mit 6 Wochen, soviel ändert sich hier also nicht)
  • Laut STIKO „wurde in Deutschland gesehen, dass nur ein kleiner Anteil der Säuglinge zu den empfohlenen Zeitpunkten geimpft wird“, d.h. mit dem neuen Impfschema wird erwartet, dass die Eltern weniger Termine haben, die sie verpassen könnten.
  • „Oftmals möchten Eltern ihre jungen Säuglinge aus Sorge vor einer Überforderung des Immunsystems möglichst spät impfen. Sie bedenken dabei nicht, dass gerade diese impfpräventablen Erkrankungen im jungen Säuglingsalter besonders gefährlich sind und Impfungen die einzige sichere Schutzmöglichkeit bieten. Es ist die tägliche Aufgabe der Pädiater, diese Sorgen im Gespräch aufzugreifen und die Vorteile eines frühzeitigen Impfbeginns zu erklären.“
  • Eine ausführliche wissenschaftliche Begründung mit Hintergrundzahlen und weiter illustrierten Risiken beispielsweise für Pertussis (450 Fälle pro Jahr in Deutschland) und Hepatitis B, findet sich hier im Aktuellen Impfbulletin.

Ich finde die Entwicklung sehr erfreulich. In anderen europäischen Ländern (Dänemark, Frankreich, Österreich, Schweiz usw.) wurde das 2+1-Schema bereits länger praktiziert, ohne dass es zu erhöhten Infektionen der impfpräventablen Erkrankungen kam. Das Signal an die Eltern ist: Wir denken mit, wir passen unsere Empfehlungen an, wir reduzieren auch und empfehlen nicht nur ständig neue Impfungen.

Zudem trägt die neue Empfehlung der Entwicklung Rechnung, dass viele Kinder bereits mit einem Jahr in Gemeinschaftseinrichtungen kommen (Kitas oder Tagesmutterbetreuung), man möchte sie früher schützen. Vermutlich werden wir in der Praxis auch die Impfzeitpunkte anpassen, und bereits mit 11 Monaten die 6x-Impfung verabfolgen und mit einem Jahr die anstehende Masern-Impfung, die ja seit April verpflichtend ist vor einer Betreuung.

Auf ein kleines Risiko weist auch STIKO hin: Die 3. Sechsfach-Impfung muss um den ersten Geburtstag erfolgen, um ausreichende Impfantikörper zu produzieren. Bisher konnten sich die Eltern etwas länger Zeit lassen (wir haben in der Praxis die letzte Sechsfachimpfung erst mit 14-15 Monaten gemacht), nun ist diese Frühboosterung noch wichtiger geworden, da die Gesamtdosis reduziert wurde.

(c) STIKO, Epidemiologisches Bulletin

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11 Antworten auf „STIKO reduziert die Impfempfehlungen“

  1. Schön, dass die StiKo endlich diese Empfehlung anpasst! Das war bei meiner inzwischen 6 Jährigen die einzige Impfdiskussion, die wir mit unserer Kinderärztin hatten – wir waren für das 2+1 Schema, sie gemäß StiKo für 3+1. Aus Interesse Kinderdoc, wie haben Sie als erklärter Impfbefürworter bisher die Frage nach dem Impschema für die 6fach Impfung gehandhabt, wenn eine Familie lieber das 2+1 statt 3+1 Schema wollte?

  2. Mal sehen was die sächsische impdkommision sagt. Zwar eher unbedeutend war sie mit Empfehlungen ihrer Zeit immer voraus und diese wurden früher oder später von der stiko übernommen.

    1. Wir stellen uns gerade die Frage,ob, da die 2. 6fach immer mit Rita kombiniert würde,Rota jetzt mit MenC oder Acwy kombiniert werden kann. Eine definitive Freigabe hat die Pharmatante nicht erteilt. Hat dahingehend jemand Erkenntnisse?

        1. Wir auch, hep a und b allerdings viel später. Und b mit sechsfach. Die meningokokken c erst im zweiten Jahr, avwy ist auch erst für später zugelassen.

        2. Men ACWY wurde hier schon im ersten Lebensjahr geimpft (mehrfach), genau wie Men B, allerdings bei einem Kind mit Immundefekt.

        3. Diese Kombination (handelsname menveo) ist ab 2 Jahren zugelassen. Auch alle anderen aufgezählten Impfungen kann man so verabreichen, dass ein zusammentreffen mit der rotavirus Impfung nicht möglich ist.

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