Zehn wichtigste Dinge, die Du über den Nabel bei Neugeborenen wissen solltest

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  1. Die Nabelklemme kann am dritten Tag entfernt werden.

Sie wird gesetzt, damit der Nabel nicht nach dem Durchschneiden im Kreißsaal weiter blutet. Die Blutzufuhr ist unterbrochen, die Gefäße darunter veröden. Je nachdem, wie weit vom Hautniveau die Klemme sitzt, bleibt der Nabelrest entsprechend lang. Dies spielt aber keine Rolle für die frühe oder späte Abheilung. Keine Sorge: Eine Nabelklemme kann sich nicht von alleine lösen, man braucht eine spezielle Zange, um sie aufzuschneiden. Ein Seitenschneider tuts im Zweifel aber auch.

2. Der Nabelrest besteht aus drei Gefäßen, hat aber keine Nerven.

In aller Regel fließen in der Nabelschnur drei Gefäße: Zwei Arterien und eine Vene. Über die Vene fließt sauerstoffreiches Blut aus der Plazenta in den Kreislauf des Neugeborenen, über die Arterien wird verbrauchtes Blut zurück zum Mutterkuchen abgeleitet (Fun Fact: Damit folgt die Nomenklatur der Konsequenz, dass herzzuleitende Gefäße immer als Venen bezeichnet werden, vom Herz wegführende als Arterien, auch wenn in diesem besonderen Fall die Arterien sauerstoffarmes Blut leiten). Nerven gibt es keine in der Nabelschnur, ein Durchschneiden tut nicht weh. Das seltsame Gewebe um die Gefäße besteht aus Fibrin, was die Nabelschnur stabil hält, damit es nicht zu Verschlingungen oder gar Knoten kommt.

3. Der Nabelrest fällt nach ca. zehn Tagen ab.

Das gesamte System verödet, da keine Nährstoffe mehr fließen: Der Nabelrest „trocknet ab“. Er schrumpelt zusammen, wird dadurch kürzer. Wie oben erwähnt, gibt es keine Schmerzfasern, daher muß man auch den Nabelrest nicht besonders beachten, er tut nicht weh. Kitzlig sind Neugeborene aber trotzdem.

4. Die Windel darf über den Nabelrest.

Ein Streitthema unter vielen versorgenden KinderkrankenpflegerInnen: Darf die Windel „über“ den Nabelrest und muss sie darunter, damit der trockene Rest frei liegt. Eigentlich ist das egal. Die Abheilung wird weder so oder so verzögert. Wenn allerdings anfangs die Nabelsulze noch sehr feucht ist, kommt schon einmal zu Verklebungen mit dem Windelmaterial, später kann das trockene harte Gewebe unangenehm auf die Haut des Baby drücken, wenn die Windel zu eng sitzt. Faustformel: Nach Entfernen der Nabelklemme darf die Windel „über“ den Nabel, sollte aber nicht zu fest sitzen. Stuhlgang oder Urin machen dem Nabel nichts aus (davon ist er in der Schwangerschaft sowieso umspült).

5. Desinfektion ist gut, Hausmittel sind ok, mehr braucht man nicht.

Die meisten Hebammen führen zuhause eine „Nabelpflege“ durch. Hierbei wird der Grund des Nabels mit einem einfachen Desinfektionsmittel (in den Apotheken gibt es besonders abgefüllte „Nabelalkohole“) gesäubert, z.B. mit einem Wattestäbchen. Dies verhindert eine Besiedelung des eventuell noch feuchten Gewebes mit Hautbakterien, die eine Entzündung begünstigen. Das Behandeln mit Puder ist obsolet und gefährlich (wegen der Einatmungsgefahr für den Säugling) und hilft nicht.

6. Der Nabel darf bluten und „sezernieren“, aber nicht eitern.

Da im „Inneren“ des Nabels Blutgefäße liefen, können diese bis zur vollständigen Abheilung Blut absondern, manchmal auch Wundflüssigkeit. Das ist alles normal, insbesondere in den ersten zwei Wochen. Je nachdem, wie lange es braucht, dass auch in der Tiefe das Gewebe verödert, sehen wir in der Kinderarztpraxis manchmal bis zum sechsten Monat Wundsekret im Nabelgrund. Eiter und schlechte Gerüche haben wir allerdings nicht so gerne, sie sprechen für eine Entzündung oder für eine verbliebene Verbindung nach innen (eine Urachusfistel).

7. Ein Hautnabel ist kein Nabelbruch.

Manchmal steht die Haut rund um den Nabel etwas über das Hautniveau hinaus. Das ist völlig normal und ist kein Nabelbruch. Ein Hautnabel bildet sich spätestens im zweiten Lebensjahr zurück, wenn der Bauch des Kleinkindes nicht mehr so füllig wirkt.

8. Ein Nabelbruch ist nicht gefährlich.

Wenn allerdings das Gewebe am Nabel zu weich ist, entsteht in dieser Lücke eine Bruchpforte, so dass kleine Darmwindungen in diese Lücke „brechen“, es bildet sich ein Nabelbruch, eine Nabelhernie. Diese ist – im Gegensatz zur Leistenhernie – nie gefährlich, da die Pforte für den Darm weit genug ist, so dass es zu keiner Einklemmung des Gewebes kommt. Ein Nabelbruch bildet sich im ersten Jahr zurück, operiert wird sehr selten dann. Weder wenig Schreien, noch weniger Blähungen, noch eine aufgeklebte Münze, noch ein Bruchband oder ein Pflaster können die Rückmeldung eines Nabelbruches beschleunigen oder ihn ganz verhindern.

9. Schmutz im Nabel ist kein Schmutz.

Die Schleimhaut des Nabels verändert sich nach der Geburt, es bildet sich Plattenepithel der normalen Haut. Manchmal sieht man daher braune Einschlüsse, die wie Schmutz imponieren. Sie gehören aber zur Haut i.S. von Pigmentierungen. Man kann sie nicht wegputzen.

10. Bonus für Experten: Über den Nabel kann man einen Katheter schieben.

Sehr kleine Neugeborene haben oft schlechte Venenverhältnisse, um einen Zugang für Infusionen zu legen. Im Notfall und zur Erstversorgung im Kreißsaal legen Neugeborenenmediziner mitunter einen Katheter über die Nabelschnurvene. Diesen führt man über die Pfortader (Vena portae) den Ductus venosus bis zur Unteren Hohlvene und kann hierüber das Neugeborene mit Flüssigkeit versorgen.

(c) Bild bei Pietro Zuco (Lizenz nach CC Generic 2.0)

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6 Antworten auf „Zehn wichtigste Dinge, die Du über den Nabel bei Neugeborenen wissen solltest“

    1. Jetzt musste ich erst mal googeln, was das ist. Noch nie gehört, den Begriff. Bin bestürzt, was es für Blödsinn gibt! xD

    1. Danke. Deshalb wäre ich beim Anatomietestat in der Vorklinik auch beinahe durchgefallen 😉 – ehrenhalber bleibe erwähnt, dass der D. venosus direkte Verbindung zur Pfortader hat.

  1. Mit „Hausmittel sind ok“ wäre ich vorsichtig. Ich hab schon ein Neugeborenes mit einer üblen Entzündung gesehen nachdem ein Hausmittel drauf geschmiert worden war. Ich weiß aber gerade nicht mehr sicher, was es war, aber irgendein Lebensmittel, Mehl oder so!

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