Osteopathie ist nicht verordnungsfähig

In diesem Blogbeitrag soll es nicht darum gehen, ob die Osteopathie sinnvoll ist oder irgendeinen Effekt hat, der über den eines Placebos hinausgeht, oder ob Osteopathie in bestimmten Situationen sogar schädlich sein kann. Das haben andere an anderer Stelle schon ausführlich dargelegt, ich verweise gerne aktuell auf den Artikel von Edzard Ernst.

Heute gehts darum: Osteopathie ist für ÄrztInnen nicht verordnungsfähig. Wir sind der so genannten Heilmittelverordnung verpflichtet, in der therapeutische Verfahren gelistet sind, die verordnet werden können, als da wären Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie, Ernährungstherapie und Podologie. Nicht zu finden ist die Hippotherapie, Kneipp-Therapie, Chiropraktik, Geistheilung oder eben die Osteopathie. Kein passendes Formular, kein Rosa-Rezept, keine Blanko-Verordnung.

Osteopathen sind somit freiberufliche Therapeuten ohne Zuweisungsmöglichkeit. Auch Überweisungen („gelber Schein“) sind nicht möglich, diese sind nur zwischen ÄrztInnen möglich, Osteopathen sind in aller Regel keine ÄrztInnen, sondern zumeist HeilpraktikerInnen oder PhysiotherapeutInnen.

Mit dieser Unmöglichkeit der Verordnung geht eine fehlende Erstattungsfähigkeit der Kosten über Krankenversichertenkarte einher, kein Rezept, keine automatische Kostenübernahme. Dies schmälert natürlich die Attraktivität des Verfahrens, denn wer erst einmal selbst zahlen muß, wird sich den Gang zum Osteopathen zweimal überlegen (vielleicht auch nicht: Was viel Geld kostet, wird auch wirken. Eine alte Regel in der Pseudomedizin). Daher finden Osteopathen und auch die Krankenkassen (!) immer wieder interessante Schlupflöcher, um zu einer „Therapie-Verordnung“ zu kommen:

  • „Wenn Ihr Kinderarzt ein Rezept/Überweisung/formloses Schreiben aufsetzt, dann erstatten wir die Kosten.“
  • „Wenn Ihr Arzt schreibt, dass die Osteopathie nicht kontraindiziert ist, dann erstatten wir die Kosten.“
  • Und die Krönung unlängst: „Wenn wir eine Bescheinigung bekommen, dass Ihr Kinderarzt keine Osteopathie verordnet, erstatten wir Ihnen die Kosten.“

Was steckt dahinter? Wenn die Krankenkassen schon „evidenzfreie Leistungen wie […] Osteopathie […] als Satzungsleistung im „Wohlfühl-Werbungs“-Programm haben wollen“ (Zitat Dr. Stephan Hofmeister, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung), dann können sie diese den PatientInnen doch auch ohne ärztlichen Verordnungszettel per Kostenerstattungsverfahren anbieten. Aber nein: Da hätten sie doch gerne das Feigenblatt des ärztlichen „Okay!“s, um den Anschein zu wahren, es handle sich bei der Osteopathie um eine medizinisch indizierte Leistung. Gleichzeitig adelt dies das Verfahren als „wirksam“, denn schließlich wurde es verordnet. Und von einer Mitschuld bei fehlender Wirksamkeit oder gar eines Schadens sind die Krankenkassen damit auch freigesprochen.

Womit wir am Ende doch bei der Sinnhaftigkeit dieses Verfahrens angekommen wären. Ich habe jedenfalls in meiner pädiatrischen Expertise in all den Jahren noch keinen Säugling gesehen, der eine osteopathische Behandlung gebraucht hätte. Mit einer Unterschrift unter einer der oben genannten „Verordnungen“, und wenn es auch nur formlos wäre, bestätigte ich jedoch die Wirkung. Das mache ich nicht.

(c) bei pxhere (unter CC0-Lizenz)

cropped-cropped-kdok_headernew_1260x250

Hat Dir der Blogpost gefallen? Gib ein Trinkgeld, Danke ;-)))

2,00 €

35 Antworten auf „Osteopathie ist nicht verordnungsfähig“

  1. Hm, als Juristin verstehe ich nicht so ganz warum Sie keine Bescheinigung der dritten Variante („Wenn wir eine Bescheinigung bekommen, dass Ihr Kinderarzt keine Osteopathie verordnet, erstatten wir Ihnen die Kosten.“) ausstellen können? Es wäre doch eher lustig, wenn Sie als Arzt bestätigen würden, dass sie keine Osteopathie verordnen DÜRFEN, weil sie in der Heilmittelverordnung nicht zu finden ist. – und mehr als interessant was die Krankenkasse dann daraus macht…

      1. Nein, muss man natürlich nicht. Es kann aber helfen alle Beteiligten „glücklich“ zu machen (iSv „sie bekommen was sie wollen“). Im Umgang mit Behörden/ Institutionen/ Krankenkassen etc. kann es sinnvoll sein die Absurdität einer Anforderung deutlich zu machen, um etwas zu bewegen bzw. vielleicht sogar zu verändern… (Na gut, nicht immer – aber eine entsprechende mit Augenzwinkern geschriebene Bescheinigung hilft allen Seiten oft mehr als ein mündliches „darf ich nicht“. Die Eltern, denen alle etwas anderes erzählen und daher verunsichert zwischen den Stühlen sitzen kann eine entsprechende Bescheinigung weiterhelfen. – Warum also nicht? )

        1. Sie waren wohl noch nie in einer Kinderarztpraxis. Wenn besagte Thematik täglich mehrfach auftritt vergeht Ihnen bald der Spaß an ihren Bescheinigungen.Die Arbeit muss ja auch noch gemacht werden.

        2. Es geht in der Medizin doch nicht darum, alle glücklich zu machen. Es geht darum, dem Patienten zu helfen. So eine Bescheinigung hilft daher dem Eltern gar nichts, wenn das nur eine Umgehung der „medizinischen Notwendigkeit“ ist und sie damit das bekommen, was ihr Arzt als Fachmann eben ablehnt. Um nicht mehr zwischen den Stühlen zu sitzen, brauchen Eltern einen Fachmann, der ihnen erklärt, s für ein Humbug in den meisten Fällen hinter Heilpraktike und Osteopathie steckt. Und keine Krankenkasse, der so etwas durch die Hintertür legitimiert.

          Die gesamte Übernahme solcher Alternativen Heilmethoden ist nämlich nichts anderes als Marketing der Kassen, um möglichst attraktiv auf Kunden zu wirken. Die lassen sich daher nicht von augenzwinkernden Verordnungen aufhalten. Die wissen genau, was sie tun!

  2. Meine Tochter hatte einen riesigen Kopf und der Kinderarzt stellte ihr ne Überweisung zur Orthopädie aus. Ich wohne auf dem Land, es gibt für meine Tochter also nur drei erreichbare Praxen.
    Praxis 1 wollte mir ungesehen eine teure Osteopathiebehandlung aufdrängen.
    Praxis 2 hat die Kleine sich immerhin angesehen, aber der Arzt war, tut mir leid für den Ausdruck, ein arroganter Arsch. Und er wollte ihr eine teure Osteopathiebehandlung aufdrängen.
    Erst Praxis 3 war die richtige (er war nett und drängte ihr keine teure Osteopathiebehandlung auf). Er hat meine Tochter so behandelt, dass sie keinen Helm tragen musste, und laufen kann sie mittlerweile auch gut.

    1. Großer Kopf an sich ist doch keine Diagnose. Lagern kann und soll man beim lagebedingten Plagiozephalus zu Hause selbst. Auch Laufen lernen alle gesunden Kinder irgendwann (Behinderungen mal ausgenommen). Fragt sich warum der ursprüngliche Kinderarzt das Problem nicht klären konnte oder wollte.

      1. Wollten sie (es ist ne Gemeinschaftspraxis). Neulich war ich übrigens in einer Kinderklinik, weil die bei meiner Tochter Hirnüberdruckzeichen abklären wollten. Der diensthabende Arzt war der Leiter der Abteilung, und sein Arztbrief liest sich enorm lustig. Da steht nämlich mehr oder weniger wörtlich drin „meine Diagnose lautet: in der Familie der Mutter gibt es große Köpfe“.

  3. Der Arzt meines Vertrauens ist zusätzlich auch Ostheopath. Und ich fühle mich bei ihm wesentlich besser aufgehoben als bei meinem kassenärztlichen Hausarzt (der verschreibt nur Schmerzmittel und wünscht einem alles gute). Dagegen sind die Schmerzen nach einer ostheopatischen Behandlung fast immer am nächsten Tag weg (ohne Schmerzmittel).

  4. Nach einem eigentlich ausgeheilten Motorradunfall mit mehreren gebrochenen Rippen hatte ich immer noch Schmerzen auf der rechten Seite. Der gute Schulmediziner konnte nichts tun außer viele Röntgenbilder aufnehmen und sagen, dass alles gut aussieht. Der privat bezahlte Knochenbrecher hat ein bisschen gedrückt, ein bisschen gezogen, es hat Knirsch gemacht und danach konnte ich endlich wieder schlafen.

    Verstehe Vorurteile gegen Globuli, aber was hat der Herr Halbgott gegen Leute, die einem Schmerzen ganz ohne ionisierende Strahlung nehmen?

    1. Spoiler: Schulmediziner gibt es nicht. Auch keine Halbgötter in Weiß, Rosa oder Grün.

      Der privat bezahlte Knochenbrecher kann wegen fehlender Ausbildung mal verdammt viel Schaden anrichten. Die fehlende Ausbildung wird auch noch länger so bleiben, schließlich sind die wirksamen Techniken in der Knochenbrecherei in anderen Berufsfeldern bereits integriert (bzw. von dort übernommen). Diese Berufsfelder zeichnen sich durch Ausbildungsstandards, Fortbildungsverpflichtungen etc. aus, es gibt also einfach keine Notwendigkeit für Knochenbrecher.
      Übrigens ist sich die Knochenbrecherei in D. (in den USA sieht das ganz anders aus) nichtmal über die Bezeichnung für einzelne Techniken oder Anwendungsgebiete einig.
      Aber wenn du da hingehen möchtest, ist ja dein Geld.

  5. So lange Krankenkassen solche Dinge wie Homöopathie und Osteopathie bezahlen, werden die immer den Anschein einer „Medizin“ haben. Andere Dinge, die deutlich mehr Anspruch auf Evidenz haben, werden hingegen nicht übernommen.
    Ich hatte vor ein paar Jahren eine Phase mit Erschöpfung, Müdigkeit, oft Kopfschmerzen und schon den 3. leichten Infekt/Schnupfen. Es war Winter, ich hatte viele Nachtschichten, hab mich auch nicht perfekt ernährt. Mein Arzt schlug eine Messung des Vitamin D und B12-Spiegels vor, beide waren sehr weit unten. Bekam dann ein Vitamin-D-Präparat sowie B12-Spritzen, nach ein paar Wochen erneuter Bluttest. Werte im Normalbereich, Erschöpfung verschwunden, keine Probleme mehr – Lebensqualität deutlich erhöht.
    Wer hat das ganze bezahlt? Ich selbst. Meine Krankenkasse lehnte ab, da ich ja keine nachgewiesene Osteoporose oder Nierenerkrankung gehabt hätte.
    Die „HELONIAS DIOICA“ in der Potenz D12 hätten sie aber bezahlt.

  6. Uns beschleiht schon seit geraumer Zeit das Gefühl,dass Hebammen Provision bekommen. Immer wieder die Aussage, ja aber die Hebamme hat gesagt, die Hebamme…
    Bei uns gibt es Physio,wenn wirklich etwas sein sollte. Osteo nicht mal für Geld und gute Worte.

    1. Ich bin keine Hebamme, auch mit keiner befreundet und meine Entbindungen liegen viele Jahre zurück, aber ich bin Kinderkrankenschwester (Neonatologie) und ich finde es sehr unfair unter weit unter Niveau, eine Berufsgruppe pauschal herunterzuwerten;
      auf einer ansonsten sachlichen informativen Website sollte der Autor keine Steilvorlagen bieten („Hebammen!-Sprech“????) gegen angrenzende, mittlerweile wissenschaftlich ausgebildete Berufsgruppen (zumindest in Österreich ist das schon länger eine akademische Ausbildung).
      Mit gerade sehr ungehaltenen Grüßen
      Anna

      1. Ich spiegele, was ich im Alltag sehr oft höre. Ja genau: Weil ich Kontakt mit Hebammen habe, weil Eltern das von ihren Hebammen hören. Ich kann nicht verstehen, dass gerade eine Berufsgruppe, die sich die Natürlichkeit auf die Fahnen schreibt, die Hausgeburten vor Klinikgeburten propagiert, trotzdem den Eltern suggeriert, eine Geburt sei ein „Trauma“, das es für das Kind zu bewältigen gebe. Der Osteopath könne da helfen, hier sind die Adressen. Das ist so. Das mag Dich stören, geschenkt. Solange so ein Stuss erzählt wird, werde ich dagegen halten, im Alltag, im Gespräch mit den Eltern, mit Hebammen, und auch hier, auf meinem Blog.

        1. Es ging nicht um die Sachinformation, sondern darum, dass eine Berufsgruppe mit „Hebammensprech“ und jetzt „Stuss“ abgewertet wird. Reine Sachinformation von mir!
          Wertende + sogar abwertende Kommunikation halt.
          Und die Hebamme ist für das gesunde (und nein, ich glaube auch nicht, dass es ein traumatisiertes solches ist…. 🙂 ) Neugeborenes bis zum Alter von 4 Wochen AUCH zuständig @ Nino.
          Schönen Sonntag, Anna

        2. Nichts mit sachinformation. Die Hebamme ist für Geburt und Wochenbett ausgebildet, für Kinder und deren Erkrankungen aber nicht und hat somit keine Beratung zu Erkrankungen oder impfen zu geben schon gar nicht ungefragt.

        3. @ Nino, wieso nichts mit Sachinformation? Wenn ich mir die Beschreibung des Berufs auf der Homepage des Bundesgesundheitsministeriums durchlese, fallen Neugeborene und Säuglinge sehrwohl in den Zuständigkeitsbereich der Hebammen.

          „Hebammen leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur gesundheitlichen Versorgung und Begleitung von Frauen von Beginn der Schwangerschaft bis zum Ende der Stillzeit, sowie von Neugeborenen und Säuglingen.

          Der Hebammenberuf umfasst insbesondere die selbständige und umfassende Beratung, Betreuung und Beobachtung von Frauen während der Schwangerschaft, bei der Geburt, während des Wochenbetts und während der Stillzeit, die selbständige Leitung von physiologischen Geburten sowie die Untersuchung, Pflege und Überwachung von Neugeborenen und Säuglingen (§ 1 Hebammengesetz – HebG).“

          Im Übrigen ist „seit jeher“ eine eigenartige Formulierung, wenn man bedenkt, dass der Beruf der Hebamme – historisch betrachtet – deutlich älter ist, als der des Kinderarztes.

        4. @keineAnna: Das stimmt, der Kinderarzt ist ein relativ neuer Beruf. Aber nur weil sich vorher Hebammen oder Allgemeinärzte um die Kinder gekümmert haben heißt das nicht unbedingt, dass das immer erfolgreich war. Wir haben fast vergessen, dass viele Kinder diese vulnerable Periode nicht überlebt haben.

  7. „Ich habe jedenfalls in meiner pädiatrischen Expertise in all den Jahren noch keinen Säugling gesehen, der eine osteopathische Behandlung gebraucht hätte.“

    Hm. Wie viele Säuglinge gab es denn, denen es nach der Überzeugung der Eltern nach einer solchen Behandlung besser ging mit einem Beschwerdebild, das zuvor nicht ernst genommen wurde? Oder wird das gar nicht erfragt?

    Ich bin der absolute Fan von evidenzbasierter Medizin und Globuli kämen mir höchstens zum Süßen in den Tee.

    Natürlich sind anekdotische Beispiele nichts wert. Ich erzähle es trotzdem. 2 Kinder, die jeweils in den letzten Wochen der Schwangerschaft extrem tief im Becken lagen. Beide mit einseitig abgeflachtem Schädel geboren. 100% Vorzugshaltung, Gesicht immer nur auf einer Seite, ohne eine einzige Ausnahme. Bei Nummer 1 haben wir noch „geturnt“. Keil an die Seite gelegt, spannendes Mobile an die „schlechte“ Seite gehängt, und und und. Sogar in Bauchlage hat das Kind später noch den Kopf schief gehalten.
    Ein einziger (!) Besuch beim Osteopathen, der weder gestreichelt noch „eingerenkt“ hat und von Stund an drehte das Kind den Kopf frei in beide Richtungen.
    Bei Nummer 2 haben wir einen Blick auf den Kopf geworfen, die Vorzugshaltung bemerkt und sind direkt gegangen. Es brauchte 2 Sitzungen, dann war das Problem erledigt.

    Unser Kinderarzt war sehr zufrieden. Wir haben den Besuch beim Osteopathen nicht erwähnt. Von daher wird auch er vielleicht davon ausgehen, dass keiner seiner Patienten jemals davon profitiert hat.

    Solange die Kassen Globuli bezahlen, können sie Osteopathie auch übernehmen.

    1. Was auch toll ist : „Können Sie das bitte verordnen wir waren schon 1x dort.“- Hm. Welcher Bäcker gibt Brötchen raus ohne Bezahlung? Im obigen Fall fehlt die Vergleichsgruppe. Ich halte KISS auch nicht für eine sichere Diagnose, das sieht man schon an den regionalen Unterschieden wie sie gestellt wird.

      1. Was ist KISS? Bei uns war nur von Vorzugshaltung die Rede. Und natürlich gibt es unsere Kinder nicht jeweils doppelt, es gibt nur „vorher“ und „nachher“. Und bei einer ganz offensichtlichen motorischen Einschränkung kann ich nicht von Zufall sprechen, wenn diese weg ist. Ich hab es mir auch nicht eingebildet, dass der Kopf plötzlich bewegt wurden konnte.

        Aber ich hab ja auch selbst gesagt, dass eine Anekdote nichts wert ist. Ich persönlich finde jedoch den Nutzen eines guten Osteopathen mit fundierter Ausbildung vergleichbar mit dem einer Physiotherapie und wenn selbst Globuli finanziert werden, könnte die Osteopathie konsequenterweise auch bezuschusst werden.

    2. Ich setze dagegen: Zig Anekdoten von Eltern, die mal sehen wollten, ob das „Geburtstrauma“ (Hebammen!-Sprech) was am Kinde getan hat, kein Fall, in dem der Osteopathen, oh Wunder, nichts gefunden hat. Zig Anekdoten von Eltern, die mehrmals beim Osteopathen waren, und es hat gar nichts gebracht. Klassische Verteilung für Pseudoverfahren. „Mir hat es aber geholfen“, reicht eben nicht.

      1. Unsere Krankenkasse hat auf ihrer Webseite den Hinweis, dass es in Studien gezeigt wurde dass Osteopathie bei Problemen mit der Wirbelsäule und dem Knie nachweislich bessere Ergebnisse zeigt als eine Vergleichsgruppe. Für andere Anwendungsbereiche gilt das nicht, deshalb werden die Kosten auch nur bei Behandlungen in den Bereichen übernommen. Für mich liest sich das so, als ob es zumindest hierfür Studien gibt, in der wie Wirksamkeit bewiesen wurde.

        1. Ostheopathie bedient sich ja auch physiotherapeutischen Techniken, dass da dann was dabei ist, was helfen kann, verwundert nicht.
          Das Ganze muss man jetzt aber in den Kontext setzen, dass Physios eine mehrjährige standardisierte Ausbildung durchlaufen, danach Fortbildungen haben (gerade für die Arbeit am Kind essentiell) und so gewissenhaft agieren können.
          Für Osteopathen gilt das nicht. das macht die Osteopathie auch so gefährlich. Natürlich könnte man jetzt sagen, man geht nur zu Osteopathen, die vorher Physios waren etc. Dann greift man aber klar auf das Wissensspektrum de vorherigen Fachgebiets zu, warum geht man also nicht direkt zum Physio etc.?
          Weil die Hälfte der Krabbelgruppe zum von der Hebamme empfohlenen Osteopathen geht?

        2. Hallo Julia, ehrlich gesagt war uns schon immer ziemlich egal, was andere so tun. Wir haben uns jedoch nach mehreren erfolglosen Monaten beim ersten Kind ziemlich alleine gelassen gefühlt. Ich bin kein Kinderarzt, aber es fühlt sich ziemlich falsch an wenn ein Säugling selbst mit 4 oder 5 Monaten den Kopf immer nur in eine einzige Richtung hält.

          Warum wir nicht zur Physiotherapie gegangen sind? Wir haben nie eine Verordnung dafür bekommen und es wurde auch nie angeboten. Es hieß immer nur, das Kind soll viel auf dem Bauch liegen (lag es) und wir sollen die ungeliebte Seite attraktiv halten.

          Die beiden erreichbaren Physio- Praxen hier auf dem Land nehmen keine Kinder als Selbstzahler.

          Zu dem Osteopathen sind wir 1 Stunde hin gefahren. Die Behandlung hat 55€ gekostet, wir waren 45 Minuten da. Er hat selbst gesagt, wir brauchen höchstwahrscheinlich nicht mehr wieder kommen.

          Nach Hause gefahren, Kind ausgepackt, Kind guckt in beide Richtungen.

          Ich weiß nicht, welcher Teil des „Systems“ hier versagt hat. Aber es war weder der Osteopath, noch wir als Eltern.

        3. Und noch eine kleine Anmerkung zu dem Satz mit der Krabbelgruppe: Wann ist es eigentlich in Mode gekommen, Eltern als hirnlose Lemminge darzustellen, die strunzendoof jedem Scharlatan hinterher rennen? Woher kοmmt die Verachtung für Hebammen? Wegen der berühmten „Einzelfälle“, die ja andersrum so gar nicht gelten dürfen?

          Ich weiß nicht, in welchem Umfeld sich manche Menschen bewegen, aber aus meinem Umfeld kann ich sagen, dass weder wir noch unser Freundeskreis jemals an esoterisch angehauchte Hebammen geraten waren, noch dass es erforderlich ist bei der Teilnahme an Spielgruppen, etc. vorher sein Hirn abzugeben. Erstaunlicherweise war bei diesen Treffen auch nie die Rede von den neuesten Globuli – Angeboten, sοndern eher die Frage, wie man als Mutter oder Vater nebenbei noch den Job gewuppt bekommt.

          Wenn man irgendwann damit anfängt, das eigene „Kundenklientel“ so zu verachten, ist es vielleicht an der Zeit, sich eine andere Aufgabe zu suchen.

        4. Der letzte Satz war gar nicht auf dich gemünzt, dazu hast du ja vorher auch nichts geschrieben.
          Es ist schön, dass das nicht so ist, wo du wohnst. Ich habe in 30 Kilometer Umkreis keine einzige Hebamme, die eben nicht irgendwelchen esoterischen Quark empfiehlt. Das wäre für mich jetzt weniger ein Problem als die leider untersuchte schlechte Impfbereitschaft der Berufsgruppe.
          In meinem Umfeld wird nur ein einziger Erste-Hilfe-Kurs für Kinder angeboten, das von einem Heilpraktiker. Die Krabben-/Mutterkind-/Geburtsvorbereitungskurse, die ich besuchen wollte bzw. besucht habe, drehten sich ab Stunde eins über Globuli und esoterische Hilfsangebote. Natürlich stutzen da viele Eltern, sie wollen eben das Beste für ihr Kind. Das hat nichts mit Lemmingen zu tun, aber natürlich beeinflussen einen die Gruppen um einen herum. Das ist bei jedem Thema so.

          Ich verstehe, dass ihr für euer Kind mehr tun wolltet bzw. nicht zufrieden wart mit den Angeboten des Kinderarztes. Was ich nicht verstehe ist, warum ihr das hinterher nicht mit dem Kinderarzt besprochen habt. Wie habt ihr den Osteopathen ausgewählt, nach welchen Faktoren? Habt ihr euch davor mit Osteopathie beschäftigt?

          Eltern und Kinder sind übrigens nicht mein Kundenklientel.

        5. Ich habe einige Bandscheibenvorfälle hinter mir und trotz Reha, Physio, etc. immer wieder Schmerzen. Schulmedizinisch gelte ich als „austherapiert“, geholfen hat Osteopathie.

          Ich hatte meinen Osteopathen angerufen ob der einen Kollegen empfehlen kann für Kinder.

          Vermutlich gehen hier die Erfahrungen weit auseinander was Hebammen und Gruppen angeht. Ich möchte gar nicht bestreiten, dass es die Eso – Schiene gibt! Aber die andere Seite gibt es halt auch.

          Ich kann gar nicht genau sagen, wieso wir den Besuch beim Osteopathen beim Kinderarzt nicht erwähnt haben. Es war wohl hauptsächlich ein diffuses Gefühl, dass man dann im Anschluss als eben dieser leichtgläubige Spinner abgetan wird. Und ich möchte diesen Stempel nicht tragen. Der Kinderarzt war nicht dabei und hat den Effekt nicht gesehen. Und wenn er von der Sinnlosigkeit der Behandlung überzeugt ist, wird unsere Aussage nichts daran ändern und er wird für sich denken, dass wir den Besuch beim Osteopathen mit dem zufälligen zeitlichen Zusammentreffen mit dem Erfolg seiner empfohlenen Maßnahmen verwechseln werden.

        6. Danke für die Antwort, so verstehe ich besser, warum du initial dann überhaupt auf das Thema Osteopathie gekommen bist.
          Ich habe selbst als Physio gearbeitet (lang, lang ist es her), deswegen erschreckt es mich, dass manche Laien an der Wirbelsäule von Kindern manipulieren dürfen. Das ist jetzt explizit nicht auf dich und deine Erfahrung gemünzt, sondern ist was ich oben mit den standardisierten Ausbildungen meinte.
          Und das ist auch, was ich an der Osteopathie gefährlich finde. Wenn jemand da gerne hingeht, bitte. Ähnlich wie bei der Homöopathie. Aber es ist eben dann ein kritischer Punkt für mich erreicht, wenn Praktiken mit Gefährdungspotential ohne ausreichend Hintergrundwissen an Kindern und Säuglingen angewendet werden.

          Ihr mögt dafür gesorgt haben, dass eure Kinder in fachliche Hände kommen. Aber vielen Eltern (zumindest denen, dich mich darauf angesprochen haben oder die ich in Foren antreffe) ist gar nicht bewusst, dass das eben richtig gefährlich werden kann und es keine standardisierte Ausbildung dafür gibt. Das halte ich für problematisch.

        7. Da kann ich dir ohne Einschränkungen zustimmen. Schön fände ich es, wenn die fachkundigen Personen, also die mit fundierter Ausbildung, sich gegenseitig im eigenen Einzugsgebiet mehr respektieren würden. Wenn mir mein Kinderarzt von einer bestimmten HNO – Praxis abraten kann, würde er sich dann einen Zacken aus der Krone brechen wenn er im Gegenzug einen Osteopathen empfiehlt, mit dem Hinweis dass die Behandlung auf eigene Rechnung erfolgen muss und die Studienlage dazu spärlich ist? Immerhin könnte man auf diese Art und Weise vermeiden, dass die Leute zu den „Einrenkern“ gehen, die tatsächlich zu einer Gefahr werden können.

          Unser Osteopath hatte während der Behandlungen die Kinder im Schulterbereich und im Hüftbereich gedehnt und „gefaltet“, dabei teilweise auf den Schädel leichten Druck ausgeübt und leicht den Kopf in beide Richtungen gehalten. Keine einzige ruckartige Bewegung, ganz langsame und fließende Bewegungen mit längeren Phasen in denen die Position gehalten wurde. Die Kinder waren während der gesamten Behandlung erstaunlich ruhig und entspannt. Bei der großen Tochter gab es einen kurzen Moment bei der Bewegung des Schultergelenks in dem sie einmal kurz für ein paar Sekunden aufgejammert hat, danach aber wieder ganz ruhig war.

          Wir hatten die ganze Zeit das Gefühl, der Behandler weiß, was er tut. In der Praxis hingen Infoposter zur Influenza – Impfung, zu den Masern („Impfen schützt“) und zur Verbreitung von FSME. Impfgegner war er jedenfalls nicht. Ob er Homöopathie anbietet weiß ich nicht, ich habe diesbezüglich nichts gesehen und es kam nicht zur Sprache. Broschüren hab ich dazu keine gesehen, es gab nur welche von dem städtischen Klinikum und einen dortigen Zentrum für Ernährungsberatung bei Diabetis und Stoffwechselstörungen und sowas.

    3. Es ist ja unbenommen das zu probieren wer davon überzeugt ist. Aber dann bitte auf eigene Rechnung. Es hat sich sowieso die Mentalität festgesetzt, daaa die gkv alles zahlt der Arzt muss es nur aufschreiben.

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Kinderdok.blog

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen