Kontaktreduzierung

Mutter: „Meine Sofie-Marie-Anni hat das so Pickel, das möchte ich angesehen haben.“

fMFA: „Wo ist denn der Ausschlag? Hat Ihr Kind Fieber? Juckt es? Haben Sie schon mal etwas aufgetragen? Seit wann besteht der Ausschlag? Sonst irgendwelche Symptome?“ (Strategisch gekürzte Wiedergabe)

Mutter: „Am Rücken ist das. Kein Fieber. Juckt wenig. Noch nichts draufgemacht. Seit heute morgen. Sonst nichts.“ (siehe oben)

fMFA: „Wir möchten ja im Moment so wenig gesunde Kinder wie nötig in die Praxis lotsen. Daher bieten wir die Möglichkeit an, den Ausschlag per E-mail anzusehen. Sie können ein Foto machen, der Doktor schaut es sich an, und wir melden uns dann wieder.“

Mutter: „Ja. Ok. Kann ich nicht doch einen Termin…?“

fMFA: „Wir möchten die Kontakte reduzieren. Das haben Sie ja auch in der Presse gehört. Damit verringern wir alle das Risiko einer Infektion mit Corona. Wir rufen auch schnell zurück. Wenn der Doktor die Bilder gesehen hat. Sonst bestellen wir Ihre Tochter auch ein, wenn das nötig ist.“

Mutter: „Na gut.“

Vier Stunden später sind die Fotos in unserem Mail-Fach. Sie werden intern weitergeleitet. Ich schaue mir die Bilder an. Ich sehe … kleine Pickelchen am Rücken eines Kindes, wenige trockene Hautschuppen und wenige Kratzspuren. Wenig.

Rückruf nach fünf Minuten.

fMFA: „Der Doktor hat sich die Bilder angesehen. Vermutlich ist das nur trockene Haut. Sieht nicht schlimm aus. Bitte pflegen Sie die Haut mit Babylotion zwei-dreimal am Tag für ein paar Tage, wenn es nicht besser wird…“

Mutter: „Krieg ich dann jetzt einen Termin heute?“

fMFA: „Ja, wenn Sie möchten. Aber der Doktor hat…“

Mutter: „Termin…“

Am Nachmittag ist die Mutter mit Sofie-Marie-Anni in der Sprechstunde. Wir haben sie direkt von der Eingangstür durchgeschickt ins Untersuchungszimmer. Wartezimmer findet bei uns gerade nicht statt. Kontaktvermeidung.

Ich sehe: … kleine Pickelchen am Rücken des Kindes, wenige trockene Hautschuppen und wenige Kratzspuren. Wenig. Empfehlung siehe oben.


(c) Bild bei pixabay- tama66 (Freie Lizenz)

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20 Antworten auf „Kontaktreduzierung“

  1. Oh ja, das kenne ich von meinem Berufsbild auch: Sparkasse, ich für Wertpapiere zuständig, im Januar die Anfrage vom Klientel 80+: Passt der Freistellungsauftrag? Ja, alles okay, wenn nicht können wir den bis 31.12. noch anpassen, bleiben sie jetzt lieber mal zu Hause. Im Kalender am nächsten Tag genau von den Kunden einen Termin! Natürlich kreuzen sie mit dreckiger FFP2 Maske mit gebrochenem Bügel auf uns fragen sofort in meinem Büro, ob sie zum Luftschnappen die Maske absetzen dürfen- Nein, natürlich nicht! In der Kundenhallen stapeln sie sich dann um die 5ct Zinsen im Sparbuch nachtragen zu lassen, dann natürlich wieder Termin bei mir, weil so wenig Zinsen und FSA anpassen… ach ja, natürlich kommen sie mit der Straßenbahn und erklären dann noch lang und breit, dass sie sich nicht einsperren lassen. Ach ja und zum vorbildlich mit ÖPNV angebundenem Impfzentrum ist es zu weit, man wartet, bis der Hausarzt impft! Ach ja, Termine am Mittwoch sind besonders begehrt, da können sie es mit einer Runde auf dem Wochenmarkt verbinden! Ich sage einfach nichts mehr, schüttel innerlich mit dem Kopf! Doch letzte Woche bin ich geplatzt! Da habe ich es raus gelassen, dass ich gerne mich an alles halte, damit bitte, bitte meine Grundschulkinder wieder konstant in die Schule dürfen! Bin gespannt, ob man sich über mich beschwert…

  2. Lieber Kinderdoc, dazu mal eine Frage: Wir hatten Anfang des Jahres genau die gleiche Situation – nur waren bei uns die Pickelchen am Bauch 🙂
    Unsere Kita wollte von unserem Kinderarzt aber ein Attest, dass unser Kind keine ansteckende Krankheit hat. Kinderarzt 1 (Vertretung) hat sich schlicht geweigert und meinte, dass es so ein Attest nicht gibt und dass die Pickelchen nichts schlimmes sind, nur ein wenig trockene Haut.
    Als die Pickelchen zwei Tage später noch da waren und wir kein Attest hatten, hat die Kita sich geweigert unser Kind zu betreuen. Also nochmal zu Kinderarzt 2 (mittlerweile aus dem Urlaub zurück). Hat auch gesagt, dass es nix weiter ist und uns ein Attest ausgestellt, dass das Kind augenscheinlich frei von ansteckenden Krankheiten ist. Das war dann für die Kita okay… Wir wären normalerweise wegen fünf Pickeln überhaupt nicht zum Arzt gerannt, mussten nun aber (mit einem gesunden Kind) zu zwei Kinderärzten aufgrund der Bedenken in der Kita.
    Wie gehst du mit solchen Situationen um? Schreibst du solche Atteste? Gibt es noch andere Möglichkeiten?

    1. Ich frage dann immer doof: „Was bitte schön solls denn Schlimmes sein?“ und bekomme immer die Antwort: „Wer ist denn der Arzt?“ Eben. Ich denke, der tiefere Sinn ist, dass den Eltern nicht mehr vertraut wird. Himmel, ein paar Pickelchen machen noch keine Windpocken. Ein wenig gesunden Menschenverstand kann man auch von Erzieherinnen erwarten.
      Es gibt keine Gesundschreibungen. Und die Praxis ist nicht dazu da, etwas zu begutachten und als harmlos zu bescheinigen. Im übrigen wäre das sogar eine Privatleistung.
      Achja, noch was: Um solche Anfragen zu minimieren, habe ich im Umkreis immer wieder eine Fortbildung für Kindergärten angeboten. Wurde genau 2x in Anspruch genommen.

      1. Gut, mit dem gesunden Menschenverstand kann man nicht immer rechnen wenn z. B. Kinder mit Fieber und unter ibu in die Einrichtung gebracht werden. Aber sonst komplett deiner Meinung. Sinnlose Verschwendung von Ressourcen weil sich Erzieher wichtig machen wollen.

      2. Mich würde schon interessieren, was man in solch einem Fall konkret machen soll: Beide Eltern berufstätig, Kindertagesstätte nimmt Kind nicht ohne Attest, Kinderarzt stellt kein Attest aus?

        1. Naja es haben immer noch die Eltern die Verantwortung…. Home office, zur Oma geben….. Was soll der Arzt da machen es ist seine Zeit und Kraft und wie er schreibt eigentlich privat Leistung. Nur verständlich dass er da ablehnt.

        2. @Kinderdoc: Inhaltlich bin ich ja ganz bei Ihnen. Eine „Gesundschreibung“ ist überflüssiger Schwachsinn – gerade im Zeitalter der Seuche, wenn es klüger wäre, ein gesundes Kind eben nicht in eine Arzpraxis schleppen zu müssen.
          Auf die Barrikaden gehen und den Träger aufmischen sind langfristig sicher gute Lösungen, aber das hilft in der akuten Situation leider nicht.

        3. @mafdet. Ich stimme zu. Das ist aber nicht das Problem des Arztes der sicherlich aktuell viele wirklich kranke Patienten hat.

        4. Haha Träger aufmischen? Noch nicht mitgemacht wie schnell das Kind zum „Problemkind“ wird, wenn man den Erzieherinnen aus ihrer Sicht zusätzliche Arbeit macht?
          Also z.B. die gebuchte Betreuungszeit tatsächlich nutzt oder nicht zum dritten Elterncafe
          innerhalb von zwei Monaten kommt?
          *14:30 an einem Dienstag und danach gehst du hoffentlich mit deinem Kind um 16:00 statt 17:00 Uhr nach Hause.

          Ist dann halt doof, wenn man darauf angewiesen ist arbeiten zu können…

        5. Ich wünsche, dass wir als Eltern UND unser Kinderarzt hier gemeinsam an einem Strang ziehen. Statt das Problem einseitig an die Eltern zurück zu reichen. Ja, mag sein, es ist nicht originäre Aufgabe des Kinderarztes.
          Ansätze wie bei Susanne helfen da schon eher.

          @ Nino: Die Haltung „nicht mein Problem“, Nino, löst aber keine Probleme, und macht es sich m.E. zu einfach. Es ist eben doch auch ein Problem für die Kinderärzte, unabhängig von der Frage, wer die Kosten trägt. Im übrigen bezweifel ich, dass Sie selbst derzeit KitaKinder haben.

          PS: Zu Oma (so überhaupt eine vor Ort ist)… ist in Pandemiezeiten sowieso eine ganz schlechte Idee. Sollte sich inzwischen auch genügend herumgesprochen haben.

          PPS: Und manchmal ist es nicht mal der Träger, sondern zB die Bayerische Landesregierung bzw. das zuständige Ministerium, die sich wie vor Monaten geschehen ausgedacht hat: Kind darf mit Schnupfen/Schniefnase/Husten etc. erst wieder mit eben einer solchen „Gesundschreibung“ in die KiTa! Das haben ua die Kinderärzte nach zwei Wochen canceln können. Aktuell nun braucht es für Heuschnupfen etc eine Bescheinigung vom Arzt, dass dies unbedenklich ist. Alle anderen bei jeder verstopften Nase, gelegentlichem Husten (!) einen negativen PCR-Test oder Schnelltest. Sonst nix Kita!

        6. Nein es ist nicht in erster Linie Problem der Kinderärzte, auch wenn ihr das gern hättet. Man studiert und macht 6 Jahre fa Ausbildung um Erkrankungen zu behandeln, zu heilen und Kinder zu retten oder falls das nicht möglich ist wenigstens zu bessern. Nicht zuständig für org. Probleme des Alltags.

        7. Niemand sagte „in erster Linie“. „doch auch ein Problem“ war da differenzierter.
          Schade , dass Sie ein „ihr“ (Eltern?) – und entsprechend ergänzend zwischen den Zeilen ein „wir“(Kinderärzte?) – daraus machen. Ernsthaft? Kinderarzt gegen Eltern? Das hilft niemand!

          Mal abgesehen davon, dass ich nicht weiß, wo Sie diesen mutmaßlichen Wunsch herauslesen. Ich zumindest reibe mir da verwundert die Augen.

          Es ist mE auch ein faktisches Problem für den Kinderarzt, wenn der Praxisbetrieb zigfach mit solch unsinnigen Attesten verstopft wird. Inklusive der zugehörigen Elterngespräche. Die kosten dann doch die Zeit des Kinderarztes und halten von der eigentlichen Aufgabe ab. Abgesehen vom Ärgernisfaktor. wäre dann Ihrer Logik nach aber nicht „unser Problem“, Nino, sondern „Eures“?
          Im übrigen: Die Dauer des Studiums und Facharztausbildung ist mir bekannt, hier aber ein schlicht sachfremdes Argument.

          Inhaltlich bin ich wie vermutlich viele weiterhin beim Kinderdoc. Sogar fast bei Ihnen, Nino.
          Nur nicht was Botschaft „Euer Problem-nicht meines als Arzt“ angeht.

      3. Wir haben schon seit langer Zeit ein Infoschreiben ausliegen,dass es nur bei einer ganz eingeschränkten Diagnose eine Gesundschreibung gibt. Und das richtet sich allein nach dem Seuchenschutzgesetz. Das bekommen sie Eltern gern kostenlos mit,liegt allerdings auch seit Jahren allen Kitas der Umgebung vor. Aber solange in Kitas nicht Mal die rektale Temperaturmessung erlaubt ist, wird sich an diesem Abklärungswahn nichts ändern.Unsere Erfahrung ist einzig,dass seitens der Kitas dadurch der Betreuungsschlüssel verbessert werden soll. Nur ein Kind zu Hause ist ein guten Kind. Traurig,aber wahr.

  3. Die Pandemie haben wir wohl alle satt und sind der Regeln überdrüssig. Aber sie bleiben der einzige Schutz.
    Ich mag montags schon gar nicht mehr hören bei wem und wo meine Schüler am Wochenende überall waren.
    Ich kann das Bedürfnis nach wechselnder Gesellschaft und sozialen Kontakten sehr sehr gut verstehen. Habe auch zwei Kinder. Aber es ist das Spiel mit dem Feuer. Hier verdichten sich die Hinweise, dass in unserem Bundesland in einigen Teilen des Landes unter den Kindern und Jugendlichen die Inzidenz über 100 liegt. Das ist deutlich mehr als der Landesdurchschnitt.
    Und wird sicher irgendwann die Infektionen unter den Erwachsenen ansteigen lassen. Mit Pech mit fatalen Folgen für einige Erwachsenen/Familien.

    Daher heißt es: weiter durchhalten🥴

  4. Selbst Ebola würde dieses Flat-Rate-Mentalität ( und darauf basiert ALLES) nicht aushebeln. Ohne Smiley,ohne Ironie….nur müde.

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