Meine COVID-Infektion I

Corona Schnelltest

Heute bin ich das erste Mal umgekippt, also so beinahe zumindest. Nach dem schnellen Aufstehen am Morgen, weil die Katze mal wieder nervig ihr Essen eingefordert hat, wurde mir kurz schwummerig, ich wollte mich rückwärts wieder aufs Bett fallen lassen, und bin dann doch recht unsanft daneben auf dem Hosenboden gelandet. Immerhin #Tag6 nach dem positiven PCR-Test und acht Tage nach Symptomenbeginn. Aber der Reihe nach.

Erste Symptome

Letzte Woche am Freitag Abend hatte ich die Praxis abgeschlossen und bin nach Hause gegangen. Dann, wie sich das für einen braven Doktor gehört: Bereits das erste Kratzen im Hals verspürt, passend zum Wochenende. Kann man sich ja ordentlich auskurieren. In der Nacht dann die verstopfte Nase hinterher, na prima. Schnelltest am Samstag war negativ, ich freue mich. Kann man noch schön einkaufen und den Filius mit dem Vatertaxi durch die Gegend fahren. Und? Wer war der entscheidende Patient, der mich ansteckte? Einer der vielen vielen Abstriche, die wir bei den Schnelltest-positiven zur Kontrolle machen mussten (stets mit Handschuhen, Augenschutz und natürlich FFP2)? Oder eines der verrotzten Kinder, die zwar Symptome zeigten und auch abgestrichen wurden, aber vielleicht in einer zu frühen Phase?

Der Sonntag war nicht besser, die Nacht bereits sehr unangenehm mit klimakterischen Hitzewallungen, kurzzeitigen Atemnotanfällen, weil die Rotze bereits den gesamten oberen Luftweg verstopft. Im Schrank nach einem dritten und vierten Kissen gesucht. Hochlagerung, ganz wie im Altersheim damals im Zivildienst. Tatsächliches Fieber gab es keins, aber Kopfweh, Kreislauf und Kotzgefühl im Bauch. Den Impfungen sei Dank, nichts Schlimmeres. Den Booster hatte ich vor Weihnachten. Ich sagte bereits heute die Praxis ab für morgen, so geht das nicht. Zweiter Schnelltest negativ.

Am Montag Morgen dann erstmals positiv, den PCR würge ich mir selbst aus dem tiefen Rachen und den Nasengängen, er geht über die Praxis ins Labor, keine Ahnung, ob als Eilbearbeitung oder nicht, spielt aktuell keine Rolle mehr, weil so sowieso keine Arbeit möglich ist. Zuhause die ganze Zeit die Maske auf, verziehe ich mich ins Schlafzimmer, im Laufe der Woche stapeln sich auf dem Doppelbett diverse Devices, Handy, iPad, McBook, Kindle, gesammelte Bücher. Am Ende sogar aus Verzweiflung die Switch, die zwar viel mehr Spaß am Fernseher macht, aber der ist unerreichbar im Erdgeschoss. Die einzigen, die mich im Laufe der Woche mal besuchen, sind die Katze und der Hund, selten. Die beste Ehefrau von allen sehe ich nur noch kurz am Morgen und am Abend, sie arbeitet selbst im Krankenhaus und kann sich keine Ansteckung leisten. Wer kann das schon. Sie testet sich jeden Tag per Schnelltest, sie bleibt negativ. Noch.

Der Siebzehnjährige verbringt sowieso die meiste Zeit außerhaus, den Rest in seinem Zimmer, treffen wir uns mal auf dem Flur, weil ich auf Toilette und er in die Dusche muss, geht er handerhoben auf Abstand, und im Zweifelsfall mit Anmache, weil meine FFP2 wieder mal im Schlafzimmer zurückblieb. Die Tage ziehen sich dahin, ich mache kaum etwas Sinnvolles, gerade mal eine Kolumne für den Tagesspiegel nächsten Monat (kommt am 6.2.) und diesen Blogeintrag hier und ansonsten viel Prokrastination via Twitter und Instagram-Reels. Wie öde kann das sein, wenn genau die Möglichkeiten eingeschränkt sind, die man sonst so hat? Ich jammere auf hohem Niveau, bin mir meiner Privilegien voll bewußt: Ich bin relativ wenig erkrankt, ich bin nicht alleinerziehend, die Kinder sind groß genug zum alleine versorgen, die Praxis ist arbeitstechnisch gesichert, solange die KollegInnen gesund bleiben.

Beschäftigung

Ich lese: Aktuell sind es „Amerikas Gotteskrieger“ von Annika Brockschmidt, „Erdsee“ von Ursula K. LeGuin, „Just like you“ von Nick Hornby und auf den Ohren „Die Tore der Welt“ von Ken Follett. Alles im Wechsel, alles je nach Stimmung und Laune und Muße, so lese ich schon seit Jahren, immer das, was gerade Spaß macht. Am Samstag freue ich mich auf den „Guardian On Weekend“ über meine Stadtbibliotheks-App, die Tageszeitung darf ich morgens am Küchentisch genießen, wenigstens da verlasse ich meinen Quarantäneraum, die Familie ist unterwegs, ich sitze da mit Maske und offener Terrassentür. Gassigehen ist auch erlaubt, auf die sonstigen Smalltalks mit den anderen Hundebesitzern verzichte ich diesmal. Ansonsten Binge-Watching: The Office auf Netflix mit Steve Carell und die ersten Staffeln von Emergency Room auf Amazon Prime. Im Fernsehen kam die „Wannsee-Konferenz“ und in der Mediathek „Das Begräbnis“. Achja. Zeitvertreib eben.

Immerhin plane ich online den nächsten Urlaub, Geheimnis, wo es hingeht, ein wenig Perspektive in den Alltag bringen, ich schere mich nicht um die Kosten, das muss ich uns jetzt einfach gönnen. Ob nach Omikron das nächste Chaos über uns hereinbricht und die Planungen ins Wasser wirft, ist so unbestimmt, da kann ich genauso auch hoffnungsvoll bei AirBnB nach Wohnungen suchen.

#Tag4, #Tag5 vergehen, ich koche immerhin manches für das Mittagessen und verziehe mich dann mit meinem Teller ins Zimmer, ohne Maske isst es sich besser, und der Rest der Familie braucht keinen unnötigen Kontakt mit dem Virus. Vielleicht ist das „eh schon ums Eck“, wir werden es nach der Inkubationszeit wissen. Auch sie sind geimpft und geboostert, der einzige mit Risikofaktoren bin ich, möge das keine Probleme machen. Aus der Praxis berichten sie von verschobenen Vorsorgeuntersuchungen und Abstrichen, Abstrichen, Abstrichen – das Pooling in den Kitas schlägt voll durch, genauso wie die – dummes Wort – Durchseuchung durch Omikron bei den ungeimpften U5. Da kommt die Nachricht ganz recht, dass die PCRs priorisiert werden für ältere Menschen und das Gesundheitspersonal. Verständlich, aber dann kann man auch die Schnelltests in den Betreuungseinrichtungen einstellen oder muß diese als gültig und „genesenen-wirksam“ ummünzen. Mich erinnert das an die Deichbauer, die einen Sandsack nach dem anderen aufschichten, um am Ende verzweifelt das Wasser fließen lassen, weil es sich seinen Weg immer suchen wird.

Heute dann also umgekippt beim Viel-zu-schnellen-aufstehen, ich finde mich neben dem Bett wieder, mit schmerzendem Hintern und duseligem Kopf. Morgens um halb sechs, gehört hat das niemand, ich stehe auf, mein Herz schlägt mir bis in die Halsvenen zurück. Ist das nun einfach der frühmorgendliche Hypotonus oder doch das Virus oder doch die Vorerkrankung?

Perspektive

Morgen an #Tag7 gibt es einen Schnelltest, ich kann ihn selbst zuhause machen, das erlaubt die KV oder die BG oder wer auch immer das erlaubt, vermutlich mache ich ihn fachlich richtig, denn schließlich waren die diagnosestellenden Schnell- und PCRtests auch positiv. Oder gehe ich lieber in ein offizielles Testzentrum? Sagen wir mal: Da kann ich sicher sein, dass der Test negativ ausfällt. Was man so hört. „Nasenhaare streicheln“ war, glaube ich, der Terminus, den ein Kollege von mir unlängst benutzte. Andere nennen das „Rotze einsammeln“. Egal. Solange meine Symptome noch deutlich sind, und das sind sie, kann ich mir imgrunde einen Test sparen. Dann sollte ich nicht arbeiten gehen.

Ich habe Glück, mir geht es relativ gut. Die Nächte, ok, sie könnten besser sein, aber – Antikörper, seid Dank – schwere Symptome habe ich sonst keine, die Luft ist da, ich kann mich bewegen, kein Fieber. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie es anders wäre. Ich bin dankbar ob der Wirkung der Impfung, aber mein Innerstes hat Angst, dass es eventuell nicht so bleibt, dass die aktuellen Beschwerden länger bestehen bleiben oder Spätfolgen ausbilden. Niemand kann im Moment sagen, wie lange ein Schutz durch Genesung besteht, weil niemand sagen kann, welche Varianten das Coronavirus noch aufzubieten hat. Die Tendenz der Mutanten, den Wirt überleben zu lassen, dafür die Infektiosität zu erhöhen, ist ganz im Sinne des Virus, sich konsequenter und schneller zu verbreiten.

Ich bete, dass meine Frau und mein Sohn verschont werden, die Chancen stehen dank der Booster gut, nach den Erfahrungen vieler Familien in der Praxis eher schlecht. Der Gedanke, dass ich vollständig geimpft bin, in der Praxis sehr auf Infektionsschutz achte, und nun trotzdem erkrankt bin, macht mir Angst, aber vielleicht ist das der Weg: Meine ollen Antikörper zu aktivieren, um eine milde wilde Durchseuchung zu durchleben. Möge diese nun lange bestehen und Schutz bieten.

Und möge überhaupt dieser ganze Corona-Mist mal enden… So. Ich schaue mir noch ein paar Ferienwohnungen auf AirBnB an, wenn´s recht ist. Träume und Wünsche und Hoffnungen stärken das Immunsystem, behaupte ich einfach mal.


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16 Antworten auf „Meine COVID-Infektion I“

  1. Kopfweh, Kreislauf und Kotzgefühl im Bauch hatte ich nach der Dritten Spritze,tolle Nebenwirkungen aber auch das ging nach ein Paar Tagen vorbei

    Wünsche gute Besserung

  2. Ach Kinderdok halte durch und sei bald wieder gesund !
    Ich bin seit Jahren eingeschränkt und weiß, wie öde das ist.

  3. Will ja nicht provozieren….
    Meine ganze Familie (20,18,8 und 4) mein Mann und ich, ungeimpft und immer noch nicht krank, keines der Varianten, obwohl meine großen sich den Genesen-Status herbeisehnen. Wie schafft ihr es trotz Booster euch anzustecken? 🤷‍♀️
    Trotzdem allen eine gute Besserung, ich kann mich an unsere Grippezeit damals erinneren, welche uns auch hin und wieder umgehauen hat.

  4. Gute Besserung.
    Die Corona warnapp zeigt mir auch alle paar Tage neue Begegnungen, ist halt beim mit der U-bahn fahren so. Bisher alle schnelltests noch Negativ. Bleibt abzuwarten wie lange.
    Hoffentlich erwischt mich das Virus dann nicht so schwer wie die Impfung. Eine Woche konnte ich kaum aufstehen. Nach 3 Wochen waren nur Schreibtischarbeiten drin, erst nach 2 Monaten fühlte ich mich das erste Mal wieder gesund. Jetzt 5 Monate später bin ich endlich wieder hergestellt. Hoffentlich wird die Auffrischungsimpfung im März nicht so schlimm.

  5. „Heute bin ich das erste Mal umgekippt, also so beinahe zumindest.“

    So richtig mit dieser „Schwärze“, die sich über das Sichtfeld legt, ohne dass man ohnmächtig wird?

    Das würde ja noch gehen. Zumindest hat man da noch Zeit und teilweise kann man diese körperlichen Zicken auch einfach komplett ignorieren. Beeilen muss man sich aber, sobald das Sichtfeld fast komplett dunkel geworden ist … dann dauert es nicht lange bis die Lichter ausgehen.

    Na wie auch immer, jedenfalls gute Besserung.

  6. Gute Besserung und schnelle Genesung!
    Die Einschläge kommen näher, das merke ich auch. Meine Frau und ich geboostert, die Kinder (5 und 8 Jahre) zweimal geimpft, nächste Woche haben sie vollen Impfschutz.
    Und dennoch – bei der Arbeit, in der Schule, im Kindergarten, die EInschläge kommen immer näher. Ich kann nur hoffen, dass dank Booster und Impfung die eventuellen Verläufe und Symptome mild sind/ bleiben … schauen wir mal!

  7. Pingback: Corona 701 | croco
  8. Alles Gute! Mich wundert die Aussage zum Gassigehen. Ich war bislang davon ausgegangen, dass Quarantäne bedeutet, dass man zu Hause bleibt, ganz egal ob man einkaufen will oder ob der Hund eine schwache Blase hat. Gibt es von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Regeln? Meine Nachbarn hatten sich Ende 2021 von Bekannten helfen lassen, um den Hund ein paar Mal am Tag rauszulassen.

  9. Gute Besserung!
    Wir erwarten jeden Tag den zweiten Strich aus Kita oder Schule… Alle so gut wie möglich geimpft, mehr können wir wohl gerade nicht machen.

  10. Gute Besserung. Bei uns haben wir es mit Booster, Lüften, Isolation, Maske hinbekommen das sich niemand weiteres infiziert hat. Fünf Leute in einem Haus. Es hat funktioniert

  11. Schön, dass ich nicht alleine bin. Auch ich sitze seit Dienstag alleine im Zimmer und gehe dem Rest der Familie aus dem Weg. Symptome hatte ich fast keine: ein wenig Halsweh und etwas Husten. Seit gestern Abend ist der Geruchssinn so gut wie weg. Sonst geht es mir gut. Seltsam, dass das erste PCR (ein Lolly-Test) negativ war. Die gestern klassisch entnommene Probe war dann aber negativ. Nun ja, so harre ich aus, lese, spiele, versuche Büroarbeit zu machen. Aber irgendwie fehlt der Drive. Gute Genesung, Herr Kinderdok!

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