Wir erfahren von ersten Kontakten mit Bildschirmen, von digitalen Kümmerspielen und dass auch Mädchen Minecraft spielen können, wir erfahren nebenbei viel über Datenschutz und Privatsphäre, den Risiken von Fotos im Internet, wie Werbung uns ködert, dass virtuelles Geld keines zum Greifen ist und dass Wikipedia-Wissen kein Garant auf Wahrheit ist. Soweit, so bekannt. Aber in den Geschichten des Buches bekommen die Dinge eine neue, weil kindbezogene Perspektive. Das hat mich beeindruckt. Und Erkenntnisse sind das Wichtigste, was wir uns von Büchern wünschen.
Storytelling ist der Schlüssel zur Wissensvermittlung, das sieht auch der Verlag Kösel so, und Katja Reim lässt ihre eigenen Erfahrungen und Gedanken rund um Handy, PC, Pad, Cyperspace und deren Gefahren (denn es sind immer die Gefahren, die uns diese Bücher und Blogs lesen lassen) einfliessen. In jedem Kapitel findet sich “Bei Maria haben wir…”, “Als Maria dann dies und jenes entdeckte….”, “…habe ich Maria versucht zu erklären”. Das ist sympathisch, wir lesende Eltern identifizieren uns sofort mit der besorgten Mutter und bewundern sie für ihr Engagement und Ideenreichtum.
Und hier sehe ich das Problem des Buches: Es vermittelt Erfahrungswissen, schildert Trial und Error bei Mama Reim und Maria. Die Frage ist nur, lässt sich das nun auf die Kinder der Leserschaft übertragen? Natürlich nicht. Diesen Anspruch wird die Autorin auch nicht haben, schildert sie doch nur exemplarisch ihr eigenes Erleben. Aber ist das Buch dann ein Ratgeber oder (nur) ein Erfahrungsbericht? Lässt sich aus “so haben wir das gemacht” immer ableiten, dass es beim eigenen Kind genauso klappt? Da kommt das Buch an seine Grenzen. “Wie Kinder sicher in der digitalen Welt ankommen und Eltern dabei entspannt bleiben”, verspricht der Untertitel. Das kann ein Buch in dieser Form nicht erfüllen.
Für die anderen braucht es manchmal eben dann doch den mahnenden Zeigefinger eines Manfred Spitzer.
Ab ins Netz?!: Wie Kinder sicher in der digitalen Welt ankommen und Eltern dabei entspannt bleiben
(Affiliate Link zu Amazon)
Link zum Kösel-Verlag/Random House
(Das Buch wurde mir als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, ich rezensiere aber nur Bücher, die ich mich interessieren und die ich mir selbst kaufen würde. Meine Beurteilung wird dadurch nicht beeinträchtigt)
[Dieser Text enthält so genannte Affiliate Links – siehe Impressum]
Nein, M. Spitzer braucht es nicht und niemals auf keinen Fall. Seine sämtlichen Thesen werden seit Jahren schneller widerlegt, als er sein nächstes Buch in einer Talkshow vorstellen kann.
Seine Spezialität ist das Auseinanderreißen von Untersuchungen und Statistiken; dabei verwendet er genau die Teile von Studien, die in sein Weltbild passen, und interpretiert sie sehr frei.
https://www.lmz-bw.de/medienbildung/aktuelles/mediaculture-blog/blogeinzelansicht/2012/stellungnahme-zu-manfred-spitzers-thesen.html
http://www.news4teachers.de/2014/03/mythos-digitale-demenz-forscher-widerlegen-these-von-schaedlichen-auswirkungen-digitaler-medien/
http://www.keine-bildung-ohne-medien.de/pages/zur-kontroverse-um-das-buch-von-manfred-spitzer-digitale-demenz-2012/
https://schulesocialmedia.com/2012/08/22/rezension-manfred-spitzer-digitale-demenz/