Gelesen im Februar

Books HD
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Kindeswohl
von Ian McEwan (übersetzt von Werner Schmitz)
Einer meiner großen Favoriten: Ian McEwan. Nicht alle Bücher haben Nobelpreisreife, aber McEwans Sprache ist so dicht, metaphorisch und lyrisch, dass ich stets in Schwärmen kommen. Dabei bedient er in verschiedenen Sujets (Kriegsromanen, Zukunftsvisionen, Familiendramen, Beziehungsgeflechte, Thriller) das gleiche Thema: Eine vermeintliche bürgerliche Idylle wird durch ein oder zwei Wendungen aus der Bahn geworfen. Hier ist es die Familienrichterin Fiona, die eigentlich ihre eigene zerrüttete Ehe aufarbeitet, sich aber aus Berufsgründen mit ganz anderen Beziehungen auseinandersetzen muß. Ein Plot hinter dem Plot, ein starker jugendlicher Gegenpart zu der älteren Protagonistin und nebenbei die Arbeit einer Familienrichterin in England – sicher penibel recherchiert vom großen McEwan. (5/5)

Das große Hobbit-Buch: Der komplette Text mit Kommentaren und Bildern
von J.R.R. Tolkien, herausgegeben von Douglas Anderson
Doch doch, ich bin ein großer Herr-der-Ringe-Fan, habe quasi über Tolkien promoviert und freue mich auch über die Jacksonschen Filme. Aus dem Anlass der Hobbit-Reihe im Kino habe ich mir daher den Roman neu gekauft. Diese wunderschöne Ausgabe des deutschen Tolkien-Verlages Klett-Cotta versammelt ganz viele Materialien zu dem unterschätzten Vorläufer des Herrn der Ringe – Illustrationen aus den internationalen Ausgaben und zig Fußnoten, die die Komplexität des Werkes unterstreichen. Das macht die eigentliche Lektüre etwas schwierig, aber – man kennt´s ja schon. (4/5)

Ich bleibe hier
von Catherine Ryan Hyde (übersetzt von Marion Plath)
Das habe ich mir über KindleUnlimited als Leih-Ebook auf meinen Kindle gezogen, einfach , weil es auf der Bestsellerliste dort ganz oben stand. Es hat sich gelohnt. Kein tiefgreifend schöngeistiges Werk, aber eine herzerwärmende Geschichte über ein kleines Mädchen, dass durch seine Nachbarn im Mietshaus in Obhut genommen wird, weil ihre eigene Mutter zugekifft in der Wohnung vegetiert. Geschrieben ist das Buch in zwei Perspektiven: Aus Sicht des Mädchens und aus Sicht des Nachbarn Billy, dem schwulen Broadway-Tänzer, der seit Jahren wegen Agarophobie nicht mehr aus dem Haus gegangen ist. Das gibt der Sache zusätzlichen Reiz. Ein Frauen-Buch? Ja. (4/5)

What if?
von Randall Munroe (deutsch von Ralf Pannowitsch)
Oh, ein Sachbuch. Ja, die lese ich wenige, vor allem, wenn sie sich nicht gerade mit Kinderheilkunde beschäftigen. Aber dieses hat mich sehr interessiert, da vom XKCD-Macher Randall Munroe geschrieben. Allgemein bekannt: Munroe versucht, interessante „Was wäre, wenn“-Fragen wissenschaftlich aufzuarbeiten. Aufgelockert und erstaunlich gut ergänzt wird das ganze durch seine berühmten Strichmännchen. Ich habe nicht alles am Ende kapiert, konnte nicht allem Science-Geschwurbel folgen, aber lustig ist´s allemal, vor allem – ganz „Mythbuster“ – , wenn die Fragen in Exzess weitergesponnen werden. Gegönnt sei dem Buch sein Platz auf den Bestsellerlisten. (5/5)

War and Dreams
von Maryse und Jean F Charles (übersetzt von Resel Rebiersch)
Eine Graphic Novel über den Zweiten Weltkrieg, in Rückblenden erzählt am Strand der Normandie, an dem sich die Schicksale von vier Soldaten kreuzen, entflechten und wiederfinden. Sehr schön konventionell gezeichnet, ich fand die Geschichte etwas verworren, aber als kurze Nachmittagslektüre ganz ok. (3/5)

Zahra’s Paradise
von Amir und Khalil (übersetzt von Reinhard Pietsch)
Meine zweite Graphic Novel in diesem Monat, die eindeutig bessere. „Zahras Paradise“ schildert eine Zeit im Iran kurz nach der Grünen Revolution von 2009, als zig Menschen verschwanden, unter anderem Mehdi. Dessen Bruder (ein Blogger) und seine Mutter gehen auf Suche. Ihr Verzweifeln an den Hürden der Bürokratie, der Korruption der Diktatur und dem bigotten Verhalten der Geistlichen erschüttert den Leser. Eine ganz andere Welt, eine Historie, die Europa kaum tangiert, die doch der Menschenverachtung in Pinochets Chile oder Francos Spanien ähnelt, sich naturgemäß aber vielmehr hinter der Religion versteckt. Der Comic ist beworben als „Comic für Teens“, dürfte aber starker Tobak sein. (5/5)

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4 Antworten auf „Gelesen im Februar“

  1. mcewan ist schon auf der liste und was waere wenn liegt schon ein paar wochen hier und wird bisweilen aufgeschlagen. macht spass. hoffe morgen auf laengerer bahnfahrt mal wieder ans lesen zu kommen… da war doch was….. soifz.

  2. Puh, zum Glück kein Spoiler bei „Ich beibe hier“ – da bin ich nämlich erst halb durch. Und finde es ebenfalls ganz fürchterlich herzerwärmend und schön. Als Frau darf ich das ja auch ;).

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