Es ist Zeit, dass sich die re:publica der Medizin widmet

Logos re:publica

Mein verzweifelter Weg zur re:publica

Seit Jahren versuche ich, auf die Digitalkonferenz in Europa zu gehen, die re:publica in Berlin. Häufig hatte ich zuviel Arbeit in der Praxis, schließlich ist das Meeting immer unter der Woche, dann kam Corona, logisch. Fest eingeplant mit Hotel und allem wollte ich 2020 fahren. Die Pandemie durchkreuzte auch diesen Plan. Dieses Jahr war ich endlich in Berlin.

Als Blogger fühle ich mich diesem digitalen Haufen zugehörig, als Twitterer vielleicht auch, obwohl letzteres dieses Jahr im Abgesang war. Elon sei Dank. Spott allenthalben. Ich befinde mich sicherlich im oberen Zehntel der Altersverteilung, was solls. Ich war überrascht, wieviele grauen Haare zu sehen waren. Johnny Haeusler, Mitbegründer der re:publica, ist älter als ich.

Motto Cash

Motti und Promis

Die re:publica hat stets ein Motto, meist etwas kryptisch, immer etwas hipp, immer mit einem „Hä?“, aber immer mit etwas Hintergedanken. „Anywhere the wind blows“ fand ich richtig gut, dieses Jahr nun also „#CASH“, und entsprechend finanzlastig das Programm. Christian Lindner durfte gleich am ersten Tag anrücken und ein paar Eloquenzen, aber dann doch Worthülsen, loswerden, am letzten Tag erschien noch Robert Habeck, diametraler ging es wohl nicht in der Ampel. Saskia Esken bekam den zweiten Tag.

Johnny Haeusler im Gespräch mit Robert Habeck

Überhaupt die Politiker: Kai Wegner wurde heute gesichtet, um einen Kontrapunkt zur Regierungsriege zu bieten (ok, er ist Regierender Bürgermeister der gastgebenden Stadt), der Wissing bekam seine Stage-Location überfüllt, so dass der Eingang geschlossen wurde. Für die Ampel gehört es wohl zum Style, auf einer kritischen, sicher eher linkslastigen Konferenz ein Stelldichein zu geben. Das Publikum tuschelt über die Politikpräsenz, und zelebriert trotz alledem das Promigucken.

Text @Stuttgarter Zeitung

Die wahre Prominenz sind andere: Cory Doctorow, Tupoka Ogette, Mareice Kaiser, El Hotzo (jaja…), Igor Levit, Gilda Sahebi, um nur ganz wenige zu nennen. Sie begeistern das Publikum, weil sie keine politischen Platzhalter:innen, sondern ein überzeugendes authentisches Statement ihrer Sache präsentieren, übrigens auch jenseits des Geld-Mottos.

Das Motto wird traditionell am zweiten und dritten Tag verlassen und klingt nur noch peripher an. Jetzt ist Zeit für andere Themen: Klimakrise, Ukraine, Rassismus, immer Digitalisierung, Verschwörungstheorien und Esoterik. Beim Vortrag von Katharina Nocun am Dienstag kam mir dann der Gedanke, die re:publica sei reif für einen Schwerpunkt Medizin. Motto #BeFit #WhereAble #GetWell. Whatever.

Audience re:publica

re:publica kann Medizin

Die Schnittmengen sind doch nahe: Digitalisierung, KI in der Medizindiagnostik, TI, elektronische Patient:innenakte, Telemedizin, Robotik, Wearables und Sensorik, Gesundheits-Apps, Big Data, New Work. Aber dann auch kritische Auseinandersetzung hin zur Sprechenden Medizin, zur Rückkehr zur patient:innenzentrierten Medizin.

An Tag 2 und Tag 3 kann man sich dann wieder den anderen wichtigen Themen widmen. Insider berichten (😉), früher™️ (zuletzt 2018?) gab es regelmäßig einen Track „re:health“, der genau diese Schnittmengen beleuchtete und Speaker:innen eine Plattform bot, die über aktuelle Entwicklungen und Planungen der Zukunft berichteten.

So etwas kann natürlich auch auf jedem Medizinkongress stattfinden, der Spirit einer Digitalkonferenz geht dabei aber naturgemäß verloren: Zuviel Steuerung durch Firmen, zuviel Einfluß durch Politik und andere Interessenverbände, zu wenig kritische Stimmen, zu wenig Diskussion, zu wenig Vision.

Liebe Tanja, lieber Johnny, lieber Andreas und lieber Markus, wie siehts aus?

Anywhere the wind blows. Die nächste re:publica 24 ist vom 27. bis 29.Mai 2024, in der STATION Berlin.

re:publica

(c) Bilder bei re:publica (CC BY-SA 2.0)


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