sommerzeit – reisezeit – bescheinigungszeit. für patienten, die methylphenidat (= ritalin (r)) mit in den urlaub nehmen müssen, gibt es spezielle formulare, insbesondere für das einführen eines btm-mittels in die vereinigten staaten. so weit. so gut.
da dies keine leistung der versicherungen ist und für eine reise gebraucht wird, gibt es dafür eine aufwandsentschädigung – nach der gebührenordnung für ärzte eine ziffer 70, welche mittels faktorberechnung maximal auf 8,10 euro steigerbar ist. wird nehmen aus praktischen gründen 5 euro. damit wird das ausfüllen eines zweiseitigen formulars bezahlt, welches – ich habe letztens mal geschaut – die arbeitszeit von arzthelferin und arzt für ca. fünfzehn minuten bindet. so weit. so gut.
haken an der sache: der schrieb des arztes reicht dem zoll nicht aus. daher muss am ende des formulars das zuständige gesundheitsamt oder landratsamt seinen stempel und seine unterschrift setzen. kostenpunkt dort – für lesen des formulars und setzen eines stempels: 17 (in worten: siebzehn) euro.
und wir ärzte sind unethisch, wenn wir überhaupt direkt geld verlangen.
Es geht bei Ritalin ja nicht alleine um die beruhigende Wirkung.
Jemand, der ernsthaft an AD(H)S leidet, kann sich schwer konzentrieren und läßt sich durch alles und jeden ablenken, macht ohne Ende Flüchtigkeitsfehler und sieht diese nicht mal beim 20. Mal kontrollieren.
Wer tatsächlich an dieser Krankheit leidet, der hat einen gestörten Stoffwechsel im Gehirn und das Medikament sorgt nur dafür (bei richtiger Dosierung) daß beim Kranken ein Zustand wie bei einem Gesunden hergestellt wird.
Jemandem der schlecht sieht würdest Du doch auch die Brille nicht wegnehmen, oder?
Interessant ist übrigens, daß AD(H)Sler, die nicht medikamentös behandelt werden, ein sehr viel höheres Suchtrisiko haben. Sie rauchen mehr, neigen eher zu Drogenkonsum und trinken Unmengen an Cola und Kaffee.
Da fragt sich doch, was besser ist?
Gebe ich meinem Kind ein Medikament, das es befähigt, in der Schule so gut wie ein gesundes Kind hinterherzukommen, oder verweigere ich ihm dieses und riskiere, daß es später leichter zu Drogen greift?
Wichtig ist halt hier daß man an kompetente Ärzte gerät die es mit der Diagnose genau nehmen und sich das Kind genau anschauen. Und Eltern, die bereit sind, sich mit dem Problem des Kindes genau auseinander zu setzen und nicht gleich nach Medikamenten zu schreien. Manchen hilft auch schon eine Therapie. Aber halt nicht allen.
Was die Gebühren anbelangt: 5,- € finde ich nicht schlimm, aber 17 für einen Stempel und eine Unterschrift finde ich eine Frechheit!
was soll die Aufregung? Es gibt eine Gebührenordnung, die auf Beschlüsse unserer ach so kompetent eingestellten und sozial denkenden (?) “Volksverdrehter” (kein Schreibfehler!) beruhen. Das Rad ist zwar nicht so schnell zurückzudrehen, aber eine Änderung beginnt bei der Berufung dieser Personengruppe
.. Stimmvieh: erinner’ Dich rechtzeitig, dann gibt’s auch nichts zu meckern.
@Abmahner: Das ist mal wieder ein “hochqualifizierter” Kommentar von jemandem, der “ganz viel Ahnung” hat und natürlich bestens über sämtliche Medikamente informiert ist, einschließlich natürlich der “erwiesenen” Folgen die der Gebrauch solcher nach sich zieht. Natürlich gestützt durch “Beweise” der Gegner der “Pharmalobby”.
Wäre ich so süchtig wie es dargestellt wird könnte ich wohl kaum schon monatelang darauf verzichten, oder?
Ich bin ja garnicht gegen die Pharmaindustrie. Hab selbst schon für die gearbeitet, und sehr gern Mirtazapin konsumiert (würd ich wieder machen, aber bin zu faul um mir das Rezept abzuholen – und irgentwie ist es ja auch peinlich).
Ich denke nur, das ein paar Becks am Abend oder auch mal ein Joint genau so beruhigend sein kann. Da muss man keine Krankheit vorschieben, aber erst recht nicht sein Kind schon von klein auf an daran gewöhnen. Ab 16 wäre wohl ein besseres Einstiegsalter.
Wenn ich mein Kind oder mich selbst mit Drogen versorgen würde, dann würd ich mich mit Kritik eher bedeckt halten.
Gelegentlicher Hasch-Konsum ist weit teurer, als einmalig 17 EUR, und hat wohl eine ähnliche beruhigende Wirkung. Von daher… kein Aufreg-Grund.
Vielleicht sollen die 17 Euro auch für das Entziffern der Arzt-Klaue entschädigen 😉
(Ich verweise mal ganz dezent auf Monsterdocs Artikel http://www.monsterdoc.de/2010/geheimsprache-der-aerzte-teil-10/)
Die Deutschen sind einfach versicherungsverwöhnt. Ich habe eine Bekannte in Polen, wenn die akute Zahnschmerzen/Rückenschmerzen hat, muss sie zum Kassenarzt… und ein halbes Jahr warten! Oder sie geht zum Privatarzt, zahlt es aus eigener Tasche und wird direkt behandelt. Und das sind mehr als 5 Euro. Wer sich einen Ausflug in die USA gönnt, wird auch noch die 5 Euro übrig haben für so einen Wisch? Oder nicht? Über die 17 Euro aufm Amt braucht man nicht zu diskutieren.
Ist hier in Norwegen auch so, ich habe ein halbes Jahr auf einen Kinderarzt-Termin für meinen Großen gewartet…aber unser fester Hausarzt hat ihm zum Glück schon vorher Medis gegeben.
17 Euro dafür, dass es einmal auf dem Papier “klack” macht? Sind die noch zu retten? Und da Ämter bekanntermaßen die bürgerfreundlichsten Öffnungszeiten haben *hüst*, darf man vermutlich mindestens einmal umsonst dort antanzen,weil die Sprechzeiten nicht auffindbar sind oder weil der zuständige Sachbearbeiter grad nicht da ist und nur der das darf und überhaupt, was bildet sich Bürger ein, hier was zu wollen…
Schöne Bürokratie…
Und vermutlich müssen Eltern, die evtl. 2 ritalinbedürftige Kinder haben, für jedes ein Formular stempeln lassen? Das wär ja echt der Obergockel..
Ich hab nichts gegen Gebühren/Kosten, wenn sie gerechtfertigt und in angemessener Höhe erhoben werden. (Ich arbeite schließlich auch nicht für Luft 😉 ), aber das ist eindeutig zuviel.
Mal rechnen: Stempel einstellen, aufs Papier drücken, bissel reden, HansOtto druntersetzen macht 5 min á 17,- –>macht einen Stundensatz von 204,- O_O
Und das bissel Stempel- und Kulifarbe ist irrelevant…
Ich habe ja prinzipiell nichts dagegen, dass Gebühren erhoben werden müssen – will ja nicht, dass kinderdok urlaub zu hause machen muss – aber, ich habe etwas dagegen, wenn ich sie bezahlen muss… =)
Schön, daß ich nicht in die USA will – ich bin einer der Erwachsenen der das Medikament braucht. Wobei ich an freien Tagen und wenns nicht unbedingt sein muß darauf verzichte, da ich es mir derzeit kaum leisten kann.
Nicht motzen.
Für die Reisen im Schengen Raum mit BG braucht es ja auch ein Formular, das vom Arzt und vom Apotheker auszufüllen ist. Ausserdem muss ich in der Apotheke noch eine Kopie an die Kantonsbehörden schicken. Der Arzt darf für das Ausfüllen des Formulars etwas verlangen, ich als Apotheker (mit der gleichen Arbeit und noch dazu eine Kopie machen und verschicken) … nicht.
darfst du nicht (steht das wo?) oder ist das geschäftsschädigend, da service am kunden.
auch den zettel für schengen füllt in dtschl nur der doc aus.
Hmm, *verboten* ist das nirgends (nicht, dass ich wüsste), aber ich hätte auch keine Ahnung, unter was ich das verbuchen sollte – sowas wie eine “Beratungsgebühr” gibt es nämlich (entgegen anderslautender Gerüchte) nicht. Und dann hätte ich eine Menge Kunden, die das dann auch “unethisch” fänden.
Aber eigentlich hast Du recht. Ich sollte auch etwas dafür verlangen. Das ist nämlich auch wieder Zusatzarbeit.
Toll, ich hab 2 MPH Kinder…das ist ja echt witzig. Die 5€ finde ich ehrlich gesagt legitim, geht ja in der Praxis von der Zeit einfach flöten.
Bürokratisches Deutschland.
Grüße
Steph
Ich weiß gar nicht, wie die das moralisch vertreten, 17 euro für nen stempeldruck zu verlangen.
– http://provenremedy.wordpress.com/
Tun sie ja nicht. Seit wann hat eine Gebuehrenordnung beim Amt moralischen Grundsaetzen zu genuegen? Mir waers lieber wenn die im Verhaeltnis zum Aufwand steht.