Zecken Update

… ist falsch, weil es imgrunde keine neuen Erkenntnisse zu den Zecken gibt. Aber da die ersten Frühlingstage kommen und die elektronenmikroskopischen Bilder der Zecken demnächst in den Zeitungen und Apothekenschaufenster auf uns schauen, gibt es eine Zusammenfassung, was es zu Zecken im Allgemeinen zu wissen gibt:

– Während der Zecken“saison“ (ca. März bis November, je nach Wärme) Kleinkinder absuchen: Nach Spielen, Kindergarten oder Ausflügen im Freien (vor allem in Gras oder an Feldwegen). Zecken werden oft mit den Beinen oder Armen mitgenommen, sie fallen nicht von Bäumen, halten sich in der Kleidung fest und beginnen dann noch auf dem Körper zu wandern. Gerne suchen sie sich Schlupfwinkel wie Achselhöhlen, Leistengegend oder Ohrrückseite.
– Größeren Kinder das Selbstabsuchen beibringen, vor allem bei Klassenfahrten
– Der beste Schutz sind lange Hosen – Insektenrepellants wirken zwar, aber können Hautreizungen auslösen. Ehrlich: Wer sprüht sich schon regelmäßig ein?
– Zecken kann man problemlos selbst entfernen, dazu habe ich schon mal etwas geschrieben.
– Hauptproblem eines Zeckenstiches sind die FSME und die Borreliose, eine lokale Infektion der Stichstelle gibt es eher selten.
FSME ist in Süddeutschland (in den Zecken) sehr verbreitet, eine tatsächliche Infektion des Menschen aber selten (2013: 383 Fälle deutschlandweit). Die meisten Fälle finden sich bei Erwachsenen (>90%). Wer also über eine Impfung seiner Kinder nachdenkt (zugelassen ab 1. Geburtstag, in der Regel empfohlen ab drei Jahren), sollte sich eher selbst impfen lassen. Die Impfung wird dreimal verabreicht: 0-1-9(bis 12) Monate und sollte alle 3-5 Jahre aufgefrischt werden.
– Die Borreliose ist als Infektion häufiger, verläuft oft unerkannt, vermutlich oft allerdings ohne Folgeprobleme. Sie wird durch Bakterien übertragen. Beim Kind am häufigsten: Die Wanderröte, das Erythema migrans, ein Frühysmptom der Borrelieninfektion. Wird diese erkannt, gibt man 14 Tage Antibiotika und die Borreliose ist ausreichend (!) und erschöpfend (!) behandelt. Ein chronischer Verlauf ist sehr selten, zudem sehr umstritten unter Medizinern, ganze Industriezweige beschäftigen sich damit und verdienen sich eine goldene Nase.
– Zecken müssen nicht untersucht werden – hier verdienen nur die Labore, da die Durchseuchung der Zecken für FSME und Borrelien so hoch ist. Eine Behandlung nur wegen des Befalls der Zecke ist nicht gerechtfertigt, da es nur in einem Bruchteil der Fälle zu einer Infektion kommt.

Siehe auch:
Zecke schnipp schnapp
Hilfe! Zecke!
Infos des RKI zur FSME
Risikobewertung FSME nach Gebieten
Infos zur Borreliose

(c) Foto bei Pw95

23 Antworten auf „Zecken Update“

  1. Kleine Anekdote am Rande: in einer Diskussion mit Impfgegnern kam zum Thema FSME-Impfung der Satz „meine Freunde sind alle geimpft, haben aber trotzdem Zecken, wirkt also gar nicht“. Wobei eine Impfung, die gegen Zecken hilft, könnte ich auch gebrauchen. Egal, wie sorgfältig ich mich kleide, einsprühe usw., nach einer Wandertour im Sommer bin ich immer voll davon und auch erst immer abends, wenn ich schon fast hoffe, ich bin drumherumgekommen.

  2. und: jeder mensch fuehrt eine eingebaute zeckenzange mit sich: daumen und zeigefinger eignen sich, wenn man die fingerspitzen zusammenfuehrt ganz hervorragend. und wie schon geschrieben wurde: keine panik, wenn das koepfchen dieses possierlichen tieres stecken bleibt, ist mir bei den hund oefter passiert, aber mehr ist nie passiert, also keine entzuendung, kein nix. das wichtigste: je frueher die zecke nach dem biss weg ist, desto geringer die infektionsgefahr.

  3. Was einem aber nur selten gesagt wird: es gibt z.B. mit NoBite für Kleidung eine recht gute Möglichkeit sich zu schützen. Der Wirkstoff Permethrin ist ein recht potentes Breitbandinsektizid und sorgt dafür das Zecken, und anderes Krabbelgetier, schon nach kurzer Zeit bewusstlos von imprägnierter Kleidung abfallen. Vielleicht nichts für Kleinkinder, aber für Erwachsene eine Empfehlung.

  4. Fies ist auch, dass die Symptome von Borreliose und FSME am Anfang ähnlich sind. Und bestimmen kann man nur in gewissen Zeitfenstern nach dem Stich.
    Ich hatte hohes Fieber ohne Erkältungssymptome, und rasende Kopfschmerzen.

  5. Einen der sehr seltenen Fälle habe ich im Nebenzimmer sitzen :-/
    Ich ergänze mal noch das zweite Leitsymptom der Borreliose, die grippeähnlichen Symptome ohne Erkältung dabei – also Fieber, Gliederschmerzen, gerne auch mit Kotzeritis. Da bitte auch an die Möglichkeit (!) einer Borrelioseinfektion denken.

    1. Naja, das Kind wird ja abends nicht ungereinigt und in Tagesklamotten ins Bett gehen – also spätestens beim Umziehen alle Hautfalten kontrollieren und die Viecher entfernen.
      FSME wird über den Speichel übertragen, das hat man relativ schnell erwischt. Borreliose hingegen wird über die Ausscheidungen übertragen, das dauert in der Regel länger, bis man da was „verabreicht“ bekommt. Hätte ich „meine“ Zecken schneller entdeckt, hätte ich gute Chancen gehabt, keine Borreliose zu bekommen, trotz infizierter Zecke. Aber nach 2 Tagen hatte sie halt schon mein Blut verstoffwechselt und mich mit ihrer Ausscheidung beglückt.

  6. Ich habe schon Respekt vor Zecken, hatte selbst aber erst zwei davon in den letzten vierzig Jahren. Nun frage ich mich wirklich ob man sein Kind abends immer „untersuchen“ sollte. Ich denke nach einem Wald- oder Angelausflug vielleicht, aber sonst finde ich es nicht so richtig praktikabel. Es freut mich schon, wenn die Gummistiefel draußen bleiben.
    Zur Geburt vom Nachwuchs habe ich eine Zeckenkarte geschenkt bekommen die ich immer in meiner Geldbörse mittrage.
    Letzten Sommer hat mir jemand mit medizinischem Hintergrund empfohlen die Zecke einfach nur zwischen zwei Finger zu nehmen und leicht zu ziehen. So dass die Haut ganz leicht angehoben wird. Nach einigen Sekunden in dieser Position lässt die Zecke dann von alleine los. Kann das jemand bestätigen.

    1. Also ich hatte als Jugendlicher das „Vergnügen“ zu zuschauen wie eine Zecke mein Bein hochkrabbelte und sich dann auf einmal in mein Fleisch bohrte.Auch ich habe versucht dieses Biest mit meinen Fingern zu entfernen aber dieser Blutsauger mochte meinen Saft so gerne das es sich nur mit Hilfe einer Schere beseitigen liess.Ich habe einfach rund um das Tier mein Fleisch geopfert und trage diese Narbe als Warnung das man nicht erstaunt zugucken sondern sofort handeln sollte.

  7. Ich dachte ich bin eine Versagerin weil ich die Zecke immer so abmache dass das Tier nicht ganz rauskommt und etwas stecken bleibt. Das das ok ist hat mir keiner gesagt! Jetzt habe ich es gelesen. Danke Kinderdok.

    Und stimmt: unsere Zecken finde ich nie zu den üblichen Zeiten sondern immer abends beim ins Bett gehen.

  8. Noch eine Stelle für beleibtere Menschen oder Menschen mit etwas runterhängendem Bauch: unter dieser Bauchfalte ist es auch schön warm und leicht feucht. Ich habe die vier sehr kleinen Zecken leider erst 2 Tage nach dem Ausflug in die Walderdbeeren gefunden, fast 3 Monate später erschien erst die Wanderröte (oder jedenfalls erst da an einer für mich sichtbaren Stelle, nämlich am Oberschenkel – „WANDER“röte!).
    Ich hoffe bloss, ich war erst in Stadium II. Und das Antibiotikum hat alle Biester erwischt. So kotzübel wie nach diesem Zeug war mir selten.
    Der nächste Walderdbeerausflug wird nicht mehr mit kurzen Hosen und mitten drin sitzend stattfinden. Und Antibrumm forte wirkt auch gegen Zecken, so als Tipp für Schweizer Mitlesende 😉

    1. Aber immerhin ist es besser als gar kein Schutz. Absolut ist keine Vorsichtsmaßnahme (außer das drinnenhocken vielleicht). 😉 Aber hoho, das muß ja ein besonders hartnäckiges Viech gewesen sein! :-O

  9. Und bitte, bitte nicht die Zecken oder die herausgezogenen Reste mitbringen. Die Zecken müssen nicht untersucht werden!!
    Hohe Durchseuchung und trotzdem sehr seltener chronischer Verlauf bei Borreliose sprechen gegen eine prophylaktische Behandlung.

  10. „…Kleinkinder nach Spielen, Kindergarten oder Ausflügen im Freien … absuchen“

    Warum soll man sie denn nicht einfach nach Zecken absuchen? Und warum muss man das Absuchen draußen durchführen?

    *scnr*

  11. Der letzte Satz wirft eher Fragen auf, als das er beruhigt. „Hohe Durchseuchung spricht doch eigentlich für prophylaktische Behandlung?!“

    Ist das „hoch“ falsch und es muss niedrig heissen? Oder fehlt ein Nebensatz der Art „… und die Infektionswahrscheinlichkeit ist so niedrig …“?

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