wie würden sie entscheiden no.2

ich habe der mutter klar gesagt, dass ich hier die grenzen der freundschaftlichkeit überschritten sehe. die ärztekammern schauen immer mehr kritisch auf so genannte gefälligkeitsbescheinigungen, die die ärzte ausfüllen, um andere dinge zu verschleiern. ganz klar: das alles läuft auf betrug heraus.

aber mir sind auch die zwänge bewußt, unter der die mutter steht. kein babysitter, zwangstermin beim arbeitsamt usw. aber: der aa-termin war ihr bereits wochen vorher bekannt. und zahnen ist nun wirklich kein krankheitsgrund. das kind war übrigens bei der vorstellung top und fit und fröhlich und nett – keine anzeichen von leiden.

als empathischer kinderarzt sollte man aber den spagat zwischen hilfe für die eltern und mißbrauch von bescheinigungen auf irgendeine art hinkriegen. wir haben uns also beide darüber geeinigt, dass die anfrage des arbeitsamtes unter aller kanone ist (so diese so stattgefunden hat, wie die mutter es sagt, aber primär muss ich ihr mal glauben) – und dass weder eine solche bescheinigung noch die davor stattzufindende untersuchung auf kosten der krankenkasse zu bringen sei. also gabs eine „bescheinigung über den praxisbesuch“ (siehe sunny weiter oben) und die bitte, sich beim nächsten anliegen in dieser sache, eine andere lösung zu finden (z.b. kind mitzunehmen).

nebenbei für alle diskutanten: wie schon erwähnt, das kind war völlig unbeeinträchtigt. das arbeitsamt näher als die kinderarztpraxis. und der termin schon ewig bekannt.

18 Antworten auf „wie würden sie entscheiden no.2“

  1. Kann mir jetzt nochmal jemand erklären, warum man ein Kind nicht mit aufs Amt nehmen kann?

    Wegen des Wetters? Ist doch wohl ein Scherz, die sollen froh sein, wenn das Kind mal an die frische Luft und was zu sehen bekommt. Wegen der Wartezeit? Gibt’s da keine Wartenummern, so dass man die Zeit abschätzen und noch eine Runde drehen kann (so man denn überhaupt Stunden warten muss)? Weil die Mutter zu dumm ist, ein paar Bilderbücher einzupacken? Kann man ihr doch sagen, wenn sie schon nicht selbst drauf kommt. Weil der Beamte keine Kinder mag? Der soll sich gefälligst anständig benehmen. Weil die Mutter ihr Gör nicht erzogen hat und es nach fünf Minuten anfängt rumzuzicken? Wen kümmert’s (außer der Mutter)?

    Ich sehe das Problem irgendwie immer noch nicht.

    1. @Dodo

      Auch wenn ich Ihren Ausführungen grundsätzlich zustimme, finde ich folgende Fragen – wohlwollend ausgedrückt – bedenklich:

      „Weil die Mutter ihr Gör nicht erzogen hat und es nach fünf Minuten anfängt rumzuzicken? Wen kümmert’s (außer der Mutter)?“

      Die erste Frage impliziert, dass herumzickende Kinder grundsätzlich ein Ergebnis mangelhafter Erziehung seien. Eine ziemlich unverschämte Unterstellung. Schon mal was von Autonomiephase gehört?

      Zur zweiten Frage: Die Umsitzenden wird es schon kümmern. So ein Kind aus der Autonomie-Bundesliga kann einem nämlich ganz schön auf den Sack gehen. Die Betroffenen unterscheiden sich hier weniger durch die eigene Stresstoleranz als durch die (nicht) vorhandene Einsicht, dass es eben unvermeidlich ist und daher einfach hinzunehmen ist.

      Ein Grund mehr für die AA-Sesselpuper, sich bei der Terminvergabe mal etwas mehr an den Belangen Alleinerziehender zu orientieren.

  2. Den Fehler hat die Mutter schon gemacht, als sie sich auf die Schwachsinnige Anweisung der „Agentuer“ einließ, die bekanntlich jeden Scheiß können (und machen), nur keine Arbeit vermitteln.

    Wo ist das Problem, der AA-Schnepfe zu sagen: „Mein Kind ist NICHT krank und deswegen werde ich auch NICHT zum Arzt gehen, weil das komplett sinnfrei wäre! Entweder werden Sie flexibler in der Termingestaltung oder ich bringe meine Brut mit hierhin und alle haben was davon.“?

    Damit das Kind nicht so drunter leidet, halt entsprechend ausgerüstet da auflaufen und sich mit Kind ungeniert beschäftigen. Bei entsprechendem Gebrüll wird der eigene Termin evtl. sogar wie von Zauberhand beschleunigt …

    1. *g*

      Also DAS finde ich pragmatisch. Bleibt nur zu hoffen, dass die Dame einen fahrbaren Untersatz besitzt, damit auch eine angemessene Menge „Ausrüstung“ mitgenommen werden kann.

      Ist jedenfalls besser, als eine Ausrede beim Kinderdoc zu beantragen …

      Nemesis

      1. Fahrbaren Untersatz braucht es nicht. Wickeltasche muss ja eh mit. Darin hat je nach Kindesalter ein Stapelturm Platz, der beim Umfallen schön poltert oder eine laute Rassel Marke Eigenbau (getr. Erbsen in der Tupperdose) oder ein Einschlaftier mit Spieluhr zum Immerundimmerwiederaufziehen.

        Wenn es etwas gibt, das mit Kindern wirklich einfach ist, dann ist es sie zum Lärm machen zu bringen. Und da Kinderlärm höchstrichterlich nahezu unangreifbar gemacht worden ist … 🙂

    2. Das Problem ist genau DA: „die AA-Schnepfe“ (die wahrscheinlich weder Flügel noch Schnabel hat und möglicherweise auch keine Federn…) sitzt am längeren Hebel. Die findet ganz schnell mal einen Grund, um das ALG zu streichen, und dann beweis mal, daß das nicht stimmt: „wenn der Beamte das so schreibt, gilt das als Anscheinsbeweis.“ (Das ist zwar nicht deutschem, sondern französischem Recht entnommen, aber was solls. In richterlichen Köpfen funktioniert es schnell mal so. Warum auch sollte ein Beamter lügen, der hat ja nix davon – und hätte er was davon, ginge es um Bestechung…)
      Entsprechend wird das mitgebrachte Kind womöglich als Provokation gewertet…

      Und selbst wenn man das nicht beweisen kann: die Befürchtung ist allemal da, und aus genügend Berichten anderer genährt.

      1. Ich schätze doch mal, dass die Gründe, aus denen so eine AA-Tussi (wir wollen die Vogelwelt wirklich nicht weiter beleidigen) das ALG II streichen kann, aus irgendeiner Rechtsnorm hervorgehen. Demnach lässt sich leicht prüfen, ob so eine Streichung rechtswidrig war.

        Spätestens, wenn sich nach einigen Fällen herausstellt, dass solche Streichungen willkürlich ohne Rechtsgrundlage erfolgen, dürfte die AA-Tussi Schwierigkeiten bekommen, und sei es nur, weil ihr nicht minder arbeitsscheuer Chef keinen Bock hat, sich mit den Beschwerden von Anwälten der geschätzten Kundschaft rumzuschlagen.

        Außerdem soll man da ja nicht bewusst provokativ auftreten, sondern sich ganz normal kindgerecht verhalten. Sofern das Kind stört, wird es ja sicherlich ein Gespräch hierüber geben, in dessen Verlauf man klar machen kann, dass es ohne Babysitter eben nicht anders geht.

        Da sehr wahrscheinlich nicht wenige ALG II-Bezieher alleinerziehend sind, muss die AA hierfür Lösungen bereit stellen, nicht der Bürger.

        Mit gefälschten Attesten fördert man die Denke der AA-Tussen jedenfalls nur.

        1. Das Problem ist, daß da immer ein „Ermessensspielraum“ besteht – und du im Zweifelsfall wirklich schlechte Karten hast, die Überschreitung des Ermessensspielraums zu beweisen.
          Wenn die Frau sagt, „da kann ich nicht kommen, mein Babysitter ist ausgefallen“, kann man das so auslegen, daß sie dem Arbeitsmarkt nicht wirklich zur Verfügung steht.

          1. Vor allem bedenke man, wer das Geld verteilt, sitzt am längeren Hebel. Wird der Mutter das Geld gestrichen, was dann? Außerdem, Lebenslauf hört sich nach ALGI nicht II an.

          2. „Wenn die Frau sagt, „da kann ich nicht kommen, mein Babysitter ist ausgefallen“, kann man das so auslegen, daß sie dem Arbeitsmarkt nicht wirklich zur Verfügung steht.“

            Aus dem Grund habe ich ja auch NICHT empfohlen, dem Termin fernzubleiben, sondern das Kind mit hin zu nehmen. Wenn das ein paar mal tierisch genervt hat (aber natürlich rein im Rahmen dessen, was man einem Kind zugestehen muss), kommt der Sesselpuper bei der AA vielleicht mal auf die Idee, seine Termine nicht wie Louis XIV zu verteilen, sondern ein wenig auf die Bedürfnisse seiner „Kunden“ einzugehen.

            Schaffen Ärzte ja auch – und sogar einige Behörden.

  3. Der Wahnsinn, um nicht zu sagen die skandalöse Entmündigung beginnt doch schon dort, wo eine eigene Berufsgruppe den Menschen sagt oder bestätigt, ob sie krank sind oder nicht!
    Also würde irgendjemand mich oder mein Kind besser kennen können als ich!

  4. Faire Lösung! Aber wir Muttis sind oft die Deppen, ich nehme meine Kids immer bei solchen Gelegenheiten mit, ist doch nicht mein Problem, dass manche da doof gucken 😉 Kinder gehören dazu…klar sie nerven manchmal…ja, und?

  5. für mich stellt sich das so dar:
    Auf der einen Seite: Unerfahrender Mutter mit erstem Kind, vielleicht ca. 6 Monate alt, ist die vorausschauende Wochenplanung noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist. Außerdem hat das Amt ihr diese Lösung vorgeschlagen, der sie in Treu und Glauben folgt.
    Auf der anderen Seite: kinderdoc, alles schon hundertmal gesehen.
    Da ich in derselben Situation mit Kind bin lautet meine Meinung so: seid mal ein bisschen nachsichtig mit uns jungen Müttern. Wir treffen nicht absichtlich ungeschickte Entscheidungen und wollen niemanden nerven. Was ich hier lesen muss! Ständig sind wir die Deppen, weil wir Fragen stellen und überhaupt uns blöd anstellen. Wenn die Mutter ahnen würde, was sie losgetreten hat! Und alle wissens immer besser! Lösung in der konkreten Frage hier? Wie es kinderdoc getan hat: Bescheinigung ausstellen, Sachverhalt klar machen. Dann wird sowas von der Mutter zukünftig (besser) bedacht werden können. @kinderdoc: Alle Angehörigen einer Profession vergessen wie es ist, das, was sie gelernt und lange geübt haben, nicht zu können. Die Auseinandersetzung damit ist DEINE Aufgabe.

    1. @mari – nein nein, ich unterscheide schon sehr klar zwischen „jung und unerfahren“ und „erfahren und abgezockt“. das kind ist schon anderthalb und die mama hat bei mir schon andere sachen „gebracht“ (hallo, kann ich nochmal eine schachtel zäpfchen bekommen, die andere habe ich meiner nachbarin geschenkt…). ich kenne meine pappenheimer.

  6. ich finde dass diese entscheidung schon schwierig ist. ärzte sind nicht dafür da müttern mit gesunden kindern atteste aus zu stellen.
    andererseits kenne ich die situation der mutter nicht und es gibt schwierige lebenslagen in denen mal ein „schein“ attest weiter hilft.
    ich hätte pesönlich mein kind mit genommen – klar wäre es eine tortur fürs kind, für mich und für alle mitwartetenden gewesen – aber wenn ich es nicht schaffe vorher diesen termin zu verschieben – oder die „netten“ beamten kein aufschub dulden- müssen wir da eben alle durch.

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